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Hausen (Gemeinde
Kleinwallstadt, Kreis Miltenberg)
Jüdische Geschichte
(erstellt unter Mitarbeit von
Reinhold Köhler, Hausen)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hausen bestand im 18./19. Jahrhundert eine kleine
jüdische Gemeinde, über die nur wenige Informationen vorliegen. In einem
Dokument vom März 1775 ist die Rede von "einigen Juden" die im Ortsteil
Unterhausen ansässig waren. 1785 werden namentlich Jud Joseph und Jud Mayer
genannt, 1788 Jud Joseph.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Hausen sechs
jüdische Familien genannt. Allerdings sind die Namen der Matrikelinhaber
nicht überliefert. Bekannt sind aus den Quellen die Familien Strauß, Mayer, und
Ostheimer.
In Erinnerung vor Ort sind vor allem die Familien Strauß (auch Straus
geschrieben): zum einen die Familie
David Strauß, für die noch ein Familienregister 1885 angelegt wurde. Damals
war der Familienvater David Strauß bereits verstorben; seine Frau Elisa (geb.
26. Juli 1840) und seine Kinder Sara Strauß (geb. 26. Januar 1870), und Malge
(?) Strauß (geb. 24. Oktober 1873) lebten in Paris. Zum anderen
die Familie Moses Strauß (geb. 20. Januar 1833 in Hausen, Krämer und
Makler) mit seiner Frau Esther (geb. 11. November 1824) und der Tochter Janette
(geb. 29. Juni 1864; verheiratet 1885 nach
Thüngen).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde vermutlich einen Betraum,
einen Schulraum (beides vermutlich im Haus des Moses Strauß, siehe Fotos unten), möglicherweise ein rituelles Bad. Das Grundstück eines
jüdischen Friedhofes
ist bekannt, allerdings sind keine Grabsteine sichtbar erhalten, sodass es sich
um einen älteren Begräbnisplatz gehandelt haben kann (siehe Fotos unten). Später wurden die Toten
der jüdischen Gemeinde eher auf dem jüdischen
Friedhof bei Schweinheim beigesetzt.
Vermutlich sind bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts die meisten jüdischen
Familien vom Ort verzogen oder ausgewandert. Die letzten jüdischen Bewohner
dürften um 1885/90 verzogen sein.
Berichte
und Dokumente zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Jüdische Periodika
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Hausen gefunden. |
Einzelne Dokumente aus dem Gemeindearchiv
März 1775:
Ober- u. Unterhausen 1775:
Beschwerdebrief gegen Unterhausen, mit Hinweis auf "einige Juden"
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"Curfürstl. hohe Landes
Regierung - Beschwerde der Gemeinde Oberhaußen gegen die Unterhäußer
Die Anlage traget E.KhLRgg Die Beschwerde deren die Seitigen Unterthanen zu
Oberhaußen entgegen die Unterhäußer mit mehrerem vor. So viel ich die Sache
einsehe hat man ab seiten deren vorhinigen Beamten entweder zuviel
nachgesehen, oder um die Eingriffe in die dem hohen Erzstift zuständige
Jurisdiction sich wening bekümmert, und ich glaube, daß die Beschwerde der
diesseitigen Gemeinde nicht ungegründet. Das Orts Weisthum ist für Ober- und
Unterhaußen als für eine Gemeinde geschrieben. Das bei dem Amt vorfindige
sogenannte grüne Buch de(?) aº 1624 wovon Extractus hierbei lieget (2) auch
die ältere und jüngere Gerichts Bücher, welche ich eingesehn, beglaubigen
das. Angaben der Gemeind Oberhaußen, und das (3) hier beigebogene vicedom
Amts Protocoll de(?) aº 1730 behauptet, daß Unterhaußen der diesseitigen
Jurisdiction untergeben, welchem eine von dem ehemaligen Oberkeller(?)
