Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heldenbergen (Stadt Nidderau, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Sonstiges       
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
         
In Heldenbergen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. 1501 wird Jud Mayer aus Heldenbergen genannt, der mit seiner Familie in Windecken aufgenommen wurde. Dort lebte er mindestens bis 1516. 
   
Weitere Erwähnungen jüdischer Ortsbewohner liegen aus dem 18. Jahrhundert vor. Zunächst lebten die jüdischen Familien vor allem vom Handel mit Pferden und Vieh. Anfang des 19. Jahrhunderts (Liste von 1820) finden sich als Berufsbezeichnungen der jüdischen Haushaltsvorsteher: Krämer, Makler, Metzger, Fruchtmakler, Pferdehändler, Viehhändler, Kleiderhändler, Gänsemakler, Federkielhändler und Federkielfabrikant.  
  
Das jüdische Wohngebiet war bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts im Bereich der "Judengasse" (heute der obere Teil der Bahnhofstraße; jüdische Häuser waren im 18. Jahrhundert auf den Grundstücken Bahnhofstraße 1, 2, 9, 12, 14, 22; Friedberger Straße 9 und 24; in der Straubelgasse, Pfarrgasse 2 und 8 sowie Untergasse 8). 1791 wurden 16 jüdische Familien am Ort gezählt, 1804 101 jüdische Einwohner.    
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 160 jüdische Einwohner, 1861 Höchstzahl von 261 (18,1 % von insgesamt 1.427 Einwohnern), 1880 205 (12,6 % von 1.625), 1895 200 (14,3 % von 1.397, in etwa 70 Familien), 1900 149 (von 1.469), 1910 120 (7,7 % von 1.562). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung stark zurück. Im Zuge dieser Aus- und Abwanderung kam die Familie Speier zu besonderem Ansehen (Speier-Schuhgeschäfte: zahlreiche Filialen in ganz Deutschland, siehe unten).      
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten jüdischen Familien/Personen mehrere für das wirtschaftliche Leben des Ortes bedeutende Gewerbebetriebe.   
 
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule, ein rituelles Bad (neben der Synagoge) und einen Friedhof (alter und neuer jüdischer Friedhof). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter tätig war. Unter den Lehrern der Gemeinde ist insbesondere Leopold Wertheimer zu nennen, der von 1863 bis 1919 (gestorben 1921) - über 56 Jahre - in der Gemeinde tätig war. Sein Nachfolger war Abraham Bronkhorst (1922 bis 1925). Letzter Lehrer der Gemeinde war Jakob Höxter (1926 bis 1933).   
 
Im Krieg 1870/71 waren unter den Kriegsteilnehmern aus Heldenbergen drei Mitglieder der jüdischen Gemeinde: Meier Oppenheimer, Ferdinand Goldschmidt und Moses Jacob. Ihre Namen stehen auf dem Denkmal für den Krieg 1870/71 am Eingang des christlichen Friedhofes. 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Friedrich (Fritz) Hermann (geb. 6.1.1889 in Heldenbergen, gef. 4.10.1914), Gefreiter Albert Rothschild (geb. 28.10.1893, gef. 9.7.1915) und Adolf Speier (geb. 23.4.1890 in Heldenbergen, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef. 17.7.1916); Adolf Wertheimer (geb. 22.8.1879 in Heldenbergen) starb 1921 an den Folgen einer Giftgasverletzung. Die Namen der Gefallenen standen auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, wurden jedoch in der NS-Zeit beseitigt (das Denkmal wurde in den 1970er-Jahren abgebrochen; auf den neuen Gedenktafeln neben der Trauerhalle im Friedhof stehen auch die Namen der drei jüdischen Gefallenen). Andere der jüdischen Soldaten kamen mit teils hohen Auszeichnungen aus dem Krieg zurück (EK I für Theodor Rothschild und Robert Seligmann, EK II für Josef Rothschild und Samuel Scheuer). Gefallen ist außerdem Wilhelm Ballin-Oppenheimer (geb. 7.9.1889 in Heldenbergen, vor 1914 in Friedberg wohnhaft, gef. 24.4.1918).      
     
Um 1925, als noch 110 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (6,5 % von insgesamt ca. 1.700 Einwohnern, in etwa 40 Familien), waren die Vorsteher der Gemeinde Max Speier, Simon Strauß, Simon Schatzmann. Als Rechner und Kantor war Siegmund Sichel tätig. Als Schochet kam Lehrer Markus aus Assenheim nach Heldenbergen. Auch Theodor Rothschild war als Schochet und Lehrer tätig.  An jüdischen Vereinen gab es zwei Wohltätigkeitsvereine Chewra Kadischa I und II (Ch.K. I wurde 1845 als Israelitischer Männerverein gegründet, Ch.K. II 1846 als Männerunterstützungsverein), einen Frauenunterstützungsverein (1846 als Israelitischer Frauenverein gegründet, 1924/25 unter Leitung von Emma Strauß mit 16 Mitgliedern) und einen Synagogenverschönerungsverein (gegründet 1870), dazu zeitweise eine "Ortsgruppe des Verbandes der Sabbatfreunde" (gegründet 1908), einen Israelitischer Soldatenverein (gegründet im Ersten Weltkrieg als "Verein zur Beschaffung ritueller Kost für Soldaten") und einen Jüdischen Jugendverein (1920er-Jahre). Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Provinzialrabbinat in Gießen. 1932 bildeten den Gemeindevorstand die Herren Isaak Haas (1. Vors.) und Siegmund Sichel (2. Vors.). Als Lehrer, Kantor und Schochet war inzwischen (seit 1926) der bereits genannte Jakob Höxter tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 sieben schulpflichtige jüdische Kinder. Die Aufgaben als Schochet der Gemeinde nahm Siegmund Sichel wahr.
 
An jüdischen Gewerbebetrieben gab es bis nach 1933 u.a. ein Geschäft für landwirtschaftliche Maschinen, ein Textilgeschäft (Herren- und Damen-Konfektion und Salamander-Schule), dazu Getreide- und sonstige Landesproduktenhandlungen, Viehhandlungen und eine Metzgerei. .
          
