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Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden
Wiesloch bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter (1348/49
Judenverfolgung, neue Ansiedlung 1381 bis zur Vertreibung 1391, neue Ansiedlung
seit 1449) und in der Neuzeit bis 1938/40.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17.
Jahrhundert zurück. 1722 lebten fünf, 1725 und 1748 jeweils sieben jüdische Familien in der
Stadt (1748 = 51 Personen).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1825 51, 1857 70 jüdische Einwohner (2,4 % von insgesamt 2.956
Einwohnern), 1875 119, 1880 125, 1900 109 (2,9 % von 3.815), 1910
125.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad (das Badhaus wird erstmals
1865 genannt und bis um 1900 genutzt; befand sich zwischen dem heutigen Anwesen
Badgasse 10 und 12) sowie einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. In den 1850er-Jahren wird Lehrer
Max Meier genannt; von 1858 bis 1869 war Lehrer Scherer
tätig, von 1869 bis zu seiner Zurruhesetzung 1913 Lehrer Daniel Ackermann;
bis zu seinem Tod 1928 Lehrer Albert Simon und nach ihm Bernhard
Lehmann. 1827
wurde die Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Heidelberg zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Vizefeldwebel Max
Kramer (geb. 22.5.1898 in Wiesloch, gef. 28.8.1916). Sein
Name steht im Ehrenbuch der Stadt für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Außerdem ist gefallen: Siegfried Bodenheimer (geb. 5.1.1892 in Wiesloch, vor
1914 in Aachen wohnhaft, gef. 31.5.1915).
Bis zum Ersten Weltkrieg waren die Wieslocher Juden als Vieh-, Tabak- und
Hopfenhändler sowie als Zigarrenfabrikanten für das wirtschaftliche Leben der
Stadt von Bedeutung.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 103 jüdische Personen gehörten, waren
die Gemeindevorsteher Leopold Marschall, Adolf Rosenthal und Isidor
Bodenheimer. Als Lehrer, Vorbeter und Schochet war Albert Simon tätig
(gestorben 1928). Er erteilte an öffentlichen fünf Kindern
Religionsunterricht. Nachfolger von Albert Simon war seit 1. April 1928 Lehrer
Victor Herz (zuvor in Altenmuhr). An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein
Chewroth (1924 unter Leitung von Bernhard Bodenheimer mit 4 Mitgliedern) und
den Israelitischen Frauenverein (1924 unter der Leitung der Frau
von Bernhard Bodenheimer mit 15 Mitgliedern). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Karl Menges (1. Vors.), Hermann Rosenthal (2. Vors.) und Lion
Flegenheimer (3. Vors.). Als Lehrer, Kantor und Schochet war inzwischen - als
Nachfolger von Albert Simon - Bernhard Lehmann tätig. Er unterrichtete im Schuljahr
1931/32 acht Kinder in Religion.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben
im Besitz jüdischer Familien / Personen sind bekannt (Auswahl): Modegeschäft Frieda Bodenheimer
(Blumenstraße 6), Vieh- und Pferdehandlung Lyon Flegenheimer & Söhne (Schwetzinger
Straße 59), Pferdehandlung Marschall (Hesselgasse 8), Wäsche- und Stoffladen Leopold Marschall
(Hauptstraße 106), Mehlhandlung Marx (Dreikönigstraße 1), Häute- und Fellhandlung Karl Menges
(Hauptstraße 116), Tabakfabrik Ebner und Kramer, Inh. Oppenheimer (Altwieslocher
Straße 8-10) sowie die Arztpraxis Dr. Jakob Borg (Heidelberger Straße 56). Jüdische Ärzte praktizierten
auch im Psychiatrischen Landeskrankenhaus (Leiter des Psychiatrischen
Landeskrankenhauses war bis zum 1. Juli 1933 der jüdische Arzt Dr. Adolf Jakob
Gross).
1933 lebten noch 69 jüdische Personen in Wiesloch, dazu 32 im
Psychiatrischen Krankenhaus. In den folgenden Jahren ist auf Grund der Folgen
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung
ein Teil von ihnen von Wiesloch verzogen oder emigriert. Durch den
wirtschaftlichen Boykott mussten bis August 1937 drei jüdische Geschäfte
aufgeben, drei wurden an nichtjüdische Personen Personen verkauft. Im September
1938 bestanden nur noch die Tabakfabrik Ebner & Kramer sowie das
Textilgeschäft von Adolf Rosenthal. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge schwer demoliert (s.u.), in die jüdischen Wohnungen wurden durch
SA-Leute Steine geworfen. Bis 1940 sind insgesamt 31 jüdische Personen
emigriert (20 in die USA), einige nach Frankfurt und Palästina/Israel. Am 22.
Oktober 1940 wurden 18 jüdische Einwohner nach Gurs deportiert. Zwei Frauen
wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert; eine in "Mischehe" lebende
Frau konnte in Wiesloch überleben.
Von den in Wiesloch geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Arm geb. Gumberich
(1881), Anna Baer (1880), Lilli Maria Behr geb. Jöhlinger (1879), Adelheid
Bloch (1908), Abraham Bodenheimer (1873), Adelheid Bodenheimer (1881), Frieda
Bodenheimer (1870), Regina Bodenheimer (1870), Regina Bodenheimer (1872), Rosa
Braunschild (1873), Berthold Falk (1887), Arthur Flegenheimer (1895), Lion
Flegenheimer (1892), Miry Flegenheimer geb. Leopold (1905), Robertine
Flegenheimer geb. Bernheim (1892), Samuel Oskar Flegenheimer (1899), Kurt Frank
(1911), Karl Frankenstein (1891), Jeanette Halle (1868), Selma Hauser geb.
