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Remagen (Kreis Ahrweiler)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Remagen lebten Juden bereits im Mittelalter. Sie waren von den Judenverfolgungen
1298 und in der Pestzeit 1348/49 betroffen. Persönlich genannt werden
Simson ben Gerschon aus Remagen und sein Frau Dileia, die 1318 einen Hausanteil
im 1326 ein anderes Haus im jüdischen Viertel in Köln erwarben. 1340 wird ein
Nathan von Remagen genannt. Nach den Verfolgungen in der Pestzeit lebten
wahrscheinlich um 1400 wieder Juden in der Stadt. 1398, 1401 und 1409
erhielten Juden Schutzbriefe mit Wohnrecht in Remagen und Sinzig.
Weitere Juden in der Stadt werden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
genannt. 1424 konnten sich hier auch einige aus Köln vertriebene Juden
niederlassen.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17./18.
Jahrhundert zurück. 1724 werden vier jüdische Familien in der Stadt
erwähnt; 1808 wurden 35 jüdische Einwohner gezählt. Die höchste Zahl
jüdischer Einwohner wurde um 1860 erreicht (1858 62, 1863 64 Personen in
14 Familien). Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück, sodass
1895 nur noch 31, 1925 31 jüdische Einwohner gezählt wurden. Zur Gemeinde in
Remagen gehörten auch die in Oberwinter
lebenden jüdischen Personen (1864 vier Familien mit 20 Personen).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), im Verband mit
Nachbargemeinden eine Religionsschule, ein rituelles Bad und ein (alter
und neuer) Friedhof. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (um 1880/1895)
gab es eine gemeinsame Religionsschule der Gemeinden Remagen, Sinzig
und Niederbreisig in Sinzig (vgl. Bericht unten zur Purimfeier 1893). 1908 war für
die Kinder der Gemeinden Remagen, Sinzig und Niederzissen ein gemeinsamer
Religionslehrer angestellt (siehe Ausschreibung von 1908). Die jüdischen Kinder
besuchten außer dem Religionsunterricht die christlichen Ortsschulen an den
jeweiligen Orten.
Mitte der 1920er-Jahre gehörten noch neun jüdische Familien zur Gemeinde.
Die Gemeindevorsteher waren Moritz Fassbender und Gustav Meyer. Die damals noch
vorhandenen fünf jüdischen Schulkinder erhielten Religionsunterricht durch
Lehrer David Würzburger aus Linz am Rhein.
Ein Verein prägte in besonderer Weise das jüdische Gemeindeleben: die
1837 gegründete Chewra Kadischa (Wohltätigkeitverein), aus der 1888
der "Verein zur Förderung des Handwerks unter den Juden"
hervorgegangen ist, zu dem 1892 219 und auch in den 1920er-Jahre etwa 200
Mitgliedern aus Remagen und den Nachbarorten gehörten (zur Arbeit des Vereins
siehe Berichte unten). 1927 konnte der Verein sein 90jähriges Jubiläum feiern
(siehe Bericht unten). Der 1924 erste Vorsitzende dieses Vereins war Moritz
Fassbender, 1932 war es Carl Hirsch, Sinzig.
Die jüdische Gemeinde in Remagen bildete Mitte der 1920er-Jahre mit der
Gemeinde in Sinzig
(1925: 39 jüdische Einwohner) einen gemeinsamen "Synagogenbezirk", zu
dem auch die in Löhndorf und Bodendorf (1925 zusammen 12 jüdische Einwohner)
lebenden Juden gehörten. 1932 war Gemeindevorsteher weiterhin Moriz
Fassbender, 2. Vorsteher H. Bär. Vorsitzender der Repräsentanz war A. Meyer in
Sinzig. Als Lehrer kam Martin Stiebel aus Andernach nach Remagen, wenngleich im
Schuljahr 1932/33 nur noch ein jüdisches Kind in Remagen im schulpflichtigen
Alter war.
An jüdischen Gewerbebetrieben/Geschäften bestanden bis nach 1933: die
Lederwaren-Großhandlung Jonas Fassbender (Hauptstraße 60, heute Marktstraße
60), das Zigarrengeschäft Jonas Levy (Bachstraße 19), Altwarenhandlung Aaron
(genannt Markus) Marx (Hauptstraße 37, heute Marktstraße 59), die Metzgerei Bär,
die Gärtnerei Levit (Alte Straße).
1933 wurden noch 25 jüdische Einwohner gezählt. Bis 1940
haben mehrere von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien die Stadt verlassen. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). SA-Leute zerschlugen die
Schaufester der Geschäfte Fassbender und Levy und zerstörten die Auslagen.
Auch die Fenster der Wohnung der Familie Fassbender und des Hauses Marx wurden
eingeworfen. Im April und Juli 1942 wurden die letzten 14 jüdischen Einwohner
der Stadt deportiert (darunter auch die vormals in Bodendorf wohnhaften Eheleute
Bernhard Gottschalk und Rosalie geb. Cahn). Sie hatten zuletzt in drei
"Judenhäusern" gelegt: im Hinterhaus Fassbender (Marktstraße 60),
Haus Marx (Marktstraße 59) und Haus Meyer (Bachstraße 24).
Von den in Remagen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette Aron (1898),
Ernst Cahn (1889), Herbert Cahn (1920), Moritz Cahn (1873) Anna Fassbender geb.
Bonheim (1881), Else Fassbender geb. Katz (1894), Gerd Heinz Fassbender (1922),
Inge Fassbender (1928), John Fassbender (1882), Leopold Fassbender (1877),
Bernhard Gottschalk (1870), Rosalie Gottschalk geb. Kahn (1878), Klara Kayem
(Keim) geb. Fassbender (1887), Marta Levit (1876), Jonas Levy (1883), Sofie Levy
geb. Kaufmann (1890), Alice Marx geb. Heumann (1910), Arthur Marx (1900), Fanny
Marx geb. Aul (1866), Max Marx (1906), Karl Meyer (1930), Moritz Meyer (1889),
Bertha Michel geb. Weiß (1872), Karl Randerat (geb. ?), Sofie Renaderat geb. Léons
(1904), Emma Rosenthal geb. Levy (1890), Nathan Rothschild (1866), Paula
Seidemann geb. Wolf (1876).
Seit 1. Dezember 2008 erinnern vor den Häusern an der Marktstraße 59
und 60 vier "Stolpersteine" an neun Remagener Juden, die 1942
deportiert und ermordet wurden.
Aus Löhndorf (Synagogengemeinde Sinzig) sind umgekommen: Martha Lina Salomon geb. Wolff (1898),
Karl Wolff (1897), Max Wolff (1905).
Aus Bodendorf (Synagogengemeinde Sinzig) sind umgekommen: Bernhard Gottschalk (1870), Rosalie
Gottschalk geb. Kahn (1878).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Religionslehrerstelle 1886 / 1908
1886 als gemeinsame
Stelle der Gemeinden Sinzig, Remagen und Niederbreisig |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1886:
"Ein seminaristisch gebildeter Religionslehrer wird von dem Synagogenbezirk
Sinzig (einschließlich die Gemeinden Remagen und Niederbreisig)
per Frühjahr 1887 zu engagieren gesucht. Gehalt 1.000 Mark.
