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Friedberg (Kreisstadt,
Wetterau-Kreis)
Die jüdischen Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Friedberg (interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
In Friedberg gab es bereits im Mittelalter
einen jüdischen Friedhof. Der älteste Friedhof, der wahrscheinlich im 13.
Jahrhundert angelegt wurde, befand sich an der "äußeren" Mainzer
Pforte - nahe beim Richtplatz - etwa an der heutigen Ecke Kaiserstraße/
Mainzer-Tor-Anlage. Als "judenkirchhoff" wird er in den
mittelalterlichen Quellen genannt.
Ein zweiter Friedhof lag seit 1523 an der
"inneren" Mainzer Pforte - links der Ockstädter Straße. Dieser
Friedhof wurde bis 1934 benutzt. Bei der Neuverlegung der Ockstädter Straße
1905 wurde das Friedhofsgelände in zwei Teile getrennt, da ein reicher
Friedberger Einwohner (Trapp), dem das angrenzende Grundstück gehörte, sich
weigerte, einen Teil seines Geländes abzugeben. Damals waren noch viele alte
Grabsteine vorhanden. In der NS-Zeit wurde ein großer Teil der Grabsteine
umgeworfen und zertrümmert und schließlich an einen Steinmetzmeister verkauft.
In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde der Friedhof als Schuttabladeplatz missbraucht.
Nach 1945 konnte der Friedhof nicht mehr hergerichtet werden; das Gelände wurde
zur Grünanlage. 1989 wurde die Grünanlage umgestaltet. Die ehemalige
Friedhofsfläche (beziehungsweise der größere Teil der durch die Neuziehung
der Ockstädter Straße 1905 entstandenen Friedhofsteile) wurde mit einer
Umfriedung versehen, die die teilweise rissige alte Bruchsteinmauer mit
einbezog. Der Friedhof wurde mit flachwurzelnden Bäumen und Sträuchern bepflanzt.
Bei den Arbeiten waren zwei alte Grabsteine entdeckt, die in die
Umfriedungsmauer eingelassen wurden.
Text der Hinweistafel am alten Friedhof: "Der
jüdische Friedhof an der Ockstädter Straße diente von 1523 bis 1934 als
Begräbnisplatz. Der Friedhof wurde in der Zeit des Nationalsozialismus
geschändet und in den ersten Monaten des Jahres 1945 durch Bomben
zerstört."
Ein neuer jüdischer Friedhof auf der Oberwollstädter Höhe wurde im
April 1934 feierlich eingeweiht; die erste Beerdigung fand am Tag der Einweihung
statt (Adolf Simon). Insgesamt befinden sich auf dem Fredhof 13 Gräber aus den Jahren
1935-1939.
Text der Hinweistafel am neuen Friedhof: "Jüdischer Friedhof.
Dieser weit vor den Toren Friedbergs gelegene jüdische Friedhof wurde im April
1934 als Nachfolger des alten am Rande der heutigen Innenstadt gelegenen
jüdischen Friedhofs eröffnet. Der 'neue' jüdische Friedhof überdauerte im
Gegensatz zum 'alten' jüdischen Friedhof an der Ockstädter Straße die Zeit
des Dritten Reiches. Auf ihm befinden sich 13 Gräber aus der Zeit zwischen 1935
und 1939. Selten kommt es nach der Vertreibung und Vernichtung der Friedberger
Juden in der Zeit des Dritten Reiches noch vor, dass Nachkommen der
Verstorbenen, von denen keiner heute mehr in Deutschland lebt, an diesem Ort
ihrer Familienangehörigen gedenken. Der 'alte' jüdische Friedhof dagegen wurde
weitgehend zerstört und ist heute nur noch als Grünanlage
erkennbar."
Aus der Geschichte der Friedhöfe in Friedberg
Über den alten jüdischen Friedhof in Friedberg
(1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1934:
"Der alte jüdische Friedhof in Friedberg.
