Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Homburg vor der Höhe (Kreisstadt, Hochtaunuskreis) 
Jüdische Friedhöfe  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
Siehe Seite zur Synagoge in Bad Homburg (interner Link) 
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes      
   
Ein älterer jüdischer Friedhof bestand in Homburg bereits im 17. Jahrhundert. Ein Gesuch um die Genehmigung zur Errichtung von "Leichensteinen" und von einem Zaun liegt von 1684 vor. Auf diesem Friedhof wurden auch die Toten der jüdischen Gemeinde Oberursel beigesetzt. Die letzte Beisetzung soll auf diesem Friedhof um 1790 stattgefunden haben. Nachdem die jüdische Gemeinde Homburgs sich bereits 1703 bei der Neuanlage des Friedhofes bei Seulberg beteiligte, wurde seit Schließung des alten Homburger Friedhofes bis 1864/65 die Toten der Gemeinde in Seulberg beigesetzt.  
      
1865 (Grundstückserwerb 1863) wurde ein neuer Friedhof in Homburg angelegt. Die Einfassungsmauer wurde 1881 errichtet (Entwurf von Christian Holler). Eine Leichenhalle wurde 1883/84 gebaut (Entwurf von Louis Jacobi) und im Herbst 1884 von Rabbiner Dr. Meier Appel eingeweiht. Sie ist bis heute erhalten. 
  
Auf dem Friedhof sind einige Gräber von Kurgästen aus Russland und England vorhanden, die während ihres Kuraufenthaltes in Homburg verstorben sind. Die Friedhofsfläche beträgt 26,73 ar. 
  
  
  
Texte zur Geschichte des Friedhofes     
Klage über den Zustand der jüdischen Einrichtungen (1859)  
Anmerkung: mit dem "stundenweit entfernten, im Walde gelegenen, von einer Hecke umzäunten Friedhof" ist der Friedhof bei Seulberg gemeint.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. April 1859: "...Man will hier die ca. 400 Gulden jährliche Einnahme von versteigerten Mizwos nicht schwinden lassen, damit die direkten Steuern nicht größer würden. Aber das ist ja der Fehler. Würden unsere großen, reichen und frommen Herren, die wie gewöhnlich auch hier das große Wort zu führen haben, die ersten Steuerklassen verhältnismäßig ebenso stark wie die Mittelklassen beanspruchen, so hätten wir statt eine baufällige, ungeräumige Synagoge - ein herrliches Gotteshaus, innerlich und äußerlich würdig einer so großen frommen Gottesgemeinde in einem Badestädtchen, statt eines von Kloaken umringten Schullokals, wo Lehrer und Schüler es namentlich im Sommer nicht aushalten können, - ein geräumiges, freundliches Schulgebäude, um des Kindes Geist zu heben, statt ihn niederzudrücken, statt eines stundenweit entfernten, im Walde gelegenen, von einer Hecke umzäunten Friedhofes - einen in der Nähe gelegenen, von einer Mauer umgebenen Ruheort für die müden Erdenpilger. Doch ich will nciht weiter fortfahren, ich könnte bitter werden gegen mir sonst befreundete und achtungswerte Personen, und überdies sagt ein französisches Sprichwort: Il ne faut pas laver son linge sâle en public.  Louis Lehmann."         

  
Über den Bau des Friedhofshauses (1884)     
Anmerkung: auch wenn die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder nach 1865 bereits leicht abnahm, insbesondere durch Abwanderung einiger teils wohlhabender Familien nach Frankfurt am Main, plante die Gemeinde für die Zukunft: ein Gemeindehaus mit Schulräumen wurde neben der Synagoge erstellt. Dazu baute man auf dem Friedhof ein Gebäude mit einer Halle für die Beerdigungsfeiern sowie einem Leichenhaus. Die "Allgemeine Zeitung der Judentums" berichtete darüber:  

