Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Leimersheim mit Kuhardt (VG Rülzheim, Kreis Germersheim) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

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Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
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Erinnerungen an einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde  
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)           
    
In Leimersheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert zurück. 1722 werden zwei jüdische Familien genannt (von Hertz und Moses); 1747 gab es fünf Familien mit 21 Personen am Ort.  
  
Zur jüdischen Gemeinde in Leimersheim gehörten auch die wenigen in Kuhardt lebenden jüdischen Personen. 1801 lebten in den beiden Orten zusammen 51 jüdische Einwohner (möglicherweise waren darunter auch einige, die in Neupotz lebten). Noch um 1850 nannte sich die Gemeinde "Israelitische Kultusgemeinde von Leimersheim-Kuhardt".   
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Leimersheim 1808 20 jüdische Einwohner (1,8 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 50 (3,8 %), 1835 75, 1848 89 (ca. 11 %), 1852 etwa 100 in 17 Familien, 1870/75 109, 1887 109, 1887 105, 1894 100, 1897 86 (in 20 Haushaltungen), 1900 72 (in 20 Haushaltungen, von 1304 Einwohnern); in Kuhardt 1808 8 jüdische Einwohner (0,9 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 17 (2,5 %), weitere Zahlen fehlen. 
  
1809/10 werden an jüdischen Haushaltsvorständen genannt: in Leimersheim Adam Bauer (Viehhändler), Adam Behr (Viehhändler), Witwe Eva Behr, Joseph Behr (Viehhändler), Moses Borach (Viehhändler), Charles Cahn (Viehhändler), Samuel Mayer (Eisenhändler), Salomon Oppenheimer, Jacques Strauß und Moses Strauß; in Kuhardt George Geiger (Schuhmacher).   
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (seit 1844 bestehende Israelitische Elementarschule, bis 1914 im Synagogengebäude) und ein rituelles Bad (hinter der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rülzheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt (bis 1914 Elementarlehrer, danach Religionslehrer), der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrern werden genannt: von 1844 bis zu seinem Tod 1886 Benedikt Wolf (vgl. Beitrag zu seinem 25jährigen Ortsjubiläum 1869 und zu seinem Tod 1886 unten), um 1889 Sigmund Stein /vgl. unten Bericht), um 1892 J. Haymann (unterrichtete 1892 an der israelitischen Volksschule 20 Kinder, vermutlich Jacob Haymann, siehe bei Albersweiler), um 1895 Lehrer Feibelmann, um 1896/98 J. Possenheimer (unterrichtete 1896 noch 12 Kinder, 1898 9 Kinder), um 1899 M. Feibelmann (unterrichtete 1899/1903 noch 10 Kinder), um 1904 Siegmund Löb, um 1904/1907 Leopold Schwarz, kurzzeitig wohl auch Siegfried Langstädter, um 1908 J. Krämer. 
  
Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Landau
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1879/1881 L. Stern, um 1887/1894 J. Behr IV, J. Mayer, N. Behr, um 1895/1903 L. Behr, A. Mayer, S. Krauß. Als Rendant war um 1887 ein Herr Pfeiffer tätig, als Synagogendiener um 1887/1898 J. Behr V. 
   
An jüdischen Vereinen gab es u.a. den Israelitischen Krankenpflegeverein (siehe Anzeige unten von 1862) bzw. den Kranken-Unterstützungsverein (1881 genannt) und den Wohltätigkeitsverein (1881 genannt). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isidor Behr (gef. 6. Juli 1917) und Jakob Behr (geb. 20. Januar 1886 in Leimersheim, gef. 7. Dezember 1917).      
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 28 Personen gehörten (1,75 % von insgesamt etwa 1.600 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Samuel Meyer, Robert Behr, Adolf Behr und Nathan Behr. Als (ehrenamtlicher) Kantor und Schriftführer war Robert Behr tätig, als Synagogenwart Karl Behr. 1932 waren die Gemeindevorsteher Nathan Behr (1. Vors.), Isidor Behr (2. Vors.) und Josef Katz. Weiterhin war Robert Behr (ehrenamtlicher) Kantor der Gemeinde, er starb am 7. Juli 1938 (Bericht siehe unten). Er erteilte bis zu seinem Tod den Religionsunterricht für die nur noch wenigen Kinder der Gemeinde (siehe Bericht zu seinem Tod unten).     
  
1933 lebten noch 26 jüdische Personen (in zehn Familien) in Leimersheim. Von den zehn Familienvorstehern waren vier Kaufleute und zwei Viehhändler. In den folgenden Jahren sind die meisten der jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 wurden noch 23, 1937 19, 1938 17 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert. 
  
Von den in Leimersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Barbara Behr (1882), Emil Salomon Behr (1859), Emilie (Evelyne) Behr (1866), Erwin Behr (1895), Isidor Behr (1894), Isidor Moritz Behr (1867), Karl Behr (1878), Karl August Behr (1861, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Ludwig Behr (1877), Nathan Behr (1891), Selma Behr geb. Bähr (1882), Stella Behr (1893), Walter Adolf Behr (1930), Johanna Hirschmann geb. Mayer (1878), Natalie Loeb geb. Behr (1867, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Rosa Marx geb. Mayer (1878), Bertha (Betty) Mayer geb. Mayer (1880), Lina Mayer (1880), Sophie (Sofi) Mayer (1910), Johanna Moses geb. Behr (1877), Irmina Öhlbert geb. Behr (1897), Antonie Philipp geb. Stern (1881), Frieda Schönberger (1892), Karolina (Lina) Stern (1874), Florentine (Flora) Strauß geb. Behr (1895).    
Für die genannten Schwestern Rosa Marx geb. Mayer und Lina Mayer wurden im April 2018 in Bruchsal "Stolpersteine" verlegt (siehe Presseartikel unten).   
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
  
