Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Baisingen (Stadt Rottenburg am Neckar, Kreis Tübingen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Baisingen wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.  
          
    
      
Übersicht:

bulletAllgemeine Beiträge  
Zur Geschichte der Juden in Baisingen (Artikel von 1927)    
bullet Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
-  Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1926  
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Karl Kahn (1885) 
-  Lehrer Max Straßburger sucht eine Stelle für ein Mädchen der Gemeinde (1908)  
-  Lehrer Max Straßburger wird zum Oberlehrer ernannt (1922)  
Oberlehrer Max Straßburger tritt in den Ruhestand (1926)  
-  Lehrer Heimann Unikower wird nach Baisingen berufen (1927)   
Schulentlassfeier - drei Schüler der israelitischen Volksschule werden entlassen (1928)  
-  Buchbesprechung von Lehrer H. Unikower (1928)    
Zum Tod von Oberlehrer i.R. Max Straßburger (1930)  
Nachruf auf Oberlehrer i.R. Max Straßburger von Religionsoberlehrer Uhlmann (Schwäbisch Gmünd) (1930)  
Lehrer Heimann Unikower wechselt von Baisingen nach Simmern (1931)   
bullet Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Nach einer "historischen Erzählung" werden auf Grund eines angeblichen Ritualmordes in Baisingen 36 Juden verbrannt (Artikel von 1930)    
Die Annahme fester Familiennamen durch die Juden der Schwarzwaldgemeinden 1827 (Beitrag von Oberlehrer Straßburger, 1927)   
-  Über den Judenpogrom an Pessach 1848 (Kurzer Bericht von 1848) 
-  Über den Judenpogrom an Pessach 1848 (aufgeschrieben in der 'Megilah Baisingen', zitiert in einem Bericht von 1918)  
Der Baisinger Judenkrawall vor Gericht (Beitrag von Oberlehrer Max Straßburger) (1928)  
-  Restaurierung des rituellen Bades (Mikwe) (1877)   
-  Antijüdisches aus dem Munde eines evangelischen Dekans (1878) 
-  Über die Zedokoh-Stiftung der Gemeinde (1878)   
-  Gerichtsverhandlung gegen fünf jüdische Feuerwehrleute, die zur Löschübung am Schabbat fehlten (1887)   
-  Gründung des Vereins Doresch Tow (1889)   
-  Anzeige des Vereins Doresch Tow (1890)  
-  Anzeige des Vereins Doresch Tow (1891) 
-  Über die Aktivitäten des Vereins Doresch Tow (1891)  
-  Versammlung des "Verbandes der Sabbatfreunde" (1908)  
Neubegründung des Jüdischen Jugendvereines (1927)  
Mitgliederversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1929) 
Vortrag von Oberlehrer Adelsheimer über "Gegenwartsfragen der jüdischen Jugend" (1928) 
Purimveranstaltung im "Gasthaus zum Löwen" (1929)  
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1930)  
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Hauptlehrer Unikower (1931) 
Treffen der Frauenvereine von Horb und Baisingen mit einem Vortrag von Lehrer Unikower (1931)      
bullet Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
-  Hirsch Kahn wird mit der Verdienstmedaille des Friedrich-Ordens ausgezeichnet (1884) 
Über die Verdienste des israelitischen Kirchenpflegers Hirsch Kahn (1891)      
-  Zum Tod von Isak Kahn (1898)  
-  Zum Tod von Hirsch Kahn (1904)  
-  Zum Soldatentod von Max Weinberger (1915)  
Zum Unfalltod von Isak Kahn (1927)    
-  Zum Tod von Moses Kahn (1927)   
87. Geburtstag von Rebekka Marx (1928)  
Zum Tod des Viehhändlers Siegmund Kahn (1928)   
Louis Marx wird Ehrenvorsitzender der Gemeinde (1930)    
Zum Tod von Rebekka Marx geb. Levi (1930)  
87. Geburtstag von Hirsch Benedikt (1932)  
Zum Tod von Auguste Wolf geb. Wolf (1934)  
Zum Tod von Abraham Erlebacher (1936)    
bullet Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen       
-  Anzeige von Schuhmacher Simon Rödelheimer (1878)  
-  Benedikt Kahn sucht Lehrstelle für seinen Sohn (1902)   
-  Anzeige von Julius Erlebacher (1921)   
Verlobungsanzeige von Erna Kahn und Salomon Grünwald (1934)  
Verlobungsanzeige von Sara Kahn und Ludwig Adler (1936)  
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Moritz Manasse und Leoni geb. Marx (USA, 1942)   

      
      
Allgemeine Beiträge  
Zur Geschichte der Juden in Baisingen (Artikel von 1927)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1927:            
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Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1926    

Baisingen Israelit 14101926.jpg (86406 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1926: "Die Stelle eines ständigen Volksschullehrers an der privaten israelitischen Volksschule Baisingen, Oberamt Horb am Neckar, Bahnstation Ergenzingen ist wieder zu besetzen. Der Volksschullehrer hat neben dem Unterricht den Vorbeterdienst und die Schechitah zu übernehmen. Die Stelle wird lebenslänglich besetzt. Besoldung nach Gruppe VII, nach längerer Dienstzeit nach Gruppe VIII. Dienstwohnung ist nicht vorhanden. Bewerber, die die beiden Volksschuldienstprüfungen abgelegt haben, wollen sich unter Vorlegung ihrer Zeugnisse und eines Lebenslaufs bis zum 31. Oktober 1926 bei der unterzeichneten Stelle melden. 
Der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, Stuttgart."  
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1926:    

     
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Karl Kahn (1885)  
Es handelt sich um Karl (Kallmann) Kahn, geboren 2. Februar 1824 in Nordstetten. Dieser studierte 1841 bis 1844 am Lehrerseminar in Esslingen. Seine ersten Stellen waren in Unterdeufstetten (1844), Gerabronn (um 1850) und Mühlen (1854-1860), bis er 1860 nach Baisingen kam. Er war verheiratet mit Babette geb. Guggenheimer und starb am am 29. April 1889 in Stuttgart, wo er im Israelitischen Teil des Pragfriedhofes beigesetzt wurde. 

Baisingen Israelit 11051885.jpg (72475 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1884: "Baisingen (Württemberg). Am Sabbat den 16. dieses Monats soll die jetzt 25-jährige Amtierung unseres Herrn Lehrer Kahn hierselbst, der übrigens bereits 42 Dienstjahre zählt, festlich begangen werden. Bei der ungemeinen Beliebtheit, deren sich dieser wackere Mann hier und in weiteren Kreisen erfreut, dürfte die Beteiligung an der Feier eine recht rege und ehrenvolle werden, wie wir es dem verdienten Jubilare von Herzen gönnen." 
    
