Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Erding mit Dorfen (Landkreis Erding)
Jüdische Geschichte   
  

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte von Erding  
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte von Erding  
bulletFotos / Abbildungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte von Erding     
   
In Erding bestand - abgesehen von der jüdischen DP-Gemeinde nach 1945 (siehe unten) - zu keiner Zeit eine selbständige jüdische Gemeinde.
 
Im Mittelalter gab es wenige jüdische Personen in der Stadt. So wird Anfang 1338 ein Erdinger Jude in Dokumenten des Klosters Seligenthal (Landshut) im Zusammenhang mit einem Immobiliengeschäft genannt. Wenig später (September/Oktober 1338) betraf die Erdinger und auch die Dorfener Juden die von Deggendorf ausgehende Verfolgungswelle. Erst ab 1364 wird wieder ein Jude in der Stadt genannt. Er lebte vom Geldverleih und gab allein sowie in Gesellschaft mit einem Münchner Juden an Bürger Erdings und umliegender Orte Darlehen. Ein anderer Jude zu Erding wird 1448 genannt; auch er lebte vom Geldverleih.
In Dorfen wird 1432 ein jüdischer Einwohner genannt.
  
Im 19./20. Jahrhundert gehörten die in Erding lebenden jüdischen Personen offiziell zum Gebiet der Jüdischen Stadtgemeinde in München (siehe "Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung..." von 1932 unten).

Seit Ende der 19. Jahrhunderts waren in der Stadt einige jüdische Familien zugezogen, darunter
-  um 1879/80 eine Familie Einstein (Kinder Sofie und Leopold in Erding geboren, siehe unten)
-  um 1894 die Familie Max Erlanger (geb. 1863 in Buchau) und Sara Erlanger geb. Gerstle (geb. 1860 in Steppach): Sohn Artur 1893 in Erding geboren; Tochter Amalie 1894 in Erding geboren, die Familie wohnt ab 1896 in Bayreuth, wo Max Erlanger als Kaufmann und Geschäftsinhaber tätig war; Amalie nach Deportation umgekommen; ausführliche Informationen zur Familie http://www.geepeetee.de/images/erlanger2.pdf
-  bis 1907 die Familie des Oberlandesgerichtsrates Arthur Gutmann und seiner Frau Julie Gutmann geb. Rosenstern. 1903 ist die Tochter Margit geboren, die 1923 bis 1927 an der Ludwig-Maximilians-Universität München studierte (Promotion 1928) und von 1928 bis 1932 als Lehrerin an der Karolinenschule in Frankenthal unterrichtete (1933 wegen ihrer jüdischen Herkunft entlassen). 1943 wurde sie von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auch ihre Eltern sind umgekommen (Ghetto Theresienstadt 1942/43), vgl. Dokumente unten und weitere Informationen im Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Margit_Gutmann und  http://juden-in-frankenthal.de/jüdische-familien/gutmann/
-  die Familie des Viehhändlers Otto Blumenthal (verheiratet mit einer nichtjüdischen Erdingerin).
-  die Familie des Viehhändlers Herbert Levite (arbeitete mit Otto Blumenthal zusammen).
-  die Familie des Viehhändler Josua Manasse. 
-  die Familien Hirsch und Reiß
Edgar Ladenburg (geb. 1878, Sohn des Mannheimer Bankiers Ferdinand Ladenburg und der Franziska geb. Nathan), der als Bankier tätig war. Bekannt als sehr erfolgreicher Autorennfahrer. Er kaufte 1912 das Schloss Notzing in Obererding, wo er seit 1914 einen ständigen Wohnsitz hatte; wurde 1939 von den Nationalsozialisten enteignet. Gestorben 13. November 1941 an Suizid. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Notzing   Dazu auch Seite https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=2263  
Sigmund Elsässer.   
Weitere Informationen zu den genannten Personen in dem Beitrag von Winfried Scholten und andere: Spuren jüdischer Schicksale in Erding. s.Lit. unten.     
 
