Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Grünstadt (Kreis Bad Dürkheim) 
Jüdischer Friedhof 
    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
    
Siehe Seite zur Synagoge in Grünstadt  (interner Link)   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes            
   
Der jüdische Friedhof in Grünstadt wurde um 1700 angelegt (auf den Flurstücken Nr. 2522 und 2521). Die Flächen der beiden Grundstücke (vor der Erweiterung) umfassen 51,50 ar + 26,80 ar. 1881 ist der Friedhof erweitert worden (Grundstück Nr. 2522/2 mit einer Fläche von 3,50 ar. Die zusammenhängenden Friedhofsflächen werden in Publikationen teilweise als zwei Friedhöfe (alter und neuer Friedhof) gezählt. 
  
Der Friedhof wurde auch von den jüdischen Gemeinden (beziehungsweise jüdischen Familien) in folgenden Orten genutzt: Asselheim, Altleiningen, Bissersheim, Kirchheim, Lautersheim, Neuleiningen, Obersülzen, Obrigheim, Sausenheim und Wattenheim. 
  
Der Friedhof steht seit 1989 unter Denkmalschutz. Der älteste erhaltene Grabstein ist von 1743.  
 
Hinweis zur Dokumentation/Kartierung des Friedhofes (eingestellt April 2024): In Grünstadt hat eine Gruppe von Ehrenamtlichen unter der Leitung von Dr. Robert Danziger vom Verein Mannheimer Mapathons (https://mamapa.org/) einen digitalen Belegungsplan des jüdischen Friedhof erstellt: https://mamapa.org/friedhoefe/leaflet/datafiles/gs/friedhof-gs.html.  
  
  
Aus der Geschichte des Friedhofes   
Die erste Schändung des Friedhofes in der aufkommenden NS-Zeit (Ende August 1930)

Gruenstadt Israelit 11091930fn.jpg (97417 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1930 : "Grünstadt, 8. September (1930). Herr Lehrer H. Lion aus Grünstadt schreibt uns: Auf unserem jüdischen Friedhofes haben vor etwa 8 Tagen bübische Hände ihr grauses, frevelhaftes Spiel getrieben. Das Haupttor wurde gewaltsam erbrochen, die am Eingange befindliche Vorhalle, worin den Trauernden aus priesterlichem Munde Trost gespendet wird und die Einsegnung der Toten stattfindet, in kaum wiederzugebender Weise besudelt, die Wandung teilweise hinausgestoßen und die Dachung durch Steinwürfe beschädigt. Ferner wurden ca. 5-6 Grabsteine umgeworfen und zum Teil beschädigt, u.a. ist auch die dem Andenken des für sein Vaterland gefallenen Krieges Schmidt geweihte Tafel mutwillig entfernt worden. - Die Vorstandschaft hat gemeinsam mit dem Schreiber dieses bereits von dieser Schandtat das hiesige Bürgermeister- und Polizeiamt verständigt; außerdem hat auch der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde, Herr Berthold Jacobi, dem Bezirksamt und der Staatsanwaltschaft in Frankenthal persönliche Anzeige erstattet, die selbstverständlich ihrer Entrüstung über diese feige hyänenhafte Tat Ausdruck gaben und sich bereit erklärten, alle Schritte zur Aufdeckung derselben zu tun. Wir haben uns inzwischen selbst augenscheinlich von dem vandalischen Zerstörungswerk überzeugt und mit brennendem Weg empfunden, dass gewissen dunklen Elementen selbst die Heiligkeit und die geweihte Stätte eines Friedhofes, die Ehrfurcht vor dem Tode und die Ruhe und der Friede der stillen Schläfer nicht Halt gebieten können vor solchem verbrecherischem Heldentum."   
    
Gruenstadt Israelit 19091930.jpg (42963 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1930: "Grünstadt, 5. September 1930. Zu der bereits gemeldeten Schandtat auf dem hiesigen jüdischen Friedhof ist noch zu berichten, dass es der hiesigen Ortspolizei glücklicherweise gelungen ist, die beiden 17jährigen Burschen Adam Strack und Jakob Kraft von hier der Gräberschändung alsbald zu überführen. Beide legten ein volles Geständnis ab und erklärten, die Tat aus reinem Mutwillen verübt zu haben. Das gerichtliche Nachspiel wird wohl noch näheren Aufschluss darüber bringen, ob diese ruchlose Handlung nicht etwa doch, wie wir anfangs wähnten, auf die Verhetzung seitens einer gewissen judenfeindlichen Partei zurückzuführen ist. Die beschädigte Einsegnungshalle ist übrigens bereits wieder auf Veranlassung des hiesigen Bürgermeisters instand gesetzt worden." 

