Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 
   
Über die israelitische Bürgerschule / ab 1899: israelitische Realschule 
mit angeschlossener Volksschule 
  

          

Übersicht:

bulletEinführung: zur Geschichte der jüdischen Schulen in Fürth im 19./20. Jahrhundert    
bulletFotos 
bulletTexte zur Geschichte der israelitischen Bürgerschule / ab 1899: israelitische Realschule  
Porträt des Direktors Wolf L. Hamburger (1846)      
Zum Tod von Rabbiner Wolf Hamburger, letzter Leiter der Fürther Jeschiwa (1850)   
Von der Jeschiwa in Fürth zur israelitischen Bürgerschule (Beitrag von Dr. J. Hildesheimer) (1866)  
Die Diskussion um eine orthodox geprägte jüdische Schule auf dem Hintergrund der Spannungen zwischen Liberalen und Orthodoxen in der Gemeinde (1860) 
Weiterer Bericht mit Kritik an dem eben zitierten Artikel (1861)     
Über die Einweihung der Bürgerschule in Fürth und die Eröffnungsrede von Direktor Dr. Selig Auerbach (1862)   
-  Ausschreibung einer Lehrerstelle an der israelitischen Bürgerschule (1866)  
Die Einweihung des neuen Schulgebäudes der israelitischen Bürgerschule (1869)    
Zum Tod von Rabbiner Dr. Selig Auerbach (1901)   
Gedächtnisfeier für Rabbiner Dr. Selig Auerbach in der Israelitischen Realschule (1901)    
Jahrzeit für Rabbiner Dr. Selig Auerbach (1902)        
Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Bürgerschule - unter Direktor Samuel Dessau (1887)  
-  Abitur an der israelitischen Bürgerschule (1890)   
Ü
ber die israelitische Bürgerschule (1894)  
-  Ausschreibung einer Lehrerstelle an der israelitischen Bürgerschule (1895)  
-  Ausschreibung einer Religionslehrerstelle an der israelitischen Bürgerschule (1898)  
-  Dr. Moritz Stern wird Direktor der israelitischen Bürgerschule (1898)    
   mit Abschnitt: Zur Person von Dr. Moritz Stern    
-  Die israelitische Bürgerschule darf sich israelitische Realschule nennen (1899)   
-  Direktor Dr. Moritz Stern siedelt nach Berlin über (1899)     
-  Ergänzender Artikel: 70. Geburtstag von Dr. Moritz Stern (1934)  
-  Schlussfeiern der israelitischen Realschule (1900) 
   mit Abschnitt:
Zur Person von Professor Dr. Alfred Feilchenfeld        
-  Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Realschule (1901)    
-  Schlussfeiern der israelitischen Realschule (1901)  
A
usschreibung von Schulplätzen an der Israelitischen Realschule (1903)  
Jahresbericht der israelitischen Realschule (1903)    
-  Zum Tod des Direktors der israelitischen Realschule Dr. Samuel Dessau (1904)   
-  25-jähriges Jubiläum von Professor Dr. S. Herzstein in der israelitischen Realschule (1905)   
-  Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Realschule (1906)    
-  Über die israelitische Realschule (1908)  
P
rüfungen an der israelitischen Realschule (1911)   
L
ehrer Elias Godlewsky kommt als Lehrer von Nördlingen an die Bürgerschule in Fürth (1911) 
-  Das 50-jährige Bestehen der israelitischen Realschule steht bevor (1912) 
5
0-jähriges Schuljubiläum der israelitischen Realschule in Fürth (1912)   
Festschrift zur Feier des 50-jährigen Bestehens der israelitischen Realschule (1912 / 1913)   
Direktor Dr. Alfred Feilchenfeld erhält den Titel eines königlichen Professors (1914)   
-  Zum Tod von Realschullehrer Dr. Emanuel Blüth (1917)   
-  Ehemalige Schüler der israelitischen Realschule im Ersten Weltkrieg (1918)   
-  40-jähriges Dienstjubiläum von Hauptlehrer Aron Ellinger an der israelitischen Realschule (1922)  
-  Zum Tod von Professor Dr. Alfred Feilchenfeld, Direktor an der Israelitischen Realschule (1923)   
-  Schlussprüfung an der israelitischen Realschule (1924)     
-  Über die Arbeit der israelitischen Realschule unter dem neuen Direktor Dr. Markus Elias (1924)  
   mit Abschnitt: Zur Person von Dr. Markus Elias    
-  Über die israelitische Realschule in Fürth (Bericht von 1928)  
-  Nachfolger von Direktor Dr. Elias an der israelitischen Realschule wird Oberlehrer Dr. Fritz Prager (1928) 
Über Direktor Dr. Fritz Prager   
Verlobungsanzeige von Lina Heinemann und Fritz Prager (1922)   
Zum Tod von Hauptlehrer Benzion Ellinger (1938)    
           -  Ausschreibung der Stelle eines Volksschullehrers (1938)  
           -  Ausschreibung der Stelle einer Volksschullehrerin (1938)   

   
   
Einführung - zur Geschichte der jüdischen Schulen in Fürth im 19./20. Jahrhundert 
           
   
Über die bis 1829 bestehende Fürther Jeschiwa (Talmudhochschule) 

Fürth war bereits seit dem 17. Jahrhundert ein Ort großer jüdischer Gelehrsamkeit. Der aus Krakau stammende, zunächst in Prag, von 1628 bis 1632 in Fürth und anschließend als Oberrabbiner in Frankfurt tätige Sabbatai Halevi Horowitz (ca. 1590-1660) charakterisierte die "Heilige Gemeinde Fürth" (Kehilla Keduscha Fiorda) mit den Worten: "eine kleine Stadt, in meinen Augen jedoch so groß wie Antiochien, denn hier versammelten sich gelehrte Leute zum täglichen Studium". Ort der Gelehrsamkeit war insbesondere die bereits 1606 genannte "Jeschiwa", eine Talmudhochschule, in der in den folgenden 300 Jahren unzählige Rabbiner und Lehrer ihre Ausbildung erhielten. In ihrer Blütezeit besuchten bis zu 400 Studenten die Fürther Jeschiwa. Unter den Vorstehern der Schule sind im 17. Jahrhundert neben dem schon genannten Rabbiner Horwitz zu nennen: Aron Samuel Kaidanower (1660 bis 1667), Jesaja II. Horowitz (1668 bis 1674, Meir Ben Ascher (1670 bis 1683), im 18. Jahrhundert u.a. Bermann Fränkel (1700 bis 1708), Josef Steinhart (1764 bis 1776) und Hirsch Josef Janow (1778 bis 1785). Die letzten Leiter der Jeschiwa waren Salomon (Meschullam Salman) Kohn (1779 bis 1819) und Abraham Benjamin Wolf Hamburg (bzw. Wolf Lippmann Hamburger; bis zur Schließung der Jeschiwa 1829).
  
Auf Grund der Bestimmungen und Intentionen des 1813 verabschiedeten bayerischen "Judenedikts" waren die traditionellen Jeschiwot aus Sicht der bayerische Regierung jedoch Hindernisse für die angestrebte bürgerliche "Verbesserung der Juden". Die Regierung wollte aus der Fürther Talmudschule eine zentrale Ausbildungsinstitut für jüdische Kultusbeamte und Religionslehrer machen. Dabei sollte das Seminar unter staatlicher Oberaufsicht stehen und auch höhere weltliche Studienfächer umfassen. 1826 wurden der Fürther Gemeinde entsprechende Auflagen gemacht. Diese war jedoch nicht zu Kompromissen bereit, zumal die Regierung zu den Betriebskosten keine Zuschüsse zahlen wollte. Das Ergebnis war die von den Behörden angeordnete Schließung der Anstalt 1829. Der Leiter der Jeschiwa, Rabbiner Wolf Hamburger erhielt Lehrverbot. Die Schüler der Jeschiwa, deren Zahl auf Grund der unsicheren Situation bereits von 88 (1824) auf 36 (1828) zurückgegangen
 
Mit dieser Schließung war für Fürth die Chance vertan, mit einer reformierten Religionshochschule auch im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts zentraler Ausbildungsort für jüdische Lehrer und Rabbiner zu sein. Diese Rolle übernahm seit 1864 im bayerischen Bereich die Universitätsstadt Würzburg nach Gründung der dortigen "Israelitischen Lehrerbildungsanstalt" in enger Verbindung mit der Präparandenschule im nahen Höchberg. Zur selben Zeit, als in Würzburg die Israelitische Lehrerbildungsanstalt entstand, wurde in Fürth jedoch die israelitische Bürgerschule gegründet.      
     
     
Die "israelitische Bürgerschule" von 1862 bis 1939 (seit 1899: "israelitische Realschule")       
     
Die israelitische Bürgerschule wurde 1862, nach mehrjährigen intensiven Bemühungen von Seiten orthodox-jüdischer Kreise in Fürth, mit Hilfe von privaten Spenden und einem neu installierten Trägerverein gegründet. Es handelte sich um eine Besonderheit im jüdischen Schulwesen Bayerns: während es eine große Zahl jüdischer Volksschulen gab, war die Fürther Schule einzigartig im Land. Die Schule begann 1862 mit 42 Schülern, die im ersten Jahr in Mieträumen in einem Gebäude an der Blumen- und Theaterstraße (späteres Postgebäude) untergebracht waren. Im zweiten Jahr zog man in ein größeres Gebäude in der Hirschenstraße um. 1868 konnte ein Grundstück in der Blumenstraße 31 erworben und noch im selben Jahr das Vorderhaus fertiggestellt werden. Seit 1884 stand den vier Vorschul- (= Volksschul-) und sechs Realschulklassen auch das Rückgebäude zur Verfügung
.     
  
1881 erfolgte die staatliche Anerkennung der Schule. Seit 1899 durfte sich die Schule "israelitische Realschule" nennen.       
   
Die Leiter / Direktoren der israelitischen Bürgerschule / Realschule waren: Dr. Selig Auerbach (1862 bis 1873), Dr. Samuel Dessau (1873 bis 1898, gest. März 1904), Dr. Moritz Stern (September 1898 bis Dezember 1899), Prof. Dr. Alfred Feilchenfeld (1901 bis 1923, gest. 15. Juli 1923), Dr. Markus Elias (1924 bis 1928) und Dr. Fritz Prager (1929 bis ?). 
   
Ein besonderer Schwerpunkt an der Schule war in den ersten Jahren der spezifisch jüdische Unterricht. Bis dahin wurden je nach Klassenstufe sieben bis dreizehn Stunden Unterricht in Religionslehre, biblischer Geschichte und Hebräisch erteilt. Mit diesem Schwerpunkt wollten die Schulleiter bewusst an die Tradition der nicht mehr bestehenden Fürther Jeschiwa anknüpfen (vgl. auch unten die Darstellung von Rabbiner Hildesheimer). Erst seit 1881 wurde eine Reduktion auf vier Stunden Religionsunterricht vorgenommen. der andere Schwerpunkt der schulischen Ausbildung lag im handelswissenschaftlichen Bereich ("Handelsabteilung" in den oberen drei Klassen).     
       
1928 zählte die Schule 160 Schüler und Schülerinnen, die weiterhin in zehn Klassen (vier Vorschul- und sechs Realklassen) unterrichtet wurden. Damals gab es elf hauptamtliche Lehrer an der Schule: drei Volksschullehrer, zwei Religionslehrer, sechs Reallehrer und mehrere technische Hilfskräfte. Die Namen der Lehrer waren: neben Direktor Dr. Markus Elias: Lehrer A. Bing, Hauptlehrer Benzion Ellinger, Studienass. H. Geißler, Rabbiner Dr. Kahn, Studienrat W. Keßler, Studienass. Dr. Lebherz, Studienass. Fritz Prager, Hilfslehrerin M. Maunz und Studienass. Zeilhofer. Vorsitzender des Trägervereins "Verein der Israelitischen Realschule e.V." war J. L. Weißkopf. 1932 waren unter der Leitung von Studiendirektor Dr. Fritz Prager die Lehrer: Dr. Breslauer, Eldod, Günzler, Dr. Heinemann, Dr. Kahn, Kohn, Königshöfer, Kraus, Ott, Zeilhofer. Die Volksschulklassen wurden im Schuljahr 1931/32 von 36 Jungen und 38 Mädchen besucht, die Realschulklassen von 65 Jungen und 31 Mädchen. Weiterhin war J. L. Weißkopf Vorsteher des Trägervereins.      
     
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 nahm die Zahl der Schüler an der israelitischen Realschule zunächst zu, da der Besuch der allgemeinen Schulen für die jüdischen Schüler der Stadt im mehr erschwert, schließlich nicht mehr möglich war. Im Frühjahr 1937 gingen insgesamt 224 Schüler in die israelitische Realschule, 98 von ihnen besuchten die Volksschulklassen dieser Schule. Im Februar 1938 genehmigten die Behörden das Fortbestehen der Schule als höhere Schule mit fünf Klassen. Beim Novemberpogrom 1938 blieb das Gebäude der Realschule unbeschädigt, daher wurde der Sitz der Gemeinde danach in das Schulgebäude verlegt. Im Dezember 1939 musste die Realschule allerdings wegen angeblich "zu geringer Frequenz" von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland aufgelöst werden. Im März 1940 richtete die jüdische Gemeinde im Gebäude eine Kleiderkammer und Schuhreparaturwerkstätte für ihre Mitglieder ein.  
  
Die israelitischen Volksschulklassen bestanden zunächst weiter. Sie musste jedoch auf Jahresende 1941 auf Anordnung der NS-Behörden zwangsweise geschlossen werden. Im Dezember 1939 war sie noch von 83, im Oktober 1941 immer noch von 76 Schülern besucht worden. Bis zum 1. Juli 1942 erhielten die übriggebliebenen Kinder der jüdischen Gemeinde Fürth in einem Klassenzimmer der jüdischen Schule in Nürnberg Unterricht. 
 
Berühmtester Schüler der israelitischen Realschule war der am 27. Mai 1923 in Fürth geborene spätere amerikanische Außenminister Henry (Heinz Alfred) Kissinger. Er hatte zunächst die jüdische Grundschule in Fürth besucht. Da ihm nach 1933 nicht mehr erlaubt war, das Gymnasium zu besuchen, setzte er die Schulausbildung in der Israelitischen Realschule fort. 1938 verließ er mit seiner Familie Fürth, um in die USA zu emigrieren. Seit 1998 ist Henry Kissinger Ehrenbürger der Stadt Fürth. Siehe Seite auf der Website der Stadt Fürth zu Henry A. Kissinger
      
      
  
    
Fotos
   

Das Gebäude der ehemaligen 
Israelitischen Realschule in der
 Blumenstraße 31
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.10.2007) 
Fuerth Stadt 126.jpg (77083 Byte) Fuerth Stadt 125.jpg (66795 Byte)
     Das Gebäude wird heute für Wohnzwecke, aber auch für die Verwaltung der Israelitischen
 Kultusgemeinde Fürth verwendet - auf rechtem Foto mit Mesusa am Eingang.
            