Gerichtliche Klärung der Frage nach den gemeindlichen Beiträgen für die israelitische Schule in Leimersheim (1893)
       

Artikel in "Der Israelit" vom 2. Februar 1893: "Zwischen der Gemeinde Leimersheim und der israelitischen Kultusgemeinde daselbst bestehen Differenzen bezüglich des zu leistenden gemeindlichen Beitrages für die israelitische Schule. Die Gemeinde hatte seit der Errichtung dieser Schule 1844 regelmäßige Beiträge geleistet, die sich zuletzt auf einen Jahresbeitrag von 660 Mark entzifferten. Die Gemeinde erklärte diese als eine freiwillige, wogegen die Kultusgemeinde diese als eine dotationsmäßige, als eine obligatorische Leistung beansprucht. Nachdem in erster Instanz das Bezirksamt Germersheim und in zweiter die Kreisregierung die Leistung als eine Pflichtleistung im Sinne des Schuldotationsgesetzes erklärt hatten, weil die israelitische Schule den Charakter einer Gemeindeanstalt und Volksschule in Leimersheim besitze, wurde vom Gemeinderat Beschwerde eingelegt, welche vom Gerichtshof nach gutachterlichem Antrag des Staatsanwaltes Kapraun als begründet erklärt wurde. Es wurden hiernach die vorInstanziellen Beschlüsse dahingehend abgeändert, dass die politische Gemeinde Leimersheim nicht verpflichtet sei, zu den Kosten der israelitischen Schule daselbst den seither bezahlten Jahresbeitrag von 660 Mark unverkürzt fortzuentrichten; die israelitische Kultusgemeinde hat die Kosten zu tragen nebst Beschlussgebühr zu 10 Mark. Nach den Entscheidungsgründen findet Paragraph 10 Ziffer 19 des Gesetzes vom 8. August 1878 Anwendung, da die fragliche Schule als öffentliche Volksschule zu betrachten ist, als eine mit schulaufsichtlicher Genehmigung errichtete Elementarschule, deren Besuch für die Israelitischen Schulpflichtigen ein obligatorischer, und die unter unmittelbare Leitung und Kontrolle der Schulbehörde steht. Dagegen ist die Schule keine Gemeindeanstalt im Sinne des Art. 1 des Schulbedarfsgesetzes. Sie wurde von der israelitischen Kultusgemeinde als Anstalt für ihre Kultusangehörigen errichtet und liegt weder eine Verfügung der zuständigen Schulaufsichtsstelle hinsichtlich des Überganges der israelitischen Schule an die politische Gemeinde vor, noch kann der Gemeinde eine Handlung nachgewiesen werden, woraus zu schließen wäre, dass sie zur Übernahme sich bereit erklärte. Eine bedingungsweise Anerkennung dieser Schule als Gemeindeanstalt wurde vielmehr später ausdrücklich wieder zurückgenommen. Es ist ferner unbestrittene Tatsache, dass die gesamte finanzielle und rechnerische Verwaltung in den Händen der israelitischen Kultusverwaltung liegt, wie auch die Schule von den Beteiligten selbst als Anstalt der israelitischen Kultusgemeinde betrachtet wird. Unter diesen Verhältnissen kann von einer dotationsmäßigen Leistung unmöglich die Rede sein, und ebensowenig von einer gemeindlichen Verpflichtung zur unverkürzten Fortleistung der bisherigen Jahresbeiträge. Es handelt sich hier lediglich um einen Akt der Liberalität seitens der wohlhabenden Gemeinde Leimersheim gegenüber der dürftigen Kultusgemeinde, um eine freiwillige Gabe, und liegt weder irgend eine bindende Übereinkunft noch sonst eine rechtliche Verpflichtung vor. Geschenke werden aber nicht dadurch zur Pflichtleistung, dass sie ohne Bedingung und Zeitbeschränkung geleistet werden. Aus all diesen Gründen war hienach der Beschwerde stattzugeben."      

       
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Benedikt Wolf (1869)        

