Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben im 19./20. Jahrhundert        
Berichte über die Rabbiner, die jüdischen Lehrer und weitere Kultusbeamte sowie die jüdische Schule und das Lehrerseminar  
Berichte zur Geschichte des Israelitischen Waisenhauses in Kassel   
-  Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde (diese Seite)    
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Kassel (Kreisstadt)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 
  
Hier: Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde im 19./20. Jahrhundert

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Kassel wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.   
   

Hinweis: ein großer Teil der Texte dieser Seite konnte noch nicht abgeschrieben, kann aber durch Anklicken der Textabbildungen gelesen werden.  
   
   
Übersicht:  

bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
-  Wohltätigkeitsstiftung von Jeremias Rothfels (1842)   
-  Zum Tod des Publizisten Dr. Jakob Pinhas (1862)   
-  Über die Stipendienstiftung von Bankier Samson Selig Goldschmidt (1865)   
-  Anzeige der Samson Selig- und Julie Goldschmidt'schen Stipendienstiftung (1873)   
-  Zum Tod von Jeremias Rothfels (1874)   
Moritz Kaufmann vermachte ein größeren Betrag zugunsten von Juden und Christen (1877) 
Über den Sanitätsrat Dr. Benedikt Stilling (geb. 1810 in Kirchhain, gest. 1879 in Kassel)   
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. Benedikt Stilling (1879) 
Der Geheime Sanitätsrat Dr. Stilling und seine klare Haltung zum Judentum (1879)   
Anzeige der Samson Selig- und Julie Goldschmidt'schen Stipendienstiftung (1880)    
-  Zum Tod von Rechtsanwalt und Notar Justizrat Jakob Hirsch (1895)  
-  Goldene Hochzeit von Manus Katzenstein und Frau (1898)  
-  Jubiläum von Salomon Hoffa im israelitischen Krankenverein (1903)  
-  Kolonnenführer Rudolf Nußbaum wird ausgezeichnet (1905)  
-  Zum Tod des Industriellen und früheren Stadtrates Martin Wallach (1905) 
Zum Tod von Auguste Alsberg (1907)  
Rechtsanwalt Dr. Arnthal wurde zum Notar ernannt (1907)     
-  Zum Tod des Wohltäters Ludwig Mond (1909) 
Stiftung für die jüdische Universitätsbibliothek in Jerusalem durch Simon Strauß (1920)  
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Moritz Heß (1920)   
-  Zum Tod von Moses Rosenbaum (1922)   
-  50-jährige Tätigkeit von Alexander Fiorino als Kurator am Waisenhaus (1925)  
-  80. Geburtstag von Hanchen Adler geb. Wertheim (1925)  
-  70. Geburtstag von Lehrer und Schriftsteller Isaac Herzberg (1927)  
-  Zum Tod von Frau H. Heinemann (1925)   
Berta Rosenbaum ist neue Gemeindeschwester - Umfrage in der Gemeinde zum gemischten Chor (1926) 
50. Geburtstag von Rechtsanwalt Dr. Josef Katzenstein (1926)   
-  85. Geburtstag von Alexander Fiorino (1927)  
-  Zum Tod von Fabrikant Moritz Lieberg (1927) 
-  Max Sichel und Max Weißner wurden in das Kuratorium des Israelitischen Waisenhauses gewählt (1927) 
-  80. Geburtstag von Ottilie Wolf (1927) 
-  95. Geburtstag des Bäckers und Konditors Isaak Oppenheim (1927)  
-  70. Geburtstag von B. Grünebaum (1927)  
-  Werbung für das Hotel Emanuel in Kassel (1927) 
Oberregierungsrat Dr. Hohenstein (jüdisch) wird Polizeipräsident (1928)  
-  84. Geburtstag von Bertha Sternfeld - 70. Geburtstag von Georg Mendershausen (1928)  
-  Zum Tod von Betty Grünthal geb. Regensberg (1928)   
-  85. Geburtstag von Meier Goldschmidt (1928) 
-  88. Geburtstag von Minna Rosenbaum (1928)  
-  50-jähriges Bestehen der Korsettfabrik W. und G. Neumann (1928)   
-  25-jähriges Bestehen der Firma Louis London - 70. Geburtstag von Rosa Rosenbach - Auszeichnungen des Roten Kreuzes für Bankier Paul Wertheim und Justizrat Dr. Rothschild - 50-jähriges Bestehen der Firma Gerson Weißner (1928) 
80. Geburtstag von Süßmann Kaufmann (1928)   
-  Die einzige streng rituelle jüdische Bäckerei hat geschlossen (1928)  
-  70. Geburtstag von Hermann Oppenheim (1928)  
-  Zum Tod von Leopold Weingarten (1928)    
-  80. Geburtstag von Dina Meyer (1928) 
-  81. Geburtstag von Josef Goldschmidt (1928) 
-  Goldene Hochzeit von Josef Spangenthal und Emma geb. Heinemann (1929)  
70. Geburtstag von Clara Mosbacher geb. Gotthelft (1929)  
75. Geburtstag des früheren Opernsängers Sigmund Weltlinger (1929)   
-  75. Geburtstag von Emilie Israelowitz und 80. Geburtstag von Jacob Neuhaus (1929)   
-  Zum Tod von Rechtsanwalt Dr. Joseph Katzenstein (1929)  
-  80. Geburtstag von David Bornstein - 75. Geburtstag von Justizrat Dr. Max Rothfeld (1929)  
Z
um Tod von Franz Rosenzweig (1929)  
Zum Tod von Carl Gotthelft (1931)    
-  David Ullmann von der Agudas Jisroel ist nach Frankfurt verzogen (1934)  
-  80. Geburtstag von Georg Mendershausen (1938) 
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des Farben- und Material-Geschäftes von Louis Rosenzweig (1864)  
Anzeige der Spirituosen-Fabrik von M. Schwarzschild (1874)    
-  Anzeige des Toraschreibers B. Grünebaum (1878)  
Anzeige der Lederhandlung M. Oppenheim & Söhne (1880)   
-  Anzeige des Herren-Garderobe- und Aussteuer-Geschäftes Jacob Goldschmidt (1884)  
Anzeige des Israelitischen Töchter-Pensionates Heine (1885)  
Verlobungs- (und Heirats-)Anzeige von Adolf Neuhaus und Grete Emanuel sowie Siegfried Idstein und Ruth Emanuel (1927/28)  
Verlobungsanzeige von Edith Rosenbaum und Prof. Simon Kassewitz sowie Geburtsanzeige ihrer Tochter Eva-Marianne (1929 / 1930)  
bulletSonstiges  
P
ostkarte an Louis Kreielsheimer, Cigarrenfabrik in Kassel (1922)  
Briefumschlag von Fa. Adolf Gumpert & Co. (1923)   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Wohltätigkeitsstiftung von Jeremias Rothfels (1842)      

Kassel Israelit 19Jh 29031842.jpg (75176 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1842: "In Kassel hat ein israelitischer Bürger namens Jeremias Rothfels (früher Rothschild) sich nicht nur um seine Gemeinde - sondern um die ganze Stadt durch eine seltene Wohltätigkeit verdient gemacht. Er gründete zum Andenken an seine verstorbene Gattin eine Stiftung mit der Bestimmung, dass das Einkommen im Betrage zu 400 Thaler jährlich zunächst zur Beschaffung der Hausmiete unter 20 verlassene Arme so verteilt werde, dass immer zehn Präbenden den Armen der israelitischen und zehn den Armen der christlichen Gemeinde zukommen sollen."      

 
Zur Beisetzung des Musketiers Appel aus Naumburg in Kassel (1847)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. August 1847: "Kassel, 7. August (1847). Das Frankfurter Journal enthält von hier aus folgenden bittern Artikel: 'Folgender Fall erregt hier außerordentliches Aufsehen. Unter fünf Soldaten, die an einem schweren gastrischen Fieber gestorben, befand sich auch einer, der sich zur mosaischen Religion bekannte. Kaum hatten die Vorsteher der israelitischen Gemeinde Kunde davon erhalten, als sie auch alles aufboten, um die Bestattung des Leichnams nach jüdischem Ritus zu erwirken. Es ist ihnen auch gestattet worden; obgleich es gar vielen nicht einleuchten will, was die Vorsteher bewegen konnte, zu verhindern, dass der Verstorbene mit militärischen Ehren zur Erde bestattet werde. Der einfache Grund mag wohl darin zu suchen sein, dass sie nicht wissen, was sie tun, indem die hiesige israelitische Gemeinde nun schon seit fünf Jahren ohne Seelsorger, man kann nicht sagen besteht, sondern vegetiert. Wo dem Israeliten es gestattet ist, in den Reihen der vaterländischen Krieger zu stehen, da soll er im Leben und im Tode auch die gleichen Rechte genießen. So lange Einzelne das nicht begreifen, und wenn sie selbst sich Vorsteher nennen, so sind sie nicht reif zur Emanzipation mit ihren christlichen Mitbürgern oder das Blatt hat sich gewendet, die Unduldsamkeit gegen Andersglaubende herrscht bei ihnen; sie sind nicht mehr die Unterdrückten, sondern die Unterdrücker.'"     
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. September 1847: "Kassel, 12. August (1847). Das Frankfurter Journal enthält folgende Berichtigung des in voriger Nummer mitgeteilten Artikels: 'Der wahre Sachverhalt ist folgender: In dem vom Regimentskommando des 1. (Leib-)Infanterieregiments, welchem der Verstorbene angehörte, an den Vorstand der israelitischen Gemeinde gemachten schriftlichen Anzeige vom erfolgten Ableben des Musketiers Appel aus Naumburg, israelitischer Religion, wurde demselben zugleich eröffnet, dass in Folge höchster Ordre die Beerdigung der Soldaten israelitischen Konfession der betreffenden israelitischen Gemeinde obliege und nicht durch das Regiment zu geschehen habe usw. Hiernach musste die Beerdigung auf dem israelitischen Friedhofe von den Glaubensgenossen des Verstorbenen übernommen werden. Dem Sarge folgte aber nichtsdestoweniger der Hauptmann, der Feldwebel, mehrere Unteroffiziere und ein großer Teil der Kameraden des Verstorbenen, um demselben die letzte Ehre zu erweisen. Dieses ist die einfache und zuverlässige Darstellung jenes Vorganges."               


