Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Erfelden (Stadt Riedstadt, Kreis Groß-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version
  
In Erfelden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937. Jüdische Familien lebten seit dem 17. Jahrhundert am Ort. Aufgrund der Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges verlor der damals ansässige Jud Süßkind 1632 seinen gesamten Besitz: das Vieh und sein gesamter Hausrat wurden ihm gestohlen. Frau und Kinder waren ihm wenigstens geblieben. Auch die Vorfahren der bekanntesten jüdischen Familie in Erfelden - Familie Sternfels - waren bereits früh am Ort: der 1705 geborene Itzig der Jud baute 1731 eine Hofreite in Erfelden. 
 
Bis zum 19. Jahrhundert blieb die Zahl der jüdischen Familien am Ort vermutlich immer gering. Auch Anfang des 19. Jahrhunderts (1814) waren nur drei jüdische Familien am Ort. So wurde eine selbständige jüdische Gemeinde erst 1875 in Erfelden  begründet. Damals lebten acht jüdische Familien am Ort.  

Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1814 drei jüdische Familien, 1828 25 jüdische Einwohner, 1861 35 (4,3 % von insgesamt 815 Einwohner), 1880 50 (5,8 % von 866), 1900 44 (4,3 % von 1.9024), 1910 46 (3,9 % von 1.165). 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Groß-Gerau beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle musste häufig ausgeschrieben werden: Lehrer Elias Lippmann, zu dem ein Artikel vorliegt (siehe unten), war immerhin sechs Jahre in der Gemeinde (1896-1902). Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Rabbinat Darmstadt II.
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gustav Sternfels (geb. 28.5.1872 in Erfelden, gef. 9.12.1917), Isidor Sternfels (geb. 29.8.1894 in Erfelden, gef. 5.4.1915), Max Sternfels (geb. 10.5.1887 in Erfelden, gef. 13.10.1918, beigesetzt im jüdischen Friedhof Groß-Gerau). 
 
Um 1924, als noch 26 jüdische Einwohner gezählt wurden (2,1 % von insgesamt etwa 1.244 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Sternfels, Max Sternfels und Meier Sternfels. Damals gab es drei schulpflichtige Kinder in den jüdischen Familien, die ihren Religionsunterricht durch Lehrer Jakob Strauß aus Griesheim erhielten (1932: vier Kinder). An jüdischen Vereinen gab es einen Beerdigungsverein für Erfelden und Umgebung, 1924/32 unter Leitung von Julius Sternfels. 1932 wurden 31 jüdische Einwohner gezählt. 1. Vorsteher der Gemeinde war weiterhin Julius Sternfels, 2. Vorsteher Isidor Mayer. 
Um 1930 lebten die folgenden jüdischen Familien in Erfelden: Familie Isaak Kahn (Rindsmetzgerei und Viehhandel, Bahnhofstraße 3), Familie Isidor May (Viehhäutehandlung, Bahnhofstraße 10), Familie Abraham Sternfels (de Itzig, Pferdehandel, Spezereihandel, Wilhelm-Leuschner-Straße 65), Familie Abraham Sternfels (Rindsmetzgerei und Spezereihandel, Wilhelm-Leuschner-Straße 40), Familie Julius Sternfels (Vorsteher der Gemeinde, Manufakturwarengeschäft und Getreidehandel, Wilhelm-Leuschner-Strasse 18), Familie Simon (Handel mit Vieh, Butter und Öl, Bahnstraße 22), Martha und Jenny Sternfels (Neugasse 61). 
  
1933 lebten noch 26 jüdische Personen am Ort (2,0 % von 1.292). I
n den folgenden Jahren sind alle jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1935 waren die jüdischen Inhaber von Handlungen und Leben gezwungen, ihre Geschäfte zu schließen. 1939 lebten keine jüdischen Personen mehr am Ort.   
     
Von den in Erfelden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Selma Fleisch geb. Sternfels (1892), Settchen Joseph geb. Sternfels (1865), Rosa Loesermann geb. Sternfels (1871), Adolf Sternfels (1885), August Sternfels (1874), Sally Sternfels (1900). Rosa (Rusa) Säsermann geb. Sternfels (1871).
    
Literarische Erinnerung: Der Schriftsteller Ernst Glaeser (1902-1963 wikipedia-Artikel) verfasste 1928 den Roman 'Jahrgang 1902'-  In diesem beschrieb der Schriftstellen einen jungen Juden aus Erfelden, seinen 1901 geborenen Schulfreund Julius Sternfels (Pseudonym Leo Silberstein). Die beiden hatten gemeinsam die Bürgerschule in Groß-Gerau besucht, die heutige Prälat-Diehl-Schule.  Julius Sternfels war Sohn des Erfelder Manufakturwaren- und Getreidehändlers Julius Sternfels (geb. 1877, vgl. Anzeige unten).
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schochet 1885 / 1887 / 1889 / 1892 / 1907 / 1909 / 1911 

Erfelden Israelit 03081885.jpg (35973 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1885: "Die Stelle eines Schächters, Vorbeters und Religionslehrers in hiesiger Gemeinde ist zum sofortigen Eintritt vakant. Fester Gehalt Mark 600. Nebeneinkünfte ca. Mark 300. Reiseentschädigung wird nicht vergütet. 
Erfelden am Rhein, 24. Juli 1885. Der Vorstand." 
 
