Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Erfurt (Landeshauptstadt von Thüringen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Erfurt wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 1.1.2017.     
      
      
Übersicht:   

Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
-  Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde bis 1840 (Bericht von 1840)  
J
üdische Geschichte in Erfurt und Thüringen nach den Verfolgungen in der Pestzeit (Beitrag von Rabbiner Dr. Siegbert Neufeld, 1920)  
-  Beschreibung der Gemeinde (1887)  
Aus der Geschichte des Rabbinates    
R
abbiner Dr. Isaak Heilbronn wechselt von Stavenhagen nach Erfurt und empfiehlt seine bisherige Stelle als Prediger und Religionslehrer (1859)  
Ausschreibung der Stelle des Rabbiners, Predigers und Religionslehrers (1885)    
-  Dr. Siegmund Feßler wird zum Bezirksrabbiner gewählt (1886)   
-  25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Salzberger (1911)    -   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, Kantoren und Gemeindediener   
-  Ausschreibungen der Stelle des (1. und 2.) Lehrers und Vorbeters (1858 1859 / / 1862 / 1869)      
-  Ausschreibung der Stelle des Gemeindedieners und Hilfsschächters (1880)     
-  Ein Prediger ("geistlicher Redner") für die Synagoge konnte noch nicht gefunden werden (1846)    
-  Ein Prediger und Religionslehrer konnte angestellt werden (1853)  
Anzeige der Pergament- und Trommelfabrik in Linderbach von B. Sondermann (1867) - unter Aufsicht von Kantor Glück    
-  Anzeige von Kantor J. Glück (1873)       
-  Kantor J. Glück scheidet nach 20-jährigem Dienst aus dem Amt - sein Nachfolger ist Kantor Rothschild (1873) 
Über die "Handelsfachschule" von Dr. Moritz C. Wahl in den 1870er- und 1880er-Jahren       
-  Anzeige der "Handelsfachschule" von Dr. Moritz C. Wahl (1869 / 1872)  
Über die "Handelfachschule" von Dr. Moritz C. Wahl (1873) 
Prüfungen in der "Handelsfachschule" von Dr. Moritz C. Wahl (1874)   
Anzeige zum Tod des Direktors der "Handelsfachschule" Dr. Moritz C. Wahl (1887)           
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
D
ie "Konfirmationsfeier in der Synagoge" ist als Publikation erschienen (1877) 
Fund mittelalterlicher Grabsteine - Gründung eines Israelitischen Jungfrauenvereines (1880)   
Nach der Einführung eines Harmoniums in der Orgel hat sich eine orthodoxe "Israelitische Religionsgesellschaft" gegründet (1884)     
-  Festessen zum Chanukkafest in der israelitischen Religionsgesellschaft (1890)      
-  Jüdische Personen können nicht Mitglied im "Verein zur Bekämpfung der Unsittlichkeit" werden (1895)     
-  Tagung des Vereins israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands in Erfurt (1895)      
-  Zuzug galizischer Juden - die Erfurter Handelskammer sieht Probleme (1902)      
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
-  50-jähriges Jubiläum von Professor Dr. Unger (Lehrer am Realgymnasium) und Ernennung zum Ehrenbürger (1860)   
-  Unteroffizier Otto Bibo wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1870)     
-  Erinnerung an Prof. Unger und Klage über antisemitische Lehrer am Realgymnasium (1894)    
-  70. Geburtstag von Isaac Lamm, Vorsitzender des Gemeindevorstandes (1896)  
-  Zum Tod des Gemeindevorstehers Isaak Lamm nach 40-jähriger Amtszeit in der Gemeindeverwaltung (1905)  
70. Geburtstag des Kriegsveteranen Otto Bibo (1912)   
Über Rabbiner Dr. Georg Salzberger (Bericht zu seiner Tätigkeit als Feldrabbiner bei der 5. Armee - Kronprinzen-Armee, 1915)    
-  Leopold Rosenstein erhält das Eiserne Kreuz (1916) 
Z
um Tod des ersten Vorstandes der Synagogengemeinde, Justizrat Wilhelm Zander (1920)   
R
echtsanwalt Dr. Ludwig Freudenthal wird zum ersten Vorsitzenden des Centralvereins (Landesverband Thüringen) gewählt (1926)      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen sowie weitere Dokumente    
A
nzeige des Konfektions-Geschäftes en gros & en detail Gebr. Lamm (1860)      
-  Anzeige des Konfektionsgeschäftes H. Basch (1863)      
-  Anzeige von Simon S. Frank (1866)  
A
nzeigen des Manufakturwaren-Geschäftes Wahl jr. & Co. (1868)      
-  Anzeige von Adolph Schönstadt (1873)  
Postkarte aus Charkow an Ernst Benary in Erfurt (1890)  
Postkarte der Schuhfabrik Hess (1924)   
Kennkarte aus der NS-Zeit für Marie Scheuer geb. Neuburger aus Erfurt (1939)    

    
    
    
Allgemeine Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde bis 1840 (Bericht von 1840)  
Anmerkung: die Angaben sind nach den historischen Forschungen der letzten Jahrzehnte überholt; vor allem gab es 1349 keine 6000 Seelen umfassende jüdische Gemeinde in der Stadt. Man geht nach neueren Forschungen von etwa 3000 Toten bei der Verfolgung in der Pestzeit in Erfurt aus.   

Erfurt AZJ 01081840.jpg (231593 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1840: "Erfurt, 19. Juli (1840). Indem durch die jüngste Einweihung der hiesigen Gemeinde wohl einige Aufmerksamkeit zugelenkt worden, gestatte ich mir einige Bemerkungen über dieselbe. Bekanntlich fand im Jahre 1349 eine heftige Judenverfolgung hier statt, wodurch eine, mehr als 6000 Seelen fassende Gemeinde mit Stumpf und Stiel ausgerottet wurde. Überreste aus dieser Vorzeit sind noch häufig ausgegrabene Grabsteine, von denen einer der ältesten aus dem Jahre 1137 für drei Brüder, die in demselben Jahre nach und nach am Neumondstage dreier aufeinanderfolgenden Monate verstarben, einer der jüngsten aus dem Jahr 1310, und in der hiesigen Synodal-Bibliothek bewahrte, den Juden abgenommene Codices, worunter vier Torarollen, vier hebräische Text und Targum Vers um Vers durcheinander, mit später hinzugefügter Massora, Punktation und rabbinischen Randglossen, eine Gemara Mass. Berachot ff., die allesamt einer neueren kritischen Durchsicht bedürften. 
Vor 26 Jahren (sc. 1814) wohnten hierselbst nur zwei Familien, bis in den französischen Zeiten sich die meisten, jetzt hier ansässigen Familien ansiedelten. Gegenwärtig zählt die Gemeinde ungefähr 120 Seelen. Welches Charakters sie sei, kann man daraus ersehen, dass der Herr Oberbürgermeister auf Anfrage einer hohen Regierung in Bezug auf das der Gemeinde zu verleihende Korporationsrecht ihre Unbescholtenheit in jeglicher Beziehung, ihre Sitt- und Rechtlichkeit in einem trefflichen Berichte zu rühmen nicht anstand. einer der vorzüglichsten Mitglieder der Gemeinde ist der als Mathematiker und Schulmann rühmlichst bekannte Dr. S. Unger, der an der Spitze einer, auf Anregung höhererseits begründeten Realschule steht, die nur von wenigen Knaben mosaischen, wohl aber von ca. 160 christlichen Glaubens besucht wird, und an der zwei christliche Religionslehrer den Kindern ihrer Konfession den Religionsunterricht erteilen. Die Schule ist sehr regelmäßig organisiert, und genießt eines vorzüglichen Rufes. Herr Dr. Unger ist auch Stadtverordneter. - Die Gemeinde steht im Begriff, sich einen tüchtigen Religionslehrer zu erwerben, und dann einen geordneten Gottesdienst zu instituieren."                

