Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wiesbaden (Hessen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt des 19./20. Jahrhunderts 
  
Berichte zu Personen aus der Israelitischen Kultusgemeinde 
Berichte zu Personen aus der Altisraelitischen Kultusgemeinde siehe Seite zur Altisraelitischen Kultusgemeinde  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Wiesbaden wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.  
Die Texte wurden dankenswerterweise von Susanne Reber, Mannheim abgeschrieben und mit Anmerkungen versehen.   

 
    
    
Übersicht über die eingestellten Texte    

bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
-  Zum Tod von Obermedizinalrat Dr. Heinrich Herz (1867)   
-  Zum Tod von Sara Georgine von Rothschild (1869)  
-  Goldene Hochzeit von Sam. Tuch und Frau (1897)   
-  Anzeigen des Savoy-Hôtels - unter Carl Simson (1901) 
-  Das "Savoy-Hotel" ist nicht mehr in jüdischem Besitz (1901) 
-  Über das nach einem Besitzerwechsel weiterhin streng koscher geführte israelitische Hotel und Badhaus "Savoy-Hotel" (1903)  
-  Das Töchter-Pensionat von Geschwister Sobernheim wurde von Bingen nach Wiesbaden verlegt (1902)  
-  Rechtsanwalt Dr. Seligsohn wird zum Justizrat ernannt (1905)  
-  Bankier Adolph Oppenheimer wurde zum Handelsrichter ernannt (1906)  
-  Adolf Deutsch eröffnet ein Restaurant unter Aufsicht der Frankfurter Israelitischen Religionsgesellschaft (1908)  
-  Zum Tod des Geheimen Sanitätsrates Dr. Richard Heidenheim (1910) 
-  Auszeichnung für Josef Baum (1912) 
Zum Tod von B. Bernstein, langjähriger Vorsteher der israelitischen Kultusgemeinde (1913)     
-  Konzerte des jungen jüdischen Violinisten Theo Ratner aus Wiesbaden (1913 / 1915) 
Zum Tod von Hermann Hertz (1914) 
-  Zum Tod von Bankier Adolph Oppenheimer (1915)  
-  70. Geburtstag der Frau von Benjamin Wolf (1916) 
-  Kriegsauszeichnung für den Referendar Paul Sulzberger (1916)  
-  Kriegsauszeichnung für Landsturmmann Sally Callmann (1916) 
77. Geburtstag von Simon Möllerich (1928)  
-  Werbung für Wiesbaden und das koscher geführte Hotel Kronprinz (1931) 
-  Kaufmann Salomon Rosenstrauch und der Milchhändler Kassel wurden von Nationalsozialisten ermordet (1933)  
-  Zusätzlich eingestellt: Über Paul Yogi Mayer (1912-2011)   
bulletBerichte zu einzelnen jüdischen Kurgästen   
-  Der Vorsitzende des Vorstandes der Kölner Synagogengemeinde Jacob de Jonge und seine Frau feiern in Wiesbaden ihre goldene Hochzeit (1903)  
-  Sir Jakob Sasson machte eine Stiftung für die Privatklinik von Dr. Pagenstecher (1914)  
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
-  Anzeige des Manufaktur-Geschäftes von Joseph Wolf (1872) 
Anzeige des Badhauses zum gold'nen Brunnen von Simon Ullmann (1876)     
-  Anzeige der koscher geführten Hotels und Restaurants "Zum Badischen Hof" von H. Hirschberger und des "Kronprinz" von T. Rückersberg (1892 / 1893) 
Anzeige der Metzgerei S. Levita in Sonnenberg (1904)  
-  Anzeige der Metzgerei Hermann Heimann in Sonnenberg (1906) 
-  Kritische Anmerkung zu einem jüdischen Metzger, der auch Schweinefleisch anbietet (1908) 
Verlobungsanzeige von Rosy Ehrenfeld und Siegberg Moch (1936)   
Nach der Emigration: Todesanzeige für Berta Zeitlin geb. Eliasberg (1945)   
bulletWeitere Dokumente 
Postkarte von A. Liebmann (Wiesbaden) (1905)  
bulletErinnerungen an einzelne Personen in der Stadt   

     
     