        
Fotos zu Schülergruppen der israelitischen Realschule in Fürth 
aus dem Archiv des United States Holocaust Memorial Museums  
Quelle: © United States Holocaust Memorial Museum 
  
Fuerth Volksschulklasse 1936.jpg (259788 Byte) Fuerth Realschule 1938.jpg (150087 Byte) Fuerth Realschule 1936.jpg (281224 Byte)
Schülergruppe einer Volksschulklasse 
der israelitischen Realschule (1936)  
Link zum Foto
 
Schülergruppe der israelitischen Realschule,
 vorne links: Henry (Heinz Alfred) Kissinger
 (1938);  Link zum Foto  
Schülergruppe der israelitischen Realschule 
mit dem Lehrer Benno Heinemann (1936) 
Link zum Foto
 
      
Fuerth Realschule 1938a.jpg (257230 Byte) Fuerth Realschule 1938b.jpg (259068 Byte)    Fuerth Realschule 1934.jpg (59788 Byte)
Schülergruppe der israelitischen Realschule: 
4. von rechts. Paul Stiefel, in der Mitte mit
 Papier in der Hand: Henry (Heinz Alfred) Kissinger (1938);
  Link zum Foto  
Schülergruppe der israelitischen Realschule 
mit Rabbiner Dr. Heilbronn (1936/1938) 
Link zum Foto
   Lehrer der israelitischen Realschule um
 1934/35: von links nach rechts: Heinemann,
 Mandelbaum, Eldod, Falkenmeier, Kohn,
 sitzend: Direktor Prager
(Quelle: Jüdisches Museum Franken)
 

     
     
     
Texte zur Geschichte der israelitischen Bürgerschule, ab 1899: israelitische Realschule  
Die nachstehend wiedergegebenen Texte wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts gefunden.  Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
Neueste Ergänzung am 22.7.2012. 
   
    
Porträt des Direktors Wolf L. Hamburger (1846)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 8. September 1846:  "In G. Loewesohn's Kunstanstalt in Fürth ist erschienen und durch die v. Ebner'sche Buchhandlung in Nürnberg, sowie durch sämtliche Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz zu beziehen: Porträt des W. K. Hamburger, Direktor der frühern jüdischen Hochschule zu Fürth. Nach dem Original gestochen von G. Loewesohn. Royal-Foli. Preis auf chines. Papier 12 1/2 Ngr. = 48 Kr.   
Seinen Freunden und Gönnern wird dieses schöne und gelungene Porträt eine freundliche Erinnerung sein."  

       
Zum Tod von Rabbiner Wolf Hamburg(er), letzter Leiter der Fürther Jeschiwa (1850)    
Anmerkung: Rabbiner Wolf Hamburger (geb. 1770 in Fürth, gest. 1850 ebd.) war ein Sohn des Gemeindevorstehers Elieser Lippmann Ansbach aus Fürth. Er studierte in Fürth bei Dajan Wolf Ullmann und an der Jeschiwa des Oberrabbiners Meschullam Salman Kohn. Dieser bestimmte ihn 1799 zum Leiter der Fürther Jeschiwa. Sie war während seiner dreißigjährigen Amtszeit die größte rabbinische Schule des westlichen Deutschlands. Zur Schließung der Jeschiwa und zum Lehrverbot für Hamburger kam es - wie oben dargestellt - 1829. In der Folgezeit war Hamburger Wortführer der Fürther Orthodoxen und bekämpfte die Reformpartei und seine zu ihr übergelaufenen Schüler David Einhorn, Isaak Löwi, Joseph Aub, Leopold Stein, Bernhard Wechsler, Elias Grünebaum und Moses Gutmann.      

Fuerth AZJ 24061850.jpg (94442 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juni 1850: "Schließlich melde ich Ihnen noch den Tod des Nestors talmudischer Gelehrsamkeit, des vieljährigen unentgeltlichen Lehrers der meisten bayerischen Rabbiner und Lehrer etc., des Herrn R. Wolf Hamburger in Fürth. Einfach und kein Freund asketischer Übertreibungen im Leben, verbat er sich auch alle Feierlichkeiten und Hespedim (Trauerreden) bei seinem Leichenbegängnisse und auf seinen Grabsteine solle nichts weiteres als sein Name gesetzt werden. In der Neuzeit ist er mit seinen vormaligen Schülern, Rabbinen, vielfach in leicht erklärliche Konflikte geraten. Welches Urteil man sich über dieselbe auch bilden mochte, der Uneigennützigkeit seiner Bestrebungen, der Abgesagtheit aller Übertreibungen und der Ehrlichkeit seines Charakters muss jeder Gerechtigkeit widerfahren lassen. 
Diesem letztwilligen Begehren unbeschadet wäre die Mitteilung eines ausführlichen Nekrologs abseiten seines seiner Vertrauten sehr wünschenswert."          

       
Von der Jeschiwa in Fürth zur israelitischen Bürgerschule (Beitrag von Dr. Esriel Hildesheimer) (1866)    
Anmerkung: Der Verfasser dieses Beitrages ist der für die jüdische Orthodoxie hoch bedeutende Rabbiner Esriel (auch Israel) Hildesheimer (1820-1899). Zur Zeit der Abfassung des Artikels war Hildesheimer Rabbiner in Eisenstadt, wo er erfolgreich eine Jeschiwa begründet hatte. 1869 wurde Hildesheimer als Rabbiner der orthodoxen Adass-Jisroel-Gemeinde nach Berlin berufen. Hier etablierte er ein orthodoxes Rabbinerseminar, das zu einer wichtigen Ausbildungsstätte für Rabbiner aus ganz Europa wurde. Weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel zu Esriel Hildesheimer.  
Im nachfolgenden Abschnitt kritisiert Hildesheimer scharf die erzwungene Schließung der Jeschiwa in Fürth. Zugleich sieht er mit der neu gegründeten israelitischen Bürgerschule jedoch die Möglichkeit, dass auch in Fürth wieder die Liebe zur Tora in neuer Weise gepflegt wird.        

Fuerth Israelit 30051866.jpg (306853 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1866: "Noch einmal über die Jeschiba-Angelegenheit. Von Dr. J(srael). Hildesheimer. ... In Mittelfranken befindet sich a. Schwabach ... b. Fürth, eine hochaufrichtende Erscheinung. Wem wäre nicht das Rischut (die Schlechtigkeit) bekannt, welches die verfolgungssüchtigen Reformer mit unerhörtester Frechheit auf Süddeutschland ausgeübt. In Fürth hat man unter Mephistophelischem Hohngelächter die nach Hunderten zählende Jeschiwa des Rabbi Wolf Hamburger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - zerstört, und die Schüler in alle Ecken und Enden zerstreut. Natürlich, so lange man noch eine 'talmudische Melodie' hört, kann die Reform, welche nur bei absoluter Ignoranz ihrer Laien leben kann, nicht zu Ruhe kommen. Fürth aber hat sich wieder ermannt; sagen wir es nur gleich; es hat sich vorzüglich durch den festen Willen eines Mannes Rabbiner Menke Zimmer - seine Licht leuchte - ermannt. Ihm allein wäre natürlich, was erreicht wurde, nicht möglich gewesen, wenn nicht viele wackere Mitglieder ihm unbedingtes Vertrauen entgegentrugen, weit mehr aber noch als dies, ihm die zur Regeneration des Alten und zur Erhaltung der altehrwürdigen Institutionen nötigen Mittel zur Verfügung stellten. Ja, es leben dort noch Schüler aus der Hamburg'schen Schule, welchen von ihrem großen Meister nicht nur dessen Genialität in Bezug auf Tora, sondern auch seine unbeschreibliche Charaktergröße, besonders wie man um jeden Preis jemand wird, der sich mit den öffentlichen Bedürfnissen in Wahrheit beschäftigt (frei übertragen), sein muss, lernten. So wurden vor 8 Jahren die Straßenlaternen, welche als Sabbatbegrenzungen benutzt wurden, von der Stadtbehörde entfernt und Gasbeleuchtung dafür eingerichtet. Diese kleine Gemeinde, nur ein sehr kleiner Teil von der dortigen, ca. 700 Familien zählenden, erwirkte, dass ganz neue Sabbatbegrenzungen, gemäß den Vorschriften unserer Weisen seligen Angedenkens - angebracht worden. Die Unterrichtsanstalt, welche von einer kleinen Anzahl dieser Gemeinde gegründet wurde, berechtigt unter der Direktion des Dr. Sig. Auerbach zu den größten Hoffnungen und wird dadurch die Liebe zur Tora und das Lernen der Tora so recht von Grund auf anerzogen, indem in dieser 'israelitischen Bürgerschule' nicht nur dem Geiste der Zeit auf das Rigoroseste Rechnung getragen, sondern auch gründlicher Unterricht in Tanach (Bibel), Mischna und Gemara erteilt wird, was hier etwas seit vielen Jahren Unerhörtes ist. Aber diese Jehudim wissen auch Opfer zu bringen; sie legen auf den Altar dieser heiligsten aller Gebote (Mizwot) einen jährlichen Zuschuss von ca. 4.000 Gulden. Was diese wenigen Männer mit Gottes Hilfe tun, glaubt man kaum, dies und so mancher Andere echt jüdische kommt jedoch nicht unmittelbar hierher; jedoch ist dies wieder ein sehr erhebendes Beispiel dafür: erstens, dass der Jehudi eben alles kann, was er will, zweitens, wie viel an der zähen edlen Tätigkeit auch nur eines Einzelnen für das Gesamtjudentum gelegen."             

        
Die Diskussion um eine orthodox geprägte jüdische Schule auf dem Hintergrund der Spannungen zwischen Liberalen und Orthodoxen in der Gemeinde (1860/61) 

Fuerth Israelit 26121860.jpg (182785 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Dezember 1860: "Fürth, im November. Endlich nach mehreren Wochen währendem Kampfe, nach verschiedenen Plänkeleien, Evolutionen und Scharmützeln, machte eine dreitägige Schlacht (18., 19. und 20. dieses Monats) zwischen den zwei Parteien, in welche die hiesige israelitische Gemeinde geteilt ist, geschlagen, wobei die eine, spottweise 'die schwarze' genannt, ungeachtet sie sich weißer Wahlzettel bediente, unterlag. Nach einem öffentlichen Ausschreiben des hiezu als Wohlkommissär ernannten ersten rechtskundigen Bürgermeisters sollten nach zurückgelegter ehrenwerter Amtsführung abtretender Verwaltungsglieder Ersatzwahlen für drei Vorstandsmitglieder und fünf zu dem größeren Verwaltungsausschusse gehörige Personen vorgenommen werden. Nach dem gesetzlich formulierten Wahlmodus hatten die 411 berechtigten Votanten 49 Wahlmänner zu wählen, diese fünf Mitglieder des Verwaltungsausschusses zu ernennen, worauf das ganze aus 15 Mitgliedern bestehende Verwaltungskollegium die drei Vorstandsmitglieder zu wählen hatte.   
Sie sehen, verehrter Herr Redakteur! dass eine streng gesetzliche Form beobachtet wurde, was mit umso größerem Danke Anerkennung verdient, als Alles ex officio und somit diätenfrei geschieht. An den Urwählern lag es sonach, Männer in den 49. Ausschuss zu bringen, von deren orthodoxen oder reformistischen Gesinnungen und Bestrebungen man überzeugt war, dass sie die Tendenz ihrer Partei vertreten und hiernach Mitglieder in den engern (Verwaltungs-)Ausschuss wählen. Zu diesem wurden beiderseitig mehrfache Vorversammlungen abgehalten. Programme ausgegeben, Verbesserung der Schulen, einerseits auch des Kultus, verheißen usw. Die Partei 'der Alten' war insofern im Vorteile, als sich eine die wundern Flecken nur zu sehr erkennende und deren Heilung herzlich wünschende zahlreiche Mittelpartei zu ihr schlug, und sie sich daher einer absoluten Majorität vergewissert halten durfte. Eine unzeitige Proposition, aber, dass nämlich in der öffentlichen Unterrichtsanstalt Mischnah und Gemara gelehrt werden sollte, rief einen gewaltigen Sturm und eine unglückliche Zersplitterung hervor, und die Mittelpartei sagte sich los, der der 'Weißen' sich anschließend. Beregter Vorschlag kann schon deshalb ein höchst unzeitgemäßer genannt werden, als vorerst von einem gründlichen elementarischen Religionsunterricht, als: richtiges, geläufiges Lesen, Übersetzen und Verständnis von Tora und Propheten u.m. dergleichen die Rede (Anmerkung der Redaktion. Wir können unserm geehrten Korrespondenten nicht beistimmen; eine wahrhaft jüdische Schule muss gleich bei ihrer Gründung die Kenntnis der mündlichen lehre mindestens in Aussicht stellen)     
Fuerth Israelit 26121860a.jpg (130429 Byte)   sein sollte. - Trotz der obwaltenden Sprengung würden jedoch die 'Schwarzen' obgesiegt haben, da auch auf gegnerischer Seite Spaltungen zur Erscheinung kamen, hätten sie nicht, unbegreiflicher Weise in Sicherheit sich wähnend, ihre Stimmen, anstatt den auf den von ihnen selbst ausgegangenen Zetteln vorgeschlagenen Namen, vereinzelten, willkürlich aus der Wahlliste entnommenen Mitgliedern zugewendet, während ihre Antagonisten, kompakt zusammenhaltend, einen seltenen Eifer entwickelten, Entfernte eiligst herbeiriefen, Kranke mittelst Fuhrwerks zur Abstimmung kommen ließen usw. Die Folge dieser Nachlässigkeit einerseits und dieses einmütigen Strebens andererseits war, dass weder in den 49. noch in den eigentlichen Verwaltungsausschuss Einer der ihrigen durchzusetzen war. Montag, den 26. schritt man zur Wahl der drei Vorstandsmitglieder und diese fiel auf die Herren Bernhard Ullmann, Max Neubauer und Is. Wedeles, zum Glücke Männer von Besonnenheit, Kenntnissen und vielfacher Erfahrung, weder vom prinzipiellen Oppositionsgeiste beseelt noch für rapide Reform eingenommen. - Die alten Römer hatten ihren überwundenen Feinden Zeit und Raum gegönnt, wieder zu Atem zu kommen und sich sie hierdurch zu befreunden. Nehme man Lehre an und befolge denselben Grundsatz. Mögen die von den beiden Parteien gewählten Farben zu ihren Wahlzetteln - blau und weiß - ein gutes Omen zur Verständigung sein, wie sie unter der Wittelsbacher glorreichen Aegide schon so lange das Zeichen des Segens und der Volkswohlfahrt sind. Wir aber rufen: (hebräisch und deutsch:) Liebet die Wahrheit, liebet den Frieden! Sch."     

