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Homburg (Kreisstadt,
Saarpfalz-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Homburg lebten einzelne Juden möglicherweise schon im
Mittelalter,
nachdem die Stadt 1330 Stadtrecht erhielt (ohne dass es zur Stadtbildung kam).
In einem diesbezüglichen Privileg gestattet der Kaiser den Grafen von Homburg,
vier Juden in der Stadt oder anderswo in ihrem Gebiet zu halten. Ob sich in
Homburg tatsächlich jüdische Personen niederließen, ist nicht bekannt.
Eine jüdische Gemeinde bestand in Homburg in der Neuzeit bis 1940. Ihre Entstehung
geht in das 17./18. Jahrhundert zurück. Eine erste Erwähnung von Juden in der Stadt
liegt von 1686 vor. Im 18. Jahrhundert blieb die
Zahl der hier wohnhaften jüdischen Familien zunächst gering: so wurden 1777 vier
Familien gezählt.
Seit Ende des 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner schnell zu.
1791 waren es zehn
Familien mit etwa 60 Personen, 1808 126 Personen; 1841 wurde die Höchstzahl von 281
jüdischen Einwohnern erreicht. Durch Aus- und Abwanderung ging danach die Zahl wieder zurück:
1900 140, 1925 wieder 178 Personen, d.i. 1,99 % der
Gesamteinwohnerschaft von 8.920 Personen. Zur jüdischen Gemeinde Homburg
gehörten auch die in Waldmohr lebenden jüdischen Personen (1925 18).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben
der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Von 1864 bis nach 1911 wirkte Lehrer Lippmann Holland in der Gemeinde
(siehe Artikel unten). Die Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Zweibrücken
zugeordnet.
Jüdische Gewerbetreibende hatten im 19./20. Jahrhundert eine
bedeutende Stellung im wirtschaftlichen Leben der Stadt inne.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier
Emil Hirsch (geb. 16.9.1882 in Homburg, vor 1914 in Saarbrücken wohnhaft, gef.
18.10.1917), Leo Isaak (geb. 29.9.1885 in Homburg, gef. 25.6.1916) und Ernst
Salmon (geb. 5.10.1895 in Homburg, gef. 4.4.1916).
Um 1925 bildeten den Gemeindevorstand die Herren Leo Hirsch, Salomon Levy
(Waldmohr) und Max Salomon II. Als Lehrer und Kantor war damals Ludwig Samuel
(Oberlehrer) angestellt. Er unterrichtete im Religionsunterricht 16 Kinder
(1925, 1932 nur noch acht Kinder) und war als Religionslehrer auch an den
höheren Schulen der Stadt tätig. An jüdischen Vereinen bestanden der
Israelitische Wohltätigkeitsverein (gegr. 1913), der Israelitische Frauenverein
(gegr. 1919), ein Verein für jüdische Geschichte und Literatur, die Armenkasse
und der Jüdische Jugendbund. 1932 waren die Gemeindevorsteher Leo
Hirsch, Richard Seligmann und Aron Salmon.
Von den 1933 registrierten 163 jüdischen Einwohnern wurden 29 in der
NS-Zeit ermordet. Auf den 2019 aufgestellten Gedenkstelen (siehe Bericht unten)
wird erinnert an: Juliane (Juliana Julie) Aron (1884), Rosa Baum geb. Gutenstein
(1875), Alice Feibelmann geb. Ackermann (1902), Hans Heinrich (Jean Henri)
Feibelmann (1932), Berta Graber (1877), Hedwig Hirsch geb. Seligmann (1875),
Alexander Hirsch (1867), Elsa Babette Hirsch (1904), Annette Maria Hirsch
(1912), Richard Albert Hirsch (), Erich F. Emanuel Hirsch (1914), August Hirsch
(1878), Mathilde Hirsch geb. Mayer (1886), Eugen Hirsch (1897), Betty Barbara
Hirsch geb. Levy (1882), Rosa Isaak (), Kurt Leopold Levy (), Rosa Salmon geb.
Herz (1867), Paula Salmon (1896), Martha Seligmann geb. Sicherer (1884), Frieda
Fanny Seligmann (1911), August Seligmann (1915), Richard Seligmann (1881),
Elisabeth Fanny Schwarz (Schwartz) geb. Seligmann (1919), Klara Weiler geb. Behr
(1867), Sigmund Wertheimer (1890), Heinrich Wolf (), Irma Wolf geb. Borg (1892),
Friedrich Wolf ().
Hinweis: in verschiedenen Listen von Opfern der NS-Zeit kommt es zu
Verwechslungen zwischen diesem Homburg mit
Homburg am Main und Bad Homburg vor
der Höhe.
Nach Kriegsende 1945 kamen einige wenige der Überlebenden nach Homburg
zurück.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Auszeichnungen für Lehrer und Kantor Lippmann Holland (1907 und 1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1907:
"Homburg (Rheinpfalz), 6. Dezember. Unserem Lehrer und Kantor
Herrn Lippmann Holland, wurde anlässlich der Neujahrsauszeichnungen vom
Prinzregenten der 'Hauptlehrertitel' verliehen. Herr Lippmann
Holland hat von 1852-54 die Lehrerbildungsanstalt zu Karlsruhe besucht.
Von 1854-1864, unter Abrechnung eines Jahres, in welchem er seiner
Militärpflicht genügte, wirkte er in St. Ingbert als Lehrer und Kantor
und ist seit 1. Juni 1864 in hiesiger israelitischer Kultusgemeinde in
vorgenannter Eigenschaft zur allseitigen Zufriedenheit tätig. S.R. in
H." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1911:
"Homburg (Bayern). 4. Dezember (1911). Herrn Hauptlehrer
Holland dahier wurde für 50jährige treue Dienstleistung der Ludwigsorden
verliehen und wurde ihm diese wohl verdiente Auszeichnung am gestrigen
Tage durch Herrn königlicher Bezirksamtmann Schlosser feierlich
überreicht." |
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Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember
1911: "Homburg (Pfalz). Hauptlehrer Holland erhielt
anlässlich seines 50-jährigen Amtsjubiläums den
Ludwig-Orden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Angedachte Verlegung des Rabbinatssitzes von Zweibrücken nach
Homburg (1908)
Anmerkung: Ob dieser Beschluss der Synagogenvorstände des Rabbinatsbezirkes
umgesetzt wurde, ist nicht wahrscheinlich. Tatsächlich wurde der Sitz des
Rabbinates Zweibrücken 1911 nach Pirmasens verlegt. Zum Kontext dieser
Überlegungen - den Streit um Bezirksrabbiner Dr. Meyer - siehe Texte
zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Zweibrücken.