Zum Tod des Publizisten Dr. Jakob Pinhas (1862)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1862: "Kassel, 9. Dezember. Gestern starb infolge eines Gehirnschlages Dr. phil. Jakob Pinhas im 73. Lebensjahre. Fast ein halbes Jahrhundert wirkte der Verblichene als Publizist, von 1813 - 1850 als verantwortlicher Herausgeber der Kassel'schen Allgemeinen Zeitung, von 1854 - 1860 als Redakteur der Kasseler Zeitung.
(Auch für diese Zeitung hat der Verblichene von Zeit zu Zeit Beiträge geliefert, so noch in Nummer 35 und 36 dieses Jahrgangs den Aufsatz: 'Zuständigkeit der Rabbinen zu Gutachten in weltlichen oder Staatszwecken'. Überhaupt war Dr. Pinhas für die jüdische Angelegenheit Hessens auch als Mitglied des Provinzial-Vorsteheramtes tätig."         

   
Über die Stipendienstiftung von Bankier Samson Selig Goldschmidt (1865)     

Kassel Israelit 18011865a.jpg (333751 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1865: "Kassel, im Januar. Von der Besprechung der ältesten Wohltätigkeitsanstalt unserer Gemeinde in diesen Blättern Chewrat Bikkur Cholim uGemillut Chassodim, gehen wir sofort zu der der jüngsten Stiftung über, welche ein verehrungswertes Mitglied derselben im verflossenen Jahre errichtet hat. Der hochherzige Stifter, Herr Bankier Samson Selig Goldschmidt, - der sich als langjähriger Vorstand unserer Gemeinde namhafte Verdienste um dieselbe erworben - hat, von der Überzeugung ausgehend, dass 'das Judentum, von der Wissenschaft und Forschung beleuchtet und getragen, sich darin aufbaut und stets kräftiger entwickelt', die bedeutende Summe von 25.000 Thalern bestimmt, aus deren Zinsen solchen unbemittelten Jünglingen und Jungfrauen Stipendien verliehen werden sollen, welche sich einer Wissenschaft, einer Kunst oder einem sonst entsprechenden Lebensberuf gewidmet haben. Je gewöhnlicher es zu geschehen pflegt, dass die Reichen sich zu solchen großherzigen Stiftungen erst in ihrem letzten willen für die Zeit nach ihrem Ableben entschließen, umso anerkennenswerter ist es, dass Herr Goldschmidt sich hierzu schon bei Lebzeiten bewogen fand, und knüpfen wir den Wunsch an diesen Bericht, dass Herr Goldschmidt respektive das Kuratorium in der Wahl der Stipendiaten immer glücklich sein und dieselbe immer auf würdige Subjekte fallen möge; und dass Herrn Herrn Goldschmidt noch viele Jahre das Glück beschieden werde, sich an dem Segen zu erfreuen, den sein mildes Herz durch jene großartige Stiftung im Kreise des Judentums hervorzurufen und für ewige Zeiten zu begründen beabsichtigt hat.
Wie sehr die Bestimmungen des betreffenden Statuts auf jüdischer Basis beruhen, davon mag folgender Auszug aus demselben Zeugnis geben.
In dem § 6 des Statuts setzt der geehrte Stifter  1) ein Stipendium auf 3 bis 5 aufeinanderfolgende Jahre von 150 Thalern jährlich aus zum Studium jüdischer Theologen.
2) Ein jährliches Stipendium von 150 Thalern auf vier Jahre für Medizin oder Jurisprudenz studierende Jünglinge.
3) Ein jährliches Stipendium von 150 Thalern (ebenfalls auf mehrere Jahre) für das Studium einer philosophischen, technischen oder landwirtschaftlichen Disziplin.
4) ein Stipendium von 100 Thalern auf drei Jahre an einen solchen Jüngling oder eine solche Jungfrau, welche sich einer Kunst (Musik, Malerei, Bildhauerkunst) widmen. Dasselbe kann auch als Reisestipendium verwandt werden.    
5) ..."         
Kassel Israelit 18011865b.jpg (151401 Byte)   

 
Anzeige der Samson Selig und Julie Goldschmidt'schen Stipendienstiftung (1873)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. November 1873:        


Zum Tod von Jeremias Rothfels (1874)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Januar 1874:        
Kassel AZJ 06011874a.jpg (210255 Byte)   

     
Moritz Kaufmann vermachte ein größeren Betrag zugunsten von Juden und Christen (1877)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1877:  "In Kassel vermachte der jüngst verstorbene Moritz Kauffmann 60.000 Mark zur Verteilung der Zinsen an Juden und Christen."            

     
 Über den Sanitätsrat Dr. Benedikt Schilling (geb. 1810 in Kirchhain, gest. 1879 in Kassel)    

Stilling B01.jpg (3873 Byte)Benedikt Stilling zählt zu den "Wegbereitern der naturwissenschaftlich-medizinischen Moderne". Besondere Schwerpunkt hatte er im Bereich der Gehirn-Rückenmarksforschung, der Lehre vom vasomotorischen Nervensystem und der Einführung neuer Methoden in der mikroskopischen Technik. Über seinen Lebenslauf informieren die nachstehenden zeitgenössischen Berichte.  
Zwei Söhne Benedikt Stilling waren gleichfalls hervorragende Mediziner: der Ophtalmologe Jakob Stilling (geb. 1842 in Kassel, gest. 1915 in Strassburg) sowie der Pathologe Heinrich Stilling (geb. 1853 in Kassel, gest. 1911 in Lausanne). 
Über alle drei informiert das "Biographische Lexikon zur Portraitsammlung des Anatomen Robert Wiedersheim": Website. Von hier auch das Portrait von Benedikt Stilling. 
Vgl. auch den Wikipedia-Artikel "Benedikt Stilling".    
   
Kirchhain Israelit 20111878.jpg (217534 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1878: "Kassel, 6. Oktober (1878). Die Hallberg’sche illustrierte Zeitschrift ‚Über Land und Meer’ bringt in ihrer neuesten Nummer einen Artikel über die im September hier stattgefundene Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte nebst einem wohlgetroffenen Bildnis und einer biographischen Skizze des derzeitigen 1. Geschäftsführers, Geheimen Sanitätsrats Dr. B. Stilling. Wir entnehmen dem Artikel die folgende Stelle, welche unsere Leser interessieren dürfte: ‚Dr. Benedikt Stilling wurde am 22. Februar 1810 in Kirchhain bei Marburg, einem kleinen Landstädtchen des damaligen Kurfürstentums Hessen, geboren, besuchte vom Jahre 1824-28 das Gymnasium zu Marburg und studierte daselbst als einer der hervorragendsten Schüler, welche überhaupt auf jener Universität ihren Bildungsgang eröffneten, in den Jahren 1828-1832 Medizin und Chirurgie. Seine Richtung war schon auf der Universität eine streng wissenschaftliche und würde er die Universitätslaufbahn beibehalten haben, wenn nicht die Engherzigkeit der damaligen Anschauungen und Verhältnisse ihm einen solchen Lebensweg unmöglich gemacht hätten, da er Jude war. Er ließ sich später als praktischer Arzt und Chirurg zu Kassel nieder, wurde daselbst alsbald zum Landgerichtswundarzt ernannt und erwarb sich in dieser Tätigkeit bald einen Ruf, welcher die Grenzen seiner engeren Vaterlandes, Deutschlands und Europas überflügelte, denn neben seiner ausgiebigen Berufstätigkeit als Arzt arbeitete er in seinen Mußestunden an den höchsten Problemen der anatomischen Wissenschaft, nämlich der Erkenntnis des menschlichen Gehirns und des Rückenmarks. Fast alles, was wir heutzutage über diese wichtigen Organe Positives wissen, stammt von Stilling her und wurden auch seine bezüglichen Leistungen von den verschiedenste Akademien Europas durch Ernennung zum Ehrenmitgliede und Verleihung der höchsten wissenschaftlichen Preise bestätigt, während die deutsche Kathedergelahrtheit und das verbissene Professorentum der Universitäten dem jungen Gelehrten die Anerkennung versagten, ja sogar geflissentlich seine bedeutenden Leistungen totgeschwiegen. Seine immer neue und immer erfolgreichere Tätigkeit aber, die rasch aufeinander folgenden epochemachenden Entdeckungen, welche er auf genanntem Gebiete in den Jahren 1834 bis in die neueste Zeit machte, zwangen seinen Neidern die schließliche Anerkennung ab, welche in der Wahl zum ersten Präsidenten der hochansehnlichen Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte gipfelte. Aber nicht nur in der theoretischen Medizin, auch in der praktischen Heilkunde leistete Stilling Unschätzbares. So stammen von ihm die ersten Verbesserungen zu der wichtigen Operation der Eierstocksgeschwülste her. Durch die Veröffentlichung seiner Methode, welche später englische Gelehrte nacherfanden, wurde Tausenden von Frauen das Leben gerettet.
Kirchhain Israelit 20111878b.jpg (127819 Byte)Weiter stammt von ihm die Erfindung der Umschlingung der Arterien ohne Anwendung von Fäden bei arteriellen Blutungen, die Operation der Blasenstein- Zertrümmert, die operativen Heilungen der Strikturen, und vieles Andere. Der berühmte Chirurg Nélation äußerte sich einst über eine der Stilling’schen Operationsmetholden: ‚C’est le plus grand pas qu’a jamains été fait dans l’ovariotomie. Die französische Akademie verlieh den Erfinder der betreffenden Operationsmethode im Jahre 1870 den ‚Grand prix Barbies’, nachdem ihm früher mehrere Male für seine anatomischen Arbeiten der ‚prix Montyon’ zuerkannt worden war. Trotz mannigfacher Anerbietungen im Laufe seines Lebens konnte sich Stilling nicht entschließen, angesehene Staatsstellen und Professuren unter der Bedingung anzunehmen, dass er zum Christentum übertreten solle. Seinem ernsten Charakter widerstrebte es, durch das Beispiel des Religionswechsels einer veralteten kulturfeindlichen Engherzigkeit Vorschub zu leisten.   Trotzdem er demnach einer hervorragenden äußeren Stellung entbehrte, wusste er doch einzig und allein durch seine Leistungen der deutschen Gelehrtenwelt die Hochachtung abzuringen, die ihm nun allenthalben gezollt wird und welche er auch durch die ganz vortreffliche, einzig in ihrer Art dastehende Geschäftsführung der 51. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in neuem und erhöhtem Maße sich erworben hat. Vornehmlich durch sein tätiges und umsichtiges Eingreifen entwickelte sich während der Dauer der Versammlung ein jedem Teilnehmer unvergessliches Bild wissenschaftlicher Tätigkeit und herzlichen Entgegenkommens, ein nachahmenswertes Beispiel für alle künftigen gleichartigen Versammlungen."

