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Leimersheim mit
Kuhardt (VG
Rülzheim, Kreis
Germersheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Leimersheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert zurück.
1722
werden zwei jüdische Familien genannt (von Hertz und Moses); 1747 gab es fünf
Familien mit 21 Personen am Ort.
Zur jüdischen Gemeinde in Leimersheim gehörten auch die wenigen in Kuhardt
lebenden jüdischen Personen. 1801 lebten in den beiden Orten zusammen 51
jüdische Einwohner (möglicherweise waren darunter auch einige, die in Neupotz
lebten). Noch um 1850 nannte sich die Gemeinde "Israelitische
Kultusgemeinde von Leimersheim-Kuhardt".
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: in Leimersheim 1808 20 jüdische Einwohner (1,8 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825
50 (3,8 %), 1835 75, 1848 89 (ca. 11 %), 1852 etwa 100 in 17 Familien, 1870/75
109, 1887 109, 1887 105, 1894 100, 1897 86 (in 20 Haushaltungen), 1900 72 (in 20
Haushaltungen, von 1304 Einwohnern); in Kuhardt 1808 8 jüdische Einwohner (0,9 % der
Gesamteinwohnerschaft), 1825 17 (2,5 %), weitere Zahlen fehlen.
1809/10 werden an jüdischen Haushaltsvorständen genannt: in Leimersheim
Adam Bauer
(Viehhändler), Adam Behr (Viehhändler), Witwe Eva Behr, Joseph Behr (Viehhändler),
Moses Borach (Viehhändler), Charles Cahn (Viehhändler), Samuel Mayer
(Eisenhändler), Salomon Oppenheimer, Jacques Strauß und Moses Strauß; in Kuhardt
George Geiger (Schuhmacher).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(seit 1844 bestehende Israelitische Elementarschule, bis 1914 im
Synagogengebäude) und ein rituelles Bad (hinter der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden auf
dem jüdischen Friedhof in Rülzheim
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise
ein Lehrer angestellt (bis 1914 Elementarlehrer, danach Religionslehrer), der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Von den Lehrern werden genannt: von 1844 bis zu seinem Tod 1886 Benedikt Wolf (vgl.
Beitrag zu seinem 25jährigen Ortsjubiläum 1869 und zu seinem Tod 1886 unten), um 1889 Sigmund
Stein /vgl. unten Bericht), um 1892 J. Haymann (unterrichtete 1892 an der
israelitischen Volksschule 20 Kinder, vermutlich Jacob Haymann, siehe bei
Albersweiler), um 1895 Lehrer
Feibelmann, um 1896/98 J. Possenheimer (unterrichtete 1896 noch 12 Kinder, 1898
9 Kinder), um 1899 M. Feibelmann (unterrichtete 1899/1903 noch 10 Kinder), um
1904 Siegmund Löb, um 1904/1907 Leopold Schwarz, kurzzeitig wohl auch Siegfried
Langstädter, um 1908 J. Krämer.
Die Gemeinde
gehörte zum Bezirksrabbinat in Landau.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1879/1881 L. Stern, um 1887/1894
J. Behr IV, J. Mayer, N. Behr, um 1895/1903 L. Behr, A. Mayer, S. Krauß. Als
Rendant war um 1887 ein Herr Pfeiffer tätig, als Synagogendiener um 1887/1898 J.
Behr V.
An jüdischen Vereinen gab es u.a. den Israelitischen
Krankenpflegeverein (siehe Anzeige unten von 1862) bzw. den
Kranken-Unterstützungsverein (1881 genannt) und den Wohltätigkeitsverein
(1881 genannt).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isidor Behr (gef.
6. Juli 1917) und Jakob Behr (geb. 20.
Januar 1886 in Leimersheim, gef. 7. Dezember 1917).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 28 Personen gehörten (1,75 % von
insgesamt etwa 1.600 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Samuel Meyer,
Robert Behr, Adolf Behr und Nathan Behr. Als (ehrenamtlicher) Kantor und
Schriftführer war Robert Behr tätig, als Synagogenwart Karl Behr. 1932 waren
die Gemeindevorsteher Nathan Behr (1. Vors.), Isidor Behr (2. Vors.) und Josef
Katz. Weiterhin war Robert Behr (ehrenamtlicher) Kantor der Gemeinde, er starb
am 7. Juli 1938 (Bericht siehe unten). Er erteilte bis zu seinem Tod den
Religionsunterricht für die nur noch wenigen Kinder der Gemeinde (siehe Bericht
zu seinem Tod unten).
1933 lebten noch 26 jüdische Personen (in zehn Familien) in Leimersheim.
Von den zehn Familienvorstehern waren vier Kaufleute und zwei Viehhändler. In
den folgenden Jahren sind die meisten der jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 wurden noch 23, 1937
19, 1938 17 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde
die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Die letzten fünf jüdischen
Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
Von den in Leimersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Barbara Behr (1882), Emil
Salomon Behr (1859), Emilie (Evelyne) Behr (1866), Erwin Behr (1895), Isidor
Behr (1894), Isidor Moritz Behr (1867), Karl Behr (1878), Karl August Behr (1861,
Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Ludwig Behr (1877), Nathan Behr (1891), Selma Behr geb. Bähr (1882),
Stella Behr (1893), Walter Adolf Behr (1930), Johanna Hirschmann geb. Mayer
(1878), Natalie Loeb geb. Behr (1867, Foto des Grabsteines in Gurs siehe
unten), Rosa Marx geb. Mayer (1878), Bertha
(Betty) Mayer geb. Mayer (1880), Lina Mayer (1880), Sophie (Sofi) Mayer (1910),
Johanna Moses geb. Behr (1877), Irmina Öhlbert geb. Behr (1897), Antonie
Philipp geb. Stern (1881), Frieda Schönberger (1892), Karolina (Lina) Stern
(1874), Florentine (Flora) Strauß geb. Behr (1895).