Baisingen AZJ 09061885.jpg (106708 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1885: "Stuttgart, 27. Mai (1885). Nach der Statistik der evangelischen Landeskirche Württembergs sind im Jahre 1884 zu derselben 3 Israeliten übergetreten: es sind Ausländer, die in Württemberg dazu vorbereitet werden.   
Die israelitische Gemeinde Baisingen feierte das 25-jährige Jubiläum ihres Lehrers Kahn in höchst würdiger Weise. Den Gottesdienst leitete Bezirksrabbiner Dr. Jarazewsky in Mühringen. Der Bezirksschulinspektor und der katholische Ortsgeistliche beteiligten sich ebenfalls am Gottesdienst und an der Feier. Dem Jubilar wurden wertvolle Geschenke überreicht und briefliche und telegraphische Glückwünsche überbracht."
 
Baisingen Israelit 01061885.jpg (123899 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1885: "Baisingen, 19. Mai (1885). Am Schabbat Paraschat BaMidbar (Schabbat mit der Toralesung BaMidbar, d.i. 4. Mose 1,1 - 4,20, das war am 16. Mai 1885) feierte die hiesige israelitische Gemeinde das 25-jährige Ortslehrerjubiläum ihres Lehrers und Vorsängers Kahn. Dem Bilde der Eintracht und Verträglichkeit fehlt niemals das Gepräge des Erhabenen, so auch hier, wo es sich uns im bescheidenen Rahmen der gegenseitigen Beziehungen einer Landgemeinde und ihres Lehrers darbot. Ein Vierteljahrhundert hindurch widmete Herr Lehrer Kahn seine bewährte Kraft mit Ausdauer und Gewissenhaftigkeit der Ausbildung unserer Jugend in religiösem und weltlichen Wissen, sowie seinem geistlichen Amte, und wie er mit der Gemeinde, so teilte diese mit ihm, sich stets rat- und hilfsbereit zur Seite stehend, die freud- und leidvollen Geschehnisse einer solch langen Reihe von Jahren. Einer gottgesegneten, glücklichen Ehe ist solches Verhältnis zu vergleichen. Welchem Gedanken denn auch Herr Rabbiner Dr. Jaraczewski, anlehnend an die Hafthoraworte 'und ich habe mich mit dir verbinden in Ewigkeit', in formvollendeter alle Herzen bezwingender Rede, Ausdruck zu verleihen wusste. Vom Geiste echter Humanität und Duldsamkeit durchweht, verfehlte diese Rede ihres erhebenden Eindrucks weder bei den jüdischen noch christlichen Zuhörern, von welch letzteren sich Ortspfarrer und Gemeinderat eingefunden hatten. Der Predigt folgte ein vom Jubilar gesprochenes, ergreifendes Gebet. Nach beendigtem Gottesdienste wurde der Jubilar in feierlichem Aufzug, Rabbiner und Pfarrer zur Seite, so wie er abgeholt worden, auch wieder in seine Wohnung geleitet, die sich alsbald von Glückwünschenden füllte. Der Nachmittag ward sodann einer geselligen Vereinigung im jüdischen
Baisingen Israelit 01061885a.jpg (187799 Byte)Gasthofe zur Rose gewidmet, die von Ortsangehörigen und Auswärtigen überaus zahlreich besucht war. Wenn wir hierbei des Erscheinens verschiedener Herrn christlicher Geistlichen und Lehrer, sowie der Ortsbehörde und deren loyalen Anteilnehmens an Trinkreden und Gesängen gedenken, so muss das Gefühl des Dankes gegen Gott in uns aufsteigen, dessen Gnade den Umschwung der Zeiten zu unseren Gunsten herbeigeführt hat. Welcher Gegensatz zwischen jenem Baisingen des 16. Jahrhunderts, von dessen unglücklicher jüdischer Gemeinde uns der verehrte Herausgeber dieser Zeitschrift in seiner berühmt gewordenen Erzählung 'Rabbi Joselmann von Rosheim' ein solch schaurig fesselndes Bild entrollte, zwischen dem Baisingen ferner, das noch 1848 seine Judenhetze schlimmster Art hatte und dem heutigen, dessen Israeliten sich des konfessionellen Friedens, der unbeschränkten bürgerlichen Rechte und eines blühenden Wohlstandes erfreuen!    Doch kehren wir zu unserem Feste zurück. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete Herr Rabbiner Dr. Jaraczewski nach Verlesung anerkennender Dekrete seitens der vorgesetzten Behörden, mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf unsern viel geliebten Landesvater. Es folgten dann ernste und heitere Vorträge in buntem Wechsel und versetzten alle Anwesenden in die gehobenste Stimmung. Herr Ortspfarrer Gulden feierte den Jubilar unter sinniger Verknüpfung auf den 'Cohen gadol' (Hoher Priester). Herr Lehrer Strauß, Nordstetten, trug ein humoristisches, Schillers Glocke parodierendes Gedicht auf den Jubilar vor. Letzterer dankte in gerührten Worten für so viele Ehrenbezeugungen und brachte sein Hoch allen Bewohnern des Ortes.   Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Jubilar mit reichen Ehrengaben von der Gemeinde Baisingen sowohl, als auch von Einzelnen bedacht wurde. Selbst die Nachbargemeinde Mühlen, in der derselbe früher angestellt war, bewies durch Überreichung eines silbernen Bechers und regen Besuch des Festes ihre treue Anhänglichkeit zu ihrem ehemaligen Lehrer.  In jeder Hinsicht wohl gelungen, wird dieses Fest allen, die ihm anwohnten, in freundlichster Erinnerung bleiben. Wir schließen unseren bericht mit dem aufrichtigsten Wunsche, der Allgütige möge ferner diese Gemeinde in seine schützende Obhut nehmen und dem Jubilar Gesundheit und Rüstigkeit verleihen, seinem Berufe noch lange Zeit in gedeihlicher Wirksamkeit vorstehen zu können."  

       
Lehrer Max Straßburger sucht eine Stelle für ein Mädchen der Gemeinde (1908)  
Es handelt sich um Max Straßburger,  geboren am 29. November 1861 in Rexingen. Er studierte von 1878-1881 am Lehrerseminar in Esslingen, wurde danach zweiter Lehrer am Israelitischen Waisenhaus "Wilhelmspflege" in Esslingen. Von 1891 bis 1926 war er Lehrer an der Israelitischen Volksschule in Baisingen.  

Baisingen Israelit 19031908.jpg (51320 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1908: "Suche für ein tüchtiges Mädchen, 18 Jahre alt, das die bürgerliche Küche versteht und die häuslichen Arbeiten versieht, passende Stellung in religiösem Hause. Süddeutschland bevorzugt. Offerten mit Angabe eventueller Belohnung nimmt entgegen 
Lehrer Strassburger   Baisingen, Württemberg."
  