Erfelden Israelit 10021887.jpg (43057 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1887: "Ein Lehrer, Kantor und Schächter wird für unsere Synagogengemeinde gesucht. Gehalt Mark 550 bei freier Wohnung. Nebeneinkünfte ca. Mark 250. Russen und Polen sind ausgeschlossen. 
Erfelden am Rhein, 31. Januar 1887. Der Vorstand Meier Sternfels I."  
  
Erfelden Israelit 07111889.jpg (39923 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1889: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle soll bis 1. Dezember dieses Jahres besetzt werden. Gehalt 550 Mark, freie Wohnung und Heizung und 300 Mark Nebenverdienste. Ledige Bewerber werden bevorzugt. 
Erfelden bei Darmstadt. Der Vorstand: Meier Sternfels".   
  
Erfelden Israelit 22081892.jpg (40709 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1892: "Die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle dahier ist sofort zu besetzen. Gehalt Mark 550. Nebeneinkommen Mark 200 nebst freier Wohnung und Heizung. Ledige Bewerber wollen Offerten und Zeugnisse an den Unterzeichneten einsenden. 
Erfelden am Rhein, 15. August 1892. Der Vorstand M. Sternfels I."  
 
Erfelden Israelit 10111892.jpg (34393 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1892: "Die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle dahier ist zu besetzen. Gehalt Mark 550, Nebeneinkommen Mark 300 nebst freier Wohnung und Heizung. Bewerber wollen Offerten und Zeugnisse einsenden. 
Erfelden am Rhein bei Darmstadt, 7. November 1892. Der Vorstand M. Sternfels I."    
  
Erfelden Israelit 11041907.jpg (63876 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1907: "Die hiesige Religionslehrer, Kantor- und Schächterstelle ist gleich oder später zu besetzen. Gehalt Mark 800, Nebeneinkommen mindestens Mark 400, nebst freier Wohnung und Garten. Seminaristisch gebildete oder geprüfte Religionslehrer wollen sich unter Einreichung von Zeugnisabschriften melden. – 
Erfelden am Rhein bei Darmstadt. 
Der Vorstand: Meier Sternfels I."  
 
Erfelden Israelit 10061909.jpg (37741 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1909: "Wir suchen gleich oder alsbald einen geprüften Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt Mark 700, Mark 2-300 garantiertes Nebeneinkommen nebst freier Wohnung. Bewerbungen erbitten an den Vorstand gelangen zu lassen. 
Erfelden bei Darmstadt. 
Der Vorstand Meier Sternfels I."  
  
Erfelden FrfIsrFambl 15091911.jpg (26092 Byte)Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. September 1911: "Frankfurt am Main. Vakanzen. - Erfelden, Lehrer Kantor und Schächter per 1. November, Einkommen 1150 Mark; ..."

      
Anerkennung für Lehrer Elias Lippmann zum Abschied von Erfelden 1902  

Erfelden Israelit 27031902.jpg (76540 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1902: "Erfelden, 14. Adar. Eine freudige Überraschung wurde heute, am Purim, dem Herrn Lehrer Elias Lippmann seitens der hiesigen Gemeinde zuteil. Im Namen der Gemeinde überreichte ihm der erste Vorsteher, Herr M. Sternfels I., einen prachtvollen silbernen Pokal zum Geschenk. Herr Lippmann war bei unserer Gemeinde sechs Jahre als Kantor, Schochet und Lehrer tätig und war er als streng-frommer Jehudi und Sohn der Tora sowie durch seine treue Pflichterfüllung im Amte, sehr geachtet und beliebt, und wird sein Scheiden aus der hiesigen Gemeinde allseitig bedauert. Wir wünschen ihm das beste Glück zum weiteren Fortkommen." 

  
M. Hall wird als Volksschullehrer definitiv angestellt (1915) 

Erfelden Israelit 22041915.jpg (28289 Byte)Meldung aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1915: "Erfelden, 8. April (1915). Das Großherzogliche Ministerium zu Darmstadt hat Herrn M. Hall die Rechte eines Volksschullehrers mit definitiver Anstellung verliehen. Derselbe ist schon seit Monaten an der hiesigen Volksschule angestellt und unterrichtet in allen Fächern."   
  
Gedern Israelit 16091915.jpg (45927 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1915: "Aus Hessen. Die hessische Regierung hat in der jüngsten Zeit wieder zwei jüdischen Religionslehrern die Rechte eines Volksschullehrers verliehen, so Herrn Kollegen Halle in Erfelden (Starkenburg) und vor einigen Tagen Herrn Kollegen Bauer in Gedern (Oberhessen). Ist damit auch der großen Menge der Religionslehrer nicht geholfen, so hat immerhin die Regierung ihren guten Willen gezeigt." 