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 87 jüdische Einwohner, d.i. 4,9 % von insgesamt 1.765, etwa 25 Familien) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die erste Familie, die auswanderte, war die des Bäckers Moritz Bauer, der im September 1934 mit Frau und vier kleinen Kindern nach Palästina zog. 1936 emigrierte der letzte Vorsitzende der Gemeinde Samuel Scheuer in die USA. Es kam bereits vor 1938 zu einzelnen gewalttätigen Übergriffen gegen jüdische Einwohner, u.a. wurden Emil und Isidor Haas im September 1936 von dem SA Truppführer in Kraichen geschlagen und verletzt.  Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Synagoge und der jüdische Friedhof durch SA-Leute und andere Personen zerstört, in jüdischen Häusern wurden die Fenster eingeworfen; mehrere Wohnungen wurden überfallen und demoliert. Die meisten der jüdischen Männer wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. 1939 wurden noch 40 jüdische Einwohner gezählt. 1940 mussten die noch am Ort lebenden Juden in vier "Judenhäusern" zusammenziehen. Anfang Februar 1942 wurde noch 27 Personen gezählt. Im September wurden die letzten 23 jüdischen Einwohner aus Heldenbergen deportiert.  

Von den in Heldenbergen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch einige Namen aus der Zusammenstellung von Monica Kingreen s.Lit. S. 400-401): Klara Aber geb. Speier (1892), Ernst Ballin-Oppenheimer (1892), Hannchen Ballin-Oppenheimer geb. Strauß (1866), Helmut Ballin-Oppenheimer (1924), Hertha Ballin-Oppenheimer geb. Speier (1903), Inge Ballin-Oppenheimer (1931), Liesel Ballin-Oppenheimer (1925), Sara Fath geb. Oppenheimer (1867), Minna Gellhorn geb. Speier (1888), Adolf Goldschmidt (1884), Max Goldschmidt (1885), Otto Goldschmidt (1877), Selma Grau geb. Oppenheimer (1879), Auguste Grünewald geb. May (1883), Siegmund Grünewald (1880), Bertha Haas (1871), David Haas (1874), Emilie Haas (1877), Flora Haas geb. Schaumberg (1891), Martin Haas (1925), Alfred Hermann (1903), Jakob Hermann (1864), Leopold Hermann (1859), Mathilde Hermann geb. Salomon (1863), Moritz Hermann (1887), Mathilde Kann geb. Speier (1872), Sophie Landau geb. Scheuer (1862), Lina Levy geb. Scheuer (1870), Johanna Löbenstein geb. Hermann (1893), Rudi Magnus Mendel (1927), Max Oppenheimer (1887), Minna Pappenheim geb. Reicher (1888), Frieda Reinhardt geb. Grünewald (1879), Alfred Rothschild (1937), Bertha Rothschild geb. Stein (1872), Elise Rothschild geb. Weil (1876), Fanny Rothschild (1866), Heinz Rothschild (1927), Hugo Rothschild (1895), Jenny Rothschild (1890), Jettchen Rothschild geb. Hamburger (1855), Josef Rothschild (1882), Kurt L. Rothschild (1929), Louis Rothschild (1867), Ludwig Rothschild (1891), Nanny Rothschild geb. Neubürger (1897), Paul Martin Rothschild (1892), Rieta (Rika) Rothschild geb. Hirschheimer (1907), Theodor Rothschild (1886), Theodor Rothschild (1892), Emanuel Scheuer (1866), Emma Scheuer (1873), Erna Scheuer (1898), Hedwig Scheuer (1903), Moritz Scheuer (1866), Nathan Scheuer (1868), Ruth Scheuer (1910), Sally Scheuer (1869), Sara Scheuer (1872), Simon Scheuer (1877), Sophie Scheuer geb. Rothschild (1872), Julius Seligmann (1904), Robert Seligmann (1873), Gustav Sichel (1872), Moritz Sichel (1887), Siegfried Sichel (1910), Klara Simon geb. Oppenheimer (1885), David Speier (1868), Eleonore (Ellen) Speier (1929), Elise (Betty) Speier (1885), Ludwig Speier (1887), Michael Speier (1871), Moritz Speier (1865), Paula (Bien) Speier geb. Neuhaus (1905), Moritz Weiss (1880),  Joseph Wertheimer (1874), Hedwig Wolf geb. Scheuer (1903).
Weitere Namen von Personen, die vor 1933 zeitweise in Heldenbergen lebten, finden sich in der Zusammenstellung von Monica Kingreen s.Lit. S. 402. 
     
     
      
    
 
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer     
(Quelle der Fotos: M. Kingreen s.Lit. S. 318.323.430)

Heldenbergen LWertheimer 010.jpg (45470 Byte) Heldenbergen LBronkhorst 010.jpg (56638 Byte) Jesberg Lehrer Hoexter 010.jpg (12389 Byte)    Heldenbergen LHoexter 010.jpg (49829 Byte)
Lehrer Leopold (Löb) Wertheimer, 
1863 bis 1919 Lehrer und Vorbeter 
der jüdischen Gemeinde; Vorsitzender 
des hessischen jüdischen Lehrervereins.
   
   
Lehrer Abraham Bronkhorst 
(geb. 1890), 1922 bis 1925 Lehrer, Vorbeter und Schochet der jüdischen Gemeinde, 
danach in Biel (CH), 1928-1933 in Esens  
(mit Frau Dora 1943 in Sobibor ermordet). 
     
Lehrer Jakob Höxter: war bis 1925 Lehrer 
in Jesberg, danach möglicherweise kurze Zeit 
in Lich, ab 1926 in Heldenbergen. 1933 verzog
 er zu seiner Tochter nach Büdesheim, später
 nach Frankfurt; 1939 nach Brasilien emigriert,
 von dort 1943 nach Argentinien, wo er 1950 
in Buenos Aires starb (Foto links um 1899; 
Foto rechts von 1949 mit einem Enkel)
     

             
Aus der Zeit des Lehrers Leopold (Löb) Wertheimer  

Aufruf zu Spenden für notleidende russische Juden durch Lehrer Wertheimer (1882)
Heldenbergen Israelit 03051882.jpg (97154 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1882: "Heldenbergen. Um unseren notleidenden Glaubensbrüdern in Russland nachhaltige Unterstützung zu gewähren, insbesondere aber den Kolonisationsplan zu fördern, hat sich die hiesige Gemeinde auf Anregung des Unterzeichneten gerne bereit finden lassen, sich für längere Zeit zur Leistung von Wochenbeiträgen, um dadurch auch dem Ärmsten die Beteiligung an dieser großen Mizwa (Gebot) zu ermöglichen, zu verpflichten. Ebenso haben die hier so segensreich wirkenden zwei Männer-Kranken-Unterstützungsvereine, jeder 25 Mark verwilligt. O, möchten doch alle Gemeinden ähnlich wie die hiesige vorgehen, es müsste mit der Zeit Großartiges geleistet werden können, ohne dass Jemand überbürdet wäre oder dass andere wohltätige Zwecke vernachlässigt werden dürften. 
Wertheimer, Lehrer."
   
