Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Jöhlingen (Gemeinde Walzbachtal, Kreis Karlsruhe) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)   
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Speyerer Domkapitel (Hochstift Speyer) gehörenden Jöhlingen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals wurden vermutlich um 1650 Juden aufgenommen. Der 1726 in Karlsruhe aufgenommene 52-jährige Nathan Benedict gab als Geburtsort Jöhlingen an, wo er um 1674 geboren ist (Juden in Karlsruhe 1988 S. 516).    
   
1732 lebten 14 jüdische Einwohner am Ort.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 85 jüdische Einwohner (4,1 % von insgesamt 2.074 Einwohnern), höchste Zahl um 1871 bis 1875 mit jeweils 99 Personen (4,4 % von 1875 insgesamt 2.241 Einwohnern), 1900 66 (2,8 % von 2.366), 1910 46 (1,8 % von 2.509). Die jüdischen Familien lebten ursprünglich vor allem vom Viehhandel.   
 
Zu schweren Ausschreibungen kam es während der 1848er-Revolution von Seiten durch katholischen gegen die jüdischen Einwohner. 
     
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Religionsschule (im Gebäude der Synagoge), ein rituelles Bad (im Gebäude der Synagoge) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Bis 1858 war Lehrer Scherer einige Jahre in Jöhlingen tätig; Ende des 19. Jahrhunderts wird Lehrer Kahn genannt (siehe Berichte unten, vielleicht identisch mit dem noch 1924/1927 genannten Lehrer Isidor Kahn). Die Gemeinde wurde 1827 dem Rabbinatsbezirk Bretten zugeteilt.  
 
Um 1924, als noch 19 jüdische Einwohner gezählt wurden (in neun Familien, 0,8 % von etwa 2.500 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Adolf Wagner, Lehrer Isidor Kahn, Louis Metzger, Seligmann Klein. 1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Adolf Wagner (1. Vors.), Ludwig Metzger (2. Vors.), Seligmann Klein (3. Vors.).     

Bis nach 1933 waren im Besitz jüdischer Familien die folgenden Handelsbetriebe: Lebensmittelgeschäft und Bettfedernverkauf Johanna und Sara Fried (Hauptstraße 83), Viehhandlung und Metzgerei Seligmann Klein (Hauptstraße 187), Stoff- und Möbelgeschäft Ludwig Klein (Anschrift nicht bekannt), Viehhandlung Ludwig Metzger (Bahnhofstraße 2), Handelsmann Adolf Wagner (Hauptstraße 96).    

1933 lebten noch 15 jüdischen Personen in Jöhlingen. Auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien sowie der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen in den folgenden Jahren mehrere von ihnen den Ort oder wanderten aus. Zwei der jüdischen Geschäfte konnten sich bis 1938 halten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde diese allerdings von auswärtigen SA-Leuten demoliert; das Synagogengebäude wurde zerstört (siehe unten). Die letzten sieben jüdischen Bewohner Jöhlingens wurde Ende Oktober 1940 nach Gurs deportiert.     
 
Von den in Jöhlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna (Hannchen) Fried (1874), Berthold Friedrich Herbst (1888), Gertrud Herbst (1902), Blanka (Bianka) Hess geb. Simon (1885), Rosalie (Rosa) Interstein (1894), Josef Klein (1873), Max Klein (1899), Jakob Löwe (1862), Johannette Metzger geb. Selig (1856), Lazarus Ludwig Metzger (1850).           
  
Am 6. November 2008 wurden in Jöhlingen sechs "Stolpersteine" zur Erinnerung an die folgenden Personen verlegt: Bahnhofstraße 2 (Berthold Friedrich Herbst, Johannette Metzger geb. Selig, Lazarus Ludwig Metzger), Jöhlinger Straße 65 (Max Klein), Jöhlinger Straße 83 (Johanna Fried), 90 (Gertrud Herbst).
Siehe Seite "Stolpersteine Jöhlingen" im StadtWiki Karlsruhe          
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  

Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1840 / 1845 / 1846 / 1853 / 1854 / 1870 / 1872   

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1840 S. 758 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 44 Gulden nebst freier Kost und Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. 
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge Bretten zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 19. November 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Bretten. [Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 124 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Bretten zu melden.  Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 24. Januar 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): " [Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 1 50 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Bretten zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 2. Dezember 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen. Bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 135 fl., sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Bretten zu melden.  Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 24. September 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen. Die mit einem festen Gehalte von 150 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen, Synagogenbezirks Bretten, ist zu besetzen. 
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge Bretten sich zu melden.  
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 23. September 1854 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): " Die mit einem festen Gehalte von 150 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen, Synagogenbezirks Bretten, ist zu besetzen. 
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirkssynagoge Bretten sich zu melden.  
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."   
  
Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 17. Dezember 1870: "Auskündigung einer Religionsschulstelle. Bretten. Bei der israelitischen Gemeinde Jöhlingen, Synagogenbezirks Bretten, ist die mit einem festen Gehalte von 265 fl. und 1 fl. 12 kr. Schulgeld, nebst Wohnung für einen Ledigen, sowie dem Vorsänger- und Schächterdienste, samt den davon abhängigen, nicht unerheblichen Nebengefällen verbundene Religionsschulstelle zu besetzen. Berechtigte Bewerber haben sich binnen 4 Wochen durch die betreffenden Bezirksrabbinate unter Vorlage der vorschriftsmäßigen Zeugnisse bei unterzeichneter Stelle zu melden.
Bretten, den 13. Dezember 1870.
Großherzogliche Bezirkssynagoge. Liberles. Bezirks-Rabbiner.  A.H. Rothschild."   
 
Joehlingen Israelit 04121872.jpg (53378 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1872: "Bruchsal, 24. November (1872). Die Religionsschul-, Vorbeter- und Schächterstelle zu Jöhlingen, Synagogenbezirks Bretten, wird andurch mit einem Fixum von 400 Gulden, freier Wohnung und den auf 200 Gulden sich belaufenden Gefällen ausgekündigt. Geeignete Bewerber - ledigen Standes - haben in Monatsfrist ihre mit beglaubigten Zeugnisabschriften belegten Meldungen 'an die Verwaltung des Bezirks-Rabbinats Bretten in Bruchsal' franco einzusehen. L. Schleßinger, Rabbiner."   

   
Zum Tod von Lehrer Scherer (1884; Lehrer in Jöhlingen bis 1858)   

Wiesloch Israelit 01121884.jpg (189746 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1884: "Wiesloch. Schon wieder ist ein guter Jehudi von hinnen gegangen. Am vergangenen Schabbat Kodesch Paraschat Toledot (= am Heiligen Schabbat mit der Toralesung Toledot, d.i. 1. Mose 25,19 - 28,9, das war am 22. November 1884) hauchte unser geliebtes Gemeindemitglied Herr Kaufmann Scherer nach achtwöchentlichem, schweren Leiden im 50. Lebensjahr seine edle Seele aus. Ein Leichenbegängnis, wie die hiesige Stadt noch selten ein solches gesehen, lieferte den Beweis, in welch hoher Achtung und Beliebtheit der Verstorbene stand, sowohl bei seinen Glaubensgenossen von hier und der Umgegend, als auch bei der politischen Gemeinde; denn seinem Sarge folgten alle Konfessionen, alle Stände hiesiger Stadt waren vertreten und von auswärts kamen Viele, um ihrem Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Am Grabe wusste Herr Bezirksrabbiner Dr. Eschelbacher aus Bruchsal, gestützt auf die ersten Verse der Sidra Wajeze (sc. Wajeze war die Toralesung am Schabbat, 29. November 1884), in meisterhafter Rede das Leben des Dahingeschiedenen zu schildern und den Hinterbliebenen Worte des Trostes zu spenden.  
Der Verstorbene war in Sinsheim geboren und widmete sich dem Lehrerfache. Nach erstandener Prüfung versag er einige Jahre die Religionsstelle in Jöhlingen und im Jahre 1858 wurde ihm die Religionslehrer- und Vorsängerstelle hier übertragen, welche er mit großem Berufseifer und zur vollkommenen Zufriedenheit seiner Gemeinde und der ihm vorgesetzten Behörde bis zum Jahre 1869 versah.  
Er trat dann aus dem Lehrfache aus, widmete sich dem Kaufmannsstande und erwarb sich bald durch seine Reellität und Aufrichtigkeit eine ausgebreitete Kundschaft, die gerne mit ihm arbeitete.
Besonders darf erwähnt werden, dass unsere Heilige Tora für ihn ausgesprochen wichtig war; denn so oft er freie Zeit hatte, wusste er keine bessere Beschäftigung, als zu forschen in der Heiligen Tora. Oft hat er als Vorsänger ausgeholfen, und immer war er bereit, an den ehrfurchtgebietenden Tagen je eine Tefila zu übernehmen.  
Mit Eifer und Gewissenhaftigkeit versag er seine Ehrenämter als Synagogenrat, Mitglied des Vorstands, des Begräbnis- und Wohltätigkeitsvereins. Manche gute Einrichtung hat er schaffen helfen.  
Und so verliert die hiesige Kultusgemeinde in ihm ein schwer zu ersetzendes Mitglied, die politische Gemeinde einen wackeren Mitbürger, die tiefgebeugte Gattin, die erst vor einigen Wochen verehelichte Tochter und deren Mann einen treuen, braven und guten Gatten, Vater und Schwiegervater, die Geschwister und sonstigen Verwandten einen lieben Bruder und Freund. 
Der Allmächtige möge den Verewigten aufnehmen in den Bund des ewigen Lebens, die tieftrauernden Hinterbliebenen trösten und uns vor jedem Ungemach ferner bewahren. Ackermann, Lehrer."    