Für die genannten Schwestern Rosa Marx geb. Mayer und Lina Mayer wurden im April
2018 in Bruchsal "Stolpersteine" verlegt
(siehe Presseartikel unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Gerichtliche Klärung der Frage nach den gemeindlichen Beiträgen für die
israelitische Schule in Leimersheim (1893)
Artikel in "Der Israelit" vom 2. Februar 1893: "Zwischen der Gemeinde
Leimersheim und der israelitischen Kultusgemeinde daselbst bestehen
Differenzen bezüglich des zu leistenden gemeindlichen Beitrages für die
israelitische Schule. Die Gemeinde hatte seit der Errichtung dieser Schule
1844 regelmäßige Beiträge geleistet, die sich zuletzt auf einen
Jahresbeitrag von 660 Mark entzifferten. Die Gemeinde erklärte diese als
eine freiwillige, wogegen die Kultusgemeinde diese als eine dotationsmäßige,
als eine obligatorische Leistung beansprucht. Nachdem in erster Instanz das
Bezirksamt Germersheim und in zweiter die Kreisregierung die Leistung als
eine Pflichtleistung im Sinne des Schuldotationsgesetzes erklärt hatten,
weil die israelitische Schule den Charakter einer Gemeindeanstalt und
Volksschule in Leimersheim besitze, wurde vom Gemeinderat Beschwerde
eingelegt, welche vom Gerichtshof nach gutachterlichem Antrag des
Staatsanwaltes Kapraun als begründet erklärt wurde. Es wurden hiernach die
vorInstanziellen Beschlüsse dahingehend abgeändert, dass die politische
Gemeinde Leimersheim nicht verpflichtet sei, zu den Kosten der
israelitischen Schule daselbst den seither bezahlten Jahresbeitrag von 660
Mark unverkürzt fortzuentrichten; die israelitische Kultusgemeinde hat die
Kosten zu tragen nebst Beschlussgebühr zu 10 Mark. Nach den
Entscheidungsgründen findet Paragraph 10 Ziffer 19 des Gesetzes vom 8.
August 1878 Anwendung, da die fragliche Schule als öffentliche Volksschule
zu betrachten ist, als eine mit schulaufsichtlicher Genehmigung errichtete
Elementarschule, deren Besuch für die Israelitischen Schulpflichtigen ein
obligatorischer, und die unter unmittelbare Leitung und Kontrolle der
Schulbehörde steht. Dagegen ist die Schule keine Gemeindeanstalt im Sinne
des Art. 1 des Schulbedarfsgesetzes. Sie wurde von der israelitischen
Kultusgemeinde als Anstalt für ihre Kultusangehörigen errichtet und liegt
weder eine Verfügung der zuständigen Schulaufsichtsstelle hinsichtlich des
Überganges der israelitischen Schule an die politische Gemeinde vor, noch
kann der Gemeinde eine Handlung nachgewiesen werden, woraus zu schließen
wäre, dass sie zur Übernahme sich bereit erklärte. Eine bedingungsweise
Anerkennung dieser Schule als Gemeindeanstalt wurde vielmehr später
ausdrücklich wieder zurückgenommen. Es ist ferner unbestrittene Tatsache,
dass die gesamte finanzielle und rechnerische Verwaltung in den Händen der
israelitischen Kultusverwaltung liegt, wie auch die Schule von den
Beteiligten selbst als Anstalt der israelitischen Kultusgemeinde betrachtet
wird. Unter diesen Verhältnissen kann von einer dotationsmäßigen Leistung
unmöglich die Rede sein, und ebensowenig von einer gemeindlichen
Verpflichtung zur unverkürzten Fortleistung der bisherigen Jahresbeiträge.
Es handelt sich hier lediglich um einen Akt der Liberalität seitens der
wohlhabenden Gemeinde Leimersheim gegenüber der dürftigen Kultusgemeinde, um
eine freiwillige Gabe, und liegt weder irgend eine bindende Übereinkunft
noch sonst eine rechtliche Verpflichtung vor. Geschenke werden aber nicht
dadurch zur Pflichtleistung, dass sie ohne Bedingung und Zeitbeschränkung
geleistet werden. Aus all diesen Gründen war hienach der Beschwerde
stattzugeben." |
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer
Benedikt Wolf (1869)
Artikel
in "Der Israelitische Lehrer" vom 18. August 1869: "Aus Leimersheim
in der bayerischen Pfalz. Am jüngsten Samstag, den 24. vorigen Monats (sc.