Artikel
in "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Februar
1908: "Zweibrücken. Die Synagogenvorstände des
Rabbinatsbezirks genehmigten einstimmig den Antrag des Bezirksrabbiners
Dr. Meyer auf Verlegung des Rabbinatssitzes nach Homburg (Pfalz). - Der
Beschluss bedarf noch der Genehmigung der Regierung." |
Ende der jüdischen Gemeinde in der NS-Zeit (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1935.
"Mannheim. Nach einer Mitteilung des 'Mannheimer Gemeindeblattes'
werden demnächst viele jüdische Gemeinden im Saargebiet aufgelöst
werden, u.a. die Gemeinde Homburg, in der die vier oder fünf
zurückbleibenden Familien die Gemeindeeinrichtungen nicht mehr halten
können. In St. Ingbert wohnen fast gar keine Juden mehr." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Aron Weiler (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1923:
"Homburg (Pfalz), 27. Dezember. Wir haben heute in hiesiger Gemeinde,
Aron Weiler zu Grabe getragen. Derselbe war ein hoch angesehener,
aufrichtiger und religiöser Jehudi, hochangesehen insbesondere auch bei
allen Behörden infolge seiner Intelligenz und mannhaften Auftretens. Eine
ungeheure Beteiligung aller Stände und Behörden, insbesondere seiner
Berufskollegen von Nah und Fern legen beredtes Zeugnis ab, wie beliebt und
in welch hoher Achtung der leider so rasch Verstorbene stand. An den hohen
Feiertagen übte er alljährlich zu aller Zufriedenheit die
Hilfschasonstelle (Hilfsvorbeterstelle) aus und im Gemillus Hachesed
(Wohltätigkeit) war er geradezu vorbildlich. Er tat mehr im Stillen als
manche ahnten und Gott verlieh ihm die Mittel, Andren zu helfen und
Tränen zu trocknen. Besonders betätigte er die Gebote des
Gastfreundschaft. Sein Andenken wird uns zum Segen gereichen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Frau Levi geb. Lerner (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1923:
"Homburg (Saar), 19. Februar. Hier verstarb Frau Levi geb. Lerner,
Gattin des Herrn Emil Levy. Vier kleine Kinderchen lässt die fromme und
gottesfürchtige, erst 32jährige Frau als Waisen zurück. Nicht allein
ihre nächsten Angehörigen sind in namenlose Trauer versetzt über den
Verlust der so herrlichen hochbegabten wackeren Frau, wie sie Herr
Rabbiner Dr. Mayer in einem tief durchdachten Hesped (Trauerrede)
so richtig nannte. Eine ungeheure Beteiligung von Juden und Nichtjuden
bezeugte ihre so große Beliebtheit und kein Auge blieb tränenleer, als
der tief gebeugte alte Vater mit herzzerreißenden Worten vom Grab
Abschied nahm. Die ganze Gemeinde trauert um die zu früh
Dahingeschiedene. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum 60. Geburtstag von Heinrich Levy in Tel Aviv (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1936: "Tel
Aviv, 19. Dezember. Herr Heinrich Levy, früher Homburg an der Saar,
begeht seinen 60. Geburtstag am Schabbos Paraschat wajehi (Schabbat
mit der Toralesung wajehi, d.i. 1. Mose 47,28 bis 50,26, das war am
Samstag, 22. Dezember 1936). Herr Levy ist ein Mann von toratreuer
Gesinnung, der in seiner früheren Gemeinde die drei Grundpfeiler des
Judentums Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit mit Aufbietung
seiner ganzen Kraft aufrecht erhalten hat. Herr Levy hat sich auch bereits
im heiligen Lande und in Tel Aviv treue Freunde erworben. Wir wünschen
ihm weitere Jahrzehnte in voller Gesundheit und Arbeitskraft in der neuen
Heimat. (Alles Gute) bis 120." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Manufaktur- und Schuhgeschäftes D.
Oppenheimer Nachf. (1911)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911:
"Suche für mein Manufaktur- und Schuhgeschäft per sofort oder 15.
Mai einen Lehrling bei freier Station im Hause.
D. Oppenheimer Nachfolger, Homburg i.
Pfalz." |
Zur Geschichte der Synagoge
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war ein Betsaal vorhanden. Seit
1827 bemühte sich die jüdische Gemeinde um den Bau einer Synagoge,
zunächst jedoch ohne Erfolg. 1860 konnte die frühere, seit 1793
profanierte Klosterkirche der Franziskaner (erbaut 1697-99) von der jüdischen
Gemeinde erworben und zu einer Synagoge umgebaut werden. Am 21. Februar 1862
wurde das Gebäude feierlich eingeweiht. Es handelt sich um einen einfachen,
langgestreckten Saalbau. Beim Umbau zur Synagoge wurden nur relativ geringe
Eingriffe in die Bausubstanz vorgenommen (Verlegung des Eingangs, Einbau einer
Empore u.a.m.).
In
den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gab es einen Vorschlag in der
Gemeinde, aus der ehemaligen Klosterkirche in ein anderes Gebäude der Stadt
umzuziehen. Die Klosterkirche würde "nicht mehr den Verhältnissen der
Zeit entsprechen". Der Vorschlag fand jedoch keine Mehrheit in der
Gemeinde. Immerhin wurde in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
(Ausgabe vom 19. Juli 1912) darüber berichtet:
"Homburg
i.d.Pf., 12. Juli. Unsere hiesige israelitische Kultusgemeinde will sich
verändern. Ein Mitglied der Kultusgemeinde hat an die Königliche Regierung der
Pfalz eine Eingabe gerichtet, wonach die früher katholisch gewesene
Klosterkirche und jetziges israelitisches Bethaus nicht mehr den Verhältnissen
entsprechen soll. Als Betsaal ist dem Gesuch zufolge der Gebäude der ehemaligen
Freimaurerloge, errichtet von dem verstorbenen Apotheker Lotz, in Aussicht
genommen. Außer dem Gesuchsteller steht die übrige israelitische Gemeinde der
Veränderung sehr skeptisch gegenüber, da bis dato das Bethaus zu irgendwelchen
Wünschen keinen Anlass gab".
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Die ehemalige Klosterkirche blieb bis 1938 Zentrum des jüdischen
Gemeindelebens in Homburg.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die gesamte Inneneinrichtung der
Synagoge von SS-Leuten und anderen Nationalsozialisten zerstört; der Davidstern
am Nordgiebel wurde entfernt. Das Gebäude kam 1939 in den Besitz der Stadt. 1945
wurde das Gebäude bei Fliegerangriffen auf die Stadt stark in Mitleidenschaft
gezogen.