  
Jüdische Geschichte in Erfurt und Thüringen nach den Verfolgungen in der Pestzeit (Beitrag von Rabbiner Dr. Siegbert Neufeld, 1920)   
Anmerkung: der Beitrag gibt den Forschungsstand von 1920 wieder; bitte gegebenenfalls mit neueren Beiträgen vergleichen. Zur Auflösung der Anmerkungen bitte Textabbildungen anklicken. Es wurden nur die Erfurt betreffenden Abschnitte abgeschrieben.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Januar 1920: "Die Einwirkung des 'Schwarzen Todes' auf die sächsisch-thüringischen Juden. Von Rabbiner Dr. Siegbert Neufeld in Briesen (Westpreußen). 
... Nach den Verfolgungen haben sich die Juden an einigen Orten bald wieder angesiedelt. 1354 erhalten zwei Familien Wohnrecht und Schutz in Erfurt (Anm. 49). Schon drei Jahre später kommen mindestens vier andere Familien nach Erfurt und mieten vom Rate die bis dahin wüstliegende Judenschule. Sie ziehen wieder in die ehemaligen Judenhäuser ein und begeben sich in den Schutz des Rates. Doch müssen sie dem Rate zur Reparatur der Synagoge und der Judenhäuser viel Geld geben (Anm. 50). Bis dahin war die Synagoge und auch der Friedhof im Besitz von Nichtjuden gewesen (Anm. 51). Nach anderer Ansicht wird nicht die alte Synagoge repariert, sondern eine neue gebaut (Anm. 52), doch ist dies unwahrscheinlich. Ebenso unwahrscheinlich        
Erfurt AZJ 23011920a.jpg (439024 Byte) ist die Mitteilung von Jaraczewsky (Anm. 53), dass die Juden in ein ganz nahe gelegenes Dorf geflüchtet und sehr bald wieder in die Stadt zurückgekehrt seien. Er vermutet schon 1350 ca. 500 Seelen in Erfurt. Urkundlich nachweisbar sind jedoch vor 1354 keine Juden. Zur Zeit der Wiederbenutzung der Synagoge finden wir bereits wieder geregelte Rechtsverhältnisse. Erzbischof Gerlach von Mainz befreit die Stadt Erfurt zum Ausgleich einer Schuld für vier Jahre von dem Zins, den ihm die Stadt jährlich von den Juden zu bezahlen pflegt (Anm. 54). Danach hat also die Stadt jährlich eine bestimmte Summe von den Juden an den Erzbischof abzuführen. Die in Erfurt angesiedelten Juden bilden bald eine ansehnliche Gemeinde. 1370 wird der Ankauf des Hofes 'Zur Himmelspforte' durch eine jüdische Familie erwähnt (Anm. 55), dieses Haus wird irrtümlicherweise als eine Synagoge bezeichnet (Anm. 56). Schon 1365, also kaum 10 Jahre nach der Wiederansiedlung, werden als Steuerzahler im Erfurter Judenbuch einige 80 Juden aufgeführt (Anm. 57). Aus dieser und anderen Angaben des Erfurter Judenbuches lässt sich die Größe der Erfurter Gemeinde erkennen, welche selbst die Gemeinden Frankfurt und Nürnberg übertrifft. Viel wird von den Steuern der Juden gesprochen. Der Erzbischof von Mainz überlässt sie 1372 den Bürgern von Erfurt auf fünf Jahre gegen eine jährliche Zahlung von 100 Mark (Anm. 58). Anscheinend unabhängig hiervon gibt die Stadt im selben Jahre dem Erzbischof 450 Mark und teilt mit 250 Mark die noch rückständigen Judengelder (Anm. 59). In den nächsten Jahren müssen die Juden für Kriegsbauten der Stadt erhebliche Summen aufbringen (Anm., 60). Auch die im Erfurter Landgebiet wohnenden Juden werden zur Steuerzahlung verpflichtet (Anm. 61). Es handelt sich hier vermutlich um die in Kapellendorf und Mühlberg (Anm. 62) wohnenden Juden. 
Die Bedeutung der Judensteuer geht auch aus der mehrmals erwähnten Bemerkung hervor, dass bei höherer Besteuerung der Bürgerschaft auch die Judensteuern entsprechend erhöht werden sollen (Anm. 63). Die Erfurter Juden leben größtenteils vom Geldhandel, auch wenn wir die Urkunden des Arnstädter und Erfurter Judenbuches betrachten (Anm. 64), in denen von den Schulden an die Juden die Rede ist, so kommen wir zu dem Ergebnis, dass ein großer Teil der Erfurter Juden zu den Schuldnern der Grafen Heinrich und Günther von Schwarzburg gehört. Dagegen ist die Behauptung eines Schriftstellers nicht erwiesen, dass die Juden Erfurts ganz Thüringen mit einem Netz von Schuldverschreibungen übersponnen hätten (Anm. 65). Leicht hat man es den Erfurter Juden nicht gemacht. Schon 1366 gebietet ihnen der Rat, nicht ohne Stiefel und Hüte zu gehen (Anm. 66). Besonders vornehme Kleidung sollte ihnen also nicht gestattet sein. Sieben Jahre später (Anm. 67) wird eine verschärfte Kleidervorschrift erlassen. Die Juden sollen lange Röcke, Stiefel und sogenannte Judenhüte tragen; aller Schmuck hat wegzufallen. Die Frauen dürfen nur billiges Geschmeide, das höchstens eine halbe Mark schwer ist, tragen. Es soll also jeder Luxus verhindert werden und die Juden sollen durch ihre Tracht schon von weitem erkenntlich sein.   
1375 kaufen die Erfurter Juden zur Erweiterung ihres Friedhofes ein an ihren Friedhof grenzendes Stück Land vom Rate (Anm. 68). Auch in anderen Teilen unseres Gebietes siedeln sich wieder Juden an. Markgraf Friedrich III. von Meißen ermächtigt 1361 (Anm. 69) den Erfurter Juden Freudel zur Herbeiführung von Juden in die Wettinischen Lande und verspricht ihm und den Zuziehenden seinen Schutz. Sie sollen nach Erfurter Judenrecht gerichtet werden, und wenn sie wegziehen wollen, freies Geleit erhalten..."    
Erfurt AZJ 23011920b.jpg (243887 Byte) ... Die Verfolgungen von 1349 haben anscheinend eine ganze Anzahl Juden in andere Gegenden geführt. Es ist wohl kein Zufall, dass gerade in dieser Zeit in Frankfurt eine ganze Reihe Juden genannt wird, die an ihrem Beinamen erkennen lassen, dass sie aus unserer Gegend, nämlich aus Erfurt (Anm. 92), Heiligenstadt (Anm. 93), Mühlhausen (Anm. 94), Nordhausen (Anm. 95) und Römhild (Anm. 96) stammen."   

 
Beschreibung der Gemeinde (1887)  
Anmerkung: die kritische Beschreibung der religiösen Verhältnisse in Erfurt sind für die konservativ-orthodox geprägte Zeitschrift "Der Israelit" verfasst. Sie zeigen die liberale Prägung der Erfurter Gemeinde mit ihrer Synagoge mit Orgel und gemischtem Chor, was beides von orthodox Gesinnten streng abgelehnt wurde. Dazu kommt der schlechte Gottesdienstbesuch und ein Beginn des Gottesdienstes mit sieben Männern (die Tradition fordert 10 religionsmündige Männer, d.h. über 13-jährige, damit ein Minjan vorhanden ist) 

Erfurt Israelit 17101887.jpg (175024 Byte)Artikel in der "Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1887: "Berlin, 7. Oktober (1887). Auf einer Erholungsreise in mehreren Ländern und Lädchen Deutschlands befindlich gewesen, hatte ich es mir leider nicht speziell vorgenommen, Notizen über die Juden der einzelnen Orte zu sammeln, die ich besucht. Es haben sich mir jedoch einige von selbst geboten und da es mir als Leser des 'Israelit' bekannt ist, dass es sein Bestreben ist, in seinem Nachrichtendienst die Judenheit der ganzen Welt bis in die weitesten Gegenden zu umspannen, so will auch ich das Wenige mitteilen, was mir aufgesto0pen. In Erfurt fand ich eine sehr schöne, große Synagoge, am Karthäuser-Ufer gelegen, wo nicht weit das feine Villenviertel beginnt. Trotz der 90 israelitischen Familien aber, die in Erfurt leben sollen, begann an dem Freitag Abend, in welchem ich die Synagoge zuerst betrat, der Gottesdienst mit nur 7 Personen, in welchen schon Prediger und Kantor begriffen sind. Erst dicht am Ende zählte ich zusammen 17 Beter, darunter Knaben über 13 Jahre. Die Synagoge hat eine Orgel - die Redaktion wird mir die Übertretung wohl nachsehen: ich hielt eine Orgelsynagoge für noch besser als gar keine - und der Chor besteht aus Herren und Damen, ob auch Christen darunter weiß ich nicht. Eine jüdische Restauration ist nicht vorhanden, doch ist der Synagogendiener auf Speisegäste eingerichtet. Als Kuriosum berichte ich die mir gemacht Mitteilung, dass einem gleichzeitig mit mir in Erfurt gewesenen, wohl in Posen geborenen Glaubensgenossen, der von Berlin kam, um sich in Erfurt sesshaft zu machen, von der betreffenden Behörde der 'Gewerbeschein' versagt wurde, angeblich weil 'schon genug' (Juden nämlich) in Erfurt wären. Der betreffende Dezernent soll selber ein getaufter Jude sein. Relatum refero (sc. 'ich berichte Berichtetes'), eine Garantie für diese Mitteilung will ich nicht übernehmen."              

   
   
   
      
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Übersicht über die Rabbiner in Erfurt im 19./20. Jahrhunderts     
    
-  1859 bis 1861: Rabbiner Dr. Isaak Heilbronn (geb. 1828 in Fulda, gest. 1909 in Nürnberg): studierte in Würzburg, später in Berlin und Frankfurt am Main; war seit 1854 Prediger und Religionslehrer in Stavenhagen (Mecklenburg-Schwerin); seit 1860 Rabbiner in Erfurt, seit November 1861 Bezirksrabbiner in Weikersheim; trat Anfang 1903 in den Ruhestand.      
-  1862 bis 1878 Rabbiner Dr. Adolf Jaraczewsky (geb. 1829 in Borek, Provinz Posen, gest. 1911 in Mühringen): studierte in Breslau; war zunächst als Lehrer in Dolsk, Provinz Posen tätig, 1854 Oberlehrer in Stettin, 1858 Prediger in Küstrin an der Oder (Pommern); 1861 Promotion in Rostock; seit 1. April 1862 Rabbiner in Erfurt; seit 1879 Seelsorger und Religionslehrer, ab 1880 auch Bezirksrabbiner in Schüttenhofen (Sušice) in Böhmen; seit Oktober 1881 Rabbiner in Klattau (Klatovy); 1884 Bezirkrabbiner in Mühringen.      
-  1879 bis 1882 Rabbiner Dr. Jecheskel Caro (geb. 1844 in Pinne (Pniewy), Provinz Posen, gest. 1915 in Wien): studierte seit 1861 in Breslau, 1865/67 in Heidelberg; war zunächst Prediger am deutschen Tempel in Łódź, anschließend in Gniew (Mewe, Westpreußen) und als Religionslehrer am Gymnasium in Marienburg (Malbork); seit 1870 Rabbiner in Dirschau (Tczew, Westpreußen); seit 30. Juli 1879 Rabbiner in Erfurt, seit Oktober 1882 Rabbiner in Pilsen, 1890 Rabbiner, später Oberrabbiner in Lemberg; während des Ersten Weltkrieges in Wien, wo er verstorben ist.          
-  1883 bis 1885: Rabbiner Dr. Theodor Kroner (geb. 1845 in Wohlau (Wołów, Niederschlesien), gest. 1923 in Stuttgart): studierte seit 1864 in Breslau; war seit 1869 Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Münster, zugleich Gemeinderabbiner ebd.; 1872 Landesrabbiner für Sachsen-Weimar in Stadtlengsfeld, seit März 1883 Rabbiner in Erfurt; seit Oktober 1885 Rabbinatsassessor und Direktor/Seminarrabbiner des Lehrerseminars in Hannover; seit 1893 erster Rabbiner in Stuttgart; trat 1921 in den Ruhestand.         
-  1887 bis 1924 Rabbiner Dr. Moritz Salzberger (geb. 1844 in Alsókubin (Dolbý Kubín), gest. 1929 in Erfurt): studierte seit 1867 in Wien, dann in Breslau; war seit 1873 Rabbiner in Alsóbukin, 1876 bis 1886 Rabbiner und Lehrer in Kulm (Chełmno) an der Weichsel; von 1886 bis 1923 Rabbiner in Erfurt.           
-  1924 bis 1936 Rabbiner Dr. Max Schüftan (geb. 1887 in Königstein bei Namslau, Niederschlesien, gest. 1936 in Erfurt): studierte in Breslau und Erlangen; 1917 bis 1918 zweiter Rabbiner in Dusseldorf, 1918 bis 1924 Rabbiner in Görlitz, 1923 bis 1936 Rabbiner in Erfurt.         
-  1936 (?): Rabbiner Dr. Julius Augapfel (geb. 1892 in Jarosław, umgekommen 1944 im KZ Auschwitz): studierte seit 1910 in Wien; seit 1914 Rabbiner in Salzburg, Feldrabbiner im Ersten Weltkrieg; 1918 bis 1925 Bibliothekar an der Universität Wien; 1926 Rabbiner in Insterburg (Tschernjachowsk); 1936 Bewerbung und Probepredigt in Erfurt (unklar, ob er Stelle zeitweise angetreten hat; er lebte 1937 in Insterburg); März 1939 nach Holland emigriert; 1940 Deportation, Seelsorger im KZ Westerbork; Anfang September 1944 in das Ghetto Theresienstadt, wenig später nach Auschwitz.    
-  September 1937 bis November 1938: Rabbiner Dr. Peter Freund (geb. 1906 in Berlin, gest. 1982 in Jerusalem): studierte 1925 bis 1934 in Berlin; war Prediger und Religionslehrer in Berlin, danach Rabbiner in Trautenau (Trutnov, Böhmen); seit 1. September 1937 liberaler Rabbiner und Religionslehrer in Erfurt; im November 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt, später nach Palästina emigriert; war als Verleger und Buchhändler in Jerusalem tätig.      
     