Wilhelmi d(?) 7. July 1753 erstatteter Bericht, und beigelegte Designation,
wovon ich eine Abschrift anlege, (4) beistimmet; selbst die Lage beider
Orten und beiderseitiger Gemarkung zeiget, daß gemeinschaftss.(?) alles
besorget werden müße. E.KhLRgg kann die wahre Beschaffenheit des Dörfflein
Unterhaußen nicht unbekannt seyn, da desfalls aus weiß der Anlage (5) schon
im Jahr 1653 und nachher in aº 1678 (6) mehreres vorgekommen. Das Dorff
Haußen bestehet aus zwei Theilen; der obere und größere Theil ist Mainzisch,
und heist Oberhaußen, der untere Theil bestehend in 8 Nachbarn, einigen
Juden und Beisaßen, überhaubt in 10 oder 12 Häußer, heist Unterhaußen,
ehemalen Tullianisch, nachher Echterisch, dermalen Ingellheimisch. Beide
Theile machen eine Gemeinde, haben einen Gottesdienst, einen Hirthen, eine
Weide, concurriren zu allen gemeinen Lasten in Unterhaltung der Brunnen Weeg
und Steeg ohne Unterschied; die Gemarkungen sind zwar abgesteinet(?), weilen
Unterhaußen der Rittschafft _ha_bar; die Unterhäußer Felder liegen jedoch
unter den Oberhäußer, und die Oberhäußer Nachbarn sind in Unterhäußer
Gemarkung begütert, so wie jene in Oberhäußer Gemarkung; Es liegt also
beiderseits daran, daß gemeinschaftlich im Ort, Feld und Wald gute Ordnung
und Zucht gehalten werde, und die diesseitige Unterthanen können umsoweniger
der Unordnung, den Frevel und Widersezlichkeit deren Unterhäußer ausgesezet
bleiben, weilen diesseitige gegen jenseitige sich wie 8 auch 10 gegen 1
verhalten. E.KhBRgg(?) habe ich solche__ach und besonders da die diesseitige
Jurisdiction beeinträchtiget wird, die ghste(?) Anzeige mach sollen in tief
schuldigstem respect verharrend
Aschaffenburg, 25 Merz 1775
untertänig-gehorsamster Franc. Xav. (Franciskus(?) Xaver) Bäumer,
Oberkeller"
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1784 - 1789:
Nachweise zu Juden in Hausen in
den Protokollbüchern der Gemeinde
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Actum Unterhausen den 22ten Apr. 1784
4tens wurde angezeicht daß die Juden so viele Hühner halten thäten, welches
doch den Gemeindsleuthen sehr schädlich seye, und da ihnen Gemeindsleuthen
nicht erlaubt seye derley schädlich gedier (Getier) zu halten, wolten sie
gebeten haben darüber ein Verfügung zu treffen.
Resolutum
Es hätte schultheis den sämtlichen Juden nochmahlen zu gebieten in Zeit 8
tagen ihre Hühner abzuschaffen, wieder(?) aber von jedem Stück(?) 30 xr. zu
bezahlen.
Actum unter Haussen den 17ten Mertz 1785
Mehr der Jud Joseph und des Jud Mayer(?) seine 2 Kinder weil sie über das
gesehte felt gangen sind hat Jeder zu zahlen 15 xr.
Weiter ist der Jud Joseph mit einem rüde(?) im Dörnergrund gefahren wo doch
kein nachbar hinfahren darf hat zu zahlen 30 xr.
Actum d. 2ten July 1787
Desgleichen zeigt an Joes(?) [= Johann] Mayer wie er in seinem neben Haus
einem darin wohnenten Juden seine Wohnung erweitern mögte und batte ihm das
Holtz aus dem gemeinen Walte abfolgen zu lassen. Resolutum: Da Johan Mayer
aus seinem neben Haus den Haus Zins ziehet so hätte diesser auch die
Erweiterung auf seine Kosten zu bestriten(?) im Fal also auf denen gemeinen
Waltungen etwas holtz abgegeben werten kente so wehre diesses in Anschlag zu
bringen und gegen bahrer Bezahlung an Johan Mayer zu ver ab folgen zu
lassen.
Actum Unterhausen d. 26ten May 1788
Jud Joseph hat 8 Mahl(?) zwischen den f___len weiten lasen jedesmahl 15 x
macht 2 fl.
Actum Unterhausen d. 20ten July 1789
Schultheis Fath zeiget an, dass Mathes denen Juden nächtlicher weil dürres
Holz verkauft habe, bote denselben darüber zu vernehmen.
