Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Thür mit Kottenheim (Kreis Mayen-Koblenz) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(diese Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Franz G. Bell)  

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
In Thür (mit Kottenheim) bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18./19. Jahrhunderts zurück.  
  
Bereits im 16. Jahrhundert werden Juden in Kottenheim genannt: im Zusammenhang mit der Ausweisung der Juden aus dem Trierer Erzstift 1563 wird Josef von Kottenheim genannt, der noch bis 1567 am Ort bleiben konnte.  
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Thür: 1808 34 jüdische Einwohner, 1858 34, 1895 37, in Kottenheim 1808 6 jüdische Einwohner (Familie Gottschalk), 1858 20, 1881 vier jüdische Familien, 1895 drei jüdische Familien mit zusammen 10 Personen. 
  
Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten die in Kottenheim lebenden jüdischen Personen zur Synagogengemeinde Mayen. Ab 1868 schlossen sich die Kottenheimer Juden mit den in Thür lebenden Glaubensgenossen zu einer Synagogengemeinde zusammen.  
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge in Thür (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof.  
  
Um 1924, als in Thür noch etwa 25, in Kottenheim 10 jüdische Personen lebten, war Gemeindevorsteher Albert Mayer (auch 1932 als Gemeindevorsteher genannt). 
  
Anfang der 1930er-Jahre werden in Kottenheim genannt: Benjamin Gottschalk (genannt 'Jüde Benny'') mit seiner Ehefrau Hedwig, der eine Metzgerei in der heutigen Junker-Schilling-Straße betrieb; Fritz und Meta Levy in der Kirchstraße, die bei Ignatz Weiler lebten; sowie Gustav Gottschalk ('Jüde Gustav'), der mit seiner Familie - Ehefrau und zwei Töchter, die Tochter Klara mit ihrer vierköpfigen Familie - in der Bachstraße wohnte und eine Viehhandlung betrieb.  
 
1933 lebten noch 19 jüdische Personen in Thür und 9 in Kottenheim). In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. Die letzten jüdischen Einwohner wurden am 14. April 1942 "nach dem Osten" deportiert. Weitere Informationen im Beitrag von Franz G. Bell siehe unten Literatur.  
  
Von den in Thür geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Moritz Fröhling (1880), Rosa Fröhling geb. Mayer (1887), Rosalie Levy geb. Gottschalk (1873), Helena Mayer geb. David (1882), Leo Mayer (), Martin Mayer (1877), Max Mayer (1879), Milian Mayer (1881), Simon Mayer (1888), Gela Moses geb. Fröhling (1915).  
 
Aus Kottenheim sind umgekommen: Marta Goldschmidt geb. Gottschalk (1905), Benjamin Gottschalk (1876), Berta Gottschalk geb. Isselbacher (1881), Gustav Gottschalk (1875), Hedwig Gottschalk geb. Kaufmann (1882), Hilde Gottschalk (1926), Klara Gottschalk geb. Gottschalk (1913), Kurt Gottschalk (1937), Markus Gottschalk (1907), Roni Gottschalk (1933), Hermann-Josef Kahn (1866), Sophie Kahn (1862), Wilhelm Kahn (1879), Johanna Kaufmann geb. Gottschalk (1874), Fritz Levy (1901), Meta Levy geb. Gottschalk (1906). 
Biographische Angaben zu den genannten Personen sind in einem Beitrag von Franz G. Bell zusammengestellt: "Ehemals jüdische Mitbürger in Kottenheim - in der Nazi-Zeit deportiert" (Stand: 6.8.2017; eingestellt als pdf-Datei).    
In der 1922 errichteten Gedächtniskapelle der Gemeinde wurden 1955 neben den Namen der Gefallenen der Weltkriege auch die Namen der aus Kottenheim deportierten jüdischen Personen aufgenommen (Fotos der Gedenktafeln - die neueste vom November 2014 - siehe unten).
     