Vor wenigen Monaten (Nr. 20 des 'Israelit', sc. siehe Bericht unten)
berichteten wir über die Einweihung eines neuen Friedhofs der
israelitischen Gemeinde Friedberg. Heute bringen wir (siehe Seite 4) ein
Bild des alten, geschlossenen Friedhofs, der, nach einem Berichte aus der
Chronik von Ockstadt, ein Alter von über 400 Jahren hat. In seinem
Schoße birgt er, wie aus dem alten Friedberger Memorbuch zu entnehmen
ist, eine ganze Reihe von bedeutenden Rabbinern. Dort ruht auch
Rabbi Chajim Löw, der Bruder des Hohen Rabbi Löw auf Prag, der Lehrer
von 'Tosfos Jomtow'. Im Jahre 5601 (vor 94 Jahren) wurde der letzte
Friedberger Rabbiner Feibisch Frankfurter - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen - dort beigesetzt.
Die alte Gemeinde Friedberg, die bereits im 13. Jahrhundert urkundlich
erwähnt ist, hat leider in der letzten Zeit 25 Prozent ihres Bestandes
eingebüßt. Immerhin ist sie noch eine stattliche Gemeinde, deren
Vorstand im Einklang mit dem für Tora und Wahrheit treu wirkenden
Herrn Lehrer Seelig bemüht ist, die alten Traditionen zu
pflegen." |
Abschied vom alten und Einweihung des neuen
jüdischen Friedhofes (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1934:
"Friedberg (Hessen), 8. Mai (1934). Der 9. Ijjar (24. April 1934)
wird in den vom Alter zerfurchten Memorbüchern unserer Gemeinde für alle
Zeiten als ein denkwürdiger Tag verzeichnet sein. An ihm nahm die
Gemeinde Abschied von dem fast ein halbes Jahrtausend alten Friedhofe und
beging die Weihe des neuen Begräbnisplatzes. Der größte Teil der
Gemeindemitglieder (auch die Jugend beteiligte sich geschlossen)
verbrachte diesen Tag als Fasttag. Fast die ganze Gemeinde war schon zum
Morgengottesdienste zu andächtigem Gebete versammelt. - Am Nachmittag
nahm Herr Lehrer Seelig auf dem alten Friedhof in zu Herzen gehenden
Worten Abschied von den dort ruhenden großen Lehrern, die den Glanz und
die Größe der einstigen großen Kehila (Gemeinde) und Jeschiwa
(Talmudschule) ausmachten. Die Weihe des neuen Friedhofes vollzog sich
dann in der vorgeschriebenen Form. Auch hier ergriff Lehrer Seelig das
Wort, dankte dem Allmächtigen, dass uns, trotz mancher Schwierigkeiten,
wieder ein Begräbnisplatz zuteil wurde, der ewiges Eigentum der Gemeinde
bleibt. Die Namen der beiden Vorsteher, der Herren Siegfried Rothschild
und Adolf Kann, welche die Verhandlungen mit den Behörden führten, seien
deshalb für alle Zeiten mit dieser ehrwürdigen und heiligen Stätte
verbunden. Nach einer weiteren Ansprache des Ehrenvorsitzenden der
Gemeinde, des Herrn Ferdinand Krämer, schloss sich die erste Bestattung
von Adolf Simon an, einem würdigen Greis, der vor einigen Jahren als
Vorsteher seiner Heimatgemeinde Schotten
sich um die Schaffung eines neuen Friedhofes verdient gemacht hatte. - Mit
dem Minchogebet mit Toravorlesung des wejachel (2. Mose 35,1 -
38,20) im Trauerhause fand der denkwürdige Tag würdigen Ausklang." |
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Rundschreiben
und Einladung der Israelitischen Gemeinde zur Einweihung des neuen
Friedhofes: "Israelitische Religionsgemeinde - Friedberg, den 23.
April 1934.
Betrifft: Einweihung des neuen Friedhofs und erste Beerdigung darauf (des
Herrn Adolf Simon, seligen Andenkens).