      
Rabbiner Dr. Isaak Heilbronn wechselt von Stavenhagen nach Erfurt und empfiehlt seine bisherige Stelle als Prediger und Religionslehrer (1859)    

Erfurt AZJ 12091859.jpg (94741 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1859: "Durch meine Berufung nach Erfurt ist die hiesige Prediger- und Religionslehrerstelle, mit der auch das Vorbeter- und Schächteramt verbunden ist, vakant geworden und soll bis spätestens Neujahr 1860 wieder besetzt werden. Schon seit 5 1/2 Jahren hier im Amte stehend, kann ich etwaigen Bewerbern mit gutem Gewissen mitteilen, dass dieselbe ebenso schätzenswert in Bezug darauf ist, weil sie bei der Friedensliebe und Gesinnungstüchtigkeit hiesiger Gemeinde ihrem Inhaber eine vorzügliche Gelegenheit zu einem segensreichen Wirken gewährt, als sie demselben auch genügende Zeit und Muße zum Selbststudium vergönnt. Außer freier Wohnung, Heizung und Bedienung beläuft das Einkommen auf circa 350 Thaler Pr. Cour. Unverheiratete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Befähigungs-Attesten senden: An den Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Stavenhagen in Mecklenburg-Schwerin. 
Dr. J. Heilbronn,
Prediger und Religionslehrer hierselbst."   

 
Ausschreibung der Stelle des Rabbiners, Predigers und Religionslehrers (1885)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. November 1885: "Bekanntmachung
In unserer Gemeinde ist die Stelle des Rabbiners, Predigers und Religionslehrers vakant, welche schleunigst wieder besetzt werden soll. Das anfängliche Jahrgehalt beträgt 2400 Mark excl. Nebenemolumente. Bewerber, welche die erforderlichen Universitätsstudien gemacht und ihre Befähigung als Rabbiner und Religionslehrer ausreichend nachzuweisen vermögen, wollen ihre Bewerbungs-Gesuche unter Beifügung ihrer wissenschaftlichen Zeugnisse und eines curriculum vitae baldigst bei uns einreichen. 
Erfurt
, im Oktober 1885. 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Dr. Wahl."    

 
Dr. Siegmund Feßler wird zum Bezirksrabbiner gewählt (1886)   
Anmerkung: Dr. Siegmund Fessler (geb. 1847 in Möor = Mór, Ungarn, gest. 1909 in Halle): studierte 1876-82 in Breslau, wurde 1879 in Halle promoviert; 1883-86 Rabbinatsassessor in Mannheim. 1886 wurde er in Erfurt gewählt, die Wahl jedoch wegen der Vorgänge um seinen Mitbewerber Rabbiner Israel Goldschmidt - wovon im nachstehenden Artikel berichtet wird - Ende April 1886 annulliert. 1886 wurde er Rabbiner in Landsberg an der Warthe, von 1889 bis zu seinem Tod 1909 Rabbiner in Halle a.d. Saale.    

Erfurt Israelit 05041886.jpg (168612 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1886: "Erfurt, 1. April (1886). Herr Dr. Feßler aus Mannheim ist als Nachfolger des Herrn Dr. Kroner zu unserm Rabbiner gewählt worden. Dieser Herr verdankte seine Wahl einem Zufalle, und da kam so. Der Weilburger Bezirksrabbiner Dr. Goldschmidt, der durch seine Stellungnahme zur Orgel mund durch seine 'witzreiche' Erklärung gegen seinen Lehrer, Herrn Rabbiner Dr. Hildesheimer - sein Licht leuchte -, welcher ihm die tauras hauroo (Rabbinerautorisation) entzogen, zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist, hatte sich nämlich um die Erfurter Stelle beworben, und die Repräsentanten hatten ihn bereits mit großer Majorität gewählt. Da - o Schicksals Tücke! - erhob sich plötzlich einer der Herren Repräsentanten und brachte die oben erwähnte Erklärung zur Kenntnis der Versammlung. Die Verlesung derselben rief einen Sturm der Entrüstung hervor, von einer Wahl des genannten Herrn konnte keine Rede mehr sein, Dr. Goldschmidt wurde mit allen bis auf eine Stimme angelehnt und Dr. Feßler hatte gesiegt. Jene folgenreiche Erklärung hat den Namen des Herrn Dr. Goldschmidt von der Kandidatenliste für das Bromberger Rabbinat im letzten Moment eliminiert, sie hat ihn in Erfurt unmöglich gemacht, sie wir dein Menetekel für alle Zukunft bilden. Die Behauptung eines Reformblattes, dass von außen her, irgendwelche Beeinflussung versucht worden wäre, ist natürlich eitel Flunkerei; der Widerstand gegen die Wahl des genannten Herrn ist der ureigensten Initiative unseres Repräsentantenkollegiums entsprungen. Schließlich sei noch die Bemerkung verstattet dass der Schreiber dieser Zeilen absolut in keiner Beziehung zu den Vertretungskörperschaften der hiesigen jüdischen Gemeinde steht, dass er aber im Übrigen für die Wahrheit eines jeden Wortes sich verbürgt."       


25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Moritz Salzberger (1911)  

Erfurt AZJ 20101911.jpg (81416 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Oktober 1911: "Erfurt, 13. Oktober (1911). Am 5. dieses Monats feierte Herr Dr. Salzberger sein 25-jähriges Amtsjubiläum als Rabbiner der Erfurter Synagogengemeinde. Dem verdienstvollen Jubilar, der sich der größten Hochschätzung und allgemeiner Beliebtheit erfreut, wurden von allen Seiten Ehrungen bereitet. Eine Deputation, bestehend aus Mitgliedern des Vorstandes und der Repräsentantenversammlung überbrachte eine kunstvoll ausgestattete Adresse, in welcher die Verdienste des Herrn Jubilars in höchst anerkennender Weise gewürdigt wurden, und überreichte im Namen der Gemeinde ein kostbares Silbergeschenk. Auch die Loge und die wohltätigen Vereine hatte Deputationen zur Beglückwünschung entsandt. Eine besondere Freude wurde dem Herrn Jubilar dadurch bereitet, dass die Mitglieder der Gemeinde eine Sammlung veranstaltet hatten, welche eine namhafte Summe ergab, die dem Herrn Jubilar zur freien Verfügung bergeben wurde. Am Abend fand ein Festessen statt, an welchem der Vorstand und die Repräsentanten vollzählig teilnahmen"            

  
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, Kantoren und Gemeindediener 
Ausschreibungen der Stelle des (1. und 2.)  Lehrers und Vorbeters (1858 / 1859 / 1862 / 1869)    

Erfurt AZJ 01021858.jpg (36387 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Februar 1858: "Die Synagogen-Gemeinde zu Erfurt sucht einen unverheirateten zweiten Lehrer, der genügende musikalische Kenntnisse zur Bildung eines Chors und die nötigen Elementarlehrer-Qualifikations-Zeugnisse besitzen muss. Reflektanten wollen ihre Bedingungen an den Vorstand einsehen."        
  
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1859: "Bei der Synagogen-Gemeinde zu Erfurt wird mit dem 1. Januar 1860 die Stelle eines Vorbeters und Schächters vakant. Verheiratete Reflektanten wollen sich unter Einsendung ihrer Qualifikations- und Führungs-Zeugnisse baldmöglichst an den Vorstand wenden. 
Das Einkommen beträgt ohne Nebenemolumente 200 Thaler per annum."     
 
Erfurt AZJ 04021862.jpg (41048 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1862: "Bei der Synagogen-Gemeinde zu Erfurt soll mit dem 1. April dieses Jahres die Stelle eines geprüften Religionslehrers und Predigers besetzt werden. Qualifizierte Bewerber mit pädagogischen Kenntnissen werden ersucht, sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den vorsitzenden des Vorstandes, Herrn Wilhelm Moos in Erfurt zu wenden, wobei bemerkt wird, dass das Einkommen 400 bis 450 Thaler jährlich beträgt. - Bei persönlicher Vorstellung werden Reisekosten nciht vergütet."        
 
Erfurt Israelit 16021869.jpg (93366 Byte) Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1869: "An der Religionsschule der hiesigen Synagogen-Gemeinde, an welcher bisher der Prediger allein unterrichtet hat, soll zum 1. April dieses Jahres noch ein zweiter Lehrer mit 300 Taler Gehalt angestellt werden.   
Bewerber, welche außer ihrer Qualifikation als Elementarlehrer genügende musikalische Kenntnisse besitzen, um einen Kirchengesangs-Chor einzurichten und zu leiten, auch befähigt sind, den Vorbeter und Schächter vollständig zu vertreten, wollen ihre Meldungen mit Zeugnissen an den unterzeichneten Vorstand einreichen.  
Bei gleicher Qualifikation würde ein Nichtverheirateter den Vorzug erhalten.  
Erfurt, den 22. Januar 1869. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Erfurt.
M. Moose. H. Basch. Isaac Lamm."       
 
Erfurt AZJ 23021869.jpg (92321 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Februar 1869:    
derselbe Text wie oben.  

   
Ausschreibung der Stelle des Gemeindedieners und Hilfsschächters (1880)  

Erfurt AZJ 05101880.jpg (57830 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober 1880: "Die hiesige Gemeinde beabsichtigt, einen, möglichst unverheirateten, nciht über 30 Jahre alten Gemeindediener, welcher auch als Hilfsschächter zu fungieren hat, mit einem vorläufigen Gehalt von 600 Mark nebst freier Wohnung und Nebenemolumenten anzustellen. 
Bewerber wollen sich unter Vorlegung beglaubigter Zeugnisse, möglichst bald an den Unterzeichneten wenden. 
Erfurt, den 19. September 1880. 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde."         

     
Ein Prediger ("geistlicher Redner") für die Synagoge konnte noch nicht gefunden werden (1846)  

Erfurt AZJ 30111846.JPG (108583 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. November 1846: "Aus Thüringen, im November (1846). Falls es Ihnen erwünscht sein sollte, werde ich Ihnen von Zeit zu Zeit einige übersichtliche Berichte aus hiesiger Gegen zukommen lassen und mache damit heute den Anfang. Werfen wir zunächst unseren Blick auf die Hauptstadt Thüringens, Erfurt, den Sitz einer Regierung, wo der berühmte und verdienstvolle Dr. Unger lebt und wirkt, so müssen wir es umso schmerzlicher beklagen, dass gerade dort das Gotteshaus, das Sie einst mit begeisterten und begeisternden Worten geweiht haben, noch immer verwaist dasteht und des geistlichen r3edners gänzlich entbehrt, was selbst nicht ohne nachteilige Einwirkung auf die Ansicht der hohen Behörden bleiben kann. Die dasige Gemeinde könnte diesem Mangel bei ihren Mitteln doch leicht abhelfen, - einige Opfer dürfen natürlich nciht gescheit werden, - sich wenigstens vorläufig an eine benachbarte Gemeinde anschließen, wo dies Bedürfnis längst befriedigt, wie dies ja auch bei den Deutsch-Katholiken häufig der Fall ist. Es wäre indes höchst erwünscht, wenn dort künftig ein Rabbinat begründet und auch die Jugend einen gediegenen Religionsunterricht empfangen würde."             

