Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Jugenheim (VG Nieder-Olm, Kreis Mainz-Bingen) 
Jüdischer Friedhof 
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
    
Siehe Seite zur Synagoge in Jugenheim (interner Link) 
  
  
Zur Geschichte des Friedhofes   
  
Der jüdische Friedhof in Jugenheim wurde spätestens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. Auf ihm wurden die in den Gemeinden Jugenheim, Essenheim (bis 1877), Nieder-Saulheim (bis 1926), Partenheim, Vendersheim und Stadecken verstorbenen jüdischen Personen beigesetzt, bis ein Teil dieser Orte eigene Friedhöfe anlegte. Der älteste lesbare Grabstein ist aus dem Jahr 1781, der jüngste von 1935. Die Friedhofsfläche umfasst 32,08 ar. Der Friedhof wurde bereits 1885 (siehe Bericht unten), aber auch 1978 und 1980 geschändet. Es sind nach einer neueren Dokumentation 187 Grabsteine erhalten sowie Grabsteinfragmente.     
    
     
Nennung der Chewra Kadischa der den Jugenheim belegenden jüdischen Gemeinden   (1869)  
Anmerkung: bei der Chewra Kadischa handelt es sich um einen Beerdigungsverein (bzw. Beerdigungs-Bruderschaft), der sich um alle Fragen bei einem Sterbefall und einer Beisetzung gekümmert hat. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa.    

Innerhalb einer Anzeige zum Dank für Spenden zur Unterstützung der notleidenden (jüdischen) Glaubensgenossen in West-Russland in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1869: "Die Chebra-Kadischa von Partenheim, Jugenheim, Fendersheim (= Vendersheim), Niedersaulheim, Stadecken und Essenheim ... fl."    

   
Friedhofschändung (1885)  

Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1885: "In Jugenheim (Rheinhessen), wurden von böswilliger Hand auf dem israelitischen Friedhofe viele Grabsteine demoliert. Die Untersuchung ist eingeleitet."  

   
    
Lage des Friedhofes 
   
Der Friedhof liegt westlich des Ortes. 
 
Link zu den Google-Maps   
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  

Größere Kartenansicht    
   
   
Fotos:
(Fotos: Stefan Haas, vgl. Fotoseite https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp-v/  (Fotos von 2017))  

 Blick vom Friedhof auf Jugenheim  Teilansicht des Friedhofes  Teilansicht des Friedhofes
     
 Reihe entlang des Zaunes (rechts)
 
  
 Grabstein für Bertha Kahn (1870-1905)
und Lina Kahn (1874-1903) 
(Töchter des Naftali)
 Grabstein für Hermann (Naftali Bar Mosche) Vogel
aus Jugenheim (1940-1908); das Symbol des Schofar
weist ihn als Schofar-Bläser aus  
      
   Grabstein mit den "segnenden Händen"
der Kohanim 
  Grabstein für Ferdinand Blatt
(1836-1926)
 Grabstein für Emma Vogel geb. Neumann,
Frau des Sigmund Vogel aus Nieder-Saulheim
      
  Grabstein für Emilie Neumann geb. Kahn
(geb. 1871 Geinsheim, gest. 1927 Stadecken)
 Grabstein für Emanuel Urnstein
(1860-1927)
 Grabstein für Elise Urnstein geb. Kahn
(1868-19..)
     
 Grabstein für Juliana Blatt
geb. Behrmann
(gest. 1914)
 Der Grabstein zeigt Spuren
gewaltsamer Zerstörung
 Teilansicht des Friedhofes
  
     
  Grabstein für Marie Goldmann gen.
Johanna aus Essenheim (1828-1868)
  Grabstein für Damasus Goldmann
aus Essenheim (1812-1873)
  Grabstein für David Neumann (1798-1875) und
Bette Neumann geb. Israel (1808-1875?)
     