        
Lehrer Max Straßburger wird zum Oberlehrer ernannt (1922)  

Baisingen Israelit 09111922.jpg (34558 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1922: "Baisingen, 7. November (1922). Laut Staats-Anzeiger für Württemberg wurden durch Entschließung des Herrn Staatspräsidenten die Herren Hauptlehrer: Oberndörfer in Niederstetten, Preßburger in Creglingen, Straßburger in Baisingen, zu Oberlehrern in Gruppe 8 der Besoldungsordnung ernannt."   

   
Oberlehrer Max Straßburger tritt in den Ruhestand (1926)     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1926:            

        
Lehrer Heimann Unikower wird nach Baisingen berufen (1927)   
Anmerkung: Lehrer Heimann Unikower ist nach dem Familienregister Baisingen am 5. Juni 1888 geboren als Sohn von Raphael Unikower und der Dorothea geb. Pick. Er war seit 16./17. September 1911 verheiratet mit Johanna geb. Schacher, die am 18. Dezember 1889 geboren ist als Tochter von Julius Schacher (Berlin) und der Friedricke geb. Simon. Die Familie hatte fünf Kinder (Albert geb. 1913, Helene geb. 1915, Ruth geb. 1917, Rudolf Viktor geb. 1919 und Dorothea geb. 1923). Lehrer Unikower war nur 1927 Lehrer in Spangenberg und wechselte in diesem Jahr nach Baisingen, wo er bis Ende Juni 1931 geblieben ist. Von 1931 bis 1937 war Unikower Lehrer in Simmern.    

Baisingen Israelit 08091927.jpg (26284 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1927: "Baisingen, 30. August (1927). Herrn Lehrer Unikower in Spangenberg wurde zum 1. November (1927) die Stelle eines ständigen Lehrers an der hiesigen Volksschule vom Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs übertragen."  
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1927:    

            
Schulentlassfeier - drei Schüler der israelitischen Volksschule werden entlassen (1928)            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1928:          

     
Buchbesprechung von Lehrer Heimann Unikower (1928)  

Die sehr ausführliche Besprechung eines Lehr- und Übungsbuches der Sprache des Talmuds usw. von Rabbiner Dr. Daniel Fink wird hier nicht wiedergegeben, da dies über den Rahmen der jüdischen Geschichte Baisingen hinausgeht Baisingen Israelit 03051928.jpg (145268 Byte) Baisingen Israelit 03051928a.jpg (473027 Byte) Baisingen Israelit 14061928.jpg (150581 Byte)

   
Zum Tod von Oberlehrer Max Straßburger (1930)                 

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1930:          
Baisingen GemZeitung Wue 01071930sa.jpg (61685 Byte)  
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli 1930:      

        
Nachruf auf Oberlehrer Max Straßburger von Religionsoberlehrer Uhlmann (Schwäbisch Gmünd) (1930)       

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. August 1930:            

    
Lehrer Heimann Unikower wechselt von Baisingen nach Simmern (1931)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1931: "Baisingen. Am 1. Juli verließ Hauptlehrer Unikower seinen hiesigen Wirkungskreis, um einem Rufe als Religionslehrer und Kantor in der Gemeinde Simmern zu folgen. Aus diesem Anlass wurde  ihm von seiner Gemeinde am 27. Juni ein ehrender Abschied bereitet. Nachdem der Scheidende im Morgengottesdienst den Segen Gottes für den Bestand der Gemeinde erfleht hatte, versammelte sich die Gemeinde am Abend, um die letzten Stunden das Sabbats um ihren Lehrer geschart zu verbringen. Hier ergriff der Gemeindevorsitzende, Hermann Kahn, das Wort und brachte namens der Gemeinde den Dank und die Anerkennung für die amtlich und außeramtlich geleisteten Dienste Unikowers zum Ausdruck; er hob insbesondere die Gründung und Führung des Israelitischen Frauenvereins als Verdienst des Scheidenden und seiner Gattin hervor, erwähnte auch die allsabbatlichen Lehrvorträge, denen die Gemeinde immer gern gelauscht habe, und erinnerte an die privatwissenschaftlichen Bestrebungen des Scheidenden, die von der Gemeinde nicht unbeachtet bleiben konnten. Hauptlehrer Unikower dankte für de ehrenden Abschiedsworte und sprach die Hoffnung aus, dass die religiöse Beschaulichkeit, in welcher die Gemeinde hier leben dürfe, ihr allezeit eine Quelle der Glückseligkeit bleiben möge."             

     
     
     
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben 
Nach einer "historischen Erzählung" werden auf Grund eines angeblichen Ritualmordes in Baisingen 36 Juden verbrannt (Artikel von 1930)   
Anmerkung: zu Rabbi Joselmann von Rosheim (1476-1554) siehe Wikipedia-Artikel "Josef von Rosheim".      

Baisingen JuedWZKassel 04071930.jpg (500987 Byte) Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 4. Juli 1930: aus einer "Historischen Erzählung aus der Zeit der Reformation. Von Dr. M. Lehmann: Rabbi Joselmann von Rosheim'.". Im 64. Kapitel spielt Baisingen eine Rolle, ob der Vorgang historisch ist und Dr. Lehmann sich auf Archivalien stützen kann, ist dem Webmaster unklar. 
  