Juli) feierte die hiesige israelitische Gemeinde ein ebenso schönes als
sinniges Fest. Es waren an diesem Tage nämlich 25 Jahre, dass der wackere
Lehrer Wolf seine Stelle als Lehrer und Kantor hier antrat. Die
israelitische Gemeinde, anerkennend die Verdienste, die sich ihr Lehrer
erworben, beging diesen Tag festlich auf folgende Weise:
Morgens wurde der Jubilar von dem Synagogenausschusse in seiner Wohnung
abgeholt und in die Synagoge begleitet, allwo einer seiner Schüler ihn im
Namen der Gemeinde begrüßte, ihn beglückwünschte und Dank sagte für seine
unermüdliche Wirksamkeit als Religionslehrer und Vorbeter. Nach Beendigung
des Gottesdienstes geleitete ihn die gesamte israelitische Gemeinde in das
geschmackvoll dekorierte Schullokal. Daselbst erwarteten den Jubilar der
königliche Lokalinspektor, sämtliche Lehrer von hier, Kuhardt und
Neupotz und viele andere Ortsangehörige, auch die Schuljugend. Herr
Pfarrer Krüll empfing den Gefeierten mit warmer Ansprache, die den
meisten der Zuhörer Tränen der Rührung entlockte. Er sprach im Allgemeinen
über den hochwichtigen aber schweren Beruf des Lehrerstandes, und entrollt
dann ein würdiges Bild der segensreichen Tätigkeit des anspruchsvollen
Jubilars, während dessen 25-jähriger Wirksamkeit. Hierauf brachte eine
Schülerin dem Gefeierten den Dank für sein eifriges Bestreben zur
Heranbildung der Jugend, und eine andere Schülerin überreichte einen, durch
freiwillige Beiträge der Gemeindeglieder angekauften, prächtigen silbernen
Weinpokal, den Wunsch hieran knüpfend, aus diesem Becher Gesundheit und
Kraft zu trinken, um nach abermals 25 Jahren noch denselben zum Wohle der
Gemeinde leeren zu können. Diese Begrüßungsworte wurden vom Jubilar mit
tiefer Ergriffenheit erwidert. Derselbe war umso mehr erregt, als er am Tage
seines Jubiläums erst von der durch die Gemeinde veranstaltet den Feier
Kenntnisnahme erhielt.
Derselbe dankte vorerst für die vielen Beweise der Teilnahme an diesem Feste
von Seiten beider Konfessionen, schilderte dann in kurzen Zügen die
Entstehung und den allmählichen Aufschwung der bei seinem Antritt neu
errichteten Schule, welches Ziel hauptsächlich der tätigen Mitwirkung und
Unterstützung der politischen Gemeinde, und besonders den jeweiligen
Lokalinspektoren zu verdanken ist, und schloss mit dem Wunsche, noch lange
unter gleichen Verhältnissen wirken zu können. Zum Schlusse wurde von den
anwesenden Lehrern und Gesangvereinsmitgliedern das schöne Lied 'Holde
Eintracht' von Nägeli vorgetragen und mit einem donnernden 'Hoch' auf den
Jubilar wurde das Fest geschlossen.
Was zur Erhöhung dieser Feier vieles beitrug, war das hier gezeigte,
gewissermaßen familiäre Verhältnis der israelitischen Gemeinde unter sich
und das Zusammengehen mit ihren anderen Mitbürgern; und ist dies besonders
ein hervorragendes Verdienst des Jubilars, der durch seine humanen
Bestrebungen und sein Vorgehen mit gutem Beispiel ihn und außer der Schule
diese harmonische Eintracht in der Gemeinde allzeit gepflegt und gefördert
hat." |
Zum Tod des Lehrers Benedikt Wolf
redet der katholische Pfarrer und wird dafür aus konservativ-katholischen
Kreisen scharf kritisiert (1886)
Mitteilung
in "Populär-wissenschaftliche Monatsblätter" vom 1. Februar 1887: "Der
katholische Pfarrer Krapp in Leimersheim hielt an der Bahre des verstorbenen
dortigen israelitischen Lehrers Wolf eine Grabrede." |
|
Artikel
in "Jeschurun" vom 30. Dezember 1886: "München, 26. Dezember. Die
ultramontane Presse in Bayern ist, wie sie es unablässig ihren geschätzten
Lesern ins Gedächtnis ruft, nicht allein für die weltliche Wohlfahrt des
bayerischen Volkes, sondern auch für dessen himmlische Glückseligkeit zu
sorgen bestrebt. In ihrem heiligen Eifer für die gute Sache achtet sie -
selbstverständlich unter den außerhalb ihrer Fahne Stehenden - kein Ansehen
der Person, sie kennt keinen Standesunterschied und kanzelt, wenn es nötig
ist, sowohl Herrn von Krailsheim als auch den stillwirkenden Seelsorger
irgendeiner Landgemeinde gehörig ab. So hat sich in ihren Augen jüngst der
katholische Pfarrer Krapp in Leimersheim gegen das Evangelium der
Menschenliebe und Menscheneintracht eines schreienden Unrechtes schuldig
gemacht, weil er an der Bahre des im selben Orte verstorbenen israelitischen
Lehrers Wolf eine den Heimgegangenen ehrende Grabrede hielt. 'Auch nicht
übel', charakterisiert sie das Gebaren des Herrn Krapp. Ein katholischer
Geistlicher die Leistungen und Verdienste, die Tugenden und Vorzüge eines
Juden zu rühmen und dieselben zur Nachahmung anzuempfehlen, wahrhaftig -
entschuldigen Sie geehrter Herr Redakteur, diesen Volksausdruck - es ist zum
Tollwerden. Wir würden dieses Umstandes keine Erwähnung tun, denn, um mit
Richter zu sprechen, es ist die Pflicht der Kritik, sich nicht mit Dingen zu
beschäftigen, die unter ihrer Würde stehen, aber wir sind denn doch begierig
zu wissen, welche Stellung diese Presse gegenüber dem Nürnberger Verein, der
unter der Ägide des dortigen Bürgermeisters sich gebildet, mit der Aufgabe,
jeden Pomp und Luxus bei Begräbnissen abzuschaffen und eine Vereinfachung
der Leichenbestattung herbeizuführen, beobachten wird? Bekanntlich ist doch
diese Einrichtung eine echt jüdische, die der Judenfürst Gamliel eingeführt
und zum Gesetz erhoben, damit die ärmere Klasse, der die Mittel, einen
Aufwand zu machen, nicht gestatten, nicht beschämt werde. " |
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Sigmund Stein (1936, Lehrer in Leimersheim
nach 1885)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli
1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre!
Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in
Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund Stein.
Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein
und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach
im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als
Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und
Niederweinstadt* tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der
jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach und
ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg. Nach seiner im Jahre 1932
erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte er seinen Wohnsitz hierher
(München), um seinen Lebensabend im Kreise seiner Kinder zu verbringen.
Auch hier stellte er noch seine Kraft in den Dienst der jüdischen
Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts versieht, wiederholt
auch aushilfsweise Religionsunterricht in den hiesigen Schulen erteilte.
Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische erfreuenden Jubilar seien
auch an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck
gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh! (Alles Gute bis 120 Jahre). |
* unklar, welcher Ort gemeint ist. |
Zum Tod des Lehrers Siegmund Löb im
Ersten Weltkrieg (1918; Lehrer in Leimersheim vermutlich um 1904/05, da 1906 in
Venningen)
Anmerkungen: weitere Dokumente zu Siegmund Löb in der
Seite zu Obermoschel.
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 13. Juni 1918: "Siegmund Löb.
Am 4. Mai fand bei den schweren Kämpfen im Westen der Lehrer Siegmund Löb
aus Obermoschel den Heldentod. Löb wurde 1883 als der Sohn des
derzeitigen Kultusvorstandes Josef Löb in
Steinbach am Glan geboren. Er
besuchte die israelitische Volksschule seines Geburtsortes. Seine berufliche
Ausbildung erhielt er in der königlichen Lehrerbildungsanstalt
Kaiserslautern und fand nach Absolvierung derselben Anstellung in
Leimersheim, Venningen und
Obermoschel. In letzterem Orte wurde ihm 1914 bis
zu seiner Einberufung im Jahre 1916 die Führung der protestantischen Schule
übertragen. Im ersten Kriegsjahre verheiratete er sich, und Gattin und ein
Töchterchen betrauern schmerzlich den Verlust des teuren Gatten und Vaters.
Die Gemeinde verliert in ihm einen gewissenhaften, pflichttreuen Beamten,
der sich durch sein biederes, von echter Religiosität getragenes,
vorbildliches Verhalten die Wertschätzung all derer erwarb, die mit ihm in
Verkehr standen. Wir Lehrer beklagen den Verlust eines wackeren Kollegen,
dessen heiteres, offenes Wesen ihn jedermann lieb und wert machte. Sein
charaktervolles Interesse, sein pflichttreues Schaffen und sein stets
bewährtes Interesse an allen Standesfragen sichern dem jungen Helden ein
dauerndes Andenken in unseren Reihen." |
Ausschreibung der
Volksschul-Lehrerstelle in Leimersheim (1909)
Mitteilung
in "Israelitisches Familienblatt" vom 18. Februar 1909: "Mitteilungen
aus der Freien Vereinigung der israelitischen Lehrer und Kantoren der Pfalz.
(Nur für bayerische Kollegen). In der Pfalz sind die Volksschullehrerstellen
a) zu Leimersheim und B) zu Rodalben
definitiv oder mit Hilfslehrern (Schuldienstexpektanten) sofort zu besetzen.
Meldungen nur an die königliche Regierung der Pfalz, Kammer des Innern zu
richten. Zu adressieren an die königliche katholische
Distriktsschulinspektion für a in Rülzheim, für b in Pirmasens. Zu näherer
Auskunft bin ich gerne bereit. Rosenwald -
Steinbach am Glan." |
Zum Tod des Lehrers und Vorbeters Robert Behr (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. August 1938: "Aus Leimersheim.
Am 7.
Juli (1938) verschied nach kurzem Krankenlager im gesegneten Alter von 78 Jahren
der Vorbeter und Religionslehrer der Gemeinde, Herr Robert Behr.
Nicht nur für die Familie, sondern für die ganze Gemeinde ist der
Heimgang dieses Greises ein unersetzlicher Verlust. Fast überraschend ist
dieser Schicksalsschlag gekommen. Denn wer hätte diesem rüstigen Mann
angesehen, der noch immer, jeden Schabbos und Feiertag, die klein
gewordene Gemeinde zum Gebet zusammenführte, der als Laie in geradezu
bewundernswerter pädagogischer Geschicklichkeit die wenigen Schulkinder
in der Religionslehre unterrichtete, dass er so bald von uns genommen
werden würde? Er hat sich durch seine Güte, seine Klugheit und sein
bescheidenes Wesen die Achtung seiner Gemeindemitglieder und die Liebe der
von ihm unterrichteten Kinder erworben. Die Dankbarkeit der Gemeinde für
sein Wirken aber ragt noch über das Grab hinaus und wird dem
Heimgegangenen, dessen Andenken zum Segen ist, immer bewahrt
werden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Der Israelitische Krankenpflegeverein lässt eine neue Torarolle schreiben
(1862)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1862:
"Der hiesige israelitische Krankenpflege-Verein beabsichtigt
nächstens, eine neue Torarolle (großes Format) anfertigen zu
lassen. Bewerber hierzu wollen unverweilt ihre Offerten, mit Beilage eines
kleinen Schriftmusters an den Unterfertigten franko einsehen.
Leimersheim, Bezirksamt Germersheim, den 3. November 1862. Der
Vereinsvorstand: Joseph Behr IV." |
Ergebnisse von Kollekten in der
Gemeinde (1884)
Anmerkung: in den jüdischen Gemeinden wurden zu den unterschiedlichsten
Anlässen Kollekten durchgeführt. Über die Ergebnisse der Kollekten wurde in
jüdischen Periodika informiert.
