Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gröbzig (Stadt Südliches Anhalt, Kreis Anhalt-Bitterfeld) 
Jüdischer Friedhof
   

Zur Geschichte des Friedhofes           
   
Der jüdische Friedhof in Gröbzig wurde möglicherweise bereits um 1670 auf einem ehemals "alte Saulache" bezeichneten Flurstück nahe dem Akazienberg angelegt. Um 1809 und 1811 wurde er vergrößert. Die Friedhofsfläche umfasste seitdem 26,50 ar. 1928/29 wurde der Friedhof geschändet, 1934 wieder erneuert. Schwere Beschädigungen gab es auch 1940. 1956-59 wurde der Friedhof wieder instandgesetzt und schließlich unter Denkmalschutz gestellt. 1988 sind vor dem Eingang 18 Pappeln gepflanzt worden, um das alte Erscheinungsbild des Friedhofes wieder herzustellen. Es sind etwa 245 Grabsteine erhalten.
 
Schändungen: Bereits in den 1980er-Jahren gab es mindestens drei Friedhofschändungen. Auch im Juni 1998 wurde der Friedhof geschändet; dabei wurden 21 Grabsteine umgeworfen. Im Juni 1999 wurden bei einer erneuten Schändung 64 Grabsteine umgeworfen. Zu weiteren Schändungen des Friedhofes kam es im November 2013 und August 2014 (siehe Berichte unten).    
  
   
   
Lage des Friedhofes 
   
Der Friedhof "liegt an der Fuhne".         
   
   
Fotos 
(Fotos: Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven, Aufnahmen im Mai 2007)

groebzig01.JPG (88002 Byte) groebzig05.JPG (89437 Byte) groebzig06.JPG (96820 Byte)
Teilansichten des Friedhofes   Stark verwitterter Grabstein  
   
groebzig02.JPG (95261 Byte) groebzig08.JPG (100335 Byte) groebzig07.JPG (97267 Byte)
"gestorben im Elul (5)563)" 
= August/September 1803 
 Grabstein datiert auf 1883/34
  
Grabstein mit den "segnenden Händen" 
der Kohanim  
     
groebzig04.JPG (102641 Byte) groebzig03.JPG (103911 Byte)   
Grabstein für Johanna Gottschalk 
geb. Blumenthal 
         

   
  
Presseberichte zum Friedhof    

November 2013 /  August 2014: Erneute Schändungen des Friedhofes  
Pressemitteilung vom 18. November 2013 (dpa): "Unbekannte schänden jüdischen Friedhof. Unbekannte haben den jüdischen Friedhof in Gröbzig, einem Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, geschändet. Neun Grabsteine wurden umgestoßen und acht weitere verschoben, wie die Polizei in Dessau-Roßlau am Montag mitteilte. Sie geht von einem politischen Motiv aus und ermittelt wegen Störung der Totenruhe. Die Tat war am Sonntagvormittag von Mitarbeitern, die den Friedhof pflegen, entdeckt worden." 
Link zur Mitteilung in der Website des MDR Sachsen-Anhalt 
Artikel von Helmut Dawal in der Mitteldeutschen Zeitung vom 21. November 2013: "Jüdischer Friedhof Gröbzig - Schändern auf der Spur".   
  
Pressemitteilung in der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 17. August 2014: "Jüdischer Friedhof in Gröbzig. Anlage erneut geschändet
Der jüdische Friedhof in Gröbzig wurde erneut geschändet. Vermutlich in der Nacht zu Sonntag hebelten die Täter die Friedhofstür auf und hinterließen antisemitische Schmierereien sowie Zeichen verfassungswidriger Organisationen.
Marion Mendez, die Leiterin des Museum-Synagoge Gröbzig, ist entsetzt. Innerhalb nicht mal eines Jahres ist es auf dem jüdischen Friedhof erneut zu einer Schändung gekommen. Die Nachricht erreichte die Museumsleiterin im Urlaub und macht sie fassungslos. Vermutlich in der Nacht zum Sonntag muss es passiert sein. 'Noch dazu am Sabbat', einem Ruhetag, den das Judentum am siebenten Wochentag begeht. 
Mendez spricht von antisemitischen Schmierereien und davon, dass die Täter offenbar sehr gewaltbereit waren. Denn die Tür zum Friedhof wurde aus den Angeln gehoben. Hakenkreuze sollen im Eingangsbereich entdeckt worden sein. Sie habe die Jüdische Gemeinde Sachsen-Anhalt bereits informiert, sagt die Leiterin des Museums. Das Ordnungsamt der Stadt Südliches Anhalt sei bereits tätig geworden und habe das Schlimmste beseitigt. Die Polizei habe zuvor aber Fotos gemacht.
Vorfall an den politischen Staatsschutz übergeben. In der derzeit angespannten politischen Situation seien solche Vorkommnisse besonders brisant, unterstreicht Mendez, die hofft, dass die polizeilichen Ermittlungen diesmal zum Erfolg führen.
Bei der Polizeidirektion Dessau bestätigte Sprecherin Stefanie Halle, dass die Polizei am Sonntag gegen 7 Uhr auf dem jüdischen Friedhof 'Sachbeschädigungen' festgestellt hat. Es wurden Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen' festgestellt. Die Spuren vor Ort wurden gesichert und der Vorfall an den politischen Staatsschutz übergeben. 'Eine Anzeige von Amts wegen wurde gestellt', so die Pressesprecherin, die auch das Aushebeln der Tür und das Einritzen von verfassungswidrigen Kennzeichen in den Torbogen des Eingangsbereiches bestätigte."  
Link zum Artikel  
 