 
Ein Prediger und Religionslehrer konnte angestellt werden (1853) 
Anmerkung: angestellt wurde Kantor Glück; dieser ist 1873 nach 20-jähriger Amtstätigkeit ausgeschieden (siehe Bericht von 1873)     

Erfurt AZJ 05091853.jpg (35674 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1853: "Erfurt, 20. August (1853). Der hiesigen israelitischen Gemeinde ist es endlich nach vielen Schwierigkeiten gelungen, einen Prediger und geprüften Religionslehrer anzustellen, der auch bereits am vergangenen Sonnabend vor zahlreich versammelter Gemeinde seine erste Predigt gehalten hat. (Fr.J.)."         

    
Anzeige der Pergament- und Trommelfabrik von B. Sondermann (1867) - unter Aufsicht von Kantor Glück      

Lindenbach AZJ 18061867.jpg (81076 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Juni 1867: "In meiner Pergament- und Trommelfabrik halte ich stets Vorrat von allen Sorten Pergament zum Schreiben der Thorarollen, Tefilin und Mesusoth, sowohl von Kalb- als Schaffellen. 
Durch umfangreichen Geschäftsbetrieb bin ich im Stande, die Preise möglichst billig zu stellen. Auch können Stückchen zu Mesusoth in verlangter Größe gleich geschnitten abgelassen werden. 
Die Zubereitung der Felle geschieht nach ritualmäßiger Vorschrift, unter Aufsicht des Herrn Kantor Glück zu Erfurt, und wird jede Sendung mit einem Begleitschreiben dieses Herrn versehen. Linderbach bei Erfurt im Mai 1867. Die Pergament- und Trommelfabrik von B. Sondermann."  .   

   
Anzeige von Kantor J. Glück (1873)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1873: "Für eine hiesige höchst noble Familie wird zum 1. April oder 1. Mai dieses Jahres eine jüdische Köchin gegen hohen Lohn und gute Behandlung gesucht. Dieselbe hätte vorzugsweise die Besorgung der Küche und nur ausnahmsweise etwaige leichter Verrichtungen in der Wirtschaft zu übernehmen. Frankier Anmeldung nimmt entgegen.
Erfurt, im Februar 1873.  J. Glück, Kantor."     

  
Kantor Glück scheidet nach 20-jährigem Dienst aus dem Amt - sein Nachfolger ist Kantor Rothschild (1873)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1873: "Erfurt, 24. April (1873). Als ein mustergültiges Beispiel lassen Sie mich Folgendes berichten. Der bisherige Kantor unserer Gemeinde, Herr Glück, schied, nach zwanzigjähriger segensreicher Wirksamkeit, aus seinem Amte. Die Liebe und Anerkennung, welche Herr Glück sich während einer Amtswirksamkeit erwarb, gab sich denn auch in dem hochherzigen Entschlusse der Gemeindevertreter kund, dem Jubilare eine lebenslängliche jährliche Pension von 300 Thalern zu bewilligen, obgleich weder das Gemeindestatut, noch sonst eine Klausel sie dazu verpflichteten. Herr Glück hat sich um Synagoge und Schule sehr wesentliche Verdienste erworben. Am letzten Pessachtage wurde der Amtsaustritt, sowie der Eintritt seines Nachfolgers, Herr Rothschild, bei dem Gottesdienste feierlich begangen, wobei die Rede des Gemeindevorstehers, Herrn Moos, und des Gemeindepredigers, Herrn. Dr. Jaraszewski, einen trefflichen Eindruck machte".    

 
 
Über die "Handelsfachschule" von Dr. Moritz C. Wahl in den 1870er- und 1880er-Jahren   
Anzeige der "Handelsfachschule" von Dr. M. C. Wahl (1869 / 1872)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1869: "Handels-Fach-Schule verbunden mit Vorbereitungs-Klasse, Lehrlings-Institut und Pensionat von Dr. M. C. Wahl in Erfurt (Rossmarkt 2245). 
!. Lehrgegenstände: 1. Handelskorrespondenz in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache. - 2. Buchhaltung für das gesamte Handelsfach in den genannten Sprachen. - 3. Kalligraphie. - 4. Kaufmännische Arithmetik. - 5. Handelsgeschichte. - 6. Handelsgeographie und Statistik. - 7. Handels- und Comptoirkunde. - 8. Literatur und Stylistik obiger vier Handelssprachen. - 9. Volkswirtschaftslehre. - 10. Bank- und Finanzwissenschaft. - 11. Technologie und Warenkunde. - 12. Anleitung zur Geschäftspraxis und Handelsbetriebslehre.  
B. Einrichtung: Einjähriger Kursus für die Vorbereitungsklasse. - Zweijähriger Kursus in vier Abteilungen für die Handels-Fach-Schule. - Zum Eintritt ist das 14. Lebensjahr des Zöglings- und Schul- und Sittenzeugnis erforderlich.   
C. Erziehung. - Vorzügliches Pensionat nach strengjüdischem Ritus. - Körperliche und geistige Pflege der Zöglinge bei liebevoller Behandlung und strenger Aufsicht. - Würdigste Feier der Sabbate und Festtage.   
D. Ziel der Anstalt: 1. Praktische Erlernung der deutschen, französischen, englischen und italienischen Sprache, namentlich für Konversation und Korrespondenz. - 2. Tüchtige kaufmännische Fachbildung. - 3. Vorbereitung für das einjährige Freiwilligen-Examen. - 4. Abgang des Zöglings als Commis, Volontair oder Buchhalter für jede kaufmännische Branche. 
Wegen Aufnahme-Bedingungen und Honorar ist der Dirigent zu brieflichen Mitteilungen bereit. - Ausführlicher Prospekt und beste Referenzen auf Verlangen.  
Der Winterkursus beginnt am 4. Oktober und ist die recht baldige Anmeldung der Zöglinge erwünscht."      
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. März 1872: "Handels-Fach-Schule 
verbunden mit Pensionat & Erziehungs-Institut von Dr. M. C. Wahl in Erfurt. 
 
Ziel der Anstalt: 1) Praktische Erlernung der deutschen, französischen, englischen und italienischen Sprache, namentlich für Konversation und Korrespondenz. 2) Tüchtige kaufmännische Fachbildung. 3) Vorbereitung für das einjährige Freiwilligen-Examen. 4) Abgang des Zöglings als Commis, Voluntair oder Buchhalter für jede kaufmännische Branche.  
Schuler, die Gymnasium oder Realschule besuchen, finden in der Anstalt gleichfalls Pension und Nachhilfe. 
Das Sommer-Semester beginnt am 8. April.  Ausführlicher Prospekt auf Verlangen."           

    
Über die "Handelsfachschule" vom Dr. M. Wahl (1873)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. November 1873: "Erfurt, im Oktober (1872). Die Allgemeine Zeitung des Judentums hat seit ihrem Bestehen stets mit sichtlichem Erfolg auf Beseitigung von Vorurteilen gegen Juden und Judentum hingewirkt, und bereitwillgst jedes Faktum registriert, das einen Fortschritt nach dieser Seite zu bekunden geeignet war, dass ich mit Recht annehmen darf, sie werde ihren zahlreichen Lesern auch folgende Mitteilung nicht vorenthalten willen, welche, wenn auch das Judentum nicht direkt betreffend, immerhin prinzipiell einen Fortschritt bekundet, indem sie den Beweis liefert, dass Verdienst und hervorragende Leistungen nunmehr auch in solchen Kreisen Anerkennung und gerechte Würdigung finden, wo man sonst auch die besten Bestrebungen in vo0rnehmer Geringschätzung zu übersehen pflegte, wenn solche von Juden ausgingen.  
Die vor etwa acht Jahren von Herrn Dr. M. Wahl hier ins Leben gerufene und unter seiner speziellen Leitung stehende Lehranstalt für höhere kaufmännische Wissenschaften unter Bezeichnung 'Handelsfachschule' hatte bereits nach wenigen Jahren ihres Bestehens unter geschickter und kundiger Leitung ihres Direktors sich so kräftig entwickelt, und zu einer Höhe emporgeschwungen, dass ihre erzielten günstigen Resultate der Aufmerksamkeit der städtischen, wie der staatlichen Behörden nicht mehr entgehen konnten. In Wirklichkeit wird jeder Fachmann bei näherer Bekanntschaft sehr bald die Überzeugung gewinnen, dass die treffliche organisierte Anstalt mit allen Erfordernissen einer höheren Lehranstalt ebenso, wie mit sehr gediegenen Lehrkräften ausgerüstet ist, und da Herr Dr. Wahl neben der eigentlichen Tendenz seiner Anstalt auch dem Umstand besondere Aufmerksamkeit zuwendet, seine Zöglinge für den einjährigen Militärdienst zu befähigen, und auch hierin in allen vorgekommenen Fällen die Leistungsfähigkeit der Anstalt glänzend bekundet, so darf es wohl mit vollem Recht als Zeichen der Anerkennung und Würdigung hervorgehoben werden, dass besagter Anstalt in jüngster Zeit von Seiten der kaiserlichen Regierung die Berechtigung zuerkannt worden, dass ihre Abiturienten mit dem Zeugnis der Reife den einjährigen Militärdienst ableisten können, ohne sich vorher einer Prüfung unterziehen zu müssen.  
In Erwägung, dass solche Berechtigung bisher nur Gymnasien und Realschulen 1. Ordnung zusteht, und außerdem selbst öffentliche Schulen, wie Gewerbeschulen etc. sich vergebens darum bemüht haben, wird man Herrn Dr. Wahl zu dieser Auszeichnung nur Glück wünschen, und sie als gerechte Würdigung seines Strebens anerkennen müssen, umso mehr, als nicht bekannt ist, dass derselbe von irgendwelcher Seite an maßgebender Stelle protegiert worden.   
Selbstverständlich wird diese Anstalt nunmehr der Oberaufsicht des Staats unterstellt werden, und die Entlassungsprüfungen in Anwesenheit und unter Mitwirkung eines Regierungskommissars erfolgen müssen, wenn sie auch als Institut nach wie vor ausschließlich im Besitz ihres Begründers verbleibt.  
Bei dieser Gelegenheit dürfte die Bemerkung nicht ohne Interesse sein, dass in der mehr erwähnten Anstalt schon seit Jahren jüdische und christliche Zöglinge in schönster Eintracht vereint und in liebevoller Verehrung ihrem Direktor zugetan sind, sowie es nicht minder der vollsten Beachtung wert ist, dass in derselben auch der Pflege des religiösen Moments möglichst Rechnung getragen wird, und können Eltern, welche ihre Kinder in derselben Ausbildung lassen, auch in dieser Hinsicht vollkommen beruhigt sein."     