  
Weiterer Bericht mit Kritik an dem eben zitierten Artikel (1861)   

Fuerth Israelit 16011861.jpg (278418 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1861: "Fürth, 30. Dezember (1860). Liebt die Wahrheit, liebet den Frieden! Mit diesen Worten schließt der Sch. Korrespondent seinen Bericht über die dahier stattgefundene Gemeindewahl in Nro. 31 Ihres sehr geschätzten Blattes. - Während wir aber jenen inhaltsschweren Zuruf, das Palladium unserer Religion, an die Spitze unserer gegenwärtigen Berichtigung stellen, hütet sich Korrespondent wohlweislich, dasselbe zu tun, nimmt es vielmehr als hinkenden Boten ins Schlepptau und darin tat er auch klug; denn wer mit dem Hergange jener Angelegenheit vertraut ist, weiß gar wohl, dass der fragliche Bericht sowohl von Wahrheit als von Friede gar weit entfernt ist. 
Das Programm der orthodoxen Partei bezeichnete er das zu erstrebende Ziel: die Gründung einer öffentlichen Schule, in welcher die entsprechenden Lehrkräfte zu finden sein sollen, um als ein organisches Ganze alle Klassen des jüdischen Publikums dahier befriedigen zu können. Dass hiermit denjenigen Familienvätern, die gar wohl wissen, dass ein gründlicher, ersprießlicher Religionsunterricht ohne Quellenstudium nicht erzielt werden könne, Gelegenheit geboten werden sollte, ihren Kindern auch den erforderlichen Unterricht in Mischnah und Talmud erteilen lassen zu können, leuchtete wohl ein, nicht minder aber auch, dass die Teilnahme an demselben durchaus nicht obligatorischer Natur sein sollte; dennoch wurde in einer berufenen Versammlung, in welcher beide Parteien vertreten waren, eine spezielle Erklärung in diesem Sinne abgegeben. Nichts destoweniger rückte hierauf der Führer einer andern Partei mit einem schon fabrizierten Programme hervor, in welchem eine feierliche Verwahrung gegen Errichtung einer solchen Schule, in der 'unzeitgemäße Gegenstände' gelehrt werden sollten, figurierte. Auf die Anfrage, welche Gegenstände es seien, gegen die man mit Feuer und Schwert zu ziehen trachte, lautete die Antwort: 'Mischnah und Talmud', diese bezeichnete man als 'unzeitgemäße Gegenstände' und verlangte hierbei die Genehmigung eines solchen Programms von Männern, die bisher das Talmudstudium nach Kräften treulich und mit großen Opfern gepflegt und mit fast beispielloser Ausdauer für die Grundsätze des orthodoxen Judentums 30 Jahre lang gekämpft haben; von Männern, an deren Lebenswandel kein Makel haftet, daher ihnen auch die Achtung der beiden Parteien nicht versagt werden kann; musste also ein so frivoles Ansehen nicht mit Entrüstung zurückgewiesen werden? Und diese pflichtmäßige Zurückweisung nennt Korrespondent eine unzeitige Proposition (!!) und jenen Führer zählt er zur Mittelpartei! Das Eine ist gerade so richtig als das Andere. - Der weitere Verlauf des Wahlkampfes dokumentierte auch vollständig diese unsere Ansicht, denn nach diesem Zwischenfall ging eine allgemein    
beliebte Person, welche bei streng religiösen Grundsätzen in Wahrheit zur Mittelpartei zählt, daher auch gleichsam von beiden Parteien an die Spitze zur Erzielung einer Einigung berufen ward, nach bitterer Enttäuschung zur orthodoxen Partei zurück, sobald sie (jene Person) sich von den gegnerischen Absichten aus eigener Anschauung überzeugt hatte; jener Führer mit seiner Partei aber hatten unter der Zeit schon schleunigst die Larve abgeworfen und sich jener Partei wieder angeschlossen, von der sie gleichsam nur zum Rekognoszieren des Schlachtfeldes hergesandt zu sein schienen; nicht aber, dass die wirkliche Mittelpartei sich von den Orthodoxen losgesagt hätte. Warum aber diese dennoch nicht gesiegt haben, wollen wir hier nicht erörtern, da bei uns Wahrheit und Friede kein leeres Wortgepränge ist, eine wahrheitsgetreue Darstellung der Umstände aber den Frieden nicht fördern würde."     

          
Über die Einweihung der Bürgerschule in Fürth und die Eröffnungsrede von Direktor Dr. Selig Auerbach (1862)   

Fuerth Israelit 12111862.jpg (238685 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1862: "Fürth, den 29. Oktober (1862). Fast sind es zwei Jahre, dass wir Ihnen, hochgeehrter Herr Redakteur, über die beabsichtigte Gründung einer öffentlichen Schule seitens der orthodoxen Partei dahier Näheres mitzuteilen hatten; wir freuen uns nun, Ihnen jetzt die frohe Kunde bringen zu können, dass die feierliche Eröffnung dieser Schule dahier heute auch stattgefunden hat. Auf die erfolgte Einladung hin kamen wir zur bestimmten Stunde - 10 Uhr vormittags - in das Schullokal und fanden daselbst eine große Anzahl der hiesigen israelitischen Bürger versammelt, darunter auch Herrn Rabbiner Dr. Löwi. Auch der Königliche Bezirksinspektor, Herr Pfarrer Röder, hatte sich - die königliche städtische Schulkommission vertretend - dort eingefunden. Von dem hohen Ziele, das die Begründer dieser Anstalt dabei zu erreichen gedenken, genaue Kenntnis habend, waren wir auf die Eröffnungsrede gespannt, um die an uns gestellte Frage: ob man in der Person des Herrn Dr. Auerbach den entsprechenden Mann gefunden, der diesem hochgesteckten Ziele gewachsen sei, beantworten zu können, und freuen wir uns in der Tat, dass wir nun diese Frage mit voller Sicherheit zu bejahen vermögen, da wir nicht nur in hohem Maße befriedigt, sondern unsere Erwartungen weit übertroffen wurden. Herr Direktor Dr. Auerbach gab in vollendeter Klarheit Aufschluss über den Plan der neuen Anstalt und gestehen wir gerne, dass die darin entwickelten Ansichten durch ihre überzeugende Darstellung und konsequente Durchführung nicht verfehlten, den tiefsten Eindruck bei den Zuhörern zu hinterlassen. Wir sind nicht imstande, die Fülle der in der meisterhaften Rede niedergelegten Gedanken wiederzugeben und begnügen uns daher im Allgemeinen, den Gang der Rede anzudeuten. Nachdem der Redner die Aufgabe der neuen Schule dahin definiert, dass dieselbe tüchtige Bürger und wahrhafte Juden heranbilden wolle, ging er sämtliche Unterrichtsgegenstände der hohen Bürgerschule durch, um an jedem Einzelnen nachzuweisen, wie derselbe zu einer echt humanen Ausbildung des Schülers zu verwenden sei. Am längsten verweilte die Rede bei dem Religionsunterrichte, nicht als ob diese Schule auf diesen allein ihr vorzügliches Augenmerk zu richten gedächte, sondern nur um darzulegen, dass, soferne der Geiste, der eine Schule durchzieht, gleichsam von dem Religionsunterrichte ausgeht und die hohe Bedeutung der Religion als das höchste Gut des Menschen anerkannt werden muss, die jüdische         
Fuerth Israelit 12111862b.jpg (352514 Byte)Bürgerschule - die ganze Menschen und wahrhafte Juden heranzubilden beabsichtigt - ihren Religionsunterricht nicht darauf beschränken dürfe, ihren Schülern bloße Kenntnis der hebräischen Sprache, der Bibel und der jüdischen Geschichte beizubringen, dass sie vielmehr die Religion in ihrer ewigen Wahrheit und Reinheit vor die Seele der Jugend führen, die hohen Lehren derselben vor dem jugendlichen Geiste entfalten müsse, damit ewige Liebe zu dem väterlichen Glauben im Innersten der Seele feste Wurzeln fasse. Dieses Ziel kann aber nur dann erreicht werden, wenn man die Schüler zu den Quellen der jüdischen Religion und der jüdischen Geschichte hinführt und sie hieraus selbst schöpfen lässt. Und auf traditionellem Boden stehend, müssen die Schüler auch die göttliche, nciht minder ewig bindende mündliche Lehre an der Quelle kennen lernen, weswegen es sich die jüdische Schule angelegen sein lassen müsse, den reiferen Schülern das große Meer des jüdischen Schriftentums zu erschließen.  
Hierauf wies der Redner durch Schrift und Beispiel nach, wie falsch die Behauptung sei, dass eine vielseitige und gründliche Bildung sich mit vieler Religiosität und einem traditionellen Glauben nicht vereinigen lasse, und beseitigte schlagend die verschiedenen Einwände, die gegen diese Vereinigung gemacht werden, wobei er eine umfassende Kenntnis des Talmuds und ein eminentes Wissen in der jüdischen Literatur bekundete. Diese Stelle der Rede war auch die bedeutungsvollste und machte den sichtbarsten Eindruck. Nachdem der Redner noch ausdrücklich hervorgehoben hatte,    

   
Ausschreibung einer Lehrerstelle an der israelitischen Bürgerschule - unter Direktor Selig Auerbach (1866)   

Fuerth AZJ 23011866.jpg (55419 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Januar 1866: "Die israelitische Bürgerschule zu Fürth sucht zum 1. Mai dieses Jahres gegen ansehnliches Gehalt einen strengreligiösen Lehrer, der bei einer gründlichen allgemeinen Bildung tüchtige Kenntnisse im Französischen und Englischen besitzt. 
Bewerber mit akademischer Bildung und Kenntnissen im Talmudischen erhalten den Vorzug. Anfragen und Bewerbungen wolle man unter Einsendung der Zeugnisse richten an 
Dr. Sg. Auerbach, Direktor der israelitischen Bürgerschule."        

  
Die Einweihung des neuen Schulgebäudes der Bürgerschule (1869)
   

Fuerth Israelit 11081869.jpg (87021 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1869: "Fürth, 21. Juli (1869). Wie früher schon in diesen Blättern erwähnt, haben die hiesigen Orthodoxen, als sie nach Überwindung von vielen unsäglichen Schwierigkeiten die Gründung einer Schule bewerkstelligt, in der ein den Zeitverhältnissen angemessener Unterricht in Verbindung mit den für das jüdische Leben notwendigen Lehren erteilt wird, durch fernere Bemühungen es dahin gebracht, dass ein Kapital zusammenkam, mit dem man befähigt war, ein neues Gebäude zu errichten, um dem Übelstande des Weilens in unzureichenden gemieteten Lokalitäten ein Ende zu machen. Mit bewundernswerter Aufopferung ist durch freiwillige Gaben so viel zusammengekommen, dass von den Kosten, die der Ankauf des Grundstücks und der Neubau erforderte, bereits 3/4 gedeckt sind, und kann man sich der gegründeten Hoffnung hingeben, dass auch der noch fehlende Teil durch Wohltätigkeit bald ergänzt sein wird.   
So ist denn unter Gottes Beistand und der Hilfe Edeldenkender der Bau fertiggestellt und die innere Einrichtung hergestellt. Heute Vormittag wurde das neue Schulgebäude feierlich eingeweiht. 
Schon lange vor der zur Feier bestimmten Zeit versammelte sich Jung und Alt, um seine Freude an         
Fuerth Israelit 11081869a.jpg (230987 Byte)einem gottgefälligen Werke sowohl an den Tag zu legen, als auch um zu zeigen, dass man noch Gefallen habe an göttlichem Wort und an echt religiöser Erziehung. Es offenbarte sich deutlich, dass der Kreis derjenigen, die sich um Gott scharen und für Sein heiliges Wort zu opfern bereit sind, kein kleiner sei, und dass es gottlob noch gar viele gebe, die an dem Bestand unserer heiligen Religion Gefallen finden. So füllte sich bald der der Feier gewidmete Raum.
Zur festgesetzten Zeit bestieg Herr Dr. Auerbach als Direktor der Anstalt die Tribüne und legte in gewohnter Meisterschaft den Versammelten den Zweck der Schule und die Erfordernisse für die Heranbildung zum Beruf (hier vorzüglich für den kommerziellen dar). Es würde mich zu weit führen, wollte ich auch nur kurz den Inhalt der Rede, die mehr als eine Stunde währte, skizzieren; so reichlich waren die Gedanken und so vielerlei die Gesichtspunkte, die der Redner hervorhob. Ich will daher nur einige Sentenzen anfühlen, die nicht allein für hiesige Verhältnisse angemessen sind, deren Wahrheit auch dem allgemeinen Wohle dienlich ist.
'Nicht das spezielle Heranbilden zu einem Berufe ist die Bestimmung der Schule, obwohl es in jetziger Zeit der Berufsschulen in Menge gibt, sondern neben einem ausgedehnteren Unterricht in besonderer Fachbildung vorzüglich allgemeine Bildung durch ethische Wissenschaften; nicht das ist der Maßstab für eine Schule, was der Zögling später mit dem Erlernten erwerben kann, sondern die Bildung zum Menschen, dass der Schüler, wenn er in das Leben eintritt, sich zu drehen und zu wenden weiß. Und der Jude als solcher, dessen ganzes Leben durchdrungen sein soll von göttlichem Hauche, dessen Handlungen alle als Gottes-Gebote geschehen sollen - alle eure Taten seien zur Ehre Gottes - sein Unterricht soll ein derartiger sein, dass die Kenntnis der schriftlichen und mündlichen Tora nicht allein zu seinen Disziplinen gehöre, sondern dass der Gesamt-Unterricht seine Ergänzung und Begrenzung finde durch die Religion. Und wenn in solcher Weise eine Schule eine rein konfessionelle ist, so kann und darf ihr Streben doch kein anderes sein als - allgemeine Menschenliebe zu erwecken, wie bekanntlich Hillel dieses Gebot als die Wurzel aller andern jenem Heiden mitteilte.'
Anreihend an diese Worte sprach sodann Herr Rabbiner Dr. Löwi innige Wünsche für das fernere Gedeihen der Anstalt aus und hoffte, dass mit der Zeit das neue Haus sei ein Haus voll mit allem Guten, das hervorgebracht religiös-sittliche Männer.  
Zum Schlusse richtete noch Herr Stadtpfarrer Lehmus einige Worte an die Versammlung, in denen er seine Zustimmung aussprach zu den Grundsätzen, die von dem ersten Herrn Redner entwickelt waren. 
Auf die Zuhörer hatten die von Herzen zu Herzen gesprochenen Worte einen sichtlichen Eindruck hervorgebracht, und Jeder ging mit dem Bewusstsein fort, dass es sich bei der Wahl einer Schule für die Erziehung seines Kindes nicht darum handele, in welcher Schule am meisten für den späteren Beruf desselben geschieht, sondern lediglich darum, wie die Lehren ihnen beigebracht werden, die sie zu wahrhaften Menschen herzubilden geeignet sind.   Wahrheit."     

