Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zell (Mosel) (Kreis Cochem-Zell)
mit Alf, Briedel, Bullay, Merl und Pünderich (alle VG Zell) 
sowie Bad Bertrich (VG Ulmen) und Blankenrath (VG Zell)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
    
In Zell lebten bereits im Mittelalter einzelne jüdische Personen/Familien. Erstmals wird 1328 ein jüdischer Einwohner genannt. 1346 wird von Jud Isaak Pickel berichtet, dass er damals ein Haus am Ort kaufte. Er ist vermutlich bei der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 umgekommen. Sein Haus könnte der "Judenturm" gewesen sein, der 1379 in erzbischöflichem Besitz war. Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts werden wiederum einzelne jüdische Personen am Ort genannt. 
 
Auf Grund der restriktiven Judenpolitik im Erzbistum Trier lassen sich vom 15. bis zum 18. Jahrhundert nur vereinzelt jüdische Einwohner nachweisen.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 
In Zell: 1808 23 jüdische Einwohner, 1822 37, 1858 49, 1895 41. 
In der Gesamtgemeinde (mit Alf, Briedel, Merl, Bullay und Pünderich, später auch mit Bad Bertrich und Blankenrath): 1849 74 jüdische Einwohner, um 1900 über 100.  

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Bullay beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten von 1900/1901) . 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isidor Salomon (gefallen 2. Oktober 1915), Eugen Frank (gefallen 7. Mai 1918), Carl Marx (gestorben 25. August 1917), Julius Kahn (gestorben 13. Oktober 1918) und Leo Salomon (vermisst). Ihre Namen stehen auf einer Gedenktafel in der ehemaligen Synagoge.  

Um 1924, als in Zell 34 jüdische Einwohner lebten (in der Gesamtgemeinde weitere 45, d.h. zusammen 79 Personen), waren die Gemeindevorsteher Max Bender in Zell, Gustav Harf in Bullay sowie Theodor Wolf in Zell. Vorsteher der Repräsentanz war Leopold Geisel in Pünderich. Als Lehrer und Vorbeter war Samuel Kornfeld angestellt. Er erteilte 1924 14 Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es einen Israelitischen Frauenverein (1924/32 unter Leitung von Henny Bender mit 10 Mitgliedern) sowie eine Ortgruppe des "Centralvereins". 1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Max Bender (1. Vors.), Gustav Harf (2. Vors.) und Theodor (Theo) Wolf (3. Vors.). Auch Leopold Geisel (Pünderich) war weiterhin 1. Vorsitzender der Repräsentanz; die beiden anderen Vorsitzenden der Repräsentanz waren J. Salomon und El. Wolf. Im Schuljahr 1931/32 unterrichtete Lehrer Samuel Kornfeld noch sieben Kinder der Gemeinde.    

Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 30 Personen) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis etwa 1935 konnten sich die jüdischen Gewerbebetriebe noch halten, danach begann die systematische Verdrängung der jüdischen Gewerbetreibenden aus dem Geschäftsleben der Stadt. 1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (siehe unten). Die letzten jüdischen Einwohner wurden aus Zell in die Vernichtungslager deportiert.     

Von den in Zell geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" sowie bei Schleindl s.Lit. S. 287-288 und Gedenkbuch in der ehemaligen Synagoge): Else Adler (1903), Gertrud Adler (1901), Johanna Adler (1869), Kurt Adler (1910), Sibilla Adler geb. Salomon (1870), Alice Baer (1907), Hanna Bender geb. Juhl (1913), Marianne Bender (1934), Jenny Bermann (1883), Karl (Carl) Bermann (1880), Flora Frank geb. Wolf (1898), Louise Frank geb. Bermann (1878), Bertha Haas geb. Bender (1882), Bianca Herz (Hertz) geb. Adler (1909), Selma Hirsch geb. Bender (1875), Klara Juhl geb. Selig (1887), Mathilde Juhl (1910), Gertrud Levy geb. Adler (1942), Theresia Moos geb. Sondheimer (1874), Berta Salomon (1890), Betty Schärf geb. Salomon (1886), Amalie Sondheimer (1874), Julius Sondheimer (1870), Albert Wolf (1870), Hedwig Wolf geb. Scheuer (1903), Helene Wolf geb. Leib (1875), Max Wolf (1896).
   
Anmerkung: der in einzelnen Übersichten genannte Bruno Bermann (1885) ist nach Angaben von Bert de Jong nicht nach Lodz deportiert worden. Er konnte mit seiner (2.) Frau Hermine geb. Marx in die USA emigrieren, wo er am 20. Januar 1943 in Cincinatti gestorben ist.        
  
