Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Edenkoben (VG Edenkoben, Kreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In dem bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden Edenkoben bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück (erste Erwähnung jüdischer Einwohner 1660: Jud Isaak von Bruchsal kann sich in Edenkoben niederlassen); 1673/74 wird er als Jud "Seckell zu Edenkhoffen" erwähnt, der damals zusammen mit Daniel zu Wachenheim und Jeremias zu Neustadt noch 200 Gulden an Rekognitionsgeldern zu bezahlen hatte. 
    
Um 1700
wird Jud Borich von Edenkoben als Judenvorsteher des Amtes Neustadt genannt, der für die Eintreibung der von den Juden an die Regierung zu zahlenden Abgaben verantwortlich war. Edenkoben entwickelte sich in der Folgezeit zur größten jüdischen Gemeinde im Amt Neustadt: 1722 werden am Ort (damals auch Edickhoffen oder Edencoffen genannt) folgende jüdische Haushaltsvorstände genannt: Baruch, Salomon, Ischi, Salomon Hayum, Hirsch, Levi, Hertz, Aaron Baruch und Mayer Hertz. Auch 1746 wird ein Jude aus Edenkoben - Sender Isack - als "Untergeldeinnehmer" der Landjudenschaft im Amt Neustadt genannt. Damals (Liste von 1743) waren die jüdischen Haushaltsvorstände: Aron Isaac, Aron Baruch, Alexander Baruch, Salomon Hayum, Jacob Hayum, Meyer Herz, Löw Hayum, Feibel Isac, Michael Mandel, Mayum Löw, Isai Isac, Herz Bauer, Daniel Herz, Benjamin Samuel, Smule Benjamin und Löw Salomon. 1752 zählten die jüdischen Familien zusammen 52 Personen.    
          
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:  1801 50 jüdische Einwohner (1,5 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 88 (in 31 Haushaltungen, 2,1 %), 1825 162 (3,6 %), 1847 190, 1875 144, 1900 120, 1905 123 (2,4 %).    
   
1809/10 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände genannt: Aron Abraham (Viehhändler), David Abraham (Kurzwarenhändler), Witwe Babette Alexander, Moses Bloch (Händler), Nestor Dreyfuß (Kaufmann), Emanuel Hirsch (Mehlhändler), Salomon Hirsch (Mehlhändler), Aron Isaac (Händler), Jesché Isaac (Eisenhändler), Isaac Joachim (Metzger), Jesaias Löb (Metzger), Samuel Löb (Händler), Salomon Löb (Händler), Witwe Fanni Mayer, Judas Michel (Händler), Lazarus Neu (Händler), Herzog Seeligmann (Händler), Léon Wolff (Kurzwarenhändler).    
  
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule (in einem 1830/31 erbauten Schulhaus neben der Synagoge), ein rituelles Bad (hinter dem Schulhaus, wurde vom vorbeifließenden Mühlenbach/Triefenbach gespeist) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der teilweise zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Gemeinde für diese Aufgaben zwei Personen angestellt. Neben dem Elementarlehrer an der jüdischen Schule gab es einen Vorbeter und Schochet. Als Elementarlehrer im 19. Jahrhundert ist vor allem Maier Elsasser zu nennen, der 1855 sein 25-jähriges Amtsjubiläum in Edenkoben feiern konnte (siehe Bericht unten) und bis 1865 am Ort blieb. Sein Nachfolger war bis zu seiner Pensionierung 1889 Leopold Stern. Hierauf folgte Lehrer Josef Weil, der 1907 in Edenkoben verstarb (siehe Bericht). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Landau.    
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Georg Mayer (geb. 3.2.1893 in Edenkoben, gest. 27.3.1919), Julius (Jakob) Michel (geb. 6.12.1883 in Edenkoben, gef. 22.10.1915), und Gefreiter Paul Wolff (geb. 18.1.1889 in Edenkoben, gef. 22.10.1915). Die Namen der jüdischen Gefallenen standen auf einer Gedenktafel in der Synagoge und auf dem Ehrenmal der bürgerlichen Gemeinde, von wo sie 1938 herausgemeißelt wurden.      
   
Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Handel mit Vieh sowie mit Landesprodukten, insbesondere Wein. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten mehrere von ihnen jüdische Handlungen und Geschäfte am Ort eröffnet.  
  
Um 1924, als zur Gemeinde 84 Personen gehörten (1,3 % von insgesamt etwa 6.500 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Max Mayer, Julius Nachmann und Julius Hermann. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war Leopold Schwarz in der Gemeinde tätig (bis zu seiner Berufung zum 1. September 1928 nach Speyer). Er erteilte an der Religionsschule acht Kindern den Religionsunterricht; zugleich unterrichtete an Religion an höheren Schulen. An jüdischen Vereinen gab es u.a. den Israelitischen Wohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Julius Hermann, 1932 unter Leitung von Max Mayer; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung in Not geratener jüdischer Bürger, Gewährung von Lehrmitteln, Schulgeld usw.). 1932 waren die Gemeindevorsteher Max Mayer (1. Vors.,) Moses Gärtner (2. Vors.) und Ludwig Strauß (3. Vors.). Als Lehrer, Kantor und Schochet war seit 1929 nun David Bär in Edenkoben tätig (Wohnung Bahnhofstraße 42).   
Zur jüdischen Gemeinde Edenkoben gehörten nach Auflösung der dortigen Gemeinden auch die in Maikammer und Edesheim lebenden jüdischen Personen: in Maikammer 13 Personen, 1932 10 Personen; in Edesheim 1932 8 Personen. 