Sinzig, 26. November 1886. Der Vorsitzende des Vorstands: Samuel
Hirsch." |
|
1904
als gemeinsame Stelle der Gemeinden Bad Neuenahr, Ahrweiler, Remagen und
Sinzig |
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April
1904:
"Die Kantor- und Religionslehrerstelle
in Bad Neuenahr ist sofort zu besetzen. Der Lehrer ist
verpflichtet, den Religionsunterricht in den Nachbargemeinden Ahrweiler,
Remagen und Sinzig
mitzuerteilen. Gehalt 1.500 Mark sowie Nebenverdienste. Staatlich
geprüfte Bewerber wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse
schriftlich melden bei
Abraham Bär, Ahrweiler." |
|
1908 als gemeinsame
Stelle der Gemeinden Ahrweiler, Remagen, Sinzig und Niederzissen |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1907:
"Die Religionslehrer- und Kantorstelle in Ahrweiler ist per 1. Mai
1908 zu besetzen.
Der Lehrer ist verpflichtet, den Religionsunterricht in den
Nachbargemeinden Remagen, Sinzig und
Niederzissen mitzuerteilen.
Schochet mit Kaboloh orthodoxer Rabbiner bevorzugt. Gehalt Mark 1.200.-
sowie Reisespesen, Nebenverdienste.
Staatlich geprüfte, unverheiratete Bewerber wollen sich unter Beifügung
von Zeugnisabschriften melden bei Abraham Bär, Ahrweiler." |
Zum
Tod von Lehrer Meyer Meyberg (1937 in Oldenburg; um 1890 Lehrer in Remagen; seit 1902 Lehrer in Oldenburg)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937:
"Lehrer Meyer Meyberg - das Gedenken an den Gerechten ist zum
Segen. Oldenburg, 15. März
(1937). In tiefe Trauer wurde die Gemeinde Oldenburg i.O. durch das
Hinscheiden ihres Lehrers Meyer Meyberg versetzt. Wer das gütige, stille
und doch so geistesrege Wesen des Verstorbenen gekannt hat, der weiß, was
dieser Mann weit über den engen Kreis seiner Familie, der nun ihre Krone
entrissen ist, einem großen Schüler- und Freundeskreise bedeutet hat.
Das war ein Mann von altem Schlage, von ungeheuchelter Frömmigkeit,
harmonisch ausgeglichen in Lehre und Leben! Ein Lehrer, der in seinem
Berufe aufging, um für Thora und Awodah (Gottesdienst) zu wirken, wo er
nur konnte, der durch das Beispiel seines Lebens mitreißend und
entwaffnend wirkte. Lehrer Meyer Meyberg war ein Zögling der
Präparandenschule in Pfungstadt
(für: Funkstadt), absolvierte darauf das Seminar in Hannover und war als
Junglehrer in Remagen, Vegesack und Fürstenwalde tätig, überall
die Herzen der Jugend im Sturme erobernd. Im Jahre 1902 kam er als Lehrer
der jüdischen Gemeinde nach Oldenburg und hätte nun, im Mai, sein 50.
Lehrerjubiläum gefeiert in der Stadt, in der er 35 Jahre lang treuester
Lehrer und Führer gewesen ist. In unbeschreiblicher Liebe und Verehrung
blickten die Schüler zu ihm auf und diese Liebe fand noch einmal ihren
beredten Ausdruck, als nach kurzer Krankheit Lehrer Meyer Meyberg von uns
ging. Der Oraun (Sarg) blieb bis zur Überführung nach Hamburg, wo der
Entschlafene die letzte Ruhestätte fand, in der Synagoge Oldenburg, wo
Ehrenwachen sich ablösten. Vor der Überführung hielten Landrabbiner
Dr. Trepp, Lehrer Hartog, Wilhelmshaven
und Benno de Levy tief empfundene Nachrufe. - Bei der Beisetzung in
Hamburg würdigten Oberrabbiner Dr. Carlebach und Landrabbiner Dr.
Trepp in hinreißenden Worten das Leben des Entschlafenen. - In all dem Schmerz
um diesen edlen Jehudi klingt tröstlich und versöhnend das Bewusststein,
dass es ihm vergönnt war, im letzten Jahre seines arbeits- und
segensreichen Lebens an der Seite seiner gleichgesinnten Gattin das Land
seiner Sehnsucht Erez Jsrael noch in voller Rüstigkeit zu schauen.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Bericht über eine Purimfeier der jüdischen Schule 1893
Anmerkung: nach dem Bericht befand sich die Schule in Sinzig und wurde
damals von Schülerinnen und Schülern aus Remagen, Sinzig und Niederbreisig
besucht.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1893:
"Remagen, 6. März (1893). Am Sonntag, den 5. März wurde in der
israelitischen Schule zu Sinzig die Purimfeier begangen. Jung und Alt aus
den Orten Remagen, Sinzig und Niederbreisig, ja sogar Fremde waren
herbeigeeilt, um der Theateraufführung, dargestellt von 16 Schulkindern
unter Leitung des Herrn Lehrers Mannheimer, beizuwohnen. Nachdem die Musik
einen Marsch intoniert hatte, begannen Vorstellung und Deklamationen. Nach
beendeter Vorstellung fand noch eine Verlosung statt. Alle Anwesenden
verließen das Haus mit Worten des Dankes und in dem Bewusstsein, frohe
und heitere Stunden verlebt zu haben." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Bezirksrabbiner Juda Wolf Neckarsulmer aus Schnaittach besucht Remagen
(1861)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Mai 1861:
"Suum cuique! Wir können nicht umhin, hiermit öffentlich
unseren tief gefühlten, herzlichsten Dank einem Manne auszusprechen, der
uns manche wahrhaft angenehme, unvergessliche Stunde bereitete.
Am 28. vorigen Monats hielt Herr Distrikts-Rabbiner Neckarsulmer aus Schnaittach
(in Bayern) vor einer zahlreichen Versammlung eine Rede, die ihrem
Verfasser nicht wenig Ehre machte. Fast jede Periode enthielt eine Fülle
von Geist und Herz, 'zu schönster Harmonie geeint'. Einen besonders
günstigen Eindruck machte es, als der beredte Mund des wackeren Predigers
mit wahrhaft jugendlichem Pathos entwickelte, wie wir, fern von aller
Kopfhängerei, die Lebensfreuden zu genießen haben. - Wir hatten auch das
Glück, mit dem Biedermanne uns oftmals zu unterhalten, und mussten jedes
Mal seinem reichen Wissen und seiner einnehmenden Gemütlichkeit gleiche
Bewunderung zollen.
Es nehme der liebenswürdige Geistliche, der, wie wir zu unserm größten
Bedauern vernommen, die Ufer des Rheins, an denen er so gern weilte, bald
verlassen und in seinen Wirkungskreis zurückkehren wird, unsern Dank wie
auch die aufrichtige Versicherung mit in die Heimat, dass seine klaren und
wahren, vom Geiste echter Humanität und Religiosität getragenen
herzlichen Worte noch lange in unserem Innern nachklingen werden. Remagen
bei Bonn am Rhein, im Mai 1861.
