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Friedhöfe im Rheingau-Taunus-Kreis"
Oestrich (Gemeinde
Oestrich-Winkel, Rheingau-Taunus-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Oestrich
(interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Nördlich von Oestrich, westlich von Hallgarten besteht seit
dem 17. Jahrhundert der älteste erhaltene jüdische
Friedhof des Rheingaues, der von zahlreichen jüdischen Gemeinden und in
einzelnen Orten lebenden jüdischen Familien in der
Umgebung belegt wurde, u.a. von den Gemeinden Eltville,
Rüdesheim
usw.. Bis 1673 waren die Toten aus dem Rheingau in
Mainz und Bingen beigesetzt
worden. 1673 konnte der Friedhof in Oestrich angelegt werden. Als erster wurde
am 23. Oktober 1673 Jacob ben Schlomo beigesetzt. 1727 wird eine
Beerdigungsbruderschaft genannt, die sich um die Beisetzungen kümmerte.
In anderen Rheingau-Gemeinden wurden erst im 19./20. Jahrhundert eigene Friedhöfe
angelegt (Rüdesheim, Eltville).
Rüdesheim und Eltville legen eigene jüdische
Friedhöfe an (1890/97)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. November
1897: "Wiesbaden, 21. November (1897). Schon mehr als zwei
Jahrhunderte besaßen die israelitischen Gemeinden des Rheingaus einen
gemeinschaftlichen Friedhof in der Nähe von Hallgarten. Da der Zugang zu
demselben überaus beschwerlich, so legte die israelitische Gemeinde Rüdesheim
schon vor einigen Jahren einen eigenen Friedhof an. Nunmehr ist auch die
israelitische Gemeinde Eltville dem Beispiele ihrer
Schwestergemeinde gefolgt. Am 11. November ist der neue Friedhof durch den
Bezirksrabbiner Herrn Dr. Silberstein aus Wiesbaden bei Gelegenheit
einer Beerdigung geweiht worden, und machte die Weiherede desselben auf
die dichtgedrängte Versammlung einen tiefen
Eindruck." |
Hinweise zu einer Dokumentation des Friedhofes: Von der Kommission für
die Geschichte der Juden wurde eine Dokumentation des Friedhofes erstellt, die
von Gerd Friedt überarbeitet wurde. Bei den Arbeiten zur Dokumentation wurde es
zunächst für möglich gehalten, dass ein
aufgefundener Stein für "Jizchak, Sohn des Mordechai" schon auf 1625
datiert werden könnte. Letzteres ließ sich jedoch nicht bestätigen, die vom Alter her sonst
noch datierbaren Grabsteine sind nicht älter als 1692/93 (Lea Bat Seligmann
1692, Bela, Tochter des Nathan K"tz 1693).
Hinweis: Nach dem Verzeichnis der
durch die "Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen"
bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in
Oestrich die Zahl von 146 vorhandenen Grabsteinen
aus der festgestellten Belegzeit von
1673 bis 1937 (1974). Siehe landesgeschichtliches
Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden
in Hessen und Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde in
Marburg: Dokumentation
der jüdischen Friedhöfe in Hessen - Online zugänglich |
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Das Memorbuch Oestrich Winkel, 1625
bis 1812, wurde von Gerd Friedt übersetzt, Kontakt über den Webmaster
der Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite. |
Lage des Friedhofes
Der jüdische Friedhof liegt 1 km westlich von Hallgarten.
Von Oestrich kommend ist der Weg teilweise ausgeschildert.
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 10.8.2008)
("Dok.-Nr." bezieht sich auf die Nummerierung in der Dokumentation der
"Kommission" [s.o.]; dort finden sich jeweils noch mehrere Fotos zu
den einzelnen Grabsteinen von hervorragender Qualität)
Weitere Fotos zum Friedhof siehe die Fotoseiten von Stefan Haas: https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-hessen-ii/.
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Von Oestrich
kommend, ist der Weg teilweise ausgeschildert |
Hinweistafel |
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Das Eingangstor |
Hinweisstein am
Eingang (deutsch und hebräisch) |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Kleiner Grabstein im
Vordergrund für
"Hendle, Tochter des Jehuda genannt Löb Katz von
1713"
(Dok. Nr. 5) |
Schwarzer Grabstein links für
Max Strauss (gest. 1902,
Dok. Nr. 134) |
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Grabsteinfragment: 'ein
aufrechter
und gerader Mann... Abraham',
nicht datierbar (Dok. 122)
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Grabstein hinten Mitte für
"Jaakow,
Sohn des Chawer Baruch", gest. am
Heiligen Schabbat,
Halbfeiertag von
Pessach, 19. Nissan 5493 (= 4. April 1733) |
Blick über den Friedhof |
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Zwei Grabsteine mit
"Segnenden Händen",
der Kohanim: links für Sussmann
Strauss
(gest. 1870, Dok. 75), rechts für Lazarus
Strauss (gest. 1890, Dok.