40-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Wertheimer (1903)  
Heldenbergen FrfIsrFambl 28081903.jpg (14075 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. August 1903: "Heldenbergen. Am 19. dieses Monats feierte Herr Lehrer Wertheimer sein 40-jähriges Ortsjubiläum."    
   
Zum 75. Geburtstag von Lehrer Wertheimer (1910)
Heldenbergen FrfIsrFambl 23091910.jpg (17976 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. September 1910: "Heldenbergen. Lehrer Wertheimer, Vorsitzender des hessischen jüdischen Lehrervereins, feierte am 22. September seinen 75. Geburtstag."
  
50jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Wertheimer (1913)
Heldenbergen Ff IsrFambl 15081913.jpg (19122 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. August 1913: "Heldenbergen. L. Wertheimer, Vorsitzender des Vereins israelitischer Lehrer im Großherzogtum Hessen, begeht am 20. August sein 50jähriges Amtsjubiläum".   
   
Heldenbergen Ff IsrFambl 25071913.jpg (29536 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Juli 1913: "Heldenbergen. Am 20. August wird Lehrer Wertheimer sein 50jähriges Dienstjubiläum begehen. Geplant ist an diesem Tage ein Festgottesdienst in der Synagoge, wobei Provinzial-Rabbiner Dr. Hirschfeld - Gießen die Festrede halten wird. Der Hessische Lehrerverein wird dem Jubilar durch seinen Vertreter ein Festgeschenk überreichen."  
  
Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. August 1913: "Der Lehrer Herr Wertheimer in Heldenbergen bei Friedberg, Vorsitzender des Israelitischen Lehrervereins und Vorstandsmitglied Israelitischer Lehrervereine Deutschlands, feierte sein 50-jähriges Lehrerjubiläum."    
   
80. Geburtstag von Lehrer Wertheimer (1915)
Heldenbergen Israelit 21101915.jpg (36999 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1915: "Aus Hessen. Herr Lehrer Wertheimer - Heldenbergen hat am 28. September seinen 80. Geburtstag in voller Rüstigkeit des Geistes und des Körpers begangen. In unverminderter Emsigkeit steht er noch seinem Amte vor. Am vergangenen Jom Kippur übernahm er wie gewöhnlich Kol Nidrei, Mussaf und Neila und am Schlusse des Gottesdienstes hielt er eine Ansprache von zwanzig Minuten an seine Gemeinde. Gott verlängere seine Tage und seine Jahre.
  
Zum Tod von Lehrer Leopold Wertheimer (1921)  
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Januar 1921: "Heldenbergen. Im gesegneten Alter von 86 Jahren starb hier am 16.Januar Lehrer Wertheimer, der langjährige Vorsitzende und spätere Ehrenvorsitzende des israelitischen Lehrervereins im Freistaat Hessen. Über 56 Jahre hat er hier eine segensreiche Tätigkeit entfaltet und mehrere Generationen herangebildet. Sein Leichenbegängnis gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung der Liebe und Verehrung für den Entschlafenen. Der Gemeinderat, sämtliche Vereine des Ortes und zahlreiche Kollegen von nah und fern nahmen daran teil. Nach der von Rabbiner Dr. Hirschfeld - Gießen gehaltenen Grabrede rief der Nachfolger Wertheimers im Namen der israelitischen Gemeinde dem Heimgegangenen Worte der Anerkennung und des Dankes nach. Für die politische Gemeinde zollte der Bürgermeister des Ortes dem Verstorbenen den Dank aller Bewohner für die Pflege des religiösen Friedens. Ein christlicher Ortskollege und ein solcher aus dem Bezirk Selzerbrunnen rühmten die Treue und Kollegialität des Heimgegangenen, während Lehrer Simon -Darmstadt im Namen des hessischen israelitischen Lehrervereins und des Lehrerverbands Wertheimer den Dank für seine rastlose Tätigkeit im Interesse seiner jüdischen Kollegen in die Ewigkeit nachrief. Der freundliche und arbeitsfreudige Mann wird allen, die ihm näher zu treten Gelegenheit hatten, in treuer Erinnerung bleiben. G."       
   
Heldenbergen AZJ 04021921.jpg (78787 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1921: "Heldenbergen, 28. Januar (1921). Am 16. dieses Monats starb hier im Alter von 86 Jahren unser allgemein beliebter und geehrter Lehrer L. Wertheimer, der langjährige Vorsitzende und spätere Ehrenvorsitzende des Israelitischen Lehrervereins im Freistaat Hessen. Über 56 Jahre war er in unserer Gemeinde tätig und hat mehrere Generationen herangebildet. Das Leichenbegängnis gestaltete sich zu einer gewaltigen Kundgebung der Verehrung und Dankbarkeit für den Entschlafenen. Dem Dank der Gemeinde gab der Nachfolger des Verstorbenen beredten Ausdruck; für die Ortsgemeinde dankte der Bürgermeister dem Heimgegangenen für seine erfolgreiche Tätigkeit im Interesse des religiösen Friedens, in gleichem Sinne sprachen zwei christliche Kollegen, während Lehrer Simon (Darmstadt) dem Entschlafenen den Dank des Israelitischen Lehrervereins in die Ewigkeit nachrief."  
   
Heldenbergen Israelit 10021921.jpg (172546 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1921: "Heldenbergen, 3. Februar (1921). Einen unersetzlichen Verlust hat unsere Gemeinde erlitten. Unser allverehrter Lehrer Leopold Wertheimer, der Altmeister und die Zierde der Lehrerschaft, ist nicht mehr! Ein begeisterter und begeisternder Lehrer, ein Kollege, der mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit mannhaft eintrat für das Wohl der ganzen Lehrerschaft - war er doch der Begründer einer ganzen Reihe von Lehrervereinen - ein großer edel denkender Mensch, der keinen Unterschied des Standes, keinen der Konfession kannte, dem als höchstes galt, das Menschliche im Menschen, ein Vater, dessen ganzes Streben es war, trotz aller Fährnisse des Lebens, die ihn betroffen, seine Kinder zu guten tüchtigen Menschen heranzubilden, ein Führer, der mit seiner 56-jährigen Tätigkeit in hiesiger Gemeinde voll und ganz verwachsen war, und der seine Gemeinde hinanführte zu allem Guten und Edlen, hat uns auf immer verlassen. Wie sein Leben, so war auch sein Heimgang ein Kämpfen und Ringen bis zum letzten Atemzug. Hunderte von Menschen gaben ihrem Lehrer, Führer und Freund trotz fürchterlichen Unwetters das letzte Geleite. Am Grabe beklagte Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld in dem Tode des Verstorbenen den Verlust eines aufopferungsfähigen Lehrers und geistiger Führers. Herr Lehrer Bader schilderte sein Leben als Vater, Lehrer, Kollege, Freund, Jude und Mensch. Ergreifende Abschiedsworte eines treuen Freundes widmete ihm Herr Reallehrer a.D. Salomon. Im Namen des Lehrerverbandes und Hessischen Lehrervereins sprach Herr Lehrer Simon. Außerdem sprachen noch Vertreter der politischen Gemeinde und der Lehrerschaft. Im Trauerhause zeichnete Herr Lehrer Bader den Verstorbenen als Familienvater und am letzten Samstag als Führer und Stütze unserer Gemeinde. Zur ewigen Erinnerung an den Verstorbenen wurde von dessen Schülern und Schülerinnen eine Lehrer Leopold Wertheimer'sche Stiftung gegründet, deren Zinsen alljährlich am Jahrzeitstage an arme, kranke und bedürftige Heldenberger Juden verteilt werden sollen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     