   
   
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
 
Die Gemeinden Wolfskehlen, Goddelau und Erfelden schaffen gemeinsam einen Leichenwagen an und weihen diesen zur zur Beisetzung von Salomon Montag aus Goddelau ein (1885)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1885: "Darmstadt, im Dezember (1885). Es ist als eine recht erfreuliche Tatsache zu verzeichnen, dass selbst in kleinen jüdischen Landgemeinden, wo man noch den überlieferten Satzungen und Bräuchen mit gewissenhafter Treue anhangt, man in jüngster Zeit bestrebt ist, manchem heiligen Brauche die veraltete Missgestalt abzunehmen, ihn in ein modernes Gewand zu kleinen und auf diese Weise dem Sinne für Anstand und Schicklichkeit Rechnung zu tragen. Ein Beispiel hierzu lieferten dieser Tage die kleinen jüdischen Gemeinden Wolfskehlen, Goddelau und Erfelden. In der Provinz Starkenburg bestehen nämlich ungefähr 5 bis 6 israelitische Friedhofsverbände, von welchen an manchem 10 bis 15 oder gar noch mehr Landgemeinden partizipieren, und von diesen liegen die meisten stundenweit von dem gemeinschaftlichen Begräbnisplatze entfernt. Tritt in einer solchen Gemeinde ein Todesfall ein, so wird der Verstorbene, nachdem sein Tod vom Arzte konstatiert und die Erlaubnis, ihn zu begraben, erteilt worden ist, in einen Sarg (Oron) gelegt, dieser auf einen Wagen geladen und unter Begleitung der Verwandten, Freunde, Glaubensgenossen etc. bis zum Begräbnisplatze gefahren und daselbst begraben. Dieser Wagen besteht gewöhnlich in einem sogenannten Leiterwagen, manchmal aber auch in einem Mistwagen. Eine Leiche, auf einen solchen Wagen gesellt, bietet wahrlich einen ganz widerlichen Anblick dar, der noch vergrößert wird, wenn dieselbe stundenlang im Regenwetter transportiert wird. Da haben sich denn jüngstens die oben erwähnten 3 Gemeinden, deren gemeinschaftlicher Begräbnisplatz bei dem Kreisstädtchen Groß Gerau liegt, zusammengeschart, aus eigenen Mitteln die erforderliche Summe Geldes aufgebracht, und mit dieser einen bedeckten, mit schwarzem Tuche überzogenen Totenwagen sowie auch einen schwarzen Anzug für den Fuhrmann angekauft. Herr M. Sternfels aus Erfelden bewilligte überdies 2 schwarze Decken für die Pferde. Und am Sonntag, den 21. dieses Monats wurde der erste Tote, Salomon Montag aus Goddelau, in dieser modernen Bestattungsart zu Grabe gebracht. Sowohl seitens der Juden wie der Christen wurde diese Neuerung mit Beifall aufgenommen, und bereitet den dortigen Israeliten desto mehr Ehre, als, wie man hört, die meisten nicht zu den Reichen gezählt werden können, aber sich dennoch bereit fanden, dem Fortschritt dieses Geldopfer zu bringen. - Es gibt allerdings noch viele Orthodoxe, die in solcher Neuerung eine Nachahmung fremder Sitten erblicken und sie daher für unerlaubt halten. Aber möchten sie doch des Ausspruches des Talmuds eingedenk sein, dass die Israeliten zwar die fremden törichten Sitten meiden, dagegen die vernünftigen und löblichen nachahmen sollen. Und man wird doch wahrlich die Sitte, die Totenbestattung in einer schönen anständigen Form zu verrichten und dadurch ihr Ansehen und ihre Wertschätzung zu erhöhen, zu den löblichen rechnen müssen.   
Am Grabe des verstorbenen Salomon Montag hielt Rabbiner Dr. Landsberger eine ergreifende Rede; während des Leichenzuges läuteten die Glocken der Kirche."        

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 

Auszeichnung für den Vorsteher der jüdischen Gemeinde Liebmann Stier (1912)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. November 1912:  "Darmstadt. Liebmann Spier, 1. Vorsteher der israelitischen Religionsgemeinde Assenheim-Bruchenbrücken und Meier Sternfels I., 1. Vorsteher der israelitischen Religionsgemeinde Erfelden, erhielten das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Inschrift 'Für langjährige treue Dienste' am Bande des Verdienstordens.       

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 

Anzeige des Manufaktur- und Kolonialwarengeschäftes Julius Sternfels (1903)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1903: 
"Lehrlingsstelle  
in meinem am Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossenen Manufaktur- und Kolonialwaren-Geschäft per 20. April oder 1. Mai unter günstigen Bedingungen offen. Kost und Logis frei im Hause. 
Julius Sternfels,
Erfelden am Rhein."           

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Zunächst besuchten die jüdischen Einwohner in Erfelden die Synagoge in Wolfskehlen. An die Einrichtung einer Synagoge in Erfelden machte sich die Gemeinde erst nach der Loslösung von der Gemeinde in Wolfskehlen 1875. Man konnte in der Neustraße das Gebäude einer früheren Bäckerei erwerben, das zu einer Synagoge umgebaut wurde. Für die Frauen wurde keine Empore eingebaut, sondern eine Abteilung im Erdgeschoss mit separatem Eingang eingerichtet. Auffallend sind die Spitzbogenfenster, da gotische Stilelemente im Synagogenbau sehr selten sind. Das Gebäude hat einen quadratischen Grundriss und ist nicht unterkellert. Insgesamt handelte es sich bei der Synagoge in Erfelden um eine charakteristische Dorfsynagoge.   
   
