Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heinebach (Gemeinde Alheim, Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zur Geschichte der Lehrer und der jüdischen Schule   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Heinebach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erste Erwähnungen liegen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor: 1664 wird Josef Levi, 1678 ein Jude namens 'Jöstchen' genannt. 1687 und 1693 erfährt man von weiteren jüdische Personen in Heinebach (1687 zwei Juden; 1693 Frau des Juden Itzig). Mitte des 18. Jahrhunderts sind drei jüdische Familien am Ort (1756 Familien des Susmann Isaak - mit acht Kindern, Meyer Susmann und Levi Isaak; 1766 gleichfalls drei Familien). Die Haushaltsvorsteher waren nach Angaben von 1766 Händler beziehungsweise (einer von den drei) Geschirrkrämer. Zwei der Familien wohnten in einem eigenen Haus (im heutigen Gebäude Im Hof 10 und in einem inzwischen abgebrochenen Gebäude Haus Nr. 41).      
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 6 jüdische Familien, 1844 7 Familien, 1853 11 Familien mit 61 Personen, 1855 67 jüdische Einwohner, 1861 80 (8,1 % von insgesamt 991 Einwohnern), 1885 76 (8,9 % von 853), 1895 54 (6,5 % von 831), 1905 (54 (5,5 % von 980). Die jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten den Lebensunterhalt vor allem als Viehhändler; auch gab es jüdische Metzger am Ort. An jüdischen Familiennamen gab es insbesondere Jaffa, Kaiser, Katz, Katzenstein und Sommer.  
 
1870-71 und im Ersten Weltkrieg waren mehrere der jüdischen Männer der Gemeinde als Soldaten auf den Kriegsschauplätzen eingesetzt. 1870-71 waren es Joseph Sommer I, Joseph Sommer II und Moses Sommer. Im Ersten Weltkrieg fiel Julius Friedrich Kaiser (geb. 25.10.1898 in Heinebach, seit 24.9.1916 als vermisst gemeldet). Sein Name steht auf dem Denkmal für die Gefallenen auf dem Ortsfriedhof der Gemeinde (früher stand das Denkmal im Ort).    
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule (Israelitische Elementarschule von 1865 bis 1. Oktober 1912, s.u.) und ein rituelles Bad (im Synagogengebäude?). Die Toten der jüdischen Gemeinde  wurden in Binsförth beigesetzt. Möglicherweise gab es zunächst auch einen eigenen jüdischen Friedhof am Ort, da im Margrund/Paradies ein Flurname "Judenfriedhof" oder "Judentotenhof" besteht. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Ab etwa 1800 war als Lehrer und Vorsänger Benjamin Jaffa aus Baumbach tätig (geb. 1769); sein Nachfolger war sein Sohn Aron Jaffa (von 1836 bis 1866). Aron Jaffas Sohn wurde gleichfalls Lehrer in Heinebach: Abraham Nathan Jaffa (ab 1866 Lehrer am Ort); sein Nachfolger war Abraham Speier aus Raboldshausen (seit 1872 Lehrer in Heinebach, trat 1912 in den Ruhestand; gestorben 1918). Die Israelitische Elementarschule war 1865 eingerichtet worden, als es 11 schulpflichtige jüdische Jungen und 12 Mädchen am Ort gab, die bis dahin die christliche Ortsschule besuchten. Die jüdische Gemeinde gehörte innerhalb des Kreises Melsungen zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.      
  
Um 1924, als zur Gemeinde noch 44 Personen gehörten (3,9 % von insgesamt 1.140 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde H. Heilbrunn und B. Sommer. Einen eigenen Lehrer hatte die Gemeinde nicht mehr. Sieben Kinder der Gemeinde erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer Stiefel aus Baumbach, der vermutlich bereits seit 1912 die Kinder in Heinebach unterrichtete, nachdem Lehrer Speier durch Krankheit immer weniger den Unterricht erteilen konnte. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewrat Jeschurun (beziehungsweise Chewra Kadischa; gegründet 1850, 1924/32 unter Leitung von Abraham Sommer I, 1924 12, 1932 9 Mitglieder). 1932 war Gemeindevorsteher J. Heilbrunn. Auch 1932 unterrichtete Lehrer Stiefel aus Baumbach. Der Unterricht für die jüdischen Kinder aus Heinebach (im Schuljahr 1931/32: 13 Kinder), Beiseförth und Binsförth wurde gemeinsam in der israelitischen Schule in Heinebach erteilt.   
       
