Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Oberfranken"
   

Marktredwitz (Kreis Wunsiedel)
Jüdische Geschichte

Übersicht:  

Zur Geschichte jüdischer Einwohner     
Berichte zur Geschichte jüdischer Einwohner       
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte jüdischer Einwohner                
    
In Marktredwitz lebten im 19./20. Jahrhundert einige jüdische Personen/Familien, ohne dass es zur Bildung einer selbständigen Gemeinde kam. Die hier lebenden Juden gehörten zur Israelitischen Kultusgemeinde in Hof. 
    
Ein Zuzug in die Stadt war für jüdische Personen erst nach 1861 möglich. Bei den Volkszählungen wurden folgende Zahlen jüdischer Einwohner festgestellt: 1871 ein jüdischer Einwohner, 1880 sechs (0,2 % von insgesamt 2.554 Einwohnern), 1890 acht, 1900 15, 1910 Höchstzahl von 21 (0,3 % von 6.635), 1925 13, 1933 13 jüdische Einwohner. 
     
Als Einrichtung hatte die jüdischen Familien vermutlich einen Betsaal eingerichtet (Angabe nach Ophir/Wiesemann s. Lit. S. 144). Die Toten wurden im städtischen Friedhof beigesetzt (dto.). 
    
Nach 1933. Die nationalsozialistische Machtübernahme wirkte sich sofort auf die wenigen jüdischen Einwohner der Stadt aus. Im März 1933 wurde ein jüdischer Mann verhaftet und schwer verprügelt. Im Januar 1937 bekamen die Lehrer vom Bürgermeister, der zugleich NSDAP-Ortsgruppenleiter war, die Anweisung, die Schüler vor Einkäufen in jüdischen Geschäften zu warnen. Im Februar 1937 wurde der Kaufmann Max Hirschfeld zu einer Geldstrafe von RM 500 verurteilt, da er ein "arisches" Dienstmädchen beschäftigte. Im November 1937 wurde Ernst Eisemann wegen angeblichen Verstößen gegen die Devisenbestimmungen verhaftet. Zwischen 1937 und 1939 konnten sechs der jüdischen Einwohner emigrieren (vier in die USA, je einer in die Tschechoslowakei und nach China). Einer verzog nach Nürnberg, einer verstarb in Marktredwitz. Am 24. April 1942 drei der vier hier noch lebenden jüdischen Einwohner über Bamberg nach Izbica (bei Lublin, Polen) deportiert. Ein in sogenannten "privilegierter Mischehe" lebender jüdischer Einwohner konnte in Marktredwitz bleiben. 
   
Von den in Marktredwitz geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Alfred Davidsohn (geb. 1913 in Fürth, 1935-1939 in Marktredwitz, 1943 nach Auschwitz deportiert), Ernst Eisemann (geb. in Ober-Ingelheim am Rhein 1891, 1943 nach Auschwitz deportiert), Alice Fischer (geb. 1921 in Marktredwitz), Fritz Fischer (geb. 1876 in Marktredwitz, nach Izbica deportiert), Irma Fischer geb. Röhr (1886), Emil Rosenbaum (geb. 1910 in Marktredwitz, später in Nürnberg wohnhaft, von wo aus er 1942 nach Izbica deportiert wurde), Heinz Erich Tuchmann (1911; zu seiner Lebensgeschichte siehe unten).   
  
Nach 1945 lebten einige jüdische Displaced Persons (DPs, Überlebende von Konzentrationslagern, Flüchtlinge aus Osteuropa) in der Stadt. In dem Gebäude Klingerstraße 15 konnten sie einen Betsaal einrichten. Nach dem Wegzug der DPs Anfang der 1950er-Jahre kam das Gebäude in Privatbesitz (heute Pils-Bar Ambiente).
   
   
   
Berichte zur Geschichte jüdischer Einwohner    

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Marktredwitz gefunden.  

 
 
Berichte zu einzelnen Personen  
Über Heinz Erich Tuchmann (1911 - 1944, in Marktredwitz von 1931 bis 1933)       

Tuchmann Sto 180.jpg (107407 Byte)An das Schicksal von Heinz Erich Tuchmann erinnert seit dem 23. März 2010 ein "Stolperstein" vor dem Haus Walther-Rathenau-Straße 33a in Magdeburg (Foto links, erhalten von Michael Müller). 
Heinz Erich Tuchmann ist 1911 in Magdeburg geboren, war als Kaufmann tätig, emigrierte 1933 nach Jugoslawien, 1941 nach Italien und wurde am 23. März 1944 in einer Vergeltungsaktion der SS in den ardeatinischen Höhlen bei Rom erschossen. In Marktredwitz lebte Heinz Erich Tuchmann von März 1931 bis September 1933 und war in dieser Zeit kaufmännischer Angestellter bei der Spiegelglasfirma (Seligmann Bendit & Söhne, Fürth und Marktredwitz). Die Frau seines Onkels Philipp Tuchmann war eine geborene Bendit.  
Weitere Informationen siehe eine ausführliche Biographie von Michael Müller (pdf-Datei)          

          
           

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Marktredwitz  

Literatur:  

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 143-144.
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 217.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 235. 

   
    

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

    

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 17. Februar 2016