Juni 2008:Der "Förderverein Synagoge Vöhl e.V."
erhält den Denkmalschutzpreis des Landkreises
Waldeck-Frankenberg.
Artikel in der Waldeckischen Landeszeitung - Frankenberger Zeitung vom 5.
Juni 2008 (Artikel) Landkreis verleiht in der Vöhler Synagoge erstmals den Denkmalschutzpreis.
Vöhl (tsp). Es war der passende Ort für die Premiere: Im eindrucksvollen Ambiente der sanierten Vöhler Synagoge hat der Landkreis Waldeck-Frankenberg erstmals seinen Denkmalschutzpreis verliehen.
Die Wahl auf den Ort fiel nicht ohne Grund, denn der "Förderkreis Synagoge Vöhl" gehörte selber zu den Preisträgern.
"Es ist eine besondere Anerkennung, dass die Verleihung gerade bei uns
stattfindet", freute sich deren Vorsitzender Kurt Willi Julius. "Wir erfahren mit unserem Projekt so Würdigung auf höchster lokaler
Ebene." Neben den Vöhlern bedachte die Jury des Landkreises auch die
"Freunde des Arolser Alten Friedhofs" sowie den Förderkreis "Pickhardshammer" aus Orpethal (Diemelstadt). Beide Vereine bekommen für ihre Arbeit jeweils 1500 Euro, die Vöhler 2000 Euro. Geld, das alle drei Vereine gut gebrauchen können, um weitere Vorhaben zu finanzieren. Edith Hüttig, Vorsitzende der
"Freunde des Arolser Alten Friedhofs", kündigte beispielsweise an, mit dem Preisgeld einen weiteren Grabstein auf dem Gelände restaurieren zu wollen.
Es sind gerade diese privaten Initiativen, deren Arbeit Landrat Helmut Eichenlaub in seiner Rede besonders hervorhob. Ohne sie wäre
"vieles an einmaliger historischer Bausubstanz unwiederbringlich verloren
gegangen", machte der Landrat, der selber der Jury angehört hat, deutlich. Die Preise würden an Menschen gehen,
"die sich mit großem physischen und finanziellen Einsatz für den Erhalt denkmalwürdiger Gebäude oder Ensembles stark gemacht
haben".
Juni 2009:
Der "Förderverein Synagoge Vöhl e.V."
erhält den Hessischen Denkmalschutzpreis 2009
Foto
(pr) links aus der Waldeckischen Landeszeitung vom 29.6.2009 (Online-Artikel)
mit Text: "Die Freude war groß bei der Preisverleihung in
Darmstadt: Dr. Gerd Weiß (Denkmalpflege Hessen), Staatsministerin Eva
Kühne-Hörmann, Kurt-Willi Julius, Künstlerin E.R. Nele, Heinz-Georg
Sundermann (Lotterie-Treuhandgessellschaft) und Architekt Klaus Hömberg
(von rechts).
Nachfolgender Text aus der Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums
für Wissenschaft und Kunst vom 29. Juni 2009 (Pressemitteilung): "Vorbildlicher Einsatz für den Erhalt unseres kulturellen Erbes"
-
Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann übergibt Denkmalschutzpreis 2009
Wiesbaden /Darmstadt - "Sie haben mit großartigem ehrenamtlichen Engagement, mit ideellem und finanziellem Einsatz Denkmälern in Hessen ihren früheren Glanz zurückgegeben. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unseres historischen Erbes und unserer kulturellen Identität." Das hat Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann bei der Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises 2009 im Jugendstilbad Darmstadt hervorgehoben. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen, Dr. Heinz-Georg Sundermann, und dem Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Gerd Weiß, zeichnete sie die Gewinner aus. Die Jury hatte aus 49 Vorschlägen neun Preisträger ausgewählt - darunter Privatpersonen, bürgerschaftliche Initiativen und die Stadt Darmstadt. Verliehen werden vier Geldpreise und fünf Urkunden für vorbildliche Sanierungen.
Der Denkmalschutzpreis wird von der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen gestiftet und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. Er würdigt denkmalpflegerische Leistungen, die über das denkmalrechtlich Gebotene hinausgehen und überregionale Bedeutung beanspruchen können. Die Auszeichnung wurde zum 24. Mal vergeben.
Den ersten und mit 5.000 Euro dotierten Preis erhielt der Förderkreis "Synagoge in Vöhl" e.V. (Landkreis Waldeck-Frankenberg). Die Jury würdigte, dass mit hohem ehrenamtlichem Engagement eine außerordentliche Sanierungsleistung gelungen sei, die zur Instandsetzung der Synagoge und damit zu deren Erhaltung geführt habe. Durch das Angebot von kulturellen Veranstaltungen des Förderkreises sei die Synagoge mittlerweile auch zu einem kulturellen Leuchtturm weit über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus geworden.
...
Staatsministerin Kühne-Hörmann lobte das Engagement der Preisträger: "Sie haben es ermöglicht, dass diese Denkmäler ihren ehrwürdigen Charakter vollständig wieder gewonnen haben und zugleich für moderne Zwecke genutzt werden können. Denkmalschutz und Erinnerungskultur können nicht ausschließliche Aufgaben des Staates sein. Das würde zum einen kaum ausreichen, die Vielfalt der Denkmäler zu sichern, noch würde es der gesellschaftlichen Bedeutung insgesamt gerecht werden. Das Engagement der Bürger spielt hierbei eine herausragende Rolle. Mit dem, was wir erhalten und wie wir es erhalten, bieten wir den Reisenden und Besuchern aus aller Welt beste Gründe, unser schönes Bundesland Hessen mit seinen reichen Kulturschätzen zu besuchen. Darüber hinaus bieten wir unseren Bürgern, unseren Kindern und insbesondere den künftigen Generationen die Chance, sich Ihrer Wurzeln und Geschichte zu erinnern. Auch dafür haben die Preisträger Wichtiges
geleistet."
