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Landkreis Südliche Weinstraße
Annweiler am Trifels (VG
Annweiler, Landkreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof (der jüdischen Gemeinde Albersweiler)
Zur jüdischen Geschichte in Annweiler
In Annweiler, das 1219 zur Reichsstadt erhoben wurde, lebten Juden zunächst
im Mittelalter. Sie hatten zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine jährliche
Reichssteuer von 4 Pfund zu bezahlen. Von einer Verfolgung während der Pestzeit
ist nichts bekannt. 1362 wird eine Jüdin in der Stadt genannt, die in diesem
Jahr einen Schutzbrief auf fünf Jahre von den Pfalzgrafen erhielt. 1477 bis 1490
lebte ein Jude in der Stadt, seit 1486 ein weiterer.
In den folgenden
Jahrhunderten - einschließlich des 19./20. Jahrhunderts - bestand keine jüdische
Gemeinde in Annweiler. In den Verzeichnissen der Juden in der Pfalz um 1810
wurden keine jüdischen Einwohner in der Stadt festgestellt. Erst in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts sind insbesondere aus dem benachbarten Albersweiler
einige jüdische Familien zugezogen. 1928 lebten 16 jüdische Personen in
Annweiler, die zur Synagogengemeinde Albersweiler gehörten und die dortige
Synagoge besuchten. Gemeinsam mit
dieser Gemeinde gehörte Annweiler zum Rabbinatsbezirk Landau.
Zur Seite über die jüdische Geschichte in
Albersweiler
Aus der mittelalterlichen
Geschichte
Annweiler in einer
Judensteuerliste von 1309 (Artikel von 1909)
Artikel
in "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" 1909 Heft 6
Seite 701: "An dieser Stelle seien auch die übrigen Judensteuern des
Speyergaus, soweit sie uns in den Aufzeichnungen der Reichseinkünfte aus
jenem Gebiet vom Jahr 1309 erhalten sind, erwähnt:
Rockenhausen = 5 Pfr. (ebd. S. 246
Z. 16); Leiningen und
Bockenheim = 7
Pfd. (ebd. Z. 17), Annweiler = 4 Pfd.
(ebd. Z. 23), Deidesheim = 9 Pfd.
(ebd. Z. 37), Dürkheim = 8 Pfd.
(ebd. S. 247 Z. 9), Lauterburg = 9 Pfd. (ebd. Z. 17), Selz = 6 Pfd.
(ebd. Z. 18), Münster (das
heutige Münster am Stein) = 5 Pfd. (ebd. Z. 24)." |
Aus der
jüdischen Geschichte des 19./20. Jahrhunderts
Arnold David emigriert in die USA
(1938)
Mitteilung
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938:
"Auswanderung: Nach USA: ...
Familie Fritz Kahn aus Albersweiler;
Arnold David aus Annweiler, Sohn des Herrn Hermann David." |
Zur Geschichte des Friedhofes
Der auf Gemarkung Annweiler liegende Friedhof ist einer der ältesten erhaltenen
jüdischen Friedhöfe im Bereich der Pfalz. Er wurde bereits im 16.
Jahrhundert belegt. Schon damals war es wohl der Friedhof der in Albersweiler
lebenden jüdischen Familien beziehungsweise der dortigen jüdischen Gemeinde.
Vermutlich aus geografischen und landwirtschaftlichen Gründe wurde der Friedhof
auf Gemarkung Annweiler angelegt. 1540/41
zahlte Jud Hyrtz der Stadt Annweiler 30 Gulden Abgabe für den Friedhof. Dieser
war Begräbnisplatz für Juden in einer weiten Umgebung. Zwischen 1606 und 1684
zahlten folgende jüdischen Gemeinden (bzw. jüdische Familien in den Orten) Abgaben nach Annweiler zur Unterhaltung
und für die Nutzung des Friedhofes: Albersweiler,
Waldhambach, Eschbach, Bergzabern, Pleisweiler, Gleishorbach,
Arzheim,
Billigheim, Rohrbach, Göcklingen, Klingenmünster, Ingenheim.
Ein Teil dieser Orte hat die Verstorbenen seit der Anlage des Friedhofes in
Ingenheim um 1650 danach dort beigesetzt.
In Dokumenten des 19. Jahrhunderts wird der Friedhof in Annweiler immer als
Friedhof der jüdischen Gemeinde Albersweiler bezeichnet.
