Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

    
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen" 
Zur Übersicht "Synagogen im Main-Kinzig-Kreis"  
  
    

Hanau am Main 
Jüdische Geschichte nach 1945 / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bullet Einzelne Presseberichte    
bulletLinks und Literatur   

Zur jüdischen Geschichte in Hanau vom Mittelalter bis zur NS-Zeit siehe weitere Seite  (interner Link)  
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
    
Nach der Katastrophe der NS-Zeit mit der Zerstörung der jüdischen Gemeinde und der Deportation und Ermordung zahlreicher jüdischer Einwohner kamen keine früheren Mitglieder der jüdischen Gemeinde in die Stadt zurück. Mitte der 1960er-Jahre wurden knapp 20 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Nach 1990 erfolgte auch in Hanau ein Zuzug jüdischer Personen/Familien aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Sie wurden großenteils zunächst Angehörige der jüdischen Gemeinden in Frankfurt und Offenbach. 
    
Zur Gründung einer neuen Gemeinde kam es - mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt - erst wieder im April 2005 (Gründungsdatum 10. April 2005, Einweihung des Gemeindezentrums am 17. April 2005). Der Gemeinde schlossen sich im Gründungsjahr 63 Personen an (mit Familien ca. 250 Personen), wobei es sich zu 90 Prozent um Personen aus den GUS-Staaten - meist aus der Ukraine - handelte. 2010 hatte die Gemeinde 170, 2013 181, 2015 185, 2020 etwa 210 Mitglieder. Ein Gemeindezentrum mit Synagoge konnte eingerichtet werden (s.u.); hier finden seitdem regelmäßig Gottesdienste statt. Religionsunterricht für die Kinder wird erteilt; kulturelle Veranstaltungen finden regelmäßig statt. Für Beisetzungen wird der neue jüdische Friedhof in Hanau-Steinheim benutzt.   
    
Die orthodox geprägte Gemeinde gehört dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen K.d.ö.R. an. Vorsitzende der Hanauer Gemeinde war ab 2005 Raya Griese. Seit einigen Jahren ist es Frau Iryna Pysarevska (2013/19). Rabbiner Shimon Großberg betreut die Gemeinde (2013/2019). Es besteht dazu eine enge Verbindung zur Jüdischen Gemeinde Offenbach am Main. Zuständiger Rabbiner war 2006-2020 Menachem Mendel Gurewitz. 2012-2015 Shimon Großberg, 2017-2019 Michael Yedwadny, seit 2019 wieder Shimon Großberg.     
    
 
   
Zur Geschichte der Synagoge        
    
   
Die 2005 entstandene jüdische Gemeinde konnte kurz nach der Neubegründung ein Gemeindezentrum mit Synagoge im Empfangsgebäude der ehemaligen Zahnradfabrik Schwan einrichten, wenige Gehminuten vom Standort der von den Nationalsozialisten zerstörten einstigen Synagoge in der Nordstraße entfernt. Das noch im 19. Jahrhundert erstellte Gebäude der Zahnradfabrik wurde nach Schließung der Fabrik einige Jahre von der Hanauer Lokalredaktion der "Frankfurter Rundschau" genutzt und stand danach mehrere Jahre leer. Die Stadt Hanau hatte die im Besitz der "Baugesellschaft Hanau" befindlichen Räumlichkeiten im Erdgeschoss angemietet und der neuen jüdischen Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Beim Umbau unter der Regie des Frankfurter Architekten Alfred Jacoby investierte die Stadt 400.000 Euro. Weitere 75.000 Euro wurden aus Landesmitteln in spezielle Sicherheitsmaßnahmen investiert. Das Gemeindezentrum ist etwa 150 qm groß, verbunden mit einem 60 qm großen Raum für Gottesdienste, religiöse Feiern und kulturelle Veranstaltungen.     
   