      
Zum Tod von Rabbiner Dr. Selig Auerbach (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901: "Fürth. (hebräisch und deutsch:) Frage Deinen Vater, er wird Dir es verkünden. Deine Alten, sie werde es Dir sagen, warum besonders in unserer Stadt die traurige Nachricht vom Hinscheiden des Herrn Rabbiners Dr. Auerbach seligen Andenkens so große Teilnahme und Betrübnis erweckte. Hatten wir doch ca. zehn Jahre das Glück, uns an dem Lichte dieses großen Mannes zu erfreuen; hier begann seine bedeutende Laufbahn, als er sich im Jahre 1862 bereit erklärte, seine ganze jugendliche Kraft dem Gedanken zu widmen, eine jüdische Bürgerschule nach seinem Sinne zu gründen und als deren Leiter sie dem vorgesteckten Ziele zuzuführen. Man braucht den Verstorbenen nicht persönlich gekannt zu haben, man braucht nur die Begeisterung für ihn bei allen seinen Schülern und zahlreichen Freunden zu bewundern, und die ersprießlichen Erfolge seiner hiesigen Tätigkeit zu ermessen, um die Bedeutung dieses Großen seines Geschlechts zu erfassen. Er verstand es seine Schüler zu begeistern, sodass sie nicht dem Zwange gehorchend, sondern mit Freude dem Studium der Tora herankamen; immer größer und größer wurde der Kreis von jungen Leuten und Hausvätern, die bezaubert von seiner Liebenswürdigkeit, hingerissen von seinem Geiste und seinem tiefen Wissen, alles im Stiche ließen, um ihm in sein Lehrzimmer zu folgen und seinen interessanten Vorträgen zu lauschen. Seine Lieblingsidee scheint es gewesen zu sein, und darauf war hauptsächlich sein Augenmerk gerichtet, bei den jungen Kaufleuten die Liebe für die Tora zu erwecken und sie zu echten Jehudim heranzuziehen, und es war ihm kein Opfer zu schwer, keine Stunde zu früh und keine Stunde zu spät, um sie nicht mit Freude dem Studium der Tora zu widmen. 'Nicht lernen können', sagte er oft, 'ist ein Fehler, lernen wollen, macht diesen Fehler wieder gut.' So verstand er es, jeden Einzelnen in seinem Bestreben, Tora zu lernen, zu bestärken, und so für das wahre Judentum zu gewinnen. Nicht unerwähnt möchte ich noch lassen, wie unermüdlich und unverdrossen sich der Verblichene in großer Wohltätigkeit den hiesigen Armen sowohl als besonders auch den durchziehenden Gästen gegenüber gezeigt hat. Niemand betrat vergeblich seine Schwelle, ja, er gab noch besonderen Auftrag, kein Armer sollte die Stadt verlassen, ohne seine Unterstützung und Gastfreundschaft in Anspruch genommen zu haben.  
Meine Feder ist zu schwach, um alle die Verdienste des Verblichenen, besonders jene, die sich der Verstorbene um die hiesige Schule erworben, entsprechend zu würdigen, und will ich nur noch bemerken, dass die von ihm ins Leben gerufene jüdische Bürgerschule in seinem Sinne bisher weiter geführt wurde und dass auch diesbezügliche Garantien für die Zukunft vorhanden sind."     
   
Fuerth Israelit 08101901b.jpg (314941 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901:  "Aus Bayern, 26. September (1901). (hebräisch und deutsch aus Jeremia 14,17): 'Tränen entströmen meinen Augen Tag und Nacht und sind nicht zu stillen, denn einen großen Schaden hat die jungfräuliche Tochter meines Volkes erlitten, einen sehr schweren Schlag.'  
Wenngleich am Grabe unseres unvergesslichen, leider zu früh der Erde entrissenen Dr. Selig Auerbach seligen Andenkens eine große Anzahl Redner sich vernehmen ließen, so war es doch nur ein einziger, der dem teuren Dahingeschiedenen im Namen derer, denen er in der ersten Kraft seiner Jugend der treue Lehrer und Führer war, den letzten Scheidegruß entbot. Da es jedoch eine größere Anzahl Schüler sind, die dem Verblichenen in den ersten zehn Jahren seines Wirkens in Fürth so viel verdanken, möge es noch einem derselben gestattet sein, auch an dieser Stelle das Andenken des ausgezeichneten Mannes zu ehren. Zu einer Zeit, wo die meisten jungen Leute noch zu Füßen ihrer Professoren und Rabbiner auf Universitäten und Rabbinerschulen dem Studium obliegen, wurde Dr. Auerbach seligen Andenkens auf eine Stelle berufen, zu der man gewöhnlich nur Männer mit langjährigen Erfahrungen befähigt erachtete. Eine kleine Anzahl wahrhaft orthodoxer Männer in Fürth beschloss Anfangs der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, eine Schule zu gründen, wo neben profanen Wissenschaften das Torastudium, wie nicht minder der Talmudunterricht gepflegt werden sollte. Schwierig war die Aufgabe dieser Männer, allein das Ziel schien diesen begeisterten Anhängern einer solch' heiligen Sache so erhaben, dass sie kein Mittel scheuten, um den Plan zur Ausführung zu bringen. Zu damaliger Zeit war in Deutschland kein Überfluss an Männern, welche befähigt waren, eine solche Anstalt zu leiten, und es war daher für die Fürther Herren doppelt schwer, zu einer Wahl zu gelangen, da ja auch die pekuniäre Gegenleistung sich in nur sehr mäßigen Grenzen bewegen konnte. Bei der Umschau nach einem solchen Manne wurde die Aufmerksamkeit der Herren auch auf den erst 21-jährigen Dr. Selig Auerbach, der bereits sein 'Doktor-Examen' und 'Thoras Harooh' (Anerkennung als Rabbiner) zu dieser Zeit glänzend bestanden hatte, gelenkt; nach mehrfachen Bemühungen gelang es, denselben für die Leitung zu gewinnen, ganz besonders auch, weil es sein Vater seligen Andenkens gewünscht hatte. Er selbst hätte zu gerne eine Zeit lang noch im Auslande seine Erfahrungen und Kenntnisse bereichert, bescheiden, wie er war, glaubte er sich dem Posten nicht gewachsen. Dass er es jedoch im höchsten Grade war, sollte sich bald zeigen. In Fürth, das einst der Sitz großer Männer in Israel war, war seit langer Zeit für besseren jüdischen Unterricht nichts geschehen. Die Kinder mussten nichtjüdische Anstalten besuchen und nur wenige Eltern haben ihren Kindern Privatunterricht im Hebräischen erteilen lassen. Da erschien Dr. Selig Auerbach seligen Andenkens mit einigen Kollegen auf dem Platze (Herr Professor Dr. Werner, zur Zeit in Frankfurt am Main, war einer seiner ersten tüchtigen Mitarbeiter) und richtete eine Schule ein, deren Resultate alsbald zeigten, ein wie trefflicher Mann der neue Direktor war. Es ist hier nicht der Platz, des Näheren auszuführen, mit welchen Schwierigkeiten nach den verschiedensten Richtungen der Verstorbene damals zu kämpfen hatte; seine Energie, sein redliches Wollen blieben Sieger. Neben dem Jugendunterricht stellte er sein reiches Wissen auch den Erwachsenen zur Verfügung und seine Vorträge am Sabbatvormittag sind allgemein noch in bester Erinnerung. Leider sollte sein Wirken bald eine Grenze in Fürth finden. Durch den Tod seines großen Vaters seligen Andenkens wurde er 1872 auf das Rabbinat in Halberstadt berufen. Was er da geleistet, wie er dort gewirkt, mögen berufenere Federn seiner dortigen Schüler und Freunde schildern. Der Samen, den er in Fürth ausgestreut, hat unter ihm und unter seinem nicht minder hervorragenden Nachfolger, Herrn Dr. S. Dessau, gute Früchte gezeitigt. 
Diese wenigen Worte glaubte ein früherer Schüler und Verehrer des selig Entschlafenen den Manen desselben widmen zu sollen. J.F."     

    
Gedächtnisfeier für Rabbiner Dr. Selig Auerbach in der Israelitischen Realschule (1901)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1901: "Fürth, 11. November (1901). (Gedächtnisfeier in der Israelitischen Realschule). In der Aula der Israelitischen Realschule fand gestern Abend, 5 Uhr, vor zahlreich versammeltem Publikum eine Gedächtnisfeier für den verewigten Herrn Rabbiner Dr. Auerbach seligen Andenkens statt, der in den Jahren 1862 bis 1873 die Israelitische Bürgerschule als Direktor geleitet hatte. Der derzeitige Direktor, Herr Dr. Feilchenfeld, gab in dreiviertelstündigem Vortrage ein Bild von der bedeutenden Persönlichkeit des Entschlafenen, seiner vielseitigen Wirksamkeit für das Judentum und besonders einer segensreichen Tätigkeit als Organisator und erster Leiter der 1862 gegründeten Israelitischen Bürgerschule. Die Schule, die mit 42 Schülern eröffnet wurde, war zuerst in Mieträumen in der Theaterstraße (im Hause der jetzigen Post), vom zweiten Jahre ab in der Hirschenstraße, untergebracht. Die Frequenz stieg in Folge des großen Vertrauens, das man dem jugendlichen tatkräftigen Leiter entgegenbrachte, in wenigen Jahren auf 110 Schüler; die Schule erwarb ein eigenes Haus in der Blumenstraße, das 1860 bezogen wurde. Dr. Auerbach unterrichtete während der ersten Jahre in den verschiedensten Fächern, namentlich in der Geschichte, der deutschen Literatur und in den fremden Sprachen. Seine Haupttätigkeit aber wandte er dem Religionsunterricht zu und wusste die Jugend für die heiligen Schriften des Judentums ganz besonders zu erwärmen und zu begeistern. Auch auf die Erwachsenen wirkte er durch regelmäßige religiöse Vorträge, in denen sein reiches Wissen, seine innige Überzeugungstreue und seine zündende Beredsamkeit in gleicher Weise zur Geltung kamen und die Hörer mächtig ergriffen. Für den bedeutenden Einfluss der er hier ausgeübt, spricht die treue Anhänglichkeit, die ihm zahlreiche hier und auswärts lebende ehemalige Schüler bis an sein Lebensende bewahrt haben. Sehr schmerzlich berührte es weite Kreise der hiesigen Gemeinde, als Dr. Auerbach im Jahre 1873 einer Berufung nach Halberstadt folgte, um den dort erledigten Rabbinersitz seines Vaters einzunehmen. Der Entschlafene hat dort mehr als 28 Jahre rühmlichst gewirkt und eine führende Stellung unter den deutschen Rabbinern erlangt. Immer aber hat er seine Beziehungen zu Fürth aufrecht erhalten und sich seiner pädagogischen Tätigkeit hier, die ihm so viele Freunde und Anhänger erworben hat, stets gern erinnert. Am Schlusse des Vortrages wurde noch des vor einigen Monaten verstorbenen eifrigen Vorstandsmitgliedes der Schule, Herrn Henoch Zimmer, der für die Interessen der Schule mit großem Erfolge gewirkt hatte, rühmend gedacht."            

  
Jahrzeit für Rabbiner Dr. Selig Auerbach (1902)    

  Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1902: "Aus Bayern, 5. Oktober (1902). In diesen heiligen und ernsten Tagen, an denen wir nicht nur Einkehr in uns halten, sondern uns auch vielfach im Geiste mit teuren Entschlafenen beschäftigen, beherrscht eine große Anzahl gleichgesinnter Glaubensgenossen der Gedanke an einen hervorragenden Führer in Israel, der in  diesen Tagen (am Rüsttage zum Jom Kippur) des letzten Jahres das Zeitliche segnete. Wenngleich den Manen des verlebten Herrn Rabbiners Dr. Selig Auerbach seligen Andenkens anlässlich seines Todes in erschöpfender Weise in der Presse der verdiente Tribut gezollt wurde, so soll doch der erste Jahrzeitstag nciht vorübergehen, ohne dass ein alter Schüler im Sinne vieler Kollegen nochmals das Andenken eines der Besten durch wenige Worte zu ehren versucht.    
In unserer leichtlebigen, schnell vergessenden Zeit wird nicht allzu oft in späterer Zeit das Bild eines Dahingeschiedenen in so warmer Erinnerung bleiben, wie das des Seligen; wie heute werden noch in vielen Jahren die Schüler desselben die hehre Gestalt, die gewinnende Persönlichkeit und die überzeugende Belehrung des Verklärten vor ihrem Geiste sich vergegenwärtigen. In den Nekrologen, die im letzten Jahre erschienen, wurde schon darauf hingewiesen, unter welch' schwierigen Verhältnissen der Verblichene in den ersten Jahren ihres Bestehens, die israelitische Bürgerschule in Fürth zu leiten hatte. Keine Mühe wurde von ihm gescheut, um nicht nur die Erfordernisse der Schule allein, sondern auch der Individualität der einzelnen Schüler gerecht zu werden. Was er als Rabbiner für seine Gemeinde, für die Gesamtheit des Judentums leistete, wurde oft besprochen und ist bekannt; was er aber als Lehrer in den ersten zehn Jahren in Fürth leistete, das wissen nur seine Schüler zu würdigen. Diese erkennen es heute in reiferen Jahren noch an, sie wissen heute noch seine Tätigkeit zu schätzen und werden nie vergessen mit welchem Eifer,       
Fuerth Israelit 14101902a.jpg (56965 Byte)  mit welcher Sorgfalt und Liebe er sich seinem schweren Berufe widmete.  
Eine Anzahl seiner Schüler in Fürth sind ihm im Tode vorausgegangen; die große Zahl der ihn Überlebenden hat ihm in ihrem Herzen ein Denkmal errichtet, dauernder als Erz und Marmor. In den Spuren seines Geistes werden von ihnen Kinder und Enkel erzogen, und wenn auch der 'moderne' Geist manche vom Pfade des religiösen Lebens abgebracht hat - ein großer Tel ist treu geblieben und gedenkt dankend der Saat, die Dr. Selig Auerbach seligen Andenkens in ihr Herz gesät hat."  

  
Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Bürgerschule - unter Direktor Dr. Samuel Dessau (1887)  
 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1887:  "Israelitische Bürgerschule in Fürth. 
Das Wintersemester beginnt am Montag, den 12. September. Auswärtige Schuler, wenn vorher angemeldet, können später eintreten. Die Absolutorialzeugnisse der Anstalt berechtigen zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. Weitere Auskunft durch den Direktor 
Dr. Dessau.
"     

      
Abitur an der israelitischen Bürgerschule (1890)    

Fuerth AZJ 22081890.jpg (38374 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. August 1890: "Am 6. August fand an der israelitischen Bürgerschule in Fürth unter Vorsitz des Ministerialkommissärs, des königlichen Professor am Realgymnasium zu Augsburg, Herrn L. König, die diesjährige Absolutorialprüfung - die 10. dieser Anstalt - statt. Die 4 Abiturienten bestanden dieselbe sämtlich mit glänzendem Erfolg."        

 
Über die Israelitische Bürgerschule (1894)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1894: "Fürth, 20. Mai (1894). Die hiesige israelitische Bürgerschule wurde in Anbetracht, dass die israelitische Jugend der Unwissenheit in religiöser Hinsicht allzu sehr verfallen war, von einigen ebenso energischen wie zielbewussten Vertretern der hiesigen Orthodoxie im Jahre 1862 gegründet. Das hierzu nötige Kapital wurde von Interessenten aufgebracht. Das Institut hat trotz der Schwierigkeiten, mit welchen jüdische Privatschulen zu kämpfen haben, sich auf eine achtungswerte Höhe geschwungen. Dieser Umstand verdient desto mehr betont zu werden, als die Erhaltung der Bürgerschule auf eigenen Mitteln und Kräften beruht und ein Zuschuss seitens der Kultusgemeinde oder einer sonstigen Körperschaft nicht erfolgt. Der Appell an die Kultusgemeinde der verschiedensten religiösen Richtungen, Beiträge zu leisten, fällt meist auf fruchtbaren Boden. Außer festen Jahresbeiträgen fließen namhafte Gaben, sodass die Erhaltung der Anstalt nicht in Frage gestellt ist, wenn die Opferfreudigkeit ferner anhält. Sie besitzt ein eigenes Haus nebst dazu gehörigem Rückgebäude und geräumigem Hof und an ihr wirken 10 ständige Lehrer und die einschlägigen Fachlehrer bei einer Anzahl von etwa 140 Schülern. Einen nicht geringen Anteil an der Blüte der Schule hat der frühere Direktor Herr Dr. Auerbach, jetzt Rabbiner in Halberstadt, sein Nachfolger, der jetzige Direktor Herr Dessau, und der gesamte Lehrkörper."          
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Juni 1894: "Fürth, 5. Juni (1894). Die in der Nr. 21 dieser Zeitung vom 25. Mai enthaltene Notiz, die hiesige israelitische Bürgerschule betreffend, bedarf einer wesentlichen Ergänzung. Die genannte Anstalt steht unter der Verwaltung einer anerkannten Genossenschaft und ist eine aus 4 Elementar- und 6 Realklassen bestehende lateinlose Realschule, in den süddeutschen Staaten die einzige jüdische Anstalt, deren Abgangszeugnisse zum Einjährigen-Freiwilligen-Dienst in der deutschen Armee berechtigen."    