August 2020: Fotos des Friedhofes aus der NS-Zeit wurden entdeckt   
Artikel von Anne Sailer in MDR-Kultur vom 23. August 2020: "Aus der NS-Zeit Fotos von jüdischem Friedhof Gröbzig in Schloss Köthen entdeckt
Im Historischen Museum im Schloss Köthen wurden Fotos aus der NS-Zeit entdeckt, die den jüdischen Friedhof in Gröbzig zeigen. Anett Gottschalk ist Direktorin des Museums Synagoge in Gröbzig und hofft, mit dem Fund mehr über die Geschichte der Gemeinde zu erfahren.
Seit 2018 ist die 33-Jährige Anett Gottschalk Leiterin des Museums Synagoge Gröbzig. Das wird derzeit barrierefrei saniert. Vor ein paar Tagen klingelte Gottschalks Telefon und am anderen Ende der Leitung war das Schloss Köthen. Man habe hier Fotos gefunden, die den jüdischen Friedhof in Gröbzig zeigen. Die studierte Judaistin aus Eisleben erklärt: 'Ich verstehe das Hebräische, nehme eins der Fotos in die Hand und sehe gleich: Das ist unser alter Friedhof.' Dass bei den Bildern auch Duplikate dabei seien, darüber kann sie wegen ihrer Zahl hinwegsehen: 'Das ist für uns ein wahnsinniger Fund und auch für Köthen ganz toll.'
Grabsteine, die es nicht mehr gibt.
Gottschalks Forscherherz habe ihr bis zum Hals geschlagen, erzählt sie, denn die alten Aufnahmen zeigen zum Teil Grabstätten, die es gar nicht mehr gibt. Gleich machte sie sich also an die Arbeit: 'Drei Bilder haben wir uns ausgesucht. Die haben wir mit vielem Dank an das Schloss in Köthen vergrößern können.'
350 Jahre Friedhofsgeschichte. 1670 wurde der jüdische Friedhof mit Steinen des Schlosses aus Gröbzig umfasst, gespendet vom Fürsten persönlich. 247 Grabsteine stehen hier noch. Außerdem ein Gedenkstein für die Menschen, die im Holocaust ermordet wurden. Die Bilder sind für die Synagoge wichtig, denn die jüdische Tradition sieht vor, dass ein Grab nicht gepflegt wird und Sandsteine, wie Sie hier stehen, verwittern schnell. Auf der anderen Seite enthalten jüdische Grabsteine mehr Informationen über den Verstorbenen als beispielsweise christliche Gräber. So konnte Anett Gottschalk schon feststellen, dass ein Familienname immer wieder auftaucht: Gottschalk. Purer Zufall, sagt die Museumsleiterin: 'Wir haben die Daten noch nicht von der ganzen Familie, und so können wir ein bisschen zusammensetzen. Wenn wir dann irgendwann einen Grabstein von einem Menachem Gottschalk haben, dann können wir gut gucken, ob das vielleicht sein Vater war. So lässt sich ganz viel rekonstruieren.'
Fotografien aus der NS-Zeit. Die Bilder aus dem Köthener Schloss stammen aus dem Jahre 1944. Das Reichsinstitut für die Neue Geschichte Deutschlands hatte die Fotos in Auftrag gegeben, um die jüdische Geschichte zu dokumentieren. Zeitgleich lief die Maschinerie zur Vernichtung der Juden auf Hochtouren. Auch neun Jüdinnen und Juden aus Gröbzig wurden in den Tod deportiert. Die Aufnahmen können nun helfen, mehr über die Geschichte der jüdischen Gemeinde zu erfahren. Anett Gottschalk hofft, das noch mehr Bilder auftauchen, aus privaten Nachlässen zum Beispiel. Je mehr Material das Museum Synagoge Gröbzig sammeln kann, umso stärker werden die Synagoge und der jüdische Friedhof als Erinnerungsorte."  
Link zum Artikel
 

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Südliches Anhalt   
bullet Website der Stadt Gröbzig mit Seite zum jüdischen Friedhof und Seite zum Museum Synagoge Gröbzig.
bullet Informationsseiten zum Museum Synagoge Gröbzig, Seite 2; eine der wenigen Synagogen, die nicht in der Pogromnacht 1938 den Nazis zum Opfer fielen, steht in Gröbzig: ein in der ganzen Region einzigartiges Ensemble von Synagoge, Schulhaus, Kantorhaus, Wohngebäude und Friedhof.

Literatur:  

bulletZeugnisse jüdischer Kultur S. 177-180.  
bullet Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 381-382. 
bullet Erich Hobusch: Synagoge Gröbzig - gerettet und bewahrt. Reihe: Jreebz'jer Allerlei Heft 2 1984.   

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020