Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gambach (Stadt Münzenberg, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
      

2014: Publikation zur Geschichte der jüdischen Familien in Münzenberg, Gambach und Fauerbach II ist erschienen   
Muenzenberg Lit 025.jpg (83491 Byte)Hanno Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald 2014. 
Das Buch enthält auf 197 Seiten Familienbücher der bis 1942 in den Orten Münzenberg, Gambach und (bis 1876 in Fauerbach II) lebenden Juden. Bei den Familien/Personen werden auch die auf den Friedhöfen in Münzenberg und Gambach erhaltenen Grabsteine erwähnt. Jeder Grabstein wurde fotografiert und ist im Buch abgebildet. 
Der Teil über die Juden in Gambach fußt auf den Juden- und Standesamtsregistern und bindet das von Helma Kilian erarbeitete große Wissen über die Gambacher Juden ein. Aufgeführt werden auch die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Frau Monica Kingreen, die am Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. arbeitet, geht in ihrem Beitrag auf das Schicksal der Münzenberger und Gambacher Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, ein.
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über: 
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de  
Gemeindeverwaltung Münzenberg, 35516 Münzenberg  www.muenzenberg.de   
Helma Kilian, Obergasse 3, 35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, 35463 Fernwald-Steinbach  www.fambu-oberhessen.de/       

   
Übersicht: 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Kennkarte aus der NS-Zeit   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Gambach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Doch lebten bereits zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert einzelne jüdische Personen/Familien am Ort. Eine jüdische Gemeinde soll bereits um 1600 entstanden sein. 1701 werden mehrere jüdische Familien am Ort genannt. Namentlich werden u.a. in den damaligen Gerichtsakten der Gemeinde Abraham der Alte, Mosches Tochter, der alte Socher, Baysig Jud, die Frau des Juden Schnus, Jud Juda aufgeführt. Die Familien lebten in äußerst armseligen Verhältnissen. Ein Teil oder alle Familien wohnte in einem als "Judenhof" bezeichneten Anwesen, vermutlich ein von ihnen gemieteter Bauernhof.       
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1836 45 jüdische Einwohner, 1861 70 (4,9 % von insgesamt 1.428 Einwohnern), 1880 69 (4,7 % von 1.471), 1895 60 (4,2 % von 1.408), 1905 78 (5,4 % von 1.448), 1910 66 (4,5 % von 1.456). Die jüdischen Familienvorstände waren als Händler und Kaufleute tätig, insbesondere im Vieh-, Getreide und Landesproduktenhandel sowie als Metzger. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen offene Läden und Handlungen am Ort.     
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Teilweise wurden diese Aufgaben auch durch auswärtige Lehrer (Religionsunterricht) oder ehrenamtlich versehen (Vorbeterdienst und Schechita). Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat in Gießen. 
  
Aus dem Jahr 1905 wird berichtet, dass ein Trupp von etwa 20 jüdischen Männern durch den Ort kamen, die bei den Kischinewer Pogromen (Rumänien) geflüchtet waren und in Gambach durch den Kaufmann Moses Schlesinger verpflegt wurden.        
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Leopold Cohnen (geb. 30.12.1885 in Frechen, gef. 28.8.1914), Sally Rosenbaum (geb. 4.8.1884 in Gambach, gef. 28.8.1914) und Alfred Seewald (geb. 7.6.1896 in Gambach, gef. 4.4.1917).  
 
Um 1924, als zur Gemeinde 58 Personen gehörten (3,7 % von insgesamt 1.555 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Moses Kaufmann, Moses Schlesinger und Julius Mayer. Die Repräsentanz bildeten Viktor Löwenstein, Julius Mayer, Herbert Mayer. Moses Schlesinger war ehrenamtlich als Vorbeter und als Schochet; in der bürgerlichen Gemeinde war er von 1918 bis 1932 als Schreibhilfe beim Bürgermeister tätig. Die damals drei schulpflichtigen Kinder der Gemeinde wurden durch Lehrer Max Goldschmidt aus Nieder-Weisel unterrichtet. 1932 waren die Gemeindevorsteher Moses Kaufmann (1. Vors.) und Moses Seewald (2. Vors. und Schatzmeister). Im Schuljahr 1931/32 hatte es wieder sechs schulpflichtige Kinder in der Gemeinde, die weiterhin durch Lehrer Max Goldschmidt aus Nieder-Weisel unterricht worden.       

1933 lebten noch 56 jüdische Personen in Gambach (3,5 % von insgesamt 1.607 Einwohnern).
In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Innerhalb Deutschlands verzogen 15 Personen (vor allem nach Frankfurt); ausgewandert sind mindestens 12 Personen (Argentinien, Paraguay, England, Südafrika). 1939 wurden noch 41 jüdische Einwohner gezählt, zum 31. Dezember 1940 noch 23. Die letzten 18 jüdischen Einwohner wurden im Frühjahr 1942 deportiert (davon 7 in das Ghetto Theresienstadt, 11 in Vernichtungslager in Polen).  
  