Am 6. Dezember 1877 konnte die Synagoge in Anwesenheit des orthodoxen Rabbiners von Darmstadt, Dr. Marx eingeweiht werden. 
 
1927
wurde das 50jährige Jubiläum gefeiert.   
     
Das Synagogengebäude wurde 1937 von der jüdischen Gemeinde an Philipp Glock III verkauft und wenig später zu einem Wohnhaus umgebaut. 
   
In den Jahrzehnten nach 1945 geriet das ehemalige Synagogengebäude in einen immer schlechteren Zustand. 

Erfelden Synagoge 210.jpg (39258 Byte)1989 gründeten Bürgerinnen und Bürger einen "Förderverein jüdische Geschichte und Kultus im Kreis Groß-Gerau" , der das Gebäude im Juni 1989 kaufte und in langwieriger Arbeit von 1989 bis 1993 restaurierte. Im August 1993 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. Bereits 1991 hatte der Förderverein einen Denkmalschutzpreis erhalten. 

Am 18. Mai 1994 wurde die ehemalige Synagoge als Kultur- und Begegnungszentrum eingeweiht. An der Feier nahmen auch der hessische Ministerpräsident Hans Eichel und Landesrabbiner Chaim Lipschitz teil.

(Foto links: Mitglieder des Fördervereines vor der restaurierten Synagoge; Quelle: Förderverein)  

Adresse/Standort der SynagogeNeugasse 43   
     
     
Fotos / Darstellungen  

Historischer Plan und Foto
(Quelle: Altaras s.Lit.)
Erfelden Synagoge 125.jpg (52421 Byte) Erfelden Synagoge 126.jpg (70607 Byte)
  Plan zum Umbau der Synagoge 
in ein Wohnhaus (1938)
Das Synagogengebäude vor der 
Restaurierung (1988)
     
Einweihung der restaurierten Synagoge am 18. Mai 1994 
(Foto: Ernst Standhartinger; Quelle
Erfelden Synagoge 220.jpg (34831 Byte)
  Von rechts nach links: Landesrabbiner Chaim Lipschitz, Ministerpräsident Hans Eichel, 
Pfarrer Walter Ullrich (Vorsitzender des Fördervereins), verdeckt: Landrat Enno Siehr  
      
Die ehemalige Synagoge 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 6.7.2007)
Erfelden Synagoge 145.jpg (67033 Byte) Erfelden Synagoge 147.jpg (60115 Byte)
  Das Synagogengebäude von der Neugasse aus gesehen  
   
Erfelden Synagoge 148.jpg (53964 Byte) Erfelden Synagoge 146.jpg (54859 Byte) Erfelden Synagoge 149.jpg (81192 Byte)
  Veranstaltungshinweis Hof rechts der Synagoge
        
        
Innenaufnahmen 
(Quelle: Förderverein)
Erfelden Synagoge 213.jpg (40398 Byte) Erfelden Synagoge 211.jpg (33636 Byte)
    Innenraum mit dem aus der Synagoge in Biebesheim stammenden Parochet (Toraschreinvorhang) 
   
   Erfelden Synagoge 212.jpg (56018 Byte) Erfelden Synagoge 214.jpg (31621 Byte)
   Chanukkaleuchter in einer der Vitrinen Rundfenster

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Mai 2010: Foto-Ausstellung zu jüdischen Friedhöfen in der ehemaligen Synagoge  
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom (Artikel): "Fotos von jüdischen Friedhöfen
Gerau.
Mörfelden-Walldorf/Kreis Groß-Gerau. In der ehemaligen Synagoge von Erfelden zeigen die Fotografen Renate Mollowitz, Heinz Jürgen Huxhorn und Hans-Jürgen Enkelmann vom Fotoclub-Mörfelden Walldorf insgesamt 28 Werke, die sie auf jüdischen Friedhöfen aufgenommen haben. 
Die Idee für eine Ausstellung war im vergangenen Sommer in Wageningen entstanden, der holländischen Partnerstadt von Mörfelden-Walldorf, und zwar auf Anregung vom ehemaligen Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran, der die Gruppe dorthin begleitete...".   
 
Januar 2016:  Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in der ehemaligen Synagoge Erfelden    
Artikel von Anke Mosch in echo-online.de vom 29. Januar 2016: "Riedstadt. Taten von unvorstellbare Monstrosität. 
SHOA In der ehemaligen Erfelder Synagoge stellt Walter Ullrich Täter und Opfer gegenüber
ERFELDEN
- In einer Shoa-Gedenkveranstaltung stellte Walter Ullrich am Mittwochabend in der ehemaligen Synagoge das Schicksal eines jüdischen Mädchens aus der Ukraine einer Täterbiografie gegenüber.
Einen nachdenklichen Abend wünschte Walter Ullrich, Vorsitzender des Fördervereins jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, am Mittwochabend den Besuchern der Shoa-Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Erfelder Synagoge. Den gab es: Lange, nachdem der Vortragende am Ende der Lesung still seinen Platz verlassen hatte, schauten die Zuhörer erschüttert ins Leere, war niemanden nach Rede zumute..."   
Link zum Artikel:   Taten von unvorstellbare Monstrosität (Echo Online, 29.01.2016)  
 