   
Adresse/Standort der Synagoge             Wilhelmstraße 11a  63450 Hanau  
   
   
Fotos 

 Fotos von der neuen Synagoge (2009)  
(Quelle der Fotos: hanauonline.de, Link)  
Hanau Synagoge neu 111.jpg (28692 Byte) Hanau Synagoge neu 112.jpg (26221 Byte)
  Im Außenbereich vor dem jüdischen Gemeindezentrum, ehemalige Zahnradfabrik Schwahn    
     
  Hanau Synagoge neu 113.jpg (34796 Byte) Hanau Synagoge neu 114.jpg (39710 Byte)
   Betraum kurz vor Einweihung - Blick zum Toraschrein      
     
Fotos von 2013 
(aus der Website des Landesverbandes 
der Jüdischen Gemeinden in Hessen, siehe Link unten)  
Hanau Synagoge LV01.jpg (450990 Byte) Hanau Synagoge LV02.jpg (315957 Byte)
  Blick auf die Ostwand des Betraumes 
(hebräische Buchstaben für TORAH)  
 Eingangsbereich 
 

              
              
Einzelne Presseberichte        

Juni 2019: Politiker besuchen die jüdische Gemeinde                                          

Artikel im "Bruchköbeler Kurier" vom 27. Juni 2019: "Mit Offenheit und Dialog gegen Vorurteile - Dr. Katja Leikert und Joachim Stamm besuchen die Jüdische Gemeinde in Hanau
Mit der deutschlandweiten Aktionswoche 'Von Schabbat zu Schabbat' macht die CDU darauf aufmerksam, dass jüdisches Leben selbstverständlich zu Deutschland gehört und Antisemitismus hier keinen Platz hat.
Die heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Katja Leikert, die auch stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion ist, nutzte die Gelegenheit, um der Jüdischen Gemeinde in Hanau einen Besuch abzustatten. Begleitet wurde sie dabei vom Vorsitzenden der örtlichen CDU, Joachim Stamm. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hanau, Irina Pisarevska, und Oliver Dainow vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen hießen die Gäste willkommen und führten die Besucher durch das Gemeindezentrum und die Synagoge in der Wilhelmstraße. In einem sehr offenen Gespräch berichteten die beiden, wie modernes jüdisches Leben in Deutschland heute aussieht, und welche Rolle das Thema Antisemitismus in ihrem Alltag leider noch immer spielt.
Über 400 Jahre reicht die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Hanau zurück, die 1938 ein jähes Ende fand: Rund 600 Männer, Frauen und Kinder wurden von den Nazis deportiert und ermordet. 2005 dann der Neuanfang: Mit rund 60 Mitgliedern – die meisten davon aus der ehemaligen UDSSR – erfolgte der Neustart. Damit ist die jüdische Gemeinde Hanau die jüngste ihrer Art in Hessen. Mittlerweile zählt die Gemeinde rund 200 Mitglieder; das Einzugsgebiet erstreckt sich ungefähr von Maintal bis Bad Soden-Salmünster. Seit rund zehn Jahren hat die Gemeinde wieder einen eigenen Rabbiner. Rabbiner Shimon Großberg ist für die religiöse Betreuung der Gemeinde zuständig. Hierzu gehören neben den regelmäßigen Gottesdiensten am Shabbat und den Feiertagen unter anderem auch die Aufsicht der kosheren Gemeindeküche und die Seelsorge der Gemeindemitglieder. Neben Deutsch- und Computerkursen für alle Mitglieder und einer Sonntagsschule für Kinder umfasst das Gemeindeleben noch viele weitere Aktivitäten. Regelmäßig öffnet die Jüdische Gemeinde darüber hinaus ihre Pforten für Schulklassen, setzt auf Offenheit und Dialog, auch um antisemitischen Vorurteilen entgegenzuwirken. So wurde in diesem Jahr eine alte Tradition wiederbelebt: in der Gemeinde gibt es seit Januar 2019 wieder ein Jüdisches Lehrhaus, bei dem alle Interessierten, unabhängig ihrer Konfession, die Möglichkeit haben, einmal im Monat mehr über die Jüdische Religion zu erfahren.
In diesem Jahr feierten zudem die jüdischen Kulturwochen Premiere: Rund sechs Wochen lang standen Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, ein Theaterstück, sowie eine Führung durch die Synagoge und eine Kinovorstellung über Moritz Daniel Oppenheim, den ersten jüdischen Künstler mit akademischer Ausbildung, auf dem Programm und stießen auf reges Interesse. Begonnen hatte der Veranstaltungsreigen mit der Ausstellung 'Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute' in der Karl-Rehbein-Schule, die durch den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dr. Josef Schuster, eröffnet wurde. Im nächsten Jahr begeht die kleine, aber sehr lebendige Jüdische Gemeinde Hanau ihren 15. Geburtstag. Katja Leikert und Joachim Stamm wollen spätestens zu diesem Anlass wieder gerne vorbeischauen. 'Ich freue mich sehr, dass die jüdische Gemeinde sich so aktiv in das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt Hanau einbringt', betonte Leikert, die ebenso wie Joachim Stamm den Kontakt mit Irina Pisarevska und Oliver Dainow pflegen und intensivieren will."
Link zum Artikel  
 