 
"Vierundsechzigstes Kapitel. Kaum war die große Gefahr von den Juden des Elsasses abgewendet, als ein Eilbote kam und Rabbi Joselmann nach Baisingen berief. 
Baisingen ist ein Dorf im Oberamte Horb im württembergischen Schwarzwald. Dort befindet sich heute noch eine fromme israelitische Gemeinde, die sich namentlich durch große Wohltätigkeit auszeichnet. Auch dieser Boden ist, wie fast jedes Flecken Erde Deutschlands, getränkt mit dem Blute jüdischer Märtyrer.   
Eine Bauersfrau hatte im Schlafe ihr Kind zerdrückt. Aus Furcht vor ihrem Manne, der in jener Nacht abwesend war, hatte sie das tote Kind, nachdem sie ihm einige Schnitte beigebracht, in den Hof eines Judenhauses gezogen und hatte behauptet, das Kind sei ihr gestohlen worden.  
Das ganze Dorf geriet in Aufruhr; die Häuser der Juden wurden durchsucht, die Kindesleiche wurde gefunden, und nun stand es bei den Leuten fest, dass die Juden das Kind geraubt hatten, um ihm das Blut abzuzapfen. Die Häuser der Juden wurden demoliert und sämtliche Juden des Dorfes, sechsunddreißig Personen, Männer, Frauen, Greise und Kinder, ins Gefängnis geworfen. 
Schrecken und Angst ergriffen die Bewohner der ganzen Gegend, und sie wussten nichts Besseres zu tun, als einen Eilboten an Rabbi Joselmann zu senden, damit er das Unglück von den Eingekerkerten abwende. Rabbi Joselmann machte sich auch sofort auf den Weg, ritt Tag und Nacht, und als er in Baisingen ankam, da waren die Holzstöße schon aufgerichtet, auf denen die dem Tode geweihten sechsunddreißig unschuldigen Menschen erbrannt werden sollten. Sie waren auf die Folter gespannt worden und hatten ausgesagt, was man von ihnen verlangt hatte. 
Vergebens bat und fleht Rabbi Joselmann, dass man die Prozedur aufschieben möge, bis er die Angelegenheit vor den Erzherzog Ferdinand oder vor den Kaiser selbst gebracht hätte; vergebens drohte er mit dem Zorn und der Strafe des Kaisers, vergebens zeigte er die kaiserliche Verordnung vor, die ihn zum Befehlshaber und Regierer sämtlicher Juden des Deutschen Reiches ernannte, vergebens reklamierte er seine Untertanen - man hörte nicht auf ihn. Die sechsunddreißig unschuldigen Männer, Frauen, Kinder, Greise wurden aus dem Gefängnis herausgeführt und an die Holzblöcke gebunden.  
Es war ein herzzerreißender Anblick! Rabbi Joselmann wollte schier verzweifeln; da ermannte er sich; konnte er die Unglücklichen nicht reden, so wollte er doch wenigstens ihre Todesqual lindern. 'Meine Lieben Freunde', redete er die Beklagenswerten an, 'ihr alle, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen, und ihr, liebe Kinder, ihr Nachkommen unseres Vater Abraham; der Augenblick ist gekommen, da ihr euer Leben hingeben sollt zur Heiligung des göttlichen Namens! Ich weiß, dass ihr unschuldig seid, dass ihr jenes abscheuliche Verbrechen nicht begangen habt - Gott hat es euch zugeschickt, dass ihr sterben sollt für ihn. Denn nur weil ihr Juden seid, Bekenner des einzigen Gottes, verfolgt man euch, tötet man euch. So heiligt denn hier öffentlich den Namen des Allheiligen. Sagt mir nach, Wort für Wort!'  
Eine tiefe Stille lagerte rings umher. Tausende von Menschen waren versammelt. Keiner wagte sich zu regen. Rabbi Joselmann sprach die Widdui, das Sündenbekenntnis, in deutscher Sprache, damit alle Welt ihn verstehe. Er hub an zu reden, und die an die Holzstöße Gefesselten sprachen jedes einzelne Wort nach:  
'Herr, mein Gott und Gott meiner Väter, die Seele, die du mir gegeben hast, war rein und lauter und ohne Fehl; ich aber habe sie durch meine Sünden befleckt und verunreinigt. Chotoßi, owißi, poschati.' 
Die letzten drei Worte - ich habe gesündigt, ich habe gefehlt, ich habe verbrochen - die dem jüdischen Munde so geläufig sind, sprach Rabbi Joselmann hebräisch, und die von den Flammen schon Umzüngelten wiederholten sie unter herzzerreißenden Weherufen.  
'Ich habe deine heiligen Gebote', sprach Rabbi Joselmann weiter vor, 'übertreten, bin abgewichen von deinen erhabenen Lehren, und es hat mir kein Heil gebracht. Siehe, jetzt ist die Stunde gekommen, da du, o Gott, diese Seele mir wieder nimmst, und dass ich sie zurückgebe in deine Hand zur Heiligung deines Namens, einziger Gott! Du bist gerecht in allem, was über uns kommt, denn du tust nur Wahrhaftes; ich aber habe gefrevelt. Deine Gerichte und Urteile sind Gerechtigkeit und Wahrheit. Du, o Gott, wirst mir die Seele einst wieder zuführen in der künftigen Welt. Solange aber ein Hauch in mir ist, danke ich dir und bekenne ich dich und bin bereit zu tun, wie es steht in deiner Tora: Und du sollst lieben den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Vermögen. Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, der uns geheiligt hat durch seine Gebote und uns befohlen hat, Ihn, den Allmächtigen und Allherrlichen, der da ist und war und sein wird, zu lieben mit unserem ganzen Herzen und mit unserer ganzen Seele, und Seinen großen und furchtbaren Namen vor aller Welt zu heiligen. Gelobt seist du, Ewiger, der du deinen Namen öffentlich heiligst.' 
Und als Rabbi Joselmann das alles auf deutsch gesprochen, da wiederholte er es in hebräischer Sprache, und dann ließ er sie alle das 'Schema' beten, das erhabene jüdische Bekenntnis der Einheit Gottes; und dann ging Rabbi Josefmann zu jedem einzelnen und sprach ihm Mut zu, dass er die grässlichen Schmerzen freudig ertrage.  'Siehe', sprach er zu einem achtzigjährigen Greis, 'in kurzer Zeit wärst du ja doch gestorben! Welch ein Glück, dass Gott dich begnadigt, seinen Namen öffentlich zu heiligen!'   
Und schmerzlos, verklärt, fühlte der Greis die Flammen das Mark seines Rückgrats verzehren. 
Und zu einem jungen Mädchen sprach Rabbi Joselmann: 'Du glückliches Kind, wie viele Schmerzen, Kummer und Elend sind dir erspart geblieben! In jungen Jahren schon wird dir das Höchste zuteil, was ein Mensch zu erreichen vermag: die Liebe zu Gott mit dem Tod zu besiegeln. Freue dich, deiner harret die ewige Seligkeit.' 
Und zu einer - aus acht Personen, Vater, Mutter und sechs Kindern, bestehenden - Familie sagte er: 'Ihr Beneidenswerten, die ihr nicht getrennt werdet voneinander, die ihr gemeinsam eingehet zum ewigen Leben!'..."         

               
Die Annahme fester Familiennamen durch die Juden der Schwarzwaldgemeinden 1827 - Übersicht über die Veränderungen in den Gemeinden Rexingen, Baisingen, Mühringen und Mühlen (Beitrag von Oberlehrer Straßburger, 1927)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1926:            
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Baisingen GemZeitung Wue 01121926c.jpg (79963 Byte)  
Baisingen GemZeitung Wue 01121926d.jpg (63291 Byte)  

      
Über den Judenpogrom an Pessach 1848 (Kurzer Bericht von 1848)   

Baisingen AZJ 03071848.jpg (100117 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1848: "Aus Württemberg, im Mai (1848). In mehreren früheren Artikeln der Allgemeinen Zeitung des Judentums war die Rede auch von Judenverfolgungen in Schwaben und es könnte dadurch den Anschein gewinnen, als ob in württembergischen orten solche Verfolgungen in größerer Zahl vorgekommen wären. Dem muss aber aufs Bestimmteste widersprochen werden. Bloß in einem einzigen Ort, Baisingen im Schwarzwald, kamen derartige, freilich betrübende Exzesse der Rohheit und Barbarei vor, wo aber ebenfalls manche besondere Umstände mit unterliefen. Die Nachricht hinsichtlich Mergentheims muss dahin berichtigt werden, dass gegen die dortigen Israeliten durchaus Nichts unternommen werden sollte, sondern die Wut einer rohen Odenwälder Bande wollte die von dem nahen badischen Ort Unterschüpf, wo freilich gegen die dortigen wenigen Juden arg gehaust worden ist, nach Mergentheim geflüchteten Juden ausgeliefert haben, welchem Ansinnen jedoch natürlich von Seiten der Behörde nicht nachgegeben worden…".   