Marschall (1876), Adolf Hirsch (1879), Adelheid Israel geb. Maier (1864), Julius
Israel (1892), Mina Israel (1894), Gustav Kaufmann (1876), Regine Kaufmann
(1874), Ernst Klaus (1903), Alice Klein geb. Nahm (1883), Ludwig Klein (1875),
Else Landau (1881), Recha Landwehr geb. Bodenheimer (1885), Simon Landwehr
(1888), Rosa Langfelder geb. Sundheimer (1875), Albert Lindauer (1888), Rosa
Löb (1895), Flora Maienthal geb. Hirsch (1871), Samuel Maier (1904), Emilie
Mayer geb. Flegenheimer (1876), Max Odenheimer (1874), Nelly Oppenheimer geb.
Flegenheimer (1891), Hermann Poritzky (1886), Julius Rosenfeld (1904), Rosa
Rosenthal geb. Odenheimer (1874), Lisa Rothschild (1903), Rosa Samuel (1874),
Johanna Simons (1885), Karoline Spiro geb. Kramen (1872), Hedwig Stern geb.
Kaufmann (1872), Alfred Straus (1910), Albert Tillmann (1886), Raphael Traub
(1870), Max Würzweiler (1873), Adolf Würzweiler (1882).
Zur Geschichte jüdischer Patienten in der Anstalt. In der Anstalt Wiesloch (heute Psychiatrisches Landeskrankenhaus) waren bis in die Zeit nach 1933 auch jüdische. Patienten untergebracht.
Mindestens 14 von ihnen kamen im Zusammenhang mit den "Euthanasie"-Aktionen ums Leben. Eine Gedenktafel erinnert am Landeskrankenhaus an die Opfer der
"Euthanasie".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und
Vorsängers 1850 / 1853 / 1855
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 23. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bei den israelitischen Gemeinden Nußloch,
Wiesloch und Lützelsachsen
sind die Vereinigten Religionsschul- und Vorsängerstellen zu
besetzen.
Mit jeder dieser vereinigten Stellen ist ein Gehalt von 135 fl., ein jährliches
Schulgeld von 48 kr. und die von dem Vorsängerdienste abhängigen
Gefällen verbunden.
Die Bewerber haben sich unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der
Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen sechs
Wochen mittelst der betreffenden Rabbinaten anher zu melden.
Bei dem Nichtbewerben von Schul- oder Rabbinatskandidaten werden auch
andere Inländer nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zu
diesen Stellen zugelassen." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 30. März 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
" Bei der israelitischen Gemeinde Wiesloch ist die Stelle
eines Religionslehrers und Vorbeters mit einem
Gehalt von 135 fl., freier Wohnung, dem üblichen Schulgelde und den
übrigen Akzidenzien erledigt.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten, welche sich um diese
Stelle bewerben wollen, haben sich unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen sechs Wochen an die
Bezirkssynagoge Heidelberg zu wenden.
Sollten sich während dieser Zeit keine rezipierten Schulkandidaten
melden, so können auch andere hierzu taugliche Personen nach erstandener
Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Konkurrenz zugelassen
werden." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 5. November 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"In der israelitischen Gemeinde zu Wiesloch ist die
Religionsschulstelle verbunden mit dem Vorsängerdienste und dessen
Gefällen mit einem jährlichen Gehalte von 135 fl. und Schulgelde von 48
kr. zu besetzen.
Bewerber um diese Stelle haben sich binnen sechs Wochen mitt3elst ihres Großherzoglichen
Rabbinats, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
sittlichen und religiösen Lebenswandel, bei der Großherzoglichen
Bezirkssynagoge Heidelberg zu melden.
Sollten sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, so werden auch
andere Inländer nach erstandener Prüfung bei diesseitigem
Großherzoglichem Rabbinate, zu dieser Stelle zugelassen." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 17. November 1855 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die mit einem Gehalte von 135 fl. und einem Schulgelde von 48 kr.
(und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen)
verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Wiesloch
ist zu besetzen.
Bewerber um dieselbe haben sich unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und
der Zeugnisse über sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6
Wochen anher zu melden.
Bei Nichtbewerbungen von Seite Schul- oder Rabbinatskandidaten, können
auch andere Inländer nach erstandener Prüfung bei dem Großherzoglichen
Bezirksrabbinate zur Bewerbung zugelassen werden." |
Zum Tod von Lehrer Max Meier (Lehrer in Wiesloch Anfang/Mitte der 1850er-Jahre)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. September 1880: "Bonn, 12. September (1880). Man schreibt uns aus
Tauberbischofsheim: Am
27. August wurde unser hoch verdienter Lehrer Max Meier unter allgemeiner
Trauer zu Grabe getragen. Im Jahre 1833 in Baiertal geboren, absolvierte
er den Kursus im Lehrerseminar zu Karlsruhe, versah dann die
Religionslehrerstelle in Wiesloch, Hegenheim und
Neuchatel, bis er im
April 1860 als Lehrer und Vorsänger hierher berufen wurde, wo er sowohl
durch sein Lehrtalent, (er unterrichtete auch in modernen Sprachen usw.
und wurde sein Unterricht auch von christlichen und auswärtigen Zöglingen
gesucht,) als auch durch seinen tadellosen ehrenfesten Charakter die
allgemeinste Achtung sich erwarb. Dies erwies sich nicht allein durch die
Teilnahme an seinem Begräbnis aus allen Ständen und Konfessionen,
sondern auch durch die Fürsorge, welche die Gemeinde für seine
hinterlassene Familie – eine Mutter und eine Witwe mit 7 unmündigen
Kindern, betätigte. Die Gemeinde erwies aber dadurch nicht allein dem
Verstorbenen, sondern auch sich selbst wahrhafte Ehre." |
Zum Tod von Lehrer Scherer (1884; Lehrer in Wiesloch von
1858 bis 1869)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1884: "Wiesloch.
