Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht
"Synagogen im Kreis Bergstraße"
Hirschhorn
(Kreis
Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Dr. Ulrich Spiegelberg,
Hirschhorn)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem (1391 als Stadt gegründeten) Hirschhorn werden Juden
erstmals 1644 genannt. Für das 17. und 18. Jahrhundert sind ca.
fünf bis acht Familien in der Stadt nachweisbar. Anhand von Ratsprotokollen,
Stadtrechnungen und Schatzungsbüchern können die meisten Namen ermittelt
werden. Die Vorfahren der Familie Sandel waren nach der Vertreibung der Juden aus
Wien (1670) nach Hirschhorn gekommen. Die jüdischen Häuser lagen im
Stadtgebiet verstreut; sie lassen sich nach den Schatzungsbüchern ab 1692
ermitteln.
Strukturen und Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde in der Stadt lassen sich für das beginnende 18.
Jahrhundert nachweisen: um 1700 (den Orts- und Lagebezeichnungen der Schatzungsbücher nach zwischen 1697 und
1703 - also wohl mit der Aufhebung der Pfandschaft) konnte ein Friedhof
auf vermutlich ehemaligem herrschaftlichem Gelände angelegt werden. 1775 erwarb
die Gemeinde ein Haus, das zur Wohnung des Judenschulmeisters (erster Judenschulmeister Enoch Abraham, danach Daniel Simon der sich später Simon Dessauer nannte), als
Betsaal und als "Judenschlafstätte" (Herberge) benutzt
wurde. Mit der Einrichtung des Betsaals in der Hauptstrasse 1830/33 wurde das Haus verkauft. Das Haus der neuen Synagoge war seit 1692 nachweisbar in jüdischem Besitz.
Eine Mikwe besaß die Gemeinde nie. Einige jüdische Häuser (z.B. das Haus
neben der "Krone") hatten private Tauchbäder, die Anfang des 19.
Jahrhunderts erfasst wurden (Akten hierzu im Stadtarchiv beziehungsweise im ehemaligen Kreisarchiv
Heppenheim - jetzt Hessisches Staatsarchiv Darmstadt).
Die Zahl der jüdischen Einwohner blieb auch im 19. Jahrhundert klein.
Folgende Zahlen liegen vor: 1828 58 jüdische Einwohner (3,7 % von insgesamt
1.583 Einwohnern in etwa 10 jüdischen Haushaltungen/Familien), 1841 53, 1861 30
(1,6 % von 1.893), 1880 33 (1,7 % von 1.957), 1890 36 (1,9 % von 1.934), 1900 26
(1,3 % von 1.994), 1910 29 (1,3 % von 2.203). In der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts lebten die jüdischen Familien in meist sehr armseligen
Verhältnissen (überwiegend Hausier- und Schacherhandel). Am wohlhabendsten war
noch der damalige Gemeindevorsteher (um 1827) Moises Löb, der eine Krämerei
und einen Viehhandel betrieb. In den 1830er-Jahren werden als Haushaltsvorsteher
genannt: Heyum Benedikt, Moises Löw, Salomon Sandel, Schmay Sandel, Simon
Grünewald, Jakob Lippmann (Liebmann), Löw Rosenthal, Samuel Sandel, Abraham
Sandel, Simon Dessauer.
An Einrichtungen reichte auch im 19. Jahrhundert ein Betsaal aus (s.u.),
dazu bestanden eine Religionsschule, ein rituelles Bad und der Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der auch als Vorbeter und Schächter angestellt war. Genannt werden
als Lehrer: von 1785 bis nach 1833 (!) Simon Dessauer, 1841
Leopold Eppinger (er hatte vier jüdische Kinder zu unterrichten). Gegen Ende
des 19. Jahrhunderts gab es keinen eigenen Lehrer und Vorbeter mehr in
Hirschhorn. Die Gemeinde wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von
den Rabbinern in Michelstadt betreut. Seit Ende des 19. Jahrhunderts
gehörte die Gemeinde zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde: Zacharias
Würzburger (geb. 13.8.1883 in Binau, gef. 16.8.1915).
Um 1925 gehörten noch 18, 1932/33 22 Personen zur jüdischen Gemeinde. Vorsitzende
waren um 1925 E. Bamberger, Salomon Salomon (seit 1901 im Vorstand, gest.1935) und J.