1952 wurden der Dachstuhl und Teile der Umfassungsmauern auf
Grund bestehender Einsturzgefahr abgebrochen. In den 1980er-Jahren war geplant,
die Ruine vollends abzubrechen, um an dieser Stelle ein Mehrfamilienhaus mit
Tiefgarage zu erstellen. Nach 1987 wurde der Plan eines
Wiederaufbaus und einer musealen Nutzung des Synagogengebäudes verfolgt. 2000-2002 wurde
die Ruine als Gedenkstätte instandgesetzt. Die Maßnahmen wurden
jedoch so konzipiert,
dass künftig auch eine Wiederherstellung des Innenraumes möglich ist. Am 25.
März 2003 erfolgte die Einweihung der Gedenkstätte. Im Inneren ist eine
Tafel mit Hinweisen zur Geschichte des Gebäudes angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Klosterstraße 6
Fotos
(Historische Aufnahmen erste Zeile: Sammlung Hahn;
die beiden Fotos mit * aus dem
Buch Synagogen Rheinland-Pfalz, Saar s.Lit.
neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.6.2011)
Historische Ansichten
von Homburg |
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Der
Homburger Marktplatz - links die Synagoge
(in hoher Auflösung eingestellt) |
Der Ausschnitt
rechts zeigt die ehemalige Klosterkirche / Synagoge
(Karte in niedriger Auflösung eingestellt) |
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Die Synagoge
um 1920 |
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Außen- und
Innenansicht der ehemaligen Synagoge* |
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Die zerstörte Synagoge
1938 |
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(Quelle: Tigmann
s. Lit. S. 48) |
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Zerstörtes
jüdisches Geschäft November 1938
(Quelle: Adolf-Bender-Zentrum) |
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Das Geschäft
der Familie Karl Salmon in Homburg
wird völlig verwüstet |
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Die
Ruine der ehemaligen Klosterkirche / Synagoge |
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Blick auf die
Ruine |
Eingangsportal |
Hinweistafel |
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Innenansichten
der Kirchen-/Synagogenruine |
Foto
oben aus der Website
der Stadt Homburg |
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Seitenwand
des
Gebäudes |
Hinweistafel zur
Geschichte
der Klosterkirche / Synagoge |
Gedenken an
die
ehemalige Synagoge |
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Erinnerung an
die
Synagogengeschichte am
alten Rathaus |
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Auf
der Geschichtstafel "Daten zur Geschichte der Stadt Homburg"
wird an die jüdische Geschichte / Synagogengeschichte
erinnert im
Zusammenhang mit der Nennung des Franziskanerklosters: "1860-1936
Klosterkirche ist Synagoge" |
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"Reichspogromnacht
in Homburg"
mit der Geschichte
des Synagogengebäudes
bis zur Gegenwart |
Podcast,
erarbeitet von Christina Agne im Sommersemester 2010
im Rahmen einer Fachdidaktikveranstaltung Geschichte in der Universität
des Saarlandes (wmv-Datei, 54,7 mb) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2004:
Gedenkstunde zum 66. Jahrestag des
Novemberpogroms 1938 in der ehemaligen Synagoge
(Quelle: Website
der Stadt Homburg) |
Zunächst wurde im Rahmen eines Gottesdienstes in der
protestantischen Stadtkirche dieses Tages vor 66 Jahren gedacht. Pfarrer Dr.
Klaus Beckmann bezeichnete dabei die Ruine der Synagoge als ein Zeugnis der
Zwietracht und Zeichen unserer Schande. Nach dem Gottesdienst betonte Oberbürgermeister
Joachim Rippel auf dem Christian-Weber-Platz, dass der 9. November niemals übergangen
oder dem Vergessen übergeben werden dürfe. Die Geschehnisse dieser sogenannten
"Reichskristallnacht" gehörten zu den schlimmsten und beschämendsten
Momenten der deutschen Geschichte und waren ein erschreckender Schlag gegen die
Menschlichkeit, mit der die Vernichtung der Juden eingeleitet wurde. Die
Bewahrung des Denkmals der Synagogenruine und auch die Erinnerung an diesen Tag
sei notwendig. Durch Verdrängen können wir unsere Vergangenheit nicht für die
Gestaltung der Zukunft nutzen, so Joachim Rippel. Er wies darauf hin, dass keine
Gesellschaft orientierungslos in die Zukunft gehen könne. Der OB bedankte sich
bei der ACK für ihr Engagement. Zum Abschluss des Gedenkens zogen die
Teilnehmer der Veranstaltung schweigend in die von nur wenigen Kerzen
beleuchtete Ruine der Synagoge in der Klosterstraße, wo Schülerinnen und Schüler
die Namen der vielen im Jahr 1940 deportierten Homburger Juden vortrugen (siehe
Foto links). |
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Weitere Berichte zur Erinnerungsarbeit
vor Ort finden sich in der Website der Stadt Homburg www.homburg.de
über die Eingabe im Suchfenster z.B. mit dem Begriff
"Synagoge". |
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Oktober 2010:
Über den Umgang mit der jüdischen Geschichte in
der Stadt Homburg |
Artikel in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 8. Oktober 2010 (Artikel):
"Verdrängung ist keine Lösung
Vor einigen Wochen erschien in unserer Zeitung ein Artikel über eine Gruppe von Homburger Konfirmanden, die auf einer Gedenktafel an der Homburger Synagoge die Namen der verschleppten, getöteten und geflüchteten Homburger Juden anbringen möchte. Unser Leser Gerd Imbsweiler hat sich als Historiker mit diesem Thema beschäftigt und schickte uns den folgenden Bericht über die Verdrängung der Homburger Geschichte - und über die Jüdin Jenny Hirsch.
Homburg. Wenn die Anregung der Konfirmandengruppe von Pfarrerin Petra Scheidhauer, eine Gedenktafel der ermordeten und geflüchteten Juden aufzustellen, endlich auf fruchtbaren Boden fiele, wäre dies ein längst fälliger Akt der Pietät, der andernorts Selbstverständlichkeit ist.
1985 plante ein privater Investor, auf dem Synagogengrundstück mit Zustimmung des Bauausschusses ein Mehrfamilienhaus zu errichten. Öffentlicher Protest, unterstützt vom Historischen Verein unter Vorsitz des rührigen Edgar Blatters und des Landeskonservatoramts, verhinderte dies. Zwei Jahre später befragte ich mit Schülern meiner damaligen Schule, des Saarpfalz-Gymnasiums, im Rahmen des Projektes "Pogrom am 9. November 1938" in Homburg Zeitzeugen. Dabei stellte sich heraus, dass die Behauptung auf der Erinnerungstafel an der Synagoge "1945 Zerstörung durch Fliegerangriffe" irreführend war.