Hinweis: Die Angaben zu den aus Thür und Kottenheim umgekommenen jüdischen Personen sind aktualisiert nach den Recherchen von Franz G. Bell in Kottenheim (Informationen vom  7.11.2014 und vom 29.8.2017). Das in einigen Listen zu Thür genannte Ehepaar Frieda Gottschalk geb. Rindsberg (1881) und Salomon Gottschalk (1877) konnte in die USA emigrieren (gest. 1949 bzw. 1943). Die gleichfalls in einigen Listen zu Thür genannte Lina von Geldern geb. Mayer (1880) ist am 27. Januar 1941 in Bendorf-Sayn eines natürlichen Todes gestorben (Todesschein durch einen jüdischen Arzt erstellt). Ein jüdischer Einwohner namens Josef Gottschalk (geb. 5. Juli 1882 in Kottenheim) konnte 1939 noch rechtzeitig nach Brasilien emigrieren; Josef Gottschalk war ein jüngerer Halbbruder der deportierten Kottenheimer jüdischen Einwohner Benjamin Gottschalk und Johanna Kaufmann geb. Gottschalk. Josef Gottschalk wohnte 1939 nicht mehr in Kottenheim.   
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde           

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden zur jüdischen Geschichte in Thür noch keine Berichte gefunden.  

  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe 
Foto / Anzeige der ehemaligen Metzgerei Benny Gottschalk  
(Foto und Anzeige erhalten von Franz G. Bell)   

Kottenheim ehem Gottschalk 010.jpg (154255 Byte)Links: das Gebäude der ehemaligen
 Metzgerei Gottschalk in Kottenheim
in der Junker-Schilling-Straße 
(Foto von 2012)   
Kottenheim Dok 120.jpg (107614 Byte)Text der Anzeige: 
"Ochsen- und Schweinemetzgerei 
Benny Gottschalk  
Kottenheim 
Junker-Schillingstraße. 
Fabrikation feiner Fleisch- und Wustwaren
 mit elektrischem Betrieb. 
Spezialität: ff. Aufschnitt. Eigene moderne Kühlanlage".  

      
      
  
    
Zur Geschichte der Synagoge        
   
Zunächst war ein Betraum vorhanden, vermutlich bereits im frühen 19. Jahrhundert. 
 
1864 sollte eine gemeinsame Synagoge für die in Kottenheim, Thür, Niedermendig und Obermendig errichtet werden, doch konnte man sich auf keinen Standort einigen. Erst 1886 fand sich eine Lösung mit dem Beschluss, zwei Synagogen zu erbauen: eine in Thür für die in Thür und Kottenheim lebenden jüdischen Personen, die andere in Niedermendig für die beiden anderen Orte. 
 
Bei der Synagoge in Thür handelte es sich um ein basalt-steinernes Gebäude. 
        
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge völlig zerstört. 
   
Am 3. Mai 2015 wurde an der Ecke Mendiger Straße/Hagelstraße eine Gedenkstele aufgestellt. Eine Hinweistafel erinnert mit folgendem Text: "Zur Erinnerung an die Thürer Juden und ihre Synagoge. Fast 200 Jahre lebten Juden in Thür, ehe in nationalsozialistischer Zeit dieses friedliche Zusammenleben ein schreckliches Ende fand. Die Thürer Synagoge - gemeinsam genutzt von Thürer und Kottenheimer Juden - wurde 1884 auf einem Grundstück zwischen Hagel- und Hochstraße erbaut und 1938 während des November-Pogroms beschädigt und abgerissen".   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge   Hagelstraße (zwischen den Häusern Nr. 4 und 8; die Hagelstraße wurde auch "Judengässjen" genannt, da in ihr mehrere jüdische Familien [Fröhling, Salomon, Meyer] wohnten)   
    
    
    
Fotos  
(alle Fotos erhalten von Franz G. Bell)   

Fotos und Informationen zu einzelnen
 jüdischen Familien 
in Kottenheim und Thür 
1. Aus der Familie Gottschalk 
Kottenheim Haus Gottschalk 010.jpg (163952 Byte) Kottenheim Wohnhaus FLevy.jpg (49482 Byte) 
    Haus der Familie Gustav Gottschalk
(um 1900)  
  
Haus Kirchstraße 31, in dem Fritz Levy und seine Frau
 Meta geb. Gottschalk bis zum 14. April 1942 
(Beginn der Deportation) lebten (zur Miete bei Ignaz Weiler)
   