Mehrere Wahrheitsfreunde. H. Löb." |
50-jähriges Bestehen des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins (1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. April 1888:
"Ein besonderes Vergnügen bereitete uns ein Heftchen, das den Titel
führt: 'Fest-Bericht über die am 5. Juni 1887 stattgehabte Jubel-Feier
des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins zu Remagen aus Anlass
des 50jährigen Bestehens. Remagen, Hedecke, 1888.' Ein Verein der außer
der kleinen Gemeinde zu Remagen die umliegenden Ortschaften mitbefasst und
nun ein halbes Jahrhundert besteht und besonders die Freude, welche die
Mitglieder desselben an ihrem Verein haben, kann nur unser Mitgefühl
erregen. Die Feier bestand in einem festlichen Gottesdienst, bei welchem
Herr Rabbiner Dr. Wedell in Düsseldorf die Predigt hielt, der jährlichen
Generalversammlung, einem Festmahle mit Musik und einem Festball. Ein
recht schöner poetischer Prolog, welcher von wahrhaftem religiösen und
humanen Geist durchweht war, wurde gesprochen. Ein Zweig der Vereinstätigkeit
ist die Ausbildung von Knaben zu Handwerkern auf Kosten des Vereins und
zählt derselbe 16 solcher Zöglinge." |
|
Link: In der Website von
Hans-Dieter Arntz: Marie-Christine
Metternich: Chewra Kadischa: Der heilige Verein der Remagener Juden.
Übersetzte Auszüge der englischen Facharbeit im Fach Geschichte
bilingual - mit einer Einleitung von Hans-Dieter Arntz
In diesem Beitrag wird die Geschichte des "Israelitischen
Wohltätigkeits-Vereins" in Remagen, 1888 umbenannt in "Arbeit
des Vereins zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden",
zusammenfassend dargestellt. |
Geschäftsbericht über die "Arbeit des Vereins zur Hebung und Verbesserung der
sozialen Lage der Juden" (1888)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1889:
"Remagen. Dem Geschäfts-Bericht über das Jahr 1888 der 'Chebroh
Kadischoh', 'Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der
Juden', Sitz Remagen entnehmen wir:
Der 'Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden' mit
seinem Sitz in Remagen, tritt unter diesem Namen zum ersten Male mit einem
Rechenschaftsbericht auf.
Tatsächlich ist derselbe nur eine Fortsetzung des bisher 52 Jahre zu
Remagen unter dem Namen 'Chebroh-Kadischoh' bestandenen
'Wohltätigkeitsvereines.'
Zur Namensänderung entschloss man sich, weil man der Ansicht war, dass
der Zweck und das Wirken einer Vereinigung auch schon teilweise in dem
Namen derselben zum Ausdruck gelangen müsse. Bereits seit einer Reihe von
Jahren jedoch erblickte die Leitung des Vereins nicht mehr ihre
Hauptaufgabe darin, was man im allgemeinen unter 'Wohltätigkeit' zu
verstehen pflegt, nämlich das Austeilen von Geld an arme Familien,
sondern sie suchte das Übel an der Wurzel zu fassen, indem sie dazu
überging, an erster Linie die Kinder armer Eltern dem Elend zu entreißen
dadurch, dass man sie ein Handwerk oder sonst einen ihren Neigungen
entsprechenden ehrbaren Beruf erlernen ließ.
Über den Vorzug dieser Tätigkeit und Wirksamkeit vor dem bloßen
Almosenausteilen kann bei allen Denkenden nur ein Urteil herrschen. Um nun
vollständig alle Kraft, alle verfügbaren Mittel für diesen edlen Zweck
einsetzen zu können, galt es zunächst die bisherigen Statuten, in
welchen dieser Zweck wenig oder gar nicht vorgesehen war, durch neue zu
ersetzen, die den Bedürfnissen unserer Zeit und insbesondere den
Bedürfnissen unserer jüdischen Landbevölkerung mehr gerecht werden
sollen.
Im $ 3 der neuen Statuten ist dementsprechend auch die Förderung des
Handwerks als Hauptzweck aufgestellt. Aber hierin erblickt der Verein noch
nicht sein ganzes Streben, sondern wie § 3 Absatz 2 und § 5 der neuen
Statuten besagen: 'Daneben sucht der Verein das Band der religiösen
Gemeinschaft aufrecht zu erhalten und zwar durch Veranstaltung von
populären Vorträgen über jüdische Wissenschaft.' Hiermit hat sich der
Verein eine hohe kulturelle, eine reine ethische Aufgabe zu der
Hauptaufgabe, der mehr materiellen, gestellt.
Wer nur irgendwie die Verhältnisse der ländlichen Juden und speziell die
unserer Gegend kennt, dem kann die Wahrnehmung nicht entgehen, dass etwas
geschehen muss, um nicht nur die Juden, sondern auch das Judentum als
solches zu heben und zu fördern, da die kleinen Gemeinde hierzu durchaus
nicht im Stande sind. Die kleinen Ortsgemeinden sind, wo überhaupt solche
existieren, nicht lebensfähig genug, schlecht organisiert, ohne Mittel
und bieten das Bild einer großen Zerfahrenheit. Dieser bedauerliche
Zustand der Landgemeinden hat sich in unserer Zeit durch fortwährend
Übersiedelung wohlhabender israelitischen Familien vom Lande in die
Städte noch gesteigert.
Durch Veranstaltung solcher Vorträge glauben wir nicht nur den tiefen
ethischen Gehalt des Judentums solchen beizubringen, denen sonst wenig
Gelegenheit dargeboten ist, die herrlichen Schätze unserer Religion und
unserer glorreichen Vergangenheit kennen zu lernen, sondern wir hoffen
unseren armen Glaubensgenossen auf dem Lande auch ihr Dasein zu einem
angenehmeren und wertvolleren zu gestalten.
Jene traurige antisemitische Bewegung nämlich hat die Kluft zwischen
christlichen und jüdischen Mitbürgern bedauerlicherweise erweitert, der
vereinzelt wohnende Landjude fühlt sich verlassener als je. Es ist daher
ein Trost und eine moralische Stütze für denselben, wenn ihm ohne
besondere materielle Opfer häufiger Gelegenheit geboten wird, sich mit
gleichfühlenden und gleichdenkenden Glaubensgenossen zu vereinigen, wenn
er, der sich sonst |
stets
im Kreise von Andersdenkenden, von solchen bewegt, die ihn nicht als voll-
und ebenbürtig betrachten, sich, wenn auch nur für einige Stunden, im
Kreise Solcher aufhält, die alle mit Stolz auf der Stirn tragen, 'Iwri
onauchi' (= Ich bin ein Jude), wo man keinen Makel darin findet,
Abkömmling Derer zu sein, die der Welt zuerst die bis auf den heutigen
Tag die Grundlage der gesitteten Menschheit bildenden 'Zehn Gebot'
verkündet haben.
Bei diesen häufigen Zusammenkünften wird es nicht ausbleiben, dass unter
den einzelnen ein von gleicher Gesinnung und gleichem Streben getragenes
Freundschaftsband entsteht, welches dem Einzelnen das Gefühl der
Zurücksetzung und der Isoliertheit weniger wahrnehmbar macht. Der
Dorfjude wird seine Verlassenheit weniger empfinden, wir sich schwer dazu
entschließen, das körper- und geistesstärkende Landleben mit der
verdorbenen Luft der Großstadt zu vertauschen.