Februar 2020: Schüler besuchen die jüdische Gemeinde  
Artikel von Jutta Degen-Peters im "Hanauer Anzeiger" vom 7. Februar 2020: "Rehbein-Schüler informieren sich in Synagoge über das Judentum
Hanau.
'Angesichts von Schmierereien, der letzten Schlägerei beim Spiel des jüdischen Sportvereins Makkabi in Frankfurt und dem rechtsextremistischen Anschlag in Halle im vergangenen Jahr wird es auch für mich schwieriger, ein Mut machendes Sicherheitsbild zu zeichnen.'
Der Satz von Oliver Dainow, der als Beauftragter der jüdischen Gemeinden Hessens die Gemeinde in Hanau betreut, macht die Karl-Rehbein-Schüler nachdenklich. Die Mädchen und Jungen der elften Jahrgangsstufe sind an diesem Tag in die Synagoge gekommen, um sich über den jüdischen Glauben zu informieren. Und eigentlich geht es um die Thorarolle, über die Oliver Dainow gemeinsam mit Rabbi Shimon Großberg Spannendes zu berichten weiß. Doch am Ende der zwei Unterrichtsstunden der besonderen Art landet die Gruppe dann doch beim Thema Antisemitismus. Dabei ist es nicht so, dass die jungen Leute von ihrem Schulhof das bestätigen könnten, was Dainow berichtet: dass nämlich das Wort Jude laut der Studie einer renommierten Frankfurter Dozentin eines der auf Schulhöfen am häufigsten gebrauchten Schimpfwörter sei. Auf die Frage, ob sie im Umfeld im Freundeskreis oder unter den Klassenkameraden jemanden jüdischen Glaubens kennen, meldet sich eine einzige Schülerin. Sie habe eine jüdische Bekannte, die ihren Glauben aber nicht praktiziere, sagt sie.
'Sie führt eine Art Doppelleben'. Dass jüdisches Leben in der Stadt so wenig sichtbar ist, erstaunt nicht, schließlich ist die jüdische Gemeinde in Hanau, die erst im Jahr 2005 gegründet wurde und sich überwiegend aus russisch- oder weißrussischstämmigen Zuwanderern rekrutierte, mit rund 200 Mitgliedern eher klein. Dainow kennt seine Schäfchen alle. Und so weiß er auch, dass es – in Hanau, Frankfurt und Offenbach – eine Dunkelziffer gibt. Dainow berichtet von einem Mädchen, das gläubig ist, die Gottesdienste und jüdischen Feste besucht und auch bei Jugendfreizeiten mit der Gemeinde mitfährt, sich aber nicht offen zu ihrem Glauben bekennt. 'Sie führt eine Art Doppelleben', erklärt Dainow nachdenklich. Er findet es schlimm, dass Menschen (wieder) darüber nachdenken müssten, ob sie sich als jüdisch outeten oder sich mit Kippa in der Öffentlichkeit zeigten (was allerdings Männern vorbehalten ist).
'Langsam wird es ernster.' Es ist Lehrer Norbert Kaiser, der in der Klasse katholische Religion unterrichtet und mit seinen Schülern gerade beim Alten Testament angelangt ist, der bei den Hausherren in der Hanauer Synagoge nachhakt: 'Fühlen Sie sich hier sicher oder bedroht?'