  
Weitere Friedhofschändung im Frühjahr 1931  
Anmerkung: im Artikel wird falsch Herresheim statt Herrnsheim geschrieben 

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 10. April 1931: "Friedhofschändungen ohne Ende! Neue Untaten in Grünstadt und Herrnsheim.
Das Entsetzen, dass die ungeheure Serie von 100 Friedhofschändungen nicht nur innerhalb des deutschen Judentums, sondern innerhalb des gesamten deutschen Kulturkreises hervorgerufen hat, konnte diejenigen Elemente, die einer sinnlosen Wut durch solche Verbrechen Ausdruck geben, nicht abhalten, in ihrem verabscheuungswürdigen Tun fortzufahren. Seitdem wir die 100. Friedhofschändung mitteilen mussten, haben sich wiederum zwei neue Schändungen jüdischer Friedhöfe zugetragen. Die eine betrifft den jüdischen Friedhof in Grünstadt in der Pfalz, der schon vor nicht allzu langer Zeit Gegenstand einer solchen Untat war. Wiederum wurden auf diesem Friedhof zwei Grabsteine umgelegt und auch sonst Steine besudelt und beschädigt. Der Vorstand der dortigen israelitischen Gemeinde hat sofort nach der Entdeckung die Polizei verständigt, die die notwendigen Schritte zur Aufhellung der Tat unternommen hat. Es ist leider bis jetzt noch nicht gelungen, die Täter zu entdecken.
Nicht weit von diesem Orte, nämlich in der hessischen Pfalz, ist ebenfalls eine Friedhofschändung zu verzeichnen, die sogar einen noch weit größeren Umfang angenommen hat. Auf dem jüdischen Friedhof in Herrnsheim bei Worms wurden etwa zehn Grabsteine umgeworfen und beschädigt. In Herrnsheim wohnen zur Zeit nur noch zwei jüdische Familien, in dem benachbarten Abenheim, dass diesen Friedhof ebenfalls mit benutzt, wohnt nur noch eine Familie. Die Nachforschungen nach den Tätern wurden durch Beamte der Landeskriminalstelle sofort aufgenommen, jedoch ist eine Aufklärung leider noch nicht gelungen."    

   
    
Lage des Friedhofes   
    
Der Friedhof liegt westlich des Ortes im Industriegebiet bei der Max-Planck-Straße - Flur "Sandtkaut" nördlich der Obersülzer Straße.
    
    
    
Fotos  
(weitere Fotos in den Fotoseiten von Stefan Haas https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp)        

Der Friedhof im November 2004
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 4.11.2004) 

  
Gruenstadt Friedhof 055.jpg (65082 Byte) Gruenstadt Friedhof 051.jpg (61302 Byte) Gruenstadt Friedhof 054.jpg (56371 Byte)
Eingangstor Im älteren Teil des Friedhofes Grabstein mit großer Levitenkanne
     
Gruenstadt Friedhof 052.jpg (70162 Byte) Gruenstadt Friedhof 053.jpg (67537 Byte) Gruenstadt Friedhof 050.jpg (74032 Byte)
Teilansichten des Friedhofes Neuere Grabsteine (1930er-Jahre)
   
     
     

Fotos des Friedhofes nach einer Abholz- und Neupflanzaktion im Frühjahr 2011
(Fotos: Michael Ohmsen, April 2011; weitere Fotos von Michael Ohmsen zum jüdischen Friedhof in Grünstadt auf seiner Fotoseite)      

Gruenstadt Friedhof 824.jpg (167674 Byte) Gruenstadt Friedhof 822.jpg (227409 Byte) Gruenstadt Friedhof 823.jpg (153382 Byte)
Teilansichten des Friedhofes nach der Abholz- und Neupflanzaktion
     
Gruenstadt Friedhof 821.jpg (176943 Byte) Gruenstadt Friedhof 825.jpg (154664 Byte) Gruenstadt Friedhof 826.jpg (182805 Byte)
Neu gepflanzter 
Baum 
Unter der Aktion haben einige Grabsteine schwer gelitten; 
oben ein zerbrochener Grabstein (Sockel in der Mittel und abgebrochene Platte 
auf dem Foto rechts oben)
  
     
 Gruenstadt Friedhof 820.jpg (181162 Byte)   
 2009 errichteter Gedenkstein für die aus Grünstadt stammenden Margot Seelenberger Haas
 (1911-2007) und Gustav Seelenberger Haas (1914-2005); errichtet von den 
Familien Seelenberger und ihren Nachkommen.
   
     

      
      

Links und Literatur

Links:

bullet Website der Stadt Grünstadt 
bulletZur Seite über die Synagoge in Grünstadt (interner Link)   
bulletFotos zum jüdischen Friedhof Grünstadt in den Fotoseiten von Stefan Haas https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp 
bulletBelegungs-/Grabsteinplan des Friedhofes: https://mamapa.org/friedhoefe/leaflet/datafiles/gs/friedhof-gs.html    

Literatur:  

bulletBernhard Kukatzki: Der jüdische Friedhof in Grünstadt. Schifferstadt [u.a.]: 1994. - 24 Seiten.
bullet Maria Schwarze-Kaufmann: Spurensuche - Jüdisches Leben im Leiningerland: Ausstellung eines Kurses für Bildende Kunst der 13. Jahrgangsstufe des Leininger-Gymnasiums in Grünstadt. In: Sachor 6 1996,2 = H. 12, S. 55-58.
bullet Jüdischer Friedhof Grünstadt : eine Foto-Dokumentation von Bernhard Kukatzki, Mario Jacoby, Erika Sulzer-Kleinemeier. Hrsg. von der Stadt Grünstadt. - Grünstadt Stadtverwaltung, 2004. - 96 S.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 133-135 (mit weiteren Literaturangaben). 

   
    

                   
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Stand: 06. Oktober 2024