Text
der Laudatio: "Landesamt für Denkmalpflege Hessen - Verleihung
des Hessischen Denkmalschutzpreises
am 29. Juni 2009 um 11:00 Uhr im Jugendstilbad Darmstadt, Mercksplatz 1,
64287 Darmstadt. Urkunde und Geldpreis 5000 € für die
vorbildliche Sanierung der Synagoge in Vöhl. Preisträger: Förderkreis "Synagoge in Vöhl"
e.V. Dorfringstraße 4 34516 Vöhl.
Die Synagoge in Vöhl wurde 1827 fertiggestellt, die Einweihung als
Synagoge erfolgte 1829. Ungefähr 140 Männer, Frauen und Kinder bildeten
damals die Jüdische Gemeinde. Bereits vor der Reichspogromnacht war das
Gebäude in Privatbesitz gelangt und entging so der Zerstörung.
Mehrmaliger Besitzerwechsel und unterschiedlichste Nutzung des Betsaals
beispielsweise als Baustofflager und Wäschetrockenraum hatten zwar große
Schäden und hohen Sanierungsbedarf zur Folge, trotzdem blieb die
Originalsubstanz weitgehend erhalten.
1999 wurde der "Förderkreis Synagoge Föhl" gegründet und die
Synagoge von diesem erworben. Es begann mit hohem ehrenamtlichem
Engagement eine außerordentliche Sanierungsleistung, die zur
Instandsetzung der Synagoge und damit zu deren Erhaltung geführt hat. Der
Betsaal wurde in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege unter weitgehender
Erhaltung historischer Substanz wiederhergestellt. So wurden die
vorhandenen historischen Fenster restauriert, am hölzernen Gewölbe mit
dem aufgemalten blauen Sternenhimmel wurden nur wenige morsche Bretter
ausgetauscht, die noch erhaltenen Sandsteinfußbodenplatten wurden wieder
verlegt. Der Putz mit dem vorhandenen Schatten des verloren gegangenen
Thora-Schreins an der Stirnseite des Saals wurde belassen, lose Stellen
gesichert und Fehlstellen ergänzt.
Durch das Angebot von kulturellen Veranstaltungen des Förderkreises ist
die Synagoge mittlerweile auch zu einem kulturellen Leuchtturm weit über
die Kreis und Landesgrenzen hinaus geworden.
Für die herausragende Sanierung der Vöhler Synagoge wird der
Förderkreis "Synagoge in Vöhl" e.V. mit dem Hessischen
Denkmalschutzpreis 2009 ausgezeichnet."
November 2009:Ausstellung der Sternenbretter aus der Vöhler
Synagoge
Artikel
in der "Hessischen Allgemeinen" vom 22.11.2009 (Artikel):
"Korbach/Waldeck.
Vöhler Sternenbretter wieder in Ausstellung zu sehen - Berleburger Museum zeigt Kunst aus der Synagoge.
Vöhl/Bad Berleburg. Die Sternenbretter aus der Vöhler Synagoge werden derzeit wieder ausgestellt. Noch bis zum 6. Dezember ist die vielbeachtete Ausstellung im Bad Berleburger Museum am Goetheplatz zu sehen, berichtet der Förderkreis Synagoge. Der Berleburger Arbeitskreis für Toleranz und Zivilcourage hatte die "Sternenbretter" organisiert. Kurt-Willi Julius (Kirchlotheim) führte in die Ausstellung ein.
Der Förderkreis hatte die defekten Bretter aus dem Sternenhimmel der Synagoge während der Renovierung entfernen müssen. Julius hatte die Idee, diese Bretter an Künstler zu verschicken, damit sie daraus Kunstwerke machten. Alle schickten ihre Bilder zurück - unter anderem Wolfgang Niedecken von BAP.
Die Ausstellung kann dienstags, freitags, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr besucht werden.
(ber)."
Juni 2010:Die Förderkreis der Vöhler Synagoge wird mit
dem Kreis-Kulturpreis ausgezeichnet
Artikel in der "Hessischen
Allgemeinen" vom 29. Juni 2010 (Artikel):
"Kreis-Kulturpreis geht an den Förderkreis der Vöhler Synagoge
Vöhl. Der Förderkreis der Synagoge in Vöhl erhält den Kulturpreis des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Wie Vöhls Bürgermeister Harald Plünnecke am Montagabend in der Gemeindevertretersitzung mitteilte, findet die Preisverleihung nach den Sommerferien in der Kulturhalle in Frankenberg statt.
Bereits in den Jahren 2006 und 2008 hatte die Gemeinde den Förderkreis der ehemaligen Synagoge für den Kulturpreis vorgeschlagen. Der Kreis vergibt jährlich einen Kulturpreis und einen Jugend-Kulturpreis. Meist gibt es auf Grund der vieler gleichwertiger Bewertungen mehrere Preisträger. Der Förderkreis Synagoge Vöhl ist nun einer von ihnen.
(may)"
Juli 2010:Beitrag über die ehemalige
Synagoge
Artikel von Sarah Rogge-Richter in der "Hessischen Allgemeinen"
vom 29. Juli 2010 (Artikel):
"Neuer Glanz für alte Synagoge.