    
Zum Tod von Sanitätsrat Dr. Benedikt Stilling (1879)  

Kirchhain Israelit 05021879.jpg (76040 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1879: "Kassel, 29. Januar (1879). Unsere Stadt hat ihren derzeitig berühmtesten Mitbürger verloren. Geheimer Sanitätsrat Dr. Benedikt Stilling, welcher noch in der letzten Naturforscherversammlung so geistig frisch präsidierte, nachdem er bereits Monate lang krank daniedergelegen. Aus der kleinen Landstadt Kirchhain gebürtig, war er in Mitte der dreißiger Jahre als praktischer Arzt in Kassel zugelassen worden. Da es ihm als Juden damals nicht leicht gemacht wurde, so hatte er es nur seiner überlegenen Ausbildung zu danken, dass er bald einer der gesuchtesten Ärzte wurde. Sein von Jahr zu Jahr zunehmender wissenschaftlicher Ruhm verbreitete sich aber früher im Auslande als bei uns. Im Allgemeinen wurde man hier mit seiner Größe erst gelegentlich der Naturforscherversammlung bekannt. Jetzt freilich fühlte jedermann, dass es schwer sein wird, die Lücke, die sein Tod hinterlassen, wieder auszufüllen."

   
Der Geheime Sanitätsrat Dr. Stilling und seine klare Haltung zum Judentum (1879)        

Artikel in "Der Israelit" vom 12. Februar 1879: "Aus Kurhessen, 8. Februar. Die jüngste Nummer ihres geschätzten Blattes brachte eine Korrespondenz aus Kassel über den verstorbenen geheimen Sanitätsrat Doktor Stilling, wonach derselbe in den 1830er-Jahren zur ärztlichen Praxis zugelassen worden sei. Es ist dies indes nicht ganz richtig; es war für die Herren an der Kasseler Regierung vielmehr keine Wahl, ihn an der Ausübung der ärztlichen Praxis zu hindern, so gern dies geschehen wäre.
Über den Verstorbenen ist in der letzten Zeit so viel geschrieben worden, dass es unnütz wäre, auch in ihrem Blatte noch über seinen Ruhm etwas zu bringen, aber in den Rahmen desselben dürften doch die nachstehenden Zeilen passen, namentlich was der Verewigte vom lieben Rischus (Judenhass, Antisemitismus) zu ertragen hatte, und wie er es mit wahrem Kiddusch Haschem (Heiligung des Gottesnamens, gemeint Bekenntnis zu seinem Glauben) ertragen hat.
Nachdem in Kurhessen die Emanzipation der Israeliten schon verfassungsmäßig garantiert war, machte Stilling ein sehr glänzendes Examen und konnte man nicht umhin, ihm eine Staatsstelle zu geben, was auch geschah, in dem er als Landgerichtswundarzt für das linke Fuldaufer in Kassel angestellt wurde. Bald hatte er dortselbst infolge seiner Geschicklichkeit die stärkste ärztliche Praxis, wodurch er seinen christlichen Kollegen, mit wenigen Ausnahmen sehr im Wege war, was auch wohl die Veranlassung wurde, dass er plötzlich, ohne seinen Willen und Wissen, als Physikus nach Eiterfeld einem kleinen Städtchen in der Provinz Fulda versetzt wurde.
Da ihm indess von dem Vater des letzten Kurfürsten schon früher die Ausübung der ärztlichen Praxis durch ganz Kurhessen gestattet worden war, wovon die Herren am Kasseler Obermedizinalkollegium wohl keine Kenntnis hatten, schlug er die neue Stelle aus, und praktizierte in Kassel fort, indem er auf seinen Staatsgehalt verzichtete.
In der ersten Zeit seiner Anstellung wollte Stilling eine wissenschaftliche Reise nach Paris machen, um Einrichtungen der dortigen Spitäler etc. kennen zu lernen und bat bei seinem Gesuche um Urlaub die Regierung um einen Staatszuschuss zu seinen Reisekosten; das Rischus (Judenhass, Antisemitismus) war aber so groß, dass ihm, als er auf den Zuschuss aus Staatsmitteln verzichtete, und die Reise auf eigene Kosten unternehmen wollte, Schwierigkeiten bereitet wurden, indem man ihm längere Zeit den Urlaub verweigerte.
Als sein Ruhm im Ausland schon begründet war, und als er auf alle mögliche Weise durch Diplome als Ehrenmitglied von Akademien, Orden, unter anderem vom Kaiser von Österreich, vom König Louis Philipp von Frankreich, vom König von Belgien etc. ausgezeichnet worden, offerierte ihm der bekannte Minister Hassenpflug, welcher auch in den 1830er-Jahren ein Ministerportfeuille in Kurhessen inne hatte, eine Professur an der Landesuniversität Marburg oder Sitz im Obermedizinalkollegium zu Kassel, natürlich unter der schönen Bedingung, dass er Christ werden solle, was er mit Entrüstung zurückwies, indem er sagte, dass sein größter Stolz der sei, Jude zu sein.
Bei mehreren Vakanzen im Obermedizinalkollegium wurde Stilling dem Kurfürsten vorgeschlagen, aber weil Jude nicht angenommen. Trotz allem diesen sah Stilling im Kurfürsten doch stets den Landesherrn und verehrte ihm sei eines seiner besten Werke, welches er demselben mit einem prachtvollen und kunstreichen Einband versehen, überreichte.
Als in den letzten Regierungsjahren des Kurfürsten ein demselben sehr nahestehendes Familienmitglied erkrankte und die behandelnden Ärzte keine Heilung verschaffen konnten, Stilling mit der Behandlung betraut wurde, und diesem nach verhältnismäßig kurzer Zeit die Heilung gelang, bei ihm angefragt wurde, was ihm am genehmsten sei, ob ihm Seine Königliche Hoheit einen Orden gebe oder ihn als Obermedizinalrat ernenne, war er stolz genug, Orden sowohl wie Titel auszuschlagen und nichts anzunehmen.
Wo es galt, für das Judentum einzutreten, schreckte Geheimer Rat Stilling vor nichts zurück und wusste dafür einzutreten; so hatte er sich nach dem 1870er-Kriege bei Gelegenheit eines ausgeübten Judenhasses direkt an Seine Majestät den deutschen Kaiser Wilhelm gewandt, der auch in seiner bekannten Gerechtigkeitsliebe die höchste Entscheidung nach Stilling's Wunsche traf."       

  
Anzeige der Samson Selig und Julie Goldschmidt'schen Stipendienstiftung in Kassel (1880)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Januar 1880:          

  
Zum Tod von Rechtsanwalt und Notar Justizrat Jakob Hirsch (1895)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. August 1895:        

  
Goldene Hochzeit von Manus Katzenstein und Frau (1898)        

Kassel Israelit 29091898k.jpg (49440 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1898:      

    
Jubiläum von Salomon Hoffa im israelitischen Krankenverein (1903)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Dezember 1903: "Kassel, 21. Dezember. Der hiesige israelitische Krankenpflegeverein, der bereits über 130 Jahre besteht, hatte zu einem Festmahl am Samstagabend seine Mitglieder in das Hotel Meier eingeladen, die der Aufforderung zahlreich entsprachen. Galt ist doch, dass 50-jährige Jubiläum eines der verdientesten Mitglieder, des Herrn Salomon Hoffa, zu begehen, der zugleich über 20 Jahre Vorsitzender des Vereins ist. Das Mahl nahm einen sehr angeregten Verlauf, und in den mannigfachen Trinksprüchen wurden die Verdienste werktätiger Menschenliebe, die der Jubilar in den fünf Jahrzehnten in hingebendster Weise geübt, gebührend gepriesen.
Eine andere Feier fand tags zuvor in der Wohnung des Herrn Hoffa statt. Eine prächtig ausgestattete Adresse, welche die Wirksamkeit des Jubilars in beredten Worten anerkennt, wurde vom Vorstand des oben gedachten Vereins überreicht. Möge es dem wackeren schlichten Mann noch lange beschieden sein, in dem ihm liebgewordenen Kreise zum Wohle seiner Glaubensgenossen und zu seiner eigenen Befriedigung zu wirken."      