Mitteilung
in "Der Israelit" vom 12. Mai 1884: "Leimersheim. Durch Lehrer B.
Wolf, pro I. Semester 5644, Challah-Geld von nachgenannten Frauen:
Fradche Behr 0.80, Karoline Behr 0.85, Bertha Mayer 1.25, Babette Krauß
(Josephs) 0.40, Helene Behr Witwe 0.80, Sophie Meyer 2.50, Ricka Behr 0,50,
Regine Stern 2.00, Kariline Wolf 1.00, Jitte Mayer 1.00, Sara Krauß, 0.50,
Babette Krauß (Ferdinands) 0.40, Amalia Behr 0.60, Rosalia Behr 0.25,
zusammen abzüglich Porto 12.55 Mark, wovon 2.44 Mark für R. VIII." " |
|
Mitteilung
in "Der Israelit" vom 23. Oktober 1884: "Leimersheim. Durch Lehrer B.
Wolf, Challah-Geld vom Sommer-Semester 1884, von nachgenannten Frauen:
Karoline Behr 0.57, Sophie Mayer 2, Regine Stern 2, Helena Behr Witwe 2,
Karoline Wolf 1, Bertha Mayer 1, Judith Mayer 0.70, Babette Krauß sen. 0.48,
Babette Krauß jun. 1.15, Ricka Behr 0.50, Fanny Behr 0.90, zusammen
abzüglich Porto, 12 Mark, wovon 4 Mark für für die B"CH, 5 M. für R. IV und
3 M. für J.S. Schajin." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Kanonier Karl Behr wird für seinen
Kriegseinsatz ausgezeichnet (1918)
Mitteilung
in "Israelitisches Familienblatt" vom 24. Januar 1918: "Leimersheim.
Kanonier Karl Behr, Sohn der Witwe Frau Rosa Behr, erhielt das
Bayerische Militärverdienstkreuz mit Schwertern." |
Zum Tod von Emma Lamm, Mutter von
Lehrer Julius Lamm in Pirmasens (1937)
Mitteilung
in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 6. Oktober
1937: "Persönliche Nachricht und Dank.
In Frankfurt/Main verschied im gesegneten Alter von 82 Jahren die früher in
Leimersheim und Hagenbach
wohnhaft gewesene Frau Emma Lamm seligen Andenkens, Mutter von Herrn
Hauptlehrer Julius Lamm, Pirmasens.
Herr Hauptlehrer Lamm bittet für die zahlreichen Beweise herzlicher
Anteilnahme beim Verluste seiner Mutter auf diesem Wege seinen verbindlichen
Dank annehmen zu wollen. " |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Josef Mayer (1886)
Anzeige in "Der Israelit" vom 28. September 1886: "Gesucht
von dem Unterzeichneten zum sofortigen Eintritt eine brave Person zur
Führung eines kleinen Haushaltes.
Josef Mayer, Leimersheim (Rheinpfalz). " |
Todesanzeige für Helene Behr geb.
Weil (1902)
Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 3. April 1902:
"Todes-Anzeige.
Mittwoch Nacht 1/2 12 Uhr verschied nach längerem Leiden unsere geliebte
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Tante
Frau Helene Behr geb. Weil
im Alter von 72 Jahren.
Zugleich sagen wir für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme und Herrn
Rabbiner Dr. Einstein in Landau für seinen
ergreifenden Nachruf bei der Beerdigung unsern innigsten Dank.
Leimersheim, Schriesheim,
Mutterstadt,
Oberhausen,
Otterstadt und Huntsville, 21.
März 1902.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen."
|
Aron Behr sucht für sein
Manufaktur-, Konfektions- und Schuhwarengeschäft einen Lehrling (1915)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. August 1915: "Ich suche für mein
Manufakturwaren-, Konfektions- und Schuhwaren-Geschäft einen
Volontär oder Lehrling
unter günstigen Bedingungen zum baldigen Eintritt. Samstag und Feiertage
geschlossen. Offerten an
Aron Behr, Leimersheim (Rheinpfalz). Telefon Amt Rülzheim Nr 72." |
Todesanzeige für Samuel Mayer
(1936)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 20. August 1936: "Heute Nacht
verschied plötzlich und unerwartet mein lieber Mann, unser guter Vater,
Bruder, Schwager und Onkel
Samuel Meyer
im 59. Lebensjahre.
Im Namen der Hinterbliebenen Betty Mayer
Leimersheim, den 9. August 19:36 Uhr" |
Erinnerungen
an einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde
Grabsteine im Friedhof des südfranzösischen
Internierungslagers Gurs - Erinnerungen an die Deportation im Oktober 1940
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs
für
Nathalie Loeb geb. Behr,
geb. am 13. August 1867 (Grabstein: 1857) in Leimersheim, später wohnhaft
in Mannheim;
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 17. November 1941
umgekommen ist. |
|
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Karl August Behr,
geb. am 2. November 1861 in Leimersheim, später wohnhaft in Karlsruhe,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 8. Dezember 1942
umgekommen ist.
Biographie
im "Gedenkbuch für die Karlsruher Juden" |
Zur Geschichte der Synagoge
In der Mitte des 18. Jahrhunderts (um 1750) wurde eine erste
Synagoge eingerichtet, ein einfacher Betraum, der in einem "alten
Stall" untergebracht worden war.