Homburg vdH 06041884.JPG (170449 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. April 1884: "Homburg v.d. Höhe, 24. April 1884: "In allernächster Zeit wird hier zum Bau eines Leichenhauses geschritten, da sich das Bedürfnis nach einem solchen fortwährend gesteigert hat, Schon oft musste der Rabbiner seine Rede abkürzen oder gar unterbrechen, weil Zugluft, Nässe und Kälte zu fühlbar wurden oder der Regen in Strömen herabgoss. Es ist aber auch schon vielfach vorgekommen, dass Fremde, die hier Heilung von gefährlichen Leiden suchten, plötzlich starben, interimistisch untergebracht werden mussten oder dass deren Verwandte hierdurch veranlasst, die Leiche nach weit entfernter Heimat verbringen ließen. - Es wird deshalb der der Leichenhalle ein heizbares Wärter- und ein größeres Leichenzimmer nebst sonstigen Räumen verbunden sein, die Baukosten sich aber nicht über 5-6000 Mark belaufen. Ein kürzlich von hier weggezogenes früheres Vorstandsmitglied, Herr Michael Kaufmann in Frankfurt am Main, spendete hierfür 2000 Mark, wozu noch freiwillige Gaben von Privaten und Vereinen kommen oder in Aussicht stehen. - So hat in relativ kurzer Zeit - 20 Jahre - unsere Gemeinde Synagoge, Friedhof und Leichenhaus und last not least ein neues Gemeindehaus, verbunden mit herrlichen Schulräumen etc. neu erstehen sehen, obschon durch den Wegzug begüterter Familien und bei sehr veränderten Geschäftsverhältnissen sich die Steuerkraft vermindert hatte. Eine gleich größere Tätigkeit und ein Streben mehr zu leisten, zeigt sich erfreulicherweise auch bei unseren Wohltätigkeitsvereinen. - Wenn die Welt draußen uns Juden jetzt feindlich ist, so wollen wir uns in unsere Gemächer zurückziehen ad ki jaabor hasaam (= bis die Gefahr vorbei ist), um, wenn der Sturm vorüber, wieder mit Allen im allgemeinen Garten der Menschheit zu wandeln. Bis dahin dauert es aber eine geraume Zeit, denn es ist zu viel Verleumdung, Hass und Bosheit in die Menschenherzen gebracht worden. Pflegen wir daher einstweilen mit aller Energie das, was unser Eigen ist. 'Wenn die Rose selbst sich schmückt, schmückt sie auch den Garten.'
Von einer Neuerung bei unserem Sabbat-Gottesdienst respektive von der Wiedereinführung eines uralten schönen Gebrauchs, der Erklärung des gelesenen Wochenabschnittes und der Haphtorah (= Prophetenabschnitt aus der Bibel) seitens unseres Herrn Rabbiners Herr Dr. M. Appel, muss ich Ihnen noch berichten und haben sich diese Vorträge eines allseitigen Beifalls zu erfreuen. Zu den großen Verdiensten, die Herr Dr. Appel sich seit Jahren um Unterricht und Erziehung unserer israelitischen Schuljugend erworben - Verdienste, die allseitig gewürdigt werden - fügt er neue hinzu, indem er nun das religiöse Wissen und den Sinn für das Gute und Edle auf sinnige Weise auch bei der älteren Generation zu wecken oder zu vermehren versteht. Ehre solchem Streben! Louis Lehmann." 

  
Das neue Leichenhaus ist fertig (1884)
    

Bad Homburg Israelit 30121884.jpg (101396 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1884: "Homburg vor der Höhe, im Dezember (1884). Das von der hiesigen israelitischen Gemeinde neu erbaute Leichenhaus, welcher vor zwei Monaten zur Vollendung gelangt ist, verdient seiner praktischen inneren Einrichtung sowohl, als wegen seines so sehr gelungenen Baustils der allgemeinen Beachtung, und dieses umso mehr, als es zu einem derartigen Gebäude keine Gelegenheit zu einem Vorbilde gibt, indem kleinere Gemeinden mit Leichenhäusern nicht versehen sind, während die in großen Gemeinden vorhandenen, wegen ihrer umfangreichen und kostspieligen Einrichtungen nicht als Muster dienen konnten. 
Das Leichenhaus der hiesigen israelitischen Gemeinde wurde um den geringen Betrag von Mark 6.000 hergestellt."      

