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"Synagogen im Kreis Bad Dürkheim"
Hettenleidelheim (VG
VG Leiningerland, Kreis
Bad
Dürkheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hettenleidelheim (ursprünglich zwei Dörfer:
Hettenheim und Leidelheim) bestand im Bereich des früheren Ortsteiles
Hettenheim eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1896. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./19.
Jahrhunderts zurück. 1573 wird erstmals ein Juden am Ort genannt, danach
wieder 1711 (1771: 2 Juden).
Um 1800 wurde kein jüdischer Einwohner gezählt. 1808
waren zehn Juden am Ort (1825: 29). 1833 zählten die jüdischen Einwohner
Hettenleidelheims offiziell zur jüdischen Gemeinde in Neuleiningen, doch bestanden auch
traditionell enge Beziehungen nach Wattenheim.
Bis 1848 nahm ihre Zahl auf 43 zu und es konnte (wann?) eine
selbstständige jüdische Gemeinde gegründet werden. Bis 1871 (40
jüdische Einwohner) blieb die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder konstant.
Danach ging sie durch Aus- und Abwanderung zurück. Bis 1896 bestand die
selbständige jüdische Gemeinde Hettenleidelheim, zu der seit etwa 1875 auch
die jüdischen Einwohner von Eisenberg
gehörten. 1896 erfolgte dann die Zuteilung der jüdischen Einwohner aus
Hettenleidelheim (noch drei jüdische Familien), Neuleiningen und
Hertlingshausen zur jüdischen Gemeinde in Wattenheim.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge beziehungsweise
einen Betsaal (s.u.) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde (beziehungsweise der Orte
Hettenleidelheim, Neuleiningen, Hertlingshausen und Wattenheim) war zeitweise
ein jüdischer Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet
tätig war (vgl. Seite zu Wattenheim).
Um 1900 wurden in Hettenleidelheim noch 12
Gemeindeglieder gezählt, 1910 sieben, 1929 fünf, 1935 vier.
Nachdem um 1930 auch die
Wattenheimer Gemeinde aufgelöst wurde, wurden die in Wattenheim, Hettenleidelheim,
Hertlingshausen, Neuleiningen und Kerzenheim
der Gemeinde in Eisenberg
angegliedert.
Von den in Hettenleidelheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rebekka Kalter geb.
Allenberg (1858), Albert Michel (1890), Arthur Michel (1935), Berta Michel
geb. Dreyfuss (1867), Erwin Michel (1936), Heinrich Michel (1871), Henriette
Michel geb. Brück (1904), Isaak Michel (1861), Martha Michel (1892), Renate
Michel (1900), Simon Michel (1897), Rosa Schwarzschild geb. Michel (1897), Rosa
(Rosalie) Wollmann geb. Allenberg (1846).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus
dem jüdischen Gemeindeleben
Die jüdischen Einwohner in
Hettenleidelheim gehören zur Gemeinde Wattenheim
(1930)
Kurzbericht im "Israelitischen Familienblatt" vom 7. August 1930: "Der Ort
Alt-Leiningen hat heute noch einige Juden. Sie gehören zu der 3 Kilometer
nordwestlichen Gemeinde
Wattenheim, schön gelegenes Kirchdorf von zirka 1250 Einwohnern mit
israelitischer Kultusgemeinde, zu der noch Hertlingshausen, Hettenleidelheim
und Alt-Leiningen gehören. Synagoge in Wattenheim, alter Sammelfriedhof in
Hettenleidelheim. Von Wattenheim nordöstlich kommt man nach
Neu-Leiningen..." |
Bitte um Unterstützung
eines bedürftigen Gemeindegliedes in Hettenleidelheim von Kultusvorstand Nathan Köster (Wattenheim, 1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1887:
"Wattenheim & Hettenleidelheim, 3. Mai 1887. Hochverehrliches
Bezirksrabbinat in Dürkheim an der Haardt.