Nach 1933 sind die meisten der jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 40 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 21 jüdische Einwohner konnten bis 1940 über Frankfurt in die USA, einige nach Palästina emigrieren. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge und der Schule zerstört; die Häuser der jüdischen Familien wurden verwüstet. Die meisten jüdischen Männer wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. 1939 wurden noch 15 jüdische Einwohner gezählt (1,2 % von 1.260 Einwohnern). Die letzten jüdischen Einwohner wurden von Heinebach aus deportiert.  
Anmerkung: im Anhang der Liste des Bürgermeisteramtes Guxhagen von 1962 über die "Juden, die am 31.1.1933 und später in Guxhagen (und Umgebung) wohnhaft waren" (pdf-Datei der an den International Tracing Service mitgeteilten Liste) werden 17 jüdische Personen aus Heinebach genannt.      
      
Von den in Heinebach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Jettchen Apt geb. Sommer (1893), Rosa Goldschmidt geb. Sommer (1882), Levy Leo Heilbrunn (1883), Karoline Kaiser (), Frieda Katz geb. Rosenbaum (1888), Grete (Gretchen) Katz (1925), Isidor Katz (1878), Jettchen Katz geb. Sommer (1877), David Katzenstein (1864), Dina Kellermann geb. Kaiser (1897), Franz Sally Korwan (1865, früherer Name: Sally Katzenstein), Emma Münzer geb. Kaiser (1894), Henriette (Jettchen) Plaut geb. Katzenstein (1858), Ella Rosenbaum geb. Sommer (1880), Abraham Sommer (1884), Baruch Sommer (1882), Elisabeth Sommer (1917), Else Sommer (1914), Hugo Salli Sommer (1879), Irma Sommer (1816), Jakob Ernst Sommer (1885), Julius Sommer (1875), Lina Sommer geb. Katz (1889), Minna Sommer geb. Rapp (1877), Richard Sommer (1904), Salomon Sommer (1880), Siegfried Sommer (1922), Siegmund Sommer (1874), Jettchen Speier geb. Sommer (1866), Frieda Wallach (), Gerti (Gerdi) Wallach geb. Rothschild (1889), Goldine Wallach geb. Rosenbaum (1889), Jonas Wallach (), Julius Wallach (1882), Leopold Wallach (1885), Lieselotte (Liesel) Wallach (1925), Margot (Marga) Wallach (1922).   
Im Mai 2019 wurden erstmals "Stolpersteine" in Heinebach zur Erinnerung an das Schicksal der umgekommenen jüdischen Heinebacher verlegt (sechs "Stolpersteine" für Angehörige der Familie Bachenheimer/Katz).
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
    
Berichte zur Geschichte der Lehrer und der jüdischen Schule  
 
Lehrer Aron Speier tritt in den Ruhestand (1912)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Oktober 1912: "Heinebach. Nach 40-jähriger Dienstzeit, die er bis auf wenige Wochen in unserer Gemeinde verbracht hat, ist Lehrer Aron Speier in den Ruhestand getreten. Aus diesem Anlass wurde ihm eine Abschiedsfeier veranstaltet, bei welcher Landrat von Aschoff aus Melsungen den Hohenzollernschen Hausorden überreicht. Kreisschulinspektor Schmitt - Spangenberg, Ortschulinspektor Pfarrer Reinhardt - Heinebach und Gemeindeältester B. Katz sprachen dem Lehrerveteran in herzlichen Worten ihren Dank für die stets bewiesene Pflichterfüllung aus."       

   
Die israelitische Volksschule wird aufgelöst (1912)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. November 1912: "Heinebach (Kreis Melsungen). Die israelitische Volksschule ist wegen der geringen Kinderzahl vom 1. Oktober dieses Jahres ab aufgelöst worden."           

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum 70. Geburtstag des langjährigen Gemeindeältesten Baruch Katz (1928)     

Heinebach Israelit 26041928.jpg (27521 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928: "Heinebach, 12. April (1928). Seinen 70. Geburtstag vollendete Herr Baruch Katz dahier. Viele Jahre bekleidete er das Amt des Gemeindeältesten hier zur vollen Zufriedenheit der Gemeinde. Er ist bei Juden und Nichtjuden in höchstem Maße geachtet und beliebt."  
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 4. April 1928: "Heinebach. Seinen 70. Geburtstag vollendete am 29. März, wie bereits berichtet, Herr Baruch Katz. Lange Jahre war er Gemeindevorsteher zur vollsten Zufriedenheit unserer Gemeinde. Weit und breit bei Juden und Christen erfreut er sich allergrößter Beliebtheit. Möge er noch lange Jahre in Gesundheit seinen Angehörigen erhalten bleiben."        