Schon wieder ist ein guter Jehudi von hinnen gegangen. Am
vergangenen Schabbat Kodesch Paraschat Toledot (= am Heiligen Schabbat
mit der Toralesung Toledot, d.i. 1. Mose 25,19 - 28,9, das war am 22.
November 1884( hauchte unser geliebtes Gemeindemitglied Herr
Kaufmann Scherer nach achtwöchentlichem, schweren Leiden im 50.
Lebensjahr seine edle Seele aus. Ein Leichenbegängnis, wie die hiesige
Stadt noch selten ein solches gesehen, lieferte den Beweis, in welch hoher
Achtung und Beliebtheit der Verstorbene stand, sowohl bei seinen
Glaubensgenossen von hier und der Umgegend, als auch bei der politischen
Gemeinde; denn seinem Sarge folgten alle Konfessionen, alle Stände
hiesiger Stadt waren vertreten und von auswärts kamen Viele, um ihrem
Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Am Grabe wusste Herr Bezirksrabbiner
Dr. Eschelbacher aus Bruchsal, gestützt
auf die ersten Verse der Sidra Wajeze (sc. Wajeze war die
Toralesung am Schabbat, 29. November 1884), in meisterhafter Rede das
Leben des Dahingeschiedenen zu schildern und den Hinterbliebenen Worte des
Trostes zu spenden.
Der Verstorbene war in Sinsheim
geboren und widmete sich dem Lehrerfache. Nach erstandener Prüfung versah
er einige Jahre die Religionsstelle in Jöhlingen
und im Jahre 1858 wurde ihm die Religionslehrer- und Vorsängerstelle hier
übertragen, welche er mit großem Berufseifer und zur vollkommenen
Zufriedenheit seiner Gemeinde und der ihm vorgesetzten Behörde bis zum
Jahre 1869 versah.
Er trat dann aus dem Lehrfache aus, widmete sich dem Kaufmannsstande und
erwarb sich bald durch seine Reellität und Aufrichtigkeit eine
ausgebreitete Kundschaft, die gerne mit ihm arbeitete.
Besonders darf erwähnt werden, dass unsere
Heilige Tora ihm ausgesprochen wichtig war (frei übs.); denn so oft
er freie Zeit hatte, wusste er keine bessere Beschäftigung, als zu
forschen in der heiligen Tora. Oft hat er als Vorsänger
ausgeholfen, und immer war er bereit, an den Ehrfurchtgebietenden
Tagen je einen Gottesdienst
zu übernehmen.
Mit Eifer und Gewissenhaftigkeit versah er seine Ehrenämter als
Synagogenrat, Mitglied des Vorstands, des Begräbnis- und Wohltätigkeits-Vereins.
Manch gute Einrichtung hat er schaffen helfen.
Und so verliert die hiesige Kultusgemeinde in ihm ein schwer zu
ersetzendes Mitglied, die politische Gemeinde einen wackeren Mitbürger,
die tief gebeugte Gattin, der erst vor einigen Wochen verehelichte Tochter
und deren Mann einen treuen, braven und guten Gatten, Vater und
Schwiegervater, die Geschwister und sonstigen verwandten einen lieben
Bruder und Freund.
Der Allmächtige möge den Verewigten Aufnehmen in den Bund des ewigen
Lebens, die tief trauernden Hinterbliebenen trösten und uns vor jedem
Ungemach ferner bewahren. Ackermann, Lehrer." |
70. Geburtstag von Lehrer Daniel Ackermann
(1910)
Anmerkung: Daniel Ackermann ist 1840 geboren und 1921
gestorben (s.u.). Sein Sohn Rabbiner Dr. Aron Ackermann (geb. 1867 in
Hochhausen a.d.Tauber oder in Flehingen, gest. 1912 in Berlin -ichterfelde) war
seit 1880 im Gymnasium in Heidelberg und studierte nach 1887 in Berlin an der
Universität und am Rabbinerseminar; er wurde zunächst Rabbiner des Berliner
Synagogenvereins Ahawas Scholaum, ab 1. Mai 1895 Rabbiner, Lehrer und Brediger
in Brandenburg a.H..