März 2018: Jahresversammlung des Fördervereins jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau in der ehemaligen Synagoge Erfelden  
Artikel von Detlef Volk in main-spitze.de vom 22. März 2018: "Das Gedenken steht beim Förderverein jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau an erster Stelle
ERFELDEN -
Gedenktage mit Leben zu erfüllen, das ist eine der Kernaufgaben des Fördervereins jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau. 'Wir bemühen uns, andere Formen des Gedenkens zu finden', sagte Vorsitzender Walter Ullrich in der Hauptversammlung. Dazu kamen am Dienstag 20 Mitglieder in der ehemaligen Synagoge zusammen. Das Gebäude hat der Verein gekauft und saniert. Es dient als Dokumentationszentrum und Versammlungsraum. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, verbliebene Zeugnisse jüdischer Kultur aufzufinden, zu dokumentieren und die Erinnerung daran wachzuhalten.
Wichtige Besuche in den Lagern. Ein wichtiger Punkt der Vereinsarbeit sind Besuche in Gedenkstätten. Ullrich schilderte in der Versammlung seine Eindrücke aus Sobibor und Theresienstadt. 'Theresienstadt ist völlig anders', schilderte Ullrich. Die Stadt diente den Nazis als Vorzeigeobjekt. Beim Gedenktag am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, hieß es 'Die Quellen sprechen'. Es wurde eine Auswahl von Dokumenten aus den Jahren 1933 bis 1945 vorgetragen. 
Einmal im Jahr wird ein Besuch mit Führung auf dem jüdischen Friedhof in Groß-Gerau angeboten. Intensiv werde sich mit dem Thema Stolpersteine befasst, so Ullrich. Im Mai wurde der letzte Stolperstein in Leeheim verlegt, für Erfelden gibt es 35 Steine. Deren Verlegung werde bis 2020 dauern, kündigte der Vorsitzende an. Die Stolpersteine erinnerten nicht nur an Nazi-Opfer, sondern sorgten auch für Diskussionen. 'Ich finde es gut, dass kontrovers geredet wird', so Ullrich. Kritisch sieht er allerdings die Verweigerung in Biebesheim, Dornheim, und Wallerstädten, mit teilweise kuriosen Begründungen. 'Die wollen an die Sache nicht ran', bedauert Ullrich. Die Stolpersteinverlegungen hatten für den Verein sogar einen positiven Effekt. Aus den Arbeitsgruppen kamen Monika Kraft (Crumstadt) und Pia Kramer (Groß-Gerau) zum Förderverein. Sie wurden am Dienstag einstimmig als Beisitzerinnen gewählt. Nach der Bundestagswahl gebe es jetzt ein neues Feld der Auseinandersetzung. 'Die Geschichte hört nicht auf', sagt Ullrich. Er spielte deutlich auf die AfD an, ohne ihren Namen zu erwähnen. Zum Abschluss der Versammlung ging Ullrich auf die Gedenkstunde der Kornsandmorde ein. Nachkommen der Opfer seien traumatisiert, da sie den Tätern oder deren Nachkommen auf der Straße begegneten. Außerdem litten sie unter der Missachtung ihrer Mitbürger in Nierstein. Der Gedenkstein sei als authentischer Ort wichtig."  
Link zum Artikel  Das Gedenken steht beim Förderverein jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau an erster Stelle (Main-Spitze, 22.03.2018)  
 
Oktober 2018: Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in Erfelden 
Artikel von Ute Sebastian in "echo-online.de" (Regional Ried-Echo) vom 29. Oktober 2018: "In Erfelden werden die ersten neun Stolpersteine verlegt.
Mit Gedenksteinen, die jetzt im Bürgersteig der Bahnstraße liegen, erinnern Stadt Riedstadt und Förderverein für jüdische Geschichte an die Familien Kahn und Sternfels.