Dass sich hinter seiner schlichten Fassade eine Synagoge verbirgt, fällt beim ersten Blick auf das jahrhundertealte Gebäude in der Mittelgasse 9 in Vöhl nicht auf. Mit seinen grünen Balken sieht das ehemalige jüdische Gotteshaus aus wie eines der Fachwerkhäuser, die sich in der Gemeinde Vöhl zuhauf
aneinander reihen. Besondere Bedeutung. Man muss schon einen Schritt um das Haus gehen und den Kopf recken, um den Davidstern in dem runden Fenster an der Firstwand und somit die besondere Bedeutung des Hauses zu entdecken. Dass das Fenster mit dem Davidstern, das 1938 zerstört und zugemauert worden war, im Jahr 2001 wiederhergestellt wurde, ist dem Engagement des Förderkreises Synagoge in Vöhl zu verdanken.
Der am 9. November 1999 mit zunächst 74 Mitgliedern gegründete Verein hat in den vergangenen Jahren viel Zeit, Geld und Arbeit investiert, um die Landsynagoge zu renovieren und sie in eine Kultur- und Begegnungsstätte zu verwandeln.
'Wir wollten die Synagoge nicht nur als wichtiges Zeugnis der Geschichte und Ort der Erinnerung erhalten, sondern sie auch als Ort zur Integration von Minderheiten zu neuem Leben erwecken', sagt Kurt-Willi Julius, Vorsitzender des Förderkreises, aus Vöhl.
Dort, im Sakralraum, wo heute - auch im Rahmen des Kultursommers Nordhessen - Konzerte, Theatervorstellungen, Vorträge, Ausstellungen und zum Beispiel Filmvorführungen stattfinden, feierten nach Informationen von Karl-Heinz Stadler, Vorstands- und Gründungsmitglied des Förderkreises, bis 1936 die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Vöhl, Marienhagen und Basdorf ihre Gottesdienste. Das 1827 erbaute Gebäude wurde auch als jüdische Schule genutzt.
Mit Beginn des Nationalsozialismus schrumpfte die Zahl der jüdischen Mitglieder in den 1930er-Jahren auf knapp 50. Wer nicht rechtzeitig emigrieren konnte, wurde in Konzentrationslagern ermordet oder gilt seit der Zwangsdeportation als vermisst. Einer Zerstörung durch die Nationalsozialisten ist die Synagoge wohl deshalb entgangen, weil sie sich bereits vor der Pogromnacht 1938 in Privatbesitz befand.
Die folgenden Jahrzehnte überstand das Fachwerkhaus nahezu unbeschadet, weshalb es als eine der wenigen gut erhaltenen Synagogen in Hessen gilt. Bis 1999 wurde es als Wohnhaus genutzt - so diente der Sakralraum unter anderem als Abstellraum und Baustofflager. Gründungsmitglieder. 1999 stand das Haus zum Verkauf. Die Gemeinde wollte es zwar nicht erwerben, stellte aber einem noch zu gründenden Verein 40 000 DM und somit fast die gesamte Kaufssumme zur Verfügung. Vorangetrieben von Kurt-Willi Julius, Karl-Heinz Stadtler und weiteren engagierten Gründungsmitgliedern wurde der Förderkreis ins Leben gerufen, der kurze Zeit später den Kaufvertrag unterzeichnete und mit den Renovierungsarbeiten begann. Eigenleistung. Und diese waren umfangreich: Mit großer Eigenleistung, aber auch externer Unterstützung wurden nach und nach das Dach saniert, die Fassade erneuert, die Fenster aufgearbeitet und die Kuppel samt Sternendecke ausgebessert. Zudem bekam der Sakralraum einen neuen Deckenleuchter, und auch der Sandsteinboden wurde renoviert.
Als Anerkennung für das gelungene Gemeinschaftsprojekt erhielt der heute über 200 Mitglieder starke Verein nicht nur im vergangenen Jahr den hessischen Denkmalpreis, sondern auch finanzielle Unterstützung durch den World Monuments Fund in New York, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Hessische Landesamt für
Denkmalpflege."
September 2011:
Auf den Spuren der jüdischen Vorfahren - die
Familie von Michael Dimor besucht Vöhl
Artikel in der "Korbacher Zeitung"
vom 14. September 2011: "Der Ort gehört zu unserer
Geschichte.
Vöhl (resa). Mehr als 80 Jahre nachdem seine Mutter Vöhl verlassen
hat, kehrt Michael Dimor mit seiner großen Familie zurück. Zwei tage
lang suchen sie die Spuren ihrer jüdischen Vorfahren - mit Unterstützung
von Zeitzeugen und Geschichtsfreunden..." Link
zum Artikel.
März 2014:
Zum Tod von Kurt-Willi Julius, Vorsitzender des Fördervereins Synagoge
Vöhl e.V.
Wir
sind tief betroffen über den viel zu frühen Tod von Kurt-Willi
Julius,
Vorsitzender des Fördervereins Synagoge Vöhl e.V. Foto links: Kurt-Willi Julius - 4. von links - bei der Verleihung des
"Obermayer German Jewish History Award", 2006 in Berlin. Würdigung
der Arbeit von Kurt-Willi Julius in der Website www.obermayer.us.
Dazu Artikel in HNA.de vom 15. März 2014:
"Große Trauer im Kreis. Kurt-Willi Julius, Vorsitzender des Förderkreises Synagoge, ist gestorben
Kirchlottheim. Mit großer Trauer ist die Nachricht vom plötzlichen Tod des erst 60-jährigen Lehrers Kurt-Willi Julius aus Kirchlotheim in der gesamten Region aufgenommen worden..." Link
zum Artikel
November 2014:
Feier zum 15-jährigen Bestehen des
Fördervereins Synagoge Vöhl e.V.