An alle Mitglieder der Israelitischen Religionsgemeinde Friedberg.
Durch das gestern erfolgte Ableben des Herrn Adolf Simon ist die
Einweihung des Neuen Friedhofes bereits am Dienstag, den 24. April
1934 erforderlich geworden. Nach altem Brauch und nach den Vorschriften
des Religionsgesetzes ist der Tag der Einweihung eines neuen Friedhofs
für die gesamte Gemeinde ein Fasttag (ganzer Fasttag), Männer,
Frauen wie auch Kinder (mit vorgeschriebenem Alter zum Fasten) haben an
diesem Tage nach der Vorschrift unserer Religion einen ganzen Tag zu
fasten.
Diejenigen, die am Dienstag aus irgendwelchem Grunde nicht fasten können,
sind gehalten, den Fasttag durch eine Geldspende abzulösen, welche vom
Vorstand zu Gunsten der Friedberger Armen erhoben wird.
Nachstehend überreichen wir ihnen das Programm der Abschieds- und
Einweihungsfeierlichkeiten. Wir bitten, dasselbe zu den
Feierlichkeiten mitzubringen, ebenso soweit vorhanden, ein Thillim.
Im Anschluss an die Weihe des neuen Friedhofs findet dortselbst die
Beerdigung des Herrn Adolf Simon nachmittags 4 Uhr statt. Der
Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde.
Programm anlässlich der Weihe des Neuen Friedhofs der
Israelitischen Religionsgemeinde Friedberg am Dienstag, den 9. Ijar 5694 /
24. April 1934.
1. Dienstag morgen 6.30 Uhr Gottesdienst in der Synagoge mit
Einschaltung entsprechender Selichaus von Taanis Scheni schar (Für die
Faster ist es gestattet, am Dienstag morgen bis 4 Uhr zu essen). Zu diesem
Gottesdienst ist die Teilnahme der ganzen Gemeinde (Männer und Frauen)
erwünscht.
2. Abschied vom alten Friedhof. Dienstag nachmittag 3.15 Uhr im
Hofe des alten Friedhofs Abschied, bestehend in einer Ansprache.
Anschließend
3. Weihe des neuen Friedhofs. Die Teilnehmer werden auf
bereitstehenden Kraftwagen vom alten zum neuen Friedhof kostenlos
befördert. Auf dem neuen Friedhof vollzieht sich die Weihe wie folgt: a.
Segensspruch beim Betreten eines Friedhofs. b. Psalm 91. c. Parschas
Haktaures d. Parschas Kaurach 3. Umgang (Hakefoh) um den
Friedhof. An diesem Umgang beteiligen sich nur die Männer. f. Weihegehet
(Jehi Rozaun) und Ansprache. g. Nachstehende Psalmen werden abwechselnd
gesprochen 16, 17, 18, 23, 26, 90. Außerdem aus Kapitel 119 die
entsprechenden Verse, welche die Worte: Kra Soton und Friedberg
ergeben.
4. Beerdigung des Herrn Adolf Simon um 4.00 Uhr.
5. Gottesdienst im Hause Rothschild mit Toravorlesung abends 7.00
Uhr."
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 59). |
Lage der Friedhöfe: siehe Beschreibungen und
Pläne.
Pläne
(Quelle: Ausschnitte aus den Karten: Friedberg in Hessen. Die
Geschichte der Stadt - Karten und Pläne. Hrsg. von Michael Keller im Auftrag
des Friedberger Geschichtsvereins und der Stadt Friedberg. Friedberg 1997;
Originalpläne im Stadtarchiv Friedberg).
Die Lage des
mittelalterlichen Friedhofes |
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Der Friedhof
ist eingetragen auf einem "Geschichtlichen Plan von
Burg und Stadt Friedberg"
von Georg Falk; zur leichteren Orientierung
mit einer modernen Flurkarte
unterlegt. Mit Nr. 125 ist die Lage des
mittelalterlichen jüdischen
Friedhofes markiert. |
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Die Teilzerstörung des
Friedhofes
1905 durch die Neuanlage der
Ockstädter Straße |
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Ausschnitte
aus den Plänen |
Plan von Friedberg, gezeichnet
von Georg Ludwig Bindernagel
1822 |
Stadtplan von Friedberg
von A.