Zur Erinnerung an Lehrer Leopold Wertheimer wurde eine Stiftung gegründet (1921)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Februar 1921: "Heldenbergen. Zum dauernden Gedächtnis an ihren geliebten verstorbenen Lehrer Leopold Wertheimer seligen Andenkens haben seine Schüler und Schülerinnen eine Stiftung gegründet."      

 
Lehrer Jakob Höxter kommt aus Jesberg nach Heldenbergen (1926)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1926: "Jesberg, 21. März (1926). Der pensionierte Lehrer Jakob Höxter, der seit 1899 am hiesigen Orte amtiert, ist als Religionslehrer und Kultusbeamter nach Heldenbergen berufen worden."   

     
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Vom antisemitischen Bauernverein wird ein jüdischer Kandidat aufgestellt (1895)  

Heldenbergen AZJ 08111895.jpg (22310 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1895: "Als Kuriosum wird aus dem hessischen Orte Heldenbergen berichtet, dass dort zur Gemeinderatswahl vom antisemitischen Bauernverein ein Jude als Kandidat aufgestellt worden ist."   

  
Gründung einer "Ortsgruppe des Verbandes der Sabbatfreunde" (1908)   

Heldenbergen Israelit 30011908.jpg (35360 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1908: "Heldenbergen, 27. Januar (1908). Gestern wurde hier auf Anregung Seiner Ehrwürden, des Herrn Dr. Hirschfeld, Provinzial-Rabbiner in Gießen, eine 'Ortsgruppe des Verbandes der Sabbathfreunde' mit der Zentrale Heldenbergen gegründet. Alle umliegenden Gemeinden waren geladen, weswegen die Beteiligung eine starke war." 

  
Gemeindebeschreibung von 1936 (!) 

Heldenbergen GblIsrGF August1936 437.jpg (83555 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom August 1936 S. 437: "Heldenbergen (Bahnstation Heldenbergen-Windecken). Fast 2.000 Einwohner mit kaum noch 70 jüdischen Seelen. In einem Winkel bei der katholischen Kirche die etwa 100 Jahre alte unansehnliche Synagoge. Gedenktafel für 3 Kriegsgefallene, gestiftet vom Israelitischen Soldatenverein. Das war ursprünglich eine Vereinigung, durch die die jüdischen Gemeinden Oberhessens ihren in Giessen dienenden Söhnen koschere Verpflegung besorgten. In besonderem Gebäude, lange schon unbenutzt, Schulsaal und Quellbad. Alter Friedhof beim Sportplatz. - Südlich der Stadt auf dem Weg nach Büdesheim (einige Familien Juden) ein Römerkastell. - Lohnende Wanderung von 1 1/2 Stunden, teils auf schattigem Pfad am Waldesrand, teils auch durch schonen alten Wald; die alte Römerstrasse entlang, nach Groß-Karben. Von Heldenbergen nordwestwärts in 3/4 Stunden nach dem 1.000 Einwohner zählenden alten Dorf Kaichen."  


 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Auszeichnung für Jakob Jakob von Heldenbergen bei einer Vieh-Ausstellung (1868)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1868: "Darmstadt, 13. Oktober (1868). Bei der hiesigen Ausstellung von Fett- und Zuchtvieh sind sämtliche Preise an Israeliten verteilt worden. Den ersten Preis (silbernen Pokal) erhielt Simon Haas von Groß-Bieberau für 25 Stück Rindvieh Odenwälder Rasse, den zweiten Preis (70 Gulden) Josel Mayer von Bessungen für 28 Stück Vieh Oberländer Rasse, den dritten Preis (50 Gulden) Gebrüder Levi von Groß-Bieberau für 14 Stück Vieh Odenwälder Rasse, den vierten Preis (30 Gulden) Jacob Jakob von Heldenbergen für 6 Stück Schlüchterner Vieh, den fünften Preis (25 Gulden) Levi Haas von Bessungen für 6 Stück Württemberger Vieh, den sechsten Preis (25 Gulden) Gottschall Mai von Darmstadt für 8 Stück Odenwälder Vieh."    

    
Berthold Strauß wird zum Leutnant befördert (1916) 
Anmerkung: Berthold Strauß ist am 20. April 1887 als Sohn von Simon Strauß und der Emma geb. Heilmann geboren. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit der Hessischen Tapferkeitsmedaille sowie dem Eisernen Kreuz II ausgezeichnet. 1923 heiratete er eine Frau Dinkelsbühler aus Fürth (zwei Kinder: Lore und Frank). 1938 ist die Familie nach England emigriert, wo Berthold Strauß 1945 starb. 

Heldenbergen FrfIsrFambl 23061916.jpg (15163 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Juni 1916: "Heldenbergen. Berthold Strauß, Sohn des hiesigen Vorstehers Simon Strauß, ist zum Leutnant befördert worden."

   
Zum Tod des Vorstehers Max Speier (1930)  
Anmerkung: Max Speier war Inhaber eines Manufaktur- und Schuhwarengeschäftes in Heldenbergen. Er war sehr aktiv innerhalb der jüdischen Gemeinde: von 1905 bis 1929 war er in allen Vorstanden der Vereine der jüdischen Gemeinde vertreten. Auch in den allgemeinen Ortsvereinen war er aktiv, u.a. im Kriegerverein. Er war seit 1889 verheiratet mit Betty geb. Rothschild (drei Kinder: Adolph, Blanka, Martin). 1930 erkrankte er schwer. Er starb im jüdischen Krankenhaus in Frankfurt. Seine Frau starb 1931 in Heldenbergen. Die Grabsteine der beiden wurden 1938 bei der Zerstörung des Friedhofes abgeräumt und sind nicht wieder aufgefunden worden. 