1875 wurde der Friedhof noch einmal bedeutend erweitert. Dies war von der
jüdischen Gemeinde Albersweiler bereits 1870 beantragt worden.
- Sitzung des Stadtrates zu Annweiler am 17. Juni 1870. Punkt 3:
"Eingabe einer Beschwerde wegen Vergrößerung des Leichenhofes der
israelitischen Cultusgemeinde Albersweiler" (Quelle Stadtarchiv Landau;
mitgeteilt von Gerhard Bauer, Landau und Wolfgang Grytz).
Im Frühjahr 1902 kam es zu einer schweren
Schändung des Friedhofes.
- Landauer Anzeiger vom 26. März 1902: "Albersweiler, 25.
März. Auf dem bei Annweiler liegenden Friedhofe der hiesigen israelitischen
Kultusgemeinde wurde in letzter Zeit in rohester Weise gehaust. Viele Grabsteine
wurden umgeworfen, einige zerschlagen und eine kostbare Urne aus Alabaster
zertrümmert" (Quelle: Stadtarchiv Landau; mitgeteilt von Gerhard Bauer,
Landau und Wolfgang Grytz) .
Schändung des
Friedhofes im Juli 1913
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 24. Juli 1913: "Albersweiler.
(Friedhofsschändung). Auf dem hiesigen israelitischen Friedhof, der
dicht vor dem Eingang von Annweiler sich befindet, wurden etwa 30 Grabsteine
umgeworfen und teilweise vollständig zerschlagen. Innerhalb weniger Jahre
hat sich eine solche schändliche Tat schon zum zweiten Mal wiederholt." |
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Mitteilung
in "Jüdische Rundschau" vom 25. Juli 1913: "Albersweiler. Auf dem
hiesigen israelitischen Friedhof, der dicht vor dem Eingang von Annweiler
sich befindet wurden etwa 30 Grabsteine umgeworfen und teilweise vollständig
zerschlagen. Innerhalb weniger Jahre hat sich eine solche schändlich Etage
schon zum zweiten Mal wiederholt. " |
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Mitteilung
in "Das jüdische Blatt" vom 1. August 1913: "Albersweiler
(Rheinpfalz). Auf dem hiesigen israelitischen Friedhof wurden eine
größere Anzahl Grabsteine umgeworfen und zum Teil vollständig zu schlagen.
Es ist dies jetzt schon das zweite Mal innerhalb weniger Jahre, dass solche
Schändlichkeit hier geübt wird." |
Schändung des
Friedhofes im April 1915
Mitteilung
in "Der Gemeindebote" vom 7. Mai 1915: "Zum dritten Mal wurde auf dem der
israelitischen Kultusgemeinde Albersweiler-Annweiler gehörigen Friedhofe
eine verbrecherische Schändung begangen. 46 Grabsteine wurden demoliert oder
stark beschädigt." |
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Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 29. April 1915: "Albersweiler
(Pfalz). (Friedhofschändung). Zum dritten Mal wurde auf dem der
israelitischen Kultusgemeinde Albersweiler-Annweiler gehörigen Friedhofe
eine verbrecherische Schändung begangen. 46 Grabsteine wurden demoliert oder
stark beschädigt." |
Nach den Erweiterungen im Laufe der Jahrhunderte hat der Friedhof heute eine Fläche von 28,30 a. Der älteste
erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1882. Nach einer neueren Dokumentation
befinden sich im älteren Teil 211, im neueren Teil 105 Grabsteine.
Lage des Friedhofes
Längliches Grundstück oberhalb der heutigen
Industriestraße, unterhalb der Madenburgstraße.
Link zum Stadtplan Annweiler: hier
anklicken und "Industriestraße" eingeben; der jüdische
Friedhof ist als Grünstreifen zwischen Madenburgstraße und Industriestraße
erkennbar (Ansicht "Satellit" vergrößern).