Aus Alf sind umgekommen:  Else Kremer geb. Marx (1909), Helene Marx (1906), Ruth Marx ().  
Aus Briedel ist umgekommen: Johanna (Anna) Treidel geb. Bender (1844).  
Aus Bullay sind umgekommen: Gustav Harf (1872), Lina (Karolina) Harf geb. Bermann (1884).  
Aus Pünderich ist umgekommen: Theresia Koppel geb. Geisel (1881).  
Aus Merl sind umgekommen: Mathilde Gamiel (1881), Klara Geisel geb. Gamiel (1878), Siegfried Geisel (1878), Klara Levy geb. Wolf (1898), Eduard Wolf (1893), Johanna Wolf (). 
Aus Bad Bertrich sind umgekommen: Paula Kaufmann (), Bertha Strauß geb. Ullmann (1866), Gustav Ullmann (1863)    
Aus Blankenrath werden keine Personen in den Listen genannt.   

Erinnerungstafel 
am jüdischen Friedhof in Bullay
(Foto: Armin Kohnz, 
Aufnahmedatum 5.9.2013) 
Bullay Gedenktafel 180.jpg (253508 Byte)
  Auf der Tafel stehen 34 Namen von Mitgliedern der Synagogengemeinde Zell, die 1938 bis 1945 durch den Naziterror gewaltsam ums Leben gekommen sind. Genannt werden Personen aus Alf, Bad Bertrich, Bullay, Merl, Pünderich und Zell.    

     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1900 / 1901

Zell Mosel Israelit 15111900.jpg (32285 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1900: "Die Gemeinde Zell a. Mosel sucht einen Vorbeter, Lehrer & Schächter. Gehalt Mark 300.- nebst freier Station mit Nebengebühren. Reflektierende wollen sich an den Vorsteher 
R. Bender, Weinhandlung, Zell a. Mosel wenden."  
  
Zell Mosel Israelit 28011901.jpg (37186 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1901: "Die hiesige Gemeinde sucht für gleich einen Vorbeter, Lehrer und Schochet. Gehalt jährlich 300 Mark, freie Station. Bewerber wollen sich an den Vorsteher wenden. 
R. Bender, Weinhandlung, Zell an der Mosel."

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Babette Bermann geborene Adler (1893)
Nach Angelika Schleindl s. Lit. S. 278-279 lebte der Gastwirt und Metzger Michael Bermann und seine Frau Babetta geb. Adler (geb. 1841 in Hahnstätten) im Haus am Brunnen in der Balduinstraße (früher Hauptstraße) 49. Das Ehepaar hatte sechs Kinder: Sabine (1871), Helene (1873), Amalie (1875), Louise (1878), Jenny (1883), Bruno (1885). Von diesen lebten bis nach 1933 im elterlichen Haus: die unverheiratete Jenny Bermann und ihre seit dem Tod ihres Mannes Eugen Frank verwitwete Schwester Louis Frank geb. Bermann. 

Zell Israelit 04091893.jpg (43215 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1893: "Zell, 29. August (1893). Am verflossenen Schabbat Ki Teze (Schabbat mit der Toralesung Ki Teze = 5. Mose 21,10 - 25,19, das war Samstag, 26. August 1893) hat der Tod in unsere Gemeinde eine große Lücke gerissen; Frau Babette Bermann, geborene Adler ist nicht mehr. Sie war im wahren Sinne eine wackere Frau, ihrem Gatten eine treue Gefährtin, ihren Kindern eine liebevoller Mutter und gegen Arme eine gute, liebevolle Frau. Sie erreichte ein Alter von zweiundfünfzig Jahren."  
   
Stammbaum der Familie Bermann in Zell - erhalten von Bert de Jong - pdf-Datei zu Familie Bermann.   
Ausführliche Informationen zu Familie Bermann (ursprünglich aus Oberwesel) siehe 
Website von Bert de Jong: The Bermann family from Oberwesel
   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge             
    
1849 verkaufte der damalige Landrat Alexander Moritz die oberen Stockwerke des zum Zeller Schloss gehörenden Domestikengebäudes (Gesindehaus) für 300 preußische Thaler an die israelitische Gemeinde Briedel-Zell, vertreten durch Jacob Hirsch und Jacob Bermann aus Zell und Moses Hirsch aus Briedel. Im Kaufvertrag wurden bestimmte Auflagen gemacht, u.a. eine Eingangstüre nach Osten brechen zu lassen, damit die Besucher der Synagoge nicht durch den Schlosshof zum Betsaal mussten. 
 