Heldenbergen Israelit 06021930.jpg (106618 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1930: "Heldenbergen, 27. Januar (1930). Heute Nachmittag bewegte sich ein Trauerzug in selten gesehenem Umfange durch unseren Ort nach dem jüdischen Friedhofe. Es galt, die sterblichen Überreste des ersten Vorstehers der Israelitischen Gemeinde zu Heldenbergen, Max Speiers, zur letzten Ruhestätte zu tragen. Nciht nur seine Angehörigen, sondern die ganze Kehillo (Gemeinde) hat in dem Hinscheiden dieses Mannes einen großen Verlust erlitten, und welcher Hochachtung und Wertschätzung der Verblichene sich bei der Mitwelt erfreute, bezeugte die große Teilnahme bei seiner Beerdigung. Am Grabe entwarf Herr Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld - Gießen in trefflichen Worten ein Lebensbild des Verstorbenen, ihn als Führer, Gatte, Vater, Jude, Mensch und Bürger schildernd und der Trauer und dem Schmerze des ihres Führers beraubten Gemeinde Ausdruck verleihend. Lehrer Höxter dankte dem Dahingeschiedenen für seine treuen Dienste. Möge Gott die trauernden Hinterbliebenen tröste! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

  
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
  

Anzeige des Bäckermeisters Jakob Speier (1891)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1891: "Ein Lehrjunge gesucht, der die Bäckerei erlernen will. Samstags geschlossen. 
Jakob Speier,
Heldenbergen."   

       
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Moses Scheuer (1893) 

Heldenbergen Israelit 02111893.jpg (44264 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1893: "In meinem ausgedehnten Manufakturwarengeschäft mit bedeutender Landkundschaft wird per sofort ein tüchtiger Reisender mit guten Branchekenntnissen gesucht. Derselbe erhält bei gutem Salair freie Station im Hause. Militärfreie Bewerber erhalten den Vorzug. Sabbat und Feiertage streng geschlossen. Moses Scheuer II., Heldenbergen."

  
Anzeige des Metzgermeisters Michael Grünewald (1900)  
Anmerkung: die Familie Grünewald soll vierhundert Jahre in Heldenbergen ansässig gewesen sein, also seit der Zeit der ersten Erwähnung von Juden in Heldenbergen. Die Familie des Metzgers Michael Grünewald hatte ihre Metzgerei in der Hofreite Untergasse 13. Michael Grünewald (geb. 1836) war seit 1878 verheiratet mit Adelheid geb. Mayer aus Groß-Steinheim (geb. 1849; vier Kinder: Frieda, Sigmund, Rosa und Max).

Heldenbergen Israelit 29111900.jpg (37276 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1900: 
"Suche für meine Metzgerei per sofort einen Lehrjungen
Samstags und Feiertage geschlossen. 
Michael Grünewald, Heldenbergen bei Hanau."    

   
Anzeige von Anna Rothschild (1901)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1901: "Eine gebildete, alleinstehende Dame, in einer Kreisstadt, Waldeck, sucht bei mäßigem Pensionspreis, ein junges Mädchen, im Alter von 12-15 Jahren, dem Gelegenheit geboten ist, eine ausgezeichnete Töchter- und Handarbeitsschule, wie Musikstunde zu besuchen. 
Genaue Auskunft erteilt 
Frau Anna Rothschild, Heldenbergen
bei Hanau, am Main."     

  
Isaak Speier verkauft Messing-Sabbat-Lampen (1903) 

Heldenbergen Ff IsrFambl 30101903.jpg (37005 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Oktober 1903: 
"Mehrere ältere Messing-Sabbat-Lampen 
verschiedener Art mit Haken sog. Säge empfiehlt 
Isaak Speier II
. Heldenbergen."

    
Anzeigen des Bäckermeisters Josef Oppenheimer (1890 - 1904) 
Anmerkung: Bäckermeister Joseph Oppenheimer ist 1851 in Heldenbergen geboren.  Er war Inhaber einer Bäckerei mit Mehlhandlung (Friedberger Straße 31/33); dazu hatte er eine Holzhandlung. Er war verheiratet mit Elisa geb. Schuster aus Sterbfritz (geb. 1859; drei Kinder: Klara, Max, Rosa). 1905 verzog die Familie nach Frankfurt, nachdem sie die Bäckerei in Heldenbergen verkauft hatten. Joseph Oppenheimer starb in Frankfurt 1931, seine Frau 1935. 

Heldenbergen Israelit 16051890.jpg (33049 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1890
"Bäcker-Lehrling kann sofort nach Ostern eintreten bei 
Josef Oppenheimer, Heldenbergen (Wetterau)."    
    
Heldenbergen Israelit 31051900.jpg (30759 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1900
"Suche einen Bäckerlehrling zum sofortigen Eintritt gegen Vergütung.
Joseph Oppenheimer, Heldenbergen."  
   
Heldenbergen Israelit 07091903.jpg (24655 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1903
"Suche zum sofortigen Eintritt einen Bäcker-Gehilfen. 
Joseph Oppenheimer, Heldenbergen."   
 
Heldenbergen Israelit 01021904.jpg (27300 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1904
"Suche zum sofortigen Eintritt einen Bäckergesellen
Josef Oppenheimer
, Heldenbergen bei Hanau."     

       
Anzeige des Bäckermeisters Moritz Rothschild (1891)  
Anmerkung: die Bäckerei Rothschild befand sich in der Bahnhofstraße 18. Hier konnten die Heldenberger sämtliche Back- und Konditoreiwaren kaufen. Moritz Rotschild hatte die Bäckerei schon von seinen Eltern geerbt. Er war 1861 in Heldenbergen geboren und war seit 1888 mit Emma geb. Goldschmidt verheiratet (fünf Kinder: Fritz, Sigmund, Jenny, Max und Rosa). Moritz Rotschild starb am 21. Januar 1922, sein Grabstein ist auf dem Friedhof erhalten. 

Heldenbergen Israelit 12011891.jpg (22462 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1891:
"Ein Lehrling kann sofort bei mir in die Lehre treten. 
Moritz Rothschild, Bäckermeister, Heldenbergen."  