Auf einem Luftbild von 1952, das mir ein Homburger zur Verfügung stellte, ist deutlich zu erkennen, dass das Dach der Synagoge noch intakt war. Nicht die Bombenangriffe der Alliierten waren also für den Verfall der Synagoge verantwortlich, sondern das Wegschauen der Stadt.
Sie ließ das Gebäude systematisch soweit verkommen, bis schließlich der Plan, sie zu überbauen, vielfach begrüßt wurde - nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn, wenn nicht, wie gesagt geschichtsbewusste Bürger dagegen aufbegehrt hätten.
Jetzt reagierte die Stadt: Abgesehen von der kurzfristigen Überlegung, auf dem Gelände ein Siebenpfeiffermuseum zu errichten, was wegen der Kosten schnell in den Akten verschwand, hat sie die Pläne, das Gelände anderweitig zu nutzen, aufgegeben, den Verfall durch Sanierung gestoppt, den Text der Gedenktafel geändert. Er lautet seither: "2001 Sicherung der Ruine durch die Stadt". So weit, so gut.
Eine Zeile darüber heißt es jedoch: "Schändung der Synagoge in der Reichspogromnacht". Wer geschändet hat, nämlich "angesehene Homburger Bürger", so die Formulierung eines Täters mir gegenüber, wird tunlichst verschwiegen, insofern ist die Formulierung ein klassisches Beispiel für Verdrängung. Diese Haltung gegenüber dem Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger zieht sich wie ein roter Faden durch die Nachkriegsgeschichte - bis heute.
Die obige Anregung, in der Synagoge eine Gedenktafel anzubringen, ist immer wieder vorgetragen worden, zuletzt im Leserbrief vom 22. Juli 2009.
In vielen Gemeinden geht man mit dieser Phase der Geschichte offen um, man stellt sich ihr, indem auf Gedenktafeln an die Deportierten und Emigrierten erinnert wird oder vor den Wohnungen der NS-Opfer Stolpersteine in den Bürgersteig verlegt werden, wie unlängst in Dahn und Saarbrücken. Mittlerweile sind es rund 5500 in etwa 100 Gemeinden. Nichts dergleichen in Homburg. Dabei ist Homburg in vielerlei Hinsicht eine geschichtsbewusste Stadt.
Denken wir an Siebenpfeiffer oder Herzog Karl August. Wenn es aber um die Erinnerung an die Juden oder den Pogrom geht, schaut man weg. Am Morgen des 10. November 1938 stürmten Homburger Bürger zwei Häuser und verwüsteten das Innere: Neben dem Textilgeschäft des Salomon Aron in der Adolf-Hitler-Straße (heute: Eisenbahnstraße) auch das der Familie Alexander und Hedwig Hirsch in der Deutsch Gass 27 (heute: Karlsberstraße). Keine Plakette oder Stolperstein erinnert an diesen Vandalismus.
Wie übermächtig die Verdrängung zu sein scheint, dafür ist meines Erachtens folgende Begebenheit symptomatisch:
Den jungen Leuten ist der Grabstein von 2006 aufgefallen. Hier wurde Jenny Hirsch, das letzte Mitglied der ehemaligen Judengemeinde, bestattet. Sie kam als Jenny Levy 1903 in Frankfurt zur Welt, wuchs bei ihren Großeltern in Dillingen auf, arbeitete bei der Deutschen Bank in Saarbrücken, emigrierte in der Nazizeit nach Frankreich, war seit 1940, der Okkupation Frankreichs, ständig auf der Flucht vor der Gestapo, ein Großteil ihrer Angehörigen wurde Opfer der Shoa, nach dem Krieg kam sie mit dem ebenfalls emigrierten Adolf Hirsch, den sie in Saargemünd 1947 geheiratet hatte und der in seine Heimatstadt zurückkehrt war, nach Homburg. Im Rahmen meines erwähnten Projektes hatte ich mit der 84-jährigen, die damals schon im Haus auf dem Schlossberg ihren Lebensabend verbrachte, Kontakt aufgenommen. 2005, zu ihrem 102. Geburtstag, hatte das Haus eine schlichte Feier arrangiert. Zugegen waren Frau Heil, die sie jahrelang freiwillig betreute (ohne davon Aufhebens zu machen), Herr Wainstock von der Synagogengemeinde Saar und ihr Neffe Giftach Hirsch aus Basel, auch meine Wenigkeit, schließlich tauchten auch ein Vertreter der Stadt und des Kreises auf.
Als der Vertreter des Kreises mich erblickte, fragte er mich: "Was machschd dann duu do?" Ich: "Ich kenne Frau Hirsch, ich habe sie aus Anlass eines Schulprojektes und meines Aufsatzes in den Saarpfalzblättern interviewt. Außerdem ist sie die letzte überlebende Jüdin." Er: "Mer hann noch mer Judde." Ich: "Das mag sein, das sind solche, die in den letzten Jahren aus der ehemaligen Sowjetunion eingewandert sind, aber nicht Überlebende der NS-Zeit." Dieses Gespräch zeigte mir: Der Anlass für die zwei Vertreter der Stadt und des Kreises, zu diesem Geburtstag zu kommen, war das einzig und allein das biblische Alter der Frau Hirsch - es war ihnen nicht bewusst, dass mit dieser Person das Kapitel der Judengemeinde Homburg endgültig geschlossen wurde, ebenso wenig, dass Jenny Hirsch damit in zweifacher Hinsicht zum Symbol geworden war - zum Symbol einer vergangenen Epoche und des Tiefpunktes der deutschen Geschichte.
Daran zu erinnern, ist eine Aufgabe der Nachgeborenen. Sollte der Vorschlag der Konfirmanden aus Bruchhof realisiert werden, wäre ein wichtiger Schritt zum besseren Verständnis getan.
"Ich kenne Frau Hirsch, ich hab sie aus Anlass eines Schulprojektes und meines Aufsatzes in den Saarpfalzblättern interviewt."
Gerd Imbsweiler. " |
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November 2011:
Über die Geschichte der Familie Hirsch in
Homburg |
Foto links (Stadtarchiv Homburg): historische Aufnahmen des Anwesens Ludwig Hirsch, früher Kaiserstraße 30, heute Saarbrückerstraße 30. Es wurde von der Stadt Homburg erworben, für das Hitlerjugendheim abgerissen, welches dann am 14.5.1945 durch Bombenangriffe zerstört wurde.