    
Schändung des jüdischen Friedhofes (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Schändung des jüdischen Friedhofes in Bad Homburg
Frankfurt am Main, 2. November (1934). Die uns bereits vorige Woche mitgeteilte Grabschändung in Bad Homburg bestätigt sich leider. 57 Gräber sind auf dem dortigen jüdischen Friedhofe von unbekannter bübischer Hand demoliert worden. Der 'Taunus-Bote', das in Homburg erscheinende amtliche Organ berichtet darüber in folgender Weise: 
'Unbekannte Täter haben in einer der letztvergangenen Nächte den Friedhof der Israelitischen Kultusgemeinde in Bad Homburg in geradezu barbarischer Weise heimgesucht. Zahlreiche Grabsteine wurden umgeworfen und zum Teil schwer beschädigt, sodass der Friedhof einen traurigen Anblick bietet...' Man sollte es nicht für möglich halten, dass Deutsche sich zu so einem gemeinen und hässlichen Tun hin reißen lassen, das nicht nur den Friedhof schändet, sondern auch die Ehre ihres Volkes in den Augen jedes guten Deutschen, jedes anständigen Menschen und der Welt befleckt. Das nationalsozialistische deutsche Volk hat mit Lumpen, die hier ihr Werk verrichteten, nichts gemein, und besonders alle Homburger wenden sich mit Abscheu von ihrem üblen Tun ab. Sollte es immer noch Deutsche geben, die nicht wissen, wie sehr solch grabschänderisches Handeln nicht nur ihnen und der eigenen Ehre, sondern auch erst recht dem deutschen Volk und seiner guten Sache schadet und unseren Gegnern Material zu verstärkter Hetze in die Hände gibt? Wir hoffen, dass es gelingt, die Täter bald zu fassen und der verdienten Strafe zuzuführen., die garnicht streng genug sein kann. Die Tat, die einen Verrat am deutschen Volk bedeutet, verlangt härteste Sühne."  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1934: "Die Friedhofschänder von Homburg werden gesucht. 
In der 'Frankfurter Zeitung' wird folgende Aufforderung an die Bevölkerung veröffentlicht: 
Nach Mitteilungen der Polizei konnten bisher die Täter, die am 28. Oktober den Friedhof der Israelitischen Gemeinde in Homburg v.d.H. heimgesucht und dabei zahlreiche Grabsteine beschädigt hatten, bisher noch nicht ermittelt werden. Aus diesem Grunde wird an die Bevölkerung die Aufforderung gerichtet, im Interesse einer restlosen Aufklärung der Tat etwaige Anhaltspunkte über die Täter der Polizeiverwaltung in Bad Homburg oder der Landeskriminalpolizei in Frankfurt am Main mitzuteilen."    

 
 
Lage der Friedhöfe      
  
Die Lage des älteren Friedhofes ist nicht mehr bekannt. Bis um 1900 war offensichtlich noch im Volksmund eine Flurbezeichnung "Judenkirchhof" bekannt.
Der 1865 angelegte Friedhof befindet sich am Gluckensteinweg 50 (Nähe Kreuzung Götzenmühlweg). 

Lage des jüdischen Friedhofes in Bad Homburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken 
und unter "Behörden und öffentliche Einrichtungen" weiterklicken zu "Friedhof, jüd."   

    
    
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 30.4.2008)    

Bad Homburg Friedhof 252.jpg (74359 Byte) Bad Homburg Friedhof 251.jpg (90440 Byte) Bad Homburg Friedhof 250.jpg (86204 Byte)
Blick auf das 
Eingangstor 
Hinweistafeln  Die 1883/84 in neu-islamischem 
(maurischem) Stil erbaute Friedhofshalle 
   
        
Bad Homburg Friedhof 253.jpg (97951 Byte) Bad Homburg Friedhof 254.jpg (109483 Byte) Bad Homburg Friedhof 255.jpg (116361 Byte)
Teilansichten des Friedhofes 
  
Bad Homburg Friedhof 256.jpg (90828 Byte) Bad Homburg Friedhof 257.jpg (98869 Byte) Bad Homburg Friedhof 258.jpg (111523 Byte)
Teilansichten des Friedhofes
  
Bad Homburg Friedhof 259.jpg (110533 Byte) Bad Homburg Friedhof 260.jpg (101670 Byte) Bad Homburg Friedhof 261.jpg (97980 Byte)
    Grabstein für David Froh (1794-1866) 
und Gitel Froh (1801-1870)

       
        

Links und Literatur  

Links:

Website der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe    
Zur Seite über die Synagoge in Bad Homburg (interner Link)  

Quellen:     

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Bad Homburg 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Bad Homburg sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,905  Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden im Amt Homburg (Bad Homburg vor der Höhe)  1809 - 1817; enthält Jüdisches Geburtsregister 1809 - 1816, Jüdisches Sterberegister 1809 - 1817, Jüdisches Trauregister 1809 - 1816; enthält auch Angaben zu jüdischen Personen aus Gonzenheim, Köppern und Seulberg   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=s43744&page=1&reload=true&sorting=40         
HHStAW 365,906  Sterberegister der Juden von Bad Homburg vor der Höhe  1848 - 1874; enthält auch Angaben zu Verstorbenen aus Gonzenheim, Köppern und Seulberg  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1900674         

Literatur:   

Arnsberg I,391-400. 

   
   

                   
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Stand: 06. Mai 2016