Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zur Übersicht "Synagogen im
Kreis Vulkaneifel (ehem. Kreis Daun)"
Jünkerath mit
Stadtkyll und Lissendorf (VG
Obere Kyll, Kreis Vulkaneifel)
Jüdische Geschichte / Betraum
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Jünkerath bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis nach 1933, zu der die in Schüller-Jünkerath und Glaadt-Jünkerath
sowie die in Stadtkyll, Lissendorf
und Dollendorf lebenden jüdischen Personen
gehörten. Diese sind erst nach 1870 zugezogen, nachdem Jünkerath durch den
Anschluss an die Eisenbahn einen raschen Aufschwung genommen hatte (die
Eifelbahn Köln - Trier wurde 1871 fertiggestellt).
1877 erwarb Hermann
Rothschild, zuvor Metzger in Baasem (Gemeinde Dahlem, Kreis Euskirchen) von
der Jünkerather Gewerkschaft ein Grundstück in der Bahnhofstraße und
errichtete hier ein Wohnhaus mit angeschlossener Metzgerei (Firma H.
Rothschild), aus der alsbald eine expandierende Großschlachterei wurde.
1901 wurde eine Zweigniederlassung auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn (heute
Belgien) errichtet. Auch die Söhne Norbert und Julius erlernten das
Metzgerhandwerk. Hermann Rothschild ist 1906 gestorben (siehe Bericht unten). Im
Ersten Weltkrieg
werden u.a. die kaiserlichen Truppen in Elsenborn beliefert. In Köln bestand
eine Zweigniederlassung (Import-Großhandel in Fleisch- und Fettwaren, sowie
Lebensmittel aller Art und Fleischkonservenfabrik).
Über die weitere Geschichte der Brüder Rothschild in Köln siehe den Beitrag
von Ralf Gier s. Lit.
Die Zahl der jüdischen Einwohner in Jünkerath entwickelte sich wie
folgt: 1896 und 1905 je zehn jüdische Einwohner, 1911 19 jüdische
Einwohner (davon fünf in Glaadt), 1925/26 zusammen 23 jüdische Einwohner. In
den Orten Stadtkyll, Lissendorf und Dollendorf waren es nur einzelne
Personen/Familien. In Lissendorf gab es die Viehhandlung Rothschild (derselben
Familie wie in Jünkerath). In Stadtkyll lebte u.a. Mar Rothschild (1887-1915),
dessen Grab auf dem jüdischen Friedhof Gerolstein liegt. In Glaadt lebte
Familie Nathan Marx mit Frau und zwei Töchter; er war als Viehhändler
tätig.
An Einrichtungen bestand ein Betraum (s.u.) und ein
Friedhof.
1932 werden als Gemeindevorsteher der "Betgesellschaft"
genannten Gemeinde Norbert Rothschild (Stadtkyll) und Samuel Lorig
genannt (vgl. Beitrag unten über Literaturliste: Michael Meyer: Die
Jünkerather jüdische Familie Lorig).
1933 lebten noch 20 jüdische Personen in Jünkerath. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So emigrierte die Familie
Samuel Lorig (fünf Personen) Ende 1937 in die USA. 1937/38 waren noch etwa 12
jüdische Personen am Ort. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die beiden
Wohnungen der noch am Ort lebenden jüdischen Familien überfallen und
verwüstet. 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner
deportiert.
Von den in Jünkerath geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Erna Kaufmann geb. Marx
(1908), Alice Marx (1911), Bruno Marx (1912), Jakob Marx (1914), Ruth Marx
(1910), Siegmund Marx (1891), Henriette Meier geb. Marx (1907), Friedrich
Rothschild (1890), Norbert Rothschild (1878), Else (Elsa) Stern geb. Rothschild
(1891).
Aus Stadtkyll sind umgekommen: Herbert Friedemann (1915), Rosalie
Friedemann geb. Rothschild (1873), Rosemarie Meier (1932), David Rothschild
(1879), Josef Rothschild (1879), Norbert Rothschild (1876).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Hermann Rothschild aus Jünkerath (1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1906:
"Jünkerath in Rheinpreußen. Der Gemeinderat von Glaadt, der
Vorstand des Jünkerather Krieger-Vereins und der Vorstand der
Jünkerather Schützen-Gesellschaft veröffentlichen folgenden
Nachruf:
'Am 9. März 1906 starb auf einer Geschäftsreise in Trier infolge eines
Nervenschlages der Metzgereibesitzer und Militär-Lieferant
Hermann Rothschild aus Jünkerath, Veteran von 1870/71.