  
 Die Schuhwarenhäuser Speier  

Speier Schuhe 010.jpg (15262 Byte) Speier Schuhe 011.jpg (14018 Byte)    

Reklamemarken der Speier-Schuhgeschäfte (um 1910)

   
       
Der Gründer von Speiers Schuhgeschäften, eines der über mehrere Jahrzahnte bedeutendsten Schuhunternehmen Deutschlands, war Julius Speier (geb. 1854 in Heldenbergen, hieß zunächst Isaak Speier, gest. 1923 und beigesetzt in Frankfurt, Friedhof Rat-Beil-Straße). Er ist 1871 nach Amerika ausgewandert, wo er in der Schuhbranche vielfältige Erfahrungen sammelte. 1880 kehrte er nach Deutschland zurück und eröffnete in Frankfurt in der Großen Friedberger Straße 31 einen ersten Schuhladen, den er nach damals modernsten Geschäftsprinzipien führte. Zwei Brüder von Julius stiegen alsbald im Geschäft ein: Bernhard (Baruch) Speier (geb. 1859 in Heldenbergen, gest. 1929) und Hermann Speier (geb. 1861, gest. 1943 in London), gleichfalls ein Schwager Moritz (Moses) Speier (geb. 1865 in Heldenbergen). Aus dem ersten Geschäft in Frankfurt wurde bis Ende der 1920er-Jahre ein ausgedehntes Filialnetz mit etwa 40 Schuhgeschäften in vielen Städten Deutschlands (Zentrale in Frankfurt). Nach 1933 starker Umsatzeinbruch durch den NS-Boykott. Im Dezember 1938 erzwungene "Arisierung" und Umbenennung in "HAKO"-Schuhgeschäfte. Die Söhne der Gründer des Schuhunternehmens - Ernst und Walter Speier - konnten aus Deutschland fliehen und in die USA emigrieren

    
Hochzeitsanzeige von Paula Sichel und Isidor Mendel (1926)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1926: "Paula Sichel - Isidor Mendel. 
Trauung: 2. Mai 1926. Lag Baomer Mittags 1 Uhr. 
Synagoge Schlossstrasse 3/5. Heldenbergen - Hessen.  Frankfurt am Main. Rückertstraße 52.  

  
Verlobungsanzeige von Paula Neuhaus und Martin Speier (1927)        

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 28. Oktober 1927: 
"Paula Neuhaus - Martin Speier
Verlobte. 
Baumbach (Bezirk Kassel)  -  Heldenbergen (Hessen)."            


 Verlobungsanzeige von Gertie Höxter und Hugo Strauss (1928)  

Heldenbergen Israelit 06091928.jpg (28801 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1928: "Gott sei gepriesen.   
Gertie Höxter - Hugo Strauss.  Verlobte.   
Heldenbergen Oberhessen - Büdesheim Oberhessen. Im September 1928."     

   
   
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für 
 Abraham Scheuer (1829-1897) und Samuel Rothschild (1814-1875), beide aus Heldenbergen   
Anmerkung: die Gräber befinden sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Heldenbergen NY Cyprus 1723.jpg (85901 Byte)   Heldenbergen NY Cyprus 1723a.jpg (48408 Byte)Grabstein 
"in Memory of my beloved husband and our dear father 
Abraham Scheuer
  
Born in Heldenbergen Hesse Darmstadt October 12, 1829  
died August 23, 1897  
May his soul rest in peace..."    
     
Heldenbergen NY Cyprus 1738.jpg (141136 Byte)   Heldenbergen NY Cyprus 1738a.jpg (102428 Byte)"Hier ruhet Samuel Rothschild  
Geb. 23. Dec. 1814 in Heldenberg(en) Deutschland  
Gest. 2. Sept. 1875 in New York".   

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge        
  
Noch im 17. Jahrhundert (1668/1687) wurde die Einrichtung einer Synagoge von der Ortsherrschaft abgelehnt. Damals besuchten die Juden aus Heldenbergen vermutlich die Synagoge in Windecken. Nach 1739 dürfte in Heldenbergen eine erste Synagoge eingerichtet worden sein. Sie wird erstmals 1772 genannt und befand in der früheren Judengasse/Winkel zur Straubelgasse (1776: "Judenschul nach der Straupelgaß ... an der Gemeinen Gaß"). Um 1800 wurde jedoch aus nicht bekannten Gründen die Synagoge in Windecken besucht (1803 genannt). 
  
Da sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Heldenbergen stark vermehrte, beschloss die Gemeinde um 1830 den Bau einer neuen Synagoge. Sie wurde 1836 auf einem Gartengrundstück erbaut, das sich etwa 30 Meter von der Judengasse (heute Bahnhofstraße) entfernt lag. Damit lag die Synagoge unweit der katholischen Kirche. Ein gepflasterter Weg wurde von der Judengasse aus zur Synagoge angelegt.
   
Bei der Synagoge handelte es sich um ein auf einem Sockel aus Bruchsteinen erbautes Ziegelsteingebäude. Auf jeder Längsseite befanden sich je drei hohe Rundbogenfenster. Im Laufe der Jahrzehnte sammelten sich im Toraschrein 13 Torarollen an, die teilweise auf Stiftungen zurückgingen. In den 1920er-Jahren wurde eine Gedenktafel für die drei jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Synagoge angebracht. Der Betraum hatte zuletzt 62 Männer- und 35 Frauenplätze. 
        
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Mitglieder der SA und andere Personen (auch Jugendliche aus einem Landjahr-Lager auf der Naumburg) vollständig zerstört, die Mauerreste wurden abgebrochen. Vor der Zerstörung wurde die Inneneinrichtung zerstört; rituelle Gegenstände wurden - auch von Ortsbewohnern - gestohlen oder abtransportiert. Der Bauschutt der Synagoge wurde zum Teil dazu benutzt, den seitlichen Weg am Viadukt zu verfüllen. Das Synagogengrundstück wurde an die Anlieger aufgeteilt. 
 
Nach der Zerstörung der Synagoge konnten Gottesdienste noch teilweise in jüdischen Privathäusern, bis zur Deportation der letzten jüdischen Einwohner im September 1942 in den "Judenhäusern" abgehalten werden.   
 
Im November 1985 wurde eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Zerstörung der Synagoge und die Vernichtung der Gemeinde und Ermordung ihrer Mitglieder am Haus Bahnhofstraße 12 angebracht.  
  
  
Adresse/Standort der SynagogeBahnhofstraße 10.  
  
  
Fotos / Abbildungen
(Quelle: M. Kingreen s.Lit. S. 312.313.