Fotos
(Fotos zum Friedhof auch in den Fotoseiten von Stefan Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp-iii/)
Der Friedhof im Sommer
2004
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 31.8.2004) |
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Blick über die unbelegt
gebliebene
Fläche zum Eingangstor |
Teilansichten des
Friedhofes |
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Teilansichten |
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"Segnende Hände"
der Kohanim |
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Einzelne
Grabsteine mit Symbolen: rechts und links die "segnenden Hände"
der Kohanim, in der Mitte der Hirsch
(teilweise beim Vornamen Zwi = Hirsch
oder Nachnamen Hirsch) |
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"Entsorgung" von
Grabsteinen
am Rand des Friedhofes |
Gedenkinschrift |
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Der Friedhof im Sommer
2013
(Fotos: Michael Ohmsen; siehe auch die
Fotoseiten
von M. Ohmsen zu Annweiler) |
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Das Eingangstor |
Hinweistafel
am Eingangstor |
Blick über den
Friedhof -
vom Eingang her kommend |
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Im Vordergrund Gedenkstein
für Walter Kahn
(ermordet im KZ Auschwitz) |
Bei vielen Grabsteinen
fehlt die Inschriftplatte |
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Teilansichten des
Friedhofes im - vom Eingang gesehen - hinteren, älteren
Teil |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August bis Dezember
2015: Ausstellung im Museum unterm
Trifels in Annweiler: "Die Kinder Israels" -
Geschichte und Kultur des Judentums |
Bericht in der Seite http://www.trifelsland.de/de/kultur-erleben/ausstellungen/:
"Zur Vermittlung der jüdischen Kultur und Geschichte präsentiert das Museum unterm Trifels in Annweiler ab dem 09. August 2015, die Sonderausstellung "Die Kinder Israels" - Geschichte und Kultur des Judentums.
Das Judentum ist heute eine pluralistische Religion, die jedoch durch eine lange Geschichte und die damit verbundenen Glaubensvorstellungen und Erfahrungen verbunden ist. In der Ausstellung erhalten Besucher die Möglichkeit, die Geschichte der Juden sowie ihre Riten und Feste
kennenzulernen.
In einer historischen Abhandlung wird der bewegte und wechselvolle Weg des israelischen Volkes von Abraham bis zur Gegenwart beschrieben. Schon im 4. Jh. n. Chr. erreichten die ersten Juden deutsches Gebiet. Ein wichtiges Zentrum bildeten damals die so genannten SchUM-Städte:
Speyer, Worms und Mainz. Es folgten Unterdrückung und Verfolgung im Mittelalter während den Kreuzzügen und der
Pestepidemie. Nach den schwierigen Anfängen der Wiederbesiedelung im 17. Jh. und den mühevollen Emanzipationsbewegungen, erfolgte die rechtliche Gleichstellung im 19. Jh. und in der Weimarer Republik. Doch der Hoffnung nach gesellschaftlicher Anerkennung setzte die Nationalsozialisten Terror und Vernichtung entgegen. Heute leben wieder ca. 250.000 Juden in
Deutschland. Neben der Geschichte werden jüdische Lebensphasen wie Geburt,
Beschneidung, Bar und Bat Mizwa, Heirat und Tod erläutert sowie die wichtigsten Glaubensinhalte und das Alltagsleben der Juden dargelegt. Auch Speisevorschriften und die wichtigsten jüdischen Feste kommen zu Sprache.
Die Sonderschau umfasst auch die Situation in der Verbandsgemeinde Annweiler, wo es vor allem in
Albersweiler eine aktive jüdische Gemeinde gab. Reste der nach der
Pogromnacht 1938 abgebrochenen Synagoge in Albersweiler sind in der Ausstellung ebenso zu sehn, wie zahlreiche Originaldokumente aus dem Stadtarchiv Annweiler. Dem
Judenfriedhof in Annweiler, eine der ältesten in der Pfalz, ist eine eigene Tafel gewidmet.
Ausgewählte Exponate, wie eine profanierte Tora-Rolle, Channuka-Leuchter, Seder-Teller usw. geben einen Einblick in das religiös-kulturelle Leben der Juden. Es handelt sich um Leihgaben der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, des Historischen Museums und von Privatleuten. Eine umfangreiche Bilddokumentation setzt sich den Ereignissen von den Anfängen bis zur Gegenwart der jüdischen Geschichte auseinander.
Hinweise: Ausstellungsdauer: 9. August bis 20. Dezember 2015
Museum unterm Trifels, Am Schipkapass 4, 76855 Annweiler, Tel. 06346-1682 Email:
koelsch.museum.annweiler@t-online.de
Öffnungszeiten: Di.-So. 10.00 - 17.00 Uhr. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 17; III,1 S. 22-23. |
| Franz Schmidt: Die Steine reden. Zeugnisse jüdischen Lebens im
Landkreis Südliche Weinstraße. 1989. |
| Michael Brocke/Christiane E. Müller: Haus des
Lebens.
Jüdische Friedhof in Deutschland. Leipzig 2001. S. 140. |
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