Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wölfersheim (Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
  
Anmerkung: der Familienname "Rossmann" wird meist "Roßmann" geschrieben. 
     
In Wölfersheim bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Bereits um 1700 lebten unter der Ortsherrschaft der Freiherrlichen Familie von Löw jüdische Familien am Ort. Auch im benachbarten Melbach und in Berstadt lebten einzelne jüdische Personen/Familien.     
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 20 jüdische Einwohner, 1830 23, 1861 23 (2,9 % von insgesamt 791 Einwohnern), 1871 31, 1880 21 (2,5 % von 850), 1900 20 (2,0 % von 983), 1910 11 (1,0 % von 1.102).   
   
An Einrichtungen bestanden ein Betsaal (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof. Die Gemeinde gehörte zum Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen.   
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leopold Rossmann, ein Sohn von Hermann Rossmann. Zwei Brüder von Hermann Rossmann (Siegfried /Fritz und Kaufmann Rossmann) waren aktive Kriegsteilnehmer. Sie wurden später in Auschwitz ermordet.    
   
Um 1924, als zur Gemeinde noch 14 Personen gehörten (1,2 % von insgesamt etwa 1.200 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Hermann Rossmann. Auch 1932 (und vermutlich bis 1938) war Hermann Rossmann noch in diesem Amt. Damals gab es drei jüdische Kinder, die durch einen auswärtigen Lehrer ihren Religionsunterricht erhielten. 
 
Von den drei jüdischen Familien, die noch in den 1920er-Jahren am Ort lebten, hatte Julius Rossmann einen Textilhandel inne. Hermann Rossmann war Landwirt und Landesproduktenhändler. Berthold Sonneborn war Rindsmetzger und Viehhändler.  
  
1933 lebten noch 15 jüdische Personen in drei Familien in Wölfersheim (0,9 % von insgesamt 1.682 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind alle von ihnen weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Anlass hierzu waren die grausamen Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938, bei dem SA-Leute und Arbeiter aus dem örtlichen Braunkohle-Kraftwerk (insgesamt 150 Männer!) die jüdischen Männer halbtot prügelten, die Wohnungen ihrer Familien völlig demolierten und Geschäftsbücher und Schuldscheine verbrannten. Danach wurden von Einwohnern Wölfersheims die verwüsteten Wohnungen durchsucht und vollends geplündert. Angehörige der Familie Hermann Rossmann emigrierten nach Palästina/Israel, die Familien Sonneborn und Julius Rossmann in die USA. Die Brüder Kaufmann und Siegfried Rossmann verzogen nach Friedberg und wurden von dort deportiert. 1939 gab es keine jüdischen Einwohner mehr am Ort.
     
Von den in Wölfersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hilde (Hilda) Kaufmann geb. Sonneborn (1877), Kaufmann Rossmann (1893), Siegfried (Fritz) Rossmann (1895), Helene Simon geb. Rossmann (1892), Adolf Sonneborn (1894), Lina Speyer geb. Sonneborn (1894), Auguste Stern geb. Rossmann (1862).       
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts fanden sich noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Wölfersheim.   

       
       
 
      
Zur Geschichte der Synagoge        
       
Ein Betraum war im Haus der Familie Rossmann in der Hauptstraße vorhanden. Als kein Minjan mehr in der Gemeinde zustande kam, besuchten die Juden aus Wölfersheim die Synagoge in Echzell.      
       
       
Adresse/Standort der Synagoge            Hauptstraße 53 
      
      
Fotos  

 Haus der Familie Roßmann 
(Foto erhalten von der 
Gemeinde Wölfersheim; weitere Fotos 
siehe Webportal "Vor dem Holocaust") 
 Woelfersheim Fam Rossmann 010.jpg (98780 Byte)  Woelfersheim Fam Rossmann 010a.jpg (64361 Byte)
    Haus der Familie Roßmann in der Hauptstraße, die dem sich ein Betraum befanden. Ansonsten war Hermann Roßmann Inhaber einer Handlung für "Spezerei & Landesprodukte". 
Das Foto rechts ist eine Ausschnittvergrößerung des linken Fotos.
     

   
   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Wölfersheim  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 412-413.   
bulletKeine Artikel zu Wölfersheim in den Büchern von Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 bzw. dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994 bzw. Neubearbeitung der beiden Bände 2007. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 335.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 208-209.

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Woelfersheim  Hesse.  Established in the 18th century, this small Jewish community numbered 31 (about 3 % of the total) in 1871, declining to 15 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November 1938), a pogrom was organized, and by the summer of 1939 no Jews remained. 
      
        

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020