Um 1900, als zur Gesamtgemeinde inzwischen über 100 Personen gehörten, war die Synagoge im Schloss zu klein geworden. Die Gemeinde beschloss den Neubau einer Synagoge. Dieser sollte auf dem Grundstück Balduinstraße 5 verwirklicht werden. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war das Erdgeschoss der neuen Synagoge fertiggestellt. Der Krieg verhinderte den Weiterbau der Synagoge. Das in Kriegsanleihen angelegte Baukapital ging verloren; der Rohbau musste 1920 versteigert werden. Über den fertiggestellten Erdgeschossmauern wurde später das Hotel Meyer erstellt (besteht nicht mehr). 
 
Da ein Neubau der Synagoge nicht mehr möglich war, investierte die Gemeinde den Erlös aus dem Verkauf der Bauruine in der Balduinstraße in die umfassende Renovierung der alten Synagoge im Schloss in den 1920er-Jahren, die durch den Zeller Architekten Otto Finé durchgeführt wurde. Nun wurden u.a. eine Frauenempore eingebaut, der Toraschrein vergrößert, eine elektrische Beleuchtung installiert, der Raum neu ausgemalt u.a.m. 
 
Bis 1938 wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten. Beim Novemberpogrom 1938 wurden durch die örtliche Polizei alle Kultusgegenstände entfernt, bevor ein Schlägertrupp der SA den Betsaal völlig demolierte. Die gesamte Inneneinrichtung wurde demoliert, teilweise gestohlen. Eine Brandstiftung war wegen der Gefahr für das Schloss nicht erlaubt. Am 14. November 1939 musste die jüdische Gemeinde (unter dem letzten Gemeindevorsteher, dem Bullayer Fleischer Gustav Harf) die ehemalige Synagoge an den Schlossbesitzer Bohn für 1.000 RM verkaufen. Ein Jahr später wurde der Raum durch den Textilkaufmann P.J. Piacenza als Lagerraum gemietet, auch, um ihn vor weiteren Entweihungen zu schützen. 
 
Nach 1945 gab es unter den Zeller Stadtbürgermeistern Döpgen und Bamberg Bemühungen, die ehemalige Synagoge als Mahnmal zu erhalten. Nachdem das Schloss unter Denkmalschutz kam, ein weiterer Besitzerwechsel stattfand und sich ein "Freundeskreis Synagoge Zell" für eine Restaurierung und künftige würdige Nutzung einsetzte, konnte 2002 bis 2003 die Restaurierung der ehemaligen Synagoge durchgeführt werden. Am 25. Oktober 2003 fand die Einweihung statt. Seitdem dient die ehemalige Synagoge als Gedenkstätte für die frühere jüdische Geschichte und als Raum für kulturelle Veranstaltungen.
    
    
Adresse/Standort der Synagoge  Schlossstraße 10/Eingang Jakobsstraße 11     
    
Hinweis/Kontaktadresse: Freundeskreis Synagoge Zell, Franz Piacenza,  Bergstraße 96, 56859 Bullay  Tel. 06542/21304  E-Mail 
  
Weiterer Hinweis: Im Heimatmuseum der Stadt Zell im Rathaus, 3. Etage befindet sich ein Raum zur Geschichte der Zeller Synagogengemeinde. Alle früheren jüdischen Familien sind aufgelistet (Stammbäume, Urkunden, Zeitungsdokumente, Fotos, Kultgegenstände usw.). Allen Gemeindemitgliedern, insbesondere der in der Shoa Ermordeten, wird durch ein Tuch beziehungsweise eine Gedenktafel eine bleibende Erinnerung gegeben. 
  

  
Fotos  
(sw-Fotos aus: Landesamt s.Lit. S. 409-410; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 28.08.2009)   

Der nicht verwirklichte 
Neubau einer Synagoge 
Zell Synagoge n210.jpg (66335 Byte) Zell Synagoge n211.jpg (96059 Byte)