    
Über Franz Sally Korwan / Sally Katzenstein (1865-1942)  

Heinebach Korwan 010.jpg (14379 Byte)Franz Korwan ist als  Sally Katzenstein am 27. Oktober 1865 in Heinebach als Sohn von Baruch Katzenstein und der Jenni geb. Wolff geboren. Die Vorfahren Katzenstein lebten bereits über mehrere Generationen in Heinebach; die Mutter stammte aus Nesselröden. Sally Sally Katzenstein studierte 1888 in einer Malklasse der Düsseldorfer Akademie unter Leitung von Prof. Drücker Landschaftsmalerei. Seit 1894 war er mit Franziska Achenbach in Westerland auf der Insel Sylt verheiratet. Seinem Einsatz ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass Westerland 1905 die Stadtrechte erhielt. 1908 konvertierte er zum evangelischen Glauben. 1913 gestaltete er die Ausmalung der St.-Severin-Kirche in Keitum / Sylt (siehe Wikipedia-Artikel). 1920 Scheidung von seiner Frau; 1924 ministeriell genehmigte Namensänderung auf den Namen Franz Korwan. 1937 verließ er die Insel Sylt und wurde 1940 von Baden-Baden aus nach Südfrankreich deportiert, wo er 1942 umgekommen ist. 
  

Zwei Beispiele für Werke von Franz Korwan
(Quelle: www.artnet.de

Heinebach Korwan 020.jpg (97052 Byte) Heinebach Korwan 021.jpg (270092 Byte)  Weitere Informationen siehe die Dokumentation zu
 Franz Korwan bei der AG-Spurensuche (Link zur Dokumentation)  
  Blick vom Strand auf ferne Segel   Schafe auf Sylt   

        
        
    
   
Zur Geschichte der Synagoge      
        
Zunächst war ein Betraum in einem Privathaus vorhanden, vor der Einweihung der Synagoge im Haus des Lehrers Aron Jaffa (Borngasse 100). Um 1840 war der Raum für die inzwischen sieben jüdischen Familien des Ortes zu eng.  

1842 bis 1843 konnte in einem ehemaligen Bauernhaus eine Synagoge eingerichtet werden. Zunächst wollte man einen Neubau erstellen, doch konnte kein geeigneter Bauplatz gefunden werden. Das jüdische Gemeindeglied Samuel Kaiser hatte zwar einen Platz in seinem Garten für den Bau einer Synagoge zur Verfügung gestellt, doch legte der Ortspfarrer Widerspruch ein - er wollte keine Synagoge so nahe an der Kirche. Schließlich entschloss man sich für den Ankauf eines bestehenden Wohnhauses in Höhe von 400 Thalern - des Nikolaus Wendel'schen Hauses (erbaut um 1818). Der damalige Gemeindevorsteher Juda Heilbrunn I unterzeichnete den Kauf im Auftrag der jüdischen Gemeinde. Nach den Plänen und Kostenvoranschlägen des Landbaumeisters Augener wurde das Haus umgebaut. In der Synagoge wurden Plätze für 51 Männer geschaffen, auf der Empore Plätze für 41 Frauen. 
Im selben Gebäude wurden auch der Schulraum für die Israelitische Elementarschule und die Lehrerwohnung eingerichtet.  
 
Fast 100 Jahre war das Gebäude der ehemaligen Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Heinebach. Um 1929 ist das Gebäude noch einmal gründlich renoviert und wiedereröffnet worden (siehe Pressebericht unten). In der Lehrerwohnung wohnte nach dem Tod des letzten eigenen Lehrers in Heinebach (Abraham Speier) noch bis 1935 seine Witwe Berta Speier geb. Nathan. In der Synagoge gab es alte und wertvolle Ritualien, darunter etwa 18 bis 20 Torarollen mit ebenso vielen goldgestickten Toramänteln, Kronen und silbernen Lesehänden.    
       