     
Berichte zu einzelnen Personen der jüdischen Gemeinde     
Zum Tod von Obermedizinalrat Dr. Heinrich Herz (1867)    
Anmerkung: Dr. Heinrich Herz (geb. 1795 in Weilburg) war der Sohn des Hofagenten Löw Herz in Weilburg. Er war nach seinem Studium zunächst praktischer Arzt in Weilburg, von 1843 bis 1860 Medizinalrat (ab 1857 Obermedizinalrat) des Bezirkes Weilburg. Seit 1860 lebte er im Ruhestand in Wiesbaden. Sein Grab ist auf dem Friedhof "Schöne Aussicht".    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Oktober 1867: "Obermedizinalrat Dr. Heinrich Herz. (Nekrolog)
Wiesbaden,
im Monat Dezember 1867. Im Beginn dieses Monats haben wir einen Mann zu Grabe getragen, dessen Tod die allgemeine Teilnahme erregte, wie dies seiner Zeit hiesige und auswärtige Blätter, die dessen langjährige, wahrhaft segensreiche Tätigkeit, seine Bedeutung als Arzt, sein uneigennütziges Wirken rühmend hervorhoben; in ehrendem Nachrufe bekundeten.
Für unsere Glaubensgenossen aber ist das Leben dieses Mannes, der zu den wenigen Juden gehört, welche in Deutschland schon vor dem Jahre 1848 als Staatsdiener eine bedeutende Stellung einnahmen, von zu hohem Interesse, als dass wir nicht die wichtigsten Daten desselben in diesem Archiv des Judentums niederlegen sollten.
'Ich bin selbst ein Stück Geschichte des Judentums', sagte er oft selbst, wenn von den Anstrengungen und Kämpfen unserer Glaubensgenossen um bürgerliche Gleichstellung die Rede war. Und in der Tat war es der einzige Stolz dieses hochverdienten Mannes, er allgemein als eine der Zierden des nassauischen Beamtenstandes galt, dass er als Jude es zu seiner Stellung gebracht hatte.
Dr. Heinrich Herz, der zweitälteste Sohn des nassau-weilburgischen Hofagenten Löw Herz, wurde am 3. April 1795 geboren. Sein Vater, der selbst eine für die damalige Zeit nicht gewöhnliche Erziehung und Bildung genossen hatte, schickte seine Söhne in das damals berühmte Weilburger Gymnasium, wo Männer wie Krebs, Eichhof, Schellenberg u. a. Wirkten. In diesem Gymnasium weilte Herz von seinem 9. bis 17. Jahre und erwarb sich durch seinen Fleiß und seine hervorragenden Talente die Liebe all seiner Lehrer. In seinem 18. Jahre bezog er die Universität Marburg, studierte daselbst bis 1815, ging hierauf nach Würzburg und, nachdem er 1816 in Marburg promoviert hatte, zu seiner praktischen Ausbildung ein Jahr nach Wien. Im Jahre 1817 kehrte er in die Heimat zurück, meldete sich zum Staatsexamen und erhielt die Note: 'Vorzüglich gut bestanden'. In der damaligen Zeit wurde in Nassau das Medizinalwesen neu organisiert, die Ärzte wurden Staatsdiener, wie dies noch bis vor kurzem der Fall war, und vom Staate besoldet. Aber obwohl es an Kandidaten fehlte, um alle neugeschaffenen Stellen zu besetzen, bemühte sich unser Herz trotz seines guten Examens vergeblich um Anstellung. Seine Bemühung scheiterte an dem Prinzip, es schien etwas Unerhörtes, einem Juden eine Anstellung zu geben und       
Wiesbaden AZJ 08101867a.jpg (287446 Byte)so sehr geneigt, auch einzelne Mitglieder der Regierung waren, den hoffnungsvollen Mann dem Lande zu erhalten, die Zeit war noch nicht reif genug, um allen Vorurteilen entgegentreten zu können. Doch das wahre Verdienst bricht sich Bahn. Sehr bald gewann Herz das Zutrauen des Publikums, sein eminentes, ärztliches Talent, seine Unermüdlichkeit, bei Tag und Nacht, seine Uneigennützigkeit und Humanität verschafften ihm einen solchen Ruf, dass er weit über den Weilburger Kreis hinaus ein gesuchter Arzt wurde. Eine solche Tätigkeit blieb auch in den höchsten Kreisen nicht verborgen und Herzog Friedrich Wilhelm
befahl, dass Herz wenn auch nicht förmlich angestellt, doch die Stelle eine Medizinal-Assistenten provisorisch begleiten und ihm der Gehalt dafür unter dem Namen einer Gratifikation regelmäßig entrichtet werden solle. Dies geschah im Jahre 1819. So sehr Herz auch dieses Wohlwollen anerkannte, so wollte er doch die Kränkung, die er als Jude hinter seinen christlichen Kollegen, die wirkliche Staatsdiener waren, zurückstehen sollte, nicht ertragen und er beschloss auf den Rat hochstehender Freunde nach Wiesbaden überzusiedeln, wo ihm eine ausgedehnte Privatpraxis in Aussicht stand. Doch dies Vorhaben erregte in Weilburg und der Umgegend eine wahre Aufregung und der Magistrat der Stadt Weilburg schickte eine Deputation an den Herzog mit der Bitte, man möge die Stellung des Dr. Herz so verbessern, das er der Stadt erhalten bliebe. Diesem Wunsche wurde willfahrt. Es erfolgte eine Besoldungserhöhung und im Jahre 1840, nachdem Herz eine in seinen wenigen Mußestunden verfasste vortreffliche medizinische Statistik des Kreises Weilburg herausgegeben wurde ihm die Zusicherung, dass er im Falle der Dienstunfähigkeit, so hinsichtlich der Pension behandelt werden sollte, als ob er seit Beginn seiner Tätigkeit in Staatsdiensten gestanden hätte. Ebenso erhielt er für seine Relikten im Falle des Todes gleiche Berechtigung mit den Staatsdienern. Sein Gehalt wurde auf das Maximum erhöht und als im Jahre 1843 die Medizinalratstelle zu Weilburg vakant war, wurde er förmlich zum Medizinalrate ernannt.
Mit welcher Gewissenhaftigkeit und Treue Dr. Herz sein wichtiges und einflussreiches Amt verwaltete, ´wie sorgfältig und pünktlich er in allen gerichtlichen Fällen verfuhr, wie human und taktvoll er in seinen Anforderungen gegen die ihm untergebenen Ärzte auftrat, darüber ist nur eine Stimme. In der Tat wurde ihm im Jahre 1857 die Auszeichnung zuteil, dass er zum Obermedizinalrat ernannt wurde und er somit die höchste, einem Arzte im Nassauischen Staatsdienst erreichbare Stellung erlangte.
Leider sollte er sich nicht mehr lange seiner Tätigkeit erfreuen. Ein Augenleiden nötigte ihn im Jahre 1860, nach 42jähriger Dienstzeit, um seine Pensionierung nachzusuchen, die ihm in der ehrenvollsten Weise bewilligt wurde. Nun verlebte Herz (nachdem er hierher übergesiedelt war) den Abend seines Lebens im Kreise seiner Familie und zahlreicher Freunde. Gar manchem hatte er auch noch in den letzten Jahren durch seine reich Erfahrung genützt. Da erreichte auch ihn in seinem 73. Jahre das allgemein menschliche Los, seine Kräfte fingen an abzunehmen und er selbst erkannte genau seinen Zustand. Über sein nahes Hinscheiden sprach er mit der Seelenruhe eines Weisen und noch in den letzten Tagen erquickte ihn das, was er seinen Mitmenschen geleistet. Gewiss wird auch sein Bild in dankbarer Erinnerung fortleben in den Herzen Unzähliger, denen er als Arzt und Freund beigestanden, ganz besonders aber in den Herzen seiner Glaubensgenossen, die ihn zu denjenigen rechnen müssen, welche Bahn gebrochen haben!"  
Anmerkungen: - Weilburger Gymnasium: https://de.wikipedia.org/wiki/Gymnasium_Philippinum_Weilburg
- Krebs: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Philipp_Krebs        