Weil der Verein dieses soeben gekennzeichnete kulturelle Ziel neben der
materiellen Aufbesserung der jüdischen Landbevölkerung erstrebt, deshalb
muss er auch mit Entschiedenheit den ihm öfters erteilten Rat von der
Hand weisen, sich einem großstädtischen Verein anzuschließen, um
womöglich in einem solchen aufzugehen. Denn außer dem jährlichen
Rechenschaftsbericht sieht und hört der Landjude nichts von den
jüdischen Vereinigungen der Großstadt. Ja, einem aufmerksamen Beobachter
der jüdischen Verhältnisse wird es nicht entgehen, dass die meisten
jüdischen Organisationen an dem Fehler einer allzu großen Zentralisation
leiden. Eher wird aber auch kein gesundes, lebenskräftiges, jüdisches
Gemeindeleben sich entwickeln können, bis man sich entschließt von der allzu großen
Zentralisation zur Dezentralisation überzugehen.
Die Reform muss von unten nach oben ausgehen und nicht darf die
Entwicklung dahin führen, dass zuletzt etwa die jüdische Bevölkerung
einer beziehungsweise einiger Großstädte tonangebend und bestimmend für
das Wohl und Wehe sämtlicher auf dem Lande wohnenden Glaubensgenossen
wird. Man wird nie eine Pyramide aufbauen, wenn mit der Spitze begonnen
wird, und Pyramiden ähnlich muss sich auch der Aufbau wie einer jeden
Gesellschaft, so der jüdischen Bevölkerung gestalten.
Auch darf nicht übersehen werden, dass die Gesamtheit der
Glaubensgenossen ein lebhaftes Interesse daran haben muss, Vorsorge zu
treffen, dass die jüdische Landbevölkerung nicht ausstirbt. Wenn nun
auch unser Verein vorzugsweise eine Verbesserung der Lage der Juden auf
dem Lande erstrebt, so ist es doch selbstverständlich, dass dadurch die
ethische Pflicht der in den Großstädten wohnenden Glaubensgenossen sich
um nichts vermindert, stützend und helfend unserer Vereinigung
beizutreten. Krankt nur ein Glied am jüdischen Volksleben, so wird - das
haben uns die Vorgänge unserer Zeit leider zur Genüge bewiesen - die
gesamte jüdische Bevölkerung mit dafür verantwortlich gemacht. Mit
dieser uns von unseren Feinden auferlegten Solidarität müssen daher auch
die Juden in den Städten rechnen.
Wohl haben wir im verflossenen Geschäftsjahre einen erfreulichen Zuwachs
an Mitgliedern zu verzeichnen, ganz besonders verdient hier lobend
erwähnt zu werden das schöne Beispiel der Gemeinde Mayen,
aber es kann und muss eine noch viel allgemeinere Beteiligung der Juden
unserer Provinz erreicht werden.
Dieser Hoffnung können wir umso zuversichtlicher Ausdruck verleihen, als
die neuen Statuten jede lokale Schranke abgestreift haben und den
auswärtigen Mitgliedern in jeder Hinsicht die gleiche Berechtigung
zugestehen wie denen von Remagen und Umgegend." |
Geschäftsbericht über die Arbeit des "Vereins zur Hebung und Verbesserung der
sozialen Lage der Juden" (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1890:
"Remagen. Dem Geschäfts-Bericht der 'Chebroh-Kadischoh', Verein zur
Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden über das Jahr 1889
(Sitz: Remagen) entnehmen wir: Das verflossene Jahr ist für unseren
Verein als ein günstiges zu bezeichnen.
Nicht nur, dass demselben 65 neue Mitglieder beigetreten sind, wodurch er
eine bis jetzt noch nie erreichte Mitgliederzahl besitzt, hat dieser
beträchtliche Zuwachs noch einen ganz besonderen Wert dadurch, dass ein
großer Teil der neu Eingetretenen aus Landgemeinden stammt.
Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir dieses hocherfreuliche Ergebnis
zum Teil auf die von dem Verein statutenmäßig abgehaltenen populären
Vorträge über jüdische Wissenschaft zurückführen. Mit diesen
Vorträgen bezweckt der Verein, das Band der religiösen Gemeinschaft
fester zu knüpfen, die Juden auf dem Lande, mehr wie bisher, mit den
großen Schätze der jüdischen Geschichte bekannt zu machen, und sie zu
einem engeren Anschluss an Glaubensgenossen zu veranlassen. Die zahlreiche
Anwesenheit bei den Vorträgen, sowie die oben erwähnte große Zahl der
neu eingetretenen Juden vom Lande beweist, dass wir auf dem richtigen Wege
sind, unser Ziel zu erreichen.
Auch bei Ausführung des Hauptzweckes unseres Vereins: 'Die Verbreitung
und Förderung des Handwerks unter den Juden' haben wir im verflossenen
Jahre erfreuliche Ergebnisse zu verzeichnen.
Täglich treten aber auf diesem Gebiete größere Anforderungen an uns
heran, und müssen wir deshalb den schon im vorigjährigen Bericht an
unsere Mitglieder ergangenen Ruf, immer mehr für den Verein Propaganda zu
machen, auf das dringendste wiederholen." |
Chanukka-Feier des "Vereins zur Hebung und
Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1889)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Januar 1890:
"Remagen am Rhein, 31. Dezember (1888). Am 6. Chanukka-Abend
veranstaltete der hiesige 'Verein zur Hebung und Förderung der sozialen
Lage der Jude' eine würdige Feier.
An den die Feier einleitenden Abendgottesdienst unter Mitwirkung des
Kinderchors reihte sich ein Vortrag des Herrn Rabbiner Dr. Cohn aus Bonn:
Moses Mendelssohn, eine Leuchte des Judentums. Der Vortrag wurde mit
großem Beifall aufgenommen.
Den übrigen Teil des Festes leitete ein aus Mitgliedern des Vereins
zusammengesetztes Fest-Komitee.
Es folgte dem Vortrage ein Festessen, bei welchem geistreiche Toaste und
heitere Tischlieder abwechselten. Erst in später Stunde trennten sich die
von nah und fern herbeigeeilten Gäste, denen dieser genussreiche Abend
noch lange in frischer Erinnerung bleiben wird." |
Berichte aus der Arbeit des "Vereins zur
Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1891/1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1892:
"Remagen. Während sonst auf dem flachen Lande alle jüdischen
Institute und Vereinigungen abnehmen, mehr oder weniger verfallen, tritt
bei unserem Verein 'zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der
Juden' die erfreuliche Wahrnehmung entgegen, dass bei energischem Willen
auch bei den auf dem Lande zerstreuten und weniger wohlhabenden Juden ein
neues, kräftiges und gesundes Vereinsleben, trotz des Zuges nach den
Großstädten, wohl möglich und organisierbar ist.
