Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Herleshausen (Werra-Meißner-Kreis) 
Jüdischer Friedhof 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
    
Siehe Seite zur Synagoge in Herleshausen (interner Link)   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes              
    
Der jüdische Friedhof in Herleshausen wurde 1804 angelegt. In einem Dokument aus dem Staatsarchiv Marburg (Bestand 22 a 3 Nr. 520; nach Recherchen von Hans Isenberg)  zur "Anlegung eines Juden Totenhofs zu Herleshausen" 1804 heißt es: "Die hiesige aus 7 Familien bestehende Judenschaft hat bisher dafür keinen Todenhof gehabt, sondern hat ihre Toden nach Reichensachsen, welches 5 Stunden von hier entfernt ist, begraben müßen; welches im Winter, wegen der zwischen hier und der dortigen Gegend liegenden Gebirge die größte Schwierigkeit hat; die Juden haben daher bey hiesiger Fürstl. Gerichts Herrschaft, um ein Stück Acker zu Anlegung eines eigenen Todenho(fes nachgesucht). Eingestellt: Die von Hans Isenberg im StA Marburg recherchierten Dokumente (pdf-Datei). 
 
Der älteste bekannte Grabstein ist aus dem Jahr 1829 (Salomon Müller s.u.); die letzte Beisetzung wurde 1935 vorgenommen. Danach wurde der Friedhof geschlossen. Die bis zu den Deportationen 1942 am Ort verstorbenen Juden wurden auf dem jüdischen Friedhof in Eschwege beigesetzt. 1985 wurden noch 69 Grabsteine gezählt, davon elf mit rein hebräischer Inschrift. Die Friedhofsfläche beträgt 20,78 ar.
   
Unmittelbar oberhalb des jüdischen Friedhofes wurde während des Zweiten Weltkrieges ein Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene (Zwangsarbeiter) angelegt. Als man diesen wegen der großen Zahl der Todesfälle erweitern musste, wurde ein Teil des jüdischen Friedhofes eingeebnet und für die russischen Toten benutzt. Dabei wurden zum Teil zwischen noch bestehenden jüdischen Grabstätten Bestattungen vorgenommen.
 
Derzeit (2024) ist geplant, auf einer Grünfläche vor der sowjetischen Kriegsgräberstätte (landläufig immer noch fälschlicher Weise "Russenfriedhof" bezeichnet!) eine überdachte Sitzgruppe zu errichten und dort (ergänzend zur vorhandenen Info-Tafel zur Kriegsgräberstätte) auch Informationen zum jüdischen Friedhof anzubringen. 
   
   
  
Lage des Friedhofes
  
Der Friedhof liegt im Gewann "Ölgrund" oberhalb des Ortes (am Nordausgang in einer Waldecke). Zum Friedhof vom Ort den Schildern zur "sowjetischen Kriegsgräberstätte" folgen.     
   
   
  
 
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 23.10.2019)    

Die Hinweistafeln zur "sowjetischen
 Kriegsgräberstätte" führen vom Ort
auch zum jüdischen Friedhof  
 Hinweistafel für die sowjetische Kriegsgräberstätte,
auf der 1.593 Soldaten (Zwangsarbeiter/
 Kriegsgefangene) beigesetzt wurden 
 Gedenkstein für 38 namentlich
genannte sowjetische Kriegsgefangene, die
1941/42 umgekommen sind 
     
 Informationstafel zum russischen
Zwangsarbeiterfriedhof
 Blick auf den Teil des jüdischen Friedhofes, in
 dem russische Gräber angelegt wurden 
 Blick von dem für russische Gräber verwendeten
Teil des jüdischen Friedhofes auf  die jüdischen Gräber
     
 Eingangstor zum jüdischen Friedhof Ansichten des jüdischen Friedhofes - vom russischen Friedhof aus gesehen 
     
 Gräber von Fanny Müller (1846-1914),
Fanny Müller geb. Appel (1876-1931),
 Meier Wolf (1854-1933)
 Teilansicht vom
Eingangsbereich
 
 Gräber für Rahel Goldschmidt (1821-1900),
dahinter für Bernhard Goldschmidt
 
(1886-1897)
     
 
 Teilansicht des Friedhofes
 
  
 Hinweis auf Grab von Salomon Müller (1762
 Stadtlengsfeld - 1829), Stamm-Vater der
jüdischen Müller-Familien in Herleshausen
 Grabstein für Breinchen (Braunchen, Bertha) Müller
geb. Cahn (Kann) (1808 Stadtlengsfeld)
   
     
Teilansichten des älteren Teiles des Friedhofes     
 

Zum Grab von Breinchen Müller (vorletzte Fotozeile v.u. rechts; Informationen von Helmut Schmidt): Breinchen (Braunchen Bertha) Müller, geb. Cahn (Kann), geb. 1808 in Stadtlengsfeld war die Tochter des Viehhändlers Isak Cahn/Kann und seiner namentlich nicht bekannten Frau. Breinchen war nach dem Tod (1834) von Fridiriga Müller geb. Rose (sie stammte auch aus Stadtlengsfeld) die zweite Frau des Schusters Simon Müller (geb. 04. April 1803 in Herleshausen, gest. 20. November 1874 in Herleshausen). Simon war der vierte Sohn von Salomon Aarons Sohn (1762–1829), der als "Ur-Vater" der jüdischen Müller-Familie in Herleshausen gilt. Auf der Informationstafel  zum "Urvater" Salomon finden sich weitere Informationen (siehe oben). Der Grabstein von Salomon wurde bei der von der Wehrmacht (?) 1944 erzwungenen Erweiterung der angrenzenden sowjetischen Kriegsgräberstätte vom eigentlichen Grab abgeräumt. Erst Anfang der 2000er Jahre wurde er im angrenzenden Wald "wieder entdeckt" und am Rand des "verbliebenen" Judenfriedhofs neu aufgestellt. 

     
       

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Herleshausen   
bulletLandesgeschichtliches Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen (LAGIS): https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/intro/sn/juf      
bullet Informationen zum Friedhof auf Seite des Landkreises 

Literatur:  

bulletArnsberg I,355-357.
bulletErich Schwerdtfeger: Die jüdischen Gemeinden in Herleshausen und Nesselröden: Beiträge zu ihrer Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Gemeinde Herrleshausen 1988.  
bulletEva Grulms/Bernd Kleibl: Jüdische Friedhöfe in Nordhessen. Bestand und Sicherung. Kassel 1984.
bulletKarl Kollmann/Thomas Wiegand: Spuren einer Minderheit. Judenfriedhöfe und Synagogen im Werra-Meißner-Kreis. Hg. vom Museumsverein Bischhausen/Wichmannshausen e.V. 1986.
Die Texte zur Geschichte der Friedhöfe und weitere Informationen wurden diesen Büchern entnommen. Hierin finden sich auch die Angaben über die Erhaltungszustände der Friedhöfe Mitte der 1980er-Jahre.

 
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020