Artikel in "Der Israelitische Lehrer" vom 18. August 1869: "Aus Leimersheim in der bayerischen Pfalz. Am jüngsten Samstag, den 24. vorigen Monats (sc. Juli) feierte die hiesige israelitische Gemeinde ein ebenso schönes als sinniges Fest. Es waren an diesem Tage nämlich 25 Jahre, dass der wackere Lehrer Wolf seine Stelle als Lehrer und Kantor hier antrat. Die israelitische Gemeinde, anerkennend die Verdienste, die sich ihr Lehrer erworben, beging diesen Tag festlich auf folgende Weise:
Morgens wurde der Jubilar von dem Synagogenausschusse in seiner Wohnung abgeholt und in die Synagoge begleitet, allwo einer seiner Schüler ihn im Namen der Gemeinde begrüßte, ihn beglückwünschte und Dank sagte für seine unermüdliche Wirksamkeit als Religionslehrer und Vorbeter. Nach Beendigung des Gottesdienstes geleitete ihn die gesamte israelitische Gemeinde in das geschmackvoll dekorierte Schullokal. Daselbst erwarteten den Jubilar der königliche Lokalinspektor, sämtliche Lehrer von hier, Kuhardt und Neupotz und viele andere Ortsangehörige, auch die Schuljugend. Herr Pfarrer Krüll empfing den Gefeierten mit warmer Ansprache, die den meisten der Zuhörer Tränen der Rührung entlockte. Er sprach im Allgemeinen über den hochwichtigen aber schweren Beruf des Lehrerstandes, und entrollt dann ein würdiges Bild der segensreichen Tätigkeit des anspruchsvollen Jubilars, während dessen 25-jähriger Wirksamkeit. Hierauf brachte eine Schülerin dem Gefeierten den Dank für sein eifriges Bestreben zur Heranbildung der Jugend, und eine andere Schülerin überreichte einen, durch freiwillige Beiträge der Gemeindeglieder angekauften, prächtigen silbernen Weinpokal, den Wunsch hieran knüpfend, aus diesem Becher Gesundheit und Kraft zu trinken, um nach abermals 25 Jahren noch denselben zum Wohle der Gemeinde leeren zu können. Diese Begrüßungsworte wurden vom Jubilar mit tiefer Ergriffenheit erwidert. Derselbe war umso mehr erregt, als er am Tage seines Jubiläums erst von der durch die Gemeinde veranstaltet den Feier Kenntnisnahme erhielt.
Derselbe dankte vorerst für die vielen Beweise der Teilnahme an diesem Feste von Seiten beider Konfessionen, schilderte dann in kurzen Zügen die Entstehung und den allmählichen Aufschwung der bei seinem Antritt neu errichteten Schule, welches Ziel hauptsächlich der tätigen Mitwirkung und Unterstützung der politischen Gemeinde, und besonders den jeweiligen Lokalinspektoren zu verdanken ist, und schloss mit dem Wunsche, noch lange unter gleichen Verhältnissen wirken zu können. Zum Schlusse wurde von den anwesenden Lehrern und Gesangvereinsmitgliedern das schöne Lied 'Holde Eintracht' von Nägeli vorgetragen und mit einem donnernden 'Hoch' auf den Jubilar wurde das Fest geschlossen.
Was zur Erhöhung dieser Feier vieles beitrug, war das hier gezeigte, gewissermaßen familiäre Verhältnis der israelitischen Gemeinde unter sich und das Zusammengehen mit ihren anderen Mitbürgern; und ist dies besonders ein hervorragendes Verdienst des Jubilars, der durch seine humanen Bestrebungen und sein Vorgehen mit gutem Beispiel ihn und außer der Schule diese harmonische Eintracht in der Gemeinde allzeit gepflegt und gefördert hat."   

     
Zum Tod des Lehrers Benedikt Wolf redet der katholische Pfarrer und wird dafür aus konservativ-katholischen Kreisen scharf kritisiert (1886)       

Mitteilung in "Populär-wissenschaftliche Monatsblätter" vom 1. Februar 1887: "Der katholische Pfarrer Krapp in Leimersheim hielt an der Bahre des verstorbenen dortigen israelitischen Lehrers Wolf eine Grabrede."           
 
Artikel in "Jeschurun" vom 30. Dezember 1886: "München, 26. Dezember. Die ultramontane Presse in Bayern ist, wie sie es unablässig ihren geschätzten Lesern ins Gedächtnis ruft, nicht allein für die weltliche Wohlfahrt des bayerischen Volkes, sondern auch für dessen himmlische Glückseligkeit zu sorgen bestrebt. In ihrem heiligen Eifer für die gute Sache achtet sie - selbstverständlich unter den außerhalb ihrer Fahne Stehenden - kein Ansehen der Person, sie kennt keinen Standesunterschied und kanzelt, wenn es nötig ist, sowohl Herrn von Krailsheim als auch den stillwirkenden Seelsorger irgendeiner Landgemeinde gehörig ab. So hat sich in ihren Augen jüngst der katholische Pfarrer Krapp in Leimersheim gegen das Evangelium der Menschenliebe und Menscheneintracht eines schreienden Unrechtes schuldig gemacht, weil er an der Bahre des im selben Orte verstorbenen israelitischen Lehrers Wolf eine den Heimgegangenen ehrende Grabrede hielt. 'Auch nicht übel', charakterisiert sie das Gebaren des Herrn Krapp. Ein katholischer Geistlicher die Leistungen und Verdienste, die Tugenden und Vorzüge eines Juden zu rühmen und dieselben zur Nachahmung anzuempfehlen, wahrhaftig - entschuldigen Sie geehrter Herr Redakteur, diesen Volksausdruck - es ist zum Tollwerden. Wir würden dieses Umstandes keine Erwähnung tun, denn, um mit Richter zu sprechen, es ist die Pflicht der Kritik, sich nicht mit Dingen zu beschäftigen, die unter ihrer Würde stehen, aber wir sind denn doch begierig zu wissen, welche Stellung diese Presse gegenüber dem Nürnberger Verein, der unter der Ägide des dortigen Bürgermeisters sich gebildet, mit der Aufgabe, jeden Pomp und Luxus bei Begräbnissen abzuschaffen und eine Vereinfachung der Leichenbestattung herbeizuführen, beobachten wird? Bekanntlich ist doch diese Einrichtung eine echt jüdische, die der Judenfürst Gamliel eingeführt und zum Gesetz erhoben, damit die ärmere Klasse, der die Mittel, einen Aufwand zu machen, nicht gestatten, nicht beschämt werde. "

 
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Sigmund Stein (1936, Lehrer in Leimersheim nach 1885)  

Sulzbach BayrGZ 01071936.jpg (102428 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre! Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund Stein. Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und Niederweinstadt* tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach und ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg. Nach seiner im Jahre 1932 erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte er seinen Wohnsitz hierher (München), um seinen Lebensabend im Kreise seiner Kinder zu verbringen. Auch hier stellte er noch seine Kraft in den Dienst der jüdischen Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts versieht, wiederholt auch aushilfsweise Religionsunterricht in den hiesigen Schulen erteilte. Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische erfreuenden Jubilar seien auch an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh! (Alles Gute bis 120 Jahre).
* unklar, welcher Ort gemeint ist.   