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. September 1910: "Wiesloch
(Baden). Am 17. September begeht Lehrer Ackermann den 70. Geburtstag, das
50-jährige Amts- und 40-jährige Ortsjubiläum." |
Lehrer Daniel Ackermann feiert sein 50-jähriges
Amtsjubiläum (1912)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Juni 1912: "Wiesloch
(Baden). Am 11. Mai feierte Lehrer Daniel Ackermann sein 50-jähriges
Amtsjubiläum und war bei dieser Gelegenheit Gegenstand zahlreicher
Anerkennungen seines vorbildlichen Wirkens." |
Lehrer Daniel Ackermann ist in den Ruhestand getreten
(1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Das Verordnungsblatt
des Oberrates bringt Bestimmungen über die Gewährung von Ruhegehältern
an Rabbiner, Lehrer und Kantoren und über die Fürsorge deren
Hinterbliebenen. -
Daniel Ackermann - Wiesloch ist in den Ruhestand
getreten." |
Zum Tod von Lehrer und Kantor Daniel Ackermann (1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1921: "Wiesloch
(Baden), 23. Januar (1921). Der Religionslehrer und Kantor der hiesigen
Gemeinde, Daniel Ackermann, welcher 43 Jahre lang hier wirkte und seit
1913 im Ruhestand lebte, wurde hier letzten Mittwoch unter starker
Beteiligung zu Grabe getragen. An seinem Grabe sprach Herr Stadtrabbiner
Dr. Oppenheim von Mannheim und zeichnete in trefflichen Worten ein
herrliches Lebensbild des Entschlafenen, der in wahrer Standhaftigkeit
stets ein (frommer) jüdischer Mann gewesen und mit seinem ganzen Herzen an den
Worten unserer Tora ging, aber auch nicht minder im öffentlichen Leben
sich einen großen Kreis von Freunden zu erwerben verstand. Herr Lehrer
Hahn, Walldorf, widmete dem Freund und Kollegen im Namen des Landesvereins
israelitischer Religionslehrer und Kantoren Badens, wie noch des
Naftali-Epstein-Vereins, dessen Mitbegründer der Verstorbene war, warme
Abschiedsworte und dankte für das liebevolle Interesse, welches er während
seiner Lebzeiten diesen Vereinen entgegenbrachte. Der Verewigte hatte das
hohe Alter von 80 Jahren erreicht; es blieben ihm mancherlei Schickungen
nicht erspart, doch hielt ihn sein unerschütterliches Vertrauen zu Gott
aufrecht. Sein Andenken wird unter uns fortleben. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Todesanzeige für Lehrer Albert Simon (1928)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1928: "Am Dienstag, den 26.
Juni verschied in Frankfurt am Main nach schwerem Leiden mein lieber Mann,
unser treu sorgender Vater, Bruder, Schwiegervater und Großvater
Herr
Lehrer Albert Simon
im 62. Lebensjahre. Wiesloch bei Heidelberg, New York,
Berlin.
In tiefster Trauer: Fanny Simon geb. Sulzberger – Willi Simon
und Frau Eleonore geb. Loewy – Dr. Gustav Held und Frau Henny geb.
Simon, Zahnärztin – Thea Held Witwe geb. Simon – Ernst Hirschstein
und Frau Ella geb. Simon – Dr. Salomon Simon, Zahnarzt – Ida Simon –
Henny, Evelyne, Ralph, Reginald als Enkelkinder." |
Zum Tod der Mutter von Lehrer Bernhard Lehmann (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1935: "Alzenau
(Unterfranken), 1. Mai (1935). Am vierten Tag der Halbfeiertage (des
Pessach-Festes, das war 23. April 1935] verschied im 70. Lebensjahr
Frau Lehrer Lehmann im Spessartdörfchen Eschau.
In Alzenau geboren, war es ihr Wunsch,
auf dem dortigen Friedhof bestattet zu werden. Herr Bezirksrabbiner Dr.
Bloch, Aschaffenburg, widmete der
Verstorbenen am Sterbehause Worte ehrenden Gedenkens. Der einzige Sohn,
Lehrer in Wiesloch, brachte die Gefühle der Dankbarkeit und
kindlichen Verehrung zum Ausdrucke. Ein stattlicher Trauerzug, in welchem
auch viele Nichtjuden waren, gab Frau Lehmann das letzte Geleite. Nach
ihrer Überführung zum Friedhof Alzenaus
zeichnete Herr Lehrer Wechsler in kurzen Strichen die hervorragenden
Eigenschaften der Entschlafenen, worauf der Gatte in rührenden
Worten Abschied von der geliebten Lebensgefährtin nahm. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Leopold Mayer aus Wiesloch wird Lehrer und Vorsänger
in Nonnenweier (1842)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 5. Oktober 1842 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Dienst-Nachrichten.
Die mit dem Vorsängerdienste vereinigte Lehrstelle an der neuerrichteten
öffentlichen Schule bei der israelitischen Gemeinde Nonnenweier,
im Mittelrheinkreise, wurde dem bisherigen Religionsschullehrer und
Vorsänger bei derselben, Schulkandidaten Leopold Mayer von Wiesloch,
übertragen."
|
Zur Beisetzung des preußischen Landwehrmannes Moritz
Sarnow aus Magdeburg (1871)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1891: "Wiesloch, 26. März
(1871). Heute bewegte sich ein Leichenzug durch hiesige Stadt nach dem jüdischen
Begräbnisplatze. Der preußische Landwehrmann Moritz Sarnow aus
Magdeburg, der die Belagerung von Straßburg und die Kämpfe von Belfort
mitmachte, und daselbst allen Gefahren entging, ist im Lazarett zu
Schwetzingen am 25. März am Typhus gestorben. Dass derselbe allgemein
betrauert wurde, zeigte besonders die große Beteiligung der hiesigen jüdischen
und christlichen Bürger an dem Leichenbegängnisse.
