Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Jünkerath mit Stadtkyll und Lissendorf (VG Obere Kyll, Kreis Vulkaneifel) 
Jüdische Geschichte / Betraum  

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Zur Geschichte des Betraumes   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
In Jünkerath bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis nach 1933, zu der die in Schüller-Jünkerath und Glaadt-Jünkerath sowie die in Stadtkyll, Lissendorf und Dollendorf lebenden jüdischen Personen gehörten. Diese sind erst nach 1870 zugezogen, nachdem Jünkerath durch den Anschluss an die Eisenbahn einen raschen Aufschwung genommen hatte (die Eifelbahn Köln - Trier wurde 1871 fertiggestellt). 
  
1877
erwarb Hermann Rothschild, zuvor Metzger in Baasem (Gemeinde Dahlem, Kreis Euskirchen) von der Jünkerather Gewerkschaft ein Grundstück in der Bahnhofstraße und errichtete hier ein Wohnhaus mit angeschlossener Metzgerei (Firma H. Rothschild), aus der alsbald eine expandierende Großschlachterei wurde. 1901 wurde eine Zweigniederlassung auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn (heute Belgien) errichtet. Auch die Söhne Norbert und Julius erlernten das Metzgerhandwerk. Hermann Rothschild ist 1906 gestorben (siehe Bericht unten). Im Ersten Weltkrieg werden u.a. die kaiserlichen Truppen in Elsenborn beliefert. In Köln bestand eine Zweigniederlassung (Import-Großhandel in Fleisch- und Fettwaren, sowie Lebensmittel aller Art und Fleischkonservenfabrik). 
Über die weitere Geschichte der Brüder Rothschild in Köln siehe den Beitrag von Ralf Gier s. Lit
.    
    
Die Zahl der jüdischen Einwohner in Jünkerath entwickelte sich wie folgt: 1896 und 1905 je zehn jüdische Einwohner, 1911 19 jüdische Einwohner (davon fünf in Glaadt), 1925/26 zusammen 23 jüdische Einwohner. In den Orten Stadtkyll, Lissendorf und Dollendorf waren es nur einzelne Personen/Familien. In Lissendorf gab es die Viehhandlung Rothschild (derselben Familie wie in Jünkerath). In Stadtkyll lebte u.a. Mar Rothschild (1887-1915), dessen Grab auf dem jüdischen Friedhof Gerolstein liegt. In Glaadt lebte Familie Nathan Marx mit Frau und zwei Töchter; er war als Viehhändler tätig.     
   
An Einrichtungen bestand ein Betraum (s.u.) und ein Friedhof.     
   
1932 werden als Gemeindevorsteher der "Betgesellschaft" genannten Gemeinde Norbert Rothschild (Stadtkyll) und Samuel Lorig genannt (vgl. Beitrag unten über Literaturliste: Michael Meyer: Die Jünkerather jüdische Familie Lorig).  
    
1933 lebten noch 20 jüdische Personen in Jünkerath. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So emigrierte die Familie Samuel Lorig (fünf Personen) Ende 1937 in die USA. 1937/38 waren noch etwa 12 jüdische Personen am Ort. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die beiden Wohnungen der noch am Ort lebenden jüdischen Familien überfallen und verwüstet. 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner deportiert.  
      
Von den in Jünkerath geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Erna Kaufmann geb. Marx (1908), Alice Marx (1911), Bruno Marx (1912), Jakob Marx (1914), Ruth Marx (1910), Siegmund Marx (1891), Henriette Meier geb. Marx (1907), Friedrich Rothschild (1890), Norbert Rothschild (1878), Else (Elsa) Stern geb. Rothschild (1891). 
    