Artikel von Gerd Imbsweiler in der "Saarbrücker Zeitung" vom
November 2010 (Artikel):
"Das Schicksal der Emigration
Obwohl die Familie Hirsch in Homburg angesehen war und Vater Hirsch im ersten Weltkrieg für Tapferkeit und Patriotismus ausgezeichnet
worden war, fielen Hirschs den Judenverfolgungen zum Opfer, die die Gauleiter Wagner und Bürckel massiv veranstalteten, um sich bei den Nazi-Oberen einen guten Namen zu machen. Im ersten Teil schilderte Gerd Imbsweiler die Vertreibung der Familie und ihre ständige Angst vor der Deportation, die auch in Südfrankreich überall drohte. Der erste Teil endete damit, dass Sohn Alfons im letzten Moment seine Mutter am Bahnhof von Lyon vor dem sicheren Tod retten konnte.
Homburg. Ein Glück, dass Alfons, der Vichysoldat, nach Hause kam. Als er erfuhr, dass Mutter abgeholt worden war, begab er sich in Uniform nach Lyon. Dort hatte der Weitertransport schon stattgefunden, aber einige waren wegen Platzmangels zurückgeblieben, auch die Mutter.
Alfons wurde beim zuständigen deutschen Oberst vorstellig, der erklärte die Festnahme der Mutter als Missverständnis; Alfons nahm die Mutter mit nach Hause. Dort besorgte er zusammen mit Erich der Familie falsche Papiere, brachte die Eltern mit Hilfe eines Kameraden bei einem Bauern in den Französischen Alpen unter.
Ständige Todesangst. Auch Charlotte Hirsch, nun Charlotte Hiller, brachte Alfons zunächst in ein Jugendlager, dann versteckte sie Erich mit noch weiteren fünf Jüdinnen in einem Benediktinerkloster bei Perpignan. Die Schwester Oberin warnte die Mädchen vor einer Polin. Tatsächlich wurden sie an die Nazis, die inzwischen auch im tiefsten Süden Vichyfrankreichs herumschnüffelten, verraten. Bevor die Gestapo auftauchte, wurden die Mädchen jedoch schnell an Familien in der Umgebung verteilt.
Charlotte hatte großes Glück: Sie kam zu einer dreiköpfigen Familie nach Toulouse, die dort eine Drogerie betrieb. Sie hatte die Aufgabe, die Mutter, die im Rollstuhl saß, zu betreuen und in der Drogerie der Familie auszuhelfen. Die Geschwister warnten Charlotte vor den deutschen Soldaten, weil sie schwarzhaarig war und eine etwas dunkle Hautfarbe hatte.
Charlotte achtete darauf nicht, auch nicht, als sie einmal gefragt wurde: "Fräulein, essen Sie Schweinefleisch?"
Razzien erlebte sie oft, einmal beobachtete sie vom Balkon, wie ein Rabbiner von den Deutschen abgeholt wurde. So verging Monat um Monat voller Angst, bis Mitte des Jahres 1944 Frankreich befreit wurde. Die Eltern Hirsch ließen sich wieder in Nyons nieder, sie wohnten jetzt zur Miete, denn in ihrer alten Wohnung hatten sich Fremde niedergelassen, die die Hunde auf Charlotte hetzten, als sie die Wohnung zurückforderte. Erst als die Brüder sich einschalteten, durften die Eltern in ihre angestammte Wohnung zurückkehren.
Charlotte litt darunter, dass ihre alten Freundinnen und Freunde mit ihren Angehörigen nicht mehr heimkehrten, sie waren in den Vernichtungslagern verschwunden. Sie bat ihre Eltern, ins gelobte Land Eretz Israel ziehen zu dürfen. Die Eltern lehnten ab, sie hatten zuviel Angst, denn die Engländer hatten noch das Mandat über Palästina und erschwerten die Einwanderung mit allen möglichen Schikanen, die im Einzelfall zur Todesgefahr werden konnten. Doch es gab Hoffnung: einzelne, aus Europa stammende Männer und Frauen, die im künftigen Staat Israel bereits legal registriert waren, wurden dort ausgesucht, um Flüchtlinge zu versammeln und ins gelobte Land zu bringen.
In Homburg begraben. Einer dieser Männer war Charlottes Großcousin Wilhelm-Akiva Hirsch. Seine Eltern, August II Hirsch und Mathilde, geb. Mayer, sind in Auschwitz ermordet worden, sein Bruder Adolf ist in Frankreich zwar auch ins Sammellager gebracht worden, konnte mit Hilfe eines Nachbarn aber entkommen; nach dem Krieg ist er nach Homburg zurückgekehrt und hat Jenny Hirsch geheiratet; beide sind auf dem Homburger Judenfriedhof beerdigt.
Wilhelm war 1936 nach Palästina ausgewandert und hatte sich einem Kibbutz angeschlossen. Dort gehörte er der israelischen Selbstwehrorganisation, der "Hagana", an. Die Hagana entsandte Wilhelm in geheimer Mission nach Europa zur Vorbereitung Einwanderungswilliger. Auf seiner Fahrt nach Belgien besuchte er Charlottes Eltern, um sie zu bewegen, Charlotte mitnehmen zu dürfen. Vergeblich! Wilhelm ist übrigens am 29. Juli 1948 im Befreiungskrieg des Staates Israel gefallen. Er hinterließ seine Frau Ora mit dem vierjährigen Yftach und dem Säugling Izhak. Dieser war 2005 anlässlich des 102jährigen Geburtstages der Jenny Hirsch übrigens in Homburg zu Besuch.
Reise nach Israel. Nachdem der Staat Israel ausgerufen war, willigten die Eltern schließlich ein, dass Charlotte als Touristin nach Israel fahren dürfe, um das dortige Leben kennenzulernen. In Haifa angekommen, bezog sie ein Zimmer, fand nach kurzer Zeit Beschäftigung in einer Nervenheilanstalt. Dort nahm sie Kontakt zu ihrer Großcousine Lilli Fuchs-Hirsch (Tochter von Leon Hirsch, des Inhabers des Schuhhauses Hirsch in der Eisenbahnstraße) auf. Lilli lebte mit Mann und drei Kindern in Israel. Charlotte verliebte sich schließlich in Israel in Julius Brünn, einen Emigranten aus Allenstein in Ostpreußen. Beide heirateten 1951 in Tel Aviv. Aus der Ehe gingen Sohn Avi und Tochter Riki hervor.
Avi lebt in Tel Aviv, wo ihn der Schreiber dieser Zeilen mit seiner Frau 2008 besuchte, Riki in Petack Tiqwa. Charlotte starb 2005, Julius, der als Bibliothekar im Polizeidienst arbeitete, starb 2001. Charlotte, benannt nach ihrer Urgroßmutter Charlotte Heilbronner-Einstein, nach eigener Aussage einer Verwandten Albert Einsteins, wollte nach den schlimmen Erfahrungen, die sie gemacht hatte, nie mehr etwas mit Deutschland zu tun haben.