Der Verstorbene war
verheiratet. Seine Gattin war schon früh gestorben, er hinterlässt aber
ein noch unmündiges Kind und hochbetagte Eltern; ebenfalls einen Bruder
und verschiedene Verwandte. Möge Gott die Hinterbliebenen trösten. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Ackermann, Lehrer." |
Zum Tod von Lazarus Bodenheimer (1892)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1892: "Wiesloch, 15. Juni
(1892). Einen wahren und echten Jehudi haben wir heute zu Grabe getragen,
Herrn Lazarus Bodenheimer. Nach nur achttägiger Krankheit ist er am
vergangenen Montag, 75 Jahre alt, verschieden. Der Tod hat eine unausfüllbare
Lücke nicht nur in die Familie des Verewigten, sondern auch in die
hiesige israelitische Gemeinde und die ganze hiesige Einwohnerschaft
gerissen. Als Synagogenratsmitglied und Synagogenvorsteher war er der
israelitischen Gemeinde ein treuer Führer. Er bekleidete jene Stellung
mit kurzer Unterbrechung beinahe 40 Jahre lang. Manche schöne, echt-jüdische
Einrichtung hat ihm die Gemeinde zu verdanken. Sein Einfluss hat uns
unseren Gottesdienst unversehrt erhalten. Mehr als 30 Jahre war er
ehrenamtlicher Vorbeter an den Ehrfurchtgebietenden Tagen.
Aus Nah und Fern strömten Leute ohne Unterschied der Konfession
herbei, um sich an der Beisetzung zu beteiligen, und so bewegte sich heute
Abend ein Leichenzug von unübersehbarer Größe durch unsere Stadt, der
beste Beweis für die hohe Achtung, die der Hingeschiedene genoss. Auf dem
Friedhofe schilderte Herr Rabbiner Dr. Sondheimer in herrlichen Zügen die
Tugenden des Hingeschiedenen, gestützt auf das Psalmwort: 'Dein Wort
ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege'." |
Leopold Bodenheimer verrichtet noch das Vorbeteramt
(1911)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Oktober 1910: "Wiesloch
(Baden). Letzten Jomkippur betete Herr Leopold Bodenheimer trotz seiner 88
Jahre das Neilahgebet in unserer Synagoge vor." |
Goldene Hochzeit von Gerson Flegenheimer und Therese geb.
Türkheimer (1912)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. März 1912: "Wiesloch.
Gerson Flegenheimer und Frau Therese geb. Türkheimer feierten die goldene
Hochzeit." |
Max Marx und Adolf Rosenthal wurden in den
Bürgerausschuss gewählt (1912)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Mai 1912: "Karlsruhe.
In Wiesloch wurden Max Marx und Adolf Rosenthal in den Bürgerausschuss
gewählt." |
Zum Tod des im Krieg gefallenen Siegfried Bodenheimer
(1915)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1915: "Wiesloch, 12. Juni
(1915). Auch an der hiesigen Gemeinde sind die Schrecken des Krieges nicht
spurlos vorübergegangen. Am 1. Juni erlitt den Heldentod fürs Vaterland
Siegfried Bodenheimer im Alter von 23 Jahren, der hoffnungsvolle Sohn
unseres verehrten Vorstehers, Herrn Bernhard Bodenheimer. Die Familie ist
durch diesen schweren Schlag, der sie betroffen, in große Trauer versetzt
und mit ihr die ganze Gemeinde. Der allzu früh Dahingeschiedene war trotz
seiner Jugend schon ein voll ausgebildeter Kaufmann, und er hatte in
verschiedenen großen Handelsstädten im Ausland seine kaufmännische
Laufbahn zu erweitern gesucht. Nur kurze Zeit war ihm beschieden, gegen
unsere westlichen Feinde zu kämpfen, als ihn die feindliche Kugel
niederstreckte. Möge im Gedanken an Gott die tief trauernde Familie Trost
finden und sie fernerhin vor jedem Unglück behütet sein. Dem
Dahingeschiedenen werden wir ein treues Andenken bewahren. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Leopold Bodenheimer (1915)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1915: "Wiesloch, 4.
August (1915). Heute bewegte sich ein stattlicher Leichenzug durch unsere
Stadt. Es galt, unser verehrtes Gemeindemitglied, Herrn Leopold
Bodenheimer zur letzten Ruhe zu begleiten. Er hinterlässt 7 Kinder, 3 Söhne
und 4 Töchter, die ihren Vater betrauern und beweinen. Er war seinen
Kindern ein überaus besorgter Vater. Seine Kinder wussten dies auch in
vollem Maße in dankbarer Weise und kindlicher Liebe zu schätzen, da es
ihnen ein Herzensbedürfnis war, ihrem alten Vater seinen Lebensabend so
angenehm als nur möglich zu machen und ihn pflegten und versorgten, so
viel in ihren Kräften stand. Der Verstorbene war nicht nur das älteste
Mitglied der israelitischen Gemeinde, sondern auch der älteste Bürger
hiesiger Stadt. Die israelitische Gemeinde betrauert in ihm einen ihrer
besten Mitglieder, der sowohl in bürgerlicher Beziehung, als auch ganz
besonders in religiöser Beziehung seine Pflicht erfüllte. Mehr denn 50
Jahre versah er an den hohen Feiertagen als Aushilfe den Vorbeterdienst
und war es für die versammelte Gemeinde ein Hochgenuss, wenn Herr Leopold
Bodenheimer vor das Vorbeterpult trat und wusste er mit seinem erhebenden
Vortrag die Gemeinde zur Andacht zu stimmen. Lange Jahre hindurch war er
Vorsteher des Wohltätigkeits-Vereins und unter seiner trefflichen Leitung
erfuhr der Verein ein schönes Emporblühen. Herr Rabbiner Dr. Oppenheimer
aus Mannheim als Vertreter des in Urlaub befindlichen Herrn
Bezirksrabbiner Dr. Pinkus in Heidelberg hielt die Leichenrede und gab in
herrlichen Worten eine gehaltvolle Schilderung des Lebenslaufes des
Dahingeschiedenen." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Kurzwaren- und Schneiderartikel-Geschäftes Leopold Marschall (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1901:
"Suche einen Lehrling
für mein Kurzwaren- und Schneiderartikel-Geschäft. Kost und Logis im
Hause. Offerten an
Leopold Marschall, Wiesloch,
Baden." |
Anzeige der Frau von Adolf Rosenthal (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: "Suche
per 15. April ein ordentliches Mädchen aus guter Familie, im Alter
von 16-18 Jahren zu einem Kinde.
