Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach) 
Jüdische Friedhöfe 

   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und ihrer Friedhöfe     
    
1. Der mittelalterliche Friedhof  
   
In Rothenburg ob der Tauber bestand bereits seit dem 12. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde mit allen Einrichtungen wie Friedhof, Synagoge, Mikwe und Gemeindehaus. 1180 wird der erste Rothenburger Jude namentlich genannt. Im 13. Jahrhundert lebten 500 bis 600 Juden in der Stadt. Der geistige Führer des damaligen Judentums in Deutschland, Rabbi Meir ben Baruch (um 1220-1293) hatte viele Jahre in Rothenburg seinen Wohnsitz. Bei der Verfolgung durch den Ritter Rindfleisch 1298 wurden 470 Juden der Stadt grausam ermordet; die Leichen auf dem Friedhof verbrannt. Einige Jahre später lebten wieder Juden in der Stadt. 
   
Der mittelalterliche jüdische Friedhof lag außerhalb der ersten Stadtmauer im Norden der Altstadt auf dem Gelände des heutigen Schrannenplatzes (bis ca. 1955 "Judenkirchhof"; bei der Anlegung des Busparkplatzes umbenannt). Er wurde bis zur Vertreibung der Juden aus der Stadt 1520 belegt. Danach wurde er großenteils abgeräumt; die Grabsteine wurden als Baumaterial verwendet. 1589 wurde an der Südseite des ehemaligen jüdischen Friedhofes die städtische "Schranne" (Kornspeicher) errichtet, die als zentraler Lager- und Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte, hauptsächlich Getreide diente. 
Hinweis: An der Eckscheune vom Schrannenplatz zur Heugasse (Richtung Marktplatz) finden sich noch die verwitterten Buchstaben "Judenkirchhof". 
    
1914 wurden 32 Grabsteine am Schrannenplatz bei Grabungen entdeckt, dazu ein Gedenkstein der jüdischen Gemeinde für die 1298 umgebrachten Gemeindeglieder. Ein Teil der Steine befindet sich heute im Reichsstadtmuseum. Einige weitere Steine wurden erst in den vergangenen Jahren bei Baumaßnahmen in der Stadt entdeckt, unter anderem 1989 bei Arbeiten an der Burgmauer, in die Grabsteine eingebaut wurden, teilweise auch in der Mauerabdeckung lagen. Darunter war der älteste bisher bekannte Rottenburger Grabstein aus dem Jahr 1266. Im Bereich der Burg waren (in den 1920er-Jahren?) im Zusammenhang mit dem in der ehemaligen St.-Blasius-Kapelle eingerichteten Lapidarmuseum mittelalterliche Grabsteine aufgestellt worden.
  

Hinweis zu den im Bereich der Burg aufgestellten mittelalterlichen Grabsteinen
(erhalten von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  

Rothenburg Grabsteine 010.jpg (59758 Byte)Aus dem "Führer durch Rothenburg ob der Tauber und Umgebung" von A. Schnizlein/M. Schütz, 17. Aufl. 1936: "Von einer alten Burg kann man auf dieser vorspringenden Bergnase freilich nicht mehr viel entdecken. Denn an der Stelle, wo einstmals die Burg der Grafen von Rothenburg und die 1142 erbaute Hohenstaufenburg gestanden waren, ist heute zumeist eine schattige Anlage mit hohen, alten Bäumen. Von den Gebäuden und Türmen aber, die dieser Raum einst trug, ist nur noch ein bescheidener Rest erhalten: der starke Quaderbau, einstmals das 'Hohe Haus der Herzöge von Franken', das die Burgkapelle beherbergte und seit 1408 gewöhnlich als Blasiuskapelle bezeichnet wird. Die Räume der Kapelle bergen im Augenblicke noch Teile des Lapidarmuseums des Vereins Alt-Rothenburg. Vor der Sud- und der Westwand des wuchtigen Gebäudes sind zur Zeit noch einige Steinfriese und alte, jüdische Grabsteine aufgestellt, deren Verbringung in das Dominikanerinnenkloster allerdings in absehbarer Zeit erfolgen dürfte..."

  
Lage des Friedhofes:  

Rothenburg Plan 015.jpg (82026 Byte) Links: Historischer Plan aus dem "Führer durch Rothenburg ob der Tauber
 und Umgebung" von A. Schnizlein/M. Schütz, 17. Aufl. 1936, mit Eintragung 
des mittelalterlichen "Judenkirchhofes" und der "Judengasse".
      
