Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Koblenz (Rheinland-Pfalz) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
  
Siehe Seite zur Synagoge in Koblenz (interner Link)   
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes 
(Text von  Helene Thill, Koblenz)    
    
Im Jahre 1281 hatte Erzbischof Heinrich von Vinstingen gegen den Willen der Koblenzer Bürgerschaft Juden in der Nähe seiner Burg (Heute: Münzgasse) angesiedelt. Vorher gab es in Koblenz auch schon Juden, was Benjamin von Tudela ebenfalls bestätigt. 
Die Jüdische Gemeinde kaufte im Jahre 1303 vom Koblenzer Bürger Sifrid von Montabur und dessen Ehefrau Mechtild einen halben Morgen Weingarten, in der Mulde gelegen, um ihn als Friedhof zu benutzen. Das Original dieses Kaufbriefes legte die Jüdische Gemeinde während des Prozesses gegen die Familie Umbscheiden im Jahre 1822 vor.
 
Nachdem 1418 die Juden aus dem Erzstift vertrieben worden waren, fiel der Begräbnisplatz an den Kurfürsten und Landesherrn Otto von Ziegenhain, der schon vor seiner Ernennung immer in Geldnöten war. Er gab ihn als Lehen weiter an die Familie des Gotthard Sack von Dieblich, die ihn als Viehweide nutzte. Die Grabsteine wurden als Baumaterial u.a. als Fundament im Anbau des Chores der Koblenzer Liebfrauenkirche benutzt. Bei Grabungen in den Jahren 1962 und 1979 fand man mehrere Leichensteine und befestigte einen an die Innenwand der Liebfrauenkirche. Er trägt die Inschrift: "Zeuge ist dieser Wälzstein und Zeugin die Stele, die aufrichtete der fromme und willige Ehemann zu Häupten der frommen und züchtigen Ehefrau Chana, der Tochter des Herrn Jehuda, die verschied am 8. Tammus, am 6. Tag (= Freitag) 1149 im Garten Eden. Amen. Sela". Somit ist anzunehmen, dass der heutige Friedhof schon vor der Beurkundung existierte, was die Jüdische Gemeinde immer wieder betonte. Nach der Rückkehr im Jahre 1592 erhielten die Juden wieder durch ein landesherrliches Edikt das Recht, einen Totenacker zu erwerben. 
Die jüdische Pietät hat dann dazu geführt, dass der Friedhof gegen eine Abgabe wieder als Begräbnisplatz benutzt werden durfte. Zwischen 1592 und 1657 aber beerdigten die Juden ihre Toten in der Umgebung von Koblenz. So ist z.B. der bekannte Rabbiner R. Wolf Coblenz am 29. Tewet 1610 in Arzheim (heute ein Stadtteil von Koblenz) beerdigt worden (siehe Memorbuch von Koblenz und Memorbuch von Ehrenbreitstein). Am 23. Juni 1638 bestätigt das Domkapitel den Vertrag mit Anna Margaretha von Moelmaritz, wonach der "Kirchhof" den Juden zurückgegeben wird; dafür zahlt die Gemeinde 9 Gulden (4 Taler) an den Kellner von Koblenz. 
 
Erst nach Abschluss des Vertrages mit der Familie Schütz von Holzhausen, welche am 8. Dezember 1655 mit dem Grundstück belehnt worden war, ist der Platz wieder als Friedhof benutzt worden. Für jede Leiche musste jetzt bezahlt werden und zwar 2 Florin für die Leiche eines Erwachsenen und einen Florin für die eines Kindes, obgleich der Friedhof eigentlich Eigentum der Jüdischen Gemeinde war. Mehrfach gab es deswegen Prozesse: z.B. in den Jahren 1746 und 1775, in welchen die Gemeinde zur Zahlung angehalten wurde. 
  
Am 23. Mai 1668 übertrug der Erzbischof Carl Casper, der den Friedhof für eine andere Sache eingetauscht hatte, diesen auf den Kanonikus Langmehser und die Erben des G. Gamen. 
  