Dazu Artikel in HNA.de vom 22. Oktober 2014:
"Seit 15 Jahren ist der Förderkreis aktiv.
Vöhl. Sie erinnern an das christlich-jüdische Zusammenleben in Vöhl, an frühere jüdische Bürger und deren Kultur, sie erhalten die ehemalige Synagoge und bieten seit Jahren hochklassige Konzerte an: Im November feiert der Verein zur Förderung der alten Synagoge Vöhl sein 15-jähriges Bestehen..." Link
zum Artikel
Januar 2017:
Im Dachgeschoss des
Synagogengebäudes wird eine Judaica-Bibliothek eingerichtet
Artikel in der "Waldeckischen Landeszeitung"
vom 29. Januar 2017: " Mitglieder des Förderkreises richten
Judaica-Bibliothek im Dachgeschoss der Vöhler Synagoge ein
Erinnern an Schicksal der Juden Vöhl. Auf dem sanierten Dachboden der ehemaligen Vöhler Synagoge ist
am Mittwochabend das Archiv, die Judaica-Bibliothek, von den Mitgliedern des
Förderkreises 'Synagoge in Vöhl' ihrer Bestimmung übergeben worden. 'Nichts
war verkleidet, nichts isoliert', erinnerte sich Vorsitzender Karl-Heinz
Stadtler an den alten Zustand der Räumlichkeiten. Es seien interessante
Dinge gefunden worden, darunter das Firmenbrett von Herrmann Mildenberg,
Judaica und uralte Bücher. 'Eine der ersten Maßnahmen war, dass die Kuppel
wärmegedämmt wurde. Peter Göbel und Walter Schauderna haben die Leitungen
für Strom und Heizung nach oben verlegt', erklärte der Vorsitzende. Dann
seien die Hülle gebaut sowie die Wände und der Fußboden hergerichtet worden.
Alte Holzbalken wurden übernommen."
Link zum Artikel
Juni 2019:
Ferienjobs für Jugendliche als
"Landkulturboten" in der ehemaligen Synagoge
Artikel von Julia Renner in der "Waldeckischen
Landeszeitung" vom 19. Juni 2019: "Projekt in ehemaliger Vöhler Synagoge
läuft bereits zum zweiten Mal
Besonderer Ferienjob: Sechs Schüler sind Landkulturboten. Vöhl – Sechs Schüler von Ederseeschule und Alter Landesschule (ALS)
werden in den Ferien in der Vöhler Synagoge arbeiten. Die 15- und
16-Jährigen werden so zu Landkulturboten.
Im vergangenen Jahr gab es das Projekt erstmals in dem jüdischen Gotteshaus,
auch damals waren sechs Schüler dabei. Nun die Neuauflage und das auch
gleich in größerem Rahmen: Dieses Mal ist auch die Grimmheimat Nordhessen
eingebunden, in insgesamt drei Einrichtungen werden junge Menschen als
Kulturboten arbeiten. Neben der Synagoge wird es noch Ferienjobber auf der
Krukenburg in Bad Karlshafen-Helmarshausen geben und im Generationenhaus
Bahnhof Hümme. 'Der Förderkreis der Synagoge war der Pionier im vergangenen
Jahr', sagte Daniel Teppe von der Grimmheimat bei der Vorstellung des
Projekts in der Synagoge. 'Und es lief hier sehr erfolgreich.' Mit dem
Projekt solle nicht nur der Tourismus, sondern auch die Kultur in der Region
gestärkt werden.
Zudem sei ein Ziel, junge Menschen für ihre Heimat zu begeistern. Im
kommenden Jahr werden, kündigte er an, drei weitere Einrichtungen hinzu
kommen, dann würden 36 Schüler als Kulturbotschafter arbeiten. In diesem
Jahr sind es 18. Je zwei Wochen im Dienst. Die Ferienjobber von der Ederseeschule in
Herzhausen sind Josephine Kowalczyk (16), Celina Henkler (15) und Laura
Evers (15), von der Alten Landesschule Emily Henkler (15), Kira Gräbe (16)
und Leo Wilden (15). Die Beweggründe für die Schüler, den Ferienjob
anzutreten, sind unterschiedlich. 'Ich möchte der Gemeinde mehr über die
Juden der Gemeinde erzählen', sagte Celina Henkler. Kira Gräbe will ihre
Heimat selbst genauer kennenlernen und Leo Wilden interessiert sich für die
Geschichte(n) und Ereignisse, die sich in der Synagoge zugetragen haben. Für
je zwei Wochen sind die Schüler von Montag bis Freitag im Dienst. 'Das ist
ein Ferienjob der besonderen Art, den nicht jeder machen will und nicht
jeder machen kann', sagte Bürgermeister Matthias Stappert. Die sechs Schüler
würden dafür das nötige Verantwortungsbewusstsein mitbringen. Die ehemalige
Synagoge sei nicht nur für die Gemeinde wichtig, sondern für die gesamte
Region. Finanziert vom Bund. 'Das Leben auf dem Land ist lebenswert, auch
hier gibt es Kultur. Und das sollen die Boten erleben und nach außen
zeigen', sagte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises. Zugleich
sollen Toleranz und Demokratie vermittelt werden. Auch in den kommenden
Jahren solle das Projekt Landkulturboten fortgesetzt werden. Finanziert wird
das Projekt der Kulturboten in diesem Jahr vollständig vom Bundesministerium
für Ernährung und Landwirtschaft. Im vergangenen Jahr wurde es in Vöhl durch
Sponsoren getragen. Für die je zwei Wochen, die die Schüler im Job sind,
bekommen sie zehn Euro pro Stunde. Die Grimmheimat Nordhessen stellt für
diese Zeit zudem Tablets zur Verfügung, mit denen sie arbeiten können. Vor
allem Social-Media-Kanäle wie Facebook sollen auf diesem Weg von den
Schülern betreut werden."