Kolonnenführer Rudolf Nußbaum wird ausgezeichnet (1905)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17- Februar 1905: "Herr Rudolf Nußbaum, Kolonnenführer der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz in Kassel, ist vom Kaiser mit der Roten Kreuzmedaille II ausgezeichnet worden. "         

   
Zum Tod des Industriellen und früheren Stadtrates Martin Wallach (1905)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1905: "In Kassel ist der frühere Stadtrat Martin Wallach im 78. Lebensjahr gestorben. Als Begründer der dort so blühenden Exportindustrie von Gummi-, Guttaperchawaren, chirurgischen, chemischen und physikalischen Instrumenten, hat er für seine Vaterstadt bedeutende Verdienste sich erworben."         

  
Zum Tod von Auguste Alsberg (1907)          

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. März 1907: "Kassel. Frau Auguste Alsberg, hochgeschätzt durch ihre gemeinnützige Tätigkeit, die mit der Verleihung der Roten Kreuz-Medaille ihre Anerkennung fand, ist gestorben."              

 
Rechtsanwalt Dr. Arnthal wurde zum Notar ernannt (1907)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Mai 1907: "Kassel. Rechtsanwalt Dr. Arnthal wurde zum Notar ernannt. "            

  
Zum Tod des Wohltäters Ludwig Mond (1909)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember 1909: "Kassel. Dieser Tage verschied in London im 72. Lebensjahr Ludwig Mond, Ehrendoktor der Universität Heidelberg und Generaldirektor der Firma Brunner, Mond und Co., des größten Alkaliwerkes der Welt. Mond schenkte 1890 der Stadt Kassel 100.000 Mark zur Errichtung einer 'Henriette Mond-Stiftung' für Erholungs- und Kurbedürftige ohne Unterschied des Glaubens. Die hiesige königliche Bildergalerie erhielt seinerzeit einen echten Lukas Cranach von ihm zum Geschenk. Auch die jüdische Gemeinde wurde von ihm großzügig bedacht, indem er ihr 100.000 Mark zur Errichtung einer Stiftung für arme hilfsbedürftige Juden gab."       

    
Stiftung für die jüdische Universitätsbibliothek in Jerusalem durch Simon Strauß (1920)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Februar 1920: "Kassel, 20. Februar. Eine Stiftung für die jüdische Universitätsbibliothek in Jerusalem hat Herr Simon Strauß errichtet. Die Stiftung, welche mit 10.000 Mark begründet wurde, soll eine Spezial-, Friedensbibliothek werden. Diese Sammlung wird außer den eigentlichen Friedensbestrebungen die humane Ethik und Rechtsphilosophie sowie Völkerrecht umfassen. Es ist zu wünschen, dass Herr Strauß recht viele Nachahmer findet, die den Idealen und Interessen, die ihnen vorschweben, in dieser Weise auch in Jerusalem eine Stätte bereiten. Manche Gelehrte und Künstler, Kaufmann oder industrieller wird gern bereit sein, in ähnlicher Weise Sondersammlungen auf seinem Gebiet zu stiften, um so zu zeigen, dass das gegebene Beispiel auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Herr Strauß hat sich bereit erklärt, seine Stiftung nach Bedarf zu erhöhen."           

   
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Moritz Heß (1920)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. August 1920: "In Kassel ist im 75. Lebensjahr Herr Moritz Heß verschieden. Der Verstorbene hat dem Vorstand der Synagogengemeinde mehrere Jahrzehnte, davon lange Jahre als Vorsitzender, angehört. Nach seiner Amtsniederlegung wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde von Mitgliedern der Gemeinde eine Moritz Heß-Stiftung ins Leben gerufen, die der Heilung von Kriegsschäden dienen soll. Es entsprach dem bescheidenen Charakter des Verstorbenen, dass er sich jede Grabrede verbeten hatte, sodass Landrabbiner Dr. Walter nur ein Gebet verrichtete. Mitglieder des Gemeindevorstandes und Vorsteheramtes trugen den Sarg zur Gruft."                     


 Zum Tod von Moses Rosenbaum (1922)       

Kassel Israelit 16021922.jpg (49573 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1922: "Kassel, 9. Februar. Im noch nicht vollendeten 60. Lebensjahre verschied heute infolge eines Herzschlages Moses Rosenbaum. Mit ihm ist ein Mann dahingegangen, dessen ganzes Leben Gott geweiht war; solche Gottesfürchtigen werden immer seltener. Kaum fehlte er bei einem Gottesdienst, stets unterstützt er alle jüdischen Institutionen mit vollen Händen, immer geben im Verborgenen beachtend. Das Andenken dieses wahrhaften Jehudi und guten Menschen wird stets in seiner Heimat und darüber hinaus fortleben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

       
50-jährige Tätigkeit von Alexander Fiorino als Kurator am Waisenhaus (1925)        

Kassel Israelit 05031925.jpg (47137 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1925: "Kassel, 26. Januar. Am 27. Januar dieses Jahres blickt Herr Alexander Fiorino auf eine 50-jährige segensreiche Wirksamkeit als Kurator am hiesigen Waisenhaus zurück. 15 Jahre war er Schriftführer und seit dem Tode des Landrabbiners Dr. Prager das Andenken an den Gerechten ist zum Segen im Jahre 1906 ist er Vorsitzender des Kuratoriums. Er ist sehr besorgt um das körperliche Gedeihen und die geistige Ausbildung der Zöglinge, seine Sorge hört aber mit ihrem Austritt aus der Anstalt nicht auf."       

   
80. Geburtstag von Hanchen Adler geb. Wertheim (1925)      

Kassel Israelit 05031925add.jpg (14193 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1925: "Kassel, 27. Januar. Am 24. Januar beging Frau Hanchen Adler geb. Wertheim in seltener Rüstigkeit ihren 80. Geburtstag."       

   
70. Geburtstag von Lehrer und Schriftsteller Isaac Herzberg (1927)    
Vgl. auch Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Isaak_Herzberg; Isaak Herzberg starb am 6. November 1936 in Kassel.         

Kassel Israelit 02061927le.jpg (209387 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1927: "Kassel, 6. Mai. Der bekannte Lehrer und Schriftsteller Isaak Herzberg, früher in Bromberg, jetzt in Kassel, vollendet am 18. Juni sein 70. Lebensjahr. Isaak Herzberg wurde am 18. Juni 1857 in Aurich (Ostfriesland) geboren, besuchte hier die jüdische Volksschule und bezog dann 1872 die jüdische Lehrerbildungsanstalt zu Hannover, die er nach bestandener Lehrerprüfung Ostern 1875 wieder verließ. Der junge, kaum 18 Jahre alte Lehrer kam zuerst nach Lingen (Ems), wo er eine Volks- und Religionsschule neu zu begründen hatte. Sodann kam er nach Meppen und Diepholz, woselbst er überall das Amt eines israelitischen Volksschullehrers, Vorbeters und Predigers versah. Während seines Aufenthaltes in Meppen trat Herzberg zuerst in die größere Öffentlichkeit als Mitarbeiter und später als Redakteur des damals in Bonn erschienenen Blattes 'Der israelitische Bote'. Im Jahre 1886 wurde Herzberg nach Hohensalza (Inowrazlaw) berufen. Die mit einem solchen Stellenwechsel vom Westen Deutschlands nach dem Osten verbundenen Schwierigkeiten hat Herzberg bald überwunden. Seine hervorragende schriftstellerische Begabung führte dazu, dass er ihn Hohensalza die Schriftleitung des dortigen Tageblattes übernahm. Außerdem wurde er Mitarbeiter sämtlicher Poesner und Bromberger, sowie verschiedener andere auswärtiger politischer Zeitschriften. Am 1. Juni 1890 übersiedelte Herzberg dann als erster Religionslehrer an die Bromberger Gemeinde Religionsschule. In Bromberg wusste Herzberg sich allmählich eine hervorragende Stellung im Gemeindeleben zu erringen. Er begründete einen jüdischen Männergesangverein, wurde in den Vorstand fast sämtlicher Vereine gewählt, und führte mehrere Jahre den Vorsitz im Jugendverein, der sich mit Beginn der polnischen Herrschaft auflöste.
Die Hauptbedeutung Herzbergs aber liegt auf schriftstellerischem Gebiete, auf dem er eine ganz außergewöhnliche, fruchtbare Tätigkeit entfaltet hat. Wir nennen von seinen pädagogischen Schriften: 1. Ez Chajim. Hebräische Lesefibel 2. Vokabularium zum Gebetbuch, Übungsbuch für den ersten Unterricht im Übersetzen, 4. Saron. Neue israelitische Jugendbücherei, 6 bände. Von seinen Geschichtswerken, die er in Gemeinschaft mit Rabbiner Dr. Heppner, früher in Koschmin, jetzt in Breslau, herausgibt, sind zu nennen: 1. Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, bisher 23 Hefte, 2. Geschichte der Juden in Bromberg, 3. Geschichte der Juden in Posen, 4. Geschichte der Juden in Hohensalza. An belletristischen Schriften sind von Herzberg nicht weniger als 22 erschienen. Wir nennen davon: 'Auf falschen Faden', 'Hillel, der Babylonier', 'Moses Mendelssohn', 'Die Schuld der Väter', 'Zwei jüdische Eintagskönige im alten Polen', 'Die Tscherkessenbraut', 'Vergeltung', Ringende Gewalten' und verschiedene andere. Unendlich groß ist die Zahl seiner Abhandlungen verschiedenen Inhalts, die in den jüdischen Zeitschriften erschienen.
Seit dem Jahre 1921, wo Herzberg infolge des Herrschaftswechsel seine Stellung aufgeben musste, lebt er in Kassel im wohlverdienten Ruhestand, sich einer vollen körperlichen und geistigen Rüstigkeit erfreuen. Alles Gute bis 120."          
  