Von den in Erding geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sofie Buchmann geb. Einstein (geb. 1879 in Erding, wohnhaft in Nürnberg, 1942 nach Deportation umgekommen), Leopold Einstein (geb. 1880 in Erding, wohnhaft in Nürnberg, 1943 im Ghetto Theresienstadt umgekommen), Sara Erlanger geb. Gerstle (1860), Arthur Gutmann (geb. 1870 in Nürnberg, wohnhaft in München, umgekommen nach Deportation 1942 im Ghetto Theresienstadt), Julie Gutmann geb. Rosenstern (geb. 1880 in Stuttgart, wohnhaft in München, umgekommen nach Deportation 1943 im Ghetto Theresienstadt), Margit Gutmann (1903, "Stolperstein" in Frankenthal Ecke Johannes-Mehring-Straße/Karolinenstraße), Amalie Rector geb. Erlanger (geb. 1894 in Erding, wohnhaft in Bayreuth und Frankfurt, umgekommen nach Deportation 1942 in Majdanek oder Sobibor; siehe Gedenkbuch Bayreuth). 
 
  
Nach 1945: In Erding bestand von Ende 1945 bis vermutlich 1952 eine jüdische DP-Gemeinde ("Jüdisches Komitee Erding", Gemeinde von Displaced Persons, auch Überlebende des KZ Dachau). Die Gemeinde hatte ihre Einrichtungen im Gasthof Post Friedrich-Fischer-Straße (Verwaltungssitz und Zentrum der jüdischen Gemeinde) sowie im Bahnhofsrestaurant (Bahnhofstraße). Die Gemeinde hatte eine Betstube und eine koschere Küche. Es gab als jüdischen Sportverein den Verein Makabi Erding. Vorsitzende waren Leib Fischlein und David Perlmutter. Die Versorgung der Gemeinde erfolgte über die Hilfsorganisation der Vereinten Nationen UNRRA. 1945 gehörten 500 Personen dem DP-Lager Erding an, März 1946 545, Februar 1947 386, Januar 1948 287, März 1949 175, Februar 1951 114, Juni 1951 88. Nach der Gründung des Staates Israel 1948 sind viele der Displaced Persons dorthin ausgewandert.  Weitere Informationen siehe in der Website http://www.after-the-shoah.org/erding-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/.  
  
In der Umgebung von Erding gab es von 1946 bis Anfang 1948 - gegründet durch Überlebende des Holocaust - jüdische Bauernschulen ("Kibbuzim") in Fürstbach (Taufkirchen/Vils), Franzheim (Oberding), Reithofen (Pastetten), Graß (Walpertskirchen) und in der Stadt Dorfen ("Jüdische Blumengartenschule"). Diese Lehrfarmen waren den Holocaust-Überlebenden für Ausbildungszwecke zur Verfügung gestellt worden. In Dorfen lebten 300 jüdische Flüchtlinge; Sitz des Jüdischen Komitees war das Gasthaus "Zum Jakobmayer", das heutige Dorfener Kulturzentrum, in dem es auch einen Betsaal gab.
Zu Dorfen  https://www.after-the-shoah.org/dorfen-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/ und https://www.after-the-shoah.org/dorfen-kibbuz-jakob-brand-hachschara-kibbutz-jakob-brand-hachsharah/
zu Fürstbach https://www.after-the-shoah.org/fuerstbach-kibbuz-nizachar-hachschara-fuerstbach-kibbutz-nizachar-hachsharah/ 
zu Franzheim  https://www.after-the-shoah.org/franzheim-kibbuz-la-atid-hachschara-kibbutz-la-atid-hachsharah/
zu Graß  https://www.after-the-shoah.org/grass-kibbuz-grass-hachschara-grass-kibbutz-grass-hachsharah/
zu Reithofen https://www.after-the-shoah.org/reithofen-kibbuz-la-matara-hachschara-kibbutz-la-matara-hachsharah/ 
  
Vgl. Presseartikel zu Spuren der jüdischen Flüchtlinge in Dorfen Artikel im "Merkur"
- vom 7. Juli 2011: "Spuren jüdischer Flüchtlinge gefunden. Dorfen - Das ist eine kleine Sensation: Bei der derzeit laufenden Sanierung des Jakobmayer-Gebäudes ist ein Stück bislang weitgehend nicht bekannter Stadtgeschichte entdeckt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Juden für einige Jahre in der Stadt Zuflucht gefunden..." 
Link zum Artikel   
- vom 5. Februar 2020: "Konzert und Vortrag zur Geschichte. Freiheit unterm Dorfener Davidstern: Schicksal von Juden nach dem Krieg..."
Link zum Artikel
Vgl. Geschichte der Familie von Rifka Rotberg http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3614/suche/R.html
  