Seit vielen Jahren Mitglied des Gemeinderats zeichnete ihn eine genaue bis
ins einzelnste gehende Kenntnis der wirtschaftlichen Verhältnisse aus,
wie sie nur ein Mann besitzen kann, der in ihnen selbst groß geworden
ist; ebenso ein ausgeprägter Rechtssinn, der jedem das Seine zudachte und
gab, verbunden mit einem hohen Nationalgefühl, welches in
unverbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich gipfelt. Wo immer
vaterlandstreue Männer hier zusammentraten, um das Nationalgefühl zu
heben und zu fördern, war er stets mit seinem nicht zu unterschätzenden
Rat dabei und in den meisten Fällen stellte er sich an die Spitze dieser
Bestrebungen, um dieselben kraft seines starken und zähen Willens zum Erfolge
zu führen. So hat er im Jahre 1895 die Bewegung zur Gründung des
hiesigen Kriegervereins mit ins Leben gerufen, an dessen Spitze er
bis an sein Ende als Präsident stand und welcher unter seiner Leitung
empor blühte. Auch war er Mitbegründer des seit Jahren hier bestehenden Schützenvereins,
dessen Bestrebungen unter der Devise 'Üb Aug und Hand fürs Vaterland' er
mit Rat und Tat aufs eifrigste unterstützte. Kurzum er war ein Mann von
hoher Geistesgabe und mildtätig wo es galt Not zu lindern, ein
fürsorglicher Familienvater und treuer Berater allen denen, die seinen
Rat in Anspruch nahmen." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Frau Rothschild in Stadtkyll (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901:
"Für mein
Sohn, angehender Bäckergeselle sucht Stellung, wo Schabbat und
Feiertag geschlossen, am liebsten in Frankfurt.
Frau Rothschild
in Stadtkyll, Eifel." |
Zur Geschichte des Betraumes
Die Familie Hermann Rothschild richtete in ihrem unweit des
Bahnhofes liegenden Anwesen in einem rückwärtigen Gebäude eine Betstube ein,
die für alle jüdischen Familien am Ort und in der Umgebung zur Verfügung
stand.
1933/34 verzog die Familie jedoch aus Jünkerath. Vermutlich ist der
Betraum seitdem nicht mehr verwendet worden. Die weitere Geschichte der Gebäude
auf dem Anwesen Bahnhofstraße 18 ist nicht ganz klar. Das Wohnhaus der Familie
Rothschild wurde später offenbar zwangsverkauft, der hintere Grundstücksteil
mit der Betstube kam an die Gemeinde Jünkerath. Diese hatte im Zusammenhang mit
dem Restitutionsverfahren um 1950 auch eine Nachzahlung zu leisten. Das
Gebäude besteht nach Angaben der Chronik von Jünkerath-Glaadt immer noch,
"wenn auch nicht in ursprünglicher Verwendung".
Adresse/Standort der Synagoge: Bahnhofstraße
18
Fotos
Es sind noch keine
Fotos zur jüdischen Geschichte in Jünkerath vorhanden;
über Hinweise
oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Peter Scheulen/Dietrich Wald: Das Schicksal
der Jünkerather Juden. In: Chronik Jünkerath-Glaadt. Reihe: Schriftenreihe
Ortschroniken Jünkerath-Glaadt Bd. 23. 1989 S. 137-140.
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 196 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Christoph Stehr: Die jüdische Bevölkerung in
Gerolstein bis 1945. Online
zugänglich (hier auch kurze Angaben zu den jüdischen Familien in
Jünkerath und Umgebung). Weiterer
Link
|
| Ralf Gier: Norbert Rothschild. Ein jüdischer
Kaufmann aus Jünkerath. Im: Jahrbuch Vulkaneifel 2007. Online
zugänglich. |
| Michael Meyer: Die Jünkerather jüdische Familie
Lorig. Zusammengestellt von Michael Meyer. 2017 Online
zugänglich. |
n.e.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|