Der jüdische Friedhof in
Deidesheim wurde spätestens um 1700 angelegt. Der älteste noch lesbare
Grabstein ist von 1712. In Urkunden ist der Friedhof erstmals 1718 genannt.
Bereits damals wurde in unmittelbarer Nähe auch ein neuer christlicher Friedhof
angelegt. 1903 wurde der Friedhof mit einer Mauer umgeben.
In der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet. 1946 wurde er
wiederhergestellt (Flurstück 523). Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es jedoch keine Beisetzungen
mehr. Der Friedhof ist im Eigentum der Stadt Deidesheim und steht seit 1988
unter Denkmalschutz. Die Friedhofsfläche umfasst 8,04 ar.
Aus der Geschichte der Friedhofes Errichtung einer Mauer um den Friedhof (1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. September
1903: "Deidesheim, 24. August (1903). Die israelitische
Kultusgemeinde lässt zur Zeit ihren Friedhof, der im 16. Jahrhundert
nachweislich angelegt wurde, mit einer Mauer umfassen, da nun ein großer
Teil des Friedhofes ins Alignement fallen würde, es aber ausgeschlossen
ist, dass in seine Nähe Häuser zu stehen kommt, so hat das Königliche Bezirksamt
von einem Einrücken in das Gelände hiervon ausnahmsweise Umgang
genommen. Der Friedhof wird auch, da er vollständig ausgenützt ist, eine
Erweiterung erfahren müssen und ist ein Herrn Louis Feis - Erben
gehörendes, anstoßendes Feldstück hierzu ausersehen. Zu bemerken wäre
noch, dass mit der zu erbauenden Mauer, der im 16. Jahrhundert angelegte
'lebende Zaun', jedenfalls der älteste hier, fällt."
Lage des Friedhofes
Im westlichen Bereich der Stadt am Platanenweg bzw.
zwischen Platanenweg und dem allgemeinen Friedhof
Link zu den Google-Maps (die Lage des jüdischen Friedhofes wird durch den Pfeil markiert)
Artikel von Holger Pöschl in "Die
Rheinpfalz" vom 5. Juli 2023: "DEIDESHEIM/WACHENHEIM. Jüdischer Friedhof:
Was die Steine uns erzählen können
Die Grabsteine auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Deidesheim sind ein
eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte – was auf ihnen zu lesen ist, darüber
informiert jetzt ein Vortrag beim 'Freundeskreis ehemalige Deidesheimer
Synagoge'.
Vom Anfang des 18. Jahrhunderts stammen die ältesten Grabsteine auf dem
ehemaligen jüdischen Friedhof in Deidesheim – doch wer vermag die
überwiegend in Hebräisch verfassten Inschriften heute noch zu lesen, die
Infos, die sich hier bieten, einzuordnen? Eine die es kann, ist die
Wachenheimerin Friederike Münzing, die am Sonntag, 9. Juli, um 19 Uhr genau
über dieses Thema in der ehemaligen Synagoge in Deidesheim sprechen wird.
Münzing, von Haus aus evangelische Theologin, ist von ihrem Studium her des
Hebräischen mächtig, das spezielle „Grabstein-Hebräisch“ mit seinen vielen,
oft nicht sehr eindeutigen Abkürzungen stellte aber auch für sie eine
Herausforderung dar. Fast ein wenig wie bei der Vorbereitung eines
Fachseminars habe sie sich in den letzten Monaten gefühlt, berichtet sie. In
ihrem Vortrag wird Münzing, die in Wachenheim auch zum Vorstand des Vereins
„Gegen das Vergessen“ gehört, der sich für die Erhaltung des jüdischen Erbes
einsetzt, nun ihre Kenntnisse zur jüdischen Sepulkralkultur am Beispiel des
Deidesheimer Friedhofs vorstellen. Es geht dabei um die Deutung der
Inschriften, die sie zum Teil nur noch mit viel Mühe und digitaler Hilfe
entziffern konnte, um deren Datierung, Informationsgehalt, Abkürzungen und
Symboliken und die Frage, was uns diese Steine heute sagen, welche
familiären Bande ehemaliger Deidesheimer Juden sich herausarbeiten lassen.
Dabei solle alles so dargeboten werden, dass auch alle, die kein Hebräisch
können, davon profitieren. Der Eintritt ist frei."
Link zum Artikel
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 133-135 (mit weiteren Literaturangaben).
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