               
Über den Judenpogrom an Pessach 1848 (aufgeschrieben in der 'Megilah Baisingen', zitiert in einem Bericht von 1918)  

Baisingen Megilat 150.jpg (67951 Byte)Links: Beginn der 'Megilat Baisingen' (ausgesprochen auch: Megilas; Megillat = Schriftrolle) zur Erinnerung an die Ausschreitungen gegenüber den Juden Baisingens im April 1848. 
Quelle: Titel (Ausschnittsvergrößerung)  der Publikation von Karl-Heinz Geppert: Jüdisches Baisingen - Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2000.
   
Baisingen AZJ 27031918.jpg (207345 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" vom 27. März 1918: "Megilas Baisingen. Von befreundeter Seite wird mir ein hebräisches und deutsches Manuskript unter dem genannten Titel übersendet, das die Schicksale einer kleinen jüdischen Gemeinde in Württemberg während der Pessachtage 1848 schildert. Ich lasse es im Auszuge hier folgen.   
Nachdem kurz von den Unruhen berichtet worden, die infolge der Pariser Februarrevolution in Europa im allgemeinen und in Deutschland im besonderen ausgebrochen waren, ferner davon, dass in Begleitung solcher Unruhen mancherlei Aufstände gegen die Juden erfolgt waren, heißt es:  
'Auch wir, die jüdischen Einwohner des Dorfes Baisingen, kamen in große Not. Es war das Gerücht verbreitet, dass die christlichen Einwohner benachbarter Dörfer uns überfallen, berauben und misshandeln wollen.  
In der Nacht auf den 13. März waren wir ängstlich ein jeder in seinem Hause, da kamen hiesige Christen und warfen in zehn Häusern von Juden die Scheiben ein. Die Nachtwächter sahen es mit an und halfen dazu.   
So sehnsüchtig wir auch dem Anbruch des Tages entgegen sahen, so wussten wir uns dennoch auch am Tage nicht zu raten, denn das gemeine Volk war ganz gesetzlos und die Macht der Beamten im Augenblicke äußerst geschwächt. Die Politik riet uns, das Unrecht schweigend zu tragen.   
Nun aber waren am Mittag sieben ledige christliche Burschen aus dem nahen Dorfe Vollmaringen in den Ort gekommen und spazierten mit Beilen und Messern in den Händen in die Haushöfe der Juden und sprachen anmaßend und frech und höhnten: Heute Nacht kommen wir mit noch vielen über euch. Die Christen im Orte hörten wohl teilweise diese Reden und sahen das Benehmen dieser Buben; allein niemand regte sich, und beizustehen, niemand hatte ein tröstendes Wort.  
Die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde wandten sich dieserhalb bittend an den Pfarrer, sich zu unserer Sicherheit zu verwenden. Dieser sandte auch zugleich einen Extraboten an den Schultheiß, welcher heute in Geschäften in einem benachbarten Orte war. Dieser kam auch gegen Abend und veranlasste im Verein mit dem Pfarrer, dass die ganze christliche Gemeinde heute Nacht bewaffnet wache, auf dass die Juden vor einem auswärtigen Anfalle geschützt seien. Wir Juden waren aber bereits zu ängstlich, und als es Abend wurde, flohen viele der unseren in benachbarte Orte, und viele von denen, die im Orte blieben und die Veranstaltungen des Schultheißen sahen, getrauten sich doch nicht, in ihren Wohnungen zu verbleiben, und flüchteten sich und ihre Wertsachen in christliche Häuser des Ortes, denen sie vertrauten. In derselben Nacht regte sich nichts. Von dem nächsten Tage an bezahlte die jüdische Gemeinde mehrere christliche Personen aus dem Orte, dass sie Nachtwache halten müssten, und auch von den Juden selbst hüteten immer einige mit.    
Die Ereignisse der Zeit waren nicht tröstlich, und einsichtige Leute fürchteten sich nicht ohne Grund. Dennoch gab es auch in unserem Kahal (Gemeinde) Leute, welche nach einigen
Baisingen AZJ 27031918b.jpg (412864 Byte)Wochen seit Anordnung der nächsten Wache vermeinten, man dürfte jetzt nicht mehr besorgt sein und könne die bezahlten Wächter entbehren und habe nicht nötig, selbst Wache zu halten. Es wurde auch dieserhalb im versammelten Kahal beschlossen, dass die Wache nur bis Ende Pessach bestehen sollte.    
In der Nacht auf acharon schel Pessach (letzter Tag), dieses ist auf den 25. April, rotteten sich ungefähr vierzig christliche Einwohner des Ortes zusammen, sie waren teils verheiratet, teils ledig und begann damit, dass sie zuvörderst die von uns bestellten jüdischen und christlichen Wächter aus der Straße verjagten und dann hingingen und in den meisten Häusern der Juden die Türen einschlugen und die Läden der Fenster erbrachen.   
Sie waren mit schweren Steinen, mit großen und kleinen Prügeln, mit Äxten und Beilen bewaffnet. Sie warfen durch die zerschlagenen Fenster in die Wohnungen und riefen: 'Geld oder Tod!'  Nur in ein Haus, in das Haus der Meier Weil, der mit auf der Wache war, waren die Krawaller eingedrungen, nachdem sie die Türen, Läden und Fenster zerschlagen hatten, und zerstörten vieles im Hause. Mutter und Tochter, das einzige Kind, flohen; allein die Tochter wurde ereilt, arg geschlagen und gefährlich verwundet. Viele von uns hörten ihr jämmerliches Schreien, allein niemand konnte ihr zu Hilfe kommen. Sie ward wieder hergestellt. Im Hause des Wolf Kiefe hatte dieses Gesindel auch bereits Läden und Fenster zerschlagen und war bemüht, die Türen zu erbrechen. Dieser Mann hatte diesen Leuten auch bereits über 400 Gulden durchs Fenster zugeworfen und gebeten, dass sie von ihm ablassen sollten; allein sie sollten noch mehr und warfen schwere Steine in die Stube und trafen die Hausfrau, die längst taub geworden, und verwundeten sie gefährlich am Kopfe. Sie ist indes wieder geheilt von ihren Wunden. Bei dieser Gelegenheit wurden auch in der nahe stehenden Synagoge Fenster zerschlagen und Steine und Prügel hineingeworfen. Auch bei dem Herrn Kirchenvorsteher Salomon Kiefe waren Haustür, Fensterläden und Fenster erbrochen, man musste jeden Augenblick fürchten, die Rotte werde eindringen und das Leben gefährden; er entfloh daher mit seinem Weibe, seinen zwei Töchtern, seinem jüngsten Sohne, seiner jüdischen und christlichen Magd durch eine Hintertür und entkam glücklich nach Bonndorf. Seinen Knaben von elf Jahren aber vermisste man; denn es hatte sich dieser aus Furcht auf den Boden geflüchtet und sich daselbst versteckt und den Ruf der Seinen nicht gehört. In welcher Angst wir alle waren, und in welcher Betrübnis diese Leute ihr Haus und ihre Habe verließen und welche Sorge ihr Herz erfüllte wegen des Kindes, das fehlte, ist leicht zu erachten.   