Kottenheim Sigm Sarah Gottschalk 010.jpg (68920 Byte) Kottenheim Gottschalk Martha 010.jpg (43453 Byte) Kottenheim Fam Gottschalk 010.jpg (75739 Byte)
Foto von Sigmund und Sarah Gottschalk, 
die Eltern von Martha Gottschalk 
Martha Gottschalk (geb. 1905, später (in
 Herne) verheiratete Goldschmidt; 
1943 in Auschwitz ermordet)  
 
Von links: Markus Gottschalk (geb. 1907), 
Roni (geb. 1933), Klara (geb. 1913) und Kurt 
(geb. 1937) Gottschalk; alle sind nach der
 Deportation umgekommen.  
   
       
Kottenheim Josef Gottschalk 010.jpg (108871 Byte)  Kottenheim Kirchstr 19.jpg (139908 Byte)   
Josef Gottschalk (1882), konnte 1939 nach Brasilien emigrieren;
 war ein Halbbruder von Benjamin Gottschalk und 
Johanna Kaufmann geb. Gottschalk (beide deportiert)   
Das ehemalige Haus von Martha Gottschalk
Kirchstraße 19 (gegenwärtige Ansicht) 
    
 
     
     
 2. Aus der Familie Froehling
   Lebensdaten: Leopold Froehling (1. April 1887 in Thuer - 4. Dezember 1971)
Frieda Froehling (3. Juni 1898 in Kempenich - 3. Februar 1997)
Fotos rechts mit Sohn Werner (16. September 1921 in Mayen - 18. Dezember 2018)
Der Grabstein ist im Greenwood Cemetery, Milwaukee, Milwaukee County, Wisconsin, USA (Foto links vor 2018, rechts nach Beisetzung von Werner)
vgl. https://de.findagrave.com/memorial/149234693/frieda-froehling - https://de.findagrave.com/memorial/231738944/werner-jacob-froehling  
     
 Beitrag zu Julius Joseph und Herta geb. Fröhling sowie zu Moritz Frohling und Rosalia geb. Meyer: Zwei zunächst glücklich verlaufene Emigrationen endeten tragisch    
     
Ehepaar Julius Joseph und Herta geb. Fröhling 
      bei ihrer Hochzeit in Hohensolms
    
 Julius, Herta und ihr Sohn Marcel Joseph.
Foto: Jean Joseph, Brüssel 
 
Moritz Fröhling und Rosalia geb. Meyer – 1939 in der
Gemeinde Leopolsburg (Belgien) aufgenommen.
 Quelle: Franz G. Bell