Wimpfheimer. Letzter Gemeindevorsteher war Josef Bamberger (seit 1927).
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 20 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung,
des wirtschaftlichen Boykotts und weiterer Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Um 1935 begann sich die Gemeinde aufzulösen. Da nur noch vier stimmberechtigte Gemeindeglieder anwesend waren, fand keine Neuwahl eines Gemeindevorsitzenden
mehr statt. Nach 1938 blieb nur noch Louis Salomon zurück, der im September 1942 nach
Theresienstadt deportiert wurde und umgekommen ist.
Von den in Hirschhorn geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Siegbert Mann (1904), Berta Newratil (1901),
Hannchen Oppenheimer (1871), Emil Salomon (1880), Louis Salomon (1877), Lina
Schnauzer geb. Marx (1875), Julie (Julchen) Steiner geb. Salomon (1890).
Berichte aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen jüdischer
Privatpersonen
"J.L.L." empfiehlt sich als Vorsänger zu den
Feiertagen (1865)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1865:
"Jemand, der bereits seit 15 Jahren bei größeren Gemeinden als
Lehrer und Vorsänger konditionierte, dem Vorsingen (mit angenehmer
Stimme) vollkommen mächtig ist, wünscht auf bevorstehende jüdische
Feiertage als chasan oder Mitgehilfe eine Stelle. Franko-Gesuche sind zu
richten an J.L.L. poste rest. Hirschhorn a.N." |
Freundlicher Hinweis auf diese Anzeige
von Uri Kellermann, Nof Ayalon, Israel. |
Zur Geschichte der Synagoge
1775 erwarb die Gemeinde - wie bereits oben genannt - ein Haus, das zur Wohnung des Judenschulmeisters (erster Judenschulmeister Enoch Abraham, danach Daniel Simon der sich später Simon Dessauer nannte), als
Betsaal und als "Judenschlafstätte" (Herberge) benutzt
wurde. Mit der Einrichtung eines Betsaals in der Hauptstrasse 1830/33 wurde das Haus verkauft. Das Haus der neuen Synagoge war seit 1692 nachweisbar in jüdischem Besitz. Der
Betsaal hatte 35 Plätze.
Bereits um 1850 war in Hirschhorn auf Grund des Wegzuges mehrerer
Familien kaum mehr Minjan vorhanden (die zum Gottesdienst nötige Zahl von zehn
jüdischen Männern). 1857 wird berichtet, dass mehrere Männer aus
Hirschhorn zum Sabbat in Eberbach waren, um dort für den Minjan zu sorgen,
dadurch konnte in Hirschhorn kein Gottesdienst mehr stattfinden. Vermutlich
wurden in den folgenden Jahrzehnten nur unregelmäßig beziehungsweise vor allem
an den Feiertagen Gottesdienste in der Synagoge abgehalten.
Im Juni 1938 löste sich die Gemeinde auf, das
Haus mit dem Betsaal wurde verkauft und entging dadurch einer Schändung oder
Zerstörung beim Novemberpogrom 1938.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 50
Fotos
(Fotos: Michael Ohmsen, Aufnahmen vom Sommer
2010)
Gebäude mit dem
ehemaligen Betsaal
(Synagoge) |
 |
 |
|
Das Haus mit dem
früheren Betsaal der jüdischen Gemeinde mit der Hinweistafel:
"Ehemalige Synagoge. In diesem Haus befand sich von 1830 bis 1938 die
letzte Synagoge der jüdischen Gemeinde Hirschhorn."
(Foto links in hoher Auflösung über den Link
- Website von M. Ohmsen) |
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Germania Judaica II,2 S. 765. |
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 370-372 (einige Angaben bei
Arnsberg können auf Grund heutiger Kenntnisse nicht bestätigt werden). |
 | Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 23. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 177-178. |
 | Publikation
mit Beitrag zur jüdischen Geschichte von Hirschhorn: Ulrich
Spiegelberg: Hirschhorn - Stadt und Umgebung. Deutscher Kunstverlag -
Edition 2008.
Informationen zu diesem Buch auf einer Seite
des Deutschen Kunstverlages. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hirschhorn Hesse. Jews were permitted
to settle in 1664*. A small community existed in 1744 and by 1828 it numbered 58
(4 % of the total). Unable to maintain an independent existence, the community
disbanded in 1938 and all but one of the 24 Jews left, most emigrating to the
United States.
* not already in 1349 !

vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|