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Einartshausen (Stadt
Schotten, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Einartshausen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. Seit 1706 werden Juden am Ort genannt. Unter dem
Schutz der Grafen von Solms-Rödelheim konnten die am Ort lebenden Juden Handel
mit Bewohnern in den Bereichen um Schotten, Nidda, Hungen und Lich
betreiben. Zwischen 1748 und 1816 bestand die Gemeinde aus etwa 12
Familien. Die Berufe der Familienväter waren Schlächter, Lumpensammler,
Krämer, Makler, Viehhändler.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1828 52 jüdische Einwohner, 1861 69 (16,0 % von insgesamt 431
Einwohnern), 1880 51 (12,8 % von 397), 1900 40 (11,6 % von 345), 1910 28 (8,2 %
von 339). Die jüdischen Familien lebten in meist sehr einfachen Verhältnissen.
Einige der ärmeren Familien sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
nach Schotten gezogen, um u.a. als
Viehhändler, Krämer auf Märkten oder als Lumpensammler einen Erwerb zu
finden.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(bereits zwischen 1752 und 1766 eingerichtet), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1890
wird als jüdischer Lehrer Ferdinand Brodreich genannt; vor ihm wurde der
Religionsunterricht von dem Handelsmann Feist Brodreich II (ein nicht geprüfter
Lehrer) erteilt. Als die Zahl der jüdischen Einwohner kleiner wurde, war kein
Lehrer vor Ort mehr vorhanden, der Unterricht wurde von Schotten
aus erteilt. Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat in
Gießen.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 16 Personen gehörten (in 6 Haushaltungen;
5,1 % von insgesamt 315 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher die Herren
Brodreich, Essinger und Goldschmidt. Bei Herrn Brodreich wird es sich um
Seligmann Brodreich gehandelt haben, der bereits 1914 als Vorsteher der Gemeinde
genannt wird.
1933 lebten noch sieben jüdische Personen in Einartshausen. In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Einartshausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Leo Bach (1881),
Markus (Max) Bach (1883), Abraham Bermann (1874), Lionel Brodreich (1881), Jakob
Eckstein (1863), Moritz Eckstein (1890), Nathan Katz (1878), Pauline Katz
(1917), Berta Lindheimer geb. Goldschmidt (1876), Clementine Lindheimer geb.
Goldschmidt (1871), Settchen Stern geb. Katz (1870), Jettchen Strauss geb. Katz
(1875), Frieda Weil geb. Eckstein (1887).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Texte zur jüdischen Geschichte in
Einartshausen gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts war eine Synagoge und
eine Schule am Ort eingerichtet, möglicherweise im selben Gebäude.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
stark beschädigt. In der Folgezeit wurde die ehemalige Synagoge als
Wirtschaftsgebäude verwendet. Beim Umbau wurde ein großes Tor eingebrochen und
das Gebäude stark verändert. 1964 wurde das Gebäude nach dem Tod des
seitherigen Besitzers abgebrochen. An ihrer Stelle wurde die Kegelbahn des davor
stehenden Dorfgemeinschaftshauses erbaut.
1999 wurde auf mehrmaliges Ersuchen von Dr. Avram Bar Menachem
(Oberbürgermeister a.D. von Netanya, Israel), dessen Großmutter in Einartshausen
lebte, eine Gedenktafel am Standort der ehemaligen Synagoge
angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Dorfgemeinschaftshaus
in der Ortsmitte
Fotos
Dorfstraße mit
Synagoge
auf historischem Foto
(Quelle: zugesandt von
Johannes Brumhard, Einartshausen;
aus der Sammlung von Claudia Merker) |
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Im Rahmen des
Prozesses "Unser Dorf hat Zukunft" wurde ein Foto mit einer
Ansicht der Synagoge Einartshausen gefunden.
Rechts Ausschnittvergrößerung des Synagogengebäudes. Auf dem Foto ist
ein Umzug zu erkennen, wobei es sich
vermutlich um einen Jubiläumsumzug gehandelt hat. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2018:
Verlegung von
"Stolpersteinen" in Schotten,
Einartshausen und Rainrod
Anmerkung: Hier wird nur der Einartshausen betreffende Abschnitt aus dem
Artikel im "Kreis-Anzeiger" zitiert |
Artikel von S. Weil im "Kreis-Anzeiger" vom
8. November 2018: "Stolpersteine in Schotten zur Mahnung: 'Nie wieder!'
Zum dritten Mal wurden 'Stolpersteine' verlegt. Die örtliche Initiative geht
auf die Arbeit der Gruppe 'Stolpersteine Schotten' zurück.
SCHOTTEN - Zum dritten Mal wurden in der Schottener Kernstadt
'Stolpersteine' verlegt. Es handelt sich dabei um eine Aktion des Künstlers
Gunter Demnig. Die örtliche Initiative geht auf die Nachforschungsarbeit der
Gruppe 'Stolpersteine Schotten' zurück. In der Kernstadt sind an sechs
Stationen insgesamt 16 Steine verlegt worden. Am Mittwochnachmittag wurde
die Aktion zunächst in Einartshausen und anschließend in Rainrod
fortgesetzt...
In Einartshausen erinnern
nun sechs Stolpersteine an drei Orten an ehemalige Mitbürger. Nach einem
Musikstück von Anna-Lisa Brumhardt und Sem El Hagge sprach Pfarrer Martin
Jung eine kurze Andacht. Anschließend verlegte Gunter Demnig einen
Stolperstein in der Röderstraße 8. Hier lebte Berta Konrad. Sie war erst
1945 nach Theresienstadt deportiert worden, konnte aber die Schrecken des
Vernichtungslagers überleben. Im 'Höhenblick 5' hatte Abraham Bermann über
viele Jahrzehnte sein zu Hause. Als 63-Jähriger versuchte er, durch einen
Umzug nach Gießen den Gefahren des Regimes zu entkommen, wurde aber
schließlich fünf Jahre später in Theresienstadt ermordet. Vier weitere
Stolpersteine wurden in der 'In der Ecke 5' verlegt. Hier hatte die Familie
Brodreich ihr Haus."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 152-153. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 108. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 97 (keine weiteren
Informationen). |
| dies.: Neubearbeitung der Bände 2007² S. 255 (ergänzende
Information zur Gedenktafel von 1999). |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
203. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 63. |
|
Hanno
Müller, Monica Kingreen, Frank Eckhardt: Juden in
Schotten 1629-1945 und Einartshausen 1800-1942. ISBN 978-3-96049-003-6.
Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2016. |
|
Hanno
Müller: Juden in Schotten Einartshausen. Nachträge Erweiterung
Einartshausen. ISBN 978-3-96049-106-4. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré
Stiftung in Lich. 2022.
|
| Marion Davies: The Bock Family from Lich. 1700s to
1874/75. Researched and compiled by Marion Davies 2023 (mit Bezügen zu
Einartshausen).
Eingestellt zum Download als pdf-Datei.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Einartshausen Hesse. The
community numbered 69 (16 % of the total) in 1861, dwindling to 16 in 1925.
Einartshausen was a Nazi stronghold and by May 1939 all the Jews had left.
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