     
Ausschreibung einer Lehrerstelle an der israelitischen Bürgerschule (1895)     

Fuerth AZJ 12071895.jpg (61702 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1875: "Vakanz
An der Israelitischen Bürgerschule (militärberechtigte Realschule) in Fürth (Bayern) ist die mit einem Anfangsgehalte von 2.000 Mark dotierte Lehrstelle für Mathematik und Physik zu besetzen. Von Zeugnisabschriften begleitete Offerten wolle man an den unterzeichneten Direktor der Schule einsenden. 
Dr. Dessau.
"          

   
Ausschreibung einer Religionslehrerstelle an der israelitischen Bürgerschule (1898)   

Fuerth Israelit 11101898a.jpg (68761 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1898: "An unserer Realschule ist die Stelle eines seminaristisch gebildeten Religionslehrers, mit einem Gehalt von 1.200 Mark (steigend bis 2.000 Mark) sofort oder baldigst zu besetzen. Nur eifrige und strebsame Herren mit religiös-konservativer Lebensführung, wollen ihr Bewerbung unter Beifügung von Zeugnisabschriften bei dem Unterzeichneten einreichen. 
Bewerber mit vertiefter hebräischer Bildung werden bevorzugt. 
Fürth (Bayern), 30. September. 
Der Vorstand der israelitischen Bürgerschule: 
Direktor Dr. Stern
."         

   
Zum Tod von Dr. Samuel Dessau in Schweinfurt, ehemaliger Direktor der Israelitischen Bürgerschule in Fürth (1904)  
Anmerkung: Im Text werden genannt: Rabbiner Dr. Stein in Schweinfurt, der Schwiegersohn von Dr. Samuel Dessau. 
Prof. Dr. Hermann Dessau (geb. 6. April 1856 in Frankfurt am Main; gest. 12. April 1931 in Berlin): war von 1900 bis 1922 wissenschaftlicher Beamter beim Corps Inscriptionum Latinarum und ab 1917 Honorarprofessor an der Universität Berlin.  
Prof. Dr. Bernhard/Bernardo Dessau (geb. 13. August 1863 in Offenbach am Main, gest. 17. November 1949 in Perugia): italienischer Physiker: war von 1904 bis 1935 Professor für Physik an der Universität Perugia; weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel "Bernardo Dessau".       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. März 1904: "Fürth, 11. März (1904). Unsere Gemeinde beklagt den Verlust eines ausgezeichneten Mannes. In Schweinfurt, wohin er sich in den letzten Jahren zurückgezogen, ist Dr. Samuel Dessau, ein geborener Hamburger, der ein Vierteljahrhundert Direktor der 'Israelitischen Bürgerschule' hier war, mach schweren Leiden im hohen Greisenalter verschieden. Sein Verdienst war es, dass die königliche Regierung die Anstalt als vollberechtigte Realschule anerkannte und die Reichsbehörden 1882 dem Leiter der Anstalt das Recht zur Ausstellung von Zeugnissen für den Einjährig-Freiwilligendienst verliehen. Vorher war Dessau acht Jahre lang Lehrer an der Realschule der Israelitischen Religionsgesellschaft in Frankfurt am Main, wo er den naturwissenschaftlichen Unterricht leitete. Ein Sohn des Verblichenen ist der Historiker Professor Dr. (sc. Hermann) Dessau in Berlin, ein anderer ist Professor (sc. Bernardo Dessau) in Florenz, ein Schwiegersohn Rabbiner Dr. Stein in Schweinfurt. Wie sehr der Heimgegangene auch selbst seine Verdienste und Leistungen verbarg, so wusste man doch auch in fernerstehenden Kreisen das Wesen und Wirken des Mannes nach seinem wahren Wert zu schätzen. Dessau gehörte zu den seltenen Männern, die arbeiten und schaffen nicht um des Lohnes und der Anerkennung willen, sondern in der Pflichterfüllung selbst ihre Befriedigung finden, zu den Männern, die der ihm erwählten guten Sache mit Überzeugung dienen, ohne sich durch persönliche Rücksichten leiten zu lassen. Das Leichenbegängnis fand hier, auf den eigenen Wunsch des Verblichenen, ohne jede Anzeige und Grabrede, aber unter sehr zahlreicher Beteiligung statt. Aber das Andenken an den vortrefflichen Mann wird in dem Kreise, den er ausgefüllt, in dankbarer Erinnerung fortleben."      

 
Dr. Moritz Stern wird Direktor der israelitischen Bürgerschule (1898)    

Fuerth MStern Art 120.jpg (102544 Byte) Zur Person von Dr. Moritz Stern: der Historiker Moritz Stern ist 1864 in Steinbach (Hessen-Nassau) geboren. Nach Abschluss seiner Ausbildung war er 1891 bis 1898 als Prediger, Schuldirigent und Rabbiner in Kiel tätig. Nur für ein gutes Jahr folgte danach - vom September 1898 bis Dezember 1899 - die Zeit als Schuldirektor in Fürth. 1900 bis 1905 war er Schuldirektor in Berlin, danach Oberbibliothekar der Bibliothek der jüdischen Gemeinde in Berlin. Er hat zahlreiche historische Werke verfasst. 
Links: Artikel über Moritz Stern in: "Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Hrsg. von Georg Herlitz und Bruno Kirschner. Bd. IV/2 Sp. 720. Jüdischer Verlag Berlin 1927 (Nachdruck 1982) mit Nennung der wichtigsten Werke von Moritz Stern.
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898: "Fürth, 7. September (1898). Zum Direktor unserer israelitischen Bürgerschule ist der bekannte Historiker Dr. Moritz Stern, bisher Prediger und Schuldirigent der israelitischen Gemeinde in Kiel, einstimmig vom Kuratorium gewählt worden. Die auf dem Boden des traditionellen Judentums stehende Bürgerschule, 1862 begründet von Herrn Rabbiner Dr. Auerbach (Halberstadt) und seit 1872 geleitet von dem verdienten bisherigen Direktor Dr. Dessau, besteht aus einer vierklassigen Volksschule und einer sechsklassigen Realschule. Die Reifezeugnisse der obersten Realschulklasse berechtigen zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. Auf die Pflege der Religion und des Hebräischen einschließlich Mischna und Talmud wird besonderer Wert gelegt. Zum Lehrerkollegium gehören 18 staatlich geprüfte Lehrkräfte. Dem Wirken des neuen Realschuldirektors, dem ein vorzüglicher schriftstellerischer und pädagogischer Ruf vorangeht, wird mit hochgespannten Erwartungen entgegengesehen. Seiner wartet hier bei der Jugend, wie bei den Erwachsenen ein großes Arbeitsfeld. Herr Direktor Dr. Stern, ein Neffe des Begründers der Hamburger Talmud-Thora-Realschule, des verstorbenen Hamburger Oberrabbiners Ascher Stern seligen Andenkens, erhielt seine rabbinische Ausbildung am Hildesheimer'schen Rabbinerseminar zu Berlin."      
 
Fuerth Israelit 11101898.jpg (64371 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1898: "Fürth, 5. Oktober 1898: "Zufolge höchster Entschließung des Königlichen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 14. September hat die hohe Königliche Regierung durch Reskript vom 21. September die Wahl des bisherigen Predigers und Schuldirigenten der israelitischen Kultusgemeinde zu Kiel, Dr. phil. Moritz Stern, zum Direktor der hiesigen israelitischen Realschule und der damit verbundenen Volksschule bestätigt. Gleichzeitig wurde dem neuen Direktor der Unterricht im Hebräischen und in den Realen (Deutsch, Geographie und Geschichte) vom laufenden Schuljahr an übertragen. Für die so erfreulich schnell erfolgte Bestätigung war, wie wir hören, die frühere pädagogische und wissenschaftliche Tätigkeit des Gewählten ausschlaggebend. Die öffentliche Einführung des neuen Herrn Direktors in sein Amt wird demnächst erfolgen."         

           
Die israelitische Bürgerschule darf sich israelitische Realschule nennen (1899)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1899: "Fürth, 31. August (1899). Die hiesige Bürgerschule hat vom Reichskanzleramte die Erlaubnis erhalten, ihren Namen in israelitische Realschule umzuwandern, welche Titeländerung wohl vom derzeitigen Rektor, Herrn Dr. Stern, erstrebt wurde. So belanglos der Name auch manchem erscheinen mag, so war er doch geeignet, Missverständnisse herbeizuführen; denn unter Bürgerschule versteht man im allgemeinen eine gehobene Volksschule, während die hiesige Anstalt doch vollkommen den Charakter einer Realschule hat, in welcher die Schüler die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst erlangen können. - Aber noch wichtigere Punkte fasst Herr Dr. Stern ins Auge. So ist er sehr bemüht, tüchtige Lehrkräfte für seine Anstalt zu gewinnen, die ganz im Geiste eines echte Jehudi (gemeint: überzeugter Jude) denken, reden und handeln, was auch unbedingt notwendig ist; denn der einzige Zweck der Schule besteht doch darin, dass sie die Jugend als gesetzestreue, strenggläubige Mitglieder unserer Gemeinde heranbildet, und eine solche Erziehung kann nur dann Erfolg haben, wenn die Lehrer derart sind, dass sie in jeder Hinsicht als Vorbilder für die Jugend dienen können und jede Verschiedenheit in der Gesinnung und Überzeugung wird leicht bemerkt. - Gewiss wird es der Tatkraft und den Fähigkeiten des Herrn Dr. Stern gelingen, seine Bestrebungen im Interesse seiner Schule durchzusetzen, wie sein bewährter, selbstloser Vorgänger, Herr Dr. Dessau, viele Jahre hindurch so segensreich für dieselbe wirkte."         

 
Direktor Dr. Moritz Stern siedelt nach Berlin über (1899)   

Fuerth Israelit 13111899.jpg (38271 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1899: "Fürth, 10. November (1899). Direktor Dr. Stern hat im Anfang des vorigen Monats seine Stellung als Leiter der israelitischen Realschule zum 1. Januar gekündigt. Er siedelt bereits Ende Dezember nach Berlin über, um dort eine gleichartige Anstalt und ein besseres Pensionat zu begründen. Es ist höchst bedauerlich, dass die geschätzte Lehrkraft uns nach nur einjähriger Tätigkeit verloren geht."        

   
Ergänzender Artikel: 70. Geburtstag von Moritz Stern (1934)   

Fuerth Israelit 12071934.jpg (558988 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1934: "Moritz Stern. Eine Würdigung zu seinem 70. Geburtstage. Es wurde bereits einiges über Werdegang und erste Wirksamkeit Sterns in Fürth und Kiel gesagt. Mit all dem wirkte Stern segensreich in lokalen und provinziellen Kreisen. Das wurde anders, als ihn auf Grund seiner wissenschaftlichen Vorbildung und ungemein großen Literaturkenntnisse die Berliner Gemeinde 1905 zu ihrem Bibliothekar wählte...." 
  
Der Abschnitt wird nicht abgeschrieben, da er keine weiteren Bezüge zur Geschichte Moritz Sterns in Fürth enthält. Zum Lesen des Beitrages bitte Textabbildungen anklicken.         
Fuerth Israelit 12071934a.jpg (138258 Byte)   

   
Schlussfeier der israelitischen Realschule (1900)      

Fuerth Alfred Feilchenfeld 100.jpg (42723 Byte)Zur Person des im Zusammenhang mit der Schlussfeier 1900 erstmals genannten "künftigen Direktors Prof. Dr. Alfred Feilchenfeld: Abraham Alfred Feilchenfeld ist 1860 in Düsseldorf geboren als Sohn des späteren Oberrabbiners von Posen Wolf Feilchenfeld (1827-1913) und seiner Frau Ernestine geb. Berend (1835-1912). Nach Abschluss seiner Ausbildung war er viereinhalb Jahre an der Real- und höheren Töchterschule der Israelitischen Religionsgesellschaft in Frankfurt tätig. Von 1889 bis 1900 war der Lehrer der Talmud Thora-Schule in Hamburg. Im September 1900 übernahm der die Stelle des Direktors der israelitischen Realschule in Fürth, die er bis zu seinem Tod am 15. Juli 1923 in Berlin leitete. Ein Höhepunkt war das 50-jährige Jubiläum der israelitischen Realschule, wozu er eine Festschrift über die Geschichte der Einrichtung erstellte.  
Dr. Alfred Feilchenfeld war verheiratet mit Lea geb. Friedländer (1869 - 1935 Nürnberg). Die beiden hatten vier Kinder: Marta verh. Gruenbaum (1895-1986), Georg Gotthelf Josua Feilchenfeld (1896-1978), Ludwig Aryeh Feilchenfeld (1899-1976), Ruth verh. Azrieli (1910-). Alle Kinder konnten nach Palästina emigrieren. (Angaben nach Berend Family Tree). Dr. Alfred Feilchenfeld wurde in Berlin beigesetzt.  
Foto oben: Jüdisches Museum Franken, 03392.   
Fuerth Lit Feilchenfeld 010.jpg (36370 Byte)Links -  erscheint bis heute immer wieder in neuen Nachdrucken: das bekannteste Werk von Prof. Dr. Alfred Feilchenfeld: Denkwürdigkeiten der Glückel von Hameln  aus dem Jüdisch-Deutschen übersetzt, mit Erläuterungen versehen und herausgegeben von Dr. Alfred Feilchenfeld. 
Die Abbildung zeigt die Erstausgabe im Jüdischen Verlag Berlin 1920.  
  