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Juni 1927:
Hinweis: der Text ist derselbe wie oben im "Israelit".    

   
Zum Tod von Frau H. Heinemann (1925)     

Kassel Israelit 03091925h.jpg (31614 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1925: "Kassel, 24. August. Im 95. Lebensjahre verstarb hier Frau H. Heinemann, eine der ältesten Einwohnerinnen Kassels, die sich bis kurz vor ihrem Lebensende körperlicher Rüstigkeit und geistiger Regsamkeit erfreute. Sie erfreute sich der nicht allzu häufig vorkommenden Würde einer Ururgroßmutter."        

  
50. Geburtstag von Rechtsanwalt Dr. Josef Katzenstein (1926)      

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 12. Februar 1926: "Kassel (50. Geburtstag von Rechtsanwalt Katzenstein). Rechtsanwalt Dr. Josef Katzenstein, der langjährige Vorsitzende des Gemeinde-Ältesten-Kollegiums, beging unter mancherlei Ehrungen und Aufmerksamkeiten seinen 50. Geburtstag. Im preußischen Landesverband jüdische Gemeinden gehört Dr. Katzenstein als Vertreter für Hessen an.
Wir wünschen dem verdienten jüdischen Führer für sein weiteres Leben alles Gute."      

     
Berta Rosenbaum ist neue Gemeindeschwester - Umfrage in der Gemeinde zum gemischten Chor im Synagogengottesdienst (1926)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 15. Januar 1926: "Kassel. (Chor und Orgel). Die hiesige Gemeinde hat seit dem 1. Januar wieder eine Gemeindeschwester eingestellt und zwar ist Fräulein Berta Rosenbaum aus Breslau in dieser Eigenschaft tätig. - Der israelitische Gemeindeverein hat an die Besuche der Synagoge in der unteren Königstraße eine Rundfrage gerichtet, um die Stimmung für oder gegen den gemischten Chor, dessen Einrichtung von vielen Seiten gewünscht wurde, zu erforschen. Dass der gemischte Chor zur würdigeren Ausgestaltung des Gottesdienstes mit Orgel beitragen kann, dürfte unzweifelhaft erscheinen."       

 
85. Geburtstag von Alexander Fiorino (1927)     

Kassel Israelit 23061927.jpg (32775 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1927: "Kassel, 12. Juni. Seinen 85. Geburtstag beging in seltener Frische Herr Alexander Fiorino. Er gehört seit langem dem Vorstand der 'Humanität' und dem Kuratorium des Israelitischen Waisenhauses an und erfreut sich in jüdischen wie christlichen Kreisen höchsten Ansehens als Kenner von Kunstwerken wie als Publizist und Dolmetscher."       


Zum Tod von Fabrikant Moritz Lieberg (1927)       

Kassel Israelit 30061927f.jpg (23720 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1927: "Kassel, 26. Juni. Im Alter von 76 Jahren verschied hier der Fabrikant Moritz Lieberg, der sich großer Beliebtheit in allen Kreisen erfreute. 17 Jahre war er Gemeindeältester und 6 Jahre Kreisvorsteher. Außerdem war er Präsident der Sinailoge."      

 
Max Sichel und Max Weißner wurden in das Kuratorium des Israelitischen Waisenhauses gewählt (1927)       

Kassel Israelit 15121927.jpg (19855 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927: "Kassel, 11. Dezember. Als neue Mitglieder in das Kuratorium des Israelitischen Waisenhauses wurden gewählt die Herren Max Sichel und Max Weißner."     

   
80. Geburtstag von Ottilie Wolf (1927)      

Kassel Israelit 15121927ww.jpg (11147 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927: "Kassel, 12. Dezember. Ihren 80. Geburtstag beging in seltener Rüstigkeit Frau Ottilie Wolf dahier."   

   
95. Geburtstag des Bäckers und Konditors Isaak Oppenheim (1927)     

Kassel Israelit 16061927.jpg (20205 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1927: "Kassel, 29. Mai. In körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische beging am Donnerstag der frühere Bäcker und Konditor Isaak Oppenheim seinen 95. Geburtstag.  Er ist der älteste jüdische Einwohner und zweitälteste der Stadt."     

 
70. Geburtstag von B. Grünebaum (1927)   
Anmerkung: die Hebräische Buchhandlung B. Grünebaum war in Kassel in der Bahnhofstraße 7.   

Kassel Israelit 22121927.jpg (140157 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927: "Kassel, 19. Dezember. Am Schabbat Chanukka kann Herr B. Grünebaum seinen 70. Geburtstag begehen. Fast 50 Jahre weilt er in unserer Gemeinde, geschätzt und geehrt von so vielen Menschen, die mit ihm privat und geschäftlich zu tun haben. Sein Leben ist köstlich gewesen, denn sein Inhalt war Mühe und Arbeit in dem von ihm erwählten, hohen religiösen Sinn erfordernden Beruf als Sofer*, den er mit gewissenhafter Befolgung aller religiösen Vorschriften ausübte. Als Fachmann und jüdischer Mensch blieb er sich treu, kam er doch als ganz junger Mensch in das Haus von Samson Rafael Hirsch* - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Frankfurt am Main, für den er lange Jahre die Ketuwot (Schriften) schrieb und konnte sehen, wie Hirsch an seinem Pentateuchkommentar arbeitet. Der Geist Samson Rafael Hirschs beseelte Grünebaum sein Leben lang.
Im Herbst 1878 war es, als er hier die hebräische Buchhandlung gründete und er ist damit ein Kulturfaktor geworden, denn seine Firma erfreut sich im In- und Auslande hohen Ansehens. Seine Kunsterzeugnisse werden auf allen jüdischen Ausstellungen gezeigt. Es gibt kaum ein jüdische Buchhandlung, sei es im In- oder Auslande, die nicht die Kunsterzeugnisse des Jubilars vertreibt in Porzellan, Metall und so weiter. Wo es gilt, Wohltätigkeit zu üben, ist unser Jubilar stets gern dabei. Seit der Eröffnung der Synagoge Rosenstraße amtierte er dort sehr oft als ehrenamtlicher Vorbeter und wie er die Gemeinde ... und zur Andacht stimmt, wird ihm nie vergessen sein. So dient er immer der Allgemeinheit. Möge dem schlichten, wahrhaften Menschen ein recht gesunder Lebensabend beschieden sein. Alles Gute bis 120."     
*Anmerkungen: - Sofer, siehe  https://de.wikipedia.org/wiki/Sofer  
Zu Samson Raphael Hirsch siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch      
Beispiel für die Lieferungen der Hebräischen Buchhandlung B. Grünebaum von 1903: 
Hoof Israelit 22011903.jpg (70592 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1903: "Hoof (Bezirk Kassel), 17. Januar (1903). Unsere Synagoge erhielt zu Schabbos Chanukoh (Schabbat am Chanukkafest = 27. Dezember 1902) ein prachtvoll ausgestattetes Parochet sowie Decken für Schulchan und Omed (die Vorlesetisch und -pult). Während dieses vom Wohltätigkeitsverein Chewra Gemilut Chasodim gespendet wurde, schenkte unser verehrtes Gemeindemitglied, Herr H. Goldschmidt, zwei äußerst elegante Thora-Mäntelchen, welche nebst ersterem aus dem Atelier des Herrn B. Grünebaum, hebräische Buchhandlung, Kassel, hervorgingen und durch feinste, eleganteste, sowie sorgfältigste Ausführung unsere vollste Zufriedenheit fanden. Moses Goldschmidt."

   
Werbung für das Hotel Emanuel in Kassel (1927)     
Anmerkung: Das Hotel Emanuel lag an der Bahnhofstraße 1 (Adressbuch 1923: "Hotel und Restaurant Emanuel"); es war für seine gute koschere Küche berühmt und bis 1933 ein Feier-Mittelpunkt jüdischen Lebens in Kassel. 1933 trafen die antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten auch Samuel de Jong, der daraufhin noch 1933 in die Niederlande zurückging.   

Kassel Israelit 22121927e.jpg (46940 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927: "Das Hotel Emanuel in Kassel, Besitzer S. de Jong, bietet durch völlige Renovierung nunmehr allen Ansprüchen des verwöhntesten reisenden Publikums Befriedigung, so dass es zu den führenden jüdischen Hotels gehört und auf einen regen Besuch in der kommenden Reisezeit hofft."       

    
Oberregierungsrat Dr. Hohenstein (jüdisch) wird Polizeipräsident (1928)    
Anmerkung: Dr. Adolf Hohenstein ist am 7. März 1881 als Sohn einer jüdischen Familie in Boppard am Rhein geboren. Er begann seine Karriere bei der Polizei 1922 als Justitiar im Polizeipräsidium in Berlin. Ab 1926 arbeitete er als Oberregierungsrat im Polizeipräsidium Elberfeld (Rheinland). 1928 wechselte er als Polizeipräsident nach Kassel. Hohenstein war von 1920 bis 1922 Mitglied der SPD. Von den Nationalsozialisten wurde er als Inkarnation des verhassten "Systems von Weimar" als "Juden Hohenstein" bekämpft. 1933 emigrierte Hohenstein in die Tschechoslowakei und 1935 nach Südafrika, wo er nach als Rechtsanwalt in Tabora tätig war und  1937 gestorben ist. 
Vgl. Seite des Bundesarchivs Berlin zu Adolf Hohenstein.    