108) beide
aus Geisenheim |
Grabstein links für
Fanny Mannheimer
(gest. 1888, Dok. Nr. 102), rechts
für Herz Mannheimer
(1808-1884,
Dok. Nr. 96)
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Grabstein links für Adelheid
Nathan
(gest. 1872, Dok. Nr. 84), rechts für
Rosa Nathan aus Eltville (gest.
1887,
Dok. Nr. 101)
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Grabstein für "Izchak,
genannt Eisik,
Sohn des verstorbenen Mordechai"
(Datierung auf 1625
nicht sicher; Dok. Nr. 1) |
Grabstein für Herz
Levitta von
Rüdesheim (1816-1870,
Dok. Nr. 77) |
Grabstein für Setta Hayum
(gest. 1882)
(Inschriftenbereich ist im Laufe des Jahrs
2008 zerbrochen;
Dok. Nr. 93) |
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Grabstein links für
Jenny
Strauss geb.
Strass (1905-1970) und Eugen Strauss
(1899-1974), rechts für
Franziska Strauss
geb. Leopold (1871-1934) und Moritz Strauss
(1867-1937)
(Dok. 143.147) |
"Eduard Rosenthal
und Frau Babette,
Leo Strauss und Frau Mina, Fanny Strauss
und Tochter
Johanna, Max Strauss, Else
und Mutter Sophie Strauss - von den Nazis
ermordete Bürger von Oestrich" (Dok. 145) |
"Ich glaube an das Gute
im Menschen
- Anne Frank - von den Freunden
des Geistes der
Einsicht" (Dok. 144) |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
November 2016:
Der jüdische Friedhof in Oestrich
soll hergerichtet in der Öffentlichkeit besser präsenter werden
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Artikel von Barbara Dietel im "Wiesbadener
Kurier" vom 25. November 2016: "Jüdischer Friedhof in Oestrich soll mehr
ins Bewusstsein gerückt werden
OESTRICH - Manche Grabsteine sind umgefallen, andere sind schief, die
Inschrift ist oft nur noch schwer zu lesen, Büsche und Bäume wachsen
unkontrolliert, das Tor hält nicht wirklich jemanden vom Betreten ab: Der
jüdische Friedhof, versteckt in den Weinbergen zwischen Oestrich und
Hallgarten gelegen, friste sei Jahrzehnten ein Dasein, das seiner Bedeutung
als Rheingauer Kulturdenkmal nicht angemessen sei, finden CDU und FDP.
Ziel ist ein würdiges Erscheinungsbild. Mit einem Antrag zur nächsten
Stadtverordnetenversammlung verfolgen sie das Ziel, dem Friedhof, der
zeitweise der einzige jüdische Friedhof im Rheingau war, mit dem nötigen
Fingerspitzengefühl ein würdigeres Erscheinungsbild zu geben und ihn stärker
ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, so der FDP-Fraktionsvorsitzende Björn
Sommer, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt,
Planen und Bauen ist. Der Antrag habe im Ausschuss breite Zustimmung
gefunden, so Sommer.
Der Oestricher Friedhof ist der älteste jüdische Friedhof im Rheingau. Er
wurde ab etwa 1673 belegt, schreibt Dagmar Söder in der Denkmaltopografie
des Rheingaus. Die letzte Bestattung soll dort 1974 stattgefunden haben. Auf
der rund 4800 Quadratmeter großen Fläche stehen über 100 Grabsteine, teils
mit hebräischer, teils mit deutscher Inschrift. Jüdische Gräber dürfen
niemals eingeebnet werden, um für eine erneute Belegung Platz zu schaffen.
Sie sind deshalb, wie es der Zentralrat der Juden formuliert, quasi
'steinerne Urkunden'. Anders als die Christen, die ihre Gräber mit Blumen
schmücken, ist es jüdischer Brauch, zum Zeichen des Gedenkens an den
Verstorbenen einen kleinen Stein auf den Grabstein zu legen. In Abstimmung
mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen soll eruiert werden,
was getan werden kann, um den Friedhof auf angemessene Weise intensiver zu
pflegen. Nicht jeder findet Moos und Flechtenbewuchs oder abgestorbene Bäume
gleich als Verwahrlosung. Zunächst sollen Büsche, Bäume, die Einfriedung und
der Zustand der Grabsteine in Augenschein genommen und der Ansatz für die
Unterhaltung des Friedhofs von 3.500 auf 7.000 Euro erhöht werden. Für
denkmalpflegerische Maßnahmen, dazu würde beispielsweise das Aufrichten
umgefallener und schiefer Grabsteine zählen, gebe es Mittel vom Land.