Lage des mittelalterlichen jüdischen Friedhofes in Rothenburg auf dem 
dortigen Stadtplan: links anklicken und im "Straßenverzeichnis" weiterklicken 
zu "Schrannenplatz"; der links unterlegte Link führt direkt zum "Schrannenplatz"

  
  
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.11.2003; die mit * markierten Fotos sind von Klara Strompf, Aufnahmedatum: Mai 2017)    

Rothenburg Friedhof a152.jpg (93261 Byte) Rothenburg Friedhof a150.jpg (51827 Byte) Rothenburg Friedhof a151.jpg (60110 Byte)   *
 Straßenschild
 
Blick über das frühere Friedhofsgelände
in Richtung Altstadt  
 Panoramabild des
Schrannenplatzes
     
Rothenburg Schrannenplatz 010.jpg (98145 Byte) Rothenburg Friedhof a153.jpg (63367 Byte)
Verwitterte Buchstaben: "Judenkirchhof"
 (Foto: Jürgen Hanke, Kronach, Juli 2009)
Andere Blickrichtung - zur Stadtmauer des äußeren Befestigungsringes
 
     
Rothenburg Grabsteine 156.jpg (81468 Byte) Rothenburg Gedenkstein 150.jpg (81727 Byte)   * Rothenburg Grabsteine 151.jpg (58615 Byte)  *
 Das "Rabbi Meir-Gärtchen" 
vor dem Judentanzhaus
 Gedenktafel des Rothenburger Künstlers 
Peter Nedwahl (im November 2002 angebracht)
   
     
Rothenburg Grabsteine 153.jpg (52822 Byte)  * Rothenburg Grabsteine 152.jpg (55277 Byte)  * Rothenburg Grabsteine 154.jpg (59405 Byte)
Nachbildungen einiger Grabsteine des jüdischen Friedhofes aus dem 14. Jahrhundert.
     
  Rothenburg Grabsteine 155.jpg (44704 Byte)  * Rothenburg Grabsteine 150.jpg (54121 Byte)  *
     
     
Neugestaltung des Platzes 2009 vor dem
 "Judentanzhaus" mit den Nachbildungen
 der mittelalterlichen Grabsteine  
(Fotos von Leo Wirth, Rothenburg,
  http://blogreiter.typepad.com/
Rothenburg Grabsteine 09001.jpg (120923 Byte) Rothenburg Grabsteine 09002.jpg (87013 Byte)
  Die "Rabbi Meir-Gärtchen" genannte Anlage wurde 2009 umgestaltet. Das Gärtchen ist 
seitdem frei zugänglich und besser sichtbar. Näheres über Link zum "Blogreiter" 
     
     
Ältere Fotos 
Fotos: R. Klotz (um 1970):
Rothenburg maGrabsteine 210.jpg (87463 Byte) Rothenburg maGrabsteine 211.jpg (102073 Byte)
     
     
  Rothenburg maGrabsteine 212.jpg (103858 Byte) Rothenburg maGrabsteine 213.jpg (111016 Byte)
  Einzelne Grabsteine 
      
     
Mittelalterliche Grabsteine 
im Reichsstadtmuseum
 
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach, 
Sommer 2009)
Rothenburg Museum Grabsteine 010.jpg (65162 Byte)    
     

     
    
2. Der neue jüdische Friedhof          
   
Die 1875 gegründete jüdische Gemeinde konnte 1890 einen eigenen Friedhof anlegen. Er umfasst heute eine Fläche von 2,96 a. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof schwer geschändet; die Grabsteine wurden entfernt und für profane Zwecke verwendet. Am 26. Mai 1943 wurde er für 310 RM an die Stadt "verkauft". Nach 1945 wurde er von alliiertem Militär beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übertragen, die den Friedhof dem Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern rückerstattete. 1947 errichtete die Stadt Rothenburg neue einheitliche Grabsteine mit Grabeinfassungen. Auf jedem Stein wurde eingemeißelt: Menora - P.T. (in hebräischen Buchstaben, Abkürzung für "hier liegt geborgen") - Name - Geburts- und Sterbedatum sowie die Jahreszahl 1947. Der Friedhof ist von einer Ziegelmauer umgeben. Da die westliche Fläche unbelegt war und nicht mehr zum jüdischen Friedhof gerechnet wird, war diese zunächst mit einem Holzlattenzaum versehen, der 1971 durch eine Steinmauer mit schmiedeeisernem Tor mit zwei Magen David ersetzt wurde.    
    
