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Wölfersheim (Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)
Anmerkung: der Familienname "Rossmann" wird meist "Roßmann"
geschrieben.
In Wölfersheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Bereits um 1700 lebten unter der Ortsherrschaft der Freiherrlichen
Familie von Löw jüdische Familien am Ort. Auch im benachbarten Melbach
und in Berstadt lebten einzelne jüdische
Personen/Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 20 jüdische Einwohner, 1830 23, 1861 23 (2,9 % von insgesamt 791
Einwohnern), 1871 31, 1880 21 (2,5 % von 850), 1900 20 (2,0 % von 983), 1910 11
(1,0 % von 1.102).
An Einrichtungen bestanden ein Betsaal (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein Friedhof.
Die Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in
Gießen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leopold Rossmann,
ein Sohn von Hermann Rossmann. Zwei Brüder von Hermann Rossmann (Siegfried
/Fritz und Kaufmann Rossmann) waren aktive Kriegsteilnehmer. Sie wurden später
in Auschwitz ermordet.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 14 Personen gehörten (1,2 % von
insgesamt etwa 1.200 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Hermann Rossmann. Auch 1932
(und vermutlich bis 1938) war Hermann Rossmann noch in diesem Amt. Damals gab es
drei jüdische Kinder, die durch einen auswärtigen Lehrer ihren
Religionsunterricht erhielten.
Von den drei jüdischen Familien, die noch in den 1920er-Jahren am Ort lebten,
hatte Julius Rossmann einen Textilhandel inne. Hermann Rossmann war Landwirt und
Landesproduktenhändler. Berthold Sonneborn war Rindsmetzger und
Viehhändler.
1933 lebten noch 15 jüdische Personen in drei Familien in Wölfersheim (0,9
% von insgesamt 1.682 Einwohnern). In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Anlass hierzu waren die grausamen Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938,
bei dem SA-Leute und Arbeiter aus dem örtlichen Braunkohle-Kraftwerk (insgesamt
150 Männer!) die jüdischen Männer halbtot prügelten, die Wohnungen ihrer
Familien völlig demolierten und Geschäftsbücher und Schuldscheine
verbrannten. Danach wurden von Einwohnern Wölfersheims die verwüsteten
Wohnungen durchsucht und vollends geplündert. Angehörige der Familie Hermann
Rossmann emigrierten nach Palästina/Israel, die Familien Sonneborn und Julius
Rossmann in die USA. Die Brüder Kaufmann und Siegfried Rossmann verzogen nach
Friedberg und wurden von dort deportiert. 1939 gab es keine jüdischen Einwohner
mehr am Ort.
Von den in Wölfersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hilde (Hilda) Kaufmann
geb. Sonneborn (1877), Kaufmann Rossmann (1893), Siegfried (Fritz) Rossmann
(1895), Helene Simon geb. Rossmann (1892), Adolf Sonneborn (1894), Lina Speyer
geb. Sonneborn (1894), Auguste Stern geb. Rossmann (1862).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts fanden sich noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Wölfersheim. |
Zur Geschichte der Synagoge
Ein Betraum war im Haus der Familie Rossmann in der
Hauptstraße vorhanden. Als kein Minjan mehr in der Gemeinde zustande kam,
besuchten die Juden aus Wölfersheim die Synagoge in Echzell.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
53
Fotos
Haus der Familie
Roßmann
(Foto erhalten von der
Gemeinde Wölfersheim; weitere Fotos
siehe Webportal "Vor dem Holocaust") |
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Haus der
Familie Roßmann in der Hauptstraße, die dem sich ein Betraum befanden.
Ansonsten war Hermann Roßmann Inhaber einer Handlung für "Spezerei
& Landesprodukte".
Das Foto rechts ist eine Ausschnittvergrößerung des linken Fotos. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 412-413. |
| Keine Artikel zu Wölfersheim in den Büchern von Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 bzw. dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 bzw. Neubearbeitung der beiden
Bände 2007. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 335. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 208-209. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Woelfersheim
Hesse. Established in the 18th century, this small Jewish community
numbered 31 (about 3 % of the total) in 1871, declining to 15 in 1933. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), a pogrom was organized, and by the summer of 1939 no Jews
remained.
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