ERFELDEN - Am Samstag hat der Kölner Künstler Gunter Demnig in Erfelden an zwei Standorten neun neue Stolpersteine verlegt. Damit wanderte das Gedenk-Projekt erstmals in den Stadtteil Erfelden, wo die jüdische Gemeinde in den 20er Jahren verhältnismäßig groß war. Die dank des Fördervereins für Jüdische Geschichte und Kultur aufwendig restaurierte Synagoge in der Neugasse ist lebendiges Zeichen für das ehemals aktive jüdische Leben im Ort. Zusätzlich werden nun die kleinen Betonwürfel mit den Messingtafeln an jene Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Gedenkfeier fand in der Rheinstraße vor der 'Krone' statt, denn vor den betroffenen Anwesen in der Bahnstraße wäre zu wenig Raum dafür gewesen.
Der behinderte Max Kahn stirbt in der Tötungsanstalt. Bürgermeister Marcus Kretschmann zeigte sich in seinem Grußwort erschüttert über die aktuellen Geschehnisse in Deutschland, insbesondere in Chemnitz, wo nach einem Tötungsdelikt aus Rassenhass Jagd auf Ausländer, Polizei und Journalisten gemacht wurde. Er forderte: 'Wir sollten fast 80 Jahre nach dem Nazi-Terror nicht mehr derart verführbar sein.' Er erinnerte aber auch daran, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nur möglich waren, weil Menschen, die anders waren, von der breiten Bevölkerung ausgegerenzt und zu Sündenböcken gemacht wurden. Diese Neigung hätten die Menschen immer noch. Ausgegrenzt wurde auch die Familie von Issak Kahn, der einst in der Bahnstraße 3 eine Rindsmetzgerei mit Viehhandel betrieb. Wegen anti-jüdischer Repressalien blieben ab 1932 die Kunden aus. Keiner kaufte mehr bei Juden. Die sechsköpfige Familie musste schließlich 1936 das Haus verkaufen und floh nach Nashville/Tennessee. Mitglieder der Projektgruppe für die Stolpersteinverlegungen berichteten bei der Gedenkfeier auch über das Schicksal einzelner Familienmitglieder. Besonders hart traf es den behinderten Sohn Max, der mit zwölf Jahren in eine Heil- und Pflegeanstalt kam. Von dort aus wurde er 1941 in die 'Tötungsanstalt' Hadamar deportiert und dort ermordet. Sein Stolperstein soll zu einem späteren Zeitpunkt verlegt werden, da die biografischen Daten noch von Hadamar bestätigt werden müssen.
DIE AKTION: In Riedstadt und Gernsheim hatten die Stadtverordneten im Jahr 2012 beschlossen, sich an der Aktion 'Stolpersteine gegen das Vergessen' des Kölner Künstlers Gunter Demnig zu beteiligen. Dabei werden auf dem Gehweg vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz von Opfern des Nationalsozialismus Gedenksteine eingelassen. Nur wenige Meter weiter, in der Bahnstraße 22, wohnte bis zu seinem Tod 1933 Simon Sternfels II. Er lebte vom Handel mit Vieh, Butter und Öl und besaß dafür einen Planwagen, mit dem er auch die Erfelder Handballer des Turnvereins zu ihren Spielen fuhr. Der Mann war also – wie vermutlich auch seine Familie – fest in die Ortsgemeinschaft eingebunden. Ab 1933 gingen auch die Einkünfte seiner Familie wegen des Boykotts jüdischer Geschäfte massiv zurück. Am 23. März 1936 wurde der Sternfelssche Besitz schließlich zwangsversteigert. Dem älteren Sohn Isidor war bereits 1936 die Flucht nach Buenos Aires gelungen. Der jüngste Sohn Sigismund musste mit seiner Mutter Rosa nach Frankfurt in ein sogenanntes Judenhaus ziehen. Auch er konnte noch 1936 flüchten – nach New York. Rosa Sternfels blieb jedoch in Frankfurt und musste ab 1941 den Judenstern tragen. Am 1. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und dort am 26. September ermordet."
Link zum Artikel  
 