  
Prüfungen in der Handelsfachschule von Dr. Moritz Wahl (1874)  

Erfurt AZJ 21041874.jpg (63270 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1874: "Erfurt, 5. April (1874). In der Handelsfachschule des Dr. Wahl fand am 25. März unter dem Vorsitze des Herrn Schul- und Konsistorialrats Bieck die mündliche Prüfung der Abiturienten statt. Sämtliche Abiturienten erhielten das Zeugnis der Reife, das sie zum Eintritt in die Armee als Einjährig-Freiwillige berechtigt. Herr Konsistorialrat Bieck ist derselbe, welcher in Verbindung mit dem Schulrat Wantrup im preußischen Abgeordnetenhaus so oft gegen die Juden gesprochen und gestimmt hatte. Jetzt liegen die Dinge anders; die staatliche Anerkennung ist entschieden und einsichtsvolle Beamte wissen sich dem zu fügen."          

   
Anzeige zum Tod des Direktors der Handelsfachschule Dr. Moritz Wahl (1887)  

Erfurt AZJ 10111887.jpg (84117 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1887: "Nach Gottes Ratschluss verschied plötzlich am 15. dieses Monats der Direktor der hiesigen höheren Handelsfachschule 
Herr Dr. phil. Moritz Wahl 
in seinem 59. Lebensjahre. 
Unsere Gemeinde, deren erster Vorsteher der Verewigte 10 Jahre lang gewesen, verliert in ihm einen ebenso tatkräftigen Förderer ihrer inneren Entwicklung, wie warmen und würdigen Vertreter ihrer Interessen nach außen. Trotz seiner anstrengenden Tätigkeit als Direktor seiner Lehranstalt hat er sich mit seltener Hingebung und Opferfreudigkeit auch dem Wohle unserer Gemeinde gewidmet. Seine gediegene Sachkenntnis, seine reiche Erfahrung und sein mildes, versöhnliches Wesen waren für unsere Beratungen stets vom heilsamsten und fruchtbarsten Einflusse; darum empfinden besonders wir schmerzlich den Hingang des edlen Mannes. Sein Name wird unvergessen bleiben, seines gesegneten Wirkens stets mit Dank gedacht werden in unserer Gemeinde. 
Er ruhe in Frieden. 
Erfurt, den 10. Oktober 1887. 
Der Vorstand und die Repräsentanten der Synagogen-Gemeinde."     

   
    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Die "Konfirmationsfeier in der Synagoge" ist als Publikation erschienen (1877)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1877: "Von der in Nr. 28 dieser Zeitung rühmlichst besprochenen 'Konfirmationsfeier in der Synagoge' zu Erfurt sind einige Exemplare gegen Einsendung von 50 Pfennige auch in Briefmarken an mich oder dem Verfasser, Herrn Dr. Jaraczewsky zu haben. Sendung franco.  Brodmann, Druck und Verlag."              

    
Fund mittelalterlicher Grabsteine - Gründung eines Israelitischen Jungfrauenvereines (1880)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums " vom 9. März 1880: "Bei der Umlegung des Löbertores zu Erfurt ist wiederum eine als Mauerstein verwandte Mazewa (Grabstein) gefunden. Die gut erhaltene Inschrift zeigt ebenfalls einen jetzt seltenen Frauennamen JNNA Jenna. Die Jahreszahl ist 5052 (1292). Die im Keller der Lorenzschule entdeckte Mazewa lautet auf Minta bat Rabi Jehuda und ist von Jahre 5080 der Weltenära (1320). - Auf meine Veranlassung hat sich hier ein 'Israelitischer Jungfrauenverein' gebildet, der sich zu seiner Hauptaufgabe die Pflege des Bewusstseins religiöser Zusammengehörigkeit macht. Vorlesungen und Vorträge, besonders auf dem Gebiete der jüdischen Geschichte, vereinigen die Mitglieder und helfen den guten Zweck befördern. Dr. Jecheskel Caro, Rabbiner."   


Nach der Einführung eines
Harmoniums in der Orgel hat sich eine orthodoxe "Israelitische Religionsgesellschaft" gegründet (1884)  
Anmerkung: vergleiche den Bericht oben: "Beschreibung der Gemeinde (1887)" sowie Berichte auf der Synagogenseite zur Einrichtung eines orthodoxen Betsaales. .     

Zuerich Israelit 10111884.jpg (131777 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1884: "Zürich, November (1884). Bezugnehmend auf eine Korrespondenz Ihres geschätzten Blattes in Betreff der projektierten Aufstellung eines Harmoniums in der hiesigen neuerbauten Synagoge muss ich Ihnen leider heute mitteilen, dass nicht nur bis heute dasselbe nicht aus der Synagoge entfernt wurde, sondern der Gottesdienst findet sogar mit Damengesang statt. Unter solchen Verhältnissen dürfen doch die hiesigen religiösen Mitglieder der Gemeinde nicht schweigen und sind vor Gott und ihrem Gewissen verpflichtet, gegen diese gesetzwidrige Neuerung Protest einzulegen, sowie dieselben laute Entscheid der größten rabbinischen Autoriten, - solange diese Neuerung in der Synagoge stattfindet, - weder an dem öffentlichen Gottesdienst teilnehmen, noch überhaupt die Synagoge betreten dürfen. Aus diesem Grund geht der wiederholte Ruf an die religiös gesinnten Mitglieder hiesiger Gemeinde! Vereinigt Euch zu gemeinsamem Vorgehen gegen die ohne Genehmigung der Gemeinde, vom Vorstande allein eingeführte Neuerung, da Euch vom Religionsgesetz aus nichts anderes übrig bleibt, als aus der Gemeinde auszutreten oder die Entfernung dieses spezifisch kirchlichen Instruments aus der Synagoge herbeizuführen. (In Erfurt hat sich neuerdings in Folge der Einführung eines ähnlichen Instrumentes in der Synagoge eine Separatgemeinde gebildet, deren gemietetes, anspruchsloses Lokal während der hohen Feiertage zahlreicheren Besuchs zu erfreuen hatte, als die neuerbaute, prachtvolle Synagoge. - Red.). 

     
Festessen zum Chanukkafest in der israelitischen Religionsgesellschaft (1890)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1890: "Erfurt, 10. Dezember (1890). Am Sonntag Abend hielten die Mitglieder der Israelitischen Religionsgesellschaft im Restaurant J. Weil's Witwe zu Ehren des Chanukkafestes ein Festessen. Die animierte Stimmung wuchs, als Herr Goldschmidt, Kantor der hiesigen orthodoxen Religionsgesellschaft das Wort ergriff. Der Redner schilderte die Taten der Hasmonäer; er verglich ihr Wirken mit dem der heutigen Orthodoxie, welche gleichfalls, feststehend auf dem Boden des echten Judentums, den Kampf gegen den gemeinsamen Feind des ererbten Glaubens fortführt. Und dass der gerechten Sache endlich der Sieg werden müsse, das bewiesen die Ereignisse der jüngsten Tage. Denn unser allgeliebter Landesvater habe gezeigt, dass er kein Freund des Antisemitismus sei (hebräisch und deutsch:) In seinen und unseren Tagen wird Juda geholfen werden (nach Jeremia 23,6). Darum gebühre zunächst Gott unserem kaiserlichen Herrn der Dank ganz Israels. Ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Seiner Majestät schloss die gediegene Ansprache. Bis spät in die Nacht hinein blieb die fröhliche Gesellschaft beisammen.   J. Rosenthal."             

     
Jüdische Personen können nicht Mitglied im "Verein zur Bekämpfung der Unsittlichkeit" werden (1895)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1895: "In Erfurt ist jüngst ein Verein zur Bekämpfung der Unsittlichkeit gegründet worden, der Juden ausschloss. Rabbiner Dr. Salzberger hat mit anerkennenswertem Freimut in dortigen Blättern gegen diesen Ausschluss seiner Glaubensgenossen Front gemacht. Nachdrücklich betont er in einem sehr gediegenen und sachgemäßen Artikel der 'Thüringer Zeitung' (6. Januar), dass im 'Fundament aller Moral zwischen Christentum und Judentum die vollkommenste, wir können beinahe sagen, die wörtlichste Übereinstimmung herrscht'."          

  
Tagung des Vereins israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands in Erfurt (1895)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Juni 1895: "Erfurt, 20. Juni (1895). Am 2. und 3. Juni tagte hier der Verein israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands. Am ersten Versammlungstage hielt Herr Rabbiner Dr. Salzberger - Erfurt einen Vortrag über den 'Jugendgottesdienst', der viele anregende Momente enthielt und allseitig Beifall fand. Die Vorstandswahl ergab die Wiederwahl der bisherigen Herren: Vorsitzender Landrabbiner Dr. Salzer - Stadtlengsfeld, Stellvertreter Steinhardt - Magdeburg und Kassierer Heilbrunn - Gehaus. Am zweiten Tage hielt Herr Popper - Mühlhausen eine Lehrprobe über das Gebet, der eine kurze Besprechung folgte; sodann nahm Herr Steinhardt - Magdeburg das Wort zu seinem Vortrage: Über die Aufgaben des zu gründenden Deutsch-israelitischen Lehrerbundes. In etwa einstündiger Rede wies derselbe die ganze Unhaltbarkeit der jetziegn Zustände innerhalb der jüdischen Lehrerwelt nach und zeigte, wie nur durch ein gemeinsames Vorgehen aller jüdischen Lehrer Abhilfe geschaffen werden könnte. Der Redner forderte Errichtung von jüdischen Elementarschulen obligatorischen jüdischen Religionsunterricht analog den übrigen Konfessionen, definitive Anstellung der Lehrer, Pensionsberechtigung und Versorgung der Hinterbliebenen, möglichst Befreiung von Nebenämtern, besonders vom Schächteramte, eine mehr auf das praktische Leben gerichtete Vorbildung im Seminar, eine größere Agitation, besonders in Norddeutschland, für die Achawa (die Unterstützungskasse für jüdische Lehrer) und besonders die Schaffung einer Presse, eventuell die Anlehnung an eines der vorhandenen jüdischen Blätter, das sich verpflichten würde, die Interessen des jüdischen Lehrerstandes in entschiedener Weise zu vertreten. Die Versammlung stimmte in fast allen Punkten den Ausführungen des Redners bei und nahm sodann folgende Resolution an: Der Verein israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands hält wiederholt die Gründung eines allgemeinen deutsch-israelitischen Lehrerbundes im Interesse einer gedeihlichen Entwicklung des jüdischen Lehrerstandes in ideeller und materieller Beziehung für eine unumgängliche Notwendigkeit und erkennt dankbar die Initiative des D.J.G.-V. in dieser Angelegenheit an. Er erwartet, dass alle jüdischen Lehrervereine, von dem Grundsatze 'Schließ an ein Ganzes dich an' geleitet, der gegebenen Anregung Folge leisten werden. Schließlich wählte die Versammlung Herrn Steinhardt - Magdeburg zum Vertreter für den demnächst zu berufenden Delegiertentage."            