1933 lebten noch 66 jüdische Einwohner in Edenkoben. Ein größerer Teil von Ihnen konnte noch rechtzeitig auswandern, davon 20 in die Vereinigten Staaten. Von 1936 bis 1938 ging die Zahl der jüdischen Einwohner auf 41 zurück. Lehrer David Bär verließ im Frühjahr 1938 die Gemeinde (siehe Bericht unten). Sein Nachfolger wurde noch für einige Monate Benno Kesstecher (siehe Bericht unten). Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische Häuser demoliert. Am 22. Oktober 1940 wurden 14 der noch in Edenkoben lebenden 16 jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert. Die meisten kamen ums Leben.  
       
Von den in Edenkoben geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Elise Cohen geb. Kern (1904), Bertha Eppler (1872), Grete S. Gottlieb geb. Wolff (1906), Richard Ludwig Hirsch (1872), Siegmund Hirsch (1884), Robert Kahn (1868), Emilie Kaufmann (1859), Franziska Kaufmann geb. Mannheimer (1898), Emil Kern (1879), Ferdinand Kern (1867), Karoline Kern geb. Sonnheim (1867), Meta Kern geb. Josephsohn (1882), Sigmund Kern (1869), Benno Kesstecher (1917, letzter Lehrer der Gemeinde, siehe unten), Barbara Mayer geb. Michel (1881), Else Mayer geb. Siegel (1889), Jakob Mayer (1890), Margot Mayer (1920), Ruth Mayer (1924), August Hermann Neu (1888), Eduard Rössner (1901), Suzanne Rosenthal geb. Kern (1873), Carl Samson (1875), Else Samson (1910), Siegfried Samson (1913), Hermann Tausig (1886), Pauline (Bella) Tobias geb. Kern (1870), Luise Wolf geb. Blum (1888), Max Wolff (1878).   
   
Hinweis: Die bislang in der Liste eingestellten Personen Maximilian Dreifus (1881) und Sofie Dreifus geb. Günsburger (1885) haben die Verfolgungszeit überlebt. Nach den Recherchen von Dorothea Scherle (Mitteilung vom 12.3.2020) schafften es entweder die 1937 und 1938 nach New York emigrierten Töchter (Rita, Ilse Klothilde, Alice Herta), die Eltern aus Gurs herauszuholen, oder die Eltern sind vor der Deportation nach Frankreich geflohen. Quelle: Passagierlisten für die Schiffsreise nach New York (eingesehen über MyHeritage): 1) für Maximilian und Sofie Dreifus(s) vom Dezember 1941/Januar 1942), 2) für Ilse Klothilde Dreifus und Alice Herta Dreifus vom Juli/August 1938, 3) für Rita Dreifus vom Mai 1937.       
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1847 / 1861 / 1865 / 1902 / 1921 /1922  
Anmerkung: bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es neben dem jüdischen Elementarlehrer einen Vorsänger (Hilfskantor) und Schächter (Ausschreibungen 1847, 1861, 1902). Bei der Ausschreibung 1921 sind die Ämter des Lehrers und Kantors miteinander verbunden, bei der Ausschreibung 1922 ist auch das Amt des Schächters Aufgabe des Lehrers.    

Edenkoben AZJ 22031847.jpg (51973 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. März 1847: "Die hiesige Gemeinde bedarf eines Vorsängers und Schächters. Das Fixum als Vorsänger ist 250 Gulden, die Schechita trägt ebenfalls 250 Gulden. Insbesondere bewünscht wird ein Mann von musikalischer Bildung. Wenn derselbe nicht zugleich Schochet ist oder sein will, so kann er durch Musikunterricht bedeutenden Nebenverdienst sich erwerben. Zu wenden an den 
Vorstand der Israelitengemeinde zu Edenkoben (bayerische Pfalz)."  
  
Edenkoben AZJ 02071861.jpg (35648 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1861: "Edenkoben (bayerische Pfalz), im Juni. Die hiesige Chasan-(Vorbeter-) und Schochet-Stelle ist erledigt, und soll sofort besetzt werden. Dieselbe gewährt ein Einkommen von 500 Gulden per Jahr. Bewerber, welche hinreichende musikalische Kenntnisse besitzen, um einen Chor einzuüben, belieben sich zu wenden an 
Wolf Isaac
, Synagogen-Vorstand."   
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. April 1865: "Vakanz
Die vereinigte Lehrer- und Kantor-Stelle ist zu besetzen. Gehalt 800 fl. 
Bewerber mit entsprechender Lehrkraft und musikalischer Fähigkeit wollen sich innerhalb 3 Wochen wenden an Wolf Isaak, Synagogen-Vorstand. 
Edenkoben
(Pfalz), den 22. März 1865."     
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1902: "Vakanz 
in Edenkoben, Rheinpfalz ist die Stellung eines Hilfskantors, Schächters und Synagogendieners zu vergeben. Mindest-Einkommen Mark 1100. Offerten mit allen bezüglichen Aufschlüssen und Zeugnisabschriften zu richten an 
Leo Kern
, Fabrikant 
in Edenkoben."     
 
Edenkoben Israelit 17021921.jpg (52100 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1921: "Seminaristisch gebildeter Lehrer und Kantor zum baldigen Eintritt gesucht. Gehalt 8.000 Mark und freie 4-Zimmer-Wohnung mit Zubehör. Zuzug gestattet. Nebenverdienst durch Religionsunterricht in Volks- und höheren Schulen etc. Selbstgeschriebene Offerten mit Lebenslauf, Altersangabe, seitheriger Tätigkeit und Photographie erben an den Vorstand des 
Synagogenrats Edenkoben, Rheinpfalz.
"    
  
Edenkoben Israelit 14121922.jpg (34927 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1922: "Für 1. März 1923 suchen wir einen seminaristisch gebildeten tüchtigen Lehrer, Kantor und Schauchet. Schöne 5-Zimmerwohnung vorhanden. Gehalt zeitgemäß nach Übereinkunft. Zuschreiten mit Zeugnis-Abschriften und Bild sind zu richten an den 
Synagogenvorstand Edenkoben (Pfalz) Julius Nachmann
."  