Fuerth Israelit 23071900.jpg (258461 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1900: "Fürth, 18. Juli (Schlussfeier). Auch an der Israelitischen Realschule fand dieses Jahr - am 13. dieses Monats - eine Schlussfeier statt. Gesänge sowie Deklamationen in deutscher, französischer und englischer Sprache gelangten unter dem Beifall der Anwesenden zum Vortrag und legten schöne Proben von dem Können der Zöglinge dieser Anstalt ab. In einer wohldurchdachten Ansprache legte der derzeitige interimistische Direktor, Herr Dr. S. Herzstein, von den wiederum erzielten guten Resultaten ausgehend dar, worauf der Erfolg eigentlich beruhe. Gottesfurcht, aller Weisheit Anfang, sei der Quell und die Summe aller Tugenden; aus ihr entsprängen auch Hochachtung vor den Lehrern, Gehorsam gegen dieselben, Friedfertigkeit den Mitschülern gegenüber, Fleiß, Ordnung und Pünktlichkeit. Er verlangte auch Vertrauen zu den Lehrern und ihrer Gerechtigkeit, dieselben vermöchten leider nicht immer, gute Noten zu erteilen. Er tröstete die schwachen, aber fleißigen Schüler in dem Bewusststein, ihre Schuldigkeit nach Kräften getan zu haben, und ermahnte diejenigen, die es an Fleiß hatten fehlen lassen, dringend, sich zu bessern. Den Abiturienten legte der Anstaltsleiter ans Herz, an den guten Lehren festzuhalten, die sie auch der Schule empfangen hätten und auch durch ihr künftiges Verhalten der Israelitischen Realschule Ehre zu machen. Das Glück des Lebens sei treueste Pflichterfüllung. Treffend zitierte Redner die goldenen Lehren, die in Shakespeares Hamlet Polonius seinem in die Fremde ziehenden Sohne Laertes mit auf den Weg gibt, und ermahnte die Scheidenden besonders, wählerisch in ihrem Umgange zu sein, da böse Beispiele gute Sitten verdürben.
Den Herren Kollegen dankte Herr Doktor Herzstein für die bereitwillige Unterstützung, die sie ihm bei seiner kurzen Amtsführung hätten zuteil werden lassen und wünscht, dass die Schule auch unter dem künftigen Direktor - Herrn Dr. Feilchenfeld - weiterhin gedeihen möge. Dem Kuratorium, das aus Liebe zum Prinzip der Anstalt, unermüdlich Opfer an Zeit und Geld in sich selbst trage, und hoffend, dass es auch künftig der Anstalt an Gönnern nicht fehlen möge. Bildungsanstalten, führte der Redner endlich aus, gedeihen nur bei äußerem und innerem Frieden, als dessen Hort in unserem engeren Vaterlande den geliebten Landesregenten feiernd und dem Hause Wittelsbach bei dieser Gelegenheit auch viel Glück wünschend zu der jüngst erfolgten Vermählung des Prinzen Rupprecht und der Herzogin, nunmehrigen Prinzessin Marie Gabriele. Möchte auch in Zukunft in unserem Lande religiöse Duldung, Achtung vor der Überzeugung und den Glaubensmeinungen der Nebenmenschen herrschen, wodurch sich Bayern so vorteilhaft vor manchen anderen Ländern auszeichnet. Dem Schirmherrn des Friedens und der Toleranz, des Bayernlandes weisen Verweser, Seiner Königlichen Hoheit dem vielgeliebten Prinzregenten Luitpold brachte der Redner ein dreifaches Hoch aus, in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. Mit dem Absingen der Königshymne fand die erhebende Feier ihren Abschluss. Sie legte Zeugnis ab von dem patriotischen, religiösen und ernsten wissenschaftlichen Geiste, der die Anstalt beseelt. Möge sie wachsen, blühen und gedeihen."          

 
Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Realschule (1901)   

Fuerth Israelit 17061901a.jpg (89547 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1901: 
"Israelitische Realschule nebst Vorschule in Fürth (1862 gegründet, seit 1882 mit Militärberechtigung). 
Das neue Schuljahr an unserer 6-klassigen Realschule mit Handelsabteilung, sowie an der 4-klassigen Vorschule beginnt am 5. September
Unsere Anstalt ist die einzige Realschule in Bayern, die ihren Zöglingen neben einer höheren bürgerlichen Bildung, eine eingehende Kenntnis der heiligen Schriften und Satzungen des Judentums vermittelt und sie befähigt, als modern gebildete, mit den Lehren Israels vertraute Juden ins Leben hinauszutreten. 
Auswärtige Schüler finden gute Familiepension und sorgfältige Überwachung, auch bei Lehrern der Anstalt. 
Nähere Auskunft erteilt bereitwilligst der Rektor: Dr. A. Feilchenfeld."           

   
Schlussfeiern der israelitischen Realschule (1901)    

Fuerth Israelit 18071901.jpg (129199 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1901: "Fürth, 13. Juli (Schlußfeiern). Den Reigen derselben eröffnete um 9 Uhr früh in der Aula der Anstalt die israelitische Realschule. Ein ebenso reichhaltiges als gediegenes Programm in gesanglichen wie in deklamatorischen Darbietungen lag dieser Feier zugrunde. Den Eingang bildete ein zweistimmiger Chor 'Der deutsche Knabe', woran sich vier Gedichtvorträge 'Das Himmelreich', 'Märkische Volkssage', 'Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt' und 'Der Bayer und der Zuave' reihten. In reizendem Ausdruck kamen diese Gedicht zu Gehör; ein zweiter Gesang 'Abendglöcklein' löste sie ab und führte in die zweite Abteilung, die zwei fremdsprachliche Vorträge 'Le nid de fauvettes' (Arnaud Berquin) und 'Le Loup et l'Agneau' (Lafontaine) und zwei deutsche Nummern 'Das Volk in Waffen' (Gerok) und 'Das Lied von den deutschen Strömen' (Buchner) enthielt. 
Die Aussprache der französischen Piecen war absolut tadellos. Von fünf Schülern wurde hierauf die hübsche dreistimmige Volksweise 'Das Blümlein auf der Beiden' in recht ansprechender Weise gesungen. Ein Gedicht 'Arbeit' von Dahn, ein französisches 'La Garonne' von Nadaud und ein englisches Poem 'A Psalm of Life' von Longfellow waren sehr tüchtige Leistungen. Es folgte darauf die Ansprache des Herrn Direktors Dr. A. Feilchenfeld mit einem Rückblick auf das 39. Schuljahr und mit Verteilung der Reifezeugnisse; der zweistimmige Gesang von 'Der frohe Wandersmann' bildete den Schluss der schönen Schulfeier, die ebenso den beweis erbracht hat von gediegenem, deutschem und fremdsprachlichem, wie von methodisch richtigem Gesangunterricht."       

 
Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Realschule (1903)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1903: "Israelitische Realschule (mit Handelsabteilung) in Fürth. 
Das Sommersemester an unserer militärberechtigten Realschule und der dazu gehörigen Vorschule, beginnt am 21. April. Anmeldungen neuer Schüler rechtzeitig erbeten. Nähere Auskünfte jederzeit durch den Unterzeichneten. 
Dr. A. Feilchenfeld,
Direktor."      

  
Jahresbericht der israelitischen Realschule (1903)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1903: "Fürth in Bayern. Die israelitische Realschule nebst vorschule wurde zu Beginn des Schuljahres von 51 Vorschülern und 67 Realschülern besucht. Im Laufe des Schuljahres trat 1 Schüler in die Vorschule, 1 in die Realschule ein; dagegen traten 3 Schüler aus der Realschule aus, sodass sich nunmehr eine Frequenz von 52 Vorschülern und 65 Realschülern ergibt. 
In der Lehrmittelsammlung wurde in diesem Jahre namentlich der Kartenbestand bedeutend vermehrt. Die Schülerbibliothek wurde durch ca. 60 Werke vergrößert. 
Bei der am 11. Juli vorigen Jahres unter dem Vorsitz des königlichen Ministerialkommissars, Herrn Prof. Dr. Rackl aus Nürnberg, abgehaltenen mündlichen Absolutorialprüfung bestanden 3 Schüler und erhielten das Zeugnis der wissenschaftlichen Befähigung für den Einjährig-Freiwilligen Dienst.  
Zum Ministerialkommissar für die diesjährige, schriftliche und mündliche Absolutorialprüfung wurde durch höchste Ministerialentschließung vom 10. Juni dieses Jahres wiederum Herr Dr. Jof. Rackl, kgl. Prof. an der Industrieschule zu Nürnberg ernannt. Die schriftliche Prüfung fand am 18., 19., 22. und 23. Juni statt. Für die Prüfung aus der Religion wurde von den 3 vom hiesigen Rabbinat zur Wahl gestellten Aufgaben das Thema gewählt. 'Die Pflichten gegen das Leben und die Gesundheit der Nebenmenschen.' Von den 3 für den deutschen Aufsatz zur Auswahl gestellten Themen entschied sich die Prüfungskommission für das erste: 'Naturkunde, eine Mitgift für das Leben.'  
Bei der mündlichen Prüfung bestanden allen neun Absolventen. Die Schlussfeier fand am 14. Juli in der Aula der Anstalt unter zahlreicher Beteiligung des Publikums statt. In seiner Schlussrede mahnte der Direktor, Herr Dr. A. Feilchenfeld, die Absolventen, die in der Schule gepflegten Ideale hochzuhalten und den jüdisch-religiösen Prinzipien. in denen sie erzogen worden seien, stets treu zu bleiben."          


Zum Tod des Direktors der israelitischen Realschule Dr. Samuel Dessau (1904)   

Fuerth Israelit 29031904.jpg (94275 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1904: "Fürth, 27. März (1904). In Schweinfurt starb der frühere Direktor der hiesigen israelitischen Realschule Herr Dr. Samuel Dessau (statt Dessauer). Die Beerdigung fand in Fürth statt. Die innige Liebe und Verehrung, mit der weite Kreise der Fürther Gemeinde an ihm hingen, zeigte sich an dem großen Gefolge, das die irdische Hülle vom Bahnhofe zur Leichenhalle des Friedhofes geleitete. Gleich hinter den Leidtragenden folgten, von dem Lehrerkollegium geführt, die Schüler der Realklassen der israelitischen Realschule, von denen manche noch in ihren ersten Schuljahren den Verblichenen als Oberhaupt der Schule gekannt hatten. Diesels einzige schwache Zeichen von Teilnahme war der Schule verstattet, für die der Heimgegangene so viel getan. Auf dem Friedhofe durfte Rabbiner Dr. Neubürger nur die letztwillige Bestimmung bekannt geben, durch die jede Trauerrede an der Bahre des Toten verboten war, und nur ein kurzes Gebet sprechen. Auch jede Todesanzeige hat Dr. Dessauer letztwillig verboten. Sein Andenken wird stets gesegnet sein!"        

   
25-jähriges Jubiläum von Prof. Dr. S. Herzstein in der israelitischen Realschule (1905)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1905: "Fürth in Bayern. Professor Dr. S. Herzstein beging am 3. dieses Monats sein 25-jähriges Jubiläum als Lehrer an der israelitischen Realschule."           

    
Ausschreibung von Schulplätzen an der israelitischen Realschule (1906)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. August 1906: 
"Israelitische Realschule (mit Handelsabteilung) in Fürth. 
Das neue Schuljahr an unserer militärberechtigten Realschule und der dazugehörigen Vorschule beginnt am 4. beziehungsweise 5. September. Anmeldungen neuer Schüler werden schon jetzt entgegengenommen. 
Jahresberichte und nähere Auskunft über die Anstalt durch den Direktor             Dr. A. Feilchenfeld."         

 
Über die israelitische Realschule (1908)  

Fuerth Israelit 13081908.jpg (78807 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1908: "Fürth, 1. August (1908). Die Israelitische Realschule (frühere Israelitische Bürgerschule) in Fürth wurde in diesem Jahre von 132 Schülern besucht. Bei der diesjährigen Absolutorialprüfung bestanden, wie fast ausnahmslos in den früheren Prüfungen seit 1882, alle Schüler der Oberklasse und erlangten das Zeugnis der Reife für den einjährig-freiwilligen Militärdienst. Von den 8 Absolventen erhielt einer in allen Fächern der schriftlichen und mündlichen Prüfung die Note I. Die Anstalt ist die einzige israelitische höhere Lehreranstalt mit einjähriger Militärberechtigung in Bayern und wird bekanntlich nach streng religiösen Grundsätzen geleitet. Durch den Übertritt in die neuerdings geschaffenen bayerischen Ober-Realschulen können sich die Absolventen den Zugang zu den meisten Zweigen der Universitätsstudien eröffnen."        

  
Prüfungen an der israelitischen Realschule (1911)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli 1911: "Die mündliche Absolutorialprüfung an der israelitischen Realschule Fürth am 4. und 5. dieses Monats unter Vorsitz des Ministerialkommissars königlichen Rektors Dr. Zwanziger ist von elf Schülern der Oberklasse bestanden worden, darunter war einer mit lauter ersten Noten."       

     
Lehrer Elias Godlewsky kommt als Lehrer von Nördlingen an die Bürgerschule in Fürth (1911)   
Elias Godlewsky war Lehrer an der Bürgerschule seit 1911. Er stammte aus Hirschaid, seine Frau Lucie aus dem schlesischen Lüben. Das Paar hatte drei Kinder. Godlewsky stammte aus einer Familie orthodoxer Lehrer, arbeitete in mehreren jüdischen Gemeinden in Bayern (in Amberg bis 1908, dann bis 1911 in Nördlingen, danach in Fürth) und kam dann über Kattowitz und Berlin nach Kassel, wo er 1924 bis 1936 als Lehrer wirkte. Sechs Wochen vor der Pogromnacht 1938 zog er mit seiner Frau Lucie nach Bad Wildungen in die Synagoge am Dürren Hagen. Am Tag nach dem Pogrom 1938 wurde er mit knapp 20 Wildunger Juden ins KZ Buchenwald deportiert, nach drei Wochen entlassen und floh 1939 nach London. Nach dem Krieg emigrierte er nach New York, wo er 1953 verarmt und chronisch krank mit 73 Jahren starb.  

Noerdlingen FrfIsrFambl 20101911.jpg (9930 Byte)Meldung im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 20. Oktober 1911: "Nördlingen. Elias Godlewsky ist an die Bürgerschule in Fürth berufen worden." (im Bericht ist der Familienname verschrieben für Godlewsky)  

    
Das 50-jährige Bestehen der israelitischen Realschule steht bevor (1912)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Juli 1912: "Fürth. Die Israelitische Realschule feiert mit dem Ablauf dieses Schuljahres ihr 50-jähriges Bestehen. 
Es hat sich ein Jubiläumskomitee gebildet. Dieses hat zunächst eine Sammlung für einen Pensions- und Reliktenfonds eingeleitet und für diesen Zweck bereits 19.000 Mark erhalten."         