Renovierung der Synagoge (1929)    

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 19. August 1929: "Heinebach. Nachdem die hiesige Synagoge wegen Renovierung fünf Wochen hindurch geschlossen war, fand am Sonnabend, den 21. dieses Monats, zum ersten Male in derselben wieder Gottesdienst statt, bei dem Lehrer Nagel aus Kassel die Weiherede hielt. Die Renovierung ist in Anbetracht der Raumverhältnisse und der zur Verfügung stehenden Mittel in durchaus angemessener Weise von einem hiesigen meister ausgeführt worden. Besonderen Dank schuldet die Gemeinde ihrem Gemeindeältesten Juda Heilbrunn, dem es gelang, vom Landesverbande, dem Vorsteheramte, der Sinailoge und verschiedenen auswärtigen Herren die nötigen Beträge für die Neuausstattung des Gotteshauses zu erhalten. - Bis zum Jahre 1844 wurde der Gottesdienst in Heinebach in einem gänzlich unzulänglichen Lokale abgehalten. Am 16. Februar 1839 gab auf Anregung der Kreisrabbiners Wetzlar in Gudensberg Samuel Kaiser einen Platz in seinem Garten unentgeltlich zum Bau der Synagoge her. Auch wusste der Rabbiner die Gemeindemitglieder zu bewegen, dass ein jeder monatlich einen Beitrag zum Baufonds abführte und dass jeder, der zur Tora aufgerufen wurde, am Sabbat einen Groschen und an den Feiertagen achtzehn Heller zur Baukasse spendete. Am 25. November 1841 konnte der Gemeindeälteste dem Vorsteheramte schon melden, dass die Kasse zum Synagogenbau einen Bestand von 400 Talern habe. Man wollte nun mit dem Bau beginnen. Da erhob der Ortspfarrer Gerhold Einspruch dagegen, auf dem Kaiser'schen Grundstück die Synagoge zu errichten, da, weil dieses Grundstück nur sechzig Fuß von der Kirche entfernt liege, der Gottesdienst in der Synagoge den in der Kirche leicht stören könne. Die kurfürstliche Regierung gab dem Gesuche des Pfarrers statt und erlaubte nicht den Bau der Synagoge auf dem Kaiser'schen Grundstück. Am 30. März 1842 beauftragte die Gemeinde ihren Vorsteher Juda Heilbrunn, das Haus des Nikolaus Wendel zwecks Umbaues zur Synagoge für 400 Taler zu kaufen. Hierzu erteilte die kurfürstliche Regierung ihre Genehmigung, und im Jahre 1843 schritt man zum Bau."                  

         
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude der Synagoge von Nationalsozialisten (u.a. SA-Männern aus Rotenburg) gestürmt und geschändet. Das Inventar wurde fast vollständig zerstört. Das Gebäude wurde auf Grund der engen Bebauung nicht durch Feuer zerstört. 1940 wurde es von der Ortsgemeinde in Besitz genommen. Der Kaufpreis von 2.000 Mark wurde durch das Deutsche Reich beschlagnahmt. In den Kriegsjahren waren zeitweise französische Kriegsgefangene in der ehemaligen Synagoge untergebracht. Ansonsten wurde das Gebäude ab 1942 als Wohnhaus verwendet. 
Eine Torarolle aus der Synagoge konnte nach 1945 dem letzten Vorsteher der Gemeinde - Juda Heilbrunn - in die USA gesandt werden. Sie kam in den Besitz einer Synagoge in New York.    
 
Nach 1945 wurde das Gebäude als Wohnhaus umgebaut und in der Folgezeit mehrfach umgestaltet (um 1970 teilweise Verkleidung durch Asbestzement-Platten). Nach dem Tod der Besitzerin Ende des 1980er-Jahre war das Haus von russischen Aussiedlerfamilien bewohnt. Das Gebäude befindet sich in derzeit schlechtem baulichen Zustand; es steht unter Denkmalschutz.   
    
    
Adresse/Standort der SynagogeEisfeldstraße 4.       
    