Thür/Walhorn. Als für das Thürer Jubiläumsbuch 2012 über das Leben der einst hier lebenden Juden recherchiert wurde, da war selbst in Gesprächen mit einigen Zeitzeugen über die Familie Fröhling noch nicht allzu viel bekannt. Im Archiv der VG Mendig waren auch nur einige Vermerke zu dem in der Hagelstraße angesiedelten Metzger vorhanden. Man musste annehmen, dass Moritz F. zunächst noch die nationalistischen Repressalien gegen die Juden nicht so recht als Bedrohung eingeschätzt hatte, denn noch 1937 nahm er in seinem Betrieb bauliche Veränderungen vor. Doch nach den Pogromen im November 1938 schien es ihm selbst in ihrem ansonsten überschaubaren Dorf persönlich nicht mehr sicher zu sein. Zunächst wurde ihm ein Antrag auf Ausreise wegen Bedenken der Gestapo abgelehnt. Doch dann gelang ihm die Emigration nach Belgien, wo er sich in Astenet, nahe der deutschen Grenze, niedergelassen haben soll. In Thür war damals aber auch bekannt, dass die Familie in späteren Jahren deportiert und getötet worden ist.
Neuere Erkenntnisse. Am 5.11.2022 erschien in der Rhein-Zeitung ein Artikel über eine Stolpersteinverlegung im belgischen Walhorn. Bei der Vielzahl solcher Verlegungen in Deutschland stellte dies allein zunächst mal nichts Besonderes dar. Doch, als man beim Lesen auf die Namen ehemaliger Thürer Juden stieß, wurde dies ein unerwarteter, möglicher Ansatz zur Fortschreibung des 2012er Berichtes. In dem erwähnten Zeitungsartikel waren auch die Veranlasser der Stolpersteinverlegung, Frau M. Kelleter und Herr N. Cormann, aufgeführt, so dass eine Kontaktaufnahme in die Wege geleitet werden konnte. Es hatte sich herausgestellt, dass starke Überschwemmungen im Sommer 2021 auch in der Stadt Vervier der Anlass waren, Akten zu evakuieren. Dabei wurden im dortigen Justizpalast umfangreiche Unterlagen u. a. auch über die ehemaligen Thürer Juden gefunden, die bisher unbekannte Fakten zu deren Schicksal nach der Emigration aus dem Deutschen Reich enthielten. Es erfolgte eine intensive Auswertung der gefundenen Akten durch die beiden Regionalhistoriker.
Familie Herta Joseph geb. Fröhling.
Herta Fröhling (geb. 1912 in Thür) wohnte im hessischen Hohensolms, nachdem sie Julius Joseph, geb. 1906, ebenfalls jüdischen Glaubens, dort geheiratet hatte. Schon 1934 bemühte sich das Ehepaar um Reisepässe und zog im Juni 1937 mit einem Drei-Monats-Visum in die Gemeinde Walhorn, Belgien. Hier erwarben sie ein schönes Anwesen, betrieben dort offenbar erfolgreich Landwirtschaft und einen Viehhandel. 1938 wurde ihr erstes Kind Marcel geboren. Als 1939 Moritz und Rosalia aus Thür ebenfalls nach Belgien emigrierten, verbürgten sie sich die Tochter und Schwiegersohn, die Eltern in ihrem neuen Zuhause aufzunehmen und versicherten, dass diese nicht der Gemeinde zur Last fallen würden.
Julius Joseph geriet 1940 kurzfristig unter Spionageverdacht, so dass er für einige Tage im Gefängnis Lüttich verbrachte. 1941 wurde er von der Gemeinde abgemeldet, nachdem er in das Arbeitslager Walheim bei Stolberg eingeliefert worden war. Im Juni 1942 erfolgte die Deportation nach Majdanek/Sobibor. Am 30.6.1942 überstellte man Julius vom KZ Lublin nach Auschwitz, wo er die Gefangenen-Nr. 43922 zugeteilt bekam. Die Ehefrau Herta Joseph verblieb zunächst in Walhorn. Herta soll aber 1941 oder 1942 noch ein zweites Kind zur Welt gebracht haben, welches sie 'Sohn' nannten, aber aus welchem Grunde auch immer, nicht beim Standesamt angemeldet wurde. Später wurde auch Herta J. deportiert.
Moritz und Rosalia Fröhling geb. Meyer. Im Juni 1939 melden sich die Fröhlings bei der Amtsverwaltung Mendig ab, welche ihnen auch ihre bisherige Thürer Wohnanschrift und gleichzeitig ein bis dahin straffreies Leben bescheinigten. Sicherlich war die Tatsache, dass die Tochter und der Schwiegersohn bereits in Belgien wohnten, auch für Moritz und Ehefrau das Argument, für ihre Emigration ebenfalls das Nachbarland zu wählen. Ende Juni kamen Moritz und seine Frau Rosalia in der Limburgischen Gemeinde Leopoldsburg, Belgien, zur Anmeldung. Doch, da Moritz und Frau hier kein nachweisbares Einkommen deklarieren konnten, wurden sie von der Verwaltung aufgefordert, die Gemeinde zu verlassen. Welch ein Einschnitt: in Thür galt Moritz F. vor seiner Emigration als wohlhabend, denn, so Zeitzeugen, er sei der Erste gewesen, der in Thür ein eigenes Auto besaß.
Doch, wie erwähnt, wurden beide von der Tochter und Schwiegersohn in deren Heim aufgenommen. Hier konnten die Fröhlings noch ein paar Jahre leben, ehe sie dann laut belgischen Zeugen im März 1942 an einem Sonntag aufgegriffen und zum Sammelpunkt nach Aachen, Westpark, gefahren wurden. Ob beide in das Ghetto Litzmannstadt/Lodz eingeliefert wurden, ist nicht bekannt. Aber die Ehefrau Rosalia war mit Sicherheit in diesem Lager, denn eine Karte von dort erreichte die in Belgien noch verbliebene Tochter Herta, in der Rosalia mitteilte, dass sie wie wohl viele andere auch an Kälte und Hunger sterben würden. Rosalia lebte offenbar noch einige Zeit hier, denn eine zweite Karte erreichte die Tochter Herta auch noch zwei Monate später erneut.
Bemerkenswert sind die Aktionen zur Erinnerung im belgischen Walhorn, wo man für eigene und aus Deutschland emigrierte, ehemalige jüdische Mitbürger etliche Stolpersteine setzen ließ. So findet man dort u. a. sechs Steine vor, zwei mit dem Namen der Thürer Fröhlings, vier mit den Daten der Familie Fröhling-Joseph. Doch damit ließen es die Walhorner Akteure nicht bewenden: man wandte sich an die Ortsgemeinde Thür, besuchte diese im Januar 2023, tauschte Erkenntnisse aus und besichtigte, was auch hier - in der ursprünglichen Heimat der Fröhlings – zur Mahnung und Erinnerung errichtet wurde. Blick-aktuell berichtete im Januar d. J. von dem Besuch der Belgier in Thür. Franz G. Bell. 
Der Beitrag erschien im April 2023 in "Blick aktuell":  https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Zwei-zunaechst-gluecklich-verlaufene-Emigrationen-endeten-tragisch-548556.html.  
Zur Verlegung der "Stolpersteine" in Walhorn siehe auch: https://lfv.be/rueckblicke/stolpersteine-in-der-gruppe-walhorn-astenet        