Link zum Artikel
September/Dezember
2019: Vielfältiges
Veranstaltungsprogramm in der ehemaligen Synagoge
Artikel von Julia Renner in der "Waldeckischen
Landeszeitung" vom 30. August 2019: "Vorträge, Lesungen, Ausstellungen,
Filme und Musik bis Dezember in Vöhler Synagoge. Auftakt für große Reihe
"Facetten des Rassismus"
Vöhl – 'Facetten des Rassismus' heißt die größte Veranstaltungsreihe,
die der Förderkreis der Synagoge Vöhl je gestemmt hat. Ausstellungen,
Lesungen, Filme, Vorträge, ein Konzert und einen 'Markt der Möglichkeiten'
gibt es. Auftakt ist am Sonntag. Eine der Besonderheiten der Reihe: Der
Eintritt ist – abgesehen vom Konzert – bei allen Angeboten frei. Die
Veranstaltungen im Überblick: Sonntag, 1. September, 10 Uhr: Ausstellung 'Ihr Tod reißt nicht die
geringste Lücke...'. Dr. Wilhelm Völcker-Janssen führt ein, Dr. Georg
Lilienthal referiert zu 'Krankenmord im Nationalsozialismus'. Die
Theatergruppe des Lebenshilfe-Werks wirkt mit. Samstag, 7. September, 17 Uhr: Eröffnung der Ausstellungen 'Bäume,
Schienen, Zäune. Ein Versuch, das Gesehene auf dem Gelände der Gedenkstätte
Buchenwald künstlerischen Mitteln zu verarbeiten' vom Lebenshilfe-Werk
Weimar-Apolda sowie 'Die Gedenkstätte in der früheren Tötungsanstalt
Hadamar' mit Dr. Wolfgang Werner.
Sonntag, 8. September, 14 bis 17 Uhr: Offene Synagoge. Dienstag, 10. September, 19 Uhr: Kino mit Spielfilm zum Thema;
Donnerstag, 12. September, 19 Uhr: Lesung mit Autor Robert Domes aus
'Nebel im August' (Kooperation mit Alter Landesschule und Thalia in
Korbach).
Donnerstag, 19. September, 19 Uhr: Vortrag mit Dr. Georg Lilienthal
'Lebensborn-Kinder. Die letzten Opfer der SS'; zudem Gespräch mit
Lebensborn-Kind Adolf Kopp aus Asel, der seine Eltern nicht kennt.
Donnerstag, 26. September, 19 Uhr: Katharina Oehl referiert unter dem
Titel 'Auf der Suche nach der eigenen Identität. Die gewaltsame
Eindeutschung polnisch-deutscher Kinder.' 2. Staffel. Freitag, 4. Oktober, 19 Uhr: Vortrag mit Ruth Piro-Klein
'Krankenpflege im Nationalsozialismus'. Sonntag, 6. Oktober, 10 Uhr: Eröffnung der Ausstellungen 'Zeichnungen
von Enric Rabasseda über Faschismus, Krieg und die Hintergründe', Einführung
von Dr. Hartmut Wecker sowie 'Ehemaliges Firmengelände J.A. Topf & Söhne
Erfurt' mit der Einführung von Alexis Werner. Montag, 7. Oktober, 19 Uhr: Rebekka Schubert 'J.A. Topf & Söhne – Die
Ofenbauer von Auschwitz', Vortrag. Sonntag, 13. Oktober, 14 bis 17 Uhr: Offene Synagoge.
Donnerstag, 17. Oktober, 19 Uhr: Vortrag von Dr. Udo Engbring-Romang
'Die Diskriminierung und Verfolgung von Sinti und Roma im 20. Jahrhundert'
(in Zusammenarbeit mit der VHS).
Sonntag, 20. Oktober, 19 Uhr: Karl-Heinz Stadtler, 'Belzec, Sobibor,
Treblinka – Die vergessenen Mordlager im Holocaust. Ein Reisebericht'.
Donnerstag, 24. Oktober, 19 Uhr: Dr. Christoph Franke über medizinische
Experimente und die Rolle der Behringwerke bei Menschenversuchen im KZ
Buchenwald. 3. Staffel- Freitag, 1. November, 18 Uhr: Ausstellung von Pro Asyl
'Menschen und Rechte sind unteilbar'; um 20 Uhr Konzert 'Migrantig' mit
Andrea Pancur, Hansjörg Gehring und Ian Chapman (Karten 15 Euro, beides in
der Henkelhalle). Samstag, 2. November, 14 bis 19 Uhr: Markt der Möglichkeiten in der
Henkelhalle mit Musik, Lesungen, Kurzfilmen. Sonntag, 3. November, 14 bis 18
Uhr: Migranten berichten in der Henkelhalle über Flucht und Heimat. Samstag, 9. November, 19.30 Uhr: Gedenken zum Pogrom in der
Martinskirche, 20 Uhr Gedenkfeier in der Synagoge. Sonntag, 17. November, 14 bis 17 Uhr: Offene Synagoge. Donnerstag, 21. November, 19 Uhr: Vortrag mit Jana Bonn
'Antisemitismus – Struktur und aktuelle Ausformungen'.
Sonntag, 1. Dezember, 15 Uhr: Eva-Kathrein Hack über 'Mischlingskinder' im
Nachkriegs-Asel. Sonntag, 8. Dezember, 14 bis 17 Uhr: Offene Synagoge. Dienstag, 10. Dezember, 19 Uhr: Multimedialer Abend über den
Buchenwald-Überlebenden Stéphane Hessel (mit Arolsen Archives)."