Herr Wolf Kiefe hatte während des Tumultes vor dem haus seine jüdische Magd durch eine Hintertüre aus dem Hause entsandt, damit sie den Schultheißen zu seiner Hilfe herbeirufe. Als die Magd vor dem Hause des Schultheißen angekommen war und ihn angerufen hatte, machte dieser sich sogleich aus seinem Hause, rief noch einige Bürger herbei und verfügte sich an den Ort, wo der Krawall stattfand. Die Krawaller hörten den Schultheiß kommen und flohen; nachgesetzt wurde ihnen nicht.   
Zu dieser Zeit ward es ruhig im Orte, wir gingen aus unseren Häusern bewaffnet mit Äxten, Hämmern, Beilen und dergleichen und blieben auf der Straße beisammen, um einen möglichen Überfall vereint abzuwehren. Noch vor Tag jedoch gingen drei von uns zu dem Schultheißen und verlangten von ihm ein Schreiben an das Königliche Oberamtsgericht über das, was diese Nacht sich ereignet. Der Schultheiß willfahrte, und so gingen denn zwei dieser Männer, Herr Hirsch Kiefe, Kirchenvorsteher und Vorsänger, und Schullehrer Michel Hirsch mit Tagesanbruch, acharon schel Pessach, vor das Königliche Oberamtsgericht und drangen in den Beamten, eilig an Ort und Stelle sich zu begeben und für unseren Schutz Sorge zu tragen. Noch bevor gedachte zwei Männer vor das Königliche Oberamtsgericht gelangten, hatte bereits der erwähnte Herr Salomon Kiefe von Bonndorf aus in der Nacht einen Boten mit einem Schreiben an das Königliche Oberamtsgericht entsandt und Hilfe für die Zurückgebliebenen dringend verlangt. Die zwei Männer stellten nun mündlich vor, und das Gericht versprach alles Mögliche zu unserem Schutze anzuordnen und dieserhalb sich noch heutigen Tages an Ort und Stelle zu begeben. Das Gericht sandte drei Landjäger voraus und folgte bald selbst nach. Eben kamen genannte Männer von Horb zurück, als Herr Wolf Kiefe und Herr Lehmann Kiefe mit Frau eine Kutsche bestiegen, um nach Stuttgart sich zu begeben, daselbst zu verbleiben und auch, um möglichst durch die höchsten Männer im Staate für künftig unsere Ruhe zu sichern. Die Ehefrau des Erstgenannten musste, weil sie an ihren Wunden gefährlich krank war, bis zu ihrer Genesung zurückbleiben. An diesem Tage nun begann die gerichtliche Untersuchung, und bereits am folgenden Tage wurden zwei der Verdächtigen nach Horb in das Kriminalgefängnis gebracht. Hierüber wurden viele christliche Weibsen des Ortes arg aufgebracht, und wurde von ihnen den ganzen Tag hindurch auf öffentliche Straßen arg gemault darüber, dass das Gericht wegen Juden ihre Leute zur Verantwortung ziehen wolle. Auch christliche Männer ließen drohende Reden hören, dass die Haare der Unsrigen zu Berge stiegen. Nicht zu verwundern, dass viele von den Unsrigen gegen Abend aus Furcht vor den christlichen Einwohner des Ortes mit ihren Weibern und Kindern in die benachbarten Orte flüchteten. Wir Männer aber und die ledigen, rüstigen Leute, wir versammelten uns heimlich in dem Hause des Herrn Hirsch Kiefe und versahen uns mit Steinen, eisernen Stangen und anderen Waffen, um nötigenfalls gegen Feinde uns zur Wehr zu setzen.    
Um Mitternacht wurde dem Herrn Salomon Wolf Kiefe im Vertrauen angesagt, dass morgen in aller Frühe die gesamte Judenschaft auf das Rathaus geboten werde und daselbst unterschriftlich zu erklären habe, dass sie erstlich für sich und ihre Nachkommen auf alle Zeit freiwillig auf Bürgerrecht und gemeindebürgerlichen Nutzen verzichte, und dass es zweitens ihr Wunsch sei und ihr Verlangen, das Königliche Oberamtsgericht sollte die zwei Inhaftierten aus ihrer Haft entlassen und alle Untersuchungen wegen der Begebenheiten in der Nacht auf den 25. April niederschlagen.   
Es wurde auch angesagt, dass sofern die Juden in dieses Verlangen nicht einwilligen, dieselben dahier ihres Lebens nicht sicher seien.   
Als wir dieses Vorhaben erfuhren, sandten wir noch in der Nacht durch zwei Männer aus unserer Mitte ein Schreiben an unseren Rabbiner, Herrn Dr. Wassermann, Hochwürden in Mühringen, ihn ersuchend, er solle alsogleich nach Horb zu den Beamten sich begeben, damit genügend Schutz uns eilig zukomme. Nachdem Herr Dr. Wassermann mit den Beamten geredet hatte, kam er in der Frühe hier an und gab uns zu verstehen, dass wir nur immer unterschriftlich einwilligen dürfen in das ungerechte Verlangen; es unterliege solche Verhandlung der Genehmigung der höheren Behörden und diese werde nicht erfolgen. Wir gingen also auf das Rathaus und fertigten daselbst die verlangte Schrift, während unsere Feinde drohend und mordlustig auf der Straße sich bewegten.   
Zwar wurde besagtes Schreiben eilig dem Königlichen Oberamtsgericht zugefertigt, allein diesem war schon Weisung von dem Königlichen Ministerium zugekommen, keinen Zwang gegen die Juden zu dulden, die gesamte christliche Gemeinde verbindlich zu machen für den Schutz der Juden und deren Habe, und wenn das nicht eingegangen werde oder nicht genügen sollte, Militär zu bestellen. Als die christlichen Einwohner den Ernst und
  