    
Lage des Friedhofes:   

Lage des jüdischen Friedhofes in Rothenburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und im "Straßenverzeichnis" weiterklicken zu "Parkstraße" oder "Wiesenstraße". Der im Stadtplan nicht eingetragene Friedhof liegt an der Wiesenstraße gegenüber der Einfahrt in die Parkstraße
Der links unterlegte Link führt direkt zur Parkstraße. 

    
    
Fotos vom neuen jüdischen Friedhof
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.11.2003  

Rothenburg Friedhof n150.jpg (44883 Byte) Rothenburg Friedhof n155.jpg (77264 Byte) Rothenburg Friedhof n154.jpg (55086 Byte)
Lage des Friedhofes an der Wiesenstraße Das Eingangstor Die Hinweistafel
     
Rothenburg Friedhof n152.jpg (51621 Byte) Rothenburg Friedhof n151.jpg (80524 Byte) Rothenburg Friedhof n156.jpg (84659 Byte)
Davidsstern am 
Eingangstor
Teilansicht Grabstein für Sara Mann (1875-1933) mit
 Gedenkinschrift für Theodor Mann
   
     
Rothenburg Friedhof n157.jpg (93921 Byte) Rothenburg Friedhof n153.jpg (96601 Byte)  
Teilansichten des Friedhofes; die Grabsteine sind von 1947  
     

    

    

     
    

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Rothenburg ob der Tauber  alternativ: hier anklicken (www.rothenburg.org mit ausführlicheren Seite zur Geschichte der Stadt und den Spuren der jüdischen Geschichte)  
bulletAusführliche Internetseiten auf dem Server der Universität Trier "Zur Geschichte der Juden in Rothenburg ob der Tauber"  
bulletZur Seite über die Synagogen in Rothenburg (interner Link) 
bulletSeite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg über "Hebräische Grabsteine im Rabbi Meir Garten von Rothenburg ob der Tauber"  
bulletSeite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg über "Erinnerung an die Juden in Rothenburg ob der Tauber"         

Literatur:  (ausführliche Literaturliste: hier anklicken)

bulletGermania Judaica Bd. I, S. 311-312; II,2 S.  707-718; III,2 S. 1252-1276.
bulletHarry Breßlau: Zur Geschichte der Juden in Rothenburg ob der Tauber. Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland Band III (1889) S. 301-336. Band IV (1890) S. 1-17.
bulletTheodore Kwasmann: Die jüdischen Grabsteine in Rothenburg. In: Trumah 1 (Hg. M. Elat, M.S. Cohen und Theodore Kwasmann) 1987 S. 7-137.
bulletH. Schmidt: Rothenburg und die Juden. In: Udim 5 (1974/75) S. 155-186.
bulletMichael Trüger: Der jüdische Friedhof in Rothenburg ob der Tauber. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jg. 9 Nr. 61 März 1994 S. 20. 
bulletHilde Merz (Hg.): Zur Geschichte der mittelalterliche Judengemeinde in Rothenburg ob der Tauber. Rabbi Meir ben Baruch von Rothenburg zum Gedenken an seinem 700. Todestag. Rothenburg 1993.
bulletHorst F. Rupp: Die jüdische Gemeinde in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber. In: Hartwig Behr / Horst F. Rupp: Vom Leben und Sterben. Juden in Creglingen. Würzburg 1999. 2001² S. 17-25.
bulletLudwig Schnurrer: Die Juden in den kleineren fränkischen Reichsstädten. In: Reiner A. Müller (Hg.): Reichsstädte in Franken. Haus der bayerischen Geschichte. Aufsätze Band 2. 1987. S. 84-99.
bulletders.: Rabbi Meir ben Baruch von Rothenburg. In: ders.: Rothenburg im Mittelalter. Rothenburg 1997. S.49-62.
bulletOliver Gussmann: Jüdisches Rothenburg ob der Tauber. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2003. 
bulletRothenburg odT Lit 026.jpg (114996 Byte) Geschichte und Kultur der Juden in Rothenburg o.d.'T.  
Hrsg. vom Bezirk Mittelfranken durch Andrea M. Kluxen und Julia Krieger (= Franconia Judaica; Band 7). 
Erschienen im Ergon-Verlag Würzburg 2012. www.ergon-verlag.de  184 S. mit 34 s/w-Abbildungen  18,00 €
ISBN 978-3-89913-927-3   
Flyer mit weiteren Informationen und Bestellformular.  

   

                   
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Stand: 15. Oktober 2013