Frau Adolf Rosenthal,
Wiesloch bei Heidelberg." |
Verlobungsanzeigen von Henriette Rosen und Gerson Brettler
(1922)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Statt Karten!
Henriette Rosen – Gerson Brettler. Verlobte.
Frankfurt am Main, Zeil 39,
II – Wiesloch, Marktstraße 7 / Heidelberg.
Empfang: Samstag, den 29.
April 1922. Sonntag, den 30. April 1922." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. April 1922:
Dieselbe Anzeige wie in der Zeitschrift "Der Israelit"
(s.o.) |
Verlobungsanzeige von Paula Traub und Dr. David Bär (1924)
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Über mittelalterliche
Einrichtungen ist nichts bekannt.
Vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammt die Einrichtung
einer für Männer und Frauen getrennten Synagoge: die "Männerschule",
die sich bis 1837 am Platz der späteren Synagoge befand, und die
"Weiberschule", die im Obergeschoss eines unmittelbar angrenzenden
Hauses (Grundstück Rathausgasse 1, abgebrochen) untergebracht war. Im Haus der
Weiberschule war (bis 1926) auch die Wohnung des jüdischen Lehrers.
1837/38 wurde eine neue Synagoge erbaut, in der nun Männer und Frauen (letztere auf der Empore) Platz hatten. Vom Bau dieser
Synagoge sind noch wenige Dokumente erhalten. Nach diesen erfolgte am 25. August
1837 die "Publication" durch Ausschellen in Wiesloch und den
Nachbarorten Baiertal, Dielheim, Malsch und Rauenberg, dass die Arbeiten zur
Erbauung der Synagoge versteigert werden. Die Versteigerung durch den
Synagogenrat war auf den 1. September 1837 angesetzt worden. Die gesamten
Arbeiten und Lieferungen wurden auf 821 Gulden und 14 Kreuzer veranschlagt. Der
Betsaal sollte eine Fläche von etwa 64 qm umfassen, die Frauenempore auf zwei Säulen
ruhen. Bei den Schreinerarbeiten wurde vermerkt, dass "der alte Altar"
(gemeint der Toraschrein aus dem bisherigen Betsaal) weiterhin Verwendung finden
sollte. Die Arbeiten wurden an den Zimmermeister Abraham Horn zum Pauschalpreis
von 829 Gulden vergeben. In die Bauarbeiten wurde auch das angrenzende Gebäude
der bisherigen "Weiberschule" und der Lehrerwohnung (Grundstück
Rathausgasse 1) einbezogen. Wie viel die Bauarbeiten insgesamt kosteten, ist
nicht bekannt. Jedenfalls wurden sie wesentlich teurer als geplant, da der
Synagogenrat im September 1838 dem Bürgermeisteramt mitteilte, dass zur
Begleitung einer Restschuld in Höhe von 1000 Gulden die Aufnahme einer Hypothek
geplant sei.
100 Jahre lang diente die Synagoge der jüdischen Gemeinde
Wiesloch als Mittelpunkt des gottesdienstlichen Lebens. Im Einschätzungsverzeichnis
zur Feuerversicherung vom 24. Januar 1936 wird der allgemeine bauliche Zustand
des damals 97 Jahre alten Gebäudes mit "ziemlich gut" angegeben.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge im
Inneren völlig zerstört. SA-Männer vernichteten den halbkreisförmig
vorspringenden Raum der Synagoge mit dem Toraschrein vollständig, dabei rissen
sie die Gebotstafeln herunter. Sie schändeten und verbrannten anschließend auf
dem nahegelegenen Kirchplatz Kultgegenstände, Schriften und Einrichtungsgegenstände.
Das Grundstück mit den baulichen Resten wurde an die südlich davon liegenden
Grundstückseigentümer verkauft. Nach zeitweiliger Nutzung des Synagogengebäudes
als Garage wurde es 1957 abgebrochen; die an drei Nachbarn bereits 1939
verkauften Grundstücksteile wurden in deren Neubebauung einbezogen. Nach Abriss
der Synagoge wurde ein Teil des Eingangsportals (mit Inschrift) in die
Umfassungsmauer des jüdischen Friedhofs eingemauert.
Seit 1974 erinnert eine Hinweistafel an den Standort der Synagoge (Ecke Synagogengasse/Hauptstraße 103; Gedenktafel an
der Stelle des ehemaligen Synagogeneingangs). Nach der Synagoge wurde die Synagogengasse benannt, die im Volksmund auch den Namen "Judengäßle"
hatte (in der NS-Zeit "Kleine Gasse").
