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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Dossenheim (Rhein-Neckar-Kreis)
Zur jüdische Geschichte des Ortes
(erstellt unter Mitarbeit von Christian Burkhart,
Dossenheim)
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Dossenheim
In Dossenheim
bestand eine kleine jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert, deren Entstehung in
das 18. Jahrhundert zurückgeht. Erstmals werden jüdische Bewohner 1712 genannt,
1727 waren 16 jüdische Personen am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1925 14 jüdische Einwohner, 1832 21, 1836 24, 1839 25, 1864 22, 1871
27, 1875 20, 1880 29, 1885 höchste Zahl mit 30 Personen, 1890 9, 1895 5, 1900
5, 1905 4, 1910 4, 1925 5.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde zumindest in den
1840er-Jahren einen eigenen Betraum Standort unbekannt, vermutlich in einem der
jüdischen Häuser). Aus dieser Zeit liegen Ausschreibungen der Stelle eines Religionslehrers
und Vorsängers der jüdischen Gemeinde in Dossenheim vor (siehe unten). Im
weiteren Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besuchten die
Dossenheimer Juden dann jedoch die Gottesdienste zumeist in Schriesheim.
Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof
in Hemsbach oder auch in Schriesheim
beigesetzt (in Schriesheim wurden die 1930/31 verstorbenen Bernhard Oppenheimer
und seine Frau Auguste beigesetzt).
Seit Ende des 19. Jahrhunderts gehörten die in Dossenheim lebenden jüdischen
Familien zur Gemeinde in Schriesheim.
Bis nach 1933 bestand in Dossenheim die
Mehl-, Getreide- und Futtermittelhandlung Bernhard, später Sigmund Oppenheimer
(Beethovenstraße 22/24; 1937 "arisiert", später
Raiffeisen-Lagerhaus).
1933 wurden noch sechs jüdische Einwohner in Dossenheim gezählt. Beim Novemberpogrom
1938 wurde das Haus der Familie Oppenheimer vollständig verwüstet, die
Wohnungseinrichtung vom Balkon auf die Straße geworfen.
- Siehe Artikel von Christian Burkhart in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 3. November 2005: "In der
Kristallnacht folgen die Möbel der Oppenheimers vom Balkon auf die
Straße..."
Link zum Artikel
(jpg-Datei).
Das
Ehepaar Klara und Siegmund Oppenheimer wurde von Heidelberg aus nach Gurs
deportiert und ist später in Auschwitz ermordet worden, während ihrem Sohn die
Auswanderung nach Amerika gelang. Siegmunds Schwester Rosa überlebte die
Deportation und wanderte nach Palästina/Israel aus, wohin ihr Sohn schon 1938
gelangt war. Betty Meyer geb. Benjamin verw. Heseler (1893-1981, beigesetzt in
Pforzheim) wurde noch im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert, kehrte
aber nach Kriegsende zurück.
- Siehe Artikel von Christan Burkhart in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 27. Januar 2016: "Schickte
sie der eigene Ehemann ins KZ? - Betty Meyer wurde noch im Februar als eine der
letzten jüdischen Menschen nach Theresienstadt deportiert"
(eingestellt als pdf-Datei; Link
zum Artikel in der RNZ). Weiterer Artikel von Christian Burkhart in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 6. April 2016: "Vor
dem KZ noch in Gestapo-'Schutzhaft'. Betty Meyer wurde kurz vor Kriegsende ins
KZ deportiert..." (eingestellt als pdf-Datei).