Von den in Gambach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Altheimer geb. Mayer (1891, vgl. Kennkarte unten), Regina Bamberger geb. Schlachter (1880), Pauline Benjamin geb. Grünebaum (1863), Joseph Grünebaum (1861), Louis Grünebaum (1894), Rosa Israel geb. Kaufmann (1880), Alexander (Alex) Ernst Kallmann (1922), Paula Kallmann geb. Seewald (1900), Moses Kaufmann (1859), Max Moritz Lehrberger (1879), Rosalie Lehrberger geb. Kaufmann (1889), Recha Levy geb. Kaufmann (1891), Johanna (Hannchen) Mayer geb. Lichtenstein (1868), Hugo Mayer (1893), Louis Levi Mayer (1864), Paula Mayer (1933), Bruno Meier (1928), Else Meier geb. Meyer (1903), Renate Edith Meier (1931), Julius Meyer (1870), Arthur Rosenbaum (1894), Erna Rosenbaum geb. Wertheim (1907), Ruth Rosenbaum (1937), Albert Seewald (1874), Albert Heinz Seewald (1931), Alfred Seewald (1898), Arnold Seewald (1925), Arthur Seewald (1899), August Seewald (1872), Bernhard Seewald (1931), Emilie Melitta Seewald geb. Grünebaum (1900), Gertrude Seewald geb. Treidel (1903), Hans Robert Seewald (1931), Jettchen Seewald geb. Wetzstein (1875), Kätchen Seewald geb. Meier (1878), Käte Seewald geb. Spies (1864), Leopold Seewald (1867), Manfred Seewald (1938), Martin Seewald (1900), Moses Seewald (1869), Selma Seewald geb. Löb (1900), Siegbert Seewald (1934), Alfred Segal (1896), Regina Strauß geb. Seewald (1888).       
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhundert wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Gambach gefunden.   

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für die in Gambach geborene 
Johanna Altheimer geb. Mayer 
Gambach KK MZ Altheimer Johanna.jpg (90939 Byte)    
   Kennkarte (ausgestellt in Dieburg 1939) für Johanna Altheimer geb. Mayer 
(geb. 6. August 1891 in Gambach), wohnhaft in Dieburg und Ober-Ramstadt, am 25. März 1942 
deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen    
 

     
     
   
 
Zur Geschichte der Synagoge    
       
    
Zunächst war ein Betraum oder eine ältere Synagoge vorhanden.  
    
1843 (nach Altaras 1834) wurde eine neue Synagoge in einem vermutlich bereits bestehenden Wohnhaus eingerichtet. Sie verfügte über 27 Plätze für Männer und 20 für Frauen. Es handelte sich um einen Betraum im hinteren Teil des auch weiterhin sonst als Wohnhaus genutzten zweigeschossigen Fachwerkhauses.     
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Nach 1945 wurden auch im bisherigen Betraum Wohnräume eingerichtet. Das Gebäude ist bis heute als Wohnhaus erhalten.  
    
Am alten Rathaus von Gambach wurde im Mai 1989 eine Gedenktafel angebracht
.  
     
     
Adresse/Standort der Synagoge            Hauptstraße 6     
    
    
Fotos
(Quelle: obere Zeile links in Arnsberg Bilder s. Lit. S. 68, rechts in Altaras 1988 s. Lit. S. 186) 

Die ehemalige Synagoge 
nach 1945
Gambach Synagoge 010.jpg (48224 Byte) Gambach Synagoge 120.jpg (84324 Byte)
  Um 1970   Im Juni 1987 
     
   Neue Fotos werden noch erstellt.  

     
     
Links und Literatur

Links:  

Website der Stadt Münzenberg 
Informationen zur Synagoge in der Website denkmalpflege-hessen.de  
Webportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Gambach 

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 235-236.    
ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 68.   
Regine Steffl: Zur Geschichte der Gambacher Judengemeinde. Butzbacher Geschichtsblätter 1984.   
Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 185-186.   
dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 150. 
dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007. S. 382.   
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 328.   
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 118.  
Gail Schunk: Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde von Münzenberg vom 12. bis 18. Jahrhundert. Online zugänglich (pdf-Datei)  
Muenzenberg Lit 025.jpg (83491 Byte)Hanno Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald 2014. 
Das Buch enthält auf 197 Seiten Familienbücher der bis 1942 in den Orten Münzenberg, Gambach und (bis 1876 in Fauerbach II) lebenden Juden. Bei den Familien/Personen werden auch die auf den Friedhöfen in Münzenberg und Gambach erhaltenen Grabsteine erwähnt. Jeder Grabstein wurde fotografiert und ist im Buch abgebildet. 
Der Teil über die Juden in Gambach fußt auf den Juden- und Standesamtsregistern und bindet das von Helma Kilian erarbeitete große Wissen über die Gambacher Juden ein. Aufgeführt werden auch die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Frau Monica Kingreen, die am Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. arbeitet, geht in ihrem Beitrag auf das Schicksal der Münzenberger und Gambacher Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, ein.
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über: 
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de  
Gemeindeverwaltung Münzenberg, 35516 Münzenberg  www.muenzenberg.de   
Helma Kilian, Obergasse 3, 35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, 35463 Fernwald-Steinbach  www.fambu-oberhessen.de/       

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gambach  Hesse.  The modern community dates form 1705 and 200 years later, in 1905, it numbered 78 (5 % of the total). On Kristallnacht (9-10 November 1938), villagers helped destroy the synagogue. Of the 56 Jews living there in 1933, 16 emigrated (nearly all to Argentina); the last 18 were deported in 1942.  
       
         

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 03. Mai 2016