Link zum Artikel
Juli 2020:
Neue Pläne für die Synagoge und
die Erinnerungsarbeit am Ort
Artikel von Julia Janzen in der hna.de vom
30. Juli 2020: "Große Pläne für altes jüdisches Gotteshaus - Hoffen auf
Unterstützung vom Land. Vöhl: Synagoge bekommt Notausgänge, Hof wird neu
gestaltet
Der Hof wird neu gestaltet, das Gebäude bekommt zwei Notausgänge,
Hinweistafeln an Häusern sollen die Geschichte Vöhler Juden erzählen und ein
neues Buch wird auch veröffentlicht: Der Förderkreis der Synagoge Vöhl hat
mehrere Projekte in Angriff genommen, die Vorstand und Mitglieder in den
nächsten Jahren begleiten werden. Vöhl - 'Es hat uns schon immer bewegt,
dass wir nur eine Tür als Ein- und Ausgang haben', sagt Günter Maier,
Mitglied im Vorstand des Förderkreises. Bisher sei nie etwas passiert,
Gedanken mache man sich dennoch, wie im Notfall alle sicher nach draußen
kommen. Der Anschlag auf eine Synagoge in Halle im vergangenen Jahr habe den
Wunsch nach Notausgänge noch bestärkt. Sowohl der Denkmalschutz als auch die
weiteren Behörden hätten das Anliegen positiv aufgenommen, sagt Vorsitzender
Karl-Heinz Stadtler. Deshalb hat Architektin Silvia Steiner zwei Notausgänge
geplant: Vom Erdgeschoss würde einer, über zwei oder drei Treppenstufen, in
die angrenzende Gasse führen, ein zweiter würde Besucher über eine Treppe
vom ersten Stock aus auf den Hof bringen. Stadtler rechnet damit, dass der
Umbau Kosten im unteren fünfstelligen Bereich verursachen wird. Der Verein
könne das nicht allein stemmen, deshalb bemühe man sich um Unterstützung vom
Land Hessen. Möglichst noch in diesem Jahr sollen die beiden Ausgänge
entstehen, so der Wunsch. Bauliche Veränderungen soll es auch hinterm Haus,
im Hof der alten Synagoge geben. Dort ist eine Umgestaltung geplant, um das
Areal künftig besser für Veranstaltungen, beispielsweise für Sommerkonzerte,
nutzen zu können. Mehr als 100 Leute würden dort Platz finden, sagt Stadtler.
Zum kleinen Bach hinunter sollen künftig einige Treppenstufen führen,
erklärt Walter Schauderna. Dort sollen Besucher auch sitzen können. Auch
weitere Sitzgelegenheiten sollen entstehen. Der Hang, an dem es neben dem
Haus zum Hof hinunter geht, wird ebenfalls umgestaltet. Der Farn ist bereits
weg. In der Mitte der Anhöhe wird ein kleiner Weg angelegt und jeweils auf
dem oberen und dem unteren Teilstück sollen drei Stelen stehen. Gestaltet
werden sollen diese von Künstlern, dazu wird es eigens eine Ausschreibung
geben. Form, Farbe, Material und Gestaltung der Stelen sollen die Künstler
dann selbst übernehmen, die Finanzierung übernimmt der Förderkreis. Die
Voraussetzung für die Gestaltung: Das Ergebnis muss etwas mit der Synagoge
bzw. der Arbeit des Förderkreises zu tun haben. Ob Texte oder Symbole, sagt
Stadtler, möglich sei auch, etwas für Offenheit und gegen Rassismus
umzusetzen. Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres wird zudem ein Buch
unter dem Titel 'Facetten des Rassismus' veröffentlicht. Darin finden sich
alle Vorträge und Geschichten der großen gleichnamigen Veranstaltungsreihe
aus dem vergangenen Jahr. Hinweistafeln an Häusern geplant. In vielen heute noch erhaltenen
Vöhler Häusern haben früher Juden gelebt. Der Förderkreis will
Interessierten die Möglichkeit geben, sich über diese jüdischen Familien zu
informieren und plant, entsprechende Hinweistafeln anzubringen. Die Idee
hatte der Vorstand schon länger, nun machen die Landkulturboten Benjamin
Grön und Silas Schwehn den Anfang. Sie arbeiten an der Umsetzung für die
erste Betontafel, die später an der Synagoge selbst angebracht werden soll.
'Geschichte der Vöhler Juden' soll jede Tafel überschrieben sein, darunter
folgen Infos über die Familie, die in dem Haus lebte, deren Auswanderung
oder Ermordung, oder auch die frühere Nutzung des Gebäudes. Ein QR-Code soll
bei Interesse auf die Internetseite des Förderkreises weiterleiten, erklären
die beiden Landkulturboten. Dort gibt es ausführlicheren Infos und eine
Karte mit einer Übersicht, an welchen Häusern noch weitere Tafeln angebracht
sind. 43 Zentimeter breit und gut 80 Zentimeter hoch wird das Hinweisschild
sein, das – so der Plan – im September an der Synagoge enthüllt werden soll.