         
Zum Tod des Lehrers Siegmund Löb im Ersten Weltkrieg (1918; Lehrer in Leimersheim vermutlich um 1904/05, da 1906 in Venningen)    
Anmerkungen: weitere Dokumente zu Siegmund Löb in der Seite zu Obermoschel.

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 13. Juni 1918: "Siegmund Löb. Am 4. Mai fand bei den schweren Kämpfen im Westen der Lehrer Siegmund Löb aus Obermoschel den Heldentod. Löb wurde 1883 als der Sohn des derzeitigen Kultusvorstandes Josef Löb in Steinbach am Glan geboren. Er besuchte die israelitische Volksschule seines Geburtsortes. Seine berufliche Ausbildung erhielt er in der königlichen Lehrerbildungsanstalt Kaiserslautern und fand nach Absolvierung derselben Anstellung in Leimersheim, Venningen und Obermoschel. In letzterem Orte wurde ihm 1914 bis zu seiner Einberufung im Jahre 1916 die Führung der protestantischen Schule übertragen. Im ersten Kriegsjahre verheiratete er sich, und Gattin und ein Töchterchen betrauern schmerzlich den Verlust des teuren Gatten und Vaters. Die Gemeinde verliert in ihm einen gewissenhaften, pflichttreuen Beamten, der sich durch sein biederes, von echter Religiosität getragenes, vorbildliches Verhalten die Wertschätzung all derer erwarb, die mit ihm in Verkehr standen. Wir Lehrer beklagen den Verlust eines wackeren Kollegen, dessen heiteres, offenes Wesen ihn jedermann lieb und wert machte. Sein charaktervolles Interesse, sein pflichttreues Schaffen und sein stets bewährtes Interesse an allen Standesfragen sichern dem jungen Helden ein dauerndes Andenken in unseren Reihen."    

   
Ausschreibung der Volksschul-Lehrerstelle in Leimersheim (1909)         

Mitteilung in  "Israelitisches Familienblatt" vom 18. Februar 1909: "Mitteilungen aus der Freien Vereinigung der israelitischen Lehrer und Kantoren der Pfalz. (Nur für bayerische Kollegen). In der Pfalz sind die Volksschullehrerstellen a) zu Leimersheim und B) zu Rodalben definitiv oder mit Hilfslehrern (Schuldienstexpektanten) sofort zu besetzen. Meldungen nur an die königliche Regierung der Pfalz, Kammer des Innern zu richten. Zu adressieren an die königliche katholische Distriktsschulinspektion für a in Rülzheim, für b in Pirmasens. Zu näherer Auskunft bin ich gerne bereit. Rosenwald - Steinbach am Glan."      

           
Zum Tod des Lehrers und Vorbeters Robert Behr (1938)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. August 1938: "Aus Leimersheim.
Am 7. Juli (1938) verschied nach kurzem Krankenlager im gesegneten Alter von 78 Jahren der Vorbeter und Religionslehrer der Gemeinde, Herr Robert Behr. Nicht nur für die Familie, sondern für die ganze Gemeinde ist der Heimgang dieses Greises ein unersetzlicher Verlust. Fast überraschend ist dieser Schicksalsschlag gekommen. Denn wer hätte diesem rüstigen Mann angesehen, der noch immer, jeden Schabbos und Feiertag, die klein gewordene Gemeinde zum Gebet zusammenführte, der als Laie in geradezu bewundernswerter pädagogischer Geschicklichkeit die wenigen Schulkinder in der Religionslehre unterrichtete, dass er so bald von uns genommen werden würde? Er hat sich durch seine Güte, seine Klugheit und sein bescheidenes Wesen die Achtung seiner Gemeindemitglieder und die Liebe der von ihm unterrichteten Kinder erworben. Die Dankbarkeit der Gemeinde für sein Wirken aber ragt noch über das Grab hinaus und wird dem Heimgegangenen, dessen Andenken zum Segen ist, immer bewahrt werden."          

    
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben             
Der Israelitische Krankenpflegeverein lässt eine neue Torarolle schreiben (1862)  

Leimersheim Israelit 19111862.jpg (66082 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1862: "Der hiesige israelitische Krankenpflege-Verein beabsichtigt nächstens, eine neue Torarolle (großes Format) anfertigen zu lassen. Bewerber hierzu wollen unverweilt ihre Offerten, mit Beilage eines kleinen Schriftmusters an den Unterfertigten franko einsehen.  
Leimersheim, Bezirksamt Germersheim, den 3. November 1862. Der Vereinsvorstand: Joseph Behr IV."  

   
Ergebnisse von Kollekten in der Gemeinde (1884)  
Anmerkung: in den jüdischen Gemeinden wurden zu den unterschiedlichsten Anlässen Kollekten durchgeführt. Über die Ergebnisse der Kollekten wurde in jüdischen Periodika informiert.     