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 24. Februar 1928:"Kassel. (Der neue Polizeipräsident). Zum Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Polizeipräsidenten Freiherrn von Korff ist Oberregierungsrat Dr. Hohenstein, der Vertreter des Polizeipräsidenten in Elberfeld, ernannt worden. Dr. Hohenstein entstammt einer rheinischen jüdischen Familie und war früher auch im Berliner Polizeipräsidium tätig."     

   
84. Geburtstag von Bertha Sternfeld - 70. Geburtstag von Georg Mendershausen (1928)      
Anmerkung: der Kaufmann Georg Mendershausen (geb. 1858 in Nienburg, Salzlandkreis als Sohn von Moritz Mendershausen und der Emilie geb. Löwenthal) wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er 1942 umgekommen ist. 2015 wurde für ihn und seine gleichfalls im Ghetto Theresienstadt 1942 umgekommene Frau Therese geb. Abrahahm in der Kölnischen Straße 88 in Kassel je ein "Stolperstein" verlegt, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kassel.
Genealogische Informationen siehe  https://www.geni.com/people/Georg-Mendershausen/6000000018321295322  

Kassel Israelit 05071928.jpg (20676 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1928: "Kassel, 25. Juni. Ihren 84. Geburtstag beging in größter Rüstigkeit Frau Witwe Berta Sternfeld.
Kassel 25. Juni. Seinen 70. Geburtstag beging in bester Frische Georg Mendershausen, Inhaber des bekannten Schuhgeschäfte."           

   
Zum Tod von Betty Grünthal geb. Regensberg (1928)       
Anmerkung: Genealogische Informationen für Betty Grünthal geb. Regensberg siehe  https://www.geni.com/people/Betty-Grünthal/6000000077665859079. Betty Grünthal ist am 22. April 1853 in Hofgeismar geboren als Tochter von Moses Regensberg (gest. 1859) und Amalia (Malchen) geb. Zuckerberg. Sie war verheiratet mit Salomon Grünthal (1851-1929).     

Kassel Israelit 09081928.jpg (213193 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1928: "Kassel, 18. Juli. Im gesegneten Alter von über 75 Jahren hauchte am 5. Tamus (= 23. Juni 1928) Frau Betty Grünthal geb. Regensberg ihre reine Seele aus.
Mit ihr ist eine Frau dahingegangen, die den echten Typ des jüdischen Weibes im edelsten Sinne des Wortes verkörperte. Gleich unserer Erzmutter Sarah, von der unsere Weisen aus den Worten 'Das Leben Saras währte hundertsiebenundzwanzig Jahre!' (1. Mose 23,19) sinnvoll leeren, dass sie im höchsten Alter sich dieselben Tugenden bewahrt hatte wie in ihren mittleren und Kinderjahren, so hat auch sie ein Charakterbild von seltener Größe hinterlassen: nach außen harmonisch abgeschlossen und innerlich ausgeglichen; von frühester Kindheit bis ins späte Alter war sie sich immer, durch alle Prüfungen des Lebens hindurch die gleiche geblieben, - so steht ihr Bild, das Bild einer Persönlichkeit heute vor Allen, die sie kannten und die es kaum fassen können, wie so viel Schönheit nicht mehr sein soll...
Das Schicksal hatte sie schon früh mit dem Kampf ums Dasein vertraut gemacht, denn bereits mit sechs Jahren wurde sie durch den Verlust ihres Vaters zum Broterwerb angehalten, um der zurückgebliebenen Mutter das Los tragen zu helfen. Wenn man sie Jugenderinnerungen ausplaudern hörte, erzählte sie zu gern mit dem ihr eigenen Stolz, wie sie als Schülerin Handarbeiten während der Unterrichtsstunden anfertigte, um sie während der freien Zeit verkaufen zu können. Zwar hat der Lehrer es oft bemerkt, aber er wusste, weshalb er die Unachtsamkeit seiner Schülerin ungestraft ließ.
Mit 23 Jahren heiratete sie den Schlossermeister S. Grünthal, dem sie eine treue Lebensgefährtin wurde. In ihrer Eigenschaft als Frau und Mutter hatte sie Gelegenheit, sich in ihrer ganzen Größe zu entfalten. Mit eisernem Fleiß und einer Selbstverleugnung ohnegleichen half sie ihre Manne die Last der Familie - der Ehe entsprossen fünf Kindern - zu tragen, indem sie eine eigene Schneiderei gründete, die sie schnell zu großem Ansehen brachte.
Jedes einzelne Wort der salomonische Hymne an das jüdische Weib (sc. Sprüche 31,10-31) ließ sich auf diese Frau anwenden. Aus fremdem Munde konnte man es oft hören, wie sie des Nachts aufstand, mit der rechten Hand arbeitete sie an der Spindel und in der linken trug sie ein Kind, das sie am Busen nährte. Das waren für sie Selbstverständlichkeiten und wenn sie ab und zu davon sprach, dann geschah das, um die Kinder und Enkel anzuspornen, im gleichen Sinne zu leben, keinen Augenblick unnütz verstreichen zu lassen, getreu den Worten des Psalmisten: unsere Tage lehr uns zählen.
Als vor mehr als 20 Jahren kindliche Dankbarkeit sie zur Aufgabe ihres Geschäftes veranlasste, war für sie der Arbeit lange nicht genug getan. Sie erfüllte bis zu allerletzt hingebungsvoll ihren jüdischen Beruf, Priesterin des Hauses zu sein und ihr Heim zu einem Heiligtum zu gestalten, in dem sich jeder behaglich fühlen musste, weil man sofort den Eindruck hatte, dass hier eine liebevolle, umsichtige Hand gewaltet hatte.
Die Hinterbliebenen wird das Bewusstsein trösten, dass mit ihr nur das zu Grabe getragen wurde, was sterblich an dir war. Das, was sie an Unsterblichem geschaffen hatte, ist viel zu groß, als dass es nicht noch auf Generationen, beispielgebietend und ehrfurchtheischend zugleich, fortwirken müsste. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. "         

 
85. Geburtstag von Meier Goldschmidt (1928)     

Kassel Israelit 20091928.jpg (12673 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1928: "Kassel, 6. September. Am 12. September begeht Herr Meyer Goldschmidt im hiesigen Altersheim in bester Rüstigkeit seinen 85. Geburtstag."     

 
88. Geburtstag von Minna Rosenbaum (1928)        

Kassel Israelit 27091928.jpg (20143 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Kassel, 19. September. In körperlicher und geistiger Frische Beginn am zweiten Tag Rosch ha-Schana Frau Witwe Minna Rosenbaum dahier ihren 80. Geburtstag. Sie erfüllte alle religiösen Vorschriften noch heute."        

  
50-jähriges Bestehen der Korsettfabrik W. und G. Neumann (1928)      

Kassel Israelit 25101928.jpg (24593 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1928: "Kassel, 12. Oktober. Die Korsettfabrik W. und G. Neumann feierte gestern ihr 50-jähriges Bestehen. Die Fabrik hat in Deutschland und im Ausland außer zwei Fabriken über 350 Filialen und Verkaufsstellen. "        

   
25-jähriges Bestehen der Firma Louis London - 70. Geburtstag von Rosa Rosenbach - Auszeichnungen des Roten Kreuzes für Bankier Paul Wertheim und Justizrat Dr. Rothschild - 50-jähriges Bestehen der Firma Gerson Weißner (1928)    

Kassel Israelit 25101928a.jpg (89147 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1928: "Kassel, 12. Oktober. Die Firma Louis London, Sport- und Herren Artikel, kann heute auf ein 25-jähriges Bestehen zurückblicken.
Kassel, 12. Oktober. Ihren 70. Geburtstag begeht am 16. Oktober Frau Rosa Rosenbach in bester Rüstigkeit und geistiger Frische.
Kassel, 12. Oktober. Bei den Festlichkeiten des Roten Kreuzes wurden auch zwei Mitglieder unserer Gemeinde ausgezeichnet. Im Namen des Oberpräsidenten überreichte Herr Vizepräsident Volkhardt Herrn Bankier Paul Wertheim das Ehrenzeichen für besondere langjährige Verdienste um das Rote Kreuz. Herr Generalleutnant Föst überreichte im Namen des Zweigvereins vom Roten Kreuz Herrn Justizrat Dr. Rothschild das Ehrenkreuz vom Roten Kreuz.
Kassel, 12. Oktober. Am 1. Oktober feierte die in ganz Deutschland bekannte Firma Gerson Weißner ihr 50-jähriges Bestehen."      

    
80. Geburtstag von Süßmann Kaufmann (1928)       

Kassel Israelit 08111928.jpg (54594 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1928:      

   
Die einzige streng rituelle jüdische Bäckerei hat geschlossen (1928)     

Kassel Israelit 08111928g.jpg (46591 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1928:      


70. Geburtstag von Hermann Oppenheim (1928)      

Kassel Israelit 22111928.jpg (88366 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928:    

  
Zum Tod von Leopold Weingarten (1928)      

Kassel Israelit 20121928.jpg (43043 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1928:     

 
80. Geburtstag von Dina Meyer (1928)       

Kassel Israelit 27121928.jpg (13354 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1928: "Kassel, 19. November. Ihren 80. Geburtstag beging gestern in größter Rüstigkeit und Geistesfrische Frau Dina Meyer dahier."      


