Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. November 1902: "Trier, 31. Oktober (1902). Unsere
Gemeinde hat ein schönes Doppelfest gefeiert, zunächst die
26-jährige Wiederkehr des Jahres, in welchem der altehrwürdigen Stätte
jüdischer Ansiedlung die Korporationsrechte verliehen wurden, und dann zu
Ehren dreier Männer, die in dem verflossenen Vierteljahrhundert
ununterbrochen dem Vorstand der Gemeinde angehörten: Herrn
Stadtverordneten und Handelskammermitglied Eugen Rothschild, Herrn Julius
Bermann und Herrn Raphael Herz. Die Stadt hatte den großen
Kaufhaussaal zum Festtag zur Verfügung gestellt, und es spielte sich dort
des Morgens eine würdige und erhebende Feierlichkeit ab. Orgelspiel und
der Kinderchor des Lehrers Arthur Nußbaum leiteten den Festakt
ein, dessen Hauptteil die vortrefflichen Darbietungen des vom Lehrer
und Kantor Salomon geleiteten Männerchores 'Eichtracht' bildeten.
Nach einer begrüßenden Ansprache des Herrn Juda wurden den drei
Jubilaren kostbare Ehrendiplome überreicht. Den üblichen Dankesreden folgten
weitere Ansprachen des Herrn Siegmund Mayer und des Herrn
Oberrabbiner Dr. Baßfreund, worauf Männerchor und Orgel einen
würdigen Schluss boten. War die morgendliche Feier mehr offizieller
Natur, so herrschte des Abends im überaus zahlreich besuchten
Kaufhaussaal eitel Lust und Freude, eine wahre Feststimmung, die wohl
hauptsächlich durch die glänzende Aufführung eines Festspieles sich von
selbst erzeugte. Der Verfasser, Herr Ingenieur Siegwart Nußbaum,
der selbst dirigierte, nennt das Werk einen 'melodramatischen Prolog in
Bildern mit Chor, Tanz und Orchester'. Neben den von poetischem Schwung
getragenen Versen schlugen besonders die bühnenwirksamen, szenischen
Momente durch, die außer der weihevollen Stimmung auch den Humor zur
vollsten Geltung kommen ließen und den lebhaftesten Beifall hervorriefen.
Herr Stadtverordneter Eugen Rothschild dankte dem Verfasser, der
mehrmals hervorgerufen wurde, im Namen Aller und gestand gern, 'dass sie
Alle so was in Trier noch nicht erlebt hätten'. Er mahnte zur Eintracht
und zum Frieden in der Gemeinde. Einen markigen Kaisertoast ließ Herr
Simon Schloss vom Stapel, und nachdem noch Herr Isidor Meyer eine
wohlgelungene Rede auf Jubilarin und Jubilare gehalten, gab Herr Lehrer
Arthur Nußbaum eine höchst humoristische Statistik alles dessen, was
sich in den intimen Kreisen der Gemeindemitglieder während der 25 Jahre
ereignet hatte. Vorträge aller Art und Gaben der vortrefflichen
Musikkapelle bildeten den weiteren Teil des
Gemeindefestes." |