   
Zum Tod von Sara Georgine von Rothschild (1869)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1869: "Mainz, im April. 'Mein Freund ging in seinen Garten, Rosen zu sammeln.' Also heißt es im hohen Liede, und unsere Weisen bemerken dazu, dass 'mein Freund' der Heilige, gelobt sei Er, 'Sein Garten' die Welt und 'die Rosen, die Er bricht', die Frommen seien, die nach Seinem heiligen Ratschlusse hinweg genommen werden sollen von dieser Welt.
Ach, eine solche Rose ist vor einigen Wochen in unserer Nachbarstadt Wiesbaden gebrochen worden! Dorthin hatte sich die Familie des durch seine Frömmigkeit, seine hohen Tugenden, seinen Edelmut mit Recht so berühmten Freiherrn Wilhelm von Rothschild - sein Licht leuchte -, um in dem milden Klima daselbst Linderung des Keuchhustens zu suchen, von welchem die Kinder waren befallen worden; da ward die älteste Tochter, Fräulein Sara Georgine von Rothschild, von einer Gehirnentzündung betroffen und nach wenigen Tagen hauchte die Edle in einem Alter von 17 Jahren, ihre reine Seele aus.
Wir sagen nicht zu viel wenn wir behaupten, dass durch diesen frühzeitigen Tod das Judentum einen großen Verlust erlitten. Wer dem Hause des Freiherrn Wilhelm von Rothschild näher steht, der weiß es, in welchem Sinne und Geiste derselbe seine Kinder erzieht und weiß es, dass die edle Dahingeschiedene, wenn Gott ihr das Leben erhalten, ein echt jüdisches Haus würde begründet haben. Eine siebzehnjährige Baronin, deren Herz durchglüht war von der strengsten Pflichttreue, - was hätte diese Edle noch alles leisten und wirken können in einer Stellung, welche die Mittel zu segensvollem Wirken so reichlich bietet! Gott hat es anders gewollt; Sein heiliger Name sei gepriesen!
Wir hatten Gelegenheit, die wahrhaft religiöse Ergebung und Fassung des so tief verwundeten Vaterherzens zu bewundern. - Möge der allgütige Gott die so hart geprüften Eltern künftighin nur Freudiges erleben lassen!" 
Anmerkungen: - Hohes Lied: https://de.wikipedia.org/wiki/Hoheslied
- Wilhelm Carl von Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Carl_von_Rothschild
- Sara Georgine von Rothschild: Um an die Tochter zu erinnern, errichteten die Eltern ein Kinderkrankenhaus, das allen Konfessionen offenstand: https://www.juedische-pflegegeschichte.de/das-hospital-der-georgine-sara-von-rothschildschen-stiftung-1870-1941-teil-2/
..was hätte diese Edle noch alles leisten: Gemeint ist die Wohltätigkeit der Familie Rothschild, die sie von ihrer Mutter Mathilde vorgelebt bekam: https://frankfurter-personenlexikon.de/node/944, ihrer Tante Louise: https://frankfurter-personenlexikon.de/node/3910 und ihrer Cousine Hannah Louise: https://frankfurter-personenlexikon.de/node/943
Siehe auch sechster Absatz: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/grueneburgpark-stele-verschweigt-die-wahre-geschichte-1213395.html         

  
Goldene Hochzeit von Sam. Tuch und Frau (1897)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1897: "In Wiesbaden feierten Herr Sam. Tuch und Gemahlin das Fest der goldenen Hochzeit unter allgemeiner Teilnahme in der Synagoge. Bezirksrabbiner Dr. Silberstein, der in seine Predigt eine Ansprache an das Jubelpaar einflocht, gab ein Lebensbild des Letzteren und verlas ein huldvolles Schreiben aus dem Zivilkabinett des Großherzogs von Hessen, worin die Glückwünsche sowie das Bild des Landesherrn mit dessen eigenhändiger Unterschrift übermittelt wurden.
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Silberstein: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Silberstein
- Großherzog: https://www.lagis-hessen.de/pnd/118530933      

  
Anzeigen des Savoy-Hôtels - unter Carl Simson (1901)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1900: "Neu eröffnet Wiesbaden, Bärenstraße 3 Neu eröffnet.
Streng koscher Savoy-Hotel Streng koscher
Mit eigener Thermalquelle und elegant ausgestattetem Badhaus
Einziges jüdisches Hotel 1. Ranges am Platze
verbunden mit feinem Restaurant und streng ritueller Küche,
großen Sälen zur Abhaltung von Hochzeiten, Festlichkeiten, etc. - Aller Komfort der Neuzeit – Lift – Dampfheizung – Elektrisches Licht - Winterkur – Arrangements - Pension.
Telefon 21 97 Besitzer: Carl Simson Telefon: 2197
Hotelwagen an allen Zügen."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901:  "Wiesbaden Savoy-Hotel mit
Bärenstraße 3 Badhaus l.R.
Neu eröffnet
Streng koscher mit eigener Thermalquelle, größtes und 
- Telefon 2197 - feinstes jüdisches Hotel mit Badhaus der Welt. Streng rituelle Küche.
Elektrisches Licht. Lift. Dampfheizung. 
Besitzer: Carl Simson 
Hotelwagen an allen Zügen 
Anmerkungen: - Koscher: https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Speisegesetze 
- Dampfheizung: https://de.wikipedia.org/wiki/Dampfheizung       .      

  
Das "Savoy-Hotel" ist nicht mehr in jüdischem Besitz (1901)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1901: "Wiesbaden, 4. November (1901). Das 'Savoy-Hotel' ist seit dem 1. dieses Monats in nichtjüdische Hände übergegangen und wird infolgedessen nicht mehr als rituelles, sondern als interkonfessionelles Hotel geführt werden. Der seitherige Besitzer Herr Carl Simson hat sein rituelles Restaurant nach der 'Villa Turneck' verlegt."        