1847 bis 1850 wurde in der Neugasse eine Synagoge erbaut. Zum Bau
hat die Gemeinde mit Erlaubnis der Behörden verschiedene Kollekten in Bayern,
der Pfalz und in Leimersheim durchgeführt. Die politische Gemeinde gab
gleichfalls einen Zuschuss zu den Baukosten, die insgesamt 4.599 Gulden
betrugen. In einem Schreiben des Gemeindevorstandes wurde auch die "Hohe
Königliche Behörde" um einen Zuschuss gebeten: "...Die in größter
Ehrerbietung unterzeichneten Vorstände der Israelitischen Kultusgemeinde von
Leimersheim-Kuhardt im Namen ihrer daselbst wohnhaften Glaubensgenossen stellen
hoher königlicher Behörde untertänig vor, dass ihr Bethaus, welches vor mehr
als 90 Jahren aus einem damals schon alten Stall notdürftig hergestellt worden
war, nunmehr zu keiner Reparatur mehr fähig ist, sondern der Einsturz drohe,
sodass dasselbe bald nicht mehr ohne Lebensgefahr betreten werden kann. Die
israelitischen Einwohner der beiden Gemeinden bilden eine Zahl von 19 Familien
mit 130 Seelen, wovon die meisten der unbemittelten und mehrere der ärmeren
Klasse angehören; dessen ungeachtet haben sich diese gemeinsam erboten, einen
Fond von 1.500 Gulden zur Erbauung einer neuen zweckmäßig konstruierten
Synagoge aufzubringen... Wenn aber das neue Gebäude seiner erhabenen Bestimmung
entsprechen... soll, so dürften die Mittel ... nicht ausreichend sein. Zu
anderen Zeiten, wo das Licht der Aufklärung noch nicht in unsere gesegnete
Gegend gedrungen war, wo man religiöse Toleranz kaum dem Namen nach kannte, ...
wo noch kein erlauchter Monarch alle seine Untertanen mit dem gleichen
Wohlwollen beglückte.., in jenen Zeiten würden die Bitsteller nicht gewagt
haben, mit einer solchen Bitte um einen Beitrag der Gemeinde zum Bau ihres
Gotteshauses ihres Gotteshauses hervorzutreten. ...Heute aber ... können auch
die Israeliten auf eine Begünstigung hoffen, die sie zur steten Dankbarkeit
gegen ihre christlichen Mitbürger verpflichten."
Erstellt wurde ein klassizistischer Putzbau mit einem flachen Satteldach.
Im vorderen Teil des Synagogengebäudes befand sich der Betsaal mit der
Frauen-Empore, im hinteren Teil die Wohnungen für den Lehrer und den
Synagogendiener. Im Synagogengebäude fand bis 1914 auch der Unterricht der
jüdischen Kinder statt.
Mindestens bis zum Sommer 1938 wurden in der Synagoge noch regelmäßig
Gottesdienste abgehalten, wie aus dem Bericht zum Tod des Lehrers Robert Behr im
August 1938 hervorgeht (siehe oben).
Bereits vier Wochen vor dem Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge durch Wehrmachtsangehörige teilweise demoliert; beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung durch SA- Angehörige aus Leimersheim und Rülzheim völlig
zerstört. Die SA-Männer zerschlugen mit Äxten Tür und Fenster, Betstühle
und Empore, Kronleuchter und Toraschrein. Die Ritualien wie Torarollen und der
Toraschmuck wurden geschändet und zerstört. Die Synagoge wurde nicht
angezündet, weil die Gefahr für die Nachbarhäuser zu groß geworden wäre. 1940
kam das Gebäude für 400 RM in den Besitz der Ortsgemeinde und wurde danach als
Lagerraum verwendet.
Das Synagogengebäude blieb nach 1945 zunächst stehen. 1950 kam es im
Zusammenhang mit der Rückübertragung an die Jüdische Kultusgemeinde der
Rheinpfalz. Diese beschloss 1970, das Gebäude auf Grund seines
inzwischen baufälligen Zustandes abreißen zu lassen. Im November 1972 wurde
am Standort der Synagoge von der bürgerlichen Gemeinde eine Gedenkstätte
eingerichtet, in die die Gebotstafeln und der Hochzeitsstein der Synagoge
integriert sind. Das Denkmal wurde durch den Wernersberger Bildhauer Berthold
Oehl gestaltet. An der aus gelbem Sandstein errichteten Mauer befindet sich eine
Gedenktafeln mit den Worten: "Zum Gedenken und zur Erinnerung an die
jüdischen Mitbürger errichtet am Platz der Synagoge". Die beiden Teile
der Gedenkstätte sind durch ein schmiedeeisernes Gitter verbunden. Die Mauer
und das Gitter erinnern an den jüdischen
Leidensweg.
Adresse/Standort der Synagoge: Neugasse
4 (1932:
Hauptstraße 51)
Fotos
(Quelle: historische Aufnahmen in: Landesamt s.Lit. S.