Als nach der Französischen Revolution die Franzosen in Koblenz die Herrschaft übernahmen und der letzte Kurfürst Clemens Wenzeslaus, ein Sohn August des Starken von Sachsen, nach Augsburg geflüchtet war, wurde die Zahlung der Friedhofsabgabe durch das napoleonische Dekret vom 9. Vendemiare XII (= 1805) abgeschafft. 
  
1822 verklagte die Familie Umbscheiden, welche sich als Eigentümerin des jüdischen Friedhofes betrachtete, die Gemeinde auf Nachzahlung und Weiterzahlung der Abgaben. Der Prozess aber wurde zu Gunsten der Jüdischen Gemeinde entschieden. 
Moses Seligmann, Vater des späteren Koblenz-Kölner Bankiers Leopold Seligmann hatte 1803 für 1200 Frc. neben dem Friedhof noch eine Domäne für die Jüdische Gemeinde dazugekauft, welche 1831 zur Hälfte wieder verkauft wurde, weil mit dem Erlös das Krankenhaus in der Görgenstraße finanziert werden sollte.
Auf dem Friedhof beerdigten bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch die an der Mosel wohnenden Juden aus Dieblich, Kobern usw. ihre Toten. 
 
Am 6. November 1880 wurde Rabbiner Lewin beauftragt, alle noch lesbaren Grabsteine aufzunehmen und zu nummerieren. Diese Arbeit war am 19. Mai 1885 beendet. Ein Beerdigungsbuch, das seit dieser Zeit bis 1942 geführt wurde, befindet sich heute in Jerusalem. 
  
1922 errichtete die Jüdische Gemeinde auf dem Friedhof ein Ehrenmal mit den Namen von 23 Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Dieses wurde zwischen 1940 und 1945 vollständig zerstört. Seit 1947 steht an dieser Stelle ein Denkmal ohne Namen für die in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Koblenzer. 
 
Da der jüdische Friedhof 1922 voll belegt war, hat man eine Hälfte des Grundstücke fast 2 Meter hoch mit Erde aus einem Baugebiet in Koblenz-Lützel aufgeschüttet. Die alten Grabsteine begrenzte bis ungefähr 1941 die Kastanienallee im Mittelteil des Totenhofes. 
Diese Grabsteine verarbeite man zum Teil während der NS-Zeit zu Treppenstufen für das Nationalsozialistische Mütterheim in Koblenz. Auf Befehl der französischen Besatzungsmacht wurden die noch sichtbar beschriebenen Steine nach 1945 aus den Treppenstufen herausgelöst und auf den Friedhof zurückgebracht. Andere Grabsteine, wie z.B. der von Rabbiner Dr. Moritz Singer, wurden von Steinmetzen bearbeitet und dabei die obere hebräische Inschrift abgeschliffen (Anmerkung: Moritz Singer ist der Vater von Dr. Kurt Singer, Abiturient des Koblenzer Göttesgymnasiums, Leiter des Jüdischen Kulturbundes / Berlin während der BS-Zeit). Der letzte Koblenzer Rabbiner war Dr. Max Vogelstein von 1935 bis 1937. 
 
Heute steht der Friedhof unter Denkmalschutz. Der älteste Grabstein ist der von Coblenz Simeon, Sohn des Saul Benjamin, gestorben am 24. Adar 5417 (= 1657), der im Memorbuch von Ehrenbreitstein verzeichnet ist. 
  