   
Über das nach einem Besitzerwechsel weiterhin streng koscher geführte israelitische Hotel und Badhaus "Savoy-Hotel" (1903)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1903: "Wiesbaden, 25. Okt. (Endlich ein erstklassiges und zugleich streng-koscheres Hotel am Platze). Das größte und eleganteste israelitische Hotel und Badhaus, das 'Savoy-Hotel', Wiesbaden, Bärenstraße, ging aus dem Besitze des Herrn C. Simson in den der Herren Hermann Hirschberger und Bernhard Meyer dort über.
Dies wirklich erstklassige Etablissement, welches über ca. 60 luxuriös eingerichtete Zimmer verfügt und mit allem Komfort der Neuzeit, wie elektrische Beleuchtung, Luftheizung, Lift, Konversations- und Leseräume, Billardsalon etc. ausgestattet ist, ist rühmlich bekannt, sowohl wegen seiner heilkräftigen Thermalquelle, wie auch der zweckmäßigen, bequemen Anlage des Badhauses, welches außer den bekannten Thermalbädern noch Süßwasser-, Essenz-, elektrische Lichtbäder und Duschen etc. enthält. Die Gäste werden durch Lift von allen Etagen direkt ins Badhaus gebracht, sodass jedes unnötige Treppensteigen vermieden wird.
Das Hotel wird nach seiner, voraussichtlich am 15. November zu erfolgenden Übernahme von den Herren Hirschberger und Meyer streng koscher geführt werden, und hat Herr Rabbiner Dr. Kahn – Wiesbaden die Ansicht dankenswerterweise übernommen.
Das aus Renommée, welches sich die neuen Besitzer in ihrem seitherigen Hotel, Nerostraße, erworben haben, bürgt dafür, dass auch in Bezug auf Speisen und Getränke das Beste geliefert wird.
Anmerkungen: - Luftheizung: https://de.wikipedia.org/wiki/Warmluftheizung 
Rabbiner Kahn: vgl. Artikel zum 50-jährigen Amtsjubiläum von Rabbiner Leo Kahn (1920) 
  

 
Das Töchter-Pensionat von Geschwister Sobernheim wurde von Bingen nach Wiesbaden verlegt (1902)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1902: "Wiesbaden, 10. Februar. Das seit fast 30 Jahren in Bingen am Rhein bestehende Töchter-Pensionat von Geschwister Sobernheim ist vor einigen Monaten hierher nach Wiesbaden verlegt worden. Wir hatten kürzlich Gelegenheit, die neu erbauten, schönen Räume des Pensionats in Augenschein zu nehmen, die vor allem jedweden hygienischen Ansprüchen entsprachen, sowohl was Wohn- und Schlafräume, wie auch Speise- und Schulzimmer anlangt. Das Haus ist in einem neuen, komfortablen Stadtviertel gelegen, von allen Seiten frei, mit großen Gärten, Veranda und Lauben, die auch den Aufenthalt in freier Luft bei schlechtem Wetter ermöglichen.
Erziehung und Unterricht sollen nach den alten Prinzipien, die das Pensionat auch früher weithin bekannt machte, weiter geleitet werden. Die Leitung ist eine streng rituelle.
Nach allem glauben wir, dass das Töchter-Pensionat hier eine große Zukunft hat, umso mehr, als hier in Wiesbaden doch mehr Anregung in Kunst und Wissenschaft geboten wird
und die Verlegung nach Wiesbaden einem Bedürfnisse entsprach."        

 
Rechtsanwalt Dr. Seligsohn wird zum Justizrat ernannt (1905)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Januar 1905: "Der Charakter als Justizrat wurde verliehen den Rechtsanwälten .... Dr. Seligsohn - Wiesbaden..."     


Bankier Adolph Oppenheimer wurde zum Handelsrichter ernannt (1906)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. August 1906: "Bankier A. Oppenheimer wurde zum Handelsrichter ernannt." 
Anmerkung:  - Adolph Oppenheimer: vgl. Artikel zum Tod von Bankier Adolph Oppenheimer (1915)         

    
Adolf Deutsch eröffnet ein Restaurant unter Aufsicht der Frankfurter Israelitischen Religionsgesellschaft (1908)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Januar 1908:  "Wiesbaden. Wie verlautet, ist hier von Herrn Adolf Deutsch, Sohn des O.-Gyaller orthodoxen Rabbiners und Schwager des Marienbader Restaurateurs David Leitner, ein Restaurant unter Aufsicht der Frankfurter Israelitischen Religionsgesellschaft errichtet worden".    

   
 Zum Tod des Geheimen Sanitätsrates Dr. Richard Heidenheim (1910)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1910: "Wiesbaden, 28. Januar (1910). In der Nacht vom 19. zum 20. Januar verschied hier im Alter von fast 70 Jahren der Geheime Sanitätsrat Dr. Richard Heidenheim, ein Sohn des vor einigen Jahren verstorbenen Rabbiners von Sondershausen, des rühmlichst bekannten Professors Philipp Heidenheim. Er war in gleicher Weise als Arzt und Mensch ausgezeichnet und bekundete für das Judentum stets das lebhafteste Interesse. Unter großer Anteilnahme weiter Kreise fand darum am 23. Januar die Beisetzung auf dem hiesigen israelitischen Friedhof statt, bei der der Bezirksrabbiner Dr. Kober und Vertreter des hiesigen Ärztevereins, der Nassauloge U.O.B.B., des Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und des Kuratoriums der israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen dem Verewigten Worte der Anerkennung und des Dankes nachriefen. Der Münsterische Anzeiger vom 21. Januar widmet ihm folgenden Nachruf: '30 Jahre lang hat er mit unermüdlichem Eifer in unserer Stadt gewirkt, und als er vor 15 Jahren nach Wiesbaden übersiedelte, weil er sich nicht mehr imstande fühlte, seine übergroße Praxis zu bewältigen, hat sein Fortzug allgemein großes Bedauern verursacht. Er war nicht nur ein berufsfreudiger, allezeit hilfsbereiter Arzt, er war auch ein edler, guter Mensch, mit weichem, mitfühlendem Herzen, ein treu wirkender Helfer der Armen, denen er freudig seine ärztliche Tätigkeit ohne Entlohnung widmete, denen er Arzneien und Stärkungsmittel zutrug und mit reichen Geldspenden aushalf, jeden Dank ablehnend. Gar manche Träne hat er getrocknet, und in stiller Verborgenheit unendlich viel Gutes gewirkt. Möge es ihm im Jenseits entlohnt werden.'"     
Anmerkungen:  - Professor Philipp Heidenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Heidenheim und https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/7O5YN67553FGP2KV4UD4OW26LFHG4FWO
- Rabbiner Dr. Kober: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Kober   Vgl. Artikel von 1899 zur Amtseinführung von Rabbiner Dr. Adolf Kober (1908)  
- U.O.B.B.:https://de.wikipedia.org/wiki/B%E2%80%99nai_B%E2%80%99rith
- Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/antisemitismus/centralverein.html   https://centralverein.net/
    