      
25jähriges Amtsjubiläum von Lehrer Maier Elsasser (1855)
Maier Elsasser stammt aus Mußbach, hatte in Kaiserslautern sein Lehrerexamen abgelegt und war - mit einer durch Krankheit bedingten Unterbrechung in den 1840er-Jahren - bis 1865 Lehrer in Edenkoben. Er war Autor von zwei in den jüdischen Schulen der Pfalz verbreiteten Bücher für den Religionsunterricht: "Erster Unterricht in der israelitischen Religion" und "Kurse biblische Geschichte von der Schöpfung bis zum Sündenfall".  

Edenkoben AZJ 27081855.jpg (144824 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. August 1855: "Landau, 5. August (1855). Gestern wurde in Edenkoben das 25-jährige Amtsjubiläum des israelitischen Lehrers Maier Elsasser daselbst gefeiert. Schon der Festzug, der in der Synagoge, wo die Feier stattfand - der Gottesdienst war bereits früher abgehalten worden - sich bewegte, bezeugte die freudige Teilnahme, die alle erfüllte. Voran die Schuljugend, Blumengirlanden und Laubgewinde tragend, sodann der Bezirksrabbiner Dr. Grünebaum von hier mit den protestantischen Geistlichen (der ebenfalls geladene katholische Geistliche war zu der Feier nicht erschienen), der Bürgermeister mit den städtischen Behörden, die Professoren der lateinischen Schule, die Lehrer sämtlicher anderer Schulen, der Kultusvorstand und die Gemeinde, sowie andere Schüler und Verehrer des Jubilars. In der Synagoge angekommen, wurde der Jubilar von dem aus den ältesten anwesenden Schülern gebildeten Komitee aus seiner im Synagogengebäude befindlichen Wohnung abgeholt, und es hielt darauf zuerst der wackere Vorstand, Herr Wolf Isaak, in seiner Eigenschaft als ältester anwesender Schüler, der, wie er sich ausdrückte, 'zuerst hier den Segen des Unterrichts dieses Lehrers aus der Schule mit in das Leben genommen', eine warme Ansprache in beredtem, tief gefühltem Vortrage an den Jubilar und übergab ihm die auf einem Tischchen vor der heiligen Lade ausgebreiteten Geschenke, bestehend aus zwei bayerischen Staatsobligationen, einem herrlich gearbeiteten großen silbernen Pokal, und einem Dutzend silberner Löffel, im Namen seiner Schüler und Verehrer. Der Rabbiner richtete im Namen der Gemeinde Glückwunsch und Dank an den Gefeierten. Gottesdienst mit Predigt und Festtafel folgten."     

  
Die israelitische Lehrerstelle wird nach dem Tod von Lehrer Weil in eine Verweserstelle umgewandelt (1908)  
Der in dem Abschnitt genannte Lehrer Josef Weil war von 1889 bis zu seinem Tod 1907 Lehrer in Edenkoben. 

Edenkoben Israelit 18061908.jpg (127610 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1908: "Kaiserslautern, 29. Mai (1908). Die freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz hielt gestern hier im Lokale der Julius Plotke-Loge ihre Jahresversammlung ab. Der Vorsitzende Lehrer Waldbott in Speyer eröffnete die Versammlung, die von etwa 30 Mitgliedern besucht war, mit Dankesworten an die Verwaltung der Loge für die Überlassung ihres Lokales zur Abhaltung der Versammlung, begrüßte alsdann die anwesenden Vertreter der Loge, sowie der israelitischen Kultusgemeinde Kaiserslautern, welche durch den Bezirksrabbiner Dr. Landsberg und ein Vorstandsmitglied vertreten war. Das Andenken der im Laufe des Vereinsjahres verstorbenen Kollegen Eigner - Oberlustadt und Weil - Edenkoben ehrten die Anwesenden durch Erheben von den Sitzen. Rechtsanwalt Dr. Rheinheimer begrüßte hierauf die Versammlung im Namen der Julius Plotke-Loge, Bezirksrabbiner Dr. Landsberg namens der Israeliten-Gemeinde. Der Jahresbericht der Vorsitzenden erwähnte zunächst die Umwandlung der israelitischen Lehrerstelle in Edenkoben in eine Verweserstelle, was weder den Interessen noch den Erwartungen der israelitischen Lehrer der Pfalz entspreche. Die Erhaltung der israelitischen Lehrerstelle in Haßloch sei durch große Opfer der dortigen Synagogengemeinde erfreulicherweise gesichert. Dagegen harren die Verhältnisse in Kaiserslautern noch immer der definitiven Entscheidung..."   

   
 Lehrer David Bär und seine Frau verlassen Edenkoben (1938)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. März 1938: "Edenkoben. D. Bär und Frau, sagen allen Freunden und Bekannten nur auf diesem Wege ein herzliches Lebewohl. Von seinen ehemaligen Schülern insbesondere verabschiedet sich Lehrer Bär mit den besten Wünschen für die Zukunft."       
 
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom  1. April 1938: "Freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz. Abschied von Herrn Lehrer Bär - Edenkoben. David Bär, seit 1920 ununterbrochen im Dienste, wirkte in der Pfalz zum Wohle seiner Gemeinden von 1927 bis 1929 in Kirchheimbolanden und von 1929 bis heute in Edenkoben hauptamtlich als Religionslehrer und Kantor. Außerdem erteilte er in vielen kleinen Gemeinden den Religionsunterricht. Er ging stets diensteifrig und beflissen seinem Berufe nach ohne in seiner Bescheidenheit Ansprach auf öffentliche Anerkennung zu erheben. Nun verlässt dieser allseits beliebte Kollege die Stätten seiner Tätigkeit. 
Wir können zum Abschied unserer beiden Kollegen Schottland (siehe Frankenthal) und Bär keinen besseren Wunsch zurufen als: (hebräisch und deutsch:) Gesegnet seid Ihr bei Euerem Auszuge und gesegnet seid Ihr bei Euerem Einzuge."    