Erweiterte Öffnung für die Öffentlichkeit. Der jüdische Friedhof soll
außerdem auf der städtischen Webseite als Rheingauer Kulturdenkmal
dargestellt und so beschildert werden, dass auch Ortsunkundige ihn finden
können. Geprüft wird außerdem, ob er zum 'Tag des offenen Denkmals' geöffnet
werden und ob es dort in Abständen Führungen geben könnte. Der
Heimatforscher Walter Hell habe bereits angeboten, dies zu machen, so
Sommer. Geklärt werden soll auch, ob eine erweiterte Öffnung des Friedhofs
für die Öffentlichkeit akzeptiert wird und wie diese konzeptionell umgesetzt
werden könnte. Als erste, schnell umsetzbare Maßnahme schlägt die Koalition
eine Hinweistafel am Eingang vor, die erste Informationen zu den ehemaligen
jüdischen Gemeinden im Rheingau liefert"
Link zum Artikel |
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Juli 2017:
Besuch von Kommunalpolitikern auf
dem Friedhof
|
Artikel
von Barbara Dietel im "Wiesbadener Kurier" vom 4. Juli 2017:
"Oestrich-Winkeler FDP lädt zu Begehung des jüdischen Friedhofs in
Oestrich
OESTRICH - Steil und steinig ist der jüdische Friedhof, der versteckt in
einem Wäldchen mitten in den Weinbergen zwischen Oestrich und Hallgarten
liegt. Für Heimatforscher Walter Hell ist das kein Zufall. Für etwas anderes
war die knapp fünf Hektar große Fläche, die der Mainzer Erzbischof den Juden
damals zuwies, kaum zu gebrauchten, erzählt er den Zuhörern bei einer
Begehung des sonst verschlossenen Friedhofs, zu der die FDP eingeladen
hatte. Gemeinsam mit der CDU hat die FDP eine Initiative mit dem Ziel
gestartet, den jüdischen Friedhof und das jüdische Leben mehr ins
Bewusstsein zu rücken.
Fünf Hektar großes Mahnmal. Ein fünf Hektar großes Mahnmal sei der
Friedhof, erklärt FDP-Fraktionsvorsitzender Björn Sommer. Jeder Grabstein
sei ein Kulturdenkmal, das Beachtung verdiene. Gleichzeitig sei der jüdische
Friedhof aber auch ein Ort der Andacht. 'Ein Spagat', weiß er. Der Erhalt
der Gräber, die zum Teil sehr alt sind, aber auch die Erinnerung an das, was
den Juden angetan wurde, darum geht es der Stadt.
Auf dem Friedhof in Oestrich wurden früher alle Juden aus dem Rheingau
beerdigt. Die jüdischen Friedhöfe in Eltville und Rüdesheim wurden erst 1870
und 1890 eingerichtet. Das Grab von Mirjam Katz, die als erste 1673 in
Oestrich begraben wurde, gibt es nicht mehr. Dafür einen Grabstein von 1625,
der aber erst später auf den Friedhof gelangt sein könne, so Hell. Der
älteste noch vorhandene Grabstein gehört zum Grab der am 1. November 1693
verstorbenen Bela, der Tochter von Nathan Katz, zitiert Walter Hell aus der
Dokumentation der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, die
alle 146 Gräber dokumentiert und kartiert hat. Familien wie die Mannheimer
aus Eltville oder die Hallgarten aus Winkel sind auf dem Oestricher Friedhof
in Gruppen bestattet. Der Metzger Eugen Strauß, der 1970 starb und seine
Frau Jenny, die im vier Jahre später folgte, sind die Letzten, die auf dem
Oestricher Friedhof begraben wurden.
Die jüdische Bestattungskultur ist mit der christlichen nicht zu
vergleichen. Jüdische Grabsteine werden niemals eingeebnet, sie sind
steinerne Urkunden ohne die im Christentum üblichen Blumen und Kerzen.
Grabsteine, die im Laufe der Jahrhunderte schief stehen oder umgefallen
sind, werden nicht in jedem Fall aufgerichtet.
In Oestrich gab es in der Nazi-Zeit auch Schändungen des Friedhofs. Oftmals
ist die Inschrift – in vielen Fällen noch hebräisch, später auch deutsch –
kaum oder gar nicht mehr zu lesen. Efeu und Moos zerstören den Sandstein.
Was zum Erhalt der Gräber gemacht werden kann und was nicht, das müsse nun
im Einzelfall mit den jüdischen Organisationen und der Denkmalpflege
besprochen werden, erklärte FDP-Parteivorsitzende Gertie Zielke-Neblett.
Erste Gespräche hat es schon gegeben. Zu überlegen sei auch, ob es möglich
ist, einen Handlauf entlang des Hauptweges anzubringen, um das steile
Gelände leichter begehbar zu machen, so Sommer. Auch wenn der jüdische
Friedhof nicht zum diesjährigen Motto 'Macht und Pracht' des 'Tag des
Denkmals' passe, will die FDP dafür werben, den Friedhof an diesem Tag der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es gibt auch schon einen ersten Entwurf
für eine Hinweistafel am Friedhof. "
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Eine Dokumentation des Friedhofes Oestrich (unveröffentlicht)
mit Übersetzung der hebräischen Grabinschriften wurde durch Gerd Friedt
vorgenommen. Kontakt über den Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse
siehe Eingangsseite. |

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