Vor dem Ersten Weltkrieg begann die jüdische Gemeinde mit dem Bau einer neuen Synagoge, doch konnte auf Grund des Kriegsausbruches und des Kapitalverlustes nur der Bereich des Erdgeschosses verwirklicht werden. Nach 1918 verkaufte die jüdische Gemeinde die Bauruine an die Zigarrenfirma Kirking, Balduinstr. 29, Zell, die dann in den 1920er-Jahren in der Balduinstr. 5, auf den Umfassungsmauern des Erdgeschosses (Hochparterre), eine Zigarrenfabrik errichtete (nach Plänen des Zeller Architekten Otto Finé). Das aus Bruchstein ausgeführte Erdgeschoss wurde belassen, einschließlich dem neuromanisch ausgeführten Portal. Im Jahr 1958 erwarb der Winzer Heinrich Mayer das Gebäude, errichtete darin eine Weinstube, Wohnetage und eine Fremdenpension (Foto oben Aufnahme von 1978). Im Jahr 1984 wurde das Gebäude einschließlich der Grundmauern und Fundamente abgerissen und darauf der Neubau Hotel Mayer errichtet. Das Portal des ehemaligen Neubaus der Synagoge wurde von Heinrich Mayer in die Weinbergslage Petersborn-Kapertchen verbracht und dort in die Weinbergsmauer, zur Erinnerung, eingebaut (Foto rechts aus den 1990er Jahren).
Quellen: Gerd Bayer: Der Zeller Architekt Otto Finé "...sein schönes Zell". Zell/Mosel 1860-1935 Band 3. Rhein-Mosel-Verlag 2006. S. 37:-38 "Die Zigarrenfabrik Kirking Balduinstr. 5" 
Informationen oben und unten von Stephan Mayer, Berlin (ehem. Zell/Mosel) vom 25.1.2022.   

   Links das Gebäude der Weinstube/Fremdenpension von Heinrich Mayer im Jahr 1978, hier von der Moselseite, Foto oben Mitte von der Straßenseite (Balduinstraße) im selben Jahr. Die äußere Fassade entspricht noch der Optik ab dem Aufbau der 1920er Jahre nach dem Verkauf durch die jüdische Gemeinde. Der Architekt Otto Finé, der von 1906 - 1962 in Zell lebte und arbeitete, gestaltete das Gebäude ab dem 2. Obergeschoss. Das Erdgeschoß (Garage) und die erste Etage, also das Bruchsteinmauerwerk mit den beiden Rundbogenfenstern scheinen der Bauzustand zu sein, vor der Aufstockung durch Architekt Otto Finé. Da das Gebäude im Hochwassereinzugsbereich liegt, befand sich im Erdgeschoß moselseitig nur eine Garage von ca. 50 qm Größe. Das 1. Obergeschoss war aber auch nicht hochwassersicher, sodass dies auch bei entsprechend großer Wasserhöhe überflutet werden konnte bis maximal Oberkante Rundbogenfenster. Erst ab der 2. Etage konnte man vor Hochwasser sicher sein. Hochwasser, die über die 1. Etage reichten, gab es damals ca. alle 10 Jahre, die Erdgeschosse waren aber jährlich regelmäßig überflutet.
Zur Moselseite bestand im 1. Obergeschoss ein großer Raum ohne Zwischenwände, der wohl zunächst als Synagogenraum gedacht war. Hier befand sich vermutlich später dann der Wickelraum für die Arbeiter der Zigarrenfabrik Kirking. Im 2. Obergeschoss, das sich über zwei Etagen erstreckte, war wohl der Trockenraum für die Tabakblätter (Raumhöhe ca. 6 m; vier doppelfüglige Fenster). In der vierten Etage war eine Wohnetage. Das Dachgeschoß mit den zwei kleinen Fenstern war komplett ein Speicherraum, kein Wohnraum. Das Portal befand sich auf der Rückseite, Balduinstraße 5. Hier war auch der Eingang (Foto oben). Die Hauseingänge befinden sich in der Regel immer auf der abgewandten Moselseite, zur Balduinstraße, Ortsmitte, so auch der geplante Eingang zur Synagoge. Der rechteckige Eingang auf der Moselseite links unten (Foto links), wurde nach 1958 in das alte Rundbogenfenster links eingefügt, wie auch die Treppe davor 1958 angebaut worden ist. Der Ursprungszustand vor dem Weiterbau durch den Architekten in den 20er Jahren war also: Moselseite: 1. Obergeschoss: zwei Rundbogenfenster links + ein Rundbogenfenster rechts, groß bis Boden reichend, ohne Treppe, ohne Eingang. Straßenseite Balduinstraße: Eingang mit Portalbogen links und zwei Fenster rechteckig rechts (zwei kleine Nebenräume).  
     
Die ehemalige Synagoge im Schloss
 (1849-1938) 
Zell Synagoge 200.jpg (56916 Byte)
  Das Gebäude mit dem Eingang zur ehemaligen Synagoge vor Beginn der Restaurierung  
        
Zell aM Synagoge 187.jpg (70309 Byte) Zell aM Synagoge 172.jpg (73111 Byte) Zell aM Synagoge 173.jpg (95334 Byte)
Einladung in die 
ehemalige Synagoge
Eingang zur Synagoge von der Jakobsstraße mit Hinweistafel: "Ehemalige Synagoge der israelitischen Gemeinde Zell-Alf-Briedel-Bullay-Merl und Pünderich. Kaufvertrag vom 9. April 1849. Landrat Alexander Moritz an Jacob Hirsch und Jacob Bermann aus Zell und Moses Hirsch aus Briedel. Zur Erinnerung und Mahnung."
 