   
Zuzug galizischer Juden - die Erfurter Handelskammer sieht Probleme (1902) 
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902: "Erfurt, 4. August (1902). (Zuzug galizischer Juden). Der kürzlich erschienene Jahresbericht der Erfurter Handelskammer enthält auf Seite 27 unter 12 folgenden Passus: 'Nachdem aus gewerblichen Kreisen über das Anwachsen des Zuzuges von jüdischen Händlern aus Galizien und über die Art ihres Geschäftsbetriebes beim Herrn Regierungspräsident Ergebungen angestellt und festgestellt, dass in der Tat 62 derartige Personen seit dem Jahre 1899 zugezogen sind, und dass ein großer Teil dieser Händler nicht nur den Hausierhandel in den angrenzenden thüringischen Staaten betreibt, sondern in der Stadt Erfurt von Haus zu Haus zieht und Waren feilbietet. Er hat deshalb die Handelskammer um gutachtliche Äußerung darüber ersucht, ob auch die in Übereinstimmung mit dem Beschwerdeführer, der Polizeiverwaltung zu Erfurt und der Königlichen Regierung selbst in diesem Geschäftsbetriebe eine beträchtliche Schädigung der einheimischen, in Erfurt ansässigen Geschäftsinhaber erblicke und eine Ausdehnung der gewerbepoli8zeilichen 'Vorschriften über den Gewerbebetrieb der Ausländer im Umherziehen' auf den Stadtbezirk Erfurt befürworte, sodass in Zukunft die Erlaubnis zum Hausierhandel Ausländern nur noch erteilt werde nach Maßgabe des vorhandenen Bedürfnisses.'  
Die Handelskammer hat diese Fragen bejaht. Die armen jüdischen Hausierer werden den großen Erfurter Warenhäusern wohl eine fürchterliche Konkurrenz gemacht haben. Die Herren mussten wahrscheinlich ihren Aufenthalt in Ostende und Norwegen bedeutend abkürzen. Schrecklich!" 

   
    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
50-jähriges Jubiläum von Professor Dr. Unger (Lehrer am Realgymnasium) und Ernennung zum Ehrenbürger (1860)  

Erfurt AZJ 09101860.jpg (246988 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1860: "Das fünfzigjährige Jubiläum des Herrn Professor Dr. Unger in Erfurt. Wir berichten hier über diese schöne Feier hinsichtlich des dem Jubilar von seinen Schülern gebrachten Fackelzuges in dem Artikel: Erfurt. Die 'Thüringische Zeitung' No. 223 gibt folgende ausführliche Darstellung: 'Ein Fest, welches sich der allgemeinsten Teilnahme von Nah und Fern erfreute, wurde gestern in unseren Mauern gefeiert. Unser durch eine halbhundertjährige segensreiche Tätigkeit als mathematischer Lehrer und Schriftsteller rühmlichst bekannter Mitbürger, der Dr. Professor Unger, feierte am 20. September den fünfzigsten Jahrestag seiner Doktorpromotion. Der Gefeierte wurde im Jahre 1788 zu Coswig an der Elbe geboren, kam 1807 als Student nach der damaligen Universität Erfurt, woselbst er am 20. September 1910 mit der Doktorwürde graduiert und zum Dozenten der Universität ernannte wurde. In demselben Jahre trat er in das Weingärtner'sche Institut, bei welchem er bis zu dessen Auflösung in anerkennenswerter Tätigkeit wirksam war. Vom Jahre 1817 an hielt er sowohl den Offizieren des topographischen Büreaus als auch auf Veranlassung des Herrn Generals von Jagow dem übrigen Offizierscorps mathematische Vorträge. Zu jener Zeit gründete der Dr. Unger seine mathematische Lehranstalt, welche bis 1834 bestand und alsdann in eine Realschule umgewandelt wurde; aus dieser ging im Jahre 1844 die jetzt noch bestehende Realschule hervor, bei welcher der Jubilar noch heute als Oberlehrer tätig ist. In dieser langen Reihe von Jahren bildete er eine große Anzahl von Schülern zu emsigen und gemeinnützigen Trägern der Wissenschaft heran, und selbst den höchsten Kreisen angehörende Männer verdanken ihm ihre wissenschaftliche Ausbildung.
Am Tage der Feier gab sich die allgemeinste Anerkennung in zahlreichen Dankadressen und Gratulationen kund, die dem Jubilar von vielen Seiten zugingen. Dass zur Vorfeier am 19. dieses Monats abends die Schüler der oberen Klassen der Realschule ihrem geliebten Lehrer die Ovation eines Fackelzuges darbrachten und ihm ein Pokal übereicht wurde, haben wir bereits erwähnt. Gestern früh um 9 Uhr beglückwünschte den Gefeierten eine Deputation der jetzt noch lebenden Schüler des Weingärtner'schen Instituts, dessen jüngstes Mitglied 60 Jahre zählt. Außerdem brachten der Herr Regierungspräsident Du Vignau in Begleitung des Herrn Regierungsrates Dr. Witke, ferner Herr Konsistorialrat Scheibe ihre Glückwünsche dar. Letzterer danke dem greisen Lehrer im Namen der Volksschulen, um welche er sich verdient gemacht, mit herzlichen innigen Worten, welche allen Anwesenden in steter Erinnerung bleiben werden. Im Namen des Provinzial-Schulkollegiums in Magdeburg überreichte Herr Regierungsrat Dr. Trinkler ein Schreiben, worin die gro-             
Erfurt AZJ 09101860a.jpg (297218 Byte)ßen Verdienste des Jubilars ihre rühmlichste Anerkennung finden. Auch eine Deputation der Harmoniegesellschaft stattete ihre Gratulation ab. Der Vorstand der Ressource überreichte eine Denkschrift, das Realschullehrer-Kollegium stattete, mit Herrn Direktor Dr. Koch an der Spitze, ebenfalls ihren Glückwunsch ab, wobei dasselbe ihm ein Ehrengeschenk, bestehend in einer prächtig gearbeiteten, mit den Namen sämtlicher Realschullehrer darauf verzeichneten, silbernen Fruchtschale überreichten, bei welcher Gelegenheit die Herren den Jubilar zu einem ihm zu Ehren veranstalteten Festsouper einluden. 
Ganz besonders verdient hervorgehoben zu werden, dass eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten erschienen ist, welche dem auch als langjährigen Stadtverordneten und durch Reorganisation der Sterbekassen um Stadt und Staat so hochverdienten Manne das Ehrenbürgerrecht der Stadt Erfurt überreicht.   
Außerdem wurden von vielen anderen ihm befreundeten Personen, worunter Seine Hochwürden Herr Probst Würschmidt mit wahrhaft ergreifenden Worten, sowie die Herren Geheime Rat, Graf Keller, Gymnasial-Direktor Dr. Schöler, Direktor der Töchterschule Gruber, Rektor Schade von den Parochialschulen etc., die innigsten Glückwünsche dargebracht.  
Auch die Synagogengemeinde verfehlte nicht, dem Jubilar als ihrem Glaubensgenossen den tiefsten Ausdruck ihrer Anerkennung zu zollen. Bereits am Donnerstag, den 13. dieses Monats, fand zu diesem Zweck in der prachtvoll dekorierten Synagoge eine religiöse Feier statt, bei welcher der erste Vorsteher, Herr Moos, eine herzliche, rührende Ansprache an den Gefeierten und der Rabbiner, Herr Dr. Heilbronn, die Festpredigt in einer der ganzen Feier angemessenen, alle Zuhörer tief ergreifenden Weise gehalten haben. In der Synagoge waren alle Kreise der hiesigen Einwohnerschaft würdig vertreten. Schon am Morgen des 13. war in der Wohnung des Jubilars eine Deputation der Gemeinde erschienen, die ihm einen kostbaren, in Sammet gebundenen, reich mit Silber verzierten Pentateuch überreichten. Der durch dergleichen Arbeiten rühmlichst bekannte Lehrer Herr Kruspe fertigte hierzu ein schön illustriertes, dem Ganzen sich sinnig anschließendes Titelblatt.  
Wenn wir diesen Bericht als einen Leitartikel an die Spitze unseres Blattes stellen, so geschieht dies, weil diese Feier allerdings einen besonderen Wert für die Allgemeinheit hat. Der einzige Israelit, der in Preußen eine höhere, öffentliche Lehrerstelle seit langer Zeit eingenommen, hat sich in derselben so ausgezeichnet, dass er sich nicht allein trotz Eichhorn, Raumer usw. an seinem Platze erhielt, sondern auch die größten Auszeichnungen von Seiten der Staats- und städtischen Behörden sich erwarb. Welch eine faktische Widerlegung für all die künstlichen Interpretationen, durch welche trotz dem Judengesetze von 1847 und trotz der Verfassung von 1850 noch heute die Juden von allen öffentlichen Lehrstellen auch in der Religion ganz fern liegenden Disziplinen zurückgehalten werden! Diese eine Beispiel widerlegt alle die weithergeholten Argumente ein- für allemal. Mag nun dem verdienten Lehrer nach fünfzigjähriger Wirksamkeit auch diejenige Auszeichnung vorenthalten geblieben sein, welche jedem Beamten nach so langer Dienstzeit gewährt wird, und die doch so vielen jüdischen Kommerzienräten nicht versagt worden ist - das Ehrenbürgerrecht, welches eine Stadt wie Erfurt dem würdigen Jubilar verlieh, ist ein größeres Ehrenzeichen, als ihm in irgendeiner anderen Weise verliehen werden konnte."         
 
Erfurt AZJ 09101860b.jpg (151354 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1860: "Erfurt, 20 September (1860). (Thüringer Zeitung). Gestern Abend war ein lebendiges Wogen in vielen Straßen der Stadt, auf welche Tausende von Menschen aller Stände durch die Nachricht gelockt waren, dass Schüler der oberen Klassen der hiesigen Realschule ihrem verehrten Lehrer, dem Professor Dr. Unger, zur Vorfeier seines 50-jährigen Doktorjubiläums einen Fackelzug bringen würden. Um 8 Uhr setzte sich der Zug, dem ein Musikcorps voranging, von der Realschule in der Barfüßerstraße aus in Bewegung und begab sich durch genannte Straße über den Anger, Johannisstraße nach der Wohnung des Jubilars in der Augustinerstraße. Dort gab einer der Schüler, Grab Keller, im Namen der andern den Gefühlen des Dankes und der Freude, welche diese Gelegenheit hervorgerufen, durch eine Ansprache Ausdruck und überreichte dem Gefeierten einen schönen Pokal. Der Jubilar dankte zum Fenster hinunter den versammelten Schülern in kurzen, aber herzlichen Worten. Ein dreifaches donnerndes Hoch mit Tuschbegleitung war die Antwort. (Herr Professor Unger ist einer der verdientesten Veteranen im Schulfache und auch als Schriftsteller auf dem Gebiete der Mathematik anerkannt; er ist seit langer Zeit der einzige Jude, der einer öffentlichen städtischen Schule in Preußen trotz seinem jüdischen Glaubensbekenntnis vorstand. Es war dies aus örtlichen Verhältnissen hervorgegangen. Auch anderweitig rüstete man sich in Erfurt, das Jubiläum des Professors Unger zu feiern. Die Reaktion."         