Mitteilung in "Der Israelit" vom 12. Mai 1884: "Leimersheim. Durch Lehrer B. Wolf, pro I. Semester 5644, Challah-Geld von nachgenannten Frauen: Fradche Behr 0.80, Karoline Behr 0.85, Bertha Mayer 1.25, Babette Krauß (Josephs) 0.40, Helene Behr Witwe 0.80, Sophie Meyer 2.50, Ricka Behr 0,50, Regine Stern 2.00, Kariline Wolf 1.00, Jitte Mayer 1.00, Sara Krauß, 0.50, Babette Krauß (Ferdinands) 0.40, Amalia Behr 0.60, Rosalia Behr 0.25, zusammen abzüglich Porto 12.55 Mark, wovon 2.44 Mark für R. VIII."  "       
 
Mitteilung in "Der Israelit" vom 23. Oktober 1884: "Leimersheim. Durch Lehrer B. Wolf, Challah-Geld vom Sommer-Semester 1884, von nachgenannten Frauen: Karoline Behr 0.57, Sophie Mayer 2, Regine Stern 2, Helena Behr Witwe 2, Karoline Wolf 1, Bertha Mayer 1, Judith Mayer 0.70, Babette Krauß sen. 0.48, Babette Krauß jun. 1.15, Ricka Behr 0.50, Fanny Behr 0.90, zusammen abzüglich Porto, 12 Mark, wovon 4 Mark für für die B"CH, 5 M. für R. IV und 3 M. für J.S. Schajin."      

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Kanonier Karl Behr wird für seinen Kriegseinsatz ausgezeichnet (1918)      

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 24. Januar 1918: "Leimersheim. Kanonier Karl Behr, Sohn der Witwe Frau Rosa Behr, erhielt das Bayerische Militärverdienstkreuz mit Schwertern."        

   
Zum Tod von Emma Lamm, Mutter von Lehrer Julius Lamm in Pirmasens (1937)           

Mitteilung in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 6. Oktober 1937: "Persönliche Nachricht und Dank.
In Frankfurt/Main verschied im gesegneten Alter von 82 Jahren die früher in Leimersheim und Hagenbach wohnhaft gewesene Frau Emma Lamm seligen Andenkens, Mutter von Herrn Hauptlehrer Julius Lamm, Pirmasens.
Herr Hauptlehrer Lamm bittet für die zahlreichen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Verluste seiner Mutter auf diesem Wege seinen verbindlichen Dank annehmen zu wollen. "      

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige von Josef Mayer (1886)        

Anzeige in "Der Israelit" vom 28. September 1886: "Gesucht
von dem Unterzeichneten zum sofortigen Eintritt eine brave Person zur Führung eines kleinen Haushaltes.
Josef Mayer, Leimersheim
(Rheinpfalz). "       

 
Todesanzeige für Helene Behr geb. Weil (1902)       

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 3. April 1902: "Todes-Anzeige.
Mittwoch Nacht 1/2 12 Uhr verschied nach längerem Leiden unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Tante
Frau Helene Behr geb. Weil

im Alter von 72 Jahren.
Zugleich sagen wir für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme und Herrn Rabbiner Dr. Einstein in Landau für seinen ergreifenden Nachruf bei der Beerdigung unsern innigsten Dank.
Leimersheim, Schriesheim, Mutterstadt, Oberhausen, Otterstadt und Huntsville, 21. März 1902.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen."        

   
Aron Behr sucht für sein Manufaktur-, Konfektions- und Schuhwarengeschäft einen Lehrling (1915)     

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. August 1915: "Ich suche für mein Manufakturwaren-, Konfektions- und Schuhwaren-Geschäft einen
Volontär oder Lehrling

unter günstigen Bedingungen zum baldigen Eintritt. Samstag und Feiertage geschlossen. Offerten an
Aron Behr, Leimersheim
(Rheinpfalz). Telefon Amt Rülzheim Nr 72."     

     
Todesanzeige für Samuel Mayer (1936)         

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 20. August 1936: "Heute Nacht verschied plötzlich und unerwartet mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel
Samuel Meyer
im 59. Lebensjahre.
Im Namen der Hinterbliebenen Betty Mayer
Leimersheim, den 9. August 19:36 Uhr"       

   
   
Erinnerungen an einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Grabsteine im Friedhof des südfranzösischen Internierungslagers Gurs - Erinnerungen an die Deportation im Oktober 1940  

Leimersheim Gurs BK 020.jpg (172998 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für  
Nathalie Loeb geb. Behr
geb. am 13. August 1867 (Grabstein: 1857) in Leimersheim, später wohnhaft in Mannheim
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 17. November 1941 umgekommen ist.  
 
Leimersheim Gurs BK 021.jpg (190754 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für 
Karl August Behr, 
geb. am 2. November 1861 in Leimersheim, später wohnhaft in Karlsruhe
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 8. Dezember 1942 umgekommen ist.  
Biographie im "Gedenkbuch für die Karlsruher Juden"   

    
    
    

Zur Geschichte der Synagoge                 
    
In der Mitte des 18. Jahrhunderts (um 1750) wurde eine erste Synagoge eingerichtet, ein einfacher Betraum, der in einem "alten Stall" untergebracht worden war. 
 