    
Lehrer Benno Kesstecher wird Nachfolger für Lehrer Bär (1938)    
Anmerkung: Benno Kesstecher ist nach dem Novemberpogrom 1938 am 30. November 1938 über Köln nach Belgien geflohen. 1944 wurde er ins KZ Neuengamme deportiert, wo er im April 1945 - wahrscheinlich bei der Auflösung des Lagers durch die Nationalsozialisten - ermordet wurde. Für Benno Kesstecher wurde in Hamburg ein "Stolpersteine" im Grindelhof 30 (TTS) (Elmsbüttel, Rotherbaum) verlegt (Erinnerung an die Opfer aus der Talmud-Tora-Realschule Hamburg:). http://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=1815 mit Link zu einer Dokumentation (pdf-Datei).     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Mai 1938: "Einsetzung eines neuen Lehrers für die Gemeinde Edenkoben und für die Nordpfalz
Mit dem 1. Mai 1938 tritt Herr Lehrer Benno Kesstecher aus Köln / Rhein sein Amt als Lehrer und Kantor der israelitischen Kultusgemeinde Edenkoben und als Religionslehrer für die israelitischen Kultusgemeinden der Nordplatz an. Herr Lehrer Kesstecher wurde am 20. März 1917 zu Köln geboren, besuchte das Reformgymnasium 'Jawne' in Köln bis zur Unterprima, trat im gleichen Jahre in die Talmud-Tora-Oberrealschule in Hamburg ein, die er im März 136 mit dem Zeugnis der Hochschulereife verließ. Von 1936 bis 1938 besuchte der die Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, die er in diesem Jahre absolvierte. 
Herr Lehrer Kesstecher veröffentlichte in verschiedenen jüdischen Zeitungen Aufsätze und literarische Beiträge. Im März 1938 erschien im Joachim Goldstein-Verlag seine Gedichtsammlung: Die Wunderleiter."    
Aus Edenkoben. Am 1. Mai tritt Herr Benno Kesstecher sein Amt als Lehrer und Kantor in unserer Gemeinde an.   
 
Edenkoben Benno Kesstecher.jpg (143454 Byte)Abbildung links aus: "Fotos zum Film: Die vergessenen Kinder von Köln"  http://www.koeln-im-film.de/filmdb/holefotocredit2.php?was=6466   
Ein Pass von Benno Kesstecher.  

   
Vorstellung einer Gedichtsammlung von Lehrer Benno Kesstecher (1938)  

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. August 1938:  "Benno Kesstecher, Die Wunderleiter (Gedichte), Joachim Goldstein-Verlag, Berlin 1938.  
Diese kleine Gedichtsammlung des Lehrers der israelitischen Kultusgemeinde Edenkoben/Pfalz stellt einen beachtenswerten Versuch dar, jüdische Stoffe in poetische Form zu gießen. Eines kann man sagen, dass die Empfindungen echt und erlebt sich und darum auch den Leser der Gedichte ansprechen und ihm etwas zu sagen wissen. Freilich bedürfen noch einige Gedichte der Form nach des Schliffes, die restlose künstlerische Formung einzelner Gedichte ist noch nicht bis zu letzten Möglichkeit ausgeschöpft. Dies mag vielleicht auch der Grund sein, weshalb diese kleine Gedichtsammlung nicht überall ungeteilten Beifall gefunden hat. Aber abschließend sei doch so viel darüber gesagt, dass Kesstecher zweifellos die wesentlichen Voraussetzungen für künstlerische Gestaltung mitbringt, nämlich die künstlerische Schau und gute Anlagen für eine künstlerische Gestaltung. Wir wollen hoffen, dass Kesstecher, der die Wunderleiter der Poesie erklimmen will und bereits einige Sprossen dieses mühseligen Weges erklommen hat, die Kraft aufbringt, durch Selbstarbeit zu einer hohen Vollendung seiner Fähigkeiten zu gelangen."        

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Übertritt einer christlichen Frau zum Judentum (1862)  
Anmerkung: der Artikel erschien als erster in einer Ausgabe der "Neustadter Zeitung".  

Edenkoben Neustadter Zeitung 01031862.jpg (77899 Byte)Artikel in der "Neustadter Zeitung" vom 1. März 1862: "Edenkoben, 26. Februar (1862). Heute wurde in der hiesigen Synagoge ein bei uns sehr seltener Akt vollzogen, nämlich der Übertritt einer Christin zum Judentum".  

  
Antisemitisches Verhalten einer nichtjüdischen Firma in Edenkoben (1929)   

Edenkoben CV 25041929.jpg (28125 Byte)Artikel in der Zeitung des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 25. April 1929: "Nach Edenkoben. Die Nachricht, dass die Firma Georg Orth, Emaillierwerk in Edenkoben, an einem ihrer Kunden geschrieben hat: 'Wir kauften unsere Bleche bisher von einer christlichen Firma und werden uns hüten, von unserem Prinzip noch einmal abzugehen', haben wir mit Interesse gelesen." 