         
Fotos
(Quelle: sw-Fotos: Zeile 1 mit Plan aus S. Häde s. Lit. S. 9;  Zeile 2 Th. Altaras s. Lit. 1988 S. 39;  neuere Fotos dritte Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 7.4.2009: Innenaufnahme unten aus www.heinebach.de)   

Historische Aufnahme / Plan Heinebach Synagoge 040.jpg (80652 Byte) Heinebach Synagoge 041.jpg (54592 Byte)
  Umzug in Heinebach anlässlich des "Tages
 des Deutschen Volkes" am 1. Mai 1933,
 rechts das Gebäude der Synagoge
Grundrissskizzen des ehemaligen
 Synagogengebäudes, links auf Höhe der
 Empore, rechts auf Höhe des Erdgeschösses
     
Ältere Aufnahmen des 
ehemaligen Synagogengebäudes
Heinebach Synagoge 052.jpg (89355 Byte) Heinebach Synagoge 053.jpg (65325 Byte)
  Aufnahme (1960er-Jahre) mit dem
 ursprünglichen, noch unverkleideten
 Fachwerk
Das ehemalige Synagogengebäude 
im April 1985; die Synagoge lag 
entlang des Südgiebels
      
Heinebach Synagoge 171.jpg (85703 Byte) Heinebach Synagoge 170.jpg (98891 Byte) Heinebach Synagoge 172.jpg (100424 Byte)
Blick auf das ehemalige, in schlechtem baulichem Zustand befindliche ehemalige
 Synagogengebäude im April 2009; die Synagoge lag rechts des Einganges, der 
Schulraum links davon, darüber die Lehrerwohnung 
Südgiebel des ehemaligen 
Synagogengebäudes; der Toraschrein 
war nach Osten ausgerichtet.
     
  Heinebach Synagoge 051.jpg (116693 Byte)  
  Decke des ehemaligen Betsaales mit
 charakteristischem Sternenhimmel (nach 
der Verheißung an Abraham in 1. Mose 12:
  Nachkommen wie die Sterne am Himmel)
 
     

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte        

Mai 2019: Verlegung von "Stolpersteinen" in Heinebach                                       

Artikel von Lea Fuhrmann in "hna.de" vom 6. Mai 2019: "Flucht vor den Nationalsozialisten. Stolpersteine in Heinebach sollen an das Schicksal jüdischer Familien erinnern.
Heinebach
. In der Gemeinde Alheim sind zum ersten Mal Stolpersteine verlegt worden. Sie sollen an Familien erinnern, die Teil der jüdischen Gemeinde Heinebachs waren.
'Es ist nur ein kleines Symbol, aber vielleicht hält so jeder, der darüber geht, zumindest einen Moment inne.' Sechs neue Stolpersteine sind es, denen Steve North diese Bedeutung zuweist. Der amerikanische Journalist hat Heinebacher Vorfahren, die über Generationen hinweg Teil der örtlichen jüdischen Gemeinde waren, bevor sie vor den Nationalsozialisten fliehen mussten.
Auf seine Initiative hin gibt es die goldenen Erinnerungsstücke von Künstler Gunter Demnig jetzt auch vor ihrem ehemaligen Wohnort im Kirchweg. Hier erinnern sie an die Geschichte von Norths Vorfahren. Seine Großmutter Jenny Bachenheimer, ehemals Katz, lebte mit ihrem Ehemann Siegfried zunächst in dessen Heimatort Kirchhain. In Jahr 1933 wechselte das Ehepaar jedoch den Wohnort und zog zu Jennys Eltern nach Heinebach. Im Haus von Baruch und Sara Katz war die Familie alltäglich mit Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit konfrontiert. Auch Bachenheimers damals vierjährige Tochter Brunhilde 'Bunny' erfuhr, was es bedeutete, als Jüdin im nationalsozialistischen Deutschland zu leben.
Puppe an Laterne erhängt. Steve North trägt die Kindheitserinnerungen seiner inzwischen verstorbenen Mutter weiter und berichtet genau dort, wo das Haus der Familie stand, anschaulich von ihren Erlebnissen. 'Mein Urgroßvater Baruch war der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, dementsprechend richtete sich der Hass vor allem gegen ihn. Sie haben die Familie beschimpft und das Haus mit Steinen beworfen.' Auch mit direkten Morddrohungen sei man konfrontiert gewesen, berichtet North und weist auf den Laternenpfahl an der Straßenecke. 'Als Bunny eines Morgens aus ihrem Fenster geschaut hat, sah sie, dass man genau da eine Puppe an der Laterne erhängt hatte. Symbolisch für ihren Großvater Baruch.'
Grausames Schicksal. Die gesamte Familie sah sich im Jahr 1934 gezwungen, das Dorf zu verlassen und in die Vereinigten Staaten zu fliehen. Nur so konnte sie dem Vernichtungsmechanismus der Nationalsozialisten entkommen. Das Haus der Familie ist inzwischen abgerissen. Gerade deshalb sei die Aktion für die deutsche Erinnerungskultur umso wichtiger, erklärt North. 'Diese sechs Steine sind jetzt der einzige physische Beweis für die jahrhundertelange Existenz einer jüdischen Gemeinde in Heinebach. Heute, wo Rassismus und Hass wieder im Aufschwung sind, ist jede Erinnerung an ihr grausames Schicksal ein Segen.' Historiker Dr. Heinrich Nuhn stimmt ihm zu: 'Es wird oft vergessen, wie sehr die jüdische Minderheit das kulturelle und wirtschaftliche Leben hier bereichert hat. Ohne sie wären zahlreiche Konsumstandards gar nicht möglich gewesen.' Auch Bürgermeister Georg Lüdtke freut sich darüber, dass die Spuren der jüdischen Vorfahren jetzt sichtbar gemacht werden. Die ersten Stolpersteine sollen nicht die Einzigen in Alheim bleiben."
Link zum Artikel   
Zur Erinnerung an Brunhilde geb. Bachenheimer (1929-2019) hatte ihr Sohn Steve North (vgl. Pressebericht oben) einen Nachruf über facebook am 14. Januar 2019 geschrieben:  https://www.facebook.com/groups/1556357284602836/permalink/2212834818955076/: "I thought I would share this sad news with our group about my mom, born Brunhilde Bachenheimer in Marburg, Germany in March, 1929. She and her parents lived in the nearby village of Kirchhain until the Nazi boycott of Jewish businesses forced them to move in with my mom's grandparents in the village of Heinebach. Her Opa was the head of the Jewish community there, and their home was therefore the object of continued attacks from Nazis and Hitler Youth members. They fortunately had uncles in the U.S. who issued affidavits and helped them escape the growing terror. After arriving In NY, my Opa Siegfried Bachenheimer and Great-Uncle David Neuhaus founded Shaare Tefila in the Bronx, in 1936, considered to be the first congregation of German-Jewish refugees fleeing Hitler in the U.S. Among many other things, my mom was legendary for her baking skills, and made the most exquisite Pflaumenkuchen, Apfelkuchen, Streusel cakes and much more. In May, Stolpersteine will be placed in front of the spot where she, her parents and grandparents lived in Heinebach (it had been the family home for 300 years), and where the violence and hatred they experienced prompted them to flee their Heimat.
The first photo is of "Brunhildchen" in Kirchhain in 1931." 