     
     
3. Aus der Familie Kahn    Kottenheim Haus Kahn Burgstr 16.jpg (94926 Byte) Kottenheim Hermann-Joseph Kahn 010.jpg (51701 Byte)
   Das Haus der Familie Kahn - 
Burgstraße 16 (um 1920) 
Hermann-Joseph Kahn (geb. 1866; Foto 
von 1939; nach der Deportation
 umgekommen) 
      
Kahn Wilhelm und Jenny 010.jpg (90207 Byte)   Koblenz Familie Kahn 010.jpg (110107 Byte)  Koblenz Sto Kahn 010.jpg (185974 Byte)
Foto links: Wilhelm Kahn (geb. 1879 in Kottenheim) mit seiner Frau Jenny geb. Salomon (geb. 1888 in Kruft) als Soldat im 
Ersten Weltkrieg. Foto in der Mitte: Wilhelm und Jenny Kahn mit ihren Kindern in Koblenz, von wo Wilhelm und Jenny 1942
 deportiert wurden; die beiden Kinder Margot und Rudolf konnten mit Kindertransporten nach England gebracht werden. 
Rechts "Stolpersteine" für das Ehepaar in Koblenz vor dem Haus Rizzastraße 22 (Fotos links und Mitte: privat, rechts: Franz G. Bell) 
vgl. Beitrag von Franz G. Bell zur Geschichte der Familie von Wilhelm Kahn (vgl. Lit.) 
     
     
     
     
     
 Sammelort für die jüdischen Personen 
aus der Mayener Region im Frühjahr 1942,
 vor der Deportation "in den Osten": die
 Reiffsmühle im Nettetal in Mayen 
Mayen Reiffsmuehle 010.jpg (52735 Byte)     
   Im Nebengebäude bzw. in der Scheune der
 Reiffsmühle wurden die jüdischen Personen
 vor der Deportation vorläufig untergebracht
 
     
Auf dem Weg in die Deportation (Juli 1942) 
(Quelle: Stadtarchiv Mendig; erhalten über Franz G. Bell) 
 Mendig Kottenheim Deportation 1942.jpg (153318 Byte)  
  Die letzten jüdischen Einwohner aus Niedermendig und Kottenheim (Sophie Kahn) auf dem Bahnhof in Mendig, von links: Moses Eggener, Juliane Löwenstein geb. May, Sophie Kahn und Ehepaar Simon Mayer; alle fünf wurden über Trier - Köln am 27. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und sind umgekommen (bzw. in Vernichtungslagern ermordet)   
     