Als ihr Mann Julius bei einem deutsch-israelischen Polizistenaustausch mit deutschen Kollegen zusammentraf, begann Charlotte, ihre Einstellung zu ändern. Sie stellte ihre Vorurteile zurück, begann über ihre Odyssee zu erzählen, zumal ihr Sohn Avi während seines Studiums in Saarbrücken Homburg und den Judenfriedhof besuchte und seither intensiv Ahnenforschung betreibt. Charlotte berichtete dabei über das mutige Verhalten der Drogisten-Familie in Toulouse, das ihr einst das Leben gerettet hatte.
Zur Erinnerung an diese Menschlichkeit wurde der Familie in Yad Vashem ein Baum gepflanzt, was eine große Ehre ist. Leider in Abwesenheit der noch lebenden Tochter der Familie, die zu betagt war, um zu kommen. Ihr wurden vom Konsul Israels in Südfrankreich eine Medaille überreicht.
Brief an OB Ulmcke. Charlotte stand übrigens brieflich mit dem Homburger Oberbürgermeister Rainer Ulmcke in Verbindung. Im Stadtarchiv fand ich folgendes Schreiben vom 10.5.1983. Darin schrieb sie: "Mit vielem Dank habe ich Ihre Zeilen erhalten, in denen Sie mir mitteilen, dass meine Anregung an die Stadt Homburg, den jüdischen Mitbürgern meiner Heimatstadt am Platze der verbrannten Synagoge eine Gedenktafel zu errichten, von den Stadtvätern angenommen und errichtet werden wird. Es wird für mich eine große Genugtuung sein, wenn ich an dieser Stätte all derer gedenken darf, die leider damals unschuldig ins Verderben gestürzt wurden und lebend nicht mehr zurückkamen. In diesem Sinne grüßt Sie mit Hochachtung Charlotte Brünn, geb. Ludwig Hirsch." Von den Geschwistern Charlottes lebt nur noch Margot, die jüngste.
Sie war, wie schon erwähnt, mit den Eltern zwei Jahre bei einem Bauern in den Alpen versteckt (die Kosten dafür beglich Erich); die Nazizeit bleibt für sie ein immerwährendes Trauma. Sie wohnt heute in Südfrankreich im Altersheim. Nachkommen hat sie keine.
Überall in der Welt. Erich, der älteste Bruder, lebte in Orange und wirkte im Viehhandel. Seine einzige Tochter ist kinderlos verheiratet, sie ist Richterin in Südfrankreich.
Die älteste Schwester Anneliese war mit einem jüdischen Bauern, der aus Russland stammte, verheiratet. Er diente in den Forces Francaises Libres, in Südfrankreich hatten sie einen Bauernhof. Ihre vier Kinder leben in verschiedenen Ländern: zwei in Lothringen, eins in Paris, eins in Israel. Alfons war mit einer jüdischen Flüchtlingsfrau verheiratet, leitete einen großen Viehhandel in Südfrankreich, wo seine kinderlose Witwe bis heute lebt.
Die Familie Ludwig Hirsch symbolisiert das Schicksal der Judengemeinde Homburgs, die durch das "Tausendjährige" Reich ein Ende fand und anschließend in alle Welt verstreut wurde. Wieder einmal!" |
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Juli 2012:
Besuch von Nachkommen einer Homburger jüdischen
Familie |
Artikel von Ulrike Stumm in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 4. Juli 2012: "Auf
Spurensuche in Homburg.
Homburg. Sie sehen aus wie ganz normale Touristen - ausstaffiert mit Rucksäcken, Sonnenhüten, Kameras. Doch der Schein trügt. Avi Brünn, seine Frau Zipi, sein Sohn Omri, 20, und seine Tochter Tamar, 15, sind aus Israel nach Homburg gereist, um hier nach Spuren ihrer Vorfahren zu suchen: der weit verzweigten und lange hier beheimateten jüdischen Familie Hirsch
..."
Link
zum Artikel |
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Oktober 2017: Gedenken
am Jahrestag der Pogromnacht 1938 |
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom
Oktober 2017: "Reichspogromnacht : Erinnerung an Reichspogromnacht am 9.
November
Homburg Ein Schweigemarsch wird zur ehemaligen Synagoge führen, um
der Homburger Opfer zu gedenken.
Wieder nähert sich die Erinnerung an das Geschehen der Reichspogromnacht
1938. Damals, am 9. November, wurden in ganz Deutschland Synagogen
geschändet, Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürger verwüstet und in Brand
gesteckt. Menschen jüdischer Herkunft wurden in Angst und Schrecken
versetzt. Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der
deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei
Jahre später in den Holocaust mündete. Auch in der Stadt Homburg blieben
jüdische Familien nicht verschont. Um an die Opfer dieses schrecklichen
Ereignisses zu erinnern, lädt die Jugendorientierte Stadt Homburg gemeinsam
mit den christlichen Kirchen in Homburg am Donnerstag, 9. November, um 16
Uhr in die protestantische Stadtkirche zu einer Gedenkfeier ein. Im
Anschluss daran wird es einen Gang in gemeinsamem Schweigen zur ehemaligen
Synagoge geben, um auch der Homburger Opfer zu gedenken. Von Seiten der
Stadt Homburg wird Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind an die
Geschehnisse erinnern. Als Hauptredner spricht in diesem Jahr Hermann
Preßler, ehemaliger Rundfunk- und Medienpfarrer. Er wird angelehnt an sein
Buch 'Herr Christus und die braunen Herren' darüber sprechen, wie die
Predigten protestantischer Pfarrer der pfälzischen Landeskirche zu Zeiten
des Nationalsozialismus aussahen. Obendrein stellt er auf Grundlage der
Vergangenheit Bezüge zu aktuellen Herausforderungen her. Weitere
Wortbeiträge werden von Schülern des Saarpfalz-Gymnasiums und der
Konfirmandengruppe der protestantischen Kirchengemeinde Bruchhof-Sanddorf
eingebracht. Die Gedenkveranstaltung wird musikalisch vom Chor des
Saarpfalz-Gymnasiums begleitet. Alle Interessierten sind laut
Stadtverwaltung eingeladen."
Link zum Artikel |
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Oktober/November
2019:
Gedenkveranstaltung und Ausstellung zur Pogromnacht im November 1938 im
Saarland |
Artikel im "Pfälzischen Merkur" vom 17.
