Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Reistenhausen (Gemeinde Collenberg, Kreis Miltenberg) 
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof   
(erstellt unter Mitarbeit von Leonhard Scherg, Marktheidenfeld) 
       

Zur Geschichte des Friedhofes        
       
Der jüdische Friedhof in Reistenhausen, im Volksmund "Juddekaiphes" genannt, wurde im 16. Jahrhundert an dem danach benannten "Judenrain" angelegt. Er wurde als Verbandsfriedhof auch von den umliegenden jüdischen Gemeinden genutzt. Nach den "Statuten des israelitischen Leichenhofes zu Reistenhausen" von 1875 (siehe unten) gehörten zum Friedhofsbezirk die israelitischen Kultusgemeinden von "Fechenbach, Freudenberg, Mönchberg, Eschau, Sommerau, Hobbach, Klingenberg, Röllfeld, Röllbach, Wörth, Trennfurt und Hofstetten". Nach einem Grundbucheintrag aus dem Jahr 1900 waren zu je ein siebtel Anteil die jüdischen Gemeinden Fechenbach, Röllbach, Eschau, Sommerau, Klingenberg, Wörth und Freudenberg eingetragen. Die jüdische Gemeinde in Reistenhausen bestand selbst nur bis 1826. Der Friedhof ist teilweise mit einer Steinmauer, teilweise mit einem Drahtzaun eingefriedet. Die Friedhofsfläche umfasst 51,70 ar. Auf dem teilweise sehr steil abfallenden Gelände befindet sich im westlichen Teil das jüngere, im östlichen Teil das ältere Gräberfeld.  
  
Die jüdische Ansiedlung in Reistenhausen und Fechenbach soll die erste der gesamten Umgebung gewesen sein. Eberhard Rüdt von Kollenberg, Dorfherr von Fechenbach und einer Hälfte von Reistenhausen erhielt 1555 das Privileg von Kaiser Karl V., Juden in seinen Dörfern aufzunehmen. Ein "Juden Gartten", womit wohl der Friedhof gemeint ist, ist sogar schon in der Dorfordnung von Reistenhausen aus dem Jahr 1542 belegt. Am Judenschutz hielten auch die nach einer Zwischenzeit anerkannten Nachfolger der Rüdt von Kollenberg, die Freiherrn von Reigersberg, ab 1645/48 bzw. 1677 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts fest. Die jährlichen Einnahmen aus dem Judenschutz in Reistenhausen und Fechenbach wurden 1706 mit 20 fl. und aus dem "Judenbegräbnis zu Reistenhausen" auf 5 fl. verzeichnet. Damals gab es allerdings nur zwei Schutzjuden, die in Fechenbach wohnten. 1817 wurden in den Judenmatrikeln 11 Haushalte in Fechenbach und ein Haushalt in Reistenhausen verzeichnet (Goldle, Witwe des Abraham Kolb, Hausierhandel). Nicht in die Matrikel aufgenommen wurden damals drei Juden aus Fechenbach. Die Juden in Reistenhausen gehörten zur jüdischen Gemeinde Fechenbach. 1826 bestand dann aber bereits kein jüdischer Haushalt mehr in Reistenhausen, während die jüdische Gemeinde in Fechenbach bis 1938 fortbestand.  
 
Eine Dokumentation des Friedhofes wird derzeit erstellt und noch in 2020 abgeschlossen (Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken; Johanna Stahl Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, Würzburg vgl. https://www.johanna-stahl-zentrum.de/kooperationen/friedhofsdokumentation/index.html).    
  
  
Die "Statuten des israelitischen Leichenhofes zu Reisenhausen" von 1875 
(übersandt von Leonhard Scherg, Marktheidenfeld) 

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Zum Lesen der "Statuten" bitte Textabbildungen anklicken.  
Die Statuten wurden am 6. Juli 1875 unterzeichnet von: Joseph Bergmann, Fechenbach (Vorstand des israelitischen Leichenhofsbezirkes Reistenhausen), Herz Löb Rosenstock (Röllbach), Isaak Wolf (Sommerau), Löb Strauß (Eschau), Seligmann Fernheimer (Wörth), Mayer Fried (Klingenberg), Jacob Oppenheimer (Hobbach) und Nathan Sommer (Freudenberg).     

   
   
Lage des Friedhofes  
 
Der Friedhof liegt etwa 1 km nordwestlich von Reistenhausen entfernt an einem bewaldeten Hang. Er ist über den aus dem Ort hinausführenden "Zeilweg" erreichbar, ca. 400 m in nordwestlicher Richtung am Petersberg (eingetragen auf dem über die Website der Gemeinde Collenberg s.u. zugänglichen Ortsplan). 
      
Link zu den Google-Maps   
(die Lage des Friedhofes ist durch den grünen Pfeil markiert)  
  
 
Größere Kartenansicht     
   
   
   
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.3.2008; alle Fotos sind in hoher Auflösung eingestellt)  

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Hinweistafel "Zum Judenfriedhof" Eingangstor mit Hinweistafeln"
   
Reistenhausen Friedhof 141.jpg (116727 Byte) Reistenhausen Friedhof 131.jpg (111917 Byte) Reistenhausen Friedhof 129.jpg (116809 Byte)
Vom Eingangstor gelangt der Besuch zunächst auf die Erweiterungsfläche 
des Friedhofes mit den neueren Gräberreihen aus der Zeit des 20. Jahrhunderts 
bis Ende des 1930er-Jahre
Rechts Grabstein für Herz Löb Rosenstock,
 12.3.1849 in Röllbach - 11.3.1929 
in Miltenberg 
   
Reistenhausen Friedhof 126.jpg (106793 Byte) Reistenhausen Friedhof 127.jpg (92576 Byte) Reistenhausen Friedhof 128.jpg (102568 Byte)
   Grabstein für Simon Oppenheimer 
aus Röllbach, 27.3.1844 - 19.7.1917 
Auf der Vorderseite traditionell rein
 hebräisch beschrifteter Grabstein für 
Josef Reiss, 21.2.1880-20.4.1932 
  
     
Reistenhausen Friedhof 123.jpg (127630 Byte) Reistenhausen Friedhof 124.jpg (125841 Byte) Reistenhausen Friedhof 125.jpg (120568 Byte)
   Teilansichten des Friedhofes   
     
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Grabstein in der Mitte datiert 
auf Januar 1845
Teilansichten 
des Friedhofes
    
     
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  "Sterbender Grabstein"   
     
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In Bäume eingewachsene Grabsteine  
   
   Reistenhausen Friedhof 130.jpg (65050 Byte)   
  Schofar und "aufgeschlagenes Buch" für einen Gelehrten, der an den Hohen Feiertagen auch Schofar geblasen hat.  
        

      
      

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Collenberg     

Literatur:  

bulletRobert Bauer: Heimatbuch Reistenhausen mit Kirschfurt. 1965. S. 189-192.     
bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 105. 
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Reistenhausen. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 13. Jahrgang Nr. 77 vom September 1998 S. 31.    
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 236 (zu Reistenhausen).     

   
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013