Lage der Synagoge  Heldenbergen Synagoge 015.jpg (45900 Byte)
   Die Lage der Synagoge mit Zugang von der "Judengasse" (heute Bahnhofstraße)
     
Zeichnung der Synagoge  Heldenbergen Synagoge 001.jpg (75483 Byte)
  Die Synagoge von Heldenbergen - Rekonstruktionszeichnung von Wolf Pannitschka.
 Im Fachwerkhaus links befand sich das rituelle Bad
     
     
     
Denkmal für den 
Krieg 1870/71
Heldenbergen Friedhof 174.jpg (110619 Byte) Heldenbergen Friedhof 170.jpg (32906 Byte) Ferdinand Goldschmidt
Heldenbergen Friedhof 171.jpg (40825 Byte) Jacob Moses
Heldenbergen Friedhof 172.jpg (32065 Byte) Meier Oppenheimer
   Auf dem Denkmal für den Krieg 1870/71 stehen die Namen der drei jüdischen
 Kriegsteilnehmer Meier Oppenheimer, Moses Jacob und Ferdinand Goldschmidt.
        
     
Denkmal für die Gefallenen des 
Ersten Weltkrieges auf einer 
historischen Ansichtskarte 
(Sammlung Hahn)  
Heldenbergen AK 105.jpg (60999 Byte) Heldenbergen AK 105a.jpg (37362 Byte)
  Historische Ansichtskarte 
von Heldenbergen
Das Kriegerdenkmal, das in den 
1970er-Jahren abgebrochen wurde  
     
Denkmal für die 
Gefallenen der Weltkriege
Heldenbergen Friedhof 178.jpg (84717 Byte) Heldenbergen Friedhof 176.jpg (136396 Byte)
  Neben der Trauerhalle des allgemeinen Friedhofes in Heldenbergen steht seit den 1970er-Jahren dieses Denkmal. Genannt werden die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges: Karl F.(Friedrich) Hermann, Albert Rothschild und Adolf Speier.
     
     

  
  

September 2008: "Stolperstein" - Verlegungen in Nidderau - Presseberichte über die erste Verlegung 
Nidderau PA 2008012.jpg (268800 Byte)Bericht in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 2. September 2008 von Susanne Krejcik: "Auf den Spuren der Juden". 
 
Nidderau PA 2008011.jpg (297983 Byte)Bericht in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 5. September 2008 von Susanne Krejik: "Erinnerung auf 10x10 Zentimetern". 
 
Nidderau PA 2008010.jpg (175517 Byte)Bericht in der "Frankfurter Rundschau" vom 5. September 2008 von Jörg Andersson: "Stolpersteine - Vor 70 Jahren wurden jüdische Familien aus Nidderau deportiert. Erinnerung vor Haus Nummer 9. Nidderau - Gedenksteine für ermordete Juden".   
   
Oktober 2009: Zweite Verlegung von "Stolpersteinen" in Nidderau   
Nidderau: Zweite Stolpersteine-Verlegung in Nidderau 
Pressemeldung der Stadt Nidderau - Pressestelle vom 14. Oktober 2009 (Quelle: www.pressemeldung-hessen.de, Artikel ) :  
Nidderau. 26 Stolpersteine vor fünf Häusern im Stadtgebiet Nidderau erinnern bereits an Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. Am 20. Oktober kommen 13 weitere Gedenktafeln hinzu, die der Kölner Künstler Gunter Demnig zwischen 9 und 11.30 Uhr eigenhändig verlegt. Der Rabbiner Andrew Steiman aus Frankfurt begleitet die Einbettung der Mahnmale vor fünf ehemaligen Wohnstätten jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Windecken. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, an der Verlegung teilzunehmen.  
Die Verlegung beginnt um 9 Uhr vor dem Anwesen in der Glockenstraße 6. Im Abstand von jeweils etwa einer halben Stunde setzt Demnig den Vorgang an vier weiteren Windecker Adressen fort. Folgender 13 Opfer wird in Form neuer Stolpersteine namentlich gedacht: Selma Kahn (Glockenstraße 6), Julius und Johanna Reichenberg (Glockenstraße 4), Recha Rosa und Sophie Müller (Ostheimer Straße 1), Moritz, Kathinka, Joseph, Lilli, Doris und Grete Müller (Friedrich-Ebert-Straße 12) und Hilda und Lollo Oppenheimer (Heldenberger Straße 5). 
Als einer von über 480 Orten in Deutschland, Österreich, Ungarn Polen, der Ukraine und den Niederlanden ist Nidderau somit am größten dezentralen Denkmal und Kunstprojekt der Welt beteiligt. Insgesamt über 20.000 etwa 10 mal 10 Zentimeter große Gedenktafeln aus Messing hat Demnig inzwischen jeweils in den Bürgersteig vor dem letzten freiwilligen Wohnort von Opfern des nationalsozialistischen Terrors eingelassen. Eingeprägt ist nach den Worten "Hier wohnte" der Name und das jeweilige Schicksal der Person. Die Platten werden ebenerdig verlegt, "stolpern" sollen nur das Auge und das Herz. 
Am Samstag, den 17. Oktober findet um 14 Uhr ein Rundgang mit dem Thema "Auf den Spuren der jüdischen Familien Windeckens und der Geschichte der Jüdischen Gemeinde Windecken" mit Monica Kingreen statt. Treffpunkt für diese Veranstaltung ist der Marktplatz in Windecken. 
   
August 2010: Die dritte Verlegung von "Stolpersteinen" in Nidderau wird am 9. September 2010 stattfinden  
Pressemitteilung der Stadt Nidderau vom 30. August 2010 (Quelle: www.pressemeldung-hessen.de):  
"Nidderau: Gedenken an NS-Opfer in Ostheim und Heldenbergen. Dritte Verlegung von 'Stolpersteinen' in Nidderau am 9. September.
Nidderau
– Am Donnerstag, den 9. September 2010, kommen die Namen von 28 Opfern des Nationalsozialismus wieder dahin zurück, wo diese ihr Zuhause hatten. Der Kölner Künstler Gunter Demnig setzt sein Erinnerungsprojekt fort und verlegt zum dritten Mal 'Stolpersteine' in Nidderau.
Über 22.000 zehn mal zehn Zentimeter große Gedenktafeln in über 500 Orten Deutschlands und mehreren Ländern Europas hat Demnig bereits in den Bürgersteig eingefügt. Sie erinnern direkt vor ihrer letzten freiwilligen Wohnstätte an Menschen, die während der Herrschaft der Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. 39 'Stolpersteine' in Ostheim, Windecken und Heldenbergen rufen bereits die Erinnerung an die Opfer wach. 28 weitere sollen am 9. September folgen und das schon jetzt größte dezentrale Mahnmal der Welt ergänzen.
Die Verlegung beginnt um 9 Uhr in der Spessartstraße 2 in Ostheim, wo Bürgermeister Gerhard Schultheiß ein Grußwort sprechen wird. An zwei Stellen in Ostheim werden insgesamt acht 'Stolpersteine' in den Bürgersteig eingelassen, es folgen 20 Gedenksteine an sechs Stellen in Heldenbergen. Begleitet wird die Verlegung von mehreren Geistlichen der Kirchen Nidderaus sowie von Schulklassen der Bertha-von-Suttner-Schule. Bürger der Stadt tragen vor Ort Gedenkworte an die Opfer vor.
Die Initiative 'Stolpersteine' wird durch bürgerschaftliches Engagement getragen. Die Kosten für die Steine in Höhe von jeweils 95 Euro tragen einzelne Bürger. Wer sich an der Initiative beteiligen möchte, findet mehr Informationen im Internet unter www.stolpersteine-nidderau.de oder kann sich telefonisch unter 0177/4541345 an Dr. Ralf Grünke wenden."    
 