     
Gedenken in der Gedächtniskapelle 
in Kottenheim
     
   Kottenheim Kapelle 040.jpg (219327 Byte) Kottenheim Kapelle 041.jpg (142120 Byte) Kottenheim Gedenken 010.jpg (126933 Byte) 
Die Gedächtniskapelle auf dem 
alten Friedhof in Kottenheim; 
die Kapelle wurde in der Zeit nach dem 
Ersten Weltkrieg gestiftet.    
 Gedenken: "Aus der Familie Gottschalk:
 Gustav, Berta, Hilde, Markus, Klara, Roni,
 Kurt / Benjamin und Hedwig / Aus der
 Familie Levy: Fritz und Meta" 
Die obige Tafel wurde 2009 neben den in der
 Kapelle bereits 1954 eingetragenen 11
 Namen von umgekommenen jüdischen
 Personen der NS-Zeit angebracht  
     
Tafel WKahn und JKaufmann 010.jpg (109248 Byte)    
Tafel für Wilhelm Kahn (19.11.1879 - Mär.April 1942 
im Lager Sobibor) und für Johanna Kaufmann geb. Gottschalk
 (29.4.1874-  Mär.Apr.1942 im Lager Sobibor) 
Die Tafel wurde im Nov. 2014 angebracht 
  Presseartikel von Elvira Bell vom
3. September 2009: "Gedenktafel erinnert
an jüdische Schicksale"  zur Anbringung der
Gedenktafel für Marta Goldschmidt geb. Gottschalk,
 Sophie Kahn und Hermann-Joseph Kahn (siehe oben)  
     
     
Neue Gedenkstätte für die Synagoge (2015)  
(Fotos und Artikel erhalten von Franz G. Bell) 
     
Thuer Gedenkstein 2015 020.jpg (169235 Byte) Thuer Gedenkstein 2015 021.jpg (150288 Byte) Thuer Gedenkstein 2015 022.jpg (108704 Byte)
 Am 3. Mai 2015 eingeweiht: Gedenkstele für die Synagoge der Gemeinde Thür. Foto links auch in höherer Auslösung.     
     
Thuer Gedenkstein 2015 023.jpg (165776 Byte) Thuer Gedenkstein 2015 024.jpg (169724 Byte)  
 Trotz Regenwetter waren viele Interessierte 
zur Einweihung der Gedenkstätte gekommen  
   
Der katholische Pastor Ralf Birkenheier aus Mendig und der 
Kantor der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz Josef Pasternak 
bei der Einweihung der Gedenkstätte  
 
     
Thuer Gedenkstein PA RZ 22042015.jpg (508803 Byte) Thuer Gedenkstein PA BA 18-19 2015.jpg (228272 Byte) Thuer Gedenkstein PA BA 18-19 2015a.jpg (230087 Byte)
Artikel von Elvira Bell in der "Rhein-Zeitung" vom 22. April 2015: 
"Ort der Erinnerung an jüdische Mitbürger geplant"  
Artikel in "Blick-aktuell" Mendig Nr. 18/2015 vom 29. April 2015 und Nr. 19/2016 vom 6. Mai 2015  
 (Krupp Verlag Sinzig), Bericht vom 6. Mai 2015 auch als pdf-Datei eingestellt   
     

   
    
Links und Literatur   

Links: 

bulletWebsite der Verbandsgemeinde Mendig   

Literatur:  

bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 363-364 (mit einer weiteren Literaturangabe).  
   
Zur Geschichte der Kottenheimer und Thürer Juden - Beiträge von Franz G. Bell:
   