1847 bis 1850 wurde in der Neugasse eine Synagoge erbaut. Zum Bau hat die Gemeinde mit Erlaubnis der Behörden verschiedene Kollekten in Bayern, der Pfalz und in Leimersheim durchgeführt. Die politische Gemeinde gab gleichfalls einen Zuschuss zu den Baukosten, die insgesamt 4.599 Gulden betrugen. In einem Schreiben des Gemeindevorstandes wurde auch die "Hohe Königliche Behörde" um einen Zuschuss gebeten: "...Die in größter Ehrerbietung unterzeichneten Vorstände der Israelitischen Kultusgemeinde von Leimersheim-Kuhardt im Namen ihrer daselbst wohnhaften Glaubensgenossen stellen hoher königlicher Behörde untertänig vor, dass ihr Bethaus, welches vor mehr als 90 Jahren aus einem damals schon alten Stall notdürftig hergestellt worden war, nunmehr zu keiner Reparatur mehr fähig ist, sondern der Einsturz drohe, sodass dasselbe bald nicht mehr ohne Lebensgefahr betreten werden kann. Die israelitischen Einwohner der beiden Gemeinden bilden eine Zahl von 19 Familien mit 130 Seelen, wovon die meisten der unbemittelten und mehrere der ärmeren Klasse angehören; dessen ungeachtet haben sich diese gemeinsam erboten, einen Fond von 1.500 Gulden zur Erbauung einer neuen zweckmäßig konstruierten Synagoge aufzubringen... Wenn aber das neue Gebäude seiner erhabenen Bestimmung entsprechen... soll, so dürften die Mittel ... nicht ausreichend sein. Zu anderen Zeiten, wo das Licht der Aufklärung noch nicht in unsere gesegnete Gegend gedrungen war, wo man religiöse Toleranz kaum dem Namen nach kannte, ... wo noch kein erlauchter Monarch alle seine Untertanen mit dem gleichen Wohlwollen beglückte.., in jenen Zeiten würden die Bitsteller nicht gewagt haben, mit einer solchen Bitte um einen Beitrag der Gemeinde zum Bau ihres Gotteshauses ihres Gotteshauses hervorzutreten. ...Heute aber ... können auch die Israeliten auf eine Begünstigung hoffen, die sie zur steten Dankbarkeit gegen ihre christlichen Mitbürger verpflichten."   
   
Erstellt wurde ein klassizistischer Putzbau mit einem flachen Satteldach. Im vorderen Teil des Synagogengebäudes befand sich der Betsaal mit der Frauen-Empore, im hinteren Teil die Wohnungen für den Lehrer und den Synagogendiener. Im Synagogengebäude fand bis 1914 auch der Unterricht der jüdischen Kinder statt.  
    
Mindestens bis zum Sommer 1938 wurden in der Synagoge noch regelmäßig Gottesdienste abgehalten, wie aus dem Bericht zum Tod des Lehrers Robert Behr im August 1938 hervorgeht (siehe oben). 
      
Bereits vier Wochen vor dem Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch Wehrmachtsangehörige teilweise demoliert; beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung durch SA- Angehörige aus Leimersheim und Rülzheim völlig zerstört. Die SA-Männer zerschlugen mit Äxten Tür und Fenster, Betstühle und Empore, Kronleuchter und Toraschrein. Die Ritualien wie Torarollen und der Toraschmuck wurden geschändet und zerstört. Die Synagoge wurde nicht angezündet, weil die Gefahr für die Nachbarhäuser zu groß geworden wäre. 1940 kam das Gebäude für 400 RM in den Besitz der Ortsgemeinde und wurde danach als Lagerraum verwendet.  
    
Das Synagogengebäude blieb nach 1945 zunächst stehen. 1950 kam es im Zusammenhang mit der Rückübertragung an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Diese beschloss 1970, das Gebäude auf Grund seines inzwischen baufälligen Zustandes abreißen zu lassen. Im November 1972 wurde am Standort der Synagoge von der bürgerlichen Gemeinde eine Gedenkstätte eingerichtet, in die die Gebotstafeln und der Hochzeitsstein der Synagoge integriert sind. Das Denkmal wurde durch den Wernersberger Bildhauer Berthold Oehl gestaltet. An der aus gelbem Sandstein errichteten Mauer befindet sich eine Gedenktafeln mit den Worten: "Zum Gedenken und zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger errichtet am Platz der Synagoge". Die beiden Teile der Gedenkstätte sind durch ein schmiedeeisernes Gitter verbunden. Die Mauer und das Gitter erinnern an den jüdischen Leidensweg.       
    
    
Adresse/Standort der Synagoge  Neugasse 4  (1932: Hauptstraße 51)  
    
    
Fotos      
(Quelle: historische Aufnahmen in: Landesamt s.Lit. S. 233-234 und O. Weber s. Lit. S. 123.191; 
Neuere Fotos von Bernhard Kukatzki; Nachtaufnahme von Franz Pfad aus der Website www.christen-und-juden.de, siehe bei den Links)   

Die Synagoge in Leimersheim Leimersheim Synagoge 132.jpg (63087 Byte) Leimersheim Synagoge 131.jpg (61486 Byte)
   Die Synagoge 
Anfang der 1930er-Jahre
Das Synagogengebäude 
Anfang der 1950er-Jahre
     
     
Die Gedenkstätte     
Leimersheim Synagoge BeKu 120.jpg (96943 Byte) Leimersheim Synagoge BeKu 121.jpg (135328 Byte) Leimersheim Synagoge BeKu 124.jpg (85462 Byte)
  Blick auf die Gedenkstätte  Die Gebotstafeln vom Giebel
 der Synagoge  
  
     
Leimersheim Synagoge BeKu 122.jpg (93482 Byte)   Leimersheim Synagoge BeKu 123.jpg (110651 Byte)  Leimersheim Synagoge 140.jpg (36876 Byte)
Gebotstafeln und 
Gedenkinschrift 
"in erinnerung und im gedenken errichtet 
am platz der synagoge 1971"
Nachtaufnahme
  
     
     

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     

1983: Presseartikel in der "Rheinpfalz" von Helmut Sittinger zur jüdischen Geschichte in Leimersheim 
(zum Lesen der Artikel bitte Textabbildungen anklicken)   
     