    
    

      
Links und Literatur   

Links: 

bulletWebsite zur Gemeinde Heinebach mit einer Seite zur jüdischen Geschichte des Ortes  und Liste der Gefallenen des Ersten Weltkrieges    
bulletSeiten zur jüdischen Geschichte Heinebach auch bei www.hassia-judaica.de  
bulletWebsite http://www.juden-in-nordhessen.co.de: unter "Genealogien jüdischer Familien in Nordhessen" finden sich Stammbäume der Familien Kaiser und Isaak (unter Forschungen Eckhard Preuschhof)  

Quellen:     

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Heinebach 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Heinebach sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,438  Geburtsregister der Juden von Heinebach  1825 - 1852    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1510955     
HHStAW 365,440  Trauregister der Juden von Heinebach  1827 - 1851    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553158       
HHStAW 365,442  Sterberegister der Juden von Heinebach  1828 - 1851     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031395           
HHStAW 365,441  Trauregister der Juden von Heinebach  1853 - 1913     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1230099     
HHStAW 365,443  Sterberegister der Juden von Heinebach  1853 - 1919       https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5494589    
HHStAW 365,439  Geburtsregister der Juden von Heinebach  1853 - 1925        https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825437     

 Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 342-343.    
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 39-40.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 42. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 51.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 447.  
bulletSabine Häde: Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Heinebach. Mai 2004.  Wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Hauptschulen und Realschule.   Online einsehbar (als pdf-Datei)  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Heinebach  Hesse-Nassau. Established after 1800, the community opened a synagogue in 1843 and numbered 80 (8 % of the total) in 1861. Most Jews earned their livelihood from the cattle trade. By 1933 the community had shrunk to 23 and on the eve of Kristallnacht (9-10 November 1938), Nazis desecrated the synagogue. At least 17 Jews perished in the Holocaust.  
      
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013