März 2019: Zweite Verlegung von "Stolpersteinen" in Erfelden 
Artikel in der "Bürstädter Zeitung" vom 14. März 2019: "13 neue Stolpersteine erinnern in Erfelden an drei Familien
Sie wurden vertrieben oder ermordet, die Mitglieder der Familien Sternfels. Am 25. März verlegt Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine. Insgesamt sind es dann 121 in Riedstadt.
ERFELDEN
. Sie waren anerkannte Geschäftsleute, Nachbarn oder Schulfreunde. Erst von der Nazi-Ideologie verblendete Menschen sorgten in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts dafür, dass die Juden auch in Erfelden verfolgt, zur Flucht getrieben oder gar ermordet wurden. Mit ihrer Synagoge in der heutigen Neugasse bereicherte die jüdische Gemeinde Erfelden bis zur vollständigen Auslöschung das gesellschaftliche Leben.
Am Montag, 25. März, um 15.30 Uhr, werden zum zweiten Mal Stolpersteine im Riedstädter Stadtteil verlegt, um an das Schicksal dreier jüdischer Familien zu erinnern, die alle Sternfels heißen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig will 13 Stolpersteine vor drei Häusern in der Wilhelm-Leuschner-Straße verlegen. Die Riedstädter Projektgruppe hat die Lebensschicksale der 'verschwundenen Nachbarn' recherchiert. Bereits im Oktober 2018 waren in dem Stadtteil neun Steine verlegt worden. Insgesamt wird es dann in Riedstadt 121 Gedenksteine geben, erläutert der städtische Pressesprecher Rainer Fröhlich. Mit einer weiteren Gedenksteinverlegung im Herbst werde das im Februar 2014 begonnene Projekt beendet. In der Wilhelm-Leuschner-Straße 18 betrieb Julius Sternfels ein Geschäft für Manufakturwaren. 1899 heiratete er Frieda Bruchfeld aus Crumstadt und bekam mit ihr zwei Söhne, Siegfried und Ludwig. Durch den Boykott von jüdischen Geschäften musste Julius Sternfels Mitte 1936 sein Geschäft aufgeben. Er verkaufte alles zu Schleuderpreisen und zog nach Frankfurt. Siegfried starb früh. Ludwig stieg 1924 in das Geschäft seines Vaters in Erfelden ein. 1932 heiratete er Elisabeth Theresia Levi aus Haßloch in der Pfalz. Das Paar zog nach Haßloch, wo Tochter Luci geboren wurde. Am 7. Oktober 1936 gelang der jungen Familie die Flucht über Genua mit dem Dampfer Dunlio nach Kapstadt. Die Familie wohnte in Johannesburg und Ludwig eröffnete dort 1940 ein eigenes Geschäft. Doch erst nach 1945 verbesserten sich seine finanziellen Verhältnisse. Die Eltern Julius und Frieda flüchteten ebenfalls und lebten bis zu ihrem Tod in Johannesburg.
August Sternfels, der in der Wilhelm-Leuschner-Straße 40 wohnte, wurde dagegen am 10. November 1938 bei der Reichspogromnacht inhaftiert und ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. 1942 kam er nach Theresienstadt, wo er am 27. Dezember 1942 ermordet wurde. Seine Frau Helene, geborene Fuld aus Schaafheim, war schon 1935 gestorben. Den vier überlebenden Kindern Arthur, Selma, Irma und Kary gelang die Flucht nach Amerika. Kary Sternfels, verheiratete Schönfeld, kam Jahre später nach Deutschland zurück und starb mit 101 Jahren in Frankfurt. An der dritten Adresse, Wilhelm-Leuschner-Straße 65, wohnten Abraham Sternfels IV. mit Frau Janette und drei Söhnen.
Die Feierstunde im Hof der Stiftung Soziale Gemeinschaft Riedstadt (Wilhelm-Leuschner-Straße 21) moderiert der Vorsitzende des Fördervereins für Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, Walter Ullrich. Auch Bürgermeister Marcus Kretschmann wird sprechen." 
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April 2019: Schüler spenden "Stolperstein" für Max Kahn 
Artikel von Dirk Winter in "echo-online.de" vom 13. April 2019: "Schicksal von Max Kahn soll Mahnung sein. Schüler der Klasse 10e der Riedstädter Martin-Niemöller-Schule spenden Stolperstein für den in Hadamar ermordeten Jugendlichen.
ERFELDEN
- 'Hier wohnte Max Kahn, Jahrgang 1924, ermordet 7.2.1941': Eine Messingplatte auf einem zehn Kubikzentimeter großen Pflasterstein enthält unter anderem diese Gravur. Es ist ein 'Stolperstein gegen das Vergessen', ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Eingelassen wurde der Betonquader im Bürgersteig vor dem Gebäude in der Erfelder Bahnstraße 3 – dem letzten frei gewählten Wohnort der Kahns. Für weitere Mitglieder der Familie Isaak und Paula Kahn, die 1936 vor den antijüdischen Repressalien im Nazi-Deutschland nach Nashville (USA) floh, sind dort im Oktober 2018 bereits solche Erinnerungssteine verlegt worden. Jener für Max folgte erst jetzt, weil damals noch nicht all seine Lebensdaten vorlagen. Er wurde nur 16 Jahre alt. Der behinderte Junge musste sterben, weil er den Nationalsozialisten in ihrem Rassenwahn als 'lebensunwert' galt. Geistig Behinderte und psychisch Kranke wurde der 'Gnadentod gewährt', wie es Hitler in einer Tötungsermächtigung verharmloste. Auch Max Kahn geriet in dieses 'Euthanasie'-Programm. Also wurde er nach Aufenthalten in Heimen und der sogenannten Zwischenanstalt Weilmünster nach Hadamar transportiert, um dort in der Gaskammer der Tötungsanstalt umgebracht zu werden. Schüler der Klasse 10e der Riedstädter Martin-Niemöller-Schule (MNS) haben nicht nur seine Biografie recherchiert, sondern auch die 120 Euro kostende Patenschaft für den Stolperstein übernommen. Die Gedenkveranstaltung umrahmte MNS-Musiklehrer Reiner Schuchmann mit Klezmermusik. Die Klasse 10e machte deutlich, wie sehr Nazi-Schergen ihre späteren Opfer zu entmenschlichen suchten. Aus Menschen wurden Nummern, mit Filzstift auf den Körper geschrieben. Von Wert waren ihren Henkern nur noch Goldzähne, die den Leichen herausgebrochen wurden. MNS-Schulleiter Martin Buhl sagte: 'Das Schicksal von Max und allen anderen Opfern der MS-Diktatur muss uns auch heute Mahnung sein, dass jeder Mensch das Recht auf Leben und Angenommensein hat. Und das vollkommen unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Religion, Beeinträchtigungen oder Besonderheiten.' Buhl sieht jeden in der heutigen Gesellschaft gefordert, achtsam zu sein, dass dieses Recht gewahrt bleibt. Und deshalb sprach er sich ausdrücklich gegen rechtspopulistische Positionen aus, die 'Menschenrechte und damit unsere offene, freiheitliche Demokratie' infrage stellen. Die Geschichte von Max Kahn und der Stolperstein, der an ihn erinnert, solle unter anderem eines vor Augen führen: Dass sich die Barbarei der Nazi-Herrschaft niemals wiederholen dürfe. Dies sei eine gesellschaftliche Verantwortung. 