 Artikel "Schicksal einer religiösen Minorität -
Die Geschichte der Leimersheimer Juden ist
mehr als 250 Jahre alt - Erster Teil"
 Artikel "Schicksal einer Minderheit -
Nachforschungen über die Geschichte
 der Leimersheimer Juden"
Artikel "Bitteres Schicksal einer Minderheit -
 Die Geschichte der Leimersheimer Juden -
Was eine Überlebende zu sagen hat" 
 
April 2017: Erinnerung an 23 Leimersheimer Juden, die Opfer des NS-Regimes wurden   
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 20. April 2014: "Mit Orden ausgezeichnete Veteranen und deren Familien ermordet. Geschichten aus der Geschichte: 23 Leimersheimer Juden wurden Opfer des NS-Regimes - Tagebücher bieten interessanten Lesestoff..."
Link zum Tagebuch: http://archive.org/stream/margaretstraussb01berm#page/m78/mode/1up  
 
April 2018: Stolpersteine-Verlegung in Bruchsal für zwei aus Leimersheim stammenden Schwestern  
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 3. Mai 2018: "Steine zum Erinnern.
Bruchsal:
Stolpersteine für die aus Leimersheim stammenden Schwestern Rosa und Lina Mayer verlegt..."  
 
November 2018: Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 und die Auslöschung der jüdischen Gemeinde in der NS-Zeit   
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 9. November 2018: "SA-Mitglieder und Sympathisanten zerstören Synagoge.
Geschichten aus der Geschichte: Jüdische Gemeinde Leimersheim vor 80 Jahren fast ganz ausgelöscht - Familie Baer gelingt Flucht nach Amerika..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.     
 
Januar 2020: Über die Nachfahren des Ehrenbürgers von Leimersheim Abraham Weil  
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 31. Januar 2020: "Nachfahren des Ehrenbürgers in Auschwitz ermordet.
Abraham Weil gründete und leitete einst die gemeindliche Sparkasse in Leimersheim. Viele seiner Kinder emigrierten, andere starben..." 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
 
Februar 2020: Erinnerung an das Schicksal der in Leimersheim geborenen Klara Weiler geb. Behr 
Anmerkung:  Klara Weiler (geb. 1867 in Leimersheim) lebte mit ihrem Ehemann Aron Weiler ab 1913 in Homburg.
Sie ist nach dem Anschluss der Saar ans Deutsche Reich nach Saargemünd emigriert, wo sie am 24. September 1938 starb und im dortigen Friedhof beigesetzt wurde.   
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 29. Februar 2020: "Blickpunkt: Schicksal der Homburger Jüdin Klara Weiler. Vertrieben sofort nach dem Saar-Anschluss..."  
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
 
Oktober 2020: Erinnerung an Nathan Behr - letzter Jude in Leimersheim   
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 22. Oktober 2020: "Manchmal spielte er den Nazi.
Geschichten aus der Geschichte:
Vor 80 Jahren wurde Leimersheims letzter Jude ins Konzentrationslager Gurs deportiert - zusammen mit über 6500 anderen Juden aus der Region. Zwei Jahre später wurde der Metzgersohn nach Auschwitz gebracht. Dort enden die Lebenszeichen..." 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken
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November 2023: Gedenken an den Novemberpogrom 1938  
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" (Zweibrücken) vom 8. November 2023: "Blinde Wut wird zum Schauspiel.
Geschichten aus der Geschichte: Neugierig und stumm beobachteten Leimersheimer Bürger die Anschläge auf jüdische Geschäfte und die Synagoge in der Reichspogromnacht vor 85 Jahren. Erinnerungen von Zeugen und einer Jüdin, die den Holocaust überlebte..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken  
 