bulletFranz G. Bell: Gegen das Vergessen. Jüdische Tragödie jährt sich das 60. Mai. Opfer des Holocaust: im Gedenken an die ermordeten Kottenheimer jüdischen Glaubens. In: Mayener Stadtzeitung Nr. 13/2002 vom 27.3.2002. Online zugänglich
bulletders.: "Sie lebten mitten unter uns...!" In memoriam an elf Kottenheimer Bürger jüdischen Glaubens, die vor 60 Jahren deportiert wurden. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel. Beilage der Rhein-Zeitung 50. Jahrgang Nr. 4 April 2002. Online zugänglich.  
bulletders.: "...Kottenheim ist nunmehr (nach dem 14. April 1942) judenfrei". Im "Wochenspiegel" vom 5. September 2007. Online zugänglich
bulletders.:  Am "lange Daach" gab es Matze. Synagogengesellschaft verband Jude in Thür und Kottenheim bis zur Deportation 1942. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel Beilage der Rhein-Zeitung 56. Jahrgang Nr. 11 November 2008. Online zugänglich.
bulletders.: Was geschah mit "Jüde Gustav", "Jüde Benny" und ihren Familien? Kottenheimer Juden und ihr Schicksal 1942.  Der anlässlich des Kottenheimer Jubiläums 2008 (1000 Jahre urkundliche Ersterwähnung des Ortes) erstellte Beitrag ist online zugänglich (pdf-Datei).  
bulletders. (Ergänzung zum obigen Beitrag):  "Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot". Eine Erinnerung an die jüdischen Geschwister Sophie und Hermann-Joseph Kahn. Dieser Beitrag ist online zugänglich (pdf-Datei)  
bulletders. (Ergänzung zum obigen Beitrag):  "Das erfahrene Leid blieb in den Gedanken" - ein weiteres Opfer der Nazi-Zeit wurde erst jetzt hier bekannt.  
Dieser Beitrag ist online zugänglich (pdf-Datei)  
bulletders.: Biographische Angaben: "Ehemals jüdische Mitbürger in Kottenheim - in der Nazi-Zeit deportiert" (Stand: 11.5.2022; eingestellt als pdf-Datei). 
bulletders.: Beitrag über das Schicksal von Wilhelm Kahn aus Kottenheim: "März 1942: Koblenzer Juden-Transporte ins KZ Izbica/Polen - eine der betroffenen Personen hatte Kottenheimer Wurzeln" (pdf-Datei). 
bulletders.: Erinnerungen an die Thürer Juden. Beitrag für die Thürer Dorfchronik 2012. Als pdf-Datei eingestellt.    
bulletders.: "...Die Eltern in der Gaskammer ermordet und im Hochofen verbrannt" - Auch Johanna Gottschalk aus Kottenheim teilte das Schicksal vieler Juden (eingestellt am 15.6.2012 als pdf-Datei). 
bulletders.: "Nach den November-Pogromen 1928 wurden auch in der Osteifel Juden verhaftet. 'Schutzhaft' für Fritz und Markus im KZ Dachau" Beitrag in: "Blick aktuell" vom 4.11.2014. 
bullet Thuer Eugen Mayer.jpg (67736 Byte)ders.: "Wie eine intime mitmenschliche Beziehung zur 'Rassenschande' werden könnte. Der Thürer Jude Eugen Mayer durchlitt als 'Rassenschänder' drei Konzentrationslager der Nazis. Beitrag erschien am 26.1.2016 in "Blick aktuell. Ausgaben Mendig und Vordereifel/Mayen" vom 16.6.2015. (eingestellt als pdf-Datei; Quelle für das Foto: Stadtarchiv Mendig)    
bullet Kottenheim Helmut Mayer KZ 1944.jpg (48711 Byte)ders.: "Das Geheimnis von Erlösung heißt Erinnerung" - Hellmuth Mayer überlebte Auschwitz und Buchenwald - in jungen Jahren im KZ. Beitrag über Hellmut Mayer (1922-1995) erschien in "Blick aktuell. Ausgaben Mendig und Vordereifel/Mayen (eingestellt als pdf-Datei).  
Bild: Hellmuth Mayer am 13.1.1944 - Tag der Registrierung - im KZ Buchenwald (Archiv Franz G. Bell). 
bulletders.: Nach 1933 gab es kein ruhiges Leben mehr. Wie Juden in der NS auch in Kottenheim in der Eifel drangsaliert wurden. Beitrag erschien in der Rhein-Zeitungs-Beilage "Heimat zwischen Hunsrück und Eifel" im September 2019.      
bullet
K800_Thuer_mit_Logo_900_Kopie.jpg (84212 Byte) 
Zum Jubiläumsjahr "900 Jahre Thür" erschien 2012 von 