   
Auszeichnung für Josef Baum (1912)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Oktober 1912: "Herr Josef Baum in Wiesbaden, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime, erhielt den bayerischen Verdienstorden vom heiligen Michael." 
Anmerkung: - Bayerischer Verdienstorden: https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Heiligen_Michael_(Bayern-Kurköln)  
   
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Oktober 1912:  "Wiesbaden. Josef Baum, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime, erhielt den bayerischen Verdienstorden vom heiligen Michael". 

  
Zum Tod von B. Bernstein, langjähriger Vorsteher der israelitischen Kultusgemeinde (1913)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. April 1913: "Der dieser Tage in Wiesbaden verstorbene 80-jährige Rentner B. Bernstein war lange Jahre Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Als Vorsteher der israelitischen Kultusgemeinde welches Amt er 28 Jahre innehatte, erwarb er sich auch um die Entwicklung der Gemeinde und besonders um die Erbauung der Synagoge große Verdienste".        

 
Konzerte des jungen jüdischen Violinisten Theo Ratner aus Wiesbaden (1913 / 1915)   
Anmerkung: Theo Ratner macht auch in den folgenden Jahren eine Karriere als Violinist. Et trat noch bei einem Konzert in der Westend Synagoge am 27. April 1938 auf  Quelle.       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1913: "Aus Wiesbaden wird geschrieben: Der siebenjährige Theo Ratner, Sohn des hiesigen Arztes und medizinischen Schriftstellers Dr. Ratner, gab während des Besuchs in Russland in Mohilew am Dnepr zum Besten der dortigen jüdischen Armen ein Konzert. Das Haus war ausverkauft, und der junge Künstler erntete enthusiastischen Beifall."      
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Januar 1915: "Aus Wiesbaden wird geschrieben: Der achtjährige hiesige Violinist Theo Ratner, Sohn des Arztes und Schriftstellers Dr. Ratner, wurde am 7. Januar zu der Frau Prinzessin Elisabeth zu Schaumburg-Lippe eingeladen, wo er das Adagio aus dem neunten Konzert von Beriot und die Mazurka von Wieniawski spielte. Der kleine Künstler fand vielen Beifall, die Prinzessin sprach den Wunsch aus, ihn bald in einem großen Wohltätigkeitskonzert spielen zu hören.
Anmerkungen: - Mohilew am Dnepr: https://de.wikipedia.org/wiki/Mahiljou  
- Prinzessin Elisabeth zu Schaumburg-Lippe: https://www.friedhoefe-wiesbaden.de/elisabeth-prinzessin-von-schaumburg-lippe  und https://www.wiesbaden.de/microsite/stadtlexikon/a-z/elisabeth-prinzessin-zu-schaumburg-lippe.php
- Beriot: https://de.wikipedia.org/wiki/Charles-Auguste_de_B%C3%A9riot 
- Wieniawski: https://de.wikipedia.org/wiki/Henryk_Wieniawski   " 
   

      
Zum Tod von Hermann Hertz (1914)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Dezember 1914: "Wiesbaden, 4. Dezember (1914). Am 29. vorigen Monats starb hier im Alter von 80 Jahren Herr Hermann Hertz. Weit über seine Heimatstadt erfreute sich der Verstorbene allgemeiner Achtung und Wertschätzung. Wo Not zu lindern, Tränen zu trocknen waren, war Hermann Herz stets an erster Stelle. Aber größer als der Geber selbst ist, wer zum Geben veranlasst, lautet ein Ausspruch unserer alten Weisen, und auch das hat der Verblichene meisterhaft verstanden. Viele Hände, die meistens sonst verschlossen geblieben wären, hat er geöffnet, dass sie den Darbenden Hilfe brachten. Vielen Wohlfahrtsvereinen gehörte er in führender Stellung an. 47 Jahre war er Mitglied der Alliance Israélite Universelle, 40 Jahre war er Schatzmeister und sieben Jahre Vorstandsmitglied der Ortsgruppe der A.J.U. in Wiesbaden. Die Beisetzung fand am 1. Dezember unter großer Beteiligung statt. Januach beschalom = ruhe in Frieden!"        

  
Dr. jur. Siegfried Spier wurde an ein Kriegsgericht in Belgien berufen (1914)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember 1914: "Dr. jur. Siegfried Spier in Wiesbaden wurde mit dem Rang eines Oberleutnants an ein Kriegsgericht in Belgien berufen."       

 
Zum Tod von Bankier Adolph Oppenheimer (1915)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1915: "Wiesbaden, 30. August. Hier verschied nach langem, schweren Leiden Herr Bankier Adolph Oppenheimer, eine der angenehmsten und vornehmsten Persönlichkeiten unserer Stadt. Geboren in Würzburg im Jahre 1853 als der Sohn des bekannten Menschenfreundes und damaligen Vorstehers der Jüdischen Gemeinde, Herrn Lismann Oppenheimer, gelangte er in jungen Jahren nach Mainz, wo er seine Lehr- und Gehilfenzeit in dem altangesehenen Bankhause seiner dortigen Verwandten zubrachte. Bald darauf begründete er in Mainz ein Bankgeschäft, das er kurze Zeit darauf nach Wiesbaden verlegte und es hier zu stattlicher Höhe führte. Der Dahingeschieden versah in einer großen Reihe industrieller Gesellschaften die Stelle eines Aufsichtsrates, auch hatte er in Staat, Stadt und Gemeinde verschiedene Ehrenposten inne. An der Bahre sprachen Herr Rabb. Dr. Kahn, sowie die Herren Dr. med. Eduard Lassar, Oppenheimer, Stadtverordneter Dr. jur. Leopold MayerMainz und im Namen der zahlreichen Freunde, Herr Albrecht Frank."  
Anmerkung:  - Rabbiner Dr. Kahn: vgl. Artikel zum 40-jährigem Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Leo Kahn    
      

  
70. Geburtstag der Frau von Benjamin Wolf (1916)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1916:  "Aus Wiesbaden wird uns geschrieben: Eine überaus wohltätige und angesehene Dame, die Gattin des verstorbenen Stadtverordneten Benjamin Wolf, feierte dieser Tage ihren 70. Geburtstag. Zahlreiche Glückwünsche von nah und fern sind ihr zuteil geworden. Auch wir wünschen ihr einen heiteren und glücklichen Lebensabend."       