Oktober 2019: " Schlimme Zeit. Ausstellung zur Pogromnacht
Homburg. Am 9. November 1938 fanden im Saarland an 30 Orten
Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung statt, auch in Homburg gab es
massive Angriffe. Neben der Verwüstung der Synagoge und eines
Geschäftshauses, wurden auch einige private Wohnungen jüdischer Bürger
zerstört. red
Zusätzlich zur jährlichen Gedenkveranstaltung, welche am Dienstag, 12.
November, stattfindet, gibt es dieses Jahr die Ausstellung 'Reichsprogromnacht
– Was geschah am 9.11.1938 im Saarland?' in Homburg. Sie wird vom
Adolf-Bender-Zentrum zur Verfügung gestellt und kann ab 29. Oktober bis 22.
November zu den üblichen Öffnungszeiten im Foyer des Rathauses besichtigt
werden. Neben einem Kurzüberblick über die Geschehnisse im Saarland
informiert die Ausstellung außerdem mit 30 Aufstellern detailliert über
Angriffe und Verwüstungen in den verschiedenen Ortschaften. Es wird unter
anderem aufgezeigt, wie Synagogen beschädigt und jüdische Friedhöfe
geschändet wurden. Um auch in der heutigen Zeit für das Thema zu
sensibilisieren, gibt es zudem noch Informationen zum Antisemitismus."
Link zum Artikel |
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November 2019:
Neues Mahnmal für die Opfer der
NS-Zeit sowie Gedenken zum Novemberpogrom 1938
(Foto links: Stefan Haas, weitere Fotos unten)
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Artikel von Ulrike Stumm in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 24. Oktober 2019: "Mahnmal in Homburg: Mahnmal wird im November
eingeweiht
Homburg. Die Stelen, die das Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer des
Nationalsozialismus bilden, stehen nun seit einigen Wochen. Jetzt gibt es
nach einigem Hin und Her auch einen Termin für die Einweihung: der 12.
November, direkt vor der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht.
Noch sieht es eher nach Baustelle aus als nach einem Mahnmal zum Gedenken an
die Opfer des Nationalsozialismus. Schon seit einigen Wochen stehen am
Homburger Marktplatz, genauer an der Ecke Klosterstraße/Saarbrücker Straße,
gegenüber dem alten Storchen, die sieben Stelen aus Granit, die einen
Halbkreis bilden. Doch rundum ist weiter ein weiß-roter Absperrzaun gezogen.
Nun wurde nach einigen Verschiebungen der Termin der Einweihung des
'Mahnmals gegen das Vergessen' festgelegt: der 12. November. Damit wird
dieses Ereignis gekoppelt an die Gedenkveranstaltung zur Reichpogromnacht
beziehungsweise dieser vorangestellt, teilt der bei der Stadt zuständige
Amtsleiter für Kultur und Tourismus, Klaus Kell, auf Anfrage mit. Einen Tag
zuvor sollen die Plaketten mit Namen angebracht werden: Auf sechs Stelen
werden dann die Namen derjenigen jüdischen Menschen aus Homburg stehen, die
von den Nazis ermordet wurden. Auf der mittleren Stele wird ein Text
angebracht: 'Wir gedenken der Opfer des nationalsozialistischen Terrors, der
ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer Stadt, der
Menschen, die den Verfolgten geholfen haben, der Opfer von Krieg und
Gewalt.' Bis zur Einweihung bleibe aus Sicherheitsgründen die Absperrung
stehen, sagte Kell weiter. Und er betont, gerade angesichts der jüngsten
Vorfälle etwa in Halle zeige sich, dass ein solches Mahnmal erforderlich
sei, 'um nicht zu vergessen'. In Halle hatte am 9. Oktober ein bewaffneter
Attentäter versucht, zum jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge der
Stadt an der Saale einzudringen. Nachdem ihm das nicht gelungen war,
erschoss er zwei Menschen auf offener Straße und verletzte zwei schwer.
In Homburg ist es maßgeblich Izhak Hirsch zu verdanken, dass ein Mahnmal
aufgestellt wurde. Vor Jahren schon setzte dieser sich dafür ein, dass an
die von den Nazis ermordeten jüdischen Homburger erinnert wird, auch an
seine Großeltern Mathilde und August Hirsch. Es war ein steiniger und langer
Weg mit Hindernissen, Izhak Hirsch wurde immer wieder vertröstet, blieb aber
hartnäckig. Auch Klaus Kell betont: Es sei schwierig gewesen, das Ganze auf
den Weg zu bringen. Es habe etwa eine politische Diskussion über die
Notwendigkeit eines solchen Gedenkorts gegeben. Als Argument war da zu
hören, dass es ja bereits die ehemalige Synagoge gebe. Im Oktober 2018 hatte
dann der Stadtrat beschlossen, dass das Mahnmal errichtet werden solle. Und
auch der zentrale Standort, über den es ebenfalls Diskussionen gab, wurde
festgezurrt.
Izhak Hirsch, der seit langem in der Schweiz lebt, ist einer derjenigen, der
gemeinsam mit seiner Frau zur Einweihung anreisen wird. Weiter eingeladen
sind nach Kells Angaben etwa Professor Herbert Jochum, Vorsitzender der
christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft Saar, der Vorsitzende der
Synagogengemeinde Saar, Richard Bermann, Landtagspräsident Stephan Toscani.
Neben Bürgermeister Michael Forster werden weitere Vertreter der Stadt da
sein sowie Künstler Klaus Glutting, der das Mahnmal gestaltet hat. Die
Einweihung selbst, die um 15. 30 Uhr beginnt, soll 'ganz schlicht' gehalten
werden, kündigt Kell an. Sicher ist, dass auch Izhak Hirsch zu Wort kommen
wird. Danach geht es ab etwa 16 Uhr unmittelbar mit der jährlichen
Gedenkfeier zur Pogromnacht weiter. Zentrale Orte dafür sind die Stadtkirche
und die ehemalige Synagoge.
Am 9. November 1938 fanden im Saarland an 30 Orten Ausschreitungen gegen die
jüdische Bevölkerung statt, auch in Homburg gab es massive Angriffe. Die
Synagoge wurde verwüstet, ebenso ein Geschäftshaus. Auch private Wohnungen
jüdischer Bürger wurden zerstört. Dass dieses Gedenken diesmal nicht am
eigentlichen Datum begangen wird, sei lange besprochen, so sagt es Pfarrerin
Petra Scheidhauer, die an dem Tag die Moderation übernehmen wird. Der 9.
November fällt auf einen Samstag, da sei es schwierig, die Schüler
zusammenzubekommen, die die Gestaltung übernehmen.