Baisingen AZJ 27031918c.jpg (168816 Byte)die Kraft einer gerechten Regierung erkannten, verbürgten sie sich sämtlich, wie verlangt wurde, und die gerichtliche Untersuchung wurde ungestört fortgeführt.   
Wir dürfen nicht unerlassen zu erwähnen, dass die öffentliche Stimme, die laute wurde, ganz zu unseren Gunsten war und dass die christlichen Einwohner dahier von ihren Glaubensgenossen, den Katholiken und den lutherischen Christen in der Gegend, sehr getadelt wurden.    
Infolge gerichtlicher Untersuchung wurden 31 verdächtige Personen inhaftiert. Einige wurden bald aus der Haft entlassen, einige erst nach mehreren Monaten, nachdem die Untersuchungen geschlossen waren und die Bürgschaft geleistet war, dass keiner der Schuldigen der gerichtlichen Strafe, welche das Hohe Gericht bestimmen werde, durch die Flucht sich entziehen wolle.'    
Diese anspruchslose Schilderung, die zum Teil von Mitgliedern hoch angesehener Familien spricht, die seitdem in Württemberg und anderwärts hervorragende Stellungen erworben haben, mag für sich allein sprechen. Es ist ein interessantes Kulturbild, das wohl der Veröffentlichung wert ist.   
Nach der Darstellung der schweren Ereignisse, die, wie gesagt, an den letzten Tagen des Pessachfestes sich vollzogen, folgen nur noch kurze Mitteilungen darüber, dass die vor zehn Jahren aufgelöste Chewra wiederhergestellt wurde und dass alle Gemeindemitglieder, die ihr angehörten, sich verpflichteten eifrig Almosen zu geben.   
Genau 70 Jahre trennen uns von jener Zeit. Wir dürfen sagen: derartiges ist seitdem in Deutschland nicht wieder vorgekommen, und wir dürfen daran den Ausdruck der Hoffnung und des Vertrauens schließen, dass solches nicht wieder vorkommen werde. Es ist ja freilich leider gewiss, dass die Antisemiten rüstig am Werke sind. Aber so traurig auch ihre Bestrebungen genannt werden müssen, so richten sie sich nicht auf die Zerstörung des Eigentums und die Bedrohung persönlicher Freiheit, sondern sie beziehen sich nur auf die Schädigung unserer festgelegten Stellung. Aber wir sind erfüllt von der Überzeugung, dass alle diese Bemühungen, mögen sie auch noch so kühn und zuversichtlich sich gebärden, erfolglos bleiben müssen, dass der gerade Sinn unseres Volkes und die erleuchtete Anschauung unserer Regierenden solchem Ansinnen widerstreben und uns überall, wo wir auch wohnen, den Schutz zubilligen werden, der uns gebührt, und die Freiheit und das Recht uns Gewähr leisten werden, die uns von der Verfassung gegeben ist und deren wir uns in jahrzehntelanger Pflichterfüllung würdig gemacht haben.  L.G."   

     
Der Baisinger Judenkrawall vor Gericht (Beitrag von Oberlehrer M. Straßburger) (1928)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Februar 1928:        
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Restaurierung des rituellen Bades (Mikwe) (1877)  

Baisingen Israelit 07031877.jpg (121529 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1877: "Baisingen (Württemberg). Folgender interessante Vorfall verdient der weitesten Öffentlichkeit übergeben zu werden. In der hiesigen Gemeinde, die circa 60 israelitische Familien zählt, war die Mikwe schon seit mehreren Jahren in einem solch traurigen, verwahrlosten Zustande, dass es fast nicht mehr möglich war, dieselbe zu benutzen. Der Vorstand, zum wiederholten Male durch Herrn Isaac Kahn um Herstellung ersucht, wies die Sache immer ab, als Motive angebend, die Mikwe sei gut genug, gar nicht mehr nötig, da sie ja doch nur von wenigen Frauen benutzt werde, man brauche eine derartige Institution überhaupt nicht mehr, es käme zu teuer und dergleichen. Zur richtigen Charakteristik dieser Motivierung möge besonders in Bezug auf den letzten Punkt erwähnt werden, dass die Herstellung nur einige hundert Gulden kosten sollte, während unsere Gemeinde notorisch die reichste im ganzen Lande ist. Nachdem nun Herr Kahn mit allen Vorstellungen vom Vorstand abgewiesen wurde, wandte er sich beschwerend an das königliche Oberamtsgericht. Dieses ließ die Mikwe durch einen Techniker prüfen, welcher die Beschwerde des Klägers vollkommen gerechtfertigt fand, und 'das Oberamtsgericht verurteilte den Vorstand zur sofortigen rituellen Herrichtung der Mikwe, wozu ein Plan ganz nach ritueller Vorschrift beigefügt wurde, sowie zur Tragung sämtlicher Kosten."

  
Antijüdisches aus dem Munde eines evangelischen Dekans (1878) 

Baisingen Israelit 09011878.jpg (87451 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1878: "Aus Württemberg. In den jüngsten Wochen forderte ein evangelischer Dekan seine Gläubigen von Haus zu Haus und in der Zeitung salbungsvoll auf, künftig ihre Laufläden an den christlichen Sonn- und Festtagen den ganzen Tag zu schließen. Die katholische Geistlichkeit schloss sich auf Einladung der frommen Bitte in kurzen Worten an. Soweit wäre alles in Ordnung. Aber auch an den Rabbinen wagte der eifrige evangelische Vorstand des Pfarrgemeinderats sein Gesuch um Anschluss zu richten, dass dieser die israelitischen Kaufleute veranlassen möge, auch an den genannten christlichen Feiertagen ihre Läden zu schließen, da die Gottesfurcht bei den Israeliten ja doch von Tag zu Tag ab-, bei den Christen hingegen zunehme. Da der Rabbiner zu seiner solchen contradictio in adjecto sich nicht herabwürdigen konnte, sondern auf die Statistik der Strafkammern und Schwurgerichte hindeutete, versuchte der Missionär sein Glück bei den einzelnen jüdischen Kaufleuten, natürlich mit derselben Erfolglosigkeit. – Kein Märchen – sondern pure Tatsache."  