Von den in Dossenheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Oppenheimer
(1880), Emil Oppenheimer (1881), Leopold Oppenheimer (1881), Sally Oppenheimer
(1886), Sigmund Oppenheimer (1875).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und
Vorsängers (1843 / 1844)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 14. Januar 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Heidelberg.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Dossenheim,
Oberamts Heidelberg, ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich anher zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Heidelberg, den 29. Dezember 1842. Großherzogliche
Bezirkssynagoge." " |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 23. März 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Heidelberg. [Dienstantrag]. Bei der israelitischen Gemeinde
Dossenheim ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 50 fl., nebst freier Kost und Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich anher zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Heidelberg, den 14. März 1844. Die großherzogliche Bezirkssynagoge." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige der Landesproduktenhandlung
Oppenheimer (1928)
(erhalten von Christian Burkhart)
Anzeige
in der Festschrift "25 Jahre Freiwillige Sanitätskolonne
Dossenheim" aus dem Jahr 1928:
"S. Oppenheimer
Telefon 2823, Amt Heidelberg
LANDESPRODUKTE" |
Anzeige der Pension Rosel Oestreicher (1937)
Anzeige
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Mai
1937:
"Angenehmer Ferienaufenthalt (eventuell auch für dauernd mit
voller Pension von Reichsmark 4.- an.
Dossenheim an der Bergstraße nahe bei Heidelberg.
Rosel Oestreicher." |
Fotos
(Fotos: links: privat; rechts:
Hahn)
|
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In der Beethovenstraße
24 (Foto nach 1945) lebten Sigmund und Klara Oppenheimer.
Das spätere
Raiffeisen-Lagerhaus war nicht im Besitz der Familie Oppenheimer,
vielmehr ist das Lagerhaus sowie die
Spar- und Kreditbank das Ergebnis der "Arisierung"
gewesen:
1937 war Sigmund Oppenheimer gezwungen, sein Eigenturm an den Spar- und
Darlehnskassenverein
zu verkaufen. Danach ist er
mit seiner Frau, nachdem sich beide am Ort nicht mehr
sicher fühlten,
nach Heidelberg verzogen. |
Gedenkstein Dossenheim
im zentralen
Mahnmal in Neckarzimmern; ein identischer
Gedenkstein wurde 2007 auf Initiative
des
Jugendgemeinderats
neben dem Rathaus auf dem
Friedhofsvorplatz aufgestellt |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2011:
Gedenktafeln im Heimatmuseum |
Artikel von Doris Weber in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 29. November 2011: "Erinnerung
an die Verfolgung der Juden. Dossenheim. Im Heimatmuseum wurden auf
Initiative des Jugendgemeinderats drei Gedenktafeln zur jüdischen Familie
Oppenheimer installiert..."
Link
zum Artikel |
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Januar 2016:
Erinnerung an das Schicksal von Betty Meyer geb.
Benjamin
Anmerkung: Betty Meyer geb. Benjamin ist am 12. Juni 1893 in
Königsbach geboren und wohnte
zuletzt in Dossenheim in der Bahnhofstraße 50. Sie war Überlebende des
Ghettos Theresienstadt und kam 1945 nach Dossenheim zurück. |
Artikel von Christian Burkhart in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 27. Januar 2016: "Schickte
der eigene Ehemann eine Dossenheimerin ins KZ? Betty Meyer wurde noch im
Februar 1945 als eine der letzten jüdischen Menschen nach Theresienstadt
deportiert..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei |
|
Januar 2018:
Historischer Rundgang am "Tag des Gedenkens
an die Opfer des Nationalsozialismus" am 27. Januar 2018 |
Der Freundeskreis der Gemeindebücherei Dossenheim e.V.
lud am 27. Januar 2018 zu einem historischer Rundgang durch Dossenheim
anlässlich des "Tages des Gedenkens an die Opfer des
Nationalsozialismus" ein. Der Freundeskreis der Gemeindebücherei Dossenheim veranstaltete für
geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger erstmals einen historischen Rundgang auf
den Spuren der NS-Zeit. Anfangs- und Endpunkt der Führung durch den Ort
war der
unmittelbar östlich des Rathauses gelegene Friedhofsvorplatz, wo seit Herbst 2007 der auf
Initiative des Dossenheimer Jugendgemeinderats errichtete Gedenkstein für mehrere aus
ihrer Heimat vertriebene Mitglieder der jüdischen Familie Oppenheimer steht, von denen
manche auch in dem Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurden. Der Rundgang
begann um 14 Uhr und dauerte rund 90 Minuten. Eingeladen waren alle Interessierte.