Bei Beginn des Jahres 1891 befanden sich 2 Knaben und 2 Mädchen in der
Lehre. Ein Knabe hat seine Lehre als Schneider in diesem Jahre vollendet
und ein Knabe musste wegen Mangel an Beanlagung aus der Lehre entlassen
werden. Im Laufe des Jahres hat sich ein Mädchen zur weiteren Ausbildung
im Nähen angemeldet, dessen Gesuch auch genehmigt wurde. Die Ausführung
scheiterte aber an der irrigen Auffassung der Eltern über die
Rückzahlungsbedingungen des Lehrgeldes.
Der Verein zählt 219 Mitglieder. Eingenommen wurden 2495 Mark. |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3.
Juni 1892: "Die 'Chewra Kadischah' in Remagen, 'Verein
zur Hebung der sozialen Lage der Juden' gibt einen gedruckten
Jahresbericht heraus, aus dem wir ersehen, dass im letzten Jahre 2 Knaben
und 2 Mädchen auf Kosten des Vereins erzogen und ausgebildet worden
sind." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10.
Juni 1892: "In Remagen hat am jüngsten Donnerstag die
jährliche Generalversammlung des Vereins zur Hebung der sozialen Lage
der Juden stattgefunden. Voran ging eine in der Synagoge abgehaltene
Gedächtnisfeier für das verstorbene Ehrenmitglied des Vereins, Herrn
Rabbiner Dr. Wedell. Herr Lehrer Mannheimer hatte der Schuljugend
einige Lieder eingeübt: die Gedächtnisrede hielt Herr Rabbiner Dr. Cohn
aus Bonn". |
Anmerkung: Rabbiner Dr. Abraham Wedell
(geb. 4. Juni 1844 in Posten, gest. 2. September 1891 in Düsseldorf) war
seit 1875 Rabbiner in Düsseldorf, 1882 beurlaubt und als
Emigrationshelfer in Russland tätig; er war Begründer und
Vorstandsmitglied des "Vereins zur Berbreitung (Förderung) der
Handwerke und technischen Berufsarten unter den Juden'. |
Bericht über aktuelle Entwicklungen im "Verein
zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1895)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1895:
"Remagen, 9. Juni (1895). Der hiesige 'Verein zur Hebung
und Verbesserung der sozialen Lage der Juden' hatte auf Grund eines
Vortrags des Herrn Rechtsanwalt Gottschalk in Köln beschlossen, die
Statuten umzuarbeiten und eventuell den Sitz der Chebrah (= Verein),
welche Mitglieder in allen größeren Städten am Rhein hat, zu verlegen.
Das Vereinsvermögen des über 58 Jahre bestehenden Vereins beträgt zur
Zeit ?571 Mark. An Mitgliedern besitzt der Verein 219 ordentliche, 20
außerordentliche. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gesetzt, in erster
Linie unter der aufwachsenden Generation der ärmeren jüdischen
Landbevölkerung das Handwerk zu verbreiten im Gegensatz zu dem dort meist
üblichen Vieh- und Hausierhandel. Der Vereinsbericht pro 1894 schreibt:
'Wenn man bedenkt, dass eine hohe, gesetzgebende Körperschaft sich
anschickt, den Hausierhandel - auch der Viehhandel ist in gewissem Sinne
ein solcher - wesentlich einzuschränken, so dürfte unser Streben zur
Verbesserung der sozialen Lage der Juden doppelt beitragen.' - In einer
demnächst stattfindenden Generalversammlung gelangen die neuen Statuten
und die Verlegung des Sitzes der Chebrah zur Beratung, sowie die Frage, ob
das 60-jährige Bestehen des Vereins festlich begangen werden
soll." |
70-jähriges Stiftungsfest des "Vereins zur
Förderung des Handwerks unter den Juden" (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. Juni 1907: "Remagen. Das 70-jährige
Stiftungsfest des Vereins zur Förderung des Handwerks unter den Juden
erfreute sich großer Beteiligung. Herr Rabbiner Dr. Kalischer -
Bonn hielt die Festrede. In eingehender Weise besprach er den
Entwicklungsgang des Vereins, der sich aus einer religiösen Vereinigung
zu einer sozialpolitisch bedeutsamen Organisation entfaltet habe. Er
beleuchtete vor allen Dingen auch das segensreiche Wirken des Vereins
nicht bloß für die Angehörigen der kleineren Gemeinden Rheinlands,
sondern auch im Interesse der Hebung der sozialen Stellung aller Juden und
somit auch im Interesse der Allgemeinheit. Nach beendetem Festgottesdienst
fand ein Festmahl statt, an das sich eine Reihe musikalischer Darbietungen
und Aufführungen und am Schlusse ein Ball anschlossen. Die schöne Feier
erhielt noch dadurch eine besondere Weihe, dass als gleichen Tage Herr
Moritz Faßbender sein 25-jähriges Jubiläum als Vorsitzender des
Vereins feiern konnte." |
90-jähriges Bestehen des 'Vereins zur Förderung des
Handwerks und der technischen Berufe unter den Juden" (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1927: "Remagen
am Rhein, 27. Mai (1927). Die Chebroh-Kadischoh, 'Verein zur
Förderung des Handwerks und der technischen Berufe unter den Juden' in
Remagen am Rhein kann in diesem Jahre auf sein 90jähriges Bestehen
zurückblicken und soll dieses Jubiläum auf der Generalversammlung am 16.
Juni dieses Jahres besonders gewürdigt werden. Herr Rabbiner Dr. Levy,
Bonn, hat in liebenswürdiger Weise die Festrede übernommen. Seiner
Tradition gemäß feiert der Verein sein Jubiläum nicht in üppiger,
lauter Weise, sondern in ernster Arbeit und ehrenden Gedenkens seiner
verstorbenen Mitglieder." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Salomon Cahn (1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1869: "Für
Weinhandlungen. Für meinen 14-jährigen Sohn, der mit den nötigen
Schulkenntnissen versehen, suche eine Lehrlingsstelle in einer
Weinhandlung, wo Feiertag und Schabbat das Geschäft geschlossen und Kost
und Logis im Hause gegeben wird.
Remagen. Salomon Cahn." |
Zur Geschichte der Synagoge
Einen Betsaal gab es möglicherweise bereits im 18. Jahrhundert. 1819
richtete Gottfried Cahn einen (neuen?) Betsaal im Erdgeschoss seines Hauses an
der Ecke Bachstraße/Kirchstraße ein. Nachdem die Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder bis um 1860 gestiegen war, plante die Gemeinde den Bau einer Synagoge.
Der Betsaal im Haus Cahn wurde 1862 als "unzweckmäßig, zu klein und
ungesund" beschrieben bzw. als "in einem des Gottesdienstes ganz
unwürdigen erbärmlichen Zustande". Da die Finanzmittel der Remagener
jüdischen Familien nicht ausreichend (1862: "größtenteils
unbemittelt") waren, wurde eine behördlicherseits genehmigte Hauskollekte
in jüdischen Gemeinden der Rheinprovinz durchgeführt. Der Stadtrat von Remagen
gab 1865 einen Zuschuss von 50 Talern zum Bau, sodass damit noch im selben Jahr
begonnen werden konnte. Der Bau wurde "auf dem Graben, dem Arresthaus
gegenüber" errichtet.