Doch nicht überall sei die Höhe die selbe, sagt Karl-Heinz Stadtler. Das
hänge immer von der Geschichte des Hauses und seiner Bewohner ab. Etwa 25
Häuser sind es in dem Ort, an denen am Ende eine Tafel hängen und einen Teil
der Vöhler Geschichte erzählen könnte. Über mehrere Jahre werde sich das
Vorhaben hinziehen. Umgesetzt werden soll das Projekt in jedem Fall immer
nur gemeinsam mit den aktuellen Hauseigentümern, betont der Vorsitzende des
Förderkreises. Stadtler und die anderen Vorstandsmitglieder hoffen, dass
dabei aber alle mitmachen und Ja sagen zu der Idee, bezahlen müssen sie für
die Umsetzung natürlich nichts, die Kosten trägt der Verein. Und wenn jemand
keine Tafel an seinem Haus oder am Zaun haben möchte, sei das natürlich auch
in Ordnung. Wie berichtet, ist die Finanzierung des Projekts Landkulturboten
im kommenden Jahr noch ungewiss. Doch der Vorstand will das Projekt
fortsetzen. Rund 5000 Euro kostet die jährliche Umsetzung, 'das sollte
machbar sein'. Möglich sei eine Finanzierung durch Sponsoren, sagt
Karl-Heinz Stadtler, oder auch durch das hessische Kultusministerium. Auch
Kooperationen mit Einrichtungen wie der Jugendherberge Hohe Fahrt und dem
Camp der Landessportjugend seien möglich. Weitere Infos zur Arbeit des
Förderkreises gibt es auf der Internetseite des Vereins."
Link zum Artikel
Mai 2021:
Jüdisch-christlicher Dialog -
mehrere Veranstaltungen in 2021
In
der Reihe "Jüdisch-christliche Dialoge" kam es Ende Mai zu einem Austausch
zwischen einem evangelischen Pfarrer aus Hanau und einem Rabbiner aus
Darmstadt zu den Beziehungen zwischen Schawuot und Pfingsten.
Damit wird eine Reihe fortsetzt, weitere Veranstaltungen in dieser Reihe
http://www.synagoge-voehl.de/index.php/veranstaltungen/veranstaltungen-2021.
Juli 2024:
25 Jahre Förderkreis Synagoge
Vöhl - Interview mit Karl-Heinz Stadtler
Artikel von Stefanie Rösner in der "hna.de"
vom 7. Juli 2024: "Neue Podcastfolge. Verantwortungsgefühl treibt ihn
an: Karl-Heinz Stadtler im Interview zu 25 Jahre Förderkreis Synagoge Vöhl
'Es ist wichtig, diese Arbeit hier zu machen': Zum 25-jährigen Bestehen des
Förderkreises Synagoge Vöhl haben wir mit dem Vorsitzenden Karl-Heinz Stadtler gesprochen. Vöhl – Der 72-Jährige engagiert sich seit langem unermüdlich für den
Förderkreis, bemüht sich um eine intensive Erinnerungskultur und pflegt
Kontakte zu Nachfahren von Vöhler Juden. Herr Stadtler, zum Jubiläumswochenende 12. bis 14. Juli werden 15
Nachfahren von Juden, die einst in Vöhl lebten, erwartet. Sie stehen
persönlich mit diesen Menschen in Kontakt, die vorwiegend aus den USA
anreisen, aber auch aus Israel und Hamburg. Was bedeutet Ihnen das, dass sie
diese weiten Reisen auf sich nehmen?
Ich bin begeistert und freue mich sehr. Ich habe alle schon vor vielen
Jahren kennengelernt. Sie sind inzwischen zu Freunden geworden, zu Freunden
nicht nur von meiner Frau und mir, sondern auch des Förderkreises insgesamt. Einer ist Michael Dimor, der zum Fest erwartet wird. Welchen Bezug hat er
zu Vöhl?
Michael Dimor ist der Enkelsohn des Vöhler Juden Moritz Mildenberg und
seiner Frau Helene. Er kommt jetzt als 87-Jähriger nach Vöhl. Seine
Großmutter war mit einer Tochter zu Beginn der NS-Herrschaft in die
Niederlande emigriert. 1938 besuchte sie ihre Tochter Else, die Mutter
Michaels, die nach Palästina emigriert war. Es ist kaum zu fassen.
Anschließend reiste die Großmutter zurück in die Niederlande und wurde von
dort mit ihrer Tochter, deren Mann und kleinem Sohn nach Auschwitz
deportiert und ermordet. Es ist sicher immer ein emotionales Erlebnis, wenn solch ein Kontakt
zustandekommt?
Ja, das ist es. Ich kann mich sehr gut an den ersten Besuch von Michael
Dimor und seiner Frau in Vöhl erinnern, als sie in Sachsenhausen auf dem
Friedhof standen, weil Michaels Großvater dort 1945 Sachsenhausen gestorben
ist. Wir hatten auch ein großes Treffen mit alten Leuten in Sachsenhausen
organisiert, die sich noch an seinen Großvater erinnern konnten. Wir sind
mit ihm auch zum Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen – heute Arolsen
Archives – gefahren. Und er konnte dort die Dokumente von seinen Verwandten
sehen, die Opfer des Holocausts geworden sind. Das war unheimlich bewegend. Mit welcher Vertrautheit begegnen Ihnen die Menschen, die schlechte
Erfahrungen mit dem Deutschen Reich gemacht haben?
Im September 2000 waren zwei Ehepaare unter den Besuchern in Vöhl. Einer der
jeweiligen Partner hatte im Haus neben der Synagoge gewohnt. Sie wollten
nicht nach Vöhl kommen – auf keinen Fall noch einmal zurück nach
Deutschland. Aber wir hatten einen sehr regen E-Mail-Austausch, in dem ich
sie davon überzeugen konnte, dass Deutschland heute anders ist, dass wir
anders sind. Und schließlich sind sie gekommen. Wir haben uns am Flughafen
in die Arme genommen. Ist Deutschland heute wirklich anders?