233-234 und O. Weber s. Lit. S. 123.191;
Neuere Fotos von Bernhard Kukatzki; Nachtaufnahme von Franz Pfad aus der Website www.christen-und-juden.de,
siehe bei den Links)
Die Synagoge in Leimersheim |
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Die Synagoge
Anfang der 1930er-Jahre |
Das Synagogengebäude
Anfang
der 1950er-Jahre |
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Die Gedenkstätte |
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Blick auf die Gedenkstätte |
Die Gebotstafeln vom Giebel
der Synagoge |
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Gebotstafeln und
Gedenkinschrift |
"in erinnerung und im
gedenken errichtet
am platz der synagoge 1971" |
Nachtaufnahme
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
1983:
Presseartikel in der "Rheinpfalz" von Helmut Sittinger zur jüdischen Geschichte in Leimersheim
(zum Lesen der Artikel bitte Textabbildungen anklicken)
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Artikel "Schicksal einer
religiösen Minorität -
Die Geschichte der Leimersheimer Juden ist
mehr als 250 Jahre alt - Erster Teil" |
Artikel "Schicksal einer
Minderheit -
Nachforschungen über die Geschichte
der Leimersheimer Juden" |
Artikel "Bitteres Schicksal
einer Minderheit -
Die Geschichte der Leimersheimer Juden -
Was eine Überlebende zu sagen hat" |
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April 2017:
Erinnerung an 23 Leimersheimer
Juden, die Opfer des NS-Regimes wurden |
Artikel von Helmut Sittinger
in der "Rheinpfalz" vom 20. April 2014: "Mit Orden
ausgezeichnete Veteranen und deren Familien ermordet. Geschichten aus
der Geschichte: 23 Leimersheimer Juden wurden Opfer des NS-Regimes -
Tagebücher bieten interessanten Lesestoff..."
Link zum Tagebuch:
http://archive.org/stream/margaretstraussb01berm#page/m78/mode/1up
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April 2018:
Stolpersteine-Verlegung in
Bruchsal für zwei aus Leimersheim stammenden Schwestern
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Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 3. Mai 2018: "Steine zum Erinnern.
Bruchsal: Stolpersteine für die aus Leimersheim stammenden Schwestern
Rosa und Lina Mayer verlegt..." |
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November 2018:
Erinnerung an den
Novemberpogrom 1938 und die Auslöschung der jüdischen Gemeinde in der
NS-Zeit |
Artikel von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 9. November 2018: "SA-Mitglieder
und Sympathisanten zerstören Synagoge.
Geschichten aus der Geschichte:
Jüdische Gemeinde Leimersheim vor 80 Jahren fast ganz ausgelöscht - Familie
Baer gelingt Flucht nach Amerika..."
Zum
Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Januar 2020:
Über die Nachfahren des
Ehrenbürgers von Leimersheim Abraham Weil |
Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 31. Januar 2020: "Nachfahren
des Ehrenbürgers in Auschwitz ermordet.
Abraham Weil gründete und leitete einst die gemeindliche Sparkasse in
Leimersheim. Viele seiner Kinder emigrierten, andere starben..."
Zum
Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Februar 2020:
Erinnerung an das Schicksal der in
Leimersheim geborenen Klara Weiler geb. Behr
Anmerkung: Klara Weiler (geb. 1867 in Leimersheim) lebte mit ihrem
Ehemann Aron Weiler ab 1913 in Homburg.
Sie ist nach dem Anschluss der Saar ans Deutsche Reich nach Saargemünd
emigriert, wo sie am 24. September 1938 starb und im dortigen Friedhof
beigesetzt wurde. |
Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 29. Februar 2020:
"Blickpunkt: Schicksal der Homburger Jüdin Klara Weiler. Vertrieben sofort
nach dem Saar-Anschluss..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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Oktober 2020:
Erinnerung an Nathan Behr -
letzter Jude in Leimersheim |
Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 22. Oktober 2020: "Manchmal
spielte er den Nazi.
Geschichten aus der Geschichte: Vor 80 Jahren wurde Leimersheims letzter
Jude ins Konzentrationslager Gurs deportiert - zusammen mit über 6500
anderen Juden aus der Region. Zwei Jahre später wurde der Metzgersohn nach
Auschwitz gebracht. Dort enden die Lebenszeichen..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.
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November 2023:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" (Zweibrücken) vom 8. November 2023:
"Blinde Wut wird zum Schauspiel.
Geschichten aus der Geschichte: Neugierig und stumm beobachteten
Leimersheimer Bürger die Anschläge auf jüdische Geschäfte und die Synagoge
in der Reichspogromnacht vor 85 Jahren. Erinnerungen von Zeugen und einer
Jüdin, die den Holocaust überlebte..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken |
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Juli 2023/Januar 2024:
Besuch von Nachkommen früherer
Leimersheimer (aus Familie Behr) |
Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 23. Januar 2024: "Brüder auf
Spurensuche.
Geschichten aus der Geschichte: Immer wieder kommen Amerikaner nach
Leimersheim, die in der Pfalz auf den Spuren ihrer Vorfahren wandeln. Einige
der gesuchten Verwandten waren Opfer der Nazis..."
(Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken) |
Text des Artikels: "GESCHICHTEN
AUS DER GESCHICHTE. Zwei Amerikaner auf den Spuren ihrer Vorfahren.
Immer wieder kommen Amerikaner nach Leimersheim, die in der Pfalz auf den
Spuren ihrer Vorfahren wandeln. Einige von ihnen waren Opfer der Nazis.
Im Juli vergangenen Jahres besuchten zwei Brüder den Geburtsort ihres
Großvaters Herbert Behr, der 1889 in Leimersheim geboren wurde und 1937 in
die USA emigrierte. James Behr ist ein Pianist, Komponist und Musikprofessor
in Manhattan und Ralph Behr, ein Strafanwalt aus Florida und Autor. Sie sind
zwei von vier Söhnen von Herbert Behrs Sohn Paul. Die beiden Behr-Brüder
suchten nach dem Geburtshaus ihres Großvaters in Leimersheim, fanden an
dessen Stelle jedoch nur noch einen Parkplatz mitten im Dorf. Dafür
entdeckten sie ihren Vater Paul auf einem in Leimersheim 1932 geschossenen
Verlobungsbild einer Nichte ihres Großvaters, Irmina Behr.