    
Unteroffizier Otto Bibo wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1870)
    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1870: "Erfurt, 27. Oktober (1870). Ich teile Ihnen die erfreuliche Nachricht mit, dass ein junger, sehr ehrenwerter Mann von hier, der Unteroffizier Bibo vom 87. Linien-Infanterieregiment, wegen Auszeichnung vor dem Feinde das Eiserne Kreuz erhalten hat."    

  
Erinnerung an Prof. Unger und Klage über antisemitische Lehrer am Realgymnasium (1894)  

Erfurt Israelit 23081894.jpg (210270 Byte)Artikel in der "Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1894: "Am Realgymnasium zu Erfurt sind jetzt Jugendbildner tätig, die aus ihrer antisemitischen Gesinnung kein Hehl machen. Der geistige Begründer und erster Lehrer dieser Anstalt war aber Professor Dr. E. S. Unger, ein Jude, dessen Verdienste die Stadt Erfurt mit folgendem vom 20. September 1860 datierten Ehrenbürgerbrief belohnt hat: 'Sie haben, hochgeehrtester Herr Jubilar, in einem langen Leben voll eifrigen und gesegneten Forschens Ihren Namen mit Ehren in die Annalen der Wissenschaft eingetragen und haben zugleich, ja noch viel mehr ein vorzügliches Geschick darin bewiesen, den Resultaten des reinen Denkens durch ihre Verwendung zum Lösen von tiefgreifenden Fragen des Lebens Durchsichtigkeit des Ausdruckes ebenso wie Reichtum des Inhaltes zu geben. Wenn Ihnen darum ganz Deutschland als Gelehrten, unser Vaterland im Besondern als Lehrer seiner Lehrer, den gerechten Dank nicht vorenthalten kann, wenn Witwen und Waisen in vielen Gauen Preußens die Hilfe zur Milderung ihres Loses Ihnen nachrühmen müssen, in wie viel höherem Grade hat der nächste Kreis für Ihre ununterbrochen angestrengte Arbeit, unsere Stadt, die Pflicht, Ihnen Achtung und Liebe zu wollen! Wir verehren in Ihnen den letzten Dozenten unserer früheren Universität und damit einen der tüchtigsten Repräsentanten des Geistes, der in der wissenschaftlichen Bildung die Weihe des Lebens findet - unsere Schulen verdanken Ihnen unmittelbar oder mittelbar einen großen Aufschwung, ja die eine Ihrem Voranschreiten das Entstehen, viele unserer öffentlichen und privaten Verwaltungsinstitute haben sich Ihres durchdachten Rates oder Ihres wirksamen Eingreifens erfreut, alle Bürger haben an Ihrer Treue in der Erfüllung der Berufspflichten, an der Uneigennützigkeit Ihres Handelns, an Ihrer liebenswürdigen Bescheidenheit im Umgange ein Muster gehabt. Weil wir wissen, dass die Bürgerschaft von diesem Bewusststein erfüllt ist, und weil wir es als eine unserer schönsten Pflichten erkennen, einem solchen Bewusststein Ausdruck zu geben, ernennen wir, Magistrat und Stadtverordnete, Sie, als den Bürger, der unserer Stadt seit fünfzig Jahren Ehren gebracht und mit Gottes Beistand noch lange bringen wird, an Ihrem heutigen Jubeltage zum Ehrenbürger von Erfurt.'"              

   
70. Geburtstag von Isaac Lamm, Vorsitzender des Gemeindevorstandes (1896)  

Erfurt AZJ 10011896.jpg (167636 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Januar 1896:  "Erfurt, 31. Dezember (1895). Am 15. dieses Monats vollende Herr Isaac Lamm, der Vorsitzende des Synagogengemeinde-Vorstandes, sein 70. Lebensjahr, was der hiesigen Gemeinde Veranlassung gab, dem Jubilar ihre Achtung und Anerkennung in mannigfacher Weise kund zu geben. Schon am vorhergehenden Tage, am Sabbat-Chanukka, wurde Herr Lamm in der Synagoge vor Beginn des Gottesdienstes durch Gesang feierlich begrüßt und von den Vertretern der Gemeinde zu seinem bekränzten Sitze geleitet. Die heilige Lade, Kanzel und Tisch erhielten neuen Schmuck. Nach Einheben der Torarollen würdigte Herr Rabbiner Dr. Salzberger mit Anknüpfung an die Schlussworte des Prophetenabschnittes Sacharja 4,6-9 die Verdienste des Jubilars um das Wohl der Gemeinde, der er nahe an vier Jahrzehnte mit selbstloser Hingebung einen großen Teil seiner Zeit und Kraft gewidmet. Gesänge vom Kantor und Chor, trefflich vorgetragen, erhöhten die Feier. Am andern Tage erschienen mehrere Deputationen im Hause des Vorstehers, die beiden Gemeindekollegien, geführt von Herrn Ullmann, überbrachten eine kunstvoll ausgestattete Dankadresse. Ferner überreichten Adressen der Vorstand der Chewra Kadischa, eine Abordnung der Konfektionäre, welche in Herrn Lamm den Begründer der Konfektionsbranche, einer der bedeutendsten Industriezweige am hiesigen Platze, ehrten. Herr Rabbiner Dr. Salzberger beglückwünschte den Jubilar im Namen der Gemeindebeamten und in dem der Religionsschule. Die überaus zahlreichen Gratulanten, die aus der Stadt und von auswärts erschienen waren, darunter auch der Landrat von Müffling, und die Herzlichkeit, mit welcher sie ihre Wünsche ausdrückten, zeugten deutlich, welch' großer Achtung und Beliebtheit sich der Jubilar hier nicht nur bei seinen Glaubensgenossen erfreut. Ein Mitglied der Gemeinde, der Schuhfabrikant Herr Alex Cerf, hatte ein Bild des Jubilars in wohlgelungener Kreidezeichnung selbst angefertigt, welches er demselben überreichte, damit es den Sitzungssaal der Gemeinde schmücke. Am Abend vereinigte ein wohlarrangiertes Bankett alle Glieder der Gemeinde im großen Saal des alten Ratskellers. Eine große Anzahl von Depeschen war eingelaufen, darunter auch eine vom Geheimrat Kristeller in Berlin im Namen des Gemeindebundes, dessen Delegierter Herr Lamm ist."          

         
Zum Tod des Gemeindevorstehers Isaak Lamm nach 40-jähriger Amtszeit in der Gemeindeverwaltung (1905)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Februar 1905: "In Erfurt ist, allgemein betrauert, der in jüdischen Kreisen bekannte und geschätzte Herr Isaac Lamm, der lange Jahre Vorsteher der jüdischen Gemeinde daselbst war, im 80. Lebensjahre gestorben."     
  
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Februar 1905: "Erfurt, 1. Februar (1905). Am 23. vorigen Monats verschied hier, wie schon kurz gemeldet, nach längerem Leiden der Vorsteher der Synagogengemeinde Isaak Lamm im 80. Lebensjahre. Länger als 40 Jahre hat er an der Spitze der Gemeindeverwaltung gestanden und zum Segen der Gemeinde gewirkt. Von wahrhaft religiöser Gesinnung hat er seine reiche Erfahrung, sein tiefes Wissen in den Dienst seiner Gemeinde gestellt. Vor 60 Jahren kam er nach Erfurt und wurde der Begründer der blühenden Damenmäntel-Industrie, die heute eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt spielt. 1877 wurde er als Mitglied der Handelskammer gewählt. Dieser Körperschaft gehörte er 28 Jahre ununterbrochen an und erwarb sich große Verdienste um die industrielle Entwicklung Erfurts. Vor drei Jahren wurde ihm als Anerkennung hierfür der Rote Adlerorden verliehen. Die Trauerfeier fand in der Synagoge statt, wo die Leiche des Entschlafenen aufgebahrt war. In dem Gotteshause hatten sich versammelt außer den Familienangehörigen die Spitzen der Behörden, Vertreter der Finanz- und Handelswelt von nah und fern. Eingeleitet wurde die Feier durch Chorgesang; alsdann entwarf Rabbiner Dr. Salzberger in warmherziger Rede ein Bild des Entschlafenen. Er schilderte in lichtvoller Weise seine seltenen Charaktereigenschaften, seine religiöse Natur und seinen hohen Wohltätigkeitssinn. Nicht nur für seine Familie, sondern auch für die Erfurter Gemeinde bedeute das Hinscheiden dieses Mannes einen unersetzlichen Verlust. Isaak Lamm war eine von Grund auf religiös beanlagte, religiös gestimmte Natur. Ihm war die Religion nichts weniger, als etwas Äußerliches, Gewohnheitsmäßiges; sie war ihm vielmehr Herzenssache, innerstes Bedürfnis. Diese echte Religiosität macht es uns verständlich, wie er, der vielbeschäftigte Mann, so viel Zeit und Kraft unserer Gemeinde widmen könnte. Es ist noch allen in frischer Erinnerung, wie sich vor 9 Jahren zu seinem 760. Geburtstage die ganze Gemeinde zu einer seltenen Ehrung um ihn versammelte. Unvollständig wäre das Lebensbild des Verblichenen, würden wir nicht den leuchtendsten Zug, den Familiensinn erwähnen. Mit dem Danke an den Verklärten für all die guten Anregungen und für die Förderungen, die er in seiner amtlichen Tätigkeit von ihm erfahren, schloss Dr. Salzberger seine ergreifende Trauerrede. Chorgesang beschloss die würdige Feuer. Hierauf wurde der Sarg herausgetragen und ein unabsehbares Trauergefolge gab ihm das letzte Geleit. Auf dem Friedhofe wurde nach einem Gebete die Leiche der letzten Ruhestätte übergeben und Mitglieder aller Konfessionen drängten an die Gruft, um dem edlen Manne den letzten Scheidegruß zu entbieten."       

  
Über Rabbiner Dr. Georg Salzberger (Bericht zu seiner Tätigkeit als Feldrabbiner bei der 5. Armee - Kronprinzen-Armee, 1915)  
Anmerkung: Rabbiner Dr. Georg Salzberger (geb. 1882 in Kulm als Sohn des späteren Erfurter Rabbiners Moritz Salzberger und der Anna geb. Freyhan, gest. 1975 in London): seit 1885 aufgewachsen in Erfurt, wo er 1902 die Schulausbildung mit dem Abitur abgeschlossen hat studierte in Berlin und Heidelberg; war von 1910 bis 1939 Rabbiner der liberalen Westend-Synagoge in Frankfurt am Main; von September 1914 bis 1918 Feldrabbiner bei der 5. Armee (Kronprinzen-Armee), erhielt vor Verdun vom Kronprinzen persönlich das "Eiserne Kreuz"; emigrierte 1939 nach England mit Frau und den Töchtern , war bis 1956 Rabbiner in London, danach Gastrabbiner der jüdischen Gemeinden Berlin und Hamburg.   