Eine weitere, 1988 angebrachte Gedenktafel erinnert an die jüdische
Gemeinde in Wiesloch. Die Tafel soll den Bruch des deutschen Volkes mit den
Juden während der Herrschaft der Nationalsozialisten darstellen und
gleichzeitig den Versuch der Versöhnung nach dem Krieg durch die Annäherung
der Bruchstücke symbolisieren. Das dargestellte Haus ist eine Frontansicht der
Synagoge. In hebräischer Schrift ist im unteren waagrechten Strich des
David-Sterns der Spruch zu lesen, der bis zu ihrem endgültigen
Abriss (1957) das Portal der Synagoge zierte: "Ich freue mich über die,
die da sagten: Lasset uns ziehen zum Hause des Herrn."
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt,
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Zeichnung unbekannten
Datums
(Quelle: Hochwarth s.Lit. S.171) |
Fotos um 1955:
(Quelle: Stadtarchiv Wiesloch) |
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In dem mittleren kleinen Haus
(mit Fachwerk) befand sich im Obergeschoss früher die
"Weiberschule" |
Die Fotos zeigen die ehemalige Synagoge
kurz vor dem Abbruch |
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Im Teil des Synagogengebäudes
am rechten
Bildrand war schon eine Wohnung und eine
Garage eingebaut
worden. |
Das Plakat an der ehemaligen
Synagoge vor Abbruch - vergrößert |
Die Stuckdecke
des Betsaales |
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Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Die Bebauung des ehemaligen
Synagogengrundstückes |
Die (sehr unscheinbare)
Gedenktafel für die Synagoge
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Straßenschild
"Synagogengasse"
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Die Portalinschrift der ehemaligen Synagoge auf dem jüdischen Friedhof
(1985/2003) |
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Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 14.10.2003) |
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In der Synagogengasse:
Blick auf das Grundstück der ehemaligen Synagoge |
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Straßenschild |
Hinweistafel |
Gedenktafel |
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Fotos 2009:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2009) |
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Die
"Synagogengasse"; am Haus links die Gedenktafel |
Straßenschild |
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Die Gedenktafel, angebracht im
November 1988 zum 50. Jahrestag
der Pogromnacht 1938 |
"Was damals geschah, sei
uns und allen
nach uns mahnende Erinnerung und
Verpflichtung.
9.11.1988" |
Darstellung der Synagoge
auf der Gedenktafel |
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Die Hinweistafel von 1974 |
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Fotos
2011:
(Fotos: Michael Ohmsen, die Fotos in höherer Auflösung
auf der Website von M. Ohmsen: Fotos
zu Wiesloch) |
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Blick auf den
Standort der ehemaligen Synagoge |
Gedenktafel |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2010:
Erinnerung an die Deportation nach Gurs im
Oktober 1940 |
Artikel von Anton Ottmann in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 25. Oktober 2010 (Artikel):
""Wir müssen hinsehen und eingreifen"
Wiesloch. "60 Häftlinge in einer Baracke, verraten, weggesperrt, wie Tiere in einem Käfig." "Männer und Frauen getrennt, besitzlos, rechtlos, heimatlos, jede Freude aus dem Herzen geschnitten." Und: "Alle sind sie wach, bis auf einen, er findet seinen Platz im Sarg." So beschrieben Schüler aus der siebten und achten Klasse der Baiertaler Pestalozzi-Schule (betreuender Lehrer Torsten Hirschberger) das Grauen im französischen Lager Gurs, in das Wieslocher Juden am 22. Oktober 1940 deportiert wurden. In der Gedenkfeier im Foyer des Wieslocher Rathauses malten die Schüler mit knappen Worten Bilder von Verzweiflung, Hunger, Krankheit, Einsamkeit, Elend und Entwürdigung, umrahmt mit schrillen, schmerzhaften und tief melancholischen Tönen von Tim Ohlsson auf seiner Klarinette.
Nicht weniger erschütternd war der Bericht über das Schicksal der Heidelberger Familie Oppenheimer, den Schüler der Klassen 11 und 12 des Ottheinrich-Gymnasiums Wiesloch (betreuender Lehrer Christian Annuschat) in verteilten Rollen vortrugen. Bis 1935 unterschied sich das Leben von Hans Oppenheimer, dessen Briefe an seine Eltern der Nachwelt erhalten sind, nicht von anderen Kindern. Dann musste er das Gymnasium verlassen, eine kaufmännische Lehre machen und schließlich seinen Lebensunterhalt als Landarbeiter verdienen. Wie alle anderen wurde er nach Gurs deportiert und sein Leben endete kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Buchenwald. Auch sein Vater kam um, während Bruder Max und seine Mutter überlebten.
Wenn es um Unrecht geht ...
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Stadtarchivar Manfred Kurz berichtet, wie vor 70 Jahren, am letzten Tag des jüdischen Laubhüttenfestes, die Baiertaler und Wieslocher Juden, der jüngste 18 Monate und der älteste 70 Jahre alt, verhaftet wurden. Mit 50 Kilogramm Gepäck, wenig Proviant und kaum Bargeld wurden sie in der Landwirtschaftsschule in Wiesloch eingesperrt und am nächsten Tag zum Bahnhof in Heidelberg gebracht. Von dort wurden sie in das französische Gurs am Rande der Pyrenäen transportiert. Hunger, katastrophale hygienische Verhältnisse und mangelnde medizinische Versorgung ließen viele umkommen. Wenige konnten fliehen oder wurden von reichen Verwandten freigekauft. 1943 wurden die Überlebenden in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern getötet, nur vier Wieslocher Bürger überlebten" |
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Februar 2012:
In Wiesloch sollen "Stolpersteine" verlegt werden. |
Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" am 31. Januar 2012 "Stolpersteine
sollen Erinnerung wachhalten":
Wiesloch. (rö) "Es gibt Leute, die sagen, wir haben schon genug gemacht", sagt Patricia Hillier. "Wir finden das nicht. Für uns gehört die Erinnerung mitten in die Stadt." Anna Stark ergänzt, hinter den "Stolpersteinen" des Künstlers Gunter Demnig steckten persönliche Schicksale. Sie seien etwas ganz anderes als beispielsweise ein Mahnmal. "Sie bringen einem das Schicksal der Menschen viel näher", sagt sie.