81. Geburtstag von Josef Goldschmidt (1928)       

Kassel Israelit 27121928g.jpg (13259 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1928:    

   
Goldene Hochzeit von Josef Spangenthal und Emma geb. Heinemann (1929)       

Kassel Israelit 03011929.jpg (137385 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929: "Kassel, 24. Dezember. Die Mitglieder unserer hiesigen jüdischen Gemeinde haben das Glück, am kommenden Sonntag, den 30. dieses Monats ein seltenes Fest miterleben zu dürfen: die goldene Hochzeit der Eheleute Josef Spangental und Frau Emma geb. Heinemann, hier. Herr Spangenthal verdient in vollem Maße diese Anteilnahme, denn sein ganzes langes und segensreiches Leben war und ist dem Wohle der jüdischen Allgemeinheit gewidmet; einer großen Anzahl von Chewraus hat er als ehrenamtliches Vorstandsmitglied jahrelang seine Dienste in uneigennütziger Weise, aus reiner jüdischer Pflichterfüllung heraus zur Verfügung gestellt; seine ganze Kraft und sein gutes Herz hat er von jeher bereitwilligst der jüdischen Wohltätigkeit geliehen. An sich selbst hat er dabei stets die strengsten Ansprüche gestellt; so versäumte er zum Beispiel niemals den Gottesdienst morgens früh.
In seinem Wirken unterstützt ihn seine vortreffliche Gattin, die vorbildliche Mutter ihrer Kinder, und gleichzeitig die echte jüdische Hausfrau. In ihrem Wirkungskreis arbeitet sie in gleich schöner Weise wie ihr Mann zum Wohle nicht nur ihrer engeren Familie, sondern auch der jüdischen Allgemeinheit. Sie hat es auf diese Weise auch verstanden dem Haushalt ein echt jüdisches Gepräge zu verleihen und selten schönes, harmonisches Familienleben zu ermöglichen.
Weit über die Grenzen Kassels hinaus schlagen dem Jubelpaare die Herzen der Kinder und Kindeskinder, Verwandten und Freunden entgegen; alle haben nur den einen Wunsch, dass der liebe Gott den Eheleuten Spangenthal noch viele Jahre ungetrübten Glückes, in voller körperlicher und geistiger Frische schenken möge."     

   
70. Geburtstag von Clara Mosbacher geb. Gotthelft (1929)      

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 8. Februar 1929: "Kassel (70. Geburtstag). Frau Clara Mosbacher geb. Gotthelft, Witwe des 1927 verstorbenen Fabrikanten B. Mosbacher, beging dieser Tage in körperlicher und geistiger Gesundheit ihren 70. Geburtstag. Als Vorstandsmitglied des Schwesternbundes hat sie viele Jahre die gemeinnützigen Interessen des Vereins mit Eifer vertreten. Und auch das von der Organisation begründete Mädchenheim tatkräftig gefördert. Künstlerischen Bestrebungen brachte die Greisin stets erhöhtes Interesse entgegen; auch der Musik, die sie früher mit Vorliebe pflegte, gehörte ihre besondere Aufmerksamkeit."        


75. Geburtstag des früheren Opernsängers Sigmund Weltlinger (1929)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 22. Februar 1929: "Kassel. (75. Geburtstag). Am 16. Februar beging der frühere Opernsänger am hiesigen Staatstheater, Siegmund Weltlinger, in körperlicher Rüstigkeit und Geistesfrische seinen 75. Geburtstag. Als Sohn eines Kantors in Mähren geboren hatte der Jubilar frühzeitig Interesse für alle religiösen Fragen und es allen Anfechtungen zum Trotze bis auf den heutigen Tag erhalten. Sein glänzendes Stimmmaterial wies ihm den Weg zur Oper; als Heldentenor hat er seine Zuhörer zu begeistern und zu rühren gewusst. Wenn er sich trotzdem schon frühzeitig vom Bühnenleben zurückzog, so mögen nicht zuletzt auch politische (d.h. antisemitische) Gründe dazu Anlass gegeben haben, weil man ihm, dem hervorragenden Vertreter seines Fachs, den Vertrag nicht erneuern wollte. Jüdischen Fragen hat Weltlinger stets besondere Aufmerksamkeit gewidmet; er gehörte auch dem Ältesten-Kollegium der Gemeinde mehrere Jahre an und hat sich besonders für Hebung des Chorgesang beim Gottesdienst einzusetzen versucht. Auch als Gesangspädagoge hat Weltlinger ausgezeichnete Erfolge erzielt. Die zahlreichen Schüler und Freunde des Jubilars gaben ihrer Verehrung für den Künstler und Menschen durch mancherlei Aufmerksamkeiten beredten Ausdruck."      

  
75. Geburtstag von Emilie Israelowitz und 80. Geburtstag von Jacob Neuhause (1929)     

Kassel Israelit 28021929.jpg (27177 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Kassel, 11. Februar. Ihren 75. Geburtstag beginnen Frau Emilie Israelowitz gestern in größter Gesundheit und Geistesfrische.
Kassel, 11. Februar. Seinen 80. Geburtstag beging in bester Frische Jacob Neuhaus im Israelitischen Altersheim."        

  
Zum Tod von Rechtsanwalt Dr. Joseph Katzenstein (1929)       

Kassel Israelit 04071929.jpg (74977 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Kassel, 24. Juni. Von einem schweren Verlust wurde unsere Gemeinde betroffen. An einem Herzschlage verschied im Alter von 53 Jahren Rechtsanwalt Dr. Josef Katzenstein, der mehr als 20 Jahre Vorsitzender des Gemeindeältestenkollegiums gewesen ist. In allen Kreisen der Stadt, jüdischen wie nichtjüdischen, war der Verstorbene im höchsten Maße angesehen und beliebt. Eine unübersehbare Menschenmenge geleitet die sterblichen Überreste des Entschlafenen zu Grabe, an dem eine Reihe von berühmten Männern unserer Stadt die Verdienste des Verstorbenen würdigten. Die Gemeindeältesten beschlossen in ihrer letzten Sitzung als besondere Ehrung die Kosten des Begräbnisses auf die Gemeinde zu übernehmen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

  
80. Geburtstag von David Bornstein - 75. Geburtstag von Justizrat Dr. Max Rothfeld (1929)     

Kassel Israelit 27061929.jpg (80682 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929: "Kassel, 9. Juni. Seinen 80. Geburtstag beginn in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische Herr David Bornstein, hier.
Kassel, 10. Juni. Seinen 75. Geburtstag feierte Herr Justizrat Dr. Max Rothfeld in geistiger und körperlicher Frische. Er ist seit Jahren Vorsitzender des 'Vereins gegen Verarmung', stellvertretender Vorsitzender zur Beschäftigung Arbeitsloser, Schriftführer im Frauenbildungsverein, der 'Gesellschaft für Gemeinwohl', des Roten Kreuzes, des Arbeiter Bildungsvereins, der ihn vor langer Zeit zum Ehrenmitglied ernannte. Er begleitet seit über 40 Jahren das Amt des Vorsitzenden des Vorsteheramtes der Israeliten und noch viele Organisationen. Mit Liebe und Sachlichkeit hat er für die Aufrechterhaltung des Bestandes der Gemeinden, der jüdischen Schulen und des überkommenen Kultus Vieles getan."      

   
Zum Tod von Franz Rosenzweig (1929)      

