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Zurück zur allgemeinen Übersicht der Friedhöfe
Zur Übersicht über die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land und in Ostfriesland
Smarlingen (Stadt
Weener, Kreis
Leer, Ostfriesland)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Weener (interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe bei Smarlingen
1670 wurde den Juden des Rheiderlandes - Weener, Bunde
und Jemgum - von der Fürstin Christine Charlotte erlaubt, einen eigenen
Friedhof in Smarlingen bei Weener anzulegen. Bis dahin wurden die jüdischen
Toten dieser Orte in Emden beigesetzt. In unmittelbarer Nähe dieses alten
Friedhofes wurde später ein neuer Friedhof angelegt, der bis 1849 belegt wurde. Über
den Zustand der beiden Friedhöfe in Smarlingen um 1925 erfährt man aus einem
Bericht der Zeitschrift "Der Israelit" (siehe unten).
Die beiden
Friedhöfe sind erhalten. Die ältere befindet sich auf im Bereich des
Grundstückes eines landwirtschaftlichen Gehöftes, der jüngere in etwa 300 m
Entfernung inmitten von Wiesen. Auf dem älteren Friedhof befanden sich in den
1970er-Jahren noch vier Grabsteinfragmente, auf dem jüngeren sind noch etwa 30
Grabsteine erhalten. Bei einem Besuch des älteren Friedhofes im Juni 2014
konnten zwei Grabsteine gefunden werden, weitere dürften von Erde zugedeckt
sein.
Seite zu den jüdischen Friedhöfen in Weener
(interner Link)
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des jüngeren der alten Friedhöfe)
Größere Kartenansicht
Aus der Geschichte der Friedhöfe
Über die beiden alten Friedhöfe in Smarlingen
(Bericht von 1925)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1925:
"Verfallende Friedhöfe. In Smarlingen, unweit der
ostfriesisch-holländischen Grenze, befinden sich, durch einen
Landstreifen getrennt, zwei alte jüdische Friedhöfe, die früher einmal
den jüdischen Ansiedlern in den ostfriesischen Flecken Weener und Bunde
als Begräbnisplätze gedient haben. Auf dem größeren (jüngeren)
Friedhofe steht noch ein Dutzend Grabsteine aufrecht, fast alle übrigen
sind schon von Moos überwuchert und kaum noch erkennbar. Nur selten
scheint sich ein interessierter Jude nach diesem Gottesacker zu verirren,
der bald verfallen sein wird wie der nördlich von ihm gelegene
benachbarte Friedhof, ein kleines aufgeschüttetes Stückchen Land, das
eher einem Düngerhaufen als einem Friedhofe ähnlich sieht und kaum noch
die Spur seiner ehemaligen Bestimmungen aufweist. Nur ein einziger
flachliegender Grabstein ist darauf zu entdecken, die übrigen Steine sind
versackt, wenn nicht zu profanen Zwecken entfernt; jedenfalls wollten die
in der Nähe wohnenden Landsleute durch Verwendung von Eisenstangen
festgestellt haben, dass keine Grabsteine nahe der Oberfläche mehr
vorhanden sind. Das Interesse an der Erwerbung dieses kleinen Fleckchens
Erde, das doch überhaupt kein Friedhof mehr sei, scheint deswegen
vorhanden zu sein, weil man scheinbar vergrabene Schätze vermutet, wie
aus der gestellten Frage, ob den jüdische Toten früher wertvolle
Gegenstände mit ins Grab gelegt seien, zu schließen ist. Diese Leute
können mit ihrer ... natürlich kein Verständnis für die Heiligkeit
dieser alten Stätten aufbringen und benutzen sie, jedenfalls ohne viel zu
fragen und im Vertrauen auf die mangelnde Kontrolle, als Viehweide. Reste
eines 'Boekfüers' zeigten, dass kürzlich noch Flammen darauf gelodert
hatten. Der jüngere Friedhof wies auch Stellen auf, die auf Grabungen
schließen lassen. Bei der Bestellung des benachbarten Feldes war
übrigens festgestellt worden, dass auch in dem den Friedhof umgebenden
Graben Begräbnisse stattgefunden haben, weil man daselbst auf Grabsteine
gestoßen wäre.
Es ist tief bedauerlich, das die Friedhofs-Kommissionen der erwähnten
Gemeinden sich nicht um die Erhaltung dieser jüdischen Stätten
bekümmern und die Plätze und Grabsteine verfallen lassen. Keine Mauer
umgibt die Friedhöfe, und wenn nicht über kurz oder lang für Abhilfe
gesorgt wird, werden sie in wenigen Jahrzehnten von der Bildfläche
verschwunden sein. Ehrensache der zuständigen Gemeinden ist es, für
Erhaltung der Friedhöfe Sorge zu tragen und die Hebung der Grabsteine zu
veranlassen. Die Bekanntgabe der alten Grabstein-Inschriften an das
Gesamtarchiv der deutschen Juden in Berlin gehört heute mit zu den
Pflichten der jüdischen Gemeinde-Verwaltungen. Und vielleicht haben auch
die Landrabbinate ein gewisses Interesse daran, den Verfall der jüdischen
Friedhöfe aufzuhalten?