     
Hoschano-rabboh-Lernen und Kinderfeier zu Simchas Tora mit Lehrer David Bär (1937)    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 6. Oktober 1937:  "Edenkoben. Ein von Herrn Lehrer Bär ins Leben gerufenes und geleitetes Hoschano-rabboh-Lernen fand am Samstag, den 25. September abends 8 Uhr statt. Die Beteiligung war wider Erwarten sehr groß und der hierfür sehr geeignete Schulsaal war restlos besetzt. Nach Abschluss des ersten Teiles der Psalmen stellten sich sogar die Damen ein. Alles folgte dem ausführlichen Vortrag von Herrn Lehrer Bär über das Kaddischgebet mit größter Aufmerksamkeit. Zum Abschluss dieses Vortrages sprachen die Owelim (Trauernden) das Lern-Kaddisch, worauf der zweite Teil der Psalmen rezitiert wurde. Hieran schloss sich ein gemütliches Beisammensein, das sich sehr lange ausdehnte. Für Speise und Trank war aufs beste gesorgt, und an dieser Stelle sei herzlicher Dank den edlen Spendern ausgesprochen. Die Ehre des Benschens wurde an den Meistbietenden versteigert; diese Summe und der Überschuss aus den Kosten dieses Abends wurden zu einem Fond für die jüdische Winterhilfe bestimmt. 
Diese Veranstaltung zeigt wieder, dass auch in den Kleingemeinden bei gutem Willen etwas geleistet werden kann, und beweist, dass auch im engsten Kreis der jüdischen Gemeinschaft noch fruchtbares jüdisches Leben zu pulsieren vermag. 
Wie alljährlich so fand auch in diesem Jahr an Simchas Thorah unsere Kinderfeier statt, Trotz der geringen Kinderzahl verlief die Feier dennoch sehr erhebend und schön. In der von Kinderhand in Form einer Sukkoh geschmückten Synagoge erfuhren die Kinder durch dien Ansprache des Lehrers wieder einmal den Sinn und Zweck des Festes. Traditionsgemäß erhielten die Kinder ihre sehnsüchtig erwarteten Tüten nebst Beilage und einer wertvollen Sonderzulage eines Kinderfreundes. D.B."      

  
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Mathilde Bloch (1863)   

Edenkoben AZJ 09061863.jpg (57313 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1863: "Edenkoben (Rheinbayern), im Mai (Courr. du Bas-Rhin). Ein junges Mädchen von zwanzig Jahren, israelitischer Konfession, Mathilde Bloch, war zu Edenkoben am Vorabend ihrer Hochzeit gestorben. Der Vater ist ein Geschäftsmann, der die allgemeine Achtung genießt; auch hat man den größten teil der Bevölkerung sich dem Leichenbegängnisse anschließen sehen. Die Glocken der protestantischen Kirche läuteten, während der Zug in Bewegung war und die beiden protestantischen und der katholische Pfarrer folgten dem Sarge mit dem Rabbiner, der eine Rede am Grabe gehalten."  
 
Edenkoben Jeschurun 09071863.jpg (141736 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom 9. Juli 1863: "Edenkoben. Vor kurzem ereignete sich hier ein seltenes Beispiel der Toleranz; das umso mehr auch in weitern Kreisen bekannt zu werden verdient. Es starb hier nämlich ein junges Mädchen Mathilde Bloch in der Blüte ihrer Jugend, 20 Jahre alt, am Abend vor ihrem Hochzeitstage. Der Fall erregte umso mehr die allgemeine Teilnahme der Bevölkerung, als das junge Mädchen allgemein beliebt, und ihr Vater in kommerziellen Kreisen sich der unbedingtesten Achtung erfreut. Recht deutlich zeigte sich hier, wie die verschiedenen Konfessionen, wenn sie nur die rein menschlichen Tugenden gegenseitig anerkennen wollen, friedlich nebeneinander leben und an allem Wohl und Weh des Lebens teilnehmen können. Die Beteiligung bei dem Leichenbegängnis der jungen Jüdin war eine außerordentliche, ein großer Teil der Bevölkerung war herbeigeeilt der Toten die letzte Ehre, den unglücklichen Eltern ihre Teilnahme zu beweisen. Die Glocken der protestantischen Kirche läuteten während des Leichenzuges; die zwei protestantischen Pfarrer und der katholische Geistliche folgten mit dem Rabbiner der Bahre. Es zeigte sich wie gesagt das herzlichste Einvernehmen der beiden christlichen Konfessionen mit den Juden, und allgemein freute man sich, als man die Vertreter der drei Kulten friedlich nebeneinander herschreiten sah, um einem Mitmenschen die letzte Pflicht auf Erden zu erweisen. Möge in immer weiteren Kreisen der religiöse Hass und Fanatismus sein Ende finden, und möge man endlich einsehen, dass die wahre Religion nicht im Anfeinden Andersdenkender bestehe."   

  
Herausgabe eines Journals für Sprachunterricht durch Emil Sommer in Edenkoben (1882)  

Edenkoben AZJ 12091882.jpg (93178 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1889: "L'interprète, französisches Journal für Deutsch - The Interpreter, englisches Journal für Deutsche - L'Interprete, italienisches Journal für Deutsche  
mit erläuternden Anmerkungen, alphabetischem Vocabulaire und vervollkommneter Aussprachebezeichnung des Englischen und Italienischen. Herausgegeben und redigiert von Emil Sommer. 
Vorzüglichste und wirksamste Hilfsmittel bei Erlernung obiger drei Sprachen, namentlich für das Selbststudium und bei Vorbereitung auf Examina (Einjährig-Freiwillige), zugleich anziehenste und erfolgreichste französische, englische und italienische Lektüre zur Übung und Unterhaltung, durch die besondere Einrichtung dieser Journale schon bei den bescheidensten Kenntnissen in erspriesslichster Weise verwendbar. - Wöchentlich eine Nummer . - Quartalpreis 1 M. 75 Pf. - Probenummern gratis - Inserate (à 25 Pf. die 4-spaltige Petitzeile) von erfolgreichster Wirkung.   
Edenkoben, in der bayerischen Rheinpfalz. Die Direktion."   
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1884: 
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.   

   
Firma Em. Kern ausgezeichnet (1885)  

Edenkoben Israelit 08091885.jpg (36366 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1885: "Edenkoben. Der bekannte Großindustrielle Herrn Em. Kern, Fabrik chemische Branche in Edenkoben (Rheinbayern), ist von der Weltausstellung in Antwerpen mit der broncenen Medaille ausgezeichnet worden."       