Einweihung der Synagoge in Remagen im August 1869
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1869: "In
Remagen am Rhein fand samstags, den 21. August, die Einweihung einer
neuen Synagoge statt. Die Beteiligung am Feste war auch seitens der christlichen
Bevölkerung eine sehr lebhafte die ganze Stadt war beflaggt und die Häuser
waren verziert. Als Rabbinen fungierten Herr Oberrabbiner Dr. Auerbach aus Bonn
und Herr Rabbiner Ben. Israel aus Koblenz; als Vorsänger war Herr Kantor Cahn
aus Bingen bei der Feier tätig. Die Feier verlief wie alle derartigen, und
können wir deshalb den uns zugekommenen ausführlichen Bericht nicht
weidergeben. Auf zwei Übelstände wollen wir jedoch bei dieser Gelegenheit
aufmerksam machen: 1. ist es nicht wohlgetan, eine Synagogenweihe an einem
Sabbat abzuhalten, weil dadurch fast immer viel Sabbatentweihung geschieht. 2.
sind es die bei solchen Gelegenheiten in Szene gesetzten Bälle - in Remagen
waren es deren vier - die der Feier des Aktes durchaus nicht angemessen sind.
Wir haben das Letztere bereits mehrfach hervorgehoben und dadurch den Unwillen
der Tanzlustigen hervorgerufen; ja, man hat uns bei früheren Gelegenheiten
Briefe voller Schmähungen geschrieben und uns ohne Schrecken mitgeteilt, dass
man in Folge des Aussprechens solcher Ansichten aufgehört habe, auf "den
Israelit" zu abonnieren. Weder das Eine noch das Andere wird uns irgendwie
beeinflussen und Nichts wird im Stande sein uns davon abzuhalten, die Wahrheit
zu sagen, um meinem Volk seine Sünden zu erzählen (hebräische
zitiert)."
|
Ein
"neutral" geschriebener Bericht über die Einweihung stand am 27. August 1869 in der Bonner Zeitung:
"Remagen.
Die israelitische Gemeinde
dahier beging am Freitag, den 20. August und an den darauf folgenden beiden
Tagen das Fest der Einweihung ihrer neuen Synagoge. Am erstgenannten Tage.
Nachmittags 3 Uhr. begaben sich die Gemeinde-Mitglieder nebst den beiden
Festrednern, den Rabbinern Herrn Auerbach aus Bonn und Herrn Ben Israel aus
Koblenz, in die seitherige Synagoge. Hier wurden nach Beendigung des
Abschieds-Gottesdienstes die Torarollen aus ihrer Lade genommen und im Festzuge
nach der neuen Synagoge getragen. Dem Zuge vorauf gingen Knaben, welche Fähnchen
trugen: diesen folgte die Trägerin des Schlüssels, zu beiden Seiten begleitet
von Damen in weißen Kleidern. welchen sich ein Musikcorps, die Toraträger,
umgeben von Mädchen mit Girlanden, die beiden Herren Rabbiner und die Vorsänger
anschlossen. Hierauf erschienen im Zuge die Herren Bürgermeister von Remagen
und Sinzig, gefolgt von den Herren Stadtverordneten, verschiedenen Ehrengästen,
dem Vorstande und den übrigen Mitgliedern der israelitischen Gemeinde. Sämtliche
Häuser der Straßen, durch welche der Zug sich bewegte, sowie das städtische
Rathhaus, waren festlich beflaggt, und hat auch hierin wieder die Bevölkerung
von Remagen ihren gesunden Bürgersinn, der über mittelalterliche Vorurteile
sich hinwegsetzt, aufs trefflichste bekundet. Nachdem der Festzug auf dem Platze
vor der neuen Synagoge angelangt war, überreichte die Schlüsselträgerin unter
einer passenden Anrede dem Herrn Bürgermeister Beinhauer den Schlüssel. Der
Herr Bürgermeister hielt hierauf in sehr gediegenen Worten eine das Fest
betreffende Ansprache an die Versammlung und überreichte alsdann den Schlüssel
dem Herrn Ober-Rabbiner aus Bonn zum Öffnen der neuen Synagoge. Im Innern
derselben wurden zwei Festreden von den beiden vorgenannten Rabbinern gehalten.
An den beiden folgenden Tagen fanden nach dem Gottesdienste Konzerte und Festbälle
in glänzender Weise statt, an denen sich außer den Bewohnern von Remagen eine
große Anzahl geladener fremder Gäste beteiligte. Die ganze Festlichkeit
verlief unter günstiger Witterung in der heitersten und feierlichsten Weise,
und gebührt dem verehrlichen Fest-Komitee die dankbarste Anerkennung für seine
vortrefflichen Anordnungen. Der israelitischen Gemeinde aber, so wie den übrigen
Einwohnern Remagens wird dies schöne und seltene Fest noch lange in angenehmer
Erinnerung bleiben." |
Die Synagoge blieb gottesdienstlicher Mittelpunkt der
in Remagen und Umgebung lebenden jüdischen Familien bis in die 1930er-Jahre.
Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge von SS-Männern aus Neuenahr und Ahrweiler
verwüstet und in Brand gesetzt. Die jüdische Gemeinde verkaufte die Brandruine
am 9. Mai 1939 für 2.500 RM an die Postdirektion Koblenz. Nach den
Bombardierungen der Stadt 1944/45 wurde auch die Brandruine mit den durch Bomben
zerstörten Nachbarhäusern abgebrochen.
Auf dem Grundstück wurde 1964 ein
Parkplatz angelegt. Eine Gedenktafel erinnert auf der gegenüberliegenden
Straßenseite seit 1989 an die Synagoge.
Aufstellung eines neuen Denkmales am Synagogenplatz
(2003)
Artikel zur Aufstellung des
neuen Denkmales aus "Remagener Nachrichten" Nr. 47/2003:
"wenn alle daraus die Lehren ziehen" |
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Adresse/Standort der Synagoge: Ecke Grabenstraße/An der
Stadtmauer/Schmiedegang
Fotos
(Quelle: "und dies ist die Pforte des
Himmels" s.Lit. S. 317 und Warnecke S. 133)
Historische Fotos |
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Blick auf die Synagoge mit
ihrem
charakteristischen maurischen
(neuislamischen) Bogen und den
Drillingsfenstern über dem Eingangsportal |
Ausschnitt aus dem Foto links:
Gebotstafeln, darunter die
Jahreszahl für (5)625 = 1864/65 |
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Gedenkstätte für die
ehemalige Synagoge
(Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 31.8.2007) |
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Das ehemalige
Synagogengrundstück ist als Parkanlage mit Gedenksteinen gestaltet |
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Verformter Davidstern auf
einem Basaltlavastein |
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"Zum Gedenken an die
deutsche jüdische
Gemeinde und ihre Synagoge 1862-1938" |
Kontaktadresse für Anfragen vor Ort:
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne
Berichte
Über die Forschungen von Gisela Ries zu Familie
Fassbender
Artikel
von Petra Ochs in der "Rhein-Zeitung" vom 23.4.2008: "Mahnende
Familiensaga. Gisela Ries hat die Geschichte der jüdischen Familie
Fassbender aus Remagen aufgeschrieben. Ein erschreckendes und
gleichzeitig mahnendes Kapitel Remagener Geschichte hat die
Psychologin Gisela Ries aufgeschrieben und in einer Broschüre
veröffentlicht..." Weiteres siehe Text. |
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Artikel
von Andrea Simons im "Bonner Generalanzeiger" vom 11.2.2008 (längere Ladezeit auf Grund der Dateigröße beachten!):
"Selbst die engsten Angehörigen
schwiegen.