. Rabbi Großberg streicht sich langsam über den Bart und antwortet mit Bedacht: 'Langsam wird es ernster.' So hat der in Offenbach lebende Rabbiner, dessen Kinder in die Schule gehen und Mitglieder in Vereinen sind, früher nicht gesprochen, sagt Dainow. Doch er selbst und auch der Rabbi seien vielleicht keine allzu guten Beispiele. Beide seien möglicherweise weniger ängstlich als andere und seien nicht auf den Mund gefallen. Sie seien daran gewöhnt, dass Tor und Tür zur Synagoge abgeschlossen seien und bei Gottesdienste die Polizei Wache halte. Auch in seiner Jugend, so berichtet der smarte Enddreißiger, sei es für ihn schon alltäglich gewesen, Polizeibeamten 'hallo' zu sagen, wenn er das jüdische Jugendzentrum in Frankfurt besuchte.
Zunehmender Rechtsruck als Ursache des zunehmenden Antisemitismus. Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle gab es laut Dainow in Hanau Mitglieder, die nicht mehr in die Synagoge kamen, weil sie sich unsicher gefühlt hätten. 'Wir sagen nicht, lasst uns die Zelte abbrechen und auswandern', erklärt Dainow, 'aber wir müssen aufpassen, dürfen nicht bagatellisieren.' Bagatellisiert werden dürfe auch nicht die AfD, nach der einer der Schüler fragt. Dainow kritisiert die Ausgrenzung von Minderheiten, wie sie die AfD propagiere und weist darauf hin, dass die AfD zur Verrohung der Sitten beigetragen habe. Auf die Frage nach den Ursachen für weltweit zunehmenden Antisemitismus, nennt Dainow den zunehmenden Rechtsruck der europäischen Regierungen, Regierungschefs in den USA und Brasilien und das Internet, das es ermögliche, anonym Dinge zu äußern, die früher nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurden.
Nächster Termin am 10. Februar. 'Ihr kommt jetzt in ein Alter, in dem ihr wählen dürft und vor der Berufswahl steht', betont Dainow. Damit seien die Schüler gefordert, sich menschenfeindlichen Tendenzen entgegenzustellen. Das sollten sie aber keineswegs leichtsinnig tun oder indem sie sich selbst in Gefahr brächten. 'Manchmal reicht es schon, nachzufragen', so Dainow. Die nächste Veranstaltung in der Synagoge findet im Rahmen des Jüdischen Lehrhauses am Montag, 10. Februar, um 19 Uhr statt. Thema ist 'Die Reinkarnation im Judentum'."  
Link zum Artikel 

  
   


Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Hanau 
bulletWikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Gemeinde_Hanau  
bulletSeite zur Jüdischen Gemeinde Hanau in der Website des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen   
bulletPresseartikel aus der "Frankfurter Allgemeinen" vom 11. April 2005: "Jüdische Gemeinde gründet sich in Hanau neu".    
bulletPresseartikel in der "Frankfurter Rundschau" vom 1. November 2008: "Im Zeichen des Neubeginns"    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 319-336.   
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 83-88.  

    
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge
diese Links sind noch nicht aktiviert  

      

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020