       
75. Geburtstag von Hermann Mayer (1937)      

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. November 1937:  "Edenkoben. Am 1. November begeht Herr Hermann Mayer seinen 75. Geburtstag. Der Jubilar erfreut sich einer schönen Rüstigkeit und wir wünschen ihm noch viele Jahre des Lebens in Gesundheit und Frische. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

     
Karl Lipold und seine Frau Mathilde geb. Neu verabschieden sich vor der Auswanderung (1938)      

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. September 1938: "Aus Edenkoben. Herr Karl Lipold und seine Frau Mathilde geb. Neu, verlassen Anfangs September ihre Heimat, um nach Louisville (Kentucky) (USA) auszuwandern und verschieden sich hiermit von ihren Freunden und Bekannten."  

  
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen der Weinhandlung von Simon Löb (1898 / 1899 / 1901 / 1904 / 1915)

Edenkoben Israelit 29091898.jpg (29559 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1898: "Koscher Weißwein, eigenes Wachstum, Liter 35-60 Pf., Nachnahme oder Referenz. Fässer leihweise, frei zurück. Station angeben. Simon Löb, Edenkoben, Rhein-Pfalz."   
   
Edenkoben Israelit 12091899.jpg (32771 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1899: "Koscher Weißwein, eigenes Wachstum, Liter 40-60 Pfg. Nachnahme oder Referenz. Fässer leihweise, 20 Liter an, aber frei zurück. Station angeben. 
Simon Löb
, Edenkoben, Rheinpfalz."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1901: Koscher Weißwein, eigenes Wachstum,. per Liter 40 bis 60 Pfennig Nachnahme o. Referenz. Fässer leihweise. Station angeben. Simon Löb, Edenkoben, Rheinpfalz."       
 
Edenkoben Israelit 11021904.jpg (30825 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904: "Koscher Weißwein, eigenes Wachstum, per Liter 40, 50 u. 60 Pfennig. Nachnahme oder Referenz. Fässer von 20 Liter an leihweise, Station angeben. 
Simon Löb, Edenkoben (Rheinpfalz)."   
 
Edenkoben Israelit 18031915.jpg (29945 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1915: "Koscher Weiß- und Rotwein per Liter 80, 90, 100 Pfennig Nachnahme oder Referenz. Fässer von 20 Liter an leihweise. Station angeben. 
Simon Löb, Weingutsbesitzer, Edenkoben, Rheinpfalz."    

   
Lehrlingssuche der Weinhandlung von Levy Wolff (1891)   

Edenkoben Israelit 16031891.jpg (29036 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1891: "Lehrlings-Stelle in einer Weinhandlung gesucht für meinen Sohn, 15 Jahre alt, Kost, Logis und Aufsicht im Hause erwünscht. 
Offerten erbittet mit Bedingungen Levy Wolff, Edenkoben (Rheinpfalz)."    

    
Anzeige aus Gleisweiler (bei Edenkoben berücksichtigen?) . auffallend: Koschere Küche bei Dr. Schneider (1887) 
Anmerkung: aus Wikipedia-Artikel zu Gleisweiler: "1844 wurde in Gleisweiler die erste Kaltwasserheilanstalt Deutschlands eröffnet. Das schlossartige klassizistische Klinikgebäude wurde nach Plänen des königlich-bayerischen Hofbaumeisters Leo von Klenze errichtet. Die Klinik in Gleisweiler war ein Privatunternehmen des Arztes Dr. Ludwig Schneider, der das Haus mehr als dreißig Jahre lang leitete. Eine Besonderheit ist die Walddusche, eine Quelle mit Sturzbach, die für Kuranwendungen genutzt wird. Das 'Cafe im Park' ist ein beliebtes Cafe für Wanderer und Patienten."  

Gleisweiler Israelit 29081887.jpg (45183 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1887: "Bad Gleisweiler (Pfalz). 
Altbewährte Heilanstalt für Nerven- und Brustkranke, Bleichsüchtige, Blutarme, Serosulöse, Rheumatiker etc.  
Schönster Landaufenthalt für Luftfrischler.  Koschere Küche. 
Dr. Schneider, praktischer Arzt."    

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge        
   
1726 schlossen die jüdischen Familien in Edenkoben einen Vertrag mit Baruch Isaac, "dass in seinem Hause in der Nähe der 'Pforte' ein Zimmer als Synagoge oder Schule eingerichtet und gebraucht werden durfte'. 1769 gehörte das Haus mit dem Betsaal dem Aaron Isaac, dem damaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Zwischen ihm und einigen Gemeindemitgliedern war es in diesem Jahr zu einem Streit mit einigen Gemeindemitgliedern gekommen. Der Streit führte dazu, dass Aaron Isaac den Mietvertrag kündigte und sich die Gemeinde nach einem anderen Gottesdienstraum umsehen musste.   
   
1780 konnte die Gemeinde für 220 Gulden einen Bauplatz zum Neubau einer Synagoge im Bereich der heutigen Bahnhofstraße 47-51 erwerben (Seitengasse, heute 1. Mühlgasse). Im folgenden Jahr wurde die Synagoge eingerichtet. Sie befand sich im oberen Teil einer Scheune des Metzgers Samuel Löb. Der untere Teil wurde von Samuel Löb als Scheune und Schlachthaus verwendet. 1824 war die Synagoge nach der Beurteilung eines Maurer und eines Zimmermannes allerdings einsturzgefährdet, nachdem das Holz verfault war und die beiden Wände durch eiserne Stangen zusammengehalten werden mussten. Der Königliche Baukondukteur ordnete die Schließung der Synagoge zum Dezember 1825 an. Inzwischen lagen die Pläne für einen Synagogenneubau unmittelbar neben der alten Synagoge vor.  
  