Historie. Gisela Ries widmet sich der Geschichte der jüdischen
Familie Fassbender in Remagen. Moritz wurde noch kurz nach der Ernennung
Hitlers zum Reichskanzler öffentlich gelobt." Weiteres
siehe Text. |
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Gisela Ries:
' Und bin ich auch ein Israelit...' Geschichte der Familie Moritz Fassbender
aus Remagen. Remagen 2007. Erhältlich über die Buchhandlung
Am Annakloster in Remagen, E-Mail.
Zum Inhalt: Bei der Suche nach den Spuren der eigenen Familie stieß Gisela Ries, die in Remagen aufgewachsen ist, auf den Namen
"Moritz Fassbender". Dieser stand auf der Gästeliste für die Primizfeier ihres Onkels Hermann Ries; Moritz Fassbender war lange Zeit Vorsitzender der Remagener Synagogengemeinde und ein wohl geachteter Mann. Die kürzlich verstorbene Inge Hilpert, eine engagierte Zeitzeugin, berichtete Ries, ihre Großmutter sei bei Fassbender, Besitzer eines Lederwarengroßhandels, beschäftigt gewesen und habe viel von diesem großherzigen Mann erzählt. Als Gisela Ries in der
"Rhein- und Ahrzeitung" von 1929 zwei ausführliche Berichte über die Goldhochzeit Fassbenders fand, die unter Beteiligung der Remagener Bürgerschaft feierlich begangen worden war, forschte Ries weiter und konnte mit Hilfe des Remagener Stadtarchivars und der Todesanzeige von Moritz Fassbenders Gattin Emma das Schicksal von Moritz’ Kindern rekonstruieren. Sie nahm zu drei noch lebenden Nachkommen Kontakt auf, die ihr Informationen und Bildmaterial zur Verfügung stellten. Protokolle von den Remagener Stadtverordnetensitzungen und Zeitzeugenaussagen wiesen darauf hin, dass sich nicht alle Remagener nach den Verordnungen der Nazis richteten, die Boykott und Schikane der Juden forderten. John Fassbender, der zweitälteste Sohn von Moritz Fassbender, wurde mit seiner Familie in Ostpolen von den Nazis ermordet. Auch die jüngste Tochter Clara kam in der Shoah um, während zwei weitere Kinder Fassbenders emigrieren konnten.
Aus dem vorgefundenen Material erarbeitete Ries eine kleine Broschüre, die in der Buchhandlung am Annakloster in Remagen zum Verkauf angeboten wird. |
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Juni 2013:
Ausstellung zu jüdischen Einwohnern von November
2013 bis Januar 2014 im Künstlerforum Remagen |
Artikel von "gih" im
"General-Anzeiger" (Lokalteil Kreis Ahrweiler) vom 19. Juni
2013: "Ausstellungsprojekt im Künstlerforum: "Mitbürger unter Vorbehalt" - Ausstellung zu jüdischen Einwohnern
REMAGEN. 'Grabsteine, der Stern der Remagener Synagoge und ein Schemel, das ist alles an greifbaren Objekten, was übrigblieb, nachdem 700 Jahre lang Juden in Remagen und in den Ortsteilen gelebt
haben.' Die Ausstellung 'Mitbürger unter Vorbehalt' - Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung", welche am 10. November im Künstlerforum Remagen eröffnet, stellt daher das ehrenamtliche Ausstellungsteam vor eine große Herausforderung, wie Kurator Rudolf Menacher im Kreis von Aktiven und Förderern im katholischen Pfarrzentrum deutlich machte..."
Link
zum Artikel Hinweise
auf der Website der Stadt Remagen
Informationen auch über eingestellte pdf-Datei "Remagener Juden
zwischen Anerkennung und Vernichtung" (Quelle) |
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2013: Neubearbeitung
des Geschichte der Familie Moritz Fassbender ist erschienen |
Gisela Ries: Und bin ich auch ein Israelit... Geschichte der
Familie Moritz Fassbender aus Remagen.
6. veränderte Auflage 2013:
Kontakt zur Autorin über gisela-ries[et]t-online.de. |
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November 2015:
Gedenkstunde zur Erinnerung an den
Novemberpogrom 1938 |
Artikel in "Blick aktuell" vom 16. November
2015: "Mahnwache in Remagen im Gedenken an die Reichsprogromnacht. 'Auch
heute brennen wieder Häuser'
Seit 1978 rufen die Jungsozialisten des Kreises zur Mahnwache am Platz der
ehemaligen Synagoge in Remagen auf. Foto: AB
Remagen. Am 9. und 10. November 1938 gingen in Nazideutschland jüdische
Gotteshäuser in Flammen auf. Die Schaufenster der Geschäfte jüdischer
Mitbürger wurden von SA-Schergen eingeschlagen, die geachteten Bürger eines
anderen Glaubens mussten um ihr Leben fürchten. Im Jahre 1942 wurden auch
die Remagener jüdischen Mitbürger deportiert und in den Tod geschickt. Im
Juli meldete der Amtsbürgermeister in die Kreisstadt Ahrweiler: 'Es sind im
hiesigen Bezirk keine Juden mehr vorhanden.' Um dieser schrecklichen
Ereignisse zu gedenken, rufen die Jungsozialisten des Kreises seit dem 9.
Juli 1978 zur Mahnwache an den Platz der ehemaligen Synagoge nach Remagen
auf. Die Synagoge stand auf dem heutigen Parkplatz an der alten Post. Die
Mahnwache in diesem Jahr am Montagabend hatte auch wieder etwas ganz
Besonderes. Mit eingeschlossen in das Gedenken an die ehemaligen jüdischen
Mitbürger war aber auch die aktuelle Situation: die vielen Flüchtlinge, die
nach Deutschland einreisen, um hier ohne Krieg und Terror eine neue Heimat
zu finden, ein lebenswertes Leben ohne Angst. Darauf ging auch der Pfarrer
der Credogemeinde Jürgen Tibussek ein, der betonte, dass auch heute wieder
Häuser brennen würden – ebenso wie 1938. Die Flüchtlinge gelte es zu
schützen und den Ewig-Gestrigen müsste Paroli geboten werden. Die Begrüßung
der weit über 50 Teilnehmer, die mit brennenden Kerzen um das Mahnmal
standen, darunter auch viele junge Leute, oblag dem Vorsitzenden der
Kreis-Jusos Julian Schnitzler. Weitere Redner waren MdL Marcel Hürter und
Ute Metternich, Autorin des Buches 'Abendstern und Schabbeslämpchen - Juden
von Oberwinter vom 14. bis 20. Jahrhundert'. Musikalisch begleitet wurde die
Mahnwache von Istvan Szebegyinzki."
Link zum Artikel |
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November 2017:
Gedenkstunde zur Erinnerung an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel von Günther Schmitt im
"Generalanzeiger Bonn" vom 13. November 2017: "Kerzen auf dem Davidstern.