 
Lehrer Kahn reicht eine Arbeit zur Besprechung auf der Lehrerkonferenz der Israelitischen Religionslehrer im Bezirk in Bretten ein (1897)  

Bretten Israelit 16091897.gif (69065 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1897: "Aus dem Bezirksrabbinate Bretten. Unter dem Vorsitze des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Schleßinger fand am verflossenen Sonntag die amtliche Konferenz der Religionslehrer des Rabbinats in Bretten statt. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden in passenden Worten begrüßt hatte und die Herren Eichstetter in Eppingen und Geismar in Gemmingen zu Sekretären ernannt worden waren, ging man zur Verhandlung der Tagesordnung 'Unterricht im Gebetübersetzen der oberen Schuljahre' über. Die Reihenfolge der Besprechung der vier eingelaufenen Arbeiten der Herren Liberles - Grötzingen, Kahn - Jöhlingen, Eichstetter - Eppingen und Rothschild - Bretten wurde durch das Los bestimmt. Diese ausführlichen Arbeiten, welche den Stoff (bis im günstigsten Falle die Durchnahme des ganzen Gebetbuches) und die verschiedenen Methoden des Unterrichts behandelten, wurden als gut anerkannt. Die wenigen Einsprachen einer vom Vortrage abweichenden Methode wurde durch gegenseitige Auseinandersetzungen gehoben. Eine längere Verhandlung nahm die Sache in Anspruch, ob vor oder nach dem Übersetzen eine sachliche Erklärung des Stückes vorzunehmen sei. Die Mehrzahl entschied sich für das Erstere. Während der Konferenz zeigte sich wieder neuerdings, wie sehr Herr Rabbiner Schleßinger mit pädagogischem und didaktischem Wissen gebildet ist. Gemeindevorsteher und Synodalmitglied Herr Herzberger, welcher den Verhandlungen von Anfand bis Ende beigewohnt hat, bat die Lehrer, schon bei den Kindern auf Handhabung der so notwendigen Synagogenordnung hinzusehen, damit die Jugend schon daran gewöhnt werde. Zum Schlusse legte der Bibliothekar, Herr Eichstetter - Eppingen Rechenschaftsbericht über die gegründete Lehrerbibliothek ab. Man schied mit dem Bewusststein, durch den kollegialischen Gedankenaustausch wieder Vieles gelernt zu haben."    

   
Lehrer Isidor Kahn wird Ehrenmitglied in der örtlichen Feuerwehr (1927)  

Joehlingen CV Ztg 09091927.jpg (21060 Byte)Mitteilung in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 9. September 1927: "Die Freiwillige Feuerwehr in Jöhlingen (Baden) hat unser Mitglied, den Lehrer und Kantor Isidor Kahn zum Ehrenmitglied ernannt."  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Unteroffizier Louis Kahn erhält das Eiserne Kreuz (1916)    

Joehlingen FrfIsrFambl 26051916.jpg (11524 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai 1916: "Jöhlingen (Baden). Unteroffizier Louis Kahn, Sohn des Religionslehrers Isidor Kahn, erhielt das Eiserne Kreuz."  

    
 Anzeigen des Manufakturwarengeschäftes von Julius Löwe (1897 / 1900)    

Joehlingen Israelit 30121897.jpg (53153 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897: "Für mein am Sabbat und Feiertage geschlossenes Manufakturwaren-Geschäft Detail suche per sofort eine jüngere Ladnerin. Nur solche Bewerberin, die eine schöne Handschrift hat und der einfachen Buchführung mächtig ist, wird berücksichtigt. 
Offerten mit Salair-Angabe bei freier Station. 
Julius Löwe
, Jöhlingen (Baden)."   
    
Joehlingen Israelit 12111900.jpg (49820 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1900: "Für mein Manufakturwaren-Geschäft Detail suche per sofort einen jüngeren Commis zu engagieren. Branchekundige Bewerber, welche auf eine dauernde Stellung reflektieren, belieben Offerten mit Angabe der seitherigen Tätigkeit und Salairansprüche bei freier Station zu richten an Julius Löwe, Jöhlingen, Baden."  

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge            
    
Im 18./19. Jahrhundert (vor 1802) wurde eine Synagoge erbaut. Leider konnten bis heute noch keine Quellen zur Baugeschichte der Synagoge aufgefunden werden. 
  