Wamser, 1897
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Plan von Friedberg, bearbeitet
im April 1913 durch den
Stadtgeometer E. Balser |
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Weitere
Ausschnittvergrößerungen: |
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Die "Ockstädter
Chaussee" (Weg nach Oststädt) führt
am Friedhof vorbei |
Die neue Ockstädter Straße
durchschneidet das
Friedhofsgelände; die alte
Umfahrung ist noch
vorhanden |
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Fotos
(neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 20.4.2008)
Historische Aufnahmen
des
alten Friedhofes
(Fotos in der Ausstellung
im "Judenbad") |
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Der
zerstörte Friedhof
nach 1945 |
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Das Foto zeigt den
Zustand nach 1945 - es sind keine Grabsteine mehr vorhanden.
Auf der
Hinweistafel ist zu erkennen: "Schutt abladen verboten" |
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Der alte
Friedhof im Frühjahr 2008 |
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Hinweistafel |
Ansichten des
Friedhofes |
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Eingangstor mit Hinweistafel |
Gedenkinschrift |
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Blick über
die Ockstädter Straße und den Parkplatz, deren Fläche
teilweise zum
Friedhof gehören. |
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Der neue
Friedhof im Frühjahr 2008 |
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Blick über den Friedhof - im
Hintergrund
die beiden belegten Gräberreihen |
Hinweistafel
am Eingangstor |
Blick zur
Gedenktafel |
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Gedenktafel mit
Text |
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Blick über die unbelegt
gebliebene Fläche |
Grabstein für Anna Kulb geb.
Hermann
(1854-1938) |
Grabstein für Eduard Keller
(1861-1938) |
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Grabstein für Willi Kahn
(1883-1938) |
Grabstein für
Gemeindevorsteher
Theodor Seligmann (1869-1937) |
Grabstein für Ludwig Stern
(1878-1936) |
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Grabstein für Auguste Buxbaum
(1864-1936) |
Grabstein für Betti Rosenthal
geb. Lilienfeld (1868-1936) |
Grabstein für Isidor
Haas
(1871-1936) |
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Grabstein für Adolf Simon
(1858-1934),
bei dessen Beisetzung der Friedhof
am 24. April 1934
eingeweiht wurde |
Grabstein für Johanna
Arnstein
geb. Bing
(1847-1935) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Germania Judaica II/1, 260-263; III/1,407-413. |
 | Arnsberg I,195-212. |
 | Kehilat Friedberg (Hg.: Andreas Gotzmann)
In zwei Teilbänden: Bd. 1: Cilli Kasper-Holtkotte: Jüdisches Leben in
Friedberg (16.-18. Jahrhundert) Friedberg 2003 (Wetterauer Geschichtsblätter
50); Bd. 2: Stefan Litt: Protokollbuch und Statuten der Jüdischen
Gemeinde Friedberg (16.-17. Jahrhundert); Friedberg 2003 (Wetterauer
Geschichtsblätter 51). |
 | Hans Helmut Hoos: Kehillah Kedoschah -
Spurensuche. Geschichte der jüdischen Gemeinde in Friedberg. Auf den Spuren
der Friedberger Juden. Peter Lang Verlag Frankfurt/Main usw.
2009². |
 | Hanno Müller: Juden in Friedberg. Fernwald
2018.
Zu beziehen ist das Buch über:
Hanno Müller, Röntgenstraße 29, D-35463 Fernwald-Steinbach www.fambu-oberhessen.de
- E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de
und über das Stadtarchiv Friedberg, Augustinergasse 8, D-61169 Friedberg
(Hessen) www.bibliothekszentrumklosterbau.de
Presseinformation
zum Buch (eingestellt als pdf-Datei) |

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