Großvater Herbert Behr stammte aus dem Haus, das einst direkt gegenüber der
Kirche stand, wo sich heute der Parkplatz des Bürgerhauses befindet. Er
wurde als zweiter Sohn von Salomon Malchus Behr geboren. Dessen jüngster
Bruder Oskar Robert Behr war Kantor, Religionslehrer und Vorbeter in der
Synagoge und bekannt als 'Hirsche-Robert'; sein Großvater hieß vor 1808
Salomon Hirsch. Er und seine Tochter Irmina waren die letzten jüdischen
Eigentümer des sogenannten 'Hirsche-Roberts-Haus', das Roberts Vater vom
damaligen Gemeindeeinnehmer und Gastwirt Hans Philipp Emmerling kaufte.
Letzterer betrieb darin das Gasthaus 'Zur Blume' und errichtete 1831 ohne
Genehmigung das Gasthaus 'Zum Schiff' unweit von der Rheinfähre.
Stattliches Haus. 'Hirsche-Roberts-Haus' wird als stattliches Haus
mit einem schönen Innenhof erinnert – Fotos sind keine bekannt. Über eine
Treppe zu einem Balkon im Innenhof gelangten die späteren Bewohner in ihre
kleinen 'Sozialwohnungen', die von dem 'arischen' Käufer des Hauses und
später der Gemeinde vermietet wurden. Nach dem Tod von 'Hirsche-Robert' im
Sommer 1938 und der Flucht seiner verwitweten Tochter Irmina aus Leimersheim
nach der Reichspogromnacht im November 1938 verkaufte letztere unter
Zeitdruck das Haus an ihren Nachbarn, Metzger Heintz. Der Kauf wurde jedoch
sofort vom damaligen Bürgermeister Schardt beanstandet. Wann infolgedessen
der letztmalige Besitzerwechsel stattfand, ist nicht bekannt.
Im KZ ermordet. Die Spurensuche in Leimersheim führte James und Ralph
Behr auch zum Platz der ehemaligen Synagoge mit den mosaischen
Gesetzestafeln, die als einziger Überrest der Synagoge wesentlicher
Bestandteil der errichteten Gedenkstätte sind. Und auf den jüdischen
Friedhof bei Rülzheim, wo die Suche nach dem Grab des Urgroßvaters Salomon
Malchus Behr erfolglos blieb. Dieser nahm als junger Mann im
Deutsch-französischen Krieg 1870/71 teil, in dem er schwer verwundet worden
sei. Gerne würden die Nachkommen wissen, ob sein früher Tod im Alter von 45
Jahren Folge davon ist. Nach seinem Tod im Jahr 1893 zog seine Witwe mit den
beiden kleinen Söhnen Wilhelm und Herbert nach Kaiserslautern und Jahre
später nach Mannheim. Ihre Söhne nahmen im Ersten Weltkrieg an Kämpfen an
der Westfront teil, wurden verwundet und bekamen unter anderem das Eiserne
Kreuz verliehen. Beide waren erfolgreiche Kaufmänner und treu sorgende
Familienväter, sie galten als 'assimilierte', keineswegs orthodoxe Juden.
Allein dies aber reichte aus, dass sie ab 1933 von Nazi-Deutschland
entrechtet, gedemütigt und verfolgt wurden und nur durch ihre Flucht ins
Ausland ihr Leben retten konnten, der eine in Argentinien, der andere in den
USA.
Obwohl der Großvater von James und Ralph Behr schon nach dem frühen Tod
seines Vaters 1893 Leimersheim verließ, blieb der Kontakt zu den Verwandten,
Onkel Robert und Cousine Irmina bestehen. Als bildlicher Beweis dient seit
dem Besuch in Leimersheim auch das Foto von der Verlobung von Irmina Behr
mit Berthold Oehlbert, dem Schwager von Herbert Behr. Auf dem Bild sind
nicht nur die Schwiegereltern von Herbert, sondern auch sein Sohn Paul zu
sehen, der Vater von James und Ralph Behr. Mehrere der Teilnehmer an der
1932 in Leimersheim stattgefundenen Feier wurden in Konzentrationslagern
ermordet, unter anderem die seit 1935 verwitwete Irmina."
Link zum Artikel |
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Oktober 2024:
Erinnerung an die Deportation
der Juden 1940 aus dem Kreis Germersheim |
Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe
"Germersheimer Rundschau") vom 22. Oktober 2024: "Die
letzten Juden wurden deportiert.
Mehr als 6500 Juden wurden am 22. Oktober 1940 aus der Saarpfalz und Baden
nach Gurs deportiert. Rund 160 davon hatten ihre Wurzeln im Kreis - 18 davon
wohnten noch hier. Die anderen haben versucht, in der Anonymität von
Mannheim und Karlsruhe unterzutauchen..."
Zum Lesen der Artikels (mit zwei Fotos zu Leimersheim/Familie Behr) bitte
Textabbildung anklicken |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Helmut Sittinger: Schicksale einer religiösen
Minderheit. Geschichte der Leimersheimer Juden. In: Die Rheinpfalz. Ausgaben
Landau vom 27.12.1983, 4.1. und 5.1.1984. |
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 111. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 233-234 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Leimersheim Palatinate. Two
Jewish families were present in the early 18th century and ten in the early 19th
century. In 1880, the Jewish population reached a peak of 118, then dropped to
26 in 1932. In October 1938, German soldiers vandalized the synagogue, which was
erected in the mid-19th century. On Kristallnacht (9-10 November 1938),
the work of destruction was completed. Jewish men were dispatched to the Dachau
concentration camp; women, children, and the elderly to Karlsruhe and other
places. Four Jews perished in the Holocaust.
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