  
Kriegsauszeichnung für den Referendar Paul Sulzberger (1916)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. September 1916: "Wiesbaden. Dem Referendar Paul Sulzberger, Sohn der Witwe des Sensals Meyer Sulzberger, wurde die silberne Tapferkeits- und Verdienstmedaille am gelb-schwarzen Bande verliehen."  
Anmerkung:  - Sensal: https://www.duden.de/rechtschreibung/Sensal          


Kriegsauszeichnung für Landsturmmann Sally Callmann (1916)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Oktober 1916: "Landsturmmann Sally Callmann, Jahnstraße 24, erhielt das Eiserne Kreuz für hervorragende Leistungen in einer Schlacht in Siebenbürgen."        

      
Zum Tod von Lehrer Hirsch Kahn (1927 in Wiesbaden)   
Anmerkung: Lehrer Hirsch Kahn (geb. 22. Mai 1863 in Niederstetten als Sohn von Moses Kahn und Fanny geb. Sicherer) kam Mitte der 1880er-Jahre als Lehrer nach Edelfingen, wo es sich 1888 mit Karoline geb. Frank (geb. 8. Juli 1862 in Edelfingen als Tochter von David Frank und Gilda geb. Bär) verheiratete. Das Paar hatte neun Kinder, die zwischen 1888 und 1905 geboren sind. Hirsch Kahn ist am 25. Juni 1927 in Wiesbaden gestorben. Von seinen Kindern wurde die 1894 geborene Tochter Fanny verheiratete Badmann 1941 von Frankfurt in das Ghetto Lodz (Litzmannstadt) deportiert wurden; sie ist umgekommen.    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1927: "Edelfingen. Am 25. Juni starb in Wiesbaden, wo er im Ruhestand lebte, der um unsere Gemeinde hochverdiente Volksschullehrer Hirsch Kahn. Kahn war am 22. Mai 1863 in Niederstetten geboren. Nach dem Besuch der dortigen Realschule hatte er die Präparandenanstalt und dann das Seminar in Künzelsau besucht. Nachdem er 1881 die erste Volksschullehrer- und Vorsängerprüfung bestanden, kam er zunächst als Amtsverweser nach Archshofen, wo er bis zum August 1886 wirkte. Von da an war er bis zu seiner Zurruhesetzung am 1. Oktober 1923 als Lehrer und Vorsänger in Edelfingen tätig. Nach der Aufhebung der dortigen Stelle verzog er nach Wiesbaden. An seinem Grabe überbrachte Vorsänger Ottensoser die letzten Grüße der Gemeinde Edelfingen dem Dahingeschiedenen. Das Andenken an den vorzüglichen Lehrer und vorbildlichen Seelsorger der Gemeinde sei gesegnet."       

   

 Beileidskarte von Lehrer Isak Oberndörfer an die 
Lehrerwitwe Kahn in Wiesbaden (1927)
    
 Niederstetten Dok 115.jpg (116756 Byte)  Niederstetten Dok 115a.jpg (82854 Byte)

Die Beileidskarte zum Tod von Hauptlehrer Hirsch Kahn wurde am 28. Juni 1927 von Niederstetten an seine Witwe in Wiesbaden geschickt. Absender war die Lehrerfamilie Oberndörfer aus Niederstetten. Lehrer Isak Oberndörfer schrieb als früherer Kollege von Lehrer Kahn: " Stets wird das Gedenken an den guten Menschen, den lieben Kollegen, den tüchtigen Pädagogen in Ehren gehalten werden ". Am Schluss der Karte findet sich der jüdisch-hebräische Beileidswunsch " Hamokam yenachem eschem b'soch sh'ar aveilei Tzion vYrushalayim", d.h. " Möge der Allmächtige Euch trösten unter den anderen Trauernden von Zion und Jerusalem". 
Hirsch Kahn selbst war (s.o.) gebürtig aus Niederstetten.   

   
77. Geburtstag von Simon Möllerich (1928)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 17. Februar 1928: "Wiesbaden. Am 2. Februar feierte Herr Simon Möllerich, jetzt in Wiesbaden wohnhaft, seinen 77. Geburtstag in ausgezeichneter Geistesfrische. Lange Jahre unterhielt derselbe ein größeres Zigarrengeschäft in Marburg a.L., wo er seinen Wohnsitz hatte."       


Werbung für Wiesbaden und das koscher geführte Hotel Kronprinz (1931)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1931: "Die jetzige Jahreszeit ist mehr denn je geeignet, einige Zeit in Wiesbaden zu verbringen, zumal dieser herrliche Weltkurplatz alles bietet und sich ein Aufenthalt deshalb sehr lohnt. Theater, das Kurhaus, die wundervollen Spaziergänge sorgen für die angenehmste Abwechslung, die Preise für Unterkunft sind in Anbetracht der jetzigen Wirtschaftslage ganz bedeutend ermäßigt. Dem reisenden jüdischen Publikum kann man es heute bei den ungeklärten Verhältnissen nicht zumuten, wahllos Unterkunft zu suchen und aus diesem Grunde kommt hier in erster Linie das als erstklassig bekannte Hotel Kronprinz in Frage, welches in Aufmachung, Führung und Leistungsfähigkeit sich seit Jahrzehnten einen Ruf erworben hat. Eine eigene Thermalbäderanlage ermöglicht auch in dieser Zeit eine Badekur, jede Diät wird verabreicht und untersteht das Hotel Kronprinz der Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Ansbacher – Wiesbaden."  
Anmerkungen: - Theater: https://de.wikipedia.org/wiki/Hessisches_Staatstheater_Wiesbaden 
- Kurhaus: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurhaus_Wiesbaden  
- bei den ungeklärten Verhältnissen: 1931 gab es bereits in Deutschland Unterkünfte, die keine jüdischen Gäste beherbergen wollten: 
- Hotel Kronprinz: http://www.kultour-und-mehr.de/die_taunusstrabe.html
- Rabbiner Dr. Ansbacher:  vgl. Artikel zum 25-jährigen Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Ansbacher           