Mathes Durschang gegenwärtig Er wisse davon kein Wort, der Jud Joseph redet
aus dass ihme des Krämer(?) sein Sohn verkauft habe ein paar Trage__
Dannenreisig um 10 x verkauft habe, und da es in der grosen Kälte geschehen,
so wolte er gebeten haben dieses zu übersehen.
Resolutum: nach vorstehenden Umständen wäre wegen diesem Frevel(?) 30 x
Straf zu bezahlen. |
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1819/1830:
Konversion und Wiederverheiratung
von Joseph Neumann zur katholischen Konfession
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Joseph Neumann war
im Alter von 26 Jahren (geboren also ca. 1793) am 30. Mai 1819 durch die
Taufe zur katholischen Konfession übergetreten. Er
war Bäckermeister, nach dem Dokument der mittleren Zeile "früherhin Israelit, dessen Vater hieß Mendel Ostheimer
und die Mutter Sara" (bzw. oben "patre Mendel Ostheimer et matre
Sorne [?] habitantibus in Hausen"). Seine erste Frau, Barbara Neumann geb. Rüth, ist
früh verstorben, Möglicherweise war er anlässlich seiner Eheschließung mit
ihr
übergetreten und hat dann den Familiennamen "Neumann" angenommen ("Baptisatus
Cognomen Neumann accepit"; wäre
aus christlicher Sicht passend zur Konversion, weil er ein "neuer Mann"
geworden sei). Am 20. April
1830 hat er in zweiter Ehe nach dem Dokument der unteren Zeile Eva Katharina geb. Stürmer, Tochter des
(verstorbenen) Bauern Johann Stürmer und der Katharina geb. Happel,
geheiratet. |
Rechts: die oben
zusammengefassten Dokumente
in den Originalseiten aus den Familienregistern
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1840:
Nennung von Metzgermeister Abraham
Strauß |
Genannt in dem Dokument der Gemeindeverwaltung vom 29. November 1840 wird "Abraham Strauß, Sohn
eines "Handelsjuden von hier" der im Blick auf den Abschluss seiner
Ausbildung zum Metzgermeister ein Leumundszeugnis benötigt. |
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März 18.3:
Nennung der Witwe von Löb
Straus und ihrem Sohn Isak Straus |
"Geschehen zu Oberhausen, 14ten März 18.3...."
"2. Löb Straus Wittib bittet um berichtliche Anzeige wegen ihres Sohnes
Isak
Straus..." |
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April 1846:
Nennungen von Löb Straus aus
Oberhausen |
In
diesem Dokument findet sich auch die Unterschrift von Löb Straus
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"Curatel-Rechnung in Sachen des Handelsmann Löb Straus zu Oberhausen
Verlassenschaft in specie über Einnahmen der Ausständen und Verwendung
derselben betreffend geführt von David Oppenheimer zu
Kleinwallstadt." |
Fotos
/ Plan
(erhalten aus der Sammlung von Reinhold Köhler)
Katasterplan von Hausen
(1865) |
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Ortsplan
1865 von Hausen; mit rotem Pfeil markiert:
das Haus Nr. 40-42 von M. Strauß in der Ortsmitte |
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Bilder des
früheren Hauses von Moses Strauß. Dieses Haus ist in einem
Katasterplan von 1865 mit dessen Namen bezeichnet (siehe Plan oben). Es wurde im Laufe der
Zeit umgebaut (zeitweise Gebäude einer Bäckerei mit Kamin vorgebaut). Nach
Erinnerungen am Ort befand sich im Haus früher eine "Judenschule" und damit
vermutlich der Betraum der Gemeinde und eventuell auch ein Raum, in dem den
Kindern Religionsunterricht erteilt wurde. Das Foto rechts zeigt das Gebäude
heute (Dornauer Weg 1). |
Erinnerung an den vermutlich ehemaligen jüdischen Friedhof von Hausen
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Hinweistafel für das Grundstück "Am Judenfriedhof" |
Das Grundstück
"Judenfriedhof" |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 64; 1992² S. 70 (Informationen nur zum
Friedhof). |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 181 Anm. 314.
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n.e.
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