  
Aus der Geschichte des Friedhofes     
Grabsteine des Friedhofes wurden in der NS-Zeit zum Hausbau verwendet (1950)      

Artikel in der "Zeitschrift "Der Aufbau" vom 1. September 1950: "Jüdische Grabsteine als Treppenpflaster. 'In Koblenz sprechen die Steine nicht, sie schreien', schreibt ein Besucher der Stadt. Unter Hitler wurde in der Vorstadt Lützel ein sogenanntes Frauenschaftshaus erbaut, das die Bombardements überstanden hat. Es ist ein ungewöhnlich prächtiges Gebäude im Nazistil. Als der Besucher, Mordechai Bernstein, die Treppen hochstieg, sah er, dass sie mit jüdischen Grabsteinen gepflastert waren. Voller Empörung las er Inschriften wie 'Ruhe in Frieden', 'Ruhe in Eden'. Bernstein wurde sofort bei den Behörden vorstellig, denen es nach fünf Jahren noch nicht eingefallen war, die Grabsteine wieder auf den Friedhof zu bringen. Die Stadtverwaltung Koblenz hat bisher nichts unternommen, um die Schändung wieder gut zu machen."           

   
   
Interner Link:  Dokumentation des jüdischen Friedhofes von Dieter Peters (pdf-Datei)   
   
Hinweis: in der ehemaligen Trauerhalle des Friedhofes wurde nach 1945 die Koblenzer Synagoge eingerichtet, siehe Seite zur Synagoge in Koblenz.    

   
   
Lage des Friedhofes    
  
Schlachthofstraße 5/Schwerzstraße  

Lage des jüdischen Friedhofes in Koblenz auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und im 
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu "Friedhof, jüd."

  
  
Fotos
 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 18.8.2006)  

Koblenz Friedhof 116.jpg (78436 Byte) Koblenz Friedhof 110.jpg (111065 Byte) Koblenz Friedhof 114.jpg (112092 Byte)
Hinweistafeln am Friedhofseingang Teilansichten
     
Koblenz Friedhof 112.jpg (116039 Byte) Koblenz Friedhof 100.jpg (100766 Byte) Koblenz Friedhof 115.jpg (116183 Byte)
Teilansichten Segnende Hände der Kohanim
     
Koblenz Friedhof 113.jpg (73088 Byte) Koblenz Friedhof 111.jpg (126330 Byte)   
Grabstein für Dr. Moritz Singer, 
Rabbiner in Koblenz (1854-1900)
Grabstein für Salomon Friedberg, Lehrer 
und Kantor in Koblenz (gest. 1905)
  
     
Koblenz Friedhof 103.jpg (81953 Byte) Koblenz Friedhof 102.jpg (82883 Byte) Koblenz Friedhof 104.jpg (96531 Byte)
Grabsteine aus der Zeit von 1657 bis 1838, aufgereiht in der Kastanienallee
  
Grabstein für Josef Landau, gest. 25.9.1831, 
mit Levitenkanne
      
Koblenz Friedhof 109.jpg (128850 Byte) Koblenz Friedhof 107.jpg (143320 Byte) Koblenz Friedhof 108.jpg (98611 Byte)
Drei Fotos zu den neueren und neuesten Gräber  
    
Koblenz Friedhof 105.jpg (107077 Byte) Koblenz Friedhof 106.jpg (103362 Byte) Koblenz Friedhof 101.jpg (90596 Byte)
Denkmal für die in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Koblenzer  Gedenkinschriften im Eingangsbereich 

   
   

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Koblenz   mit Informationsseite zur jüdischen Gemeinde Koblenz 
Zur Seite über die Synagoge in Koblenz (interner Link)  
Interner Link: Dokumentation des Friedhofes von Dieter Peters (pdf-Datei)   

Literatur / CD:  

Germania Judaica II,1 S. 407-414, III,1 S. 624-632. 
Rheinland Friedhoefe Lit 015.jpg (264329 Byte)Maren Heyne: Stille Gärten - beredte Steine. Jüdische Friedhöfe im Rheinland. Bonn 1994 S. 119-122.  
Koblenz Friedhof CD.jpg (19909 Byte)Norbert A. Heyeckhaus: Koblenz - Neuwied. Eine fotografische Gesamtdokumentation der Friedhöfe Koblenz und Neuwied-Niederbieber. Nähere Informationen.  

     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 28. März 2014