Juli 2023/Januar 2024: Besuch von Nachkommen früherer Leimersheimer (aus Familie Behr)  
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 23. Januar 2024: "Brüder auf Spurensuche.
Geschichten aus der Geschichte: Immer wieder kommen Amerikaner nach Leimersheim, die in der Pfalz auf den Spuren ihrer Vorfahren wandeln. Einige der gesuchten Verwandten waren Opfer der Nazis..." 
(Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken) 
Text des Artikels: "GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE. Zwei Amerikaner auf den Spuren ihrer Vorfahren.
Immer wieder kommen Amerikaner nach Leimersheim, die in der Pfalz auf den Spuren ihrer Vorfahren wandeln. Einige von ihnen waren Opfer der Nazis.
Im Juli vergangenen Jahres besuchten zwei Brüder den Geburtsort ihres Großvaters Herbert Behr, der 1889 in Leimersheim geboren wurde und 1937 in die USA emigrierte. James Behr ist ein Pianist, Komponist und Musikprofessor in Manhattan und Ralph Behr, ein Strafanwalt aus Florida und Autor. Sie sind zwei von vier Söhnen von Herbert Behrs Sohn Paul. Die beiden Behr-Brüder suchten nach dem Geburtshaus ihres Großvaters in Leimersheim, fanden an dessen Stelle jedoch nur noch einen Parkplatz mitten im Dorf. Dafür entdeckten sie ihren Vater Paul auf einem in Leimersheim 1932 geschossenen Verlobungsbild einer Nichte ihres Großvaters, Irmina Behr.
Großvater Herbert Behr stammte aus dem Haus, das einst direkt gegenüber der Kirche stand, wo sich heute der Parkplatz des Bürgerhauses befindet. Er wurde als zweiter Sohn von Salomon Malchus Behr geboren. Dessen jüngster Bruder Oskar Robert Behr war Kantor, Religionslehrer und Vorbeter in der Synagoge und bekannt als 'Hirsche-Robert'; sein Großvater hieß vor 1808 Salomon Hirsch. Er und seine Tochter Irmina waren die letzten jüdischen Eigentümer des sogenannten 'Hirsche-Roberts-Haus', das Roberts Vater vom damaligen Gemeindeeinnehmer und Gastwirt Hans Philipp Emmerling kaufte. Letzterer betrieb darin das Gasthaus 'Zur Blume' und errichtete 1831 ohne Genehmigung das Gasthaus 'Zum Schiff' unweit von der Rheinfähre.
Stattliches Haus. 'Hirsche-Roberts-Haus' wird als stattliches Haus mit einem schönen Innenhof erinnert – Fotos sind keine bekannt. Über eine Treppe zu einem Balkon im Innenhof gelangten die späteren Bewohner in ihre kleinen 'Sozialwohnungen', die von dem 'arischen' Käufer des Hauses und später der Gemeinde vermietet wurden. Nach dem Tod von 'Hirsche-Robert' im Sommer 1938 und der Flucht seiner verwitweten Tochter Irmina aus Leimersheim nach der Reichspogromnacht im November 1938 verkaufte letztere unter Zeitdruck das Haus an ihren Nachbarn, Metzger Heintz. Der Kauf wurde jedoch sofort vom damaligen Bürgermeister Schardt beanstandet. Wann infolgedessen der letztmalige Besitzerwechsel stattfand, ist nicht bekannt.
Im KZ ermordet. Die Spurensuche in Leimersheim führte James und Ralph Behr auch zum Platz der ehemaligen Synagoge mit den mosaischen Gesetzestafeln, die als einziger Überrest der Synagoge wesentlicher Bestandteil der errichteten Gedenkstätte sind. Und auf den jüdischen Friedhof bei Rülzheim, wo die Suche nach dem Grab des Urgroßvaters Salomon Malchus Behr erfolglos blieb. Dieser nahm als junger Mann im Deutsch-französischen Krieg 1870/71 teil, in dem er schwer verwundet worden sei. Gerne würden die Nachkommen wissen, ob sein früher Tod im Alter von 45 Jahren Folge davon ist. Nach seinem Tod im Jahr 1893 zog seine Witwe mit den beiden kleinen Söhnen Wilhelm und Herbert nach Kaiserslautern und Jahre später nach Mannheim. Ihre Söhne nahmen im Ersten Weltkrieg an Kämpfen an der Westfront teil, wurden verwundet und bekamen unter anderem das Eiserne Kreuz verliehen. Beide waren erfolgreiche Kaufmänner und treu sorgende Familienväter, sie galten als 'assimilierte', keineswegs orthodoxe Juden. Allein dies aber reichte aus, dass sie ab 1933 von Nazi-Deutschland entrechtet, gedemütigt und verfolgt wurden und nur durch ihre Flucht ins Ausland ihr Leben retten konnten, der eine in Argentinien, der andere in den USA.
Obwohl der Großvater von James und Ralph Behr schon nach dem frühen Tod seines Vaters 1893 Leimersheim verließ, blieb der Kontakt zu den Verwandten, Onkel Robert und Cousine Irmina bestehen. Als bildlicher Beweis dient seit dem Besuch in Leimersheim auch das Foto von der Verlobung von Irmina Behr mit Berthold Oehlbert, dem Schwager von Herbert Behr. Auf dem Bild sind nicht nur die Schwiegereltern von Herbert, sondern auch sein Sohn Paul zu sehen, der Vater von James und Ralph Behr. Mehrere der Teilnehmer an der 1932 in Leimersheim stattgefundenen Feier wurden in Konzentrationslagern ermordet, unter anderem die seit 1935 verwitwete Irmina."
Link zum Artikel   
 
Oktober 2024: Erinnerung an die Deportation der Juden 1940 aus dem Kreis Germersheim   
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe "Germersheimer Rundschau") vom 22. Oktober 2024: "Die letzten Juden wurden deportiert.
Mehr als 6500 Juden wurden am 22. Oktober 1940 aus der Saarpfalz und Baden nach Gurs deportiert. Rund 160 davon hatten ihre Wurzeln im Kreis - 18 davon wohnten noch hier. Die anderen haben versucht, in der Anonymität von Mannheim und Karlsruhe unterzutauchen..."
Zum Lesen der Artikels (mit zwei Fotos zu Leimersheim/Familie Behr) bitte Textabbildung anklicken  

             

    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Leimersheim   
bulletSeite zu Leimersheim bei www.christen-und-juden.de   
bulletGefallenendenkmal in Leimersheim mit den Namen aller Gefallenen bei denkmalprojekt.org    

Literatur:  

bulletHelmut Sittinger: Schicksale einer religiösen Minderheit. Geschichte der Leimersheimer Juden. In: Die Rheinpfalz. Ausgaben Landau vom 27.12.1983, 4.1. und 5.1.1984.
bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 111.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 233-234 (mit weiteren Literaturangaben). 

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Leimersheim Palatinate. Two Jewish families were present in the early 18th century and ten in the early 19th century. In 1880, the Jewish population reached a peak of 118, then dropped to 26 in 1932. In October 1938, German soldiers vandalized the synagogue, which was erected in the mid-19th century. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the work of destruction was completed. Jewish men were dispatched to the Dachau concentration camp; women, children, and the elderly to Karlsruhe and other places. Four Jews perished in the Holocaust.        
         
          

                   
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Stand: 06. Oktober 2024