Bericht von Doris Weber über den Rundgang in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 29. Januar 2018 (links zum
Anklicken) |
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Januar 2018:
Beitrag über die Familie Oppenheimer zum Tag des
Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar 2018) in
Dossenheim |
Artikel von Christian Burkhart in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 27./28. Januar 2018: "Schikaniert,
vertrieben, ermordet: Das grausame Schicksal der Familie Oppenheimer..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei |
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Juni 2018:
Erinnerung an das Schicksal von Ilse Heseler
Anmerkung: Die Mutter von Ilse Heseler (1919 Pforzheim - 1982 USA) war
die oben bereits genannte Betty Meyer geb. Benjamin (1893-1981; vgl. Artikel
oben vom Januar 2016). |
Artikel
von Christian Burkhart in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 6. Juni 2018: "Die
Nazis machten Ilse Heseler zum Flüchtling..."
Zum Lesen bitte Bilddatei anklicken. |
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November 2018:
Vortrag zur Erinnerung an die
Familie Oppenheimer |
Am 9. November 2018 referiert Christian Burkhart über "Die Oppenheimers.
Eine Dossenheimer Familie jüdischen Glaubens (1795-1938).
Weitere Informationen siehe die Abbildung links (zur Vergrößerung
anklicken).
Vorbericht in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 9. November 2019, darunter der
Artikel von Christian Burkhart:
"Das Ende der
Familie Oppenheimer..." (eingestellt als pdf-Datei).
Bericht über den Vortragsabend in den "Gemeindenachrichten Dossenheim"
vom 16. November 2018:
"'Die Oppenheimers. Eine deutsche Familie jüdischen Glaubens
(1795-1938)'..." (eingestellt als pdf-Datei). |
Rechts: Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 15. November 2018: "Der Schleier hebt sich
mehr und mehr..." |
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Januar 2019:
Auch in Dossenheim werden
"Stolpersteine" verlegt |
Artikel
in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 10. Januar 2019: "Auch Dossenheim erhält
nun Stolpersteine..."
Link zum Artikel in der RNZ
Zum Lesen des Artikels kann auch die Textabbildung angeklickt werden.
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Oktober/November 2019:
Vorträge der Initiative
Stolpersteine Dossenheim |
Vortrag
am 24. Oktober 2019 im Rathaus der Gemeinde Dossenheim. Buchvorstellung:
"Die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung und 'Euthanasie' aus
Schriesheim. Ein Gedenkbuch. Von Prof. Dr. Joachim Maier." Einführung und
Moderation: Rainer Loos (Initiative Stolpersteine Dossenheim). |
Vortrag
am 21. November 2019 im Rathaus der Gemeinde Dossenheim. Buchvorstellung:
"Stille Helfer. Ein Buch über Menschen, die 1933 bis 1945 Teil des 'guten
Heidelberg' waren" von Dr. Norbert Giovannini und Vortrag "Dossenheimer/-innen,
die auch nach 1933 noch Kontakt zu Juden hatten" von Christian Burkhart M.A.
Einführung und Moderation: Pfarrer Ronny Baier (Initiative Stolpersteine
Dossenheim). |
Christian Burkhart: Nur
einer von dreien überlebte. Am 22. Oktober 1940 wurden die jüdischen
Mitbürger nach Gurs verschleppt. Unter ihnen war die Familie Oppenheimer.
In: Rhein-Neckar-Zeitung vom 22. Oktober 2019.
Artikel
eingestellt als pdf-Datei. |
Artikel
von Doris Weber in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 27. November 2019: "Nicht
alle Bürger beugten sich. Initiative Stolpersteine: Über 'Judenfrage'
und Angst..."
Im Artikel wird über den Vortragsabend am 21. November 2019 (siehe oben)
berichtet. Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 256. |
| Heimatverein Dossenheim (Hg.): Dossenheim - Eine
traditionsreiche Bergstraßengemeinde im Wandel ihrer Geschichte. 1984. S.
59. |
| R. Conzelmann: Dossenheim. Die Geschichte einer
1200jährigen Bergstraßengemeinde. 1966. S. 217. 255 Anm. 604a. |
| Projekt
"Mahnmal" des Jugendgemeinderates Dossenheim - Eine Dokumentation.
2007 (eingestellt als pdf-Datei). |
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