Ist nicht die Gleichgültigkeit gegenüber diesen altehrwürdigen Stätten
ein Symptom für das einschlafende jüdische Interesse der einstmals
blühenden Landgemeinden? Gleicht nicht das Bild solcher vernachlässigtem
Totenstätten dem Bilde eines absterbenden
Lebens?" |
Lage der Friedhöfe
Die alten Friedhöfe liegen - im Abstand von
etwa 300 m - bei Smarlingen.
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum der Fotos des älteren Friedhofes:
13.6.2014; Aufnahmedatum der Fotos des jüngeren Friedhofes: 4.8.2010)
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Blick auf das
Friedhofsgrundstück |
Alter Zugang |
Einfriedung des
Friedhofsgrundstückes |
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Das
Foto in höherer Auflösung |
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Im
Friedhofsgrundstück |
Ein Grabstein
ist rechts der Mitte erkennbar |
Der Grabstein
- noch fast verdeckt |
Das
Foto in höherer Auflösung |
Das
Foto in höherer Auflösung |
Das
Foto in höherer Auflösung |
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Der Grabstein
nach der Säuberung |
Ein zweiter
Grabstein - noch verdeckt |
Beide Grabsteine
nach der Säuberung |
Das
Foto in höherer Auflösung |
Das
Foto in höherer Auflösung |
Das
Foto in höherer Auflösung |
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Beide
Grabsteine nach der Säuberung |
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Das
Foto in höherer Auflösung |
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Der
zweite Friedhof (= der jüngere der beiden alten Friedhöfe) bei
Smarlingen |
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Oben:
Blick auf den Friedhof vom älteren
(ersten) Friedhof aus gesehen |
Blick
auf den inmitten von Wiesen
liegenden Friedhof |
Blick über den
Friedhof
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Ansichten
des von einem Drahtzaun umgebenen Friedhofes |
Die
meisten Grabsteine sind umgestürzt,
mehrere könnten ohne großen Aufwand
wieder aufgerichtet werden |
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Zwei
umgestürzte Grabsteine,
rechts daneben ein noch
stehendes Grabsteinfragment. |
In der
Mitte ein Grabstein, der
- soweit lesbar - auf 5602 datiert
(= 1841/42) |
Hoher Grabstein
für
"Naftali Bar Nathan HaKohen"
mit segnenden Händen der Kohanim
(schwer erkennbar in der unteren
Hälfte) |
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In der
Mitte ein Grabstein für
Reis'che,
die Frau des Mosche Bar Natan |
Links
Grabstein mit segnenden
Händen der Kohanim, rechts
Grabsteinfragment |
Der noch ältere
Friedhof befindet sich
im Bereich des Grundstückes des
rechts erkennbaren
Bauernhofes |
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Grabstein
mit dem Sterbejahr 5534
(= 1773/74) |
Grabstein
mit schöner floraler
Ornamentik (unten geknickte Blume) |
Grabstein für
Riwka, die Frau des
Nathan Bar Eisik |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 1534-1544 (Abschnitt zu
Wehner von Daniel Fraenkel).
Hier
finden sich S. 1543-1544 weitere Literaturangaben. |
| Reise
ins jüdische Ostfriesland. Hrsg. von der Ostfriesischen Landschaft -
Kulturagentur Georgswall 1-5 26603 Aurich. Tel.
04941-179957 E-Mail:
kultur[et]ostfriesischelandschaft.de. Erschienen im Juli 2013. 67 S.
Kostenlos beziehbar.
Internet: www.ostfriesischelandschaft.de
"Reise ins jüdische Ostfriesland" ist ein gemeinsames Projekt im Rahmen des dritten kulturtouristischen Themenjahres
"Land der Entdeckungen 2013". Am 9. November 2013 jährte sich zum 75. Mal die Pogromnacht von 1938 in Deutschland. Dies haben 17 Einrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden zum Anlass genommen, sich unter dem Titel
"Reise ins jüdische Ostfriesland" zusammenzuschließen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschwand die jüdische Kultur im Vergleich zum übrigen Deutschland hier bemerkenswert schnell aus dem bis dahin gemeinsamen Alltagsleben von Juden und Nichtjuden.
"Reise ins jüdische Ostfriesland" will an das einst lebendige jüdische Leben in der Region erinnern.
Die Projekte zeigen in beeindruckender Weise, wie ein Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Allen jedoch geht es insbesondere darum, dem vielfältigen jüdischen Leben in Ostfriesland bis zur Shoah und darüber hinaus wieder ein Gesicht zu geben. Denn Erinnerung ist ein Weg zur Heilung und damit zur Versöhnung. |
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