 
50-jähriges Schuljubiläum der israelitischen Realschule (1912)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1912: "Fürth. Ein jüdisches Schuljubiläum, dazu noch ein 50-jähriges, gehört in Deutschland wohl zu den Seltenheiten; noch seltener wird es, wenn man auch die Tendenz der Schule in Betracht zieht. Die israelitische Realschule in Fürth, welche in diesen Tagen auf eine 50-jährige Tätigkeit zurückblicken kann, ist eine jüdische Schule im wahren Sinne des Wortes: 'Tauroh im Derech Erez' und hat dies Panier, welches die Gründer auf ihre Fahne schrieben, bis zum heutigen Tage unbefleckt hoch gehalten.  
Es sind jetzt 50 Jahre her, dass einige opferfreudige gesetzestreue Männer in Fürth die Gründung der Schule, welche bis Ende des letzten Jahrhunderts den Namen 'Israelitische Bürgerschule' führte, in die Hand nahmen und damals in dem ersten Direktor, Dr. Selig Auerbach seligen Andenkens (zuletzt Rabbiner in Halberstadt), eine treffliche leitende Kraft fanden. Neben Dr. Auerbach wirkten in den ersten Jahren Prof. Dr. Jos. Werner seligen Andenkens, der vor einigen Jahren in Frankfurt seine Tage beschloss, und einige andere Kräfte, von denen S. Nordheimer, der in Fürth lebt, noch zu nennen wäre), an der Anstalt und verstanden es, dieselbe in bester Weise in die Höhe zu bringen.  
Von 1873-1900 stand Dr. S. Dessau seligen Andenkens der Schule vor. Unter ihm, vom Jahre 1881 ab, hat die Schule die Einjährig-Freiwilligen-Berechtigung erlangt. Seit 1901 wirkt Dr. Alfr. Feilchenfeld, Sohn des bekannten Posener Rabbiners Dr. Feilchenfeld, als Leiter der Schule, und auch er hat es verstanden, dieselbe nicht nur auf der Höhe zu erhalten, sondern noch weiter zu vervollkommnen. Bei den großen Anforderungen, welche an einer Realschule gestellt werden, ist es keine Kleinigkeit, bei Heilighaltung des Sabbat noch Zeit für Unterricht in den verschiedensten jüdischen Fächern zu finden. Die Resultat der Schule waren bisher stets günstig, und die meisten Schüler der obersten Klasse erlangten die Berechtigung zum Einjährigendienst.   
Am 27. Oktober soll eine größere Feier den Schlussstein der 59 Jahre krönen. Indem zu dieser Feier auch wir unsere Glückwünsche aussprechen, möge der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass auch ferner der Schule eine gedeihliche Weiterentwicklung vergönnt sei.  J. F., München."       
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. November 1912: "Fürth in Bayern. Der Festakt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Israelitischen Realschule nahm folgenden Verlauf: Nach der Begrüßungsrede durch den 1. Vorstand, O. L. Weiskopf, sprach der Vertreter des bayerischen Staatsministeriums; er versicherte die Anstalt des Wohlwollens der Königlichen Staatsregierung, die ihre Leistungen voll anerkenne. Direktor Dr. A. Feilchenfeld hielt sodann die Festrede. Er legte in den Hauptzügen die Geschichte der Anstalt von ihren Anfängen bis auf den heutigen Tag dar. Eine Festschrift, die für die Feier eigens verfasst war, gibt in sorgfältigster Weise das Wissenswerte über die Anstalt wieder. Diese hatte gerade im Jubiläumsjahre den Höchststand ihrer Schülerzahl erreicht. Im abgelaufenen Schuljahr verließen 14 Schüler die Oberklasse der Anstalt, nachdem sie ihre Einjährigenprüfung sämtlich, zwei sogar nur mitersten Noten, bestanden hatten. An Seine Königliche Hoheit, den Prinzregenten Luitpold von Bayern, der augenblicklich in Berchtesgaden weilt, wurde unter jubelnder Zustimmung der Festversammlung ein Huldigungstelegramm abgesandt, das im Laufe des Nachmittags freundlich erwidert wurde.  
Am Vorabend der eigentlichen Feier fand ein Kommers ehemaliger Schüler statt, bei welcher Gelegenheit auch die Anregung gegeben wurde, einen Verein früherer Schüler der Israelitischen Realschule zu bilden."      

 
Festschrift zur Feier des 50-jährigen Bestehens der israelitischen Realschule (1912 / 1913)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. April 1913: "Festschrift zur Feier des 50-jährigen Bestehens der israelitischen Realschule in Fürth in Bayern 1862-1912.
 Derartige Gelegenheitsschriften sind höchst freudig zu begrüßen, weil sie ein ungemein wichtiges Material zur Kulturgeschichte bieten. Die vorliegende heißen wir umso lieber willkommen, als sie mit schlichtem warmen Ton, fern von jeder Phrasenhaftigkeit und Selbstbespiegelung die Entwicklung einer gedeihlichen Anstalt darstellt. Die Festschrift ist sehr hübsch ausgestattet, enthält die Bilder des Schulgebäudes, der vier Vorstandsmitglieder seit 1862, der zwei früheren Leider und des gegenwärtigen. Unter den früheren ist S. Dessau, 1873-1893, der im Jahre 1904 starb, besonders gerühmt. Der gegenwärtige Leiter ist A. Feilchenfeld. Von den älteren Lehrern wird besonders rühmend Professor Herzstein hervorgehoben, auch der jetzige Leiter unserer Gemeindebibliothek, Dr. M. Stern, empfängt ein schönes Lob. Es ist nicht möglich, im einzelnen auf die Geschichte der Anstalt einzugehen, es mag nur hervorgehoben werden, dass sie die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst erworben hat und ihre Aufgabe, eine jüdische und zugleich eine deutsche Schule zu sein, mit schönem Erfolge bisher erfüllt hat. L.G."        

      
Direktor Dr. Alfred Feilchenfeld erhält den Titel eines königlichen Professors (1914)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember 1914: "Dem Direktor der israelitischen Realschule in Fürth, Dr. Alfred Feilchenfeld, wurde der Titel eines königlichen Professors mit dem Rang eines Gymnasialprofessors verliehen".     

 
Zum Tod von Realschullehrer Dr. Emanuel Blüth (1917)    

Fuerth AZJ 13041917.jpg (32371 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. April 1917: "Reallehrer Dr. Emanuel Blüth, der mehr als 25 Jahre mit großem Erfolg an der israelitischen Realschule in Fürth gewirkt und sich die Freundschaft seiner Kollegen und die Liebe seiner Schüler in gleichem Maße errungen hat, ist im Alter von 52 Jahren gestorben."         

  
Ehemalige Schüler der israelitischen Realschule im Ersten Weltkrieg (1918)   
Hinweis: die Lebensdaten hinter den Namen wurden ergänzt.  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. August 1918: "Fürth. Von ehemaligen Schülern der Israelitischen Realschule sind im letzten Jahre gefallen: Leo Fleischmann ((geb. 27.4.1890 in Fürth, gef. 24.10.1916), Leutnant Emil Höchster (geb. 27.10.1894 in Mainstockheim, gef. 12.10.1917), Unteroffizier Siegfried Rau (geb. 6.3.1897 in Fürth, gef. 13.11.1917), Gefreiter Ernst Blüth (geb. 19.9.1891 in Fürth, gef. 14.4.1916), Simon Beer (geb. 17.10.1897 in Sulzbürg, gef. 31.3.1918) und Max Kleinmayer (geb. 6.7.1898 in Fürth, gef. 21.9.1917). 
Vermisst werden: Gefreiter Sigmund Offenbacher (geb. 21.12.1887 in Nürnberg, vermisst seit 24.10.1915), Fritz Singer und Alfred Rau (geb. 13.3.1896 in Fürth, vermisst seit 2.12.1916). Leutnant Israel Koschland erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse und eine große Anzahl ehemaliger Schüler das Eiserne Kreuz 2. Klasse. 
Hauptmann Julius Lewinsohn ist zum Major befördert worden."          
  
Fuerth Isr Realschule 121.jpg (111599 Byte)Gedenktafel für die im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Schüler der israelitischen Realschule - im Gebäude der Schule Blumenstraße 31. Erinnert wird an: Simon Beer (Fürth, Infanterist), Manfred Bendit (Fürth, Unteroffizier), Ernst Blüth (Fürth, Gefreiter), Alfred Bühler (Nördlingen, Unteroffizier), Alfred Dingfelder (Uehlfeld, Leutnant), David Dorn (Fürth, Infanterist), Oscar Ehrlich (Bamberg, Infanterist), Leo Fleischmann (Fürth, Pionier), Justin Gottlieb (Wilhermsdorf, Ersatzr.), Heinrich Heinemann (Schopfloch, Offiziers-Stv.), Max Heimann (Kronach, Unteroffizier), Emil Höchster (Fürth, Leutnant), Simon Horn (Limanowa, Infanterist), Max Kleinmeyer (Fürth, Infanterist), Josef Königshöfer (Fürth, Offiziers-Stellv.), Siegfried Kolb (Sugenheim, Unteroffizier), Willy Landau (Fürth, Fähnrich), Hermann Levi (Fischach, Ersatzr.), Willy Lion (Fürth, Infanterist), Simon Mayer (Mönchsrot, Infanterist), Max Meier (Nürnberg, Schütze), Siegfried Meinstein (Zürndorf, Kanonier), Leopold Nussbaum (Mittelsinn, Infanterist), Ernst Offenbacher (Fürth, Infanterist), Siegmund Offenbacher (Fürth, Infanterist), Max Peiser (Koschmin, Unteroffizier), Alfred Rau (Fürth, Infanterist), Siegfried Rau (Fürth, Unteroffizier), Siegfried Rothschild (Fürth, Unteroffizier), Herrmann Samuel (Korbach, Leutnant), Fritz Singer (Fürth, Fähnrich), Max Schaeler (Fürth, Fernsprecher), Wilhelm Stern (Neustadt a. Saale, Unteroffizier), Moses Strauss (Hofheim, Unteroffizier).    

     
40-jähriges Dienstjubiläum von Hauptlehrer Aron Ellinger an der israelitischen Realschule (1922)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1922: "Fürth in Bayern, 7. November (1922). In diesen Tagen werden es 40 Jahre, dass Herr Hauptlehrer Ellinger an der israelitischen Realschule als Lehrer und Erzieher wirkt. Als junger Mensch begann er an der israelitischen Realschule seinen Lehrberuf. In der ununterbrochenen Kette der Jahre ist ihm das 'Lehren' ein 'Beruf' gewesen und geblieben, der weit über das materielle Interesse hinausragt, das wir gemeinhin mit dem Begriff des Berufes überhaupt verknüpfen. Mit einem Idealismus sondergleichen, nur erklärlich durch die tiefe religiöse Erfassung des jüdischen Lebens, ererbt von Generationen her, deren Ahnenreihe bis zu SchaCH (Sabbataj ben Meir Hakohen, bedeutender Rabbiner und Gelehrter, 1621-1662), ja bis zu ReMO (Moses Isserles, bedeutender Gelehrter, Gründer der "Remo-Schul" in Krakau, 1520-1572) emporsteigt - mit diesem erworbenen und ererbten Idealismus ausgerüstet, hat er schon fast zwei Generationen jüdischer Kinderseelen mit dem Geist von Tora und profanem Wissen erfüllt. Abhold allen äußeren Ehren - er hat sich ja auch jede öffentliche Feier seines Jubiläums verbeten - hat er es veschmäht, Stelle oder Stellung zu verlassen, um dorthin zu gehen, wo größerer materieller Gewinn und bessere soziale Bedingungen winkten. Man weiß, welchen furchtbaren Kampf ums Sein die jüdischen Schulen zu kämpfen haben, und gerade die israelitische Realschule Fürths im Besonderen. Ein zweifaches Verdienst, in solchem Sturm materieller Drangsale am Bord zu sein, auf seinem Posten zu bleiben, solange dem Lenker der Schicksale es gefällt.  Möge es dem Jubilar noch lange vergönnt sein, Jungen und Jüngern seine Dienste zu leihen. Geb's der die Zeiten ändert bald in sonnigeren und froheren Tagen als jetzt! Möge der Jubilar noch recht lange Jahre im Kreise seiner Lieben seinem Ideal leben können zu lernen und zu lehren, zu beachten und zu tun."         

  
Zum Tod von Professor Dr. Alfred Feilchenfeld, Direktor der Israelitischen Realschule (1923)   

Fuerth Israelit 16081923.jpg (235914 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1923: "Professor Dr. Feilchenfeld - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Fürth in Bayern, 1. August (1923). Am 15. Juli starb in Berlin, wo er zur Erholung bei seinen Kindern weilte, nach längerem Leiden, aber dennoch unerwartet schnell, der in weiten Kreisen mit Recht hochgeschätzte und angesehene Direktor der hiesigen israelitischen Realschule, Prof. Dr. Alfred Feilchenfeld. Seine irdische Hülle wurde am 17. Juli in Berlin unter namhafter Beteiligung der verschiedensten Kreise, zu denen die Trauerkunde gelangt war, beigesetzt. Das Kuratorium, das Lehrerkollegium, der Verein ehemaliger Schuler der israelitischen Realschule Fürth und viele andere Vereine haben dem Heimgegangenen die letzte Ehre erwiesen und seinen Verdiensten würdigende Nachrufe gewidmet. In Fürth selbst werden anerkennende Trauerkundgebungen zu Schulbeginn folgen. Der Entschlafene, in Düsseldorf geboren, ist nicht ganz 63 Jahre alt geworden, lange nicht so alt wie sein sel. Vater, der berühmte Dr. Wolf Feilchenfeld - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, der hochbetagt als Oberrabbiner von Posen das Zeitliche gesegnet. Aber der Inhalt von Alfred Feilchenfelds Leben, das er hauptsächlich dem Schulfache und der Heranbildung der Jugend in religiösem und vaterländischem Geiste gewidmet hat, war gleichwohl reich an ersprießlicher Arbeit und schönsten Erfolgen. Nachdem der nunmehr Verewigte viereinhalb Jahre an der Real- und höheren Töchterschule der Israelitischen Religionsgesellschaft zu Frankfurt am Main und 11 Jahre als Lehrer der Talmud Tora-Schule in Hamburg gewirkt hatte, trat er, durch umfassende Studien und reiches Fachwissen wohl vorbereitet, im September 1900 die Direktorstelle an der Israelitischen Realschule zu Fürth in Bayern an als würdiger Nachfolger der seligen Dr. Dessau und Dr. Auerbach - das Andenken an die Gerechten ist zum Segen. 23 Jahre hat der nun Heimgegangene die Israelitische Realschule hier mit Kraft, Umsicht, Geschicklichkeit, unermüdlichem Fleiß und vornehmem Takt geleitet und den guten Ruf derselben gefestigt und vermehrt. Einen Höhepunkt darin erlebte der Verewigte, als im Jahre 1912 die Schule das Jubiläum ihres 50-jähriggen Bestehens feiern konnte, bei welcher Gelegenheit er eine wertvolle Festschrift über die Geschichte der Anstalt veröffentlichte. Eine geschätzte literarische Leistung bildet auch die von ihm veranstaltete Ausgabe der Memoiren der Glückel von Hameln, wie er auch sonst gediegene Beiträge zur klassischen, schöngeistigen und religionsgeschichtlichen Literatur lieferte. Trotz seines mühevollen Lehrerberufs stand Prof. Dr. Feilchenfeld mit in vorderster Reihe, wo es galt, für die heiligen Aufgaben und Ziele der israelitischen Bekennerschaft zu wirken und die Ehre des Judentums zu wahren. Auch bei allen karitativen Bestrebungen wirkte er mit. Es ist ein Bild hoher Vollendung und schönster Menschlichkeit, das er im Andenken aller zurücklässt. Es wird seinen Freunden und Schülern niemals entschwinden."           

   
Schlussprüfung an der israelitischen Realschule (1924)    

Fuerth Israelit 15051924.jpg (125564 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1924: "Fürth in Bayern, 12. April (1924). Am 1. April ging die diesjährige Schlussprüfung an der hiesigen Realschule zu Ende. Sämtlichen Prüflingen, die die Oberklasse ein Jahr lang besucht hatten, konnte das Schulzeugnis, das zum Übertritt in die siebente Klasse einer Oberrealschule berechtigt, zuerkannt werden. Als Religionsaufgabe war zur Bearbeitung gestellt: 'Maimonides und sein Werk.' Am 9. April fand die Schlussfeier statt. Von dieser verdient hervorgehoben zu werden die schöne Abschiedsrede eines Oberklässlers (A. Weinheber) an die Schule. Er feierte das Andenken des am 15. Juli 1923 heimgegangenen Direktors und Lehrers Prof. Dr. Feilchenfeld - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und gelobte zugleich im Namen seiner Mitschüler an dem traditionellen Judentum festzuhalten. Der stellvertretende Direktor Prof. Dr. S. Herzstein gab den Scheidenden gute Lehren mit auf den ferneren Weg unter Anknüpfung an das Goethesche Wort (aus Hermann und Dorothea): 'Haltet fest am Glauben und frommer Gesinnung!' Er forderte sie auf, als treue Deutsche und aufrechte Juden durchs Leben zu gehen. Der Vorsitzende des Vereins der Israelitischen Realschule Fürth, Herr J. L. Weiskopf, dankte Herrn Prof. Dr. Herzstein, dem langjährigen Lehrer der Anstalt, für seine bereitwillige wertvolle Aushilfe in der Leitung der Schule und legte auch seinerseits den Abgehenden ans Herz, den im Unterricht empfangenen Lehren anzuhängen und der Schule und dem Judentum Ehre zu machen."                 