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Synagogenordnung erarbeitet. 1855 wurde sie von den Behörden genehmigt. Die Einhaltung der Bestimmungen sollte die "Feierlichkeit während des Gottesdienstes" gewährleisten. Die fünf darin formulierten Vorschriften lassen auf gewisse Schwierigkeiten mit einzelnen Gemeindegliedern schließen: 1. Jeder verheiratete Mann muss zu den Gottesdiensten "anständig gekleidet mit keiner anderen Kopfbedeckung als mit Hut" erscheinen. 2. Die Gemeinde darf sowohl an Wochen- als auch an Schabbat- und Festtagen "nur leise mitbeten". 3. "Es darf niemand, selbst kein Unverheirateter mit einer Kappe zur Tora aufgerufen werden". 4. Während der Vorlesung der Tora "soll niemand außer bejahrten Leuten das Hinausgehen aus der Synagoge gestattet sein". 5. "Das Küssen der Tora, insofern man es nicht unverrückt von seinem Platz aus tun kann, ist untersagt". Die Jöhlinger Synagogenordnung wurde vom damaligen Rabbinatsverwalter Moses Dreyfus in Bretten bestätigt.  
       
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von einem von auswärts kommenden Rollkommando demoliert. Das Gebäude wurde in den 1950er Jahren abgebrochen, das Grundstück verkauft. Das Anwesen ist mit einem Geschäfts- und Wohnhaus neu bebaut (Grundstück Friedrichstraße 4; die Friedrichstraße hieß noch 1933 "Synagogenstraße", 1933-45 "Stürmerstraße"). Eine Gedenktafel gegenüber dem Synagogengrundstück erinnert an die Geschichte des Gotteshauses.  
  
  
  

Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite


Fotos nach 1945/Gegenwart:   

Die Ruine der Synagoge vor 
der Beseitigung in den 1950er-Jahren
(Foto: privat, Jöhlingen) 
Joehlingen Synagoge 140.jpg (85081 Byte)   
       
        
Foto um 1965
(Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart) 
Joehlingen Synagoge 100.jpg (66965 Byte)  
  Das leerstehende Synagogengrundstück   
       
Fotos um 1985:
(Foto: Hahn) 
Joehlingen Synagoge 010.jpg (74934 Byte)   
Das Synagogengrundstück ist mit einem Wohn- und Geschäftshaus überbaut 
- es sind keine Spuren mehr vorhanden  
   
Fotos 2003/04:
(Foto der Gedenktafel: M. Fischer; andere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.5.2004) 
 
Joehlingen Synagoge 009.jpg (63823 Byte) Joehlingen Synagoge 281.jpg (43462 Byte) Joehlingen Synagoge 280.jpg (49861 Byte)
Gedenktafel für die ehemalige Synagoge
 gegenüber dem Standort 
Die im Bereich des Synagogengrundstückes erbauten Häuser: Friedrichstraße 4 (links),
 Friedrichstraße 2 (rechts)  
   

   
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Walzbachtal  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Jöhlingen (interner Link)     

Quellen:      

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Jöhlingen 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Jöhlingen ist vorhanden:    
J 386 Bü. 307 Jöhlingen Geburten 1816 - 1870 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445915  
Bei der Deutschen Zentralstelle für Genealogie sind weitere Register vorhanden:  http://www.archiv.sachsen.de/6319.htm   
(Nicht online zugänglich):  http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=13.01&file=22310.xml&syg_id=243049&obf2=AS%200572-6  (Todesfälle 1810 - 1869) 
http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=13.01&file=22310.xml&syg_id=243049&obf2=AS%200572-4 (Eheschließungen 1810 - 1869)  
http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=13.01&file=22310.xml&syg_id=243049&obf2=AS%200572-2  (Geburten 1810 - 1869)  
   
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Jöhlingen" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 47 Grabsteine dokumentiert (ohne Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 216 finden sich zum Friedhof Jöhlingen Belegungsplan, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 47   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906625                      

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 142-143.
bulletJürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. 1990.
bulletJürgen Protz: Die jüdische Gemeinde von Jöhlingen, unveröffentlichtes Manuskript o.J. 
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 358-359.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
  
  

  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Joehlingen Baden.  The first Jewish settlers arrived in the first half of the 18th century. Jewish homes were attacked in the rioting during the 1848 revolutions. The Jewish population reached a peak of 99 (total 2,241) in 1875, then dropped rapidly, numbering 12 in 1933. Four emigrated to the U.S. and one to France in 1933-39. On Kristallnacht (9-10 November 1938) the synagogue was vandalized and on 22 October 1940 the last six Jews were deported to the Gurs concentration camp, where all perished. 
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020