Gedenken an Reichspogromnacht in Remagen und Ahrbrück
KREIS AHRWEILER. Kerzenflammen erleuchteten am Freitagabend den Davidstern auf dem Remagener Römerplatz. Rund 40 Bürger aus dem ganzen Kreis Ahrweiler hatten sich zu einer Mahnwache versammelt, um des Pogroms von 1938 zu gedenken.
Vor 79 Jahren brannte auch die Remagener Synagoge, die einst an diesem Platz stand und als die schönste ihrer Art im Kreis Ahrweiler galt.
Mit der Mahnwache sollte an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden, aber auch an die Opfer von Terror weltweit. Mit dabei waren unter anderem das Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie, die Jusos des Kreises um Nikolay Vasilev, die SPD AG 60 Plus sowie die Geistlichen Klaus Neufang und Johannes Steffes. In der Nacht des 10. November 1938 begann die systematische Judenvernichtung des Hitler-Regimes. Millionen Menschen, nicht nur Juden, sondern auch als Regimegegner identifizierte Christen, Kommunisten und Sozialdemokraten kamen in Konzentrationslagern ums Leben, mussten sich verstecken oder ins Ausland fliehen. Überlebende waren meist bis ans Lebensende gezeichnet.
Mit einer Veranstaltung in Ahrbrück zeigte indes die Mittelahrinitiative
'Gegen rechte Gewalt' Flagge. Rund 70 Aktive gedachten des Pogroms, mahnten zum täglichen Einsatz für Demokratie."
Link
zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen/Dokumente
Hinweis auf Dokumente der
Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung
Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das
Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien).
Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls
aktuelleren Angaben in den
Listen des
Bundesarchives Berlin.
|
-
Schreiben der
Kreisverwaltung mit Nennung von drei Personen aus Sinzig, je einer Person
aus Heimersheim und Remagen sowie zwei Personen aus Dernau, über
deren weiteres Schicksal der Kreisverwaltung keine schriftlichen
Informationen vorlagen; weiteres Schreiben betreffs dem früheren Schüler
am Gymnasium in Ahrweiler Erich Hertz (Anmerkung: die genannten Personen
werden außer den beiden Personen aus Dernau im Gedenkbuch des Bundesarchives
genannt).
- Anlage von
Anfang 1942: "Aufstellung über die noch hier karteimäßig genannten Juden im
Kreise Ahrweiler". Genannt werden 160 Personen (mit Geburtsdatum,
Geburtsort und derzeitiger Adresse), die damals in Adenau, Ahrweiler, Bad
Neuenahr, Dernau, Gelsdorf, Heimersheim, Königsfeld, Niederbreisig,
Niedermendig, Niederzissen, Nierendorf, Oberzissen, Remagen, Sinzig
wohnten.
- Eine vom Kreisarchiv Ahrweiler
1987
zusammengestellte Liste "Opfer des Holocaust" mit Nennung von
Personen aus Adenau, Ahrweiler, Bodendorf, Brohl, Burgbrohl, Dedenbach,
Dernau, Galenberg (sc. falsch für Hallenberg), Gelsdorf, Heimersheim,
Kempenich, Königsfeld, Löhndorf, Neuenahr, Niederbreisig, Niederzissen,
Oberzissen, Oberbreisig, Oberwinter, Remagen, Sinzig, Wehr, Westum
(Namen jeweils aufgeteilt auf Geburtsort und Wohnort). Zusätzlich eine Liste
über die auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen genannten "Opfer des
Holocaust", |
Literatur:
|
Germania Judaica II,2 S. 693; III,2 S. 1233-1234. |
| Udo Bürger: Zum Erziehungswesen der Juden in Kreis Ahrweiler und
zu den Synagogenverhältnissen allgemein. In: SACHOR. Beiträge zur
jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg.
von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der
Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag
Matthias Ess in Bad Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 2/96, Heft Nr. 12 S.
16-33.
Beitrag
online zugänglich (pdf-Datei) |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 317-318 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Hans
Warnecke (Hg.): Zeugnisse jüdischen Lebens im Kreis Ahrweiler. Bad
Neuenahr-Ahrweiler 1998.
|
| Rudolf Menacher: Gedenken und nicht vergessen. Broschüre
siehe oben bei den Links. 2008. |
| ders.: Stolpersteine gegen das Vergessen. In:
Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2010. S. 218-220. |
|
Ute
Metternich: Abendstern und Schabbeslämpchen. Juden von Oberwinter
vom 14. - 20. Jahrhundert. Hrsg. von der Vereinigung Rathaus Oberwinter
und Archiv e.V. Erschienen im Verlag Kessel. www.verlagkessel.de
Das Buch kann für 10 € direkt bei der Autorin bestellt werden:
hansundutem[et]t-online.de.
Bereits im Jahrbuch 2009 des Kreises Ahrweiler verfasste Ute Metternich einen Bericht über die Juden von Oberwinter, den sie auch
der regionalhistorischen Homepage von Hans-Dieter Arntz überließ (Link
siehe auf der Seite zu Oberwinter). Aus diesem Expose entstand nun das Buch
"Abendstern und Schabbeslämpchen", das am 23. August 2012 im alten Rathaus von
Oberwinter vorgestellt wurde.
Mit diesem Buch hat die Autorin einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der ca.
4.000 Einwohner zählenden Ortschaft Oberwinter geleistet, die heute einer von sechs Ortsbezirken und zugleich einer von acht Ortsteilen der verbandsfreien Stadt Remagen im Landkreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz ist. Abgesehen von einem Fundstück aus der Hauptstraße 73, wo einst Mitglieder der jüdischen Familien David und Wolf wohnten, gab es bisher nur wenig, das an die Juden von Oberwinter erinnert.
Zur Vorstellung des Buches (Text auf dem rückseitigen Einband):
"Seit wann gab es Menschen jüdischen Glaubens in Oberwinter? Unter
welchen rechtlichen Bedingungen lebten sie? Wie und wo lernten ihre
Kinder? Welche Berufe hatten sie und wie war ihr religiöses Leben? Wie
war das Miteinander mit den christlichen Nachbarn? Was wurde aus den
jüdischen Friedhöfen? Warum zogen die letzten Familien Ende des 19. /
Anfang des 20. Jahrhunderts weg und was wurde aus ihren Nachkommen?
In diesem Buch über die jüdische Bevölkerung in einem kleinen Ort am
Mittelrhein werden diese und andere Fragen beantwortet, wird ihre
Lebenssituation vom 14. bis zum 20. Jahrhundert in einen geschichtlichen
Zusammenhang gestellt, werden Erzählungen der älteren Generation ebenso
berücksichtigt wie die Auswertung historischer Quellen und
Fotos." . |
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Remagen
Rhineland. The medieval Jewish community was destroyed in the Black Death
persecutions of 1349-49. The modern community numbered 20-35 in the early 19th
century, growing to 67 (total 2,847) in 1871 and then dropping to 42 in 1900 and
25 in 1932. A society for promoting crafts among the Jews operated from 1839,
teaching trades to needy children and numbering 240 members from Remagen and
other communities in the 1890s. The community maintained two cemeteries. A
synagogue founded in 1869 was set on fire on Kristallnacht (9-10 November
1938). Most Jews left by May 1939. The nine who remained were deported to the
camps in April 1942. Twelve Jews perished in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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