Im Vertrauen darauf, dass der Herr Bezirksrabbiner einem unverschuldet in
Not geratenen Kultusgenossen gerne beistehen, erlaubt sich der
unterzeichnete Kultusvorstand in Wattenheim, unter Anschluss des
Bürgermeisters von Hettenleidelheim, einen in Folge Krankheit in Notlage
befindlichen armen Mann (namens Bernhard Milcher) in
Hettenleidelheim, von dessen Erwerb allein die Familie, bestehend aus Frau
und fünf Kindern abhängig ist, zur Unterstützungserwirkung zu empfehlen, und
durch einen Aufruf in den 'Spendenverzeichnissen' für die Unglücklichen
eintreten zu wollen, vom Herrn Bezirkstrainer hier mit erbeten wird.
Zur Entgegennahme sind die Unterzeichneten gern bereit.
Hochachtungsvoll Der Kultusvorstand in Wattenheim: Nathan Köster.
Der Bürgermeister in Hettenleidelheim: Relum.
Ich bin gern bereit, für die mir wohl bekannte, schwer notleidende Familie
Gaben entgegenzunehmen und derselben zu übermitteln. Dr. A. Salvendi." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Isaak Michel - Stellensuche für seine Tochter (1915)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 15. Juli 1915: "Suche für meine
Tochter,
15 Jahre alt, eine Stelle zu Kinder- oder Haushaltshilfe, wo sich diese noch
ausbilden kann, etwaige Vergütung wird erlangt.
Isaak Michel, Hettenleidelheim (Pfalz)." |
Mitteilung der Heirat von
Simon Michel und Henny geb. Brück (1934)
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 9. Mai 1934: "Stattgefundene
Vermählungen:
...
Hettenleidelheim - Bad Kreuznach: Simon Michel und Henny
Michel geb. Brück." |
Vorstandsmitglied Isak Michel
feiert seinen 75. Geburtstag (1936)
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 13. Februar 1936: "Wattenheim
(Pfalz). Das Vorstandsmitglied Isak Michel in Hettenleidelheim
feierte den 75. Geburtstag." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Das jüdische Wohngebiet befand sich im Bereich zwischen der heutigen
Hauptstraße (früher Borngasse) und der Obergasse (früher Hintergasse) im
Ortsteil Hettenheim.
Um 1833 besuchten die in Hettenleidelheim lebenden jüdischen Personen die
Synagoge in Wattenheim, nach einem Bericht
aus diesem Jahr bereits "seit 21 Jahren", das heißt seit 1812.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts (1854 genannt) konnte
ein Betsaal in einem 1730 erbauten Gebäude in der damaligen Borngasse
(heute Teil der Hauptstraße) unmittelbar neben dem Rathaus eingerichtet werden.
Bei dem Gebäude handelte es sich um ein einstöckiges unterkellertes Wohnhaus
mit zwei Fenstern zur Straßenfront. In einer 11 qm großen Stube wohnte der
Vorsänger, zugleich war dies der Betsaal und das Schulzimmer zum Unterricht der
jüdischen Kinder. Trotz der Enge lehnten die Hettenleidelheimer Juden 1870
einen Zusammenschluss mit der Wattenheimer Gemeinde mit der Begründung ab, dass
sie selbst eine bequeme und schöne Synagoge hätten.
In das Gebäude des Betsaales zog 1898 der jüdische Metzger Abraham Michel ein
(gest. 1910). Seine Fleischwaren lagerte er im gewölbten Keller. Das Gebäude
wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach umgebaut. An den ehemaligen Betsaal
erinnert heute nichts mehr; auf der angebrachten Hinweistafel findet sich nur
der Hinweis auf die frühere jüdische Schule und die frühere jüdische
Metzgerei.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 118
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 6.11.2005; Fotos von 2011: Michael
Ohmsen, vgl. Website von M. Ohmsen mit Fotoseite
zu Hettenleidelheim)
Das (völlig umgebaute) Gebäude
der ehemaligen Synagoge |
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Hinweistafel |
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Dasselbe Gebäude
im Oktober 2011 |
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Dieselbe Hinweistafel
wie 2005 |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 87. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 184-185 (mit weiteren Literaturangaben).
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