Zum aktuellen Stand der "Stolperstein-Verlegung" in Nidderau siehe die Website www.stolpersteine-nidderau.de 
 
August 2010: Vor der "Stolperstein"- Verlegung:  Rundgang zur jüdischen Geschichte mit Monica Kingreen   
Artikel von Susanne Krejcik in der Frankfurter Neuen Presse vom 31. August 2010 (Artikel): "An die Synagoge erinnern
Monica Kingreen berichtet vor der Verlegung von Stolpersteinen von jüdischen Spuren in Heldenbergen. 

Heldenbergen war einst die größte jüdische Landgemeinde im Kreis Friedberg. Doch dann kamen die Nazis. Weitere Stolpersteine sollen nun an diese Geschichte erinnern..."    
    
Mai 2011: Abschluss der Verlegung von "Stolpersteinen" in Heldenbergen 
Pressemitteilung der Stadtverwaltung Nidderau vom 20. Mai 2011 (Quelle): 
"Nidderau: Abschluss des Projekts Stolpersteine in Heldenbergen. 80 Quader der Erinnerung.
Nidderau. Mit der Verlegung von 13 kleinen Quadern an acht Stellen in Heldenbergen wird das Projekt Stolpersteine in Nidderau am Montag, 30. Mai, abgeschlossen..."    
Informationen zu und die einzelnen Lageorte der Stolpersteine sind auf der Homepage www.stolpersteine-nidderau.de aufgelistet."   
  
Juni 2012: Die "Stolpersteine" werden durch Mormonen gereinigt    
Pressemitteilung vom 4. Juni 2012: "'Mormon Helping Hands' reinigen Gedenktäfelchen für jüdische Opfer des Nationalsozialismus..." 
Link zum Artikel  
Anmerkung: durch 45 Gläubige der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" wurden die insgesamt 80 "Stolpersteine" in Heldenbergen, Windecken und Ostheim gereinigt. Künftig sollen alle ein bis zwei Jahre in Nidderau jeweils eine Schule, ein Verein oder eine Kirchengemeinde die Messingtäfelchen polieren und so die Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger wach halten.   
 
Juli 2014: Vortrag zur jüdischen Geschichte in Heldenbergen   
Artikel von Georgia Lori in der "Frankfurter Neuen Presse" (bzw. "Bad Vilbeler Neuen Presse") vom 4. Juli 2014: 
"Leben und Leid jüdischer Familien in Heldenbergen
Monica Kingreen gab in ihrem aktuellen Vortrag Einblicke in die Geschichte jüdischen Lebens in Heldenbergen. Dabei berichtete sie nicht nur vom Alltag in den Familien, sondern auch von der Verfolgung im dritten Reich, Verschleppung und Ermordung..."  
Link zum Artikel     
 
Mai 2019: Nidderauer BVB-Fans putzen regelmäßig "Stolpersteine"  
Artikel von Jochen Dietz in der "Frankfurter Rundschau" vom 22. Mai 2019: "Nidderauer BVB-Fans polieren Stolpersteine auf
Ein Fanclub von Vizemeister Borussia Dortmund erinnert in Nidderau an die Familie Scheuer, die 1942 deportiert wurde.
Der Nidderauer Borussia-Dortmund-Fanclub hat in Heldenbergen verlegte Stolpersteine aufpoliert und ihnen zu neuem Glanz verholfen. Die Fußballfans erinnern damit an Familie Scheuer. Manuel und Sara Scheuer hatten laut Mitteilung am unteren Ende der Straubelgasse an der Ecke zur Bahnhofstraße eine koschere Metzgerei mit Schlachthaus geführt. Im September 1942 wurde die Familie deportiert. Die Eltern wurden in Theresienstadt, die Töchter Erna und Hedwig in Treblinka ermordet. Bereits im November 1938 wurden jüdische Männer aus dem heutigen Nidderau zeitweise ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar verschleppt, erinnern die Fans des Vizemeisters. Später versuchte jemand, das Anwesen der Scheuers mit einem Lastwagen einzureißen, weil es sich um ein 'Judenhaus' handelte. Heute finden sich in der Straubelgasse vier sogenannte 'Stolpersteine' mit den Namen von Manuel, Sara, Erna und Hedwig Scheuer. Die pflastersteingroßen Messingtafeln gehören zu dem bundesweiten Erinnerungsprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Der Bildhauer hat zwischen 2008 und 2011 insgesamt 80 Gedenksteine in Windecken, Ostheim und Heldenbergen zum Gedenken an Opfer der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft verlegt. Die Stolpersteine für Familie Scheuer polieren die Nidderau-Borussen seit Jahren jedes Frühjahr."  
Link zum Artikel  

      
      
Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Nidderau  
bulletWebsite der "Stolperstein-Initiative" in Nidderau: www.stolpersteine-nidderau.de (Unterseite der städtischen Website) 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Heldenbergen 

Literatur:  

bulletWindecken Buch 01.jpg (36132 Byte)Monica Kingreen: Jüdische Landleben in Windecken, Ostheim und Heldenbergen. Hg. von der Stadt Nidderau. Hanau 1994.
CoCon Verlag Hanau.
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 343-345. 
bulletKeine Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 218-220.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 180-181.

     
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Heldenbergen  Hesse. The community is thought to have been established in 1500, although records only go back to 1700. Numbering 259 (18 % of the total) in 1861, it was affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt. Over 40 of the 87 Jews left during the years 1933-35, but 27 were deported in 1942.
   
     

                   
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Stand: 15. Oktober 2013