Die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Deportation jüdischer Mitbürger nach Gurs war vor eineinhalb Jahren für Patricia Hillier der Anlass, über Stolpersteine in Wiesloch nachzudenken. Rund 20 Menschen kommen nun regelmäßig bei den Treffen zusammen, gleich beim ersten Mal hatte sich ein 87-jähriger Zeitzeuge gemeldet, der viel zu erzählen wusste. "Wir werden von Bürgerstiftung, Gymnasium, Kirchen und Politikern unterstützt", sagt Patricia Hillier. Ziel ist, 22 Stolpersteine zu verlegen, die an die Menschen erinnern, die hier bis zum 22. Oktober 1940 gelebt haben. "Das ist für die Stadt nicht mit Kosten verbunden, sondern soll durch Sponsoren finanziert werden", hofft die Initiative laut Anna Stark auf die Zustimmung der politischen Gremien, in denen das Vorhaben noch beraten werden muss.
Gunter Demnig hat sein Projekt 1990 begonnen, als er die Deportation der Sinti und Roma in Köln nachzeichnete. 1993 konzipierte er den ersten Stolperstein, eine kleine Messingtafel im Straßenpflaster, die den Opfern des Nationalsozialismus wieder einen Namen gibt. In über 500 deutschen Orten (unter anderem auch in Walldorf und Heidelberg) liegen sie bereits in den Gehwegen vor den Häusern, in denen die NS-Opfer gewohnt haben. "Damit will er dokumentieren, dass diese Menschen unter uns gelebt haben", sagt Patricia Hillier. Demnig schreibe auch nie "gestorben", sondern immer "ermordet".
Die Mitglieder der Wieslocher Stolperstein-Initiative sind sich bewusst, dass es auch kritische Stimmen zu der Aktion gibt. So hatte Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, es schon 2004 als "unerträglich" bezeichnet, die Namen ermordeter Juden auf Tafeln zu lesen, die in den Boden eingelassen sind und auf denen mit Füßen "herumgetreten" werde. "Man verneigt sich vor den Opfern, indem man sich nach unten beugt, um die Inschrift zu lesen", hat Patricia Hillier eine ganz andere Sichtweise. Sie berichtet von den Kontakten zu Wieslocher Juden, die den Holocaust überlebt haben. So hätten sich Paul und Joel Flegenheimer per E-Mail und Telefon bei ihr gemeldet. "Beide stehen der Sache positiv gegenüber."
Zur Arbeit der Initiative gehört es auch, so viele Information wie möglich über die Deportierten zusammenzutragen: "Zeitzeugen haben uns zum Beispiel viel über die Hilfsbereitschaft von Joels Vater Oskar Flegenheimer erzählt", sagt Anna Stark. Aus vielen Mosaiksteinen soll ein persönliches Bild jedes einzelnen Opfers entstehen, die schließlich auch in einer Broschüre zusammengefasst werden sollen. Deshalb würde man sich freuen, wenn sich weitere Menschen finden, "die sich an die damaligen jüdischen Mitbürger erinnern oder aus Erzählungen etwas über sie wissen." Das nächste Treffen ist am Montag, 13. Februar, 19.30 Uhr, in der TSG-Gaststätte.
Info: Kontakt: Patricia Hillier, Telefon 07253/23385, oder Anna Stark, 06222/937815."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 298-300. |
| Germania Judaica III,2 S. 1643-1644. |
| Artur Hochwarth/Oswald Zehe: Die Kultstätten der jüdischen
Gemeinde in Wiesloch und Die jüdische Gemeinde in Wiesloch, in: Kraichgau 9
(1985) S. 170-189. |
| Gustav Filsinger: Der Weg in die Katastrophe, in: 1000 Jahre Marktrecht
Wiesloch. 1965. S.128-131. |
| Christian Sachs: Die Geschichte der Wieslocher und Baiertaler Juden im
Dritten Reich (handschriftliche Schülerarbeit 1983 im Gymnasium Wiesloch). 1983. |
| Gedenkstunde in Wiesloch, in: Mitteilungsblatt des Oberrats der Israeliten
Badens. 1974. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 335-337. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Wiesloch, Baden. The 14th
century community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49 and
Jews settling later were expelled by Rupert I. in 1391. After being limited to a
few families in the 16th-18th centuries, the community began to grow in the 19th
century, reaching a population of 119 in 1875. A synagogue was built in 1840. In
the early 20th century, Jews were active in the cattle trade and tobacco
industry and played an important part in the city's commercial life, through not
active politically. In 1933, 101 Jews remained. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the synagogue was vandalized, windows of Jewish homes were
smashed, and Jewish men were detained in the Dachau concentration camp. At least
39 Jews emigrated from Germany. Eighteen were deported to the Gurs concentration
camp on 22 October 1940 and six were sent to other places, 15 perishing. Another
12 Jews from the local psychiatric hospital were put to death.
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