  Grabstein für Nanette Goldmann geb. Mayer
(geb. 1822 Ober-Olm, gest. 1852 Essenheim)
  Die älteren Grabsteine sind
noch hebräisch beschriftet
  Grabstein für Leopold Vogel II.
aus Nieder-Saulheim
     
 Grabstein für Elias Teutsch  Teilansicht des Friedhofes   Teilansicht des Friedhofes
     
 
 Teilansicht des Friedhofes  Blick vom Friedhof auf Jugenheim  

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

November 2019: Vorträge zum jüdischen Friedhof Jugenheim      
Artikel von Andrea Krenz in der "Allgemeinen Zeitung" vom 11. November 2019: "Uralte Gräber auf jüdischem Friedhof Jugenheim erhalten
In dem rheinhessischen Ort befand sich einst ein zentraler jüdischer Friedhof. Drei Forscher befassen sich mit seiner Historie und hielten eine Vortrag im Helferich-Haus. Er war gut besucht.
JUGENHEIM -
Heilig und unantastbar sei den Juden der Friedhof, das stellte Dr. Wolfgang Hoppe zu Beginn des Vortrags 'Der jüdische Friedhof Jugenheim' fest. Er machte damit zugleich klar, wenn es um die systematische Erfassung der jüdischen Grabstätten auf der Gemarkung 'Gutding', einst jüdischer Zentralfriedhof der Region, geht, dann geschieht dies allein deshalb, die teils uralten Gräber zu erhalten, zu erforschen und sie mit dem ehemals jüdischen Leben in Jugenheim in Relation zu setzen.
Hoppe beschäftigt sich gemeinsam mit der Kennerin alter Schriften, Dr. Anke Joisten-Pruschke von der Uni Mainz, und Wolfhard Klein, Chronist und Journalist aus Jugenheim, seit dem Frühjahr mit dem Friedhof. Erste vorläufige Ergebnisse der Arbeit stellte das Trio jetzt im Franz-Josef-Helferich-Haus vor. Gespannt lauschten die zahlreich erschienenen Gäste auch aus den Nachbargemeinden dem Vortrag. 187 Grabsteine, zehn Doppelgräber, 20 Bodenartefakte und 9 weitere Fundstücke seien kartiert worden, weiteres ist auf den vermeintlich freien Flächen des Friedhofs im Boden zu vermuten. Das älteste 'sichtbare' Grab sei aus dem Jahr 1781, das jüngste von 1935, sämtliche Gräber seien nach Südosten, also nach Jerusalem ausgerichtet. Aber auch von Grabsteinen, die die Assimilation der Juden an das Christentum deutlich machen und anderen, die das strenge Festhalten am jüdischen Glauben dokumentieren, erzählen die Referenten. Faszinierend für Joisten-Pruschke ist vor allem die Tatsache, dass die hebräischen Inschriften, die fast schon poetisch Geschichten zu dem dort Beerdigten erzählen, teils mit aramäischen Wörtern gespickt sind. Sie zeigt viele Fotos und ihre Begeisterung für die Schriften ist ihr auch im Referat deutlich anzumerken. 'Aramäisch zwischen dem Hebräischen, das ist äußerst selten', wunderte sie sich über derartige Funde in Jugenheim. Sie vermutet deshalb einen starken Einfluss aus Mainz, wo es große jüdische Gelehrtenschulen gegeben hat. Hoppe zeigt Bilder, berichtet von der Anordnung der Grabsteine und geht auf zeitliche Besonderheiten ein. Die ganz alten Steine sind aus Sandstein mit Rundbogen, modernere Steine sind aus Granit, stellen oft Obelisken dar. Untypisch für jüdische Gräber und wieder ein Zeichen für die Anpassung an das Christentum sind Einfassungen, erfahren die Zuhörer. Manche der neueren Steine haben eine deutsche Übersetzung auf der Rückseite, andere vorne, auch dies ein Hinweis für die Assimilation. Klein berichtet schließlich aus den Funden in Büchern, Urkunden und Amtsblättern und verbindet so das ehemalige jüdische Leben Jugenheims mit dem, was sich bereits vom Friedhof mit seinen Grabmalen und Inschriften ablesen lässt. Nur wenige waren im Handwerk tätig, die Vielzahl der jüdischen Grundstücke einst erklärt sich daraus, dass einige als Grundstücksmakler arbeiteten. Aber auch im Weinhandel waren sie tätig, viele Großfamilien gab es, nach und nach aber wurde die jüdische Gemeinde kleiner, zuletzt berichten die Chroniken von Verfolgung, Auswanderung, Flucht. "  
Link zum Artikel 

    
      

Links und Literatur

Links:  

bullet Website der Gemeinde Jugenheim   
bullet Website der VG Nieder-Olm   
bulletFotos zum jüdischen Friedhof Jugenheim auch in der Website von Stefan Haas: https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp-v/  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. 1971 Bd. I,413-414.        

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020