Franz G. Bell:   
Erinnerungen an die Thürer Juden
. Beitrag für die Thürer Dorfchronik 2012. Als pdf-Datei eingestellt..          
bullet ders. in "Blick-aktuell" Mendig vom 18. Mai 2021 über "Neuere Erkenntnisse von ehemaligen Thürer Juden..."  
Link zum Artikel   -  Textabbildung      Artikel ist auch als pdf-Datei eingestellt.  
Links Foto von Leopold Fröhling aus Thür (Quelle: Sammlung Monika Metzler)     
bulletders. in "Blick-aktuell" Mending vom 14. Juli 2021 über "Als im Krieg vor 80 Jahren die Rohstoffe" knapp wurden.  Link zum Artikel   Artikel ist auch als pdf-Datei eingestellt  
Darin zur Deportation der Juden aus Kottenheim: "In der Schulchronik hatte man festgehalten: 'Am 14. April 1942 erfolgte der Abtransport der hiesigen vier Judenfamilien (11 Personen) nach dem Osten. (…) Zum Vermögensverwalter wurde der Amtsbeigeordnete Ottes bestimmt. (…) Nun ist der Kreis Mayen judenfrei'. Doch im Zusammenhang mit den Spinnstoffsammlungen wurde man dann in der Kriegschronik im Juni 1942 noch etwas konkreter und es klingt m. E. im Nachhinein fast wie ein Triumpf, bei den deportierten Juden 'eine gute Ausbeute' an Rohstoffen und Gebrauchsgegenständen gemacht zu haben: '…Am 19. Juni wurden durch einen Beamten des Finanzamtes und den NSV-Beauftragten ( Philipp Ottes, der Verf.) die beiden hiesigen Judenhäuser geräumt. Die brauchbaren Möbel- und Wäschestücke wurden nach Köln gesandt, wo sie Fliegergeschädigten zur Verfügung gestellt wurden. Das Judenhaus in der Bachstraße (Benny Gottschalk) wurde vorläufig an zwei auswärtige Familien (Kriegsteilnehmer) vermietet. In das Haus des Gustav Gottschalk in der Junker-Schilling-Straße zieht der Schneidermeister Pg. Josef Lung. Insgesamt wurden aus den beiden Judenhäusern noch etwa 6 Zentner Spinnstoffe herausgeholt, die teils dem DRK, teils der Spinnstoffsammlung überwiesen wurden.' Offensichtlich hatte der Chronist Weppelmann aber die Häuser jeweils mit falschem Eigentümer aufgeführt; Gustav G. wohnte in der Bachstraße und Benny in der Junker-Schilling-Straße. Ob auch die Wohnung des jüdischen Ehepaares Fritz und Meta Levy in der Kirchstraße durchsucht und geräumt wurde, ist in dem Zusammenhang nicht aufgeführt.
bulletders.: Wie die Fröhlings in den USA Fuß fassten. https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Wie-die-Froehlings-in-den-USA-Fuss-fassten-499131.html.  Auch als pdf-Datei eingestellt
bulletders.: In den USA bald auch Fuß gefasst. Neuere Forschungsergebnisse zur Geschichte der jüdischen Familie Froehling aus Thür. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel. Rhein-Zeitung. Januar 2022. Artikel ist als pdf-Datei eingestellt. Familie lebte zuerst in Thür, danach in Mayen.  
bulletders.: Als die Mitbürger jüdischen Glaubens deportiert wurden. Zum Schicksal der jüdischen Familie Markus, Klara, Roni und Kurt Gottschalk (eingestellt als pdf-Datei).     
bulletders.: Dem Tod nah: "Deportations-Zug war pünktlich". Viele Juden aus dem Kreis Mayen fuhren mit Sonderzügen vor 80 Jahren ihrem Ende entgegen. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel (Beilage der Rhein-Zeitung). Ausgabe vom 1. Juli 2022 (eingestellt als pdf-Datei).  
bulletders.: Zwei zunächst glücklich verlaufene Emigrationen verlaufen tragisch. Moritz und Rosalie Fröhling, deren Tochter Herta und ihre Familie wurde deportiert. In: Blick aktuell vom 21. April 2023: https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Zwei-zunaechst-gluecklich-verlaufene-Emigrationen-endeten-tragisch-548556.html  

   
    
n.e.         

                   
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Stand: 30. Juni 2020