'Erinnerung soll wachsam halten, das ist auch eine Aufgabe der Schule', sagte Erster Stadtrat Albrecht Ecker (SPD). Deshalb freue es ihn besonders, dass sich die Klasse 10e im Unterricht mit der Thematik beschäftigt habe. Dazu gehörte auch ein Besuch der Gedenkstätte Hadamar, wo 15 000 Menschen den Euthanasie-Verbrechen der Nazis zum Opfer fielen. Am Projekt 'Stolpersteine' beteiligt sich Riedstadt seit 2012, wie Ecker ausführte. Die Organisation und Koordination habe die Stadt dem Förderverein jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau übertragen. 'Mit den Stolpersteinen bekommt die Erinnerungskultur ein ganz neue Qualität', sagte Ecker: 'Sie sind da, wo Menschen jeden Tag unterwegs sind, und meistens mitten in der Stadt.'" 
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Oktober 2019: Vorerst letzte Verlegung von "Stolpersteinen" in Erfelden 
Artikel in "echo-online.de" vom 18. Oktober 2019: "Vorerst letzte Stolpersteinverlegung in Erfelden. Gunter Demnig verlegt am 26. Oktober in Erfelden Stolpersteine für die beiden Schwestern Sternfels und die Familie May.
EERFELDEN
- (red). Die Schwestern Jenny und Martha Sternfels sind in Erfelden aufgewachsen und führten gemeinsam das von den Eltern geerbte Geschäft mit Kolonial-, Glas- Haushaltswaren und Versicherungen in der heutigen Neugasse 61. Doch ab dem Jahr 1933 wurde das Geschäft boykottiert und die jüdischen Schwestern schikaniert. Nun werden für die beiden Frauen, die 1934 ihr Geschäft verkaufen und 1935 nach Tel Aviv in Palästina fliehen mussten, am Samstag, 26. Oktober, in Erfelden zwei Stolpersteine verlegt. Die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnern inmitten früherer Wohnorte an die Opfer des Nationalsozialismus, die ausgegrenzt, verfolgt, zur Flucht getrieben oder ermordet wurden.
Jenny arbeitete in Palästina als Hausangestellte. Sie heiratete den Tischler Erich Elijah Hammerstein und bekam mit ihm drei Kinder. Nach drei Schlaganfällen in drei Jahren starb sie im Jahr 1948.
Ihre Schwester Martha vertrug die Hitze in Tel Aviv nicht und erkrankte an Gelbsucht. Ihre erste Ehe mit Rudolf Erich Germersheimer wurde geschieden. 1943 heiratete sie den Gärtner Otto Shimon Stern. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Sohn Ilam Alexander und Tochter Nomi Frida, geboren 1944 und 1950 in Tel Aviv. Martha Stern, geborene Sternfels, starb am 6. August 1987 in Tel Aviv.
Demnig wird am 26. Oktober außerdem auf der Bahnstraße 10 vier Stolpersteine für die Familie May verlegen. Dort wohnte Isidor May mit Ehefrau Selma und den Kindern Elsa (geboren 1919) und Max (geboren 1921) und betrieb ein Geschäft mit Lagerhalle für Viehhäute. Bereits 1936 verkaufte er Hofreite mit Geschäft sowie die Lagerhalle und emigrierte 1937 in die USA, nach Nashville, Tennessee. In den USA arbeitete der bis zu der Judenverfolgung erfolgreiche Geschäftsmann Isidor May in der Sockenfabrik May Hosiery Mills in Nashville und fegte dort Böden. Isidor May starb 1955, die Ehefrau Selma 1979. Tochter Elsa arbeitete zunächst in Nashville und verrichtete Schreibarbeiten. Später zog sie nach Chicago, wo sie ihren späteren Ehemann John Herzfeld kennenlernte. John ging zur US Armee und das Paar zog mehrmals innerhalb des Landes um. Im Frühjahr 1944 wurde John im Kriegsgebiet im Pazifik stationiert und die schwangere Elsa kehrte zu ihren Eltern nach Nashville zurück, wo ihr Sohn Bob im Oktober 1944 geboren wurde. Elsa und John lebten bis 1996 in Nashville, dann zogen sie nach Montgomery, Alabama, wo auch Sohn Bob lebte. John starb 2003, Elsa 2012. Max zog ebenfalls nach Chicago und ging zur US Armee. Nach Kriegsende kehrte er nach Nashville zurück. Er arbeitete dort zunächst als Einkäufer für Kaufhäuser und zog dann nach Memphis, Tennessee. Er heiratete die Holocaustüberlebende Rosemary Cremer, zog 1960 wieder nach Nashville zurück und eröffnete ein Bekleidungsgeschäft. Sie hatten zwei Kinder, Rick und Emily. Max starb 1973, Rosemary 1998.
Mit der Veranstaltung wird das Projekt in Riedstadt nach elf Verlegeterminen mit Demnig weitgehend abgeschlossen. Vermutlich im Frühjahr 2020 soll vor der ehemaligen Synagoge in Erfelden noch eine Art Schiene mit Hinweis auf die religiöse Stätte in den Bürgersteig eingelassen werden." 
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Links und Literatur

Links:

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Website der Stadt Riedstadt  

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Website des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau  

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Informationsseite zur ehemaligen Synagoge Erfelden bei www.gg-online.de  

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Informationsseite der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung  

bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Erfelden 
    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 166.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 137. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 116-117.
bulletAngelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn. Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Hg. Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau und Kreisvolkshochschule. Groß-Gerau 1990.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 170-171.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 81-82. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Erfelden  Hesse.  Twenty-five Jews were living there in 1828, but the community was not established until 1875, when it numbered around 50 (6 % of the total). Most Jews left before 1937.  
   
   

                   
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Stand: 15. Oktober 2013