Aus Stadtkyll sind umgekommen: Herbert Friedemann (1915), Rosalie Friedemann geb. Rothschild (1873), Rosemarie Meier (1932), David Rothschild (1879), Josef Rothschild (1879), Norbert Rothschild (1876).       
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 

Zum Tod von Hermann Rothschild aus Jünkerath (1906)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1906: "Jünkerath in Rheinpreußen. Der Gemeinderat von Glaadt, der Vorstand des Jünkerather Krieger-Vereins und der Vorstand der Jünkerather Schützen-Gesellschaft veröffentlichen folgenden Nachruf: 
'Am 9. März 1906 starb auf einer Geschäftsreise in Trier infolge eines Nervenschlages der Metzgereibesitzer und Militär-Lieferant 
Hermann Rothschild aus Jünkerath, Veteran von 1870/71

Seit vielen Jahren Mitglied des Gemeinderats zeichnete ihn eine genaue bis ins einzelnste gehende Kenntnis der wirtschaftlichen Verhältnisse aus, wie sie nur ein Mann besitzen kann, der in ihnen selbst groß geworden ist; ebenso ein ausgeprägter Rechtssinn, der jedem das Seine zudachte und gab, verbunden mit einem hohen Nationalgefühl, welches in unverbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich gipfelt. Wo immer vaterlandstreue Männer hier zusammentraten, um das Nationalgefühl zu heben und zu fördern, war er stets mit seinem nicht zu unterschätzenden Rat dabei und in den meisten Fällen stellte er sich an die Spitze dieser Bestrebungen, um dieselben kraft seines starken und zähen Willens zum Erfolge zu führen. So hat er im Jahre 1895 die Bewegung zur Gründung des hiesigen Kriegervereins mit ins Leben gerufen, an dessen Spitze er bis an sein Ende als Präsident stand und welcher unter seiner Leitung empor blühte. Auch war er Mitbegründer des seit Jahren hier bestehenden Schützenvereins, dessen Bestrebungen unter der Devise 'Üb Aug und Hand fürs Vaterland' er mit Rat und Tat aufs eifrigste unterstützte. Kurzum er war ein Mann von hoher Geistesgabe und mildtätig wo es galt Not zu lindern, ein fürsorglicher Familienvater und treuer Berater allen denen, die seinen Rat in Anspruch nahmen."   

      
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Frau Rothschild in Stadtkyll (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: 
"Für mein Sohn, angehender Bäckergeselle sucht Stellung, wo Schabbat und Feiertag geschlossen, am liebsten in Frankfurt. 
Frau Rothschild
in Stadtkyll, Eifel."   

    
    
   
 
Zur Geschichte des Betraumes   
    
Die Familie Hermann Rothschild richtete in ihrem unweit des Bahnhofes liegenden Anwesen in einem rückwärtigen Gebäude eine Betstube ein, die für alle jüdischen Familien am Ort und in der Umgebung zur Verfügung stand. 
    
1933/34 verzog die Familie jedoch aus Jünkerath. Vermutlich ist der Betraum seitdem nicht mehr verwendet worden. Die weitere Geschichte der Gebäude auf dem Anwesen Bahnhofstraße 18 ist nicht ganz klar. Das Wohnhaus der Familie Rothschild wurde später offenbar zwangsverkauft, der hintere Grundstücksteil mit der Betstube kam an die Gemeinde Jünkerath. Diese hatte im Zusammenhang mit dem Restitutionsverfahren um 1950 auch eine Nachzahlung zu leisten. Das Gebäude besteht nach Angaben der Chronik von Jünkerath-Glaadt immer noch, "wenn auch nicht in ursprünglicher Verwendung".   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge     Bahnhofstraße 18  
  
   
Fotos     

Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Jünkerath vorhanden; 
über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.  
 
     

       

    
Links und Literatur

Links:    

Website der Gemeinde Jünkerath  
Seite der Kulturdatenbank der Region Trier zur "Synagoge Jünkerath"  

Literatur:  

Peter Scheulen/Dietrich Wald: Das Schicksal der Jünkerather Juden. In: Chronik Jünkerath-Glaadt. Reihe: Schriftenreihe Ortschroniken Jünkerath-Glaadt Bd. 23. 1989 S. 137-140. 
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 196 (mit weiteren Literaturangaben). 
Christoph Stehr: Die jüdische Bevölkerung in Gerolstein bis 1945. Online zugänglich (hier auch kurze Angaben zu den jüdischen Familien in Jünkerath und Umgebung).   Weiterer Link  
Ralf Gier:  Norbert Rothschild. Ein jüdischer Kaufmann aus Jünkerath. Im: Jahrbuch Vulkaneifel 2007. Online zugänglich
Michael Meyer: Die Jünkerather jüdische Familie Lorig. Zusammengestellt von Michael Meyer. 2017 Online zugänglich.     

   
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Stand: 13. Februar 2017