Erfurt AZJ 15011915.jpg (406569 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1915: 
Bei Interesse: zum Lesen bitte Textabbildungen abklicken.        
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70. Geburtstag des Kriegsveteranen Otto Bibo (1912)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. November 1912: "Erfurt. Jüngst feierte der Pensionär der hiesigen königlichen Gewehrfabrik Otto Bibo, ein Veteran der Kriege 1866 und 1870/71, seinen 70. Geburtstag
Bibo hat 1866 u.a. bei Königgrätz und 1870/71 bei Weißenburg, Pfalzburg, Wörth und Sedan mitgekämpft und nahm an der Belagerung von Paris teil. Bei Wörth warf sich der Unteroffizier Bibo mit einem kleinen Häuflein tapfer gegen die Übermacht des Feindes und vermöchte durch sein mutiges Vorgehen und seine Ausdauer die gefährdete Fahne zu halten. Vor Sedan gelang ihm die Ausführung schwieriger Patrouillen. Am 18. Oktober heftete ihm der Kronprinz eigenhändig das Eiserne Kreuz 2. Klasse an. Vor einigen Jahren hat Bibo die Rote Kreuz-Medaille 3. Klasse erhalten. Kaiser Wilhelm II. hat sich gelegentlich seiner Anwesenheit in Erfurt mit Bibo unterhalten".          

 
Leopold Rosenstein erhält das Eiserne Kreuz (1916)   

Erfurt FrfIsrFambl 08091916.jpg (9111 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1916: "Erfurt. Leopold Rosenstein erhielt das Eiserne Kreuz".        

  
Zum Tod des ersten Vorstandes der Synagogengemeinde, Justizrat Wilhelm Zander (1920)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1920:  "Erfurt, 10. September (1920). Am 24. vorigen Monats verschied hier nach schwerer Krankheit der erste Vorstand der Synagogengemeinde, Justizrat Wilhelm Zander, im 61. Lebensjahre. Welches Ansehen, welche Achtung und Verehrung der Verstorbene auch außerhalb der jüdischen Gemeinde eingenommen hatte, das zeigte so recht die zahlreiche Trauergemeinde. Neben dem Gesamtvorstand und den Repräsentanten der Gemeinde waren erschienen der Regierungspräsident, der Landgerichtsdirektor, Vertreter der Anwaltskammer, des Magistrats und anderer Körperschaften, denen der Verblichene nahe stand. Die Trauerfeier selbst eröffnete in ergreifender Weise Kantor Fiegler durch den Vortrag des Psalm 103 (Der Mensch, der Blume gleich sind seine Tage...). Hierauf zeichnete Rabbiner Dr. Salzberger ein treffliches Lebensbild des Verstorbenen und hob besonders seine hohen Charaktereigenschaften und die Lauterkeit seiner Gesinnung im Leben wie in seinem Berufe hervor. Fast ein Vierteljahrhundert gehörte Zander dem Vorstande der Gemeinde an, und dieses Ehrenamt legte er auch dann nicht nieder, als bereits schwere Erkrankung seinen Kräften Schonung geboten hatte. Ein Leben reich an Arbeit, aber auch reich an Erfolg, hat mit Justizrat Zander geendet. Ehre seinem Andenken!"   

 
Rechtsanwalt Dr. Ludwig Freudenthal wird zum ersten Vorsitzenden des Centralvereins (Landesverband Thüringen) gewählt (1926)       

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 22. Januar 1926: "Erfurt. (Vom Landesverband des C.V.). In der letzten Vorstandssitzung des Landesverbandes Thüringen des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens wurde zum ersten Vorsitzenden Rechtsanwalt Dr. Ludwig Freudenthal aus Erfurt gewählt. Dr. Freudenthal genießt weithin einen Ruf als Strafverteidiger; er hat im jüdischen Leben Mitteldeutschlands wertvolle Dienste geleistet und betätigt sich stets im Sinne eines entschiedenen jüdischen Liberalismus. Er ist Mitglied der Vereinigung für das liberale Judentum."    

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen sowie weitere Dokumente   
Anzeige des Konfektionsgeschäftes en gros & en detail Gebr. Lamm (1860)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21- Februar 1860: "Für unser Konfektions-Geschäft en gros & en détail suchen wir zum sofortigen Antritt oder zum 1sten April einen Lehrling mit genügender Schulbildung. Hierauf Reflektierende wollen sich gefälligst an uns wenden. 
Erfurt, den 30. Januar 1860. Gebr. Lamm."           

 
Anzeige des Konfektionsgeschäftes H. Basch (1863)
  

Erfurt AZJ 18081863.jpg (29424 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1863: "Für mein 'Konfektions-Geschäft' engros & detail suche ich zum baldigen Eintritt einen Lehrling, Sohn achtbarer Eltern, der gut schreiben und rechnen kann und sonstige gute Schulkenntnisse aufzuweisen hat.  
H. Basch in Erfurt.
"          

  
Anzeige von Simon S. Frank (1866)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Januar 1866:  "Ein jüdisches Mädchen, wenn auch in der Küche noch nicht erfahren, wird als Hausmädchen bei gutem Lohn und guter Behandlung für eine kleine Haushaltung gesucht. Antritt möglichst bald. 
Erfurt, Januar 1866. Simon S. Frank."       

          
Anzeigen des Manufakturwaren-Geschäftes Wahl jr. & Co. (1868)        

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1868: 
"Wir suchen zum sofortigen Antritt einen reisenden, der Thüringen und Sachsen bereits und mit der Manufaktur-Waren-Branche vertraut ist.  
Erfurt.  Wahl jr. & Co."        
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1868: "Für unser Manufaktur-Waren-Geschäft en gros suchen zum sofortigen Antritt einen Lehrling mit gehörigen Schulkenntnissen versehen. Erfurt    Wahl jr. & Co."      

   
Anzeige von Adolph Schönstadt (1873)    

Anzeige in der  "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. September 1873: "Ein junges Mädchen, jüdischer Konfession, aus achtbarer Familie wird zur Erziehung noch kleiner Kinder, sowie zur Stütze der Hausfrau gesucht bei Adolph Schönstadt, Erfurt."     

  
Postkarte aus Charkow an Ernst Benary in Erfurt (1890)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; ergänzende Informationen gleichfalls von P. K. Müller)     

 Erfurt Dok 130701.jpg (237080 Byte) Erfurt Dok 130701a.jpg (250817 Byte)   
Die Postkarte aus Charkow wurde im März 1890 an Ernst Benary in Erfurt versandt mit einem Stempel vom Bahnhof-Postamt und der 4. Eisenbahnabteilung. Der Inhalt der Karte ist geschäftlich.
Ernst Benary wurde als Sohn des Bankiers Salomon Levy (ab 1808 Benary) in Kassel geboren und starb am 19. Februar 1893 in Erfurt. Er absolvierte das Erfurter Gymnasium und widmete sich daran anschließend der Gärtnerei. 1843 gründete er eine selbstständige Kunst - und Handelsgärtnerei in Erfurt. Seinem florierenden Handel und seinen zu vielen Ländern bestehenden Geschäftskontakten ist es mit zu verdanken, das die Stadt Erfurt auch als "Blumenstadt Erfurt" in aller Munde ist. Detaillierte Informationen zu seinem Leben und Wirken finden sich in den als Quellen angegebenen Links.
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Benary      http://www.garten-literatur.de/Leselaube/persoenl/benary_ernst.html 
http://www.erfurt-web.de/Gartenbauunternehmen_Ernst_Benary      https://de.wikipedia.org/wiki/Charkiw

  
Postkarte der Schuhfabrik Hess (1924)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; ergänzende Informationen gleichfalls von P. K. Müller)   

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Postkarte der Schuhfabrik Hess, Kommanditgesellschaft, Erfurt, verschickt am 16. Februar 1924 an die Firma Isaac - Jung in Herisau in der Schweiz. - Der rückseitige Text ist geschäftlich. 
Die Schuhfabrik Hess wurde gegründet von Luis Hess. Am 10. Februar 1913 wurde diese umgewandelt in die Aktiengesellschaft M. & L. Hess, Schuhfabrik AG.   
Alfred Hess (geb. 19. Mai 1875 in Erfurt), Mitinhaber der Schuhfabrik Hess, war ein verantwortungsbewusster Unternehmer, der sich auch um eine Verbesserung der sozialen Belange seiner Mitarbeiter kümmerte und auch sozialen Wohnungsbau mitfinanzierte. Er war aber auch leidenschaftlicher Kunstliebhaber, -Sammler und Förderer derselben. In seiner Villa gaben sich in den zwanziger Jahren zahlreiche namhafte Künstler ein Stelldichein. Durch seine Liebe zur modernen Kunst und als Förderer derselben wurde er aber auch zur Zielscheibe nationalsozialistischer Angriffe, was ihn letztlich dazu bewog, sich zurückzuziehen. Er starb am 24. Dezember 1931.
Ein anderer Spross der Familie war der Enkel des Firmengründers Luis Hess und Neffe von Alfred Hess, Kurt Luis Hess (geb. 3. Oktober 1903 in Erfurt. Nach dem dem Boykott der jüdischen Geschäfte im April 1933 entschloss dieser sich zur Auswanderung nach Ibiza. Nachdem er Ibiza auf Grund des spanischen Bürgerkrieges verlassen musste und seine Aufenthaltsgenehmigung 1939 in Paris nicht verlängert wurde, emigriert er in die Dominikanische Republik. 2006 wurde ihm das Ehrenverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Kurt Luis Hess starb am 9. Februar 2010 in Sosua in der Dominikanischen Republik.
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hess      http://www.erfurt-web.de/Alfred_Hess 
http://bauhaus.erfurt.de/html/de/16.html       http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Luis_Hess 
http://www.sosuamuseum.org/private-museum-2/private/luis-hess-and-anajulia-silva/ 
http://www.sosuanachrichten.com/index.php?id=2193&article=1 
http://www.aktiensammler.de/br/archiv_branchen_detail.asp?AREA=276&ID=336969&NS=1 
http://www.erfurt-web.de/Alfred-Hess-Stra%C3%9Fe     

  
    

Kennkarte aus der NS-Zeit für Marie Scheuer geb. Neuburger aus Erfurt            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für Marie Scheuer geb. Neuburger, 
die in Erfurt geboren ist
 
 Erfurt KK MZ Scheuer Marie.jpg (85191 Byte)   
  Marie Scheuer geb. Neuburger ist am 3. Mai 1884 in Erfurt geboren. 
Über ihren Lebensweg liegen noch keine weiteren Informationen vor. Die Kennkarte wurde 
1939 in Mainz ausgestellt; Sie konnte vor den Deportationen 
emigrieren und ist im Oktober 1974 in den USA verstorben (SSDI).     
 

   

   

    

    

    

    

 

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Stand: 02. Januar 2017