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Herleshausen (Werra-Meißner-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Herleshausen (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Herleshausen wurde 1804 angelegt.
In einem Dokument aus dem Staatsarchiv Marburg (Bestand 22 a 3 Nr. 520; nach
Recherchen von Hans Isenberg) zur "Anlegung eines Juden Totenhofs zu
Herleshausen" 1804 heißt es: "Die hiesige aus 7 Familien bestehende
Judenschaft hat bisher dafür keinen Todenhof gehabt, sondern hat ihre Toden nach
Reichensachsen, welches 5 Stunden von
hier entfernt ist, begraben müßen; welches im Winter, wegen der zwischen hier
und der dortigen Gegend liegenden Gebirge die größte Schwierigkeit hat; die
Juden haben daher bey hiesiger Fürstl. Gerichts Herrschaft, um ein Stück Acker
zu Anlegung eines eigenen Todenho(fes nachgesucht). Eingestellt:
Die von Hans Isenberg im StA Marburg recherchierten Dokumente (pdf-Datei).
Der älteste bekannte Grabstein ist aus
dem Jahr 1829 (Salomon Müller s.u.); die letzte Beisetzung wurde 1935 vorgenommen. Danach wurde der
Friedhof geschlossen. Die bis zu den Deportationen 1942 am Ort verstorbenen
Juden wurden auf dem jüdischen Friedhof in Eschwege beigesetzt. 1985 wurden noch 69 Grabsteine gezählt,
davon elf mit rein hebräischer Inschrift. Die Friedhofsfläche beträgt 20,78 ar.
Unmittelbar oberhalb des jüdischen Friedhofes wurde während des Zweiten
Weltkrieges ein Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene (Zwangsarbeiter) angelegt. Als man diesen
wegen der großen Zahl der Todesfälle erweitern musste, wurde ein Teil des
jüdischen Friedhofes eingeebnet und für die russischen Toten benutzt. Dabei
wurden zum Teil zwischen noch bestehenden jüdischen Grabstätten Bestattungen
vorgenommen.
Derzeit (2024) ist geplant, auf einer Grünfläche vor der sowjetischen
Kriegsgräberstätte (landläufig immer noch fälschlicher Weise "Russenfriedhof"
bezeichnet!) eine überdachte Sitzgruppe zu errichten und dort (ergänzend zur
vorhandenen Info-Tafel zur Kriegsgräberstätte) auch Informationen zum jüdischen
Friedhof anzubringen.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Gewann "Ölgrund" oberhalb des
Ortes (am Nordausgang in einer Waldecke). Zum Friedhof vom Ort den
Schildern zur "sowjetischen Kriegsgräberstätte" folgen.
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 23.10.2019)
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Die Hinweistafeln zur
"sowjetischen
Kriegsgräberstätte" führen vom Ort
auch zum jüdischen Friedhof |
Hinweistafel für die
sowjetische Kriegsgräberstätte,
auf der 1.593 Soldaten (Zwangsarbeiter/
Kriegsgefangene) beigesetzt wurden |
Gedenkstein für 38
namentlich
genannte sowjetische Kriegsgefangene, die
1941/42 umgekommen sind |
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Informationstafel zum
russischen
Zwangsarbeiterfriedhof |
Blick auf den Teil des
jüdischen Friedhofes, in
dem russische Gräber angelegt wurden |
Blick von dem für
russische Gräber verwendeten
Teil des jüdischen Friedhofes auf die jüdischen Gräber |
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Eingangstor zum
jüdischen Friedhof |
Ansichten des
jüdischen Friedhofes - vom russischen Friedhof aus gesehen |
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Gräber von Fanny
Müller (1846-1914),
Fanny Müller geb. Appel (1876-1931),
Meier Wolf (1854-1933) |
Teilansicht vom
Eingangsbereich
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Gräber für Rahel
Goldschmidt (1821-1900),
dahinter für Bernhard Goldschmidt
(1886-1897) |
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Teilansicht des
Friedhofes
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Hinweis auf Grab von
Salomon Müller (1762
Stadtlengsfeld - 1829),
Stamm-Vater der
jüdischen Müller-Familien in Herleshausen |
Grabstein für
Breinchen (Braunchen, Bertha) Müller
geb. Cahn (Kann) (1808 Stadtlengsfeld)
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Teilansichten des
älteren Teiles des Friedhofes |
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Zum Grab von Breinchen Müller
(vorletzte Fotozeile v.u. rechts; Informationen von Helmut Schmidt):
Breinchen (Braunchen Bertha) Müller, geb. Cahn (Kann), geb. 1808 in
Stadtlengsfeld war die Tochter des
Viehhändlers Isak Cahn/Kann und seiner namentlich nicht bekannten Frau.
Breinchen war nach dem Tod (1834) von Fridiriga Müller geb. Rose (sie
stammte auch aus Stadtlengsfeld) die zweite Frau des Schusters Simon Müller
(geb. 04. April 1803 in Herleshausen, gest. 20. November 1874 in
Herleshausen). Simon war der vierte Sohn von Salomon Aarons Sohn
(1762–1829), der als "Ur-Vater" der jüdischen Müller-Familie in Herleshausen
gilt. Auf der Informationstafel zum "Urvater" Salomon finden sich
weitere Informationen (siehe oben). Der Grabstein von Salomon wurde bei der
von der Wehrmacht (?) 1944 erzwungenen Erweiterung der angrenzenden
sowjetischen Kriegsgräberstätte vom eigentlichen Grab abgeräumt. Erst Anfang
der 2000er Jahre wurde er im angrenzenden Wald "wieder entdeckt" und am Rand
des "verbliebenen" Judenfriedhofs neu aufgestellt. |