    
Über die Arbeit der israelitischen Realschule unter dem neuen Direktor Dr. Markus Elias (1924)           

Fuerth Markus Elias 010.jpg (45294 Byte) Zur Person von Dr. Markus Elias (1886-1984): Der Pädagoge Markus Elias ist am 15. Juli 1886 in Wien geboren. Er besuchte in München das Gymnasium. Anschließend lernte er bis 1908 in der Tora-Lehranstalt (Jeschiwa) bei Rabbiner Dr. Salomon Breuer in Frankfurt und studierte zugleich romanische Sprachen an der Frankfurter Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften. 1908 bis 1910 studierte er Geschichte, Französisch und Arabisch an der Universität Heidelberg, wo er 1911 promoviert wurde. Seine ersten Anstellungen fand es als Rabbinatsassessor bei Rabbiner Dr. Michael Cahn in Fulda und von 1912 bis 1923 als Religionslehrer (ab 1916 Studienrat) in Leipzig. 1923 bis 1928 übernahm er die Leitung der israelitischen Realschule in Fürth, bis er als Studiendirektor nach Frankfurt berufen wurde. Hier war er der letzte Direktor von Realschule und Lyzeum der Israelitischen Religionsgesellschaft (Samson-Raphael-Hirsch-Schule) von 1928 bis zu der durch Gestapo-Verfügung erzwungenen Schließung im April 1939. Er konnte 1939 über England in die USA emigrieren, wo er in New York erster Direktor der dort eröffneten Samson-Raphael-Hirsch-Schule wurde. 1954 trat er in den Ruhestand. Dr. Elias verfasste zahlreiche Schriften zu Erziehungs- und Bildungsfragen. Er lebte zuletzt in Monsey, Rockland NY; er starb im August 1984 im Alter von 98 Jahren.   
Lit.: Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden. Bd. 3 Biographisches Lexikon S. 102-103.
Hans Thiel (Bearb.): Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Dokumente - Erinnerungen - Analysen. hg. von der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden. Darin: Meier-Schüler: Geschichte der Samson-Raphael-Hirsch-Schule 1928-1939. S. 101-118. 
Internet:   Seite zur Samson Raphael Hirsch-Schule in der Website ffmhist.de (von hier auch das Foto von Dr. Marcus Elias).
  
   
Fuerth Israelit 18121924.jpg (177127 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1924: "Fürth, 10. Dezember (1924). Die jüdische Realschule in Fürth arbeitet in ihrer Art an Wiederaufbau und Wiedergutmachung. Sie versucht, den alten Glanz zurückzugeben, indem sie das Missverhältnis verringert, das in den meisten Ländern des Westens zwischen jüdischem und nichtjüdischem Wissen besteht. Das Ideal jüdischen Wissens kann freilich auch sie nicht vermitteln, dazu steht sie zu sehr zwischen den Anforderungen des Lebens und des Staates. Aber sie gibt den Kindern, auch solchen anderer Schule, die Möglichkeit, täglich 2-4 Stunden zu sitzen und zu lernen. Sie pflegt alle jüdischen Disziplinen, Torakunde in weitestem Umfange. Dass sie hierbei auf richtigem Wege ist, zeigte die öffentliche Prüfung, die der neue Direktor Dr. anknüpfend an die besten Zeiten der Schule unter Dr. Dessau und Prof. Feilchenfeld, am 23. November abhielt. Zweck dieser Prüfung sollte nicht sein, zu zeigen, was der einzelne Schüler oder die einzelne Klasse konnte, dazu ist eine auf einen Tag beschränkte Prüfung nie in der Lage. Hauptzweck war, die innere Struktur des jüdischen Unterrichts zu zeigen, wie derselbe in 15 innerlich verbundenen und aufeinander aufgebauten Gruppen einen Unterricht verbürgt, der von den untersten Anfängen des Alphabets zum selbständigen Lernen von Talmud emporsteigt und wie jeder Schule seiner Individualität entsprechende Anregung finden kann. - Neben diesem hauptsächlich beabsichtigten Zweck erreichte die Prüfung, dass man ein Bild von der aufopfernden Tätigkeit der Lehrer und von der Lernlust der Schüler gewann, zu deren Ermunterung die Schulkommission 17 Prämien überreichen ließ. Mit dem Wunsche, dass (sinngemäß hebräisch und deutsch:) die Eifrigen nicht müde, die Langsamen nicht entmutigt werden mögen, entließ der Direktor die hochbefriedigte Versammlung. Bei dieser Gelegenheit mag darauf hingewiesen werden, dass die Schule auch sonst Vorteile bietet, die sie für jeden Vater, insbesondere in Bayern, als Zufluchtsstätte vor Rischut (= Verbotenes, Schlechtes), als Bildungsstätte für Tora und profanes Wissen besonders empfiehlt. Mit den Zielen einer sechs-klassigen Realschule verbindet sie in den drei oberen Klassen handelswissenschaftlichen Unterricht. In den kleinen Klassen lässt sie den einzelnen Schule umso besser fördern. Für auswärtige Schüler findet sich gute Verpflegung und gewissenhafte Beaufsichtigung bei Lehrern der Anstalt oder in anderen gut empfohlenen Häusern."                 

   
Über die israelitische Realschule in Fürth (Bericht von 1928)    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1928: "Die israelitische Realschule in Fürth. Im Gegensatz zu der größeren Zahl jüdischer Volksschulen ist als jüdische Mittelschule in Bayern die 1862 gegründete 'höhere Bürgerschule in Fürth' vereinzelt geblieben. Diese außerordentlich verdienstvoll wirkende Schule hat sich dank der unermüdlichen Bemühungen ihrer Leiter Dr. Auerbach (1862-1873), Dr. Dessau (1873-1898), Dr. Feilchenfeld (1901-1923) zu einer Musteranstalt entwickelt, welcher 1911 in Anerkennung ihrer Leistungen seitens des Reiches die Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den Einjährig-Freiwilligen-Dienst erteilt wurde. Unter dem seit 1923 als Direktor wirkenden Dr. Elias hat die Anstalt weitere gute Fortentwicklung genommen. Sie zählt heute 160 Schüler und Schülerinnen, welche in zehn Klassen (vier Vorschul- und sechs Realklassen) von elf im Hauptamte wirkenden Lehrern (drei Volksschullehrer, zwei Religionslehrer, sechs Reallehrer) und mehreren technischen Hilfskräften unterrichtet werden. Die Schüler der Oberklasse haben seit Bestehen der Anstalt fast ausnahmslos die seit 18.. ? unter Leitung eines Staatskommissärs an der Anstalt abgehaltene Abgangsprüfung bestanden.
Der Betrieb der Anstalt legt dem Vereine, welcher Unternehmer der Schule ist, schwere Lasten auf. Nur etwa zwei Fünftel der Eltern sind in der Lage, das Schulgeld, welches in den Volksschulklassen RM 120.-, in den Realschulklassen RM 180.- jährlich beträgt, voll zu bezahlen. Aber selbst bei Vollzahlung würden die Eingänge nicht im Entferntesten zur Deckung der Gehälter mit RM 48.000,- und der Pensionen für sechs Bezugsberechtigte mit RM 14.000.- (wozu RM 6.000.- der Versorgungsverband bayerischer Gemeindebeamten zuschießt) ausreichen. Schon jetzt lastet auf dem Anwesen eine aus Betriebsausfüllen herrührende Hypothekenschuld von RM 20.000.- neben einer ungedeckten Bankschule von RM 11.000.-.  
Die Schule wendet sich daher an alle Glaubensbrüder Bayerns mit der Bitte um Förderung. Es ist ihr Bestreben, jüdische Kinder zu guten Juden und gebildeten Menschen, zu tüchtigen Kaufleuten und treuen Staatsbürgern zu erziehen. Sie bedarf zur Erreichung dieser Zwecke finanzieller Unterstützung durch Gemeinden, Verbände und einzelner. Sie bedarf aber auch ideeller Förderung. Nicht nur Schulkinder aus Fürth und Nürnberg, auch Volks- und Mittelschüler aus ganz Deutschland können Aufnahme finden. Es ist Gelegenheit geboten, die Kinder in guten Pensionen zu mäßigen Preisen unterzubringen.  
Mögen alle zusammenstehen, diese segensreich wirkende Anstalt zu erhalten."             

  
Nachfolger von Direktor Dr. Markus Elias an der israelitischen Realschule wird Oberlehrer Dr. Prager (1928)    

Fuerth Israelit 22111928.jpg (20572 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928: "Fürth, 14. November (1928). Als Nachfolger des nach Frankfurt am Main berufenen Herrn Direktor Dr. Elias wurde Oberlehrer Dr. Prager zum Direktor der Israelitischen Realschule Fürth gewählt."          

  
  
Über Direktor Dr. Fritz Prager 
Über Direktor Fritz Prager liegen noch keine ausführlicheren biographischen Angaben vor. Er stammt vermutlich aus Sulzbach (möglicherweise Sohn des 1930 verstorbenen Gemeindevorstehers Leopold Prager und der 1943 in Theresienstadt umgekommenen Pauline Prager geb. Arnstein) und war mit Lina geb. Heinemann verheiratet. 1928 wird er als Studienassessor, wenig später als Oberlehrer an der israelitischen Realschule genannt. 1929 übernahm er als Studiendirektor die Leitung der Realschule. 1939 konnte er emigrieren.    
Hinweis: auf der Website einer Enkelin von Dr. Fritz Prager finden sich einige weitere Informationen zur Familiengeschichte https://anneinpt.wordpress.com/family-history/    .   
    
Verlobungsanzeige von Lina Heinemann und Fritz Prager (1922)  

Schopfloch Israelit 27041922.jpg (29759 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Statt Karten  
Lina Heinemann  -  Fritz Prager
(Studienassessor) - Verlobte.  
Schopfloch Mittelfranken - Fürth in Bayern - Sulzbach in der Oberpfalz.  
2. Halbfeiertag zu Pessach
."  

   
Zum Tod von Hauptlehrer Benzion Ellinger (1938)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1938: "Fürth in Bayern, 5. September (1938). Vor kurzem verschied im Alter von 75 Jahren der Hauptlehrer Benzion Ellinger in Fürth in Bayern. Mit ihm ist eine Gestalt dahingegangen, die eine Epoche der Geschichte verkörperte. Er war der unverfälschte Vertreter des 'alten Aschkenas', Gradlinig in seinem Handeln, eindeutig in seinem Wollen und unbeugsam in der selbstverständlich gewordenen Erfüllung der Mizwaus. Es war ein Leben, das sich ohne äußere Pose dafür mit umso größerer innerer Aktivität auslebte. Benzion Ellinger war der Sohn eines großen Talmud Chacham, Reb Josef Aron Ellinger in Niederstetten (Württemberg), der Spross einer erlauchten bis auf Schach (= Sabbataj ben Meir Hakohen, 1621 - 1662, hervorragender jüdischer Gelehrter des 17. Jahrhunderts, Verfasser zahlreicher  halachischer und anderer Werke) zurückführenden Ahnenreihe, ein würdiges Glied einer lückenlosen Kette von Talmide Chachomim (Toragelehrte) und Jirej Schomajim (Gottesfürchtige).  
Selbst ein Talmid Chacham (Toragelehrter), war ihm die Tora, die er besaß, niemals eine 'Axt des Broterwerbes'. Es hat es geradezu ängstlich vermieden, von den Möglichkeiten, die ihm die Anerkennung seiner Werte bei seiner jüdischen Mitwelt hätte geben können, den geringsten Gebrauch zu irgend einem persönlichen Vorteil zu machen. Nur für Tora und Mizwoth setzte er die Wucht seiner Persönlichkeit ein. In anspruchsloser Still floss sein Leben dahin. 
Mit Sabbatbeginn ging er in seine Welt ein. In aufrichtiger Klage beteuerten es ihm seine näheren und weiteren Freunde und Kollegen, dass mit ihm einer unserer Besten dahingegangen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."          

  
 Ausschreibung der Stelle eines Volksschullehrers (1938)
   

Fuerth Israelit 20011938.jpg (72926 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1938: "An der privaten jüdischen Volksschule in Fürth ist bei Beginn des nächsten Schuljahres die Stelle eines Volksschullehrers zu besetzen. In Betracht kommen männliche Bewerber, die für eine wenig gegliederte Schule geeignet sind und diesbezügliche Lehrerfahrung besitzen. Meldungen sind mit Zeugnisabschriften an die 
Schulleitung in Fürth in Bayern
, Blumenstraße 31 (statt 30) zu richten."          

  
Ausschreibung der Stelle einer Volksschullehrerin (1938)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1938: "An der privaten jüdischen Volksschule in Fürth ist bei Beginn des nächsten Schuljahres die Stelle einer Volksschullehrerin zu besetzen. In Betracht kommen Bewerberinnen mit Schulpraxis. Bewerbungen sind mit Zeugnisabschriften an die Schulleitung in Fürth in Bayern, Blumenstraße 31 zu senden."      

      
      
      
            

      Links, Quellen und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Fürth mit Informationsseite zur jüdischen Geschichte in der Stadt    
bulletWebsite "1000 Jahre Fürth" mit zahlreichen Unterseiten, auf denen sich Bezüge zur jüdischen Geschichte finden - unter anderem: 
Seite zu Jakob Henle in der Website "1000 Jahre Fürth"
  
bulletSeite zur jüdischen Geschichte in Fürth bei www.br-online.de 
bullet Link zum Jüdischen Museum Franken in Fürth & Schnaittach    
bullet Seiten des Altstadtvereins St. Michael in Fürth zu den Synagogen in Fürth und zu den Juden in Fürth 1792-1914 
bulletSeite zur Synagoge in Fürth ("Tagebuch der Stadt Fürth")
bullet Fotoseite zur Pogromnacht in Fürth im November 1938  

Literatur:  es werden nur einzelne neuere Titel genannt, in denen es jeweils ausführlichere Literaturverzeichnisse gibt 

bulletFuerth Lit 0211.jpg (39147 Byte)Monika Berthold-Hilpert: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2002.
bulletFuerth Lit 0213.jpg (33787 Byte)Katrin Bielefeldt: Geschichte der Juden in Fürth. Jahrhundertelang eine Heimat. Reihe: Historische Spaziergänge 3. Nürnberg 2005.     
bulletNuernberg Lit 120.jpg (66897 Byte)"Mehr als Steine..." Synagogen-Gedenkbach Bayern Band II: Mittelfranken. Bearbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christoph Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. 
Herausgegeben von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.  
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Begründet und hrsg. von Meier Schwarz, Synagogue Memorial Jerusalem. 
Verlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu. 2010. 
Zu Fürth: S. 266-349 (mit zahlreichen Literaturangaben).      
  

    
       

       

      

      

      

 

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Stand: 15. Oktober 2013