Ja! Trotz der aktuellen Diskussion um Antisemitismus. Das, was unter dem
Begriff läuft, ist oft Kritik an der gegenwärtigen Politik Israels. Da geht
es zum einen um die Innenpolitik, bei der man den Eindruck hat, dass sich
Israel zum Beispiel in einer Weise entwickelt, die nicht mehr unbedingt als
demokratisch bezeichnet werden kann, weil zum Beispiel die Rechte der Justiz
beschränkt werden sollen. Das ist ein Problem, über das auch in Israel
diskutiert wird. Und wer da die israelische Regierung kritisiert, ist nicht
Antisemit.
Ähnliches gilt in Bezug auf den Gazakrieg. Selbstverständlich ist es in
Ordnung, wenn sich Israel gegen einen solchen Angriff wie dem furchtbaren
Terroranschlag der Hamas im Oktober 2023 wehrt. Aber es muss die Frage
erlaubt sein, ob die Art und Weise, wie das geschieht, gerechtfertigt und
notwendig ist und ob es nicht andere Wege gegeben hätte, das Ziel – die
Zerschlagung der Hamas – zu erreichen. Die antisemitisch motivierten Gewalttaten in Deutschland sind mehr
geworden.
Ich möchte Antisemitismus auch nicht relativieren, sondern deutlich machen,
dass nicht alles, was Antisemitismus genannt wird, Antisemitismus ist. Wir
haben in der Synagoge bereits drei Veranstaltungen über die
Auseinandersetzungen zwischen Juden und Palästinensern gehabt. Damit müssen
wir uns thematisch befassen. Welchen Auftrag hat der Förderkreis aufgrund der aktuellen Entwicklungen?
Welchen Stellenwert haben die Erinnerung an die Vergangenheit einerseits und
Debatten über die Gegenwart andererseits?
Vor allem in Bezug auf die Gegenwart müssen wir uns fragen, warum es in
Staaten mit gemischten Bevölkerungsgruppen immer wieder zu Problemen kommt.
In Deutschland hat es lange Zeit ein gutes Zusammenleben zwischen Juden und
Christen gegeben. Dann hat es aber auch immer wieder Rückschläge gegeben. Es
gilt darüber nachzudenken, in welchen sozialen und wirtschaftlichen
Situationen es zu Problemen zwischen Mehrheiten und Minderheiten kommt. Sie persönlich investieren viel in die Arbeit als Vorsitzender des
Förderkreises. Was treibt Sie an?
Das Wichtigste ist für mich das Verantwortungsgefühl in Bezug auf deutsche
Geschichte und auch in Bezug auf das Dorf Vöhl. Ich glaube, es ist wichtig,
diese Arbeit hier zu machen. Ich merke ja auch die unheimlich große
Resonanz.
Über die Gründung des Förderkreises Synagoge Vöhl, über dessen Engagement im
Bereich Jugendbildung und über weitere Pläne des Vereins spricht Stadtler im
Podcast 'Erzählmodus': abrufbar auf Youtube und Spotify."
Link zum Artikel
"Erzählmodus"
zu Karl-Heinz Stadtler - Youtube-Beitrag: "Geschichte wird lebendig,
Freundschaften entstehen. Zum Jubiläum 25 Jahre Förderkreis Synagoge Vöhl
haben wir mit dem Vorsitzenden Karl-Heinz Stadtler gesprochen. Er erzählt
von bewegenden Momenten, wenn ehemalige Vöhler Juden und Nachfahren von
Vöhler Juden den Ort besuchen. Außerdem geht es um die Rolle, die der Verein
heute spielt und um die Bedeutung der ehemaligen Synagoge weit über die
Region hinaus."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902:
"Suche für meine beiden Töchter, 21 und 22 Jahre, Stellung als Stütze,
wo christliches Mädchen vorhanden. Haushalt, Handarbeiten erfahren.
Gefällige Offerten erbeten.
Fr. A. Mildenberg, Vöhl (Hessen)."
Zum Tod von Lehrer Laser (1906)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. November
1906:
"Vöhl. Herr Lehrer Laser wurde in dem Augenblicke vom
Tode ereilt, als er bei einer Festlichkeit einen Toast
ausbrachte."
Zum Tod von Emanuel Katzenstein (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. April 1927: "Vöhl. Im Alter von 87
Jahren starb hier der Rentier Emanuel Katzenstein. Der Verstorbene stand
sowohl bei der jüdischen als auch bei der christlichen Bevölkerung in
hohem Ansehen. 49 Jahre war der Vorstand der Israelitischen Gemeinde, und
über 40 Jahre nahm er als Mitglied des Gemeinderats an dem Wohlergehen
seines Heimatortes regen Anteil. Ebenso beteiligte er sich lebhaft an dem
Vereinsleben, u.a. gehörte er über 60 Jahre dem Gesangverein an. Ein
großes Trauergefolge aus allen Teilen der Bevölkerung - voran der
Gesangverein, der vor dem Sterbehause und auf dem Friedhof ergreifende
Abschiedslieder sang - begleitet den Leichenzug. Am Grabe würdigte Lehrer
Katzenstein (Wolfhagen) die
Verdienste des Verewigten."
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Marianne geb.
Katz und Walter Mildenberg (Uruguay / USA 1949)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 22. April 1949:
"Mr. and Mrs. Jacob Katz - Mr. and Mrs. Sol Mildenberg announce the
engagement of their children Marianne and Walter.
Passover 5709 (April 13, 1949).
San Salvador 2122, Apt. 4 Montevideo, Uruguay (formerly Bobenhausen,
Oberhessen) -
315 Lincoln Place Brooklyn 17, New York (formerly Voehl,
Edersee).