     
Kaufmann Salomon Rosenstrauch und der Milchhändler Kassel wurden von Nationalsozialisten ermordet (1933)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1933: "Wiesbaden. Nach amtlicher Polizeimeldung wurden in der Nacht zu Sonntag ungefähr zur gleichen Stunde der Kaufmann Salomon Rosenstrauch und der Milchhändler Kassel in ihren Wohnungen überfallen und durch Revolverschüsse getötet."        
Anmerkungen: - Salomon Rosenstrauch, Textil- und Teppichhändler, Wilhelmstraße 20: https://moebus-flick.de/der-grosse-raubzug/  https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de52927
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Salomon_Rosenstrauch,_Wilhelmstr._20_(Wiesbaden).jpg
- Max Kassel: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1585219 
https://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/ein-totungsdelikt-im-jahr-1933-in-der-wiesbadener-webergasse-ist-teil-einer-ausstellung-in-jerusalem-und-kfar-saba_18125439 
https://www.wiesbaden.de/microsite/stadtlexikon/a-z/verfolgung-vertreibung-u.ermordung-der-juden-in-wiesbaden-von-1933-1945.php          

  
Über Paul Yogi Mayer (1912-2011)   
Zusätzlich eingestellt: Beitrag von Dorothee Lottmann-Kaeseler von 2009/2011 zum Abschied von Paul Yogi Mayer (1912-2011) 
Paul Yogi Mayer ist in Kreuznach geboren und später in Wiesbaden aufgewachsen. 1939 ist er aus Deutschland geflohen. Er lebte mit seiner Familie in England (London). Er publizierte Bücher zur Sportgeschichte wie "Jüdische Olympiasieger" (2000 deutsch, 2004 englisch, Informationsseite bei s-port.de). Viele Jahre kam Paul Yogi Mayer nach Wiesbaden und sprach als Zeitzeuge vor Hunderten von Schülern.  
Vgl. Artikel im "Tagesspiegel" vom 21. Juli 2011: "Nachruf auf Paul Yogi Mayer - Kämpfer gegen antisemitische Sport-Propaganda"   
  
  
  
Berichte zu einzelnen jüdischen Kurgästen   
Der Vorsitzender des Vorstandes der Kölner Synagogengemeinde Jacob de Jonge und seine Frau feiern in Wiesbaden ihre goldene Hochzeit (1903)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juni 1903: "Wiesbaden. In seltener Rüstigkeit begingen Herr Jacob de Jonge, Vorsitzender des Vorstands der Kölner Synagogen-Gemeinde, und seine Frau Gemahlin am Montag, den 16. Juni, das Fest der goldenen Hochzeit. Die Kölner Gemeinde hatte zu diesem Ehrentage des Hochgeachteten Paares eine Abordnung nach Wiesbaden gesandt, die eine prächtige künstlerisch ausgeführte Adresse überreichte."        

    
Sir Jakob Sasson macht eine Stiftung für die Privatklinik von Dr. Pagenstecher (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. August 1914: "Für die Armen-Augenheilanstalt in Wiesbaden stiftete Sir Jakob Sasson aus Bombay (Indien), der Heilung von einem Augenleiden in der Privat-Klinik des Dr. Pagenstecher gefunden, 25.000 Mark, für deren Zinsen unbemittelte Kranke Aufnahme finden sollen, ohne Unterschied der Religion und Nation."
Anmerkungen:  - Augenheilanstalt von Dr. Pagenstecher: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Pagenstecher_(Mediziner,_1828) )
- Sir Jakob Sasson: https://en.wikipedia.org/wiki/Sassoon_David 
- Dr. Pagenstecher: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117679801.html
       

  
  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Anzeige des Manufaktur-Geschäftes von Joseph Wolf (1872)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1872: "In mein Manufaktur-Geschäft suche ich einen Commis, der gewandter Verkäufer ist, gleich zu engagieren. Samstag und Feiertage geschlossen.
Wiesbaden, im März 1872. Joseph Wolf." 
Anmerkung: - Commis: https://de.wikipedia.org/wiki/Commis  
          

 
Anzeige des Bad-Hauses zum gold'nen Brunnen von Simon Ullmann (1876)          

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1876: "WIESBADEN
Bei bevorstehender Badesaison erlaube ich mein neu hergerichtetes
Bad-Haus zum goldn’nen Brunnen
dem geehrten Publikum bestens zu empfehlen.
Eigene, warme Quelle im Hause selbst. Aufmerksame Bedienung. Billige Preise.
Der Besitzer: Simon Ullmann."               

   
Anzeige der koscher geführten Hotels und Restaurants "Zum Badischen Hof" von H. Hirschberger und des "Kronprinz" von T. Rückersberg  (1893)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1892:  "Koscher Wiesbaden Koscher
Altrenommiertes Hotel und Restaurant 'Zum Badischen Hof'
in der Nähe des Kochbrunnens und des Kurhauses 
Besitzer: H. Hirschberger
Referenz: Seine Ehrwürden Herr Dr. Kahn, Rabbiner daselbst.
Neubau sämtlicher Lokalitäten mit modernsten Einrichtungen. Besonders zur Abhaltung von Hochzeiten und Feierlichkeiten geeignet.
Möblierte Zimmer mit ganzer Pension zu billigen Preisen. Bis zur Fertigstellung des Neubaus befindet sich meine Restauration
Nerostraße 4
(gegenüber dem Neubau)."    
 
Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1893: "Koscher Wiesbaden Koscher
Altrenommiertes Hotel und Restaurant 'Zum Badischen Hof'
in der Nähe des Kochbrunnens und des Kurhauses
Besitzer: H. Hirschberger 
Referenz: Seine Ehrwürden Herr Dr. Kahn, Rabbiner daselbst.
Neubau: Sämtliche Lokalitäten mit modernsten Einrichtungen. Besonders zur Abhaltung von Hochzeiten und Feierlichkeiten geeignet.
Möblierte Zimmer mit ganzer Pension zu billigen Preisen. 7 Nerostraße 7.
  
Koscher Wiesbaden Koscher
Hotel & Restaurant. 'Kronprinz'

Taunusstrasse 38 Taunusstrasse 38
Dampf- und Pferdebahnhaltestelle.
Besitzer: T. Rückersberg.      
    
Anmerkungen:  - Koscher: https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Speisegesetze 
- Kochbrunnen:https://de.wikipedia.org/wiki/Kochbrunnen
- Kurhaus: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurhaus_Wiesbaden
- Rabbiner Dr. Kahn: vgl. Artikel zu seinem 40-jährigen Amtsjubiläum (1909)    
- Pferdebahn: https://de.wikipedia.org/wiki/Pferdebahn
           

    
Anzeige der Metzgerei S. Levita in Sonnenberg (1904)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1904: "Suche einen
braven Jungen
, aus achtbarer Familie, der die Metzgerei gründlich erlernen will. 
S. Levita,
Metzger, Sonnenberg bei Wiesbaden".    


Anzeige der Metzgerei Hermann Heimann in Sonnenberg (1906)      

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. März 1906: "Suche
zum 1. oder 15. April einen Lehrling,
welcher die Metzgerei erlernen will.
Hermann Heimann,
Sonnenberg bei Wiesbaden.  "     

   
Kritische Anmerkung zu einem jüdischen Metzger, der auch Schweinfleisch anbietet (1908)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1908: "(Die hohen Feiertage des Schweinemetzgers)
in einem Wiesbadener Lokalblatte lesen wir folgende Annonce: 
'Hohe Feiertage halber bleibt mein Geschäft von morgen Freitagabend 5 Uhr bis Montag früh geschlossen.
Gleichzeitig bringe mein I a Rindfleisch, I a Kalbfleisch sowie den besten Schweinebraten und Hammelfleisch in empfehlende Erinnerung. Albert Hirsch, Metzgerei, Zietenring.'
Wir vermuten, dass die hohe Bedeutung der Feiertage für den Herrn darin liegt, dass sie ihm als günstige Reklame für seine Schweinemetzgerei dienen.
Anmerkung: Hohe Feiertage: Neujahr https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana  und Versöhnungstag https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur.
"        

  
Verlobungsanzeige von Rosy Ehrenfeld und Siegberg Moch (1936)    

Wiesbaden JuedRundschau 19051936.jpg (67940 Byte)Anzeige in der "Jüdischen Rundschau" vom 19. Mai 1936: 
"Rosy Ehrenfeld - Siegbert Moch. Verlobte.  
Wiesbaden Adolfstr. 16  -  Limburg  /  Wiesbaden, Schichterstr. 10  
Empfang: Sonntag, 24. Mai 1936".    

   
Nach der Emigration: Todesanzeige für Berta Zeitlin geb. Eliasberg (1945)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 20. Juli 1945: In tiefer Trauer zeigen wir an, dass unsere liebe Mutter
 Berta Zeitlin geb. Elisasberg (früher Wiesbaden
am 8. Juli 1945 in Haifa, Palästina, gestorben ist.  
Dr. Egon und Betty Zeitlin,
P.O.B. 50, Haifa, Palestine;  
Anton und Frieda Lourié
, 1551 N. Courtney Ave., Los Angeles, Calif.   
Staff Sergeant Roger Martin,
with the British Army; sowie alle Enkelkinder."             

   
   
Weitere Dokumente 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Postkarte von A. Liebmann 
(Wiesbaden) (1905)
   
 Wiesbaden Dok 15050.jpg (117139 Byte)  Wiesbaden Dok 15050a.jpg (124632 Byte)

Die Postkarte (geschäftlich) von A. Liebmann in Wiesbaden, wurde versandt nach Mainz am 28. Oktober 1905.
Albert Liebmann (geb. 14. November 1876 in Mainz) war seit Juli 1902 verheiratet mit Margarete Dorothea geb. Bragenheim aus Bützow - Mecklenburg. Das Ehepaar hatte einen Sohn Friedrich, dem in der NS-Zeit die Emigration nach Australien gelang. Als das Ehepaar im August 1942 den Deportationsbescheid erhält, sahen Sie keinen Ausweg mehr und schieden am 26. August 1942 freiwillig aus dem Leben.
Quelle: http://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Liebmann.pdf  

    
    
    
Erinnerungen an einzelne Personen in der Stadt 
Anmerkung: in Wiesbaden erinnern heute mehrere Straßen, Denkmale und Gedenksteine (einschließlich der "Stolpersteine") an frühere jüdische Einwohner und ihr Geschichte beziehungsweise ihr Schicksal. Exemplarisch wird hier vorgestellt der "Geschwister-Stock-Platz". Zu weiteren Gedenkorten in Wiesbaden vergleiche die Zusammenstellung bei http://www.wiesbaden.de/kultur/stadtgeschichte/gedenkorte/index.php    

Zur Erinnerung an die jüdischen 
Kinder Josef und Rosel Stock: der "Geschwister-Stock-Platz"
 
(Fotos: Stefan Haas)  
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  Josef und Rosel Stock (geb. 1934 bzw. 1937) wurden 1942 - zusammen mit ihren Eltern Johanna und James Stock - deportiert und ermordet. Am "Geschwister-Stock-Platz" erinnert eine Informationstafel an das Schicksal der beiden Kinder. Auch die Städtische Kindertagesstätte und die beiden Bushaltestellen tragen ihren Namen.  
Weitere Informationen: http://www.wiesbaden.de/kultur/stadtgeschichte/gedenkorte/stele-geschwister-stock.php  
       
       

         

         

         

          

 

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Stand: 30. Juni 2020