Mit dem Bau der neuen Synagoge wurde der Königliche Baukondukteur Marggraf beauftragt. Erstellt wurde ein Gebäude im klassizistischen Stil. Die Baugenehmigung war im November 1826 erteilt worden:    

Edenkoben Synagoge 10111826.jpg (66744 Byte)Anzeige im "Intelligenz-Blatt des Rheinkreises" vom 10. November 1826: "...den 9. November 1826: 
"Edenkoben. (Erbauung einer Synagoge). Durch Reskripte hoher Regierung vom 14. Juli und 29. September laufenden Jahres ist die Erbauung einer neuen Synagoge zu Edenkoben, nach dem Antrage der dortigen Judengemeinde und unter Zugrundlegung der gefertigten Pläne und Kostenüberschläge, genehmigt, und das unterfertigte Bürgermeisteramt mit der Begebung an die Wenigstnehmenden der desfallsigen Bauarbeiten beauftragt. Demgemäß schreitet dasselbe Montag den 20. nächstkommenden Monats November, Vormittags um 9 Uhr, auf dem Stadthause zu Edenkoben, zur teilweisen Minderversteigerung der sämtlichen im Kostenüberschlage detaillierten Bauarbeiten, und setzt hiervon die zur Übernahme lusttragende Handwerker in Kenntnis, bemerkt jedoch, dass Auswärtige nur dann zur Konkurrenz zugelassen werden, wenn sie über Sachkenntnis und Rechtlichkeit sich ausweisen.
Edenkoben, den 24ten Oktober 1826. Das Bürgermeisteramt Völcker."   
 
Edenkoben Synagoge 07121826.jpg (51204 Byte)Anzeige im "Intelligenz-Blatt des Rheinkreises" vom 7. Dezember 1826: "den 7. Dezember 1826. Edenkoben (Erbauung einer neuen Synagoge). In Gemäßheit des Erlasses des Königlichen Land Commissars Landau vom 28ten vorigen Monats hat die in der Beylage zum Intelligenzblatte Nro. 150 angezeigte, am 20ten letztverflossenen Monats stattgehabte Minderversteigerung der Erbauung einer neuen Synagoge dahier, nur für Maurer- und Steinhauer-Arbeit die höhere Genehmigung erhalten, und demzufolge hat eine abermalige Versteigerung der Schreiner-Zimmer- und Schlosserarbeiten stattzufinden. 
Die Vornahme dieser zweiten Versteigerung wird durch das Bürgermeisteramt auf Freitag, den 15. laufenden Monats, Vormittags 9 Uhr fixiert; wovon es die zur Übernahme Lusttragenden in Kenntnis setzt. 
Edenkoben, den 3ten Dezember 1826. Das Bürgermeisteramt. Völker."   

Am 19. September 1827 war die feierliche Einweihung der neuen Synagoge.   
  
Die Edenkobener Gemeinde war sehr reformfreudig. Im Gottesdienst wurden deutsche Gebete eingeführt. Nachdem bereits früh eine Orgel in der Synagoge eingebaut worden war, ist diese 1862 durch ein Harmonium ersetzt worden (Preis 330 Gulden). In der Synagoge hatte es zuletzt 60 Plätze für Männer und 35 oder 46 Plätze für Frauen.  
   
In den Tagen nach dem Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Männer des Reichsarbeitsdienstes aus dem Lager Edesheim / Hainfeld gestürmt und verwüstet. Wegen der engen Bebauung konnte das Gebäude nicht angezündet werden. In den folgenden Tagen wurde das Gebäude durch den Reichsarbeitsdienst abgerissen. Zum Abbruch ließ man eine SA-Musikkapelle, die frühere Stadtkapelle aufspielen. Die Inneneinrichtung, die Torarollen und andere Kultgegenstände wurden auf dem Marktplatz öffentlich verbrannt. Das Harmonium hatte man dabei zunächst übersehen - es wurde wenige Tage später demoliert.  
 
Auf dem Synagogengrundstück blieben nur wenige Mauerreste erhalten. Das Synagogengrundstück, das nach 1945 zusammen mit des rituellen Bad und dem Schulhaus zunächst in den Besitz der Jüdischen Kultusgemeinde der Pfalz gekommen ist, wurde von dieser Anfang der 1960er-Jahre an eine Edenkobener Familie verkauft. Die ehemalige jüdische Schule wird seitdem als Wohnhaus verwendet. Auf dem Synagogengrundstück befindet sich heute ein Garten und eine Garage mit Parkplatz. Die erhaltenen Mauerreste der Synagoge lassen die Ausmaße des Gebäudes noch erkennen. Über der früheren Mikwe (noch erhalten) wurde ein Anbau zum Wohnhaus erstellt. 
  
Presseartikel zur Geschichte der Synagoge   

Edenkoben PA 1986.jpg (300662 Byte)Artikel von Dr. Meinhold Lurz: Edenkobener Reminiszenzen. Die Edenkobener Synagogen.   
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.     

    
Adresse/Standort der Synagoge  Bahnhofstraße 47 (ehemalige Judengasse) 
   
   
Fotos   
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 141-142; O. Weber s.Lit. - Foto der Schule S. 66; F. Schmidt passim; 
Farbfotos von März 2011 von Michael Ohmsen: hoch auflösende Fotos über die Website (Fotoseite) von Michael Ohmsen zu Edenkoben

Innenaufnahme - 
Blick zum Toraschrein
Edenkoben Synagoge 120.jpg (84311 Byte)  Edenkoben Synagoge 123.jpg (117384 Byte)
   Die Synagoge ist zu einem 
Feiertag festlich geschmückt
 Blick auf den Toraschrein mit 
der Gedenktafel für die Gefallenen 
des Ersten Weltkriege
    
      
Plan der Inneneinrichtung von 1844
Edenkoben Synagoge 122.jpg (92188 Byte) Edenkoben Synagoge 121.jpg (77987 Byte) Edenkoben Synagoge 121a.jpg (81386 Byte)
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Edenkoben Synagoge 121d.jpg (54469 Byte)
 Plan der Frauenempore rechts und 
links über dem Toraschrein  
Auf dem Plan ist die Anordnung der Stühle in der Männersynagoge festgehalten. 
Die Sitzbänke verliefen entlang der Wände (rechts Ausschnittvergrößerungen 
zum Lesen der Namen)
  
     
Das Synagogengrundstück 
in der Bahnhofstraße 
im März 2011 
Edenkoben Synagoge 490.jpg (115316 Byte) Edenkoben Synagoge 491.jpg (110059 Byte)
   Erkennbar sind die Reste der Umfassungsmauern und des Eingangsportals; 
der Toraschrein befand sich mittig an der Mauer links. 
      