Bekanntlich wird an diesem Termin am Forum auch das Bockbierfest gefeiert.
Am 12. November sind es dann maßgeblich Schülerinnen und Schüler des
Saarpfalz-Gymnasiums, die das Programm übernehmen, koordiniert wird dies von
Sandra Schatzmann vom städtischen Kinder- und Jugendbüro. So wird der Chor
des Gymnasiums mehrmals singen. Es wird Lesungen der AG Geschichte geben.
Auch Jörn Didas, der Leiter des Adolf-Bender-Zentrums, wird sprechen.
Ebenfalls beteiligt sind die Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde
Bruchhof-Sanddorf. Gegen etwa 16.50 Uhr gibt es einen Gedenkmarsch zur
Synagoge, dort wird Bürgermeister Forster sprechen und auch der Chor wird
nochmals zu hören sein."
Link zum Artikel |
Nachfolgende Fotos von Stefan
Haas: |
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November 2019:
Kein Gedenken am 9. November in
Homburg |
Artikel von Ulrike Stumm in der "Saarbrücker
Zeitung" vom 8. November 2019: "Kurzfristige Absage : Kein Gedenken in
Homburg am 9. November
Homburg Jetzt wurde auch die geplante Führung abgesagt.
Erinnerungs-Veranstaltung an Reichspogromnacht am 12. November.
Eigentlich sollte es am Samstag, 9. November, dem Tag, an dem des Grauens
der Reichspogromnacht gedacht wird, eine Führung durch das jüdische Homburg
geben. Doch die hat die Stadt nun kurzfristig am Freitag und auch ohne
Angabe von Gründen abgesagt. Einer derjenigen, der hier eine Gruppe durch
Homburg führen wollte, stehe nicht zur Verfügung, hieß es von der
Pressestelle auf Nachfrage. Es war der 9. November 1938, als es in ganz
Deutschland und auch in Homburg massive Ausschreitungen gegen die jüdische
Bevölkerung gab. In Homburg wurde zum Beispiel die Synagoge damals
verwüstet, ein Geschäftshaus und auch Wohnungen jüdischer Bürger wurden
zerstört. Die Juden wurden gedemütigt, beschimpft und verschleppt, sie
flehten um Erbarmen – und erlebten das Grauen. Und auch für Homburg sind
Geschichten dokumentiert wie diese: Eine Frau steht weinend am Fenster ihres
Hauses. Sie hält ihre zwei Monate alte Tochter auf dem Arm, sieht, wie das
Textilgeschäft ihres Mannes verwüstet wird und fleht: 'Habt Erbarmen mit
meinen Kindern.' Ihr Mann Karl Salmon wird verhaftet und nach Dachau
gebracht. Damit dies nie wieder passiert und um an das Schicksal dieser
Menschen zu erinnern, wird jedes Jahr dem gedacht, was damals geschah.
Diesmal wurde das Gedenken verschoben, auf Dienstag, 12. November. Am 9.
November wird durch die Absage der Führung in Homburg offiziell dazu
überhaupt nichts passieren. Aber: Es wird bekanntlich das Bockbierfest
gefeiert.
Am Dienstag sind es dann vor allem Schülerinnen und Schüler des
Saarpfalz-Gymnasiums sowie die ehemalige Konfirmandengruppe der
evangelischen Kirchengemeinde Bruchhof-Sanddorf, die sich einbringen.
Ausgerichtet wird diese Veranstaltung zur Erinnerung an die
Reichspogromnacht gemeinsam von den christlichen Kirchen und dem Kinder- und
Jugendbüro der Stadt Homburg. Sprechen wird auch Jörn Didas, Geschäftsführer
des Adolf-Bender-Zentrums, zum Thema 'Geschehnisse in der Reichspogromnacht
im Saarland'. Sie beginnt um 16 Uhr in der protestantischen Stadtkirche.
Zuvor um 15.30 Uhr wird das Mahnmal gegen das Vergessen eingeweiht. Es steht
am Homburger Marktplatz, genauer an der Ecke Klosterstraße/Saarbrücker
Straße, gegenüber dem alten Storchen, nahe der ehemaligen Synagoge."
Link zum Artikel |
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Februar 2020:
Erinnerung an das Schicksal von Klara Weiler geb.
Behr
Anmerkung: Klara Weiler (geb. 1867 in
Leimersheim) lebte mit ihrem Ehemann
Aron Weiler ab 1913 in Homburg. Sie ist nach dem Anschluss der Saar ans
Deutsche Reich nach Saargemünd emigriert, wo sie am 24. September 1938 starb
und im dortigen Friedhof beigesetzt wurde.
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Artikel
von Helmut Sittinger in der "Rheinpfalz" vom 29. Februar 2020:
"Blickpunkt: Schicksal der Homburger Jüdin Klara Weiler. Vertrieben sofort
nach dem Saar-Anschluss..."
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Germania Judaica II,1 S. 369. |
 | Dieter Blinn: Juden in Homburg. Geschichte einer
jüdischen Lebenswelt. 1330-1945. Homburg/Saar 1993. |
 | Martin Baus: Verdrängte Geschichte,
Nazi-Herrschaft, Verfolgung, Widerstand - Ein Wegweiser durch den
Saarplatz-Kreis. Blieskastel 1995. |
 | Eva Tigmann: "Was geschah am 9. November
1938?". Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen
Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des
Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. Saarbücken 1998. |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 443-444 (mit weiteren Literaturangaben). |
 | Edgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des
Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band
12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online
zugänglich: eingestellt als pdf-Datei. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Homburg/Saar. Jews are first mentioned in 1686.
In 1791, ten families were present, among them the horse trader Shemuel David,
one of the richest men in the principality and a supplier to the court. In 1848,
the community reached a peak population of 281. Of the 55 family heads, 32 were
brokers and 15 livestock dealers. Jews served on the municipal council. The
community was officially recognized in 1823. A Jewish school was opened in the
same year, with 45 children attending in 1869. A new synagogue was consecrated
in 1862. During the Weimar period, Jews expanded their commercial horizons. In
1921-36, 56 new businesses were opened, including 14 in textiles and 11 in the
tobacco industry. Jewish charities were started and the Zionists and Central
Union (C.V.) became active. In mid-1933, 157 Jews remained. By 1935, most Jews
had sold or liquidated their businesses, with only four or five families
remaining. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was
partially burned and the five Jewish men in the city were sent to the Dachau
concentration camp. In all, 135 Jews left Homburg in 1933-40, 80 emigrating to
France and 23 to other German cities. On 22 October 1940, 17 Jews were deported
to the Gurs concentration camp. A total of 29 perished in the camps, including
16 in Auschwitz.

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