     
Zell aM Synagoge 171.jpg (72051 Byte) Zell aM Synagoge 170.jpg (72632 Byte) Zell aM Synagoge 177.jpg (47129 Byte)
Über dem Eingang: die Zehn-Gebots-Tafeln von 1927 In der Synagoge: Gedenktafel für die Gefallenen
 des Ersten Weltkrieges mit dem Kopf einer
 trauernden Frau (gestaltet in den 1920er-Jahren
 von Bildhauer Wendhut aus Traben-Trarbach) 
  
  
        
Zell aM Synagoge 174.jpg (51672 Byte) Zell aM Synagoge 175.jpg (59889 Byte) Zell aM Synagoge 176.jpg (51135 Byte)
Blick zum Bereich des 
ehemaligen Toraschreines
Fragment einer für Gottesdienste 
nicht mehr brauchbaren Torarolle 
(Leihgabe der Jüdischen 
Gemeinde Trier)
Thorazeiger (hebräisch Jad = Hand),
 gestiftet von Miriam Sussmann aus 
Ottawa, Kanada, 1932 in Zell als Gretel
 Carola Sänger geboren
 
     
Zell aM Synagoge 178.jpg (45552 Byte) Zell aM Synagoge 182.jpg (54752 Byte) Zell aM Synagoge 183.jpg (56550 Byte)
Die traditionell aus Sternenhimmel 
bemalte Decke der Synagoge 
Blicke von der Frauenempore in den Betsaal der Männer
 
     
Zell aM Synagoge 181.jpg (63981 Byte) Zell aM Synagoge 180.jpg (57021 Byte) Zell aM Synagoge 179.jpg (67118 Byte)
Kultgegenstände, Gebetbücher usw. 
in Vitrinen  
Das steinerne Gedenkbuch für die in der 
NS-Zeit ermordeten Juden der Gemeinde
       
Zell aM Synagoge 185.jpg (79783 Byte) Zell aM Synagoge 186.jpg (86988 Byte)   
Blick auf die Synagoge als Teil des Zeller Schlosses vom Innenbereich des Schlosses     
     
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Juli 2010: Ausstellung "Zwölf Ikonen des Schweigens" in der ehemaligen Synagoge    
Artikel von Hens Münster im "Trierischen Volksfreund" vom 8. Juli 2010 (Artikel): "Grabsteine aus Blei gegen das Vergessen 
Ausgrenzung, Vertreibung, Tod - sehr häufig sah so in der Vergangenheit das Schicksal derjenigen aus, die anders waren, als das jeweils vorherrschende politische System es von ihnen verlangte. Ihnen allen, den vielen oft auch Namenlosen, hat der Künstler Peter Ketturkat aus Briedel ein Denkmal gesetzt..."    
  

   
    

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Zell (Mosel)  
bulletSeite zum "Freundeskreis Synagoge Zell" beim "mosel-reisefuehrer.de"  
bulletRede von Bürgermeister Karl Heinz Simon zur Eröffnung der ehemaligen Synagoge Zell am 25. Oktober 2003   

Literatur:  

bulletSchleindl Buch 02.jpg (79021 Byte)Angelika Schleindl: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis Cochem-Zell. Hg. vom Landkreis Cochem-Zell. Briedel 1996.
bulletGermania Judaica II,2 S. 938-939.
bulletAngelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn kehrten nach über 50 Jahren zurück. Kreis Cochem-Zell. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 1/1996 Heft Nr. 11 S. 34-35. Online zugänglich (pdf-Datei). 
bulletFranz Piacenza: Die Familie Bender aus Zell. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 1/1996 Heft Nr. 11 S. 36-37. Online zugänglich (pdf-Datei).   
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 409-412 (mit weiteren Literaturangaben).
bulletFaltprospekt: "Die Synagoge im Schloss Zell", hrsg. vom Freundeskreis Synagoge Zell. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Zell (Mosel) Rhineland. The Jewish population was 23 in 1808 and 55 (total 2.503) in 1885. A synagogue was erected in the mid-19th century, also serving affiliated communities, while local Jews used the Jewish cemetery in Bullay. The Jewish population remained stable at 40-45 until Worldwar I and the dropped to 33 in 1925. Most left in the Nazi era. At least one died in Auschwitz. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938).    
     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020