     
Jüdisches Schulhaus - als
Wohnhaus verwendet (2000 / 2011) 
Edenkoben Schule 120.jpg (60110 Byte) Edenkoben Schule 490.jpg (48718 Byte)
Das ehemalige jüdische Schulhaus 
westlich des Synagogengrundstückes 
     
Ehemalige jüdische Häuser Edenkoben Ort Rh 5b.jpg (79139 Byte) Edenkoben Ort Rh 5a.jpg (61366 Byte) Edenkoben Ort Rh 5.jpg (91942 Byte)
  Das Haus Rhodter Straße 5 mit hebräisch-deutscher Portalinschrift und Hinweistafel: "Haus des Scherel Hertz. Ein interessantes Zeugnis für das einst blühende jüdische Leben in Edenkoben ist die Inschrift des Torbogen-Schlusssteins. Sie verweist auf den Erbauer Scherel Hertz. Die hebräisch Inschrift bedeutet: 'Hertz, Sohn des Mosche, Jahr 400-100-9-6 (= 514 jüdischer Zeitrechnung; 1754/55 christlicher Zeitrechnung). Die 1827 errichtete 'neue Synagoge' wurde beim Pogrom im November 1938 verwüstet und anschließend abgerissen. Das 'Israelitische Schulhaus' (Bahnhofstrasse 47) und Mauerreste des 'Frauen-Ritualbades' (am nahen Mühlbach blieben erhalten; ebenso der Jüdische Friedhof (innerhalb des Städt. Friedhofs von 1861) mit Grabsteinen u.a. der Familie Einstein, Bloch, Frank, Loeb, Wolff und Weidenreich. Auch das Haus Rhodterstraße Nr. 24 hatte jüdische Erbauer: Den Handelsmann Nestor Dreyfus und seine Ehefrau Sara."
Siehe hierzu den Beitrag von Franz Schmidt: Eine jüdische Familie... 2004 s.Ltt. 
      
   Edenkoben Ort Rh24a.jpg (74598 Byte) Edenkoben Ort Rh24.jpg (108777 Byte)
   Das Haus Rhodter Straße 24 mit Hinweis auf den Erbauer: 
Handelsmann Nestor Dreyfus und seine Ehefrau Sara. 
      
Andernorts entdeckt  Venningen Friedhof 105.jpg (77612 Byte)
  Grabstein für Dr. Isidor Teutsch (praktischer Arzt in Edenkoben,
  1853-1927) auf dem jüdischen Friedhof in Venningen   
     

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Edenkoben     

Literatur:  

bulletEdenkoben Lit 002.jpg (40093 Byte)Franz Schmidt: Juden in Edenkoben. Spuren ihrer Geschichte. 1770-1942. (Hg. von der Sparkasse Südliche Weinstraße) Landau 1990. 
bulletders.: Die Steine reden. Zeugnisse jüdischen Lebens im Landkreis Südliche Weinstraße. Rhodt 1989.
bulletders.: Eine jüdische Familie im Edenkoben des 18. Jahrhunderts. In: Pfälzisch-Rheinische Familienkunde. 53. Jahrgang 2004 Band XV Heft 9 S. 484-493.
bulletders.: Die Schönen auf der Empore. Einblicke in die Lebenswelt jüdischer Frauen in der Südpfalz an der Schweller zur Moderne. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 107. Band. Speyer 2009 S. 123-164. 
bulletders.: "...Eine Schwester, die in der Neustatt ohnfern Landau, im Elsass wohnet". Joseph Süß Oppenheimers Edenkobener 'Mischpoche'.  In: Pfälzisch-Rheinische Familienkunde. 59. Jahrgang 2010 Band XVII Heft 3 S. 152-164.  
bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 84 (mit weiteren Literaturangaben).
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 141-143 (mit weiteren Literaturangaben).

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Edenkoben  Palatinate. Jews were continously present in Edenkoben from at least 1660. A synagogue was erected in 1780-81; a new one was consecrated in 1827; and a Jewish school operated from 1830 to the Weimar years. The congregation was one of the first to reveal clear-cut Reform tendencies, introducing German-language prayers and an organ into the synagogue. The Jewish population reached a peak of 190 in 1847, declining to 120 (total 5.232) in 1900. In June 1933, about four months after the Nazi rise to power, the Jewish population numbered 66. With the Nazis receiving over 50 % of the vote in the 1932 elections, official antisemitism was enthusiastically augmented by partisan violence against the Jews. As part of the anti-Jewish boycott, eight Jewish wine merchants were banned from the trade and business contacts with Jews were severely circumscribed. Twelve Jews left the town by February 1935. In 1937-39, 20 left for the United States. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the windows of Jewish homes and stores were smashed and all Jewish men arrested. Subsequently the electricity and water to Jewish homes were cut off and women and children warned not to leave their houses. On 22 October 1940, 14 of the last 16 Jews in Edenkoben were deported to the Gurs concentration camp. Some of these were sent afterwards to camps in the east where they perished.   
     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020