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 13. Dezember 1929: "Franz Rosenzweig.
Der Geschichtsschreiber der jüdischen Gemeinde Kassels hat bisher mit peinigender Wucht empfunden, dass diese Gemeinde zwar alt, zwar stark, zwar eigenartig, vielleicht gar beispielhaft im Gesamtbild der deutschen Judengemeinden war, dass ihr aber, um an und für sich bedeutungsvoll zu erscheinen, die große fruchtbare jüdische Persönlichkeit fehlte.
Heute, über dem frischen Grabe eines Toten, darf es gesagt werden: Einen Großen hat diese Gemeinde hervorgebracht, ein Richtungweisender ist aus ihrem Schoß erwachsen, ein einziger hat sie über ihre Beschränkungen und Engen hinausgehoben und ihr, wie Mendelssohn einst Dessau, einen Kranz aufgesetzt, auf dessen Würde sie nun achten muss: Franz Rosenzweig.
Aus dieser Stadt, ihrer ästhetischen Atmosphäre, ihrer milden Landschaft, ihrem historischen Häusermeer ist er emporgestiegen; diese Stadt hat dem Reifenden die ersten Berührungen mit dem Vermächtnis der Vergangenheit, mit dem Reichtum der Gegenwart, mit dem verlockenden Schatz der Zukunft geboten; - im Haus der Eltern die sagenhafte Gestalt des alten Holzschneiders und stillen Gelehrten Adam Rosenzweig, in seinem geliebten Friedrichsgymnasium die klassischen Sprachen, sein Deutsch und seine Geschichte, im festlichen Saal des Museum Fridericianum sein erstes Publikum, die Hörer Kassels, die 'Humanität'.
In der Hingabe und In der Zurückhaltung ist Franz Rosenzweig, von den Geheimnissen des Genies umwittert, unendlich anziehend, unendlich abwehrend, durch unsere Reihen gegangen, königliche Gaben austeilend und noch beherrschend, wenn er dem gern gewährten Vorrechte zu herrschen, entsagte. Studium und Krieg haben ihn aus Kassel fortgeführt, haben für ihn viele Bindungen an Heimisches, an Besitz der Kunst und der Musik gelockert. Nur wie ein fremder wundersamer Wanderer erschien er an den Feiertagen noch im Tempel, auffallend schon durch die Andacht seiner Teilnahme, mehr noch durch die Unerschrockenheit seines Wagnisses, in immer höhere Sphären der Weltweisheit sich zu erheben und dennoch in immer tiefere Schächte der Frömmigkeit sich zu versinken.
Nach weiten Schwingungen seines Weges, aus der Begegnung mit dem Krieg im Osten und auf dem Balkan, Begegnungen mit Idealismus und Realismus, Begegnungen auch mit Christentum und Mohammedanismus, nach dem Zusammentreffen mit dem verehrten Lehrer Hermann Cohen und dem bewunderten Rabbiner Nehemjah Nobel haben sich die Nötigungen zur sichtbaren Fixierung seiner Daseinsart, seines Formwillens und seiner Lehrgesinnung zusammengefunden, um den Entschluss seiner Ansiedlung in Frankfurt in ihm auszulösen, wo er Haus, Familie und Lehrstätte gründete.
Dem schöpferisch jugendlichen Geist war die höchste Wirkungsmöglichkeit erschlossen, Zugang in alle Gänge der jüdischen Gemeinschaft gebahnt, Helfer aus nahezu allen Lagern jüdischer wie außerjüdischer Geistigkeit bereit - da brach das unbegreifliche Geschick mit heillosem Siechtum über den Blühenden herein und alles schien im Augenblick verloren.
Aber erst jetzt entwickelte der reizbare, stolze und seiner selbstsichere Mensch die ganze Fülle seiner inneren Kraft: so als ob er nicht krank wäre, auf Heilung hoffend, solange sie möglich schien, leitete Franz Rosenzweig durch Jahre hindurch allein mit der bezwingenden Klarheit und Macht seines Verstandes, seines Wissens und seines Herzens, mit der traumhaften Sicherheit seiner Menschenkenntnis und Vorstellungsgabe eine große weitschichtige Schule, eine beträchtliche Schar höchst eigenwilliger Lehrer, eine immer anwachsende Zahl von Schülern und Freunden. Er lebte das Gesetz vor - und das Gesetz stützte alle Tage seines Lebens.
Und als schließlich das Lehrhaus seine Hallen schloss, nachdem es die Höhe seiner Vorbildlichkeit erreicht hatte, da hatte Rosenzweig inzwischen ansteigend von Arbeit zu Arbeit, von historischer Darstellung zu philosophischer Begründung, von kritischem Bericht zu erschließender Belehrung das pädagogische Problem aus dem Äußeren ins Innere gekehrt, er begann, bewundert viel und viel gescholten, als ein vollendeten Beherrscher deutscher Sprache die neue Übersetzung der Bibel aus dem Geiste der jüdischen Existenz.
Aus dieser mühevollen Arbeit ist er fortgegangen. Er hat als Geschichtsphilosoph, Pädagoge und Jude ein Werk von historischen Maßen ausgeführt; er hat die Bibelverdeutschung bis tief in die zweite Hälfte vorgetrieben, um sie nun Martin Buber allein zu überlassen.
Nehmen wir es als ein Symbol, dieses gewaltige Fragment! Er ist nicht fertig geworden mit seiner Arbeit, nicht abgeschlossen in seiner Erkenntnis, nicht starr in seinem Glauben, nicht tot in seinem Leben. Er, der durch Jahre Sterbende, hat sich in stetig erweitertes, ständig befreiteres Leben hineingelebt, er ist umso fester und entspannter in seiner Zuversicht geworden, je offener und friedvoller er aller Botschaft gegenüber stand.
Er ist früh von uns gegangen und er wird erst jetzt anfangen, uns zu fehlen. Aber wir werden ihn immer vor uns herziehen sehen nach jenem Psalmenspruch, den er so liebte, reitend, der Wahrheit zu Ehren!                       Rudolf Hallo."        
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 13. Dezember 1929: 

 
Zum Tod von Carl Gotthelft (1931)        

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 4. Februar 1931:      


David Ullmann von der Agudas Jisroel ist nach Frankfurt verzogen (1934)       

Kassel Israelit 08111934.jpg (161767 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934:       


80. Geburtstag von Georg Mendershausen (1938)     

Kassel JuedGBl Kassel 24061938m.jpg (40304 Byte)Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt Kassel" vom 24. Juni 1938:     

 
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Anzeige des Farben- und Material-Geschäftes von Louis Rosenzweig (1864)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1864: "Ich suche für mein Farben- und Material-Geschäft einen jungen Mann, der in einem ähnlichen Geschäft gelernt oder serviert hat, sowie einen Lehrling aus anständiger, wenn auch unbemittelter Familie. Offerten und Zeugnisse franco. 
Louis Rosenzweig in Kassel (Hessen):"             

  
Anzeige der Spirituosen-Fabrik von M. Schwarzschild (1874)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. September 1874:             


Anzeige des Toraschreibers B. Grünebaum (1878)       

Kassel Israelit 11121878.jpg (68086 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1878:        

   
Anzeige der Lederhandlung M. Oppenheim & Söhne (1880)       

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Januar 1880:             


Anzeige des Herren-Garderobe- und Aussteuer-Geschäftes Jacob Goldschmidt (1884)      

Kassel Israelit 03031884u.jpg (36576 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1884:        

    
Anzeige des Israelitischen Töchter-Pensionates Heine (1885)        

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1885:       

   
Verlobungs- (und Heirats-)Anzeige von Adolf Neuhaus und Grete Emanuel sowie Siegfried Idstein und Ruth Emanuel (1927/28)    
Anmerkung: aus Kassel stammten Grete Emanuel und Ruth Emanuel, vermutlich Schwestern.      

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 6. Mai 1927: 
"Statt Karten  
Grete Emanuel - Adolf Neuhaus   Ruth Emanuel - Siegfried Idstein    
Verlobte   Göttingen Rotestraße 32   Kassel  Reuterstraße 13   Bad Homburg v.d.H. Promenade 14".           
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 20. Januar 1928: 
"Statt Karten.  Siegfried Idstein  Ruth Idstein geb. Emanuel  Vermählte  
Bad Homburg  Kassel.  
Trauung am 22. Januar 1928, nachmittags 1 1/2 Uhr im Hotel Braunschweig, Bad Homburg."      

     
Verlobungsanzeige von Edith Rosenbaum und Prof. Simon Kassewitz sowie Geburtsanzeige ihrer Tochter Eva-Marianne (1929 / 1930)     

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 11. Januar 1929: 
"Edith Rosenbaum - Professor Simon Kassewitz  Studienrat  
Verlobte   
Kassel Moltkestraße 9  -  Pforzheim (Baden) Untere Au 45.  
Zuhause: Sonntag, 3. Februar 1929."       
 
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. April 1930: 
"Eva-Marianne.
Die glückliche Geburt eines gesunden Mädels zeigen hocherfreut an 
Professor Kassewitz und Frau Edith geb. Rosenbaum
.
Pforzheim, den 24. April 1930. 
Bertholdstr. 24, z.Zt. Trudpert-Krankenhaus."      

   
   
Sonstiges 
(Dokumente aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; die Anmerkungen auf Grund der Recherchen von P.K. Müller)  

 Postkarte an Louis Kreielsheimer, 
Cigarrenfabrik in Kassel (1922) 
  
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Die Postkarte an Herrn Louis Kreielsheimer, Cigarrenfabrik in Kassel, wurde versandt am 18. Februar 1922 von Ludwig Kohlberger in Wilhelmshütte (Dautphetal) (mit Poststempel der Bahnpost, Bahnstrecke Kreuztal / Nordrhein-Westfalen - Marburg, die über Wilhelmshütte führt). Louis Kreielsheimer (geb. 1864 als Sohn von Lazarus Kreielsheimer und seiner Frau Johanna/Hanna) war verheiratet mit Mathilde Kreielsheimer geb. Kaufmann
Das Ehepaar liegt begraben auf dem jüdischen Friedhof in Kassel (Foto des Grabsteines dort).  
Kinder: Carl Kreilsheimer (geb. 1900, gest. 1951 USA), Kurt Samuel Kreielsheimer (geb. 1903; Dipl-Ing., seit 1932 am Heinrich-Hertz-Institut Berlin, emigrierte 1934 nach Norwegen, danach über Großbritannien nach Neuseeland; 1978 noch in Auckland/Neuseeland) und Hanna verh. Liffmann (geb. 1907, gest. in Rookwood, New South Wales, Australien).  
Quelle: http://www.geni.com/people/Louis-Kreielsheimer/351192537230005252     

     
Briefumschlag von 
Fa. Adolf Gumpert & Co. (1923)
 
Kassel Dok 2002.jpg (176376 Byte)

Es handelt sich um einen Briefumschlag von Adolf Gumpert & Comp., versandt nach Küps am 7. August 1923. Der Text auf dem Umschlag dokumentiert die umfangreiche Produkt-Palette des Geschäfts von Adolf Gumpert in der Marktgasse in Kassel. 
Adolf Gumpert wurde am 24. Januar 1879 in Niedenstein geboren. Am 9. Dezember 1906 heiratete er Frieda Katz - Stiefel (geb. 6. Oktober 1882 in Rauschenberg). Adolf und Frieda Gumpert lebten in Kassel in der Moltkestraße 7. Sie führten ein Geschäft für Haushaltswaren- und Küchengeräte in der Königsstraße 44, später im Graben 42. Adolf und Frieda Gumpert emigrierten am 30. Juli 1938 nach Mailand in Italien.
Quellen: http://jinh.lima-city.de/gene/gumbert/The_descendants_of_Itzig_Gumbert_from_Hoof-1.htm 
http://www.uni-kassel.de/gis/Kassel_19u20Jh/1930_Thiele.html

   

   

   

   

   

 

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Stand: 30. Juni 2020