  
  
Berichte aus der jüdischen Geschichte von Erding    

Beschreibung des Gemeindegebietes der
jüdischen Gemeinde München 1932
 
  Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege 1932 über das Gemeindegebiet der jüdischen Gemeinde München: "Das Gemeindegebiet erstreckt sich auf die Stadt München, die unmittelbaren Städte Freising, Rosenheim und Traunstein sowie die Bezirksämter Aibling, Altötting, Berchtesgaden, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Garmisch, Laufen, Miesbach, Mühldorf, München, Pfaffenhofen, Rosenheim, Starnberg, Tölz, Traunstein, Wasserburg, Weilheim und Wolfratshausen".

    
    
     
Fotos / Abbildungen  
(die Dokumente zu Margit Gutmann wurden von Paul Theobald, Frankenthal zur Verfügung gestellt; Todesfallanzeige aus Theresienstadt https://www.holocaust.cz/de/main-3/)  

     
 Dr. Margit Gutmann (geb. 1903 in Erding,
ermordet in Auschwitz; Foto und Abbildung
des "Stolpersteines" in Frankenthal
Titel der Dissertation von
"Margit Gutmann aus Erding",
München 1929  
 Protokoll des Rigorosums (mündliche
Doktorprüfung) für Margit Gutmann,
1928 in München 
     
     
 "Zustellungsurkunde" aus der NS-Zeit
 vom 7. September 1943 - am 10. September wurde
sie von Berlin nach Auschwitz deportiert 
 Schreiben des Dokumentationszentrums
Auschwitz von 2001 zum Tod von
Dr. Margit Gutmann 
 Gedenkblatt der Gedenkstätte
Yad VaShem Jerusalem für Dr. Margit Gutmann 
  https://yvng.yadvashem.org/
     
     
     
  "Todesfallanzeige" Theresienstadt für
Leopold Einstein, geb. 1880 in Erding 
 

   
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

März 2010: Vortrag von Winfried Scholten über die jüdische Geschichte in Erding  
Artikel in meine-anzeigenzeitung.de vom 24. März 2010: "Spuren jüdischer Schicksale in Erding..."
Link zum Artikel   
 
April 2013: Vortrag über das Lager für Displaced Persons in Erding   
Artikel von Alisa Schmitz in der "Süddeutschen Zeitung" vom 10. April 2013: "Erding nach dem Zweiten Weltkrieg. Integration unerwünscht. In der Zeit von 1945 bis 1951 lebten mehr als 500 geflüchtete Juden in Erding und Umgebung. Hans Niedermayer erzählt in seinem Vortrag von Leben und Leiden der neuen Mitbewohner..."  
Link zum Artikel   
 

    
      

Links und Literatur   

Links:   

bulletWebsite der Stadt Erding   

Literatur:  

bulletGermania Judaica zu Erding: II,1 S. 215; III,1 S. 307. Zu Dorfen: II,1 S. 169; III,1 S. 240.     
bulletListe der Orte, die vom Pogrom 1338 betroffen waren: http://www.medieval-ashkenaz.org/quellen/1273-1347/nm01/nr/cp1-c1-01yv.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=32c717bd14e4c3f0749c9bb8c4e30754  
bulletWinfried Scholten und andere: Spuren jüdischer Schicksal in Erding. In: Jahresschrift 2009 des Historischen Vereins Erding mit einem Beitrag zur Geschichte der Juden in Erding. 
Historischer Verein Erding  http://www.historischer-verein-erding.de/  
bulletJim G. Tobias: Als Erding in der zweiten Fußball-Liga spielte. Beitrag in hagalil.com vom 10. Dezember 2012:  https://www.hagalil.com/2012/12/erding/
bulletvgl. Geschichte der Violinistin und Kontrabassistin Elisabeth Baerlein (geb. 1917 in München). Ihre Mutter Katharina Baerlein geb. Huber stammt aus Erding und ist im Zusammenhang mit ihrer Heirat mit Fritz Baerlein zum Judentum konvertiert. Elisabeth wurde im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet. Ihre Eltern überlebten die NS-Zeit in München und starben 1949 bzw. 1958. https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00005240

    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020