  
Über die Zedokoh-Stiftung der Gemeinde (1878)  

Baisingen AZJ 11061878.jpg (122916 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juni 1878. "Bonn, 2. Juni (1878).  Aus Horb in Württemberg schreibt das Stuttgarter 'Neue Tagblatt' vom 24. Mai: 'In welchem großartigen Maßstabe in manchen israelitischen Kirchengemeinden Unterstützungen an Arme, die doch eigentlich Sache der politischen Gemeinden wären, verabreicht werden, davon legt die in Baisingen, Oberamt Horb, befindliche israelitische Gemeinde ein beachtenswertes Zeugnis ab. Dieselbe besitzt ein Stiftungsvermögen von nahezu 24.000 Mark, deren Zinsertrag, nach geringfügigen Abzügen für kirchliche Leistungen und Verwaltungen, den dort befindlichen israelitischen Armen zugute kommen. Da nun aber in der höchstens 50-60 Familien zählenden Gemeinde sich nur sehr wenige Arme vorfinden, so kann man sich vorstellen, mit welchen ansehnlichen Summen dieselben hierbei beteiligt werden können. Es ist übrigens die Aussicht vorhanden, dass dieses Stiftungsvermögen im Laufe der Jahre noch bei Weitem mehr anwächst, da wohlhabende Gemeindemitglieder, deren sich in dieser Gemeinde sehr viele finden, vor ihrem Ableben bedeutende Legate zu Wohltätigkeitszwecken zu stiften pflegen, die dann dem Stiftungsvermögen einverleibt werden. Selbstverständlich steht die Verwaltung dieser Stiftungen unter der Aufsicht des Königlichen Oberamts."

      
Gerichtsverhandlung gegen fünf jüdische Feuerwehrleute, die zur Löschübung am Schabbat fehlten (1887)  

Baisingen AZJ 01091887.jpg (261326 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. September 1887: "Horb (Württemberg), 5. August (1887). Vor dem Königlichen Schöffengericht wurde heute Vormittag folgender Fall verhandelt, der gewiss für viele von Interesse ist und deshalb verdient, veröffentlicht zu werden. Auf der Anklagebank befinden sich fünf Israeliten von Baisingen, die von dem Schultheißenamt daselbst mit je 3 Mark bestraft wurden, weil dieselben als Mitglieder der in Baisingen bestehenden Pflichtfeuerwehr von der auf Samstag den 21. Mai dieses Jahres abends 6 Uhr anberaumten Feuerwehrübung unentschuldigt ausblieben. Gegen die Strafverfügung des Schultheißenamtes stellten die fünf Angeklagten Antrag auf gerichtliche Entscheidung und so kam die Sache vor das Königliche Schöffengericht zur Verhandlung. Von den Angeklagten waren nur vier persönlich erschienen, einer davon ließ sich vertreten. Nach Aufruf der Sache und Verlesung der schultheißenamtlichen Strafverfügungen begann die Vernehmung der Angeklagten und des als Zeugen geladenen Feuerwehrkommandanten Bernhard von Baisingen und ist das Wesentlichste hiervon folgendes: Nach verschiedenen vorher auf Sonntag anberaumten Feuerwehrproben wurde eine solche Probe auf Samstag den 21. Mai dieses Jahres abends 6 Uhr festgesetzt und dies vorschriftsmäßig bekannt gemacht; da mehrere Israeliten in Baisingen in die Feuerwehr eingereiht sind, so kamen einige von denselben am 10. und 20. Mai zu dem Kommandanten und wollten um Abbestellung der Übung bitten, teilweise sich des Sabbats wegen von der Übung dispensieren lassen. Beides konnte der Kommandant nicht tun. Unter den um Dispensation Nachsuchenden befanden sich die Angeklagten, wobei zu bemerken ist, dass bei einem der Angeklagten noch als weiterer Entschuldigungsgrund das Vorhandensein eines Geschwüres am Kopf hinzutrat. Trotzdem nun die Angeklagten von der Übung nicht dispensiert waren, erschienen sie bei der Übung nicht und unterließen es auch, innerhalb der im Feuerlöschgesetz vorgeschriebenen drei Tage nach der Übung sich schriftlich zu entschuldigen und so kam es, dass sie dem Gesetz gemäß vom Schultheißenamt bestraft werden mussten. Die Angeklagten führten aus, dass sie nicht mutwilliger Weise, sondern aus rein religiösen Gründen der Übung fernblieben, denn eine derartige Übung sei für sie eine grobe Sabbatentweihung und ein großer Verstoß gegen das mosaische Gesetz. Der Herr Staatsanwalt führte aus, wie die Angeklagten gegen das Gesetz in formeller und materieller Beziehung sich verfehlt haben und stellte den Antrag auf Bestrafung der Angeklagten wegen Übertretung im Sinne des $ 368 Ziffer 8 des Strafgesetzbuches und zwar jeden derselben zu 10 Mark eventuell drei Tage Haft mit Ausnahme des einen der Angeklagten, der wegen eines Geschwüres am Kopf sich für entschuldigt hielt, bei diesem letzteren aber 3 Mark Geldstrafe, eventuell 1 Tag Haft. Nach kurzer Beratung verkündigte das Gericht sein Urteil dahin: dass jene vier Angeklagte zu je 5 Mark und dieser letztere Angeklagte zu 1 Mark Geldstrafe und je den Kosten verurteilt seien. Die Gründe heben hervor, dass die Einwendung der Angeklagten, die Übung habe am Sabbath stattgefunden und an diesem Tage dürfen sie nach ihren religiösen Vorschriften solche Übungen nicht vornehmen, zu verwerfen war, da sämtliche Staatsangehörige ohne Unterschied der Religion dem Gesetz, betreffs das Feuerlöschwesen vom 7. Juni 1886 unterworfen seien und dieses Gesetz keine Bestimmungen enthält, dass derartige Übungen an bestimmten Tagen nicht vorgenommen werden dürfen, oder dass gar Angehörige irgendeiner Religion am Sonntag oder Sabbath oder irgend einem anderen Tag von den vorgeschriebenen Pflichten befreit wären, überdies hatten die Angeklagten versäumt, sich genügend zu entschuldigen und waren somit schon formell strafbar."  
   
Baisingen Israelit 05091887.jpg (184053 Byte)Derselbe Bericht erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1887. 
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Gründung des Vereins Doresch Tow (1889)  

Baisingen Israelit 20051889.jpg (124275 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1889: "Baisingen. Die Herren Moses Kahn, Hermann Marx, Isaac Kahn, Hirsch Kahn in Baisingen, Veit Kahn in Cannstatt und Heinrich Herz in Hall haben einen Verein 'Doresch Tow' gegründet, um die Ausbildung eines jüdisch religiös gebildeten Lehrerstandes (innerhalb Württemberg) für das Königreich Württemberg zu erstreben.  
Zu diesem Zwecke sollen Württemberg Kinder, die sich dem Lehrerfache widmen wollen und die durch Lust und Liebe, durch Begabung und Leistungsfähigkeit, durch Moralität und sittlichen Ernst sich dazu qualifizieren, aus den Mitteln der Vereins materiell unterstützt werden.   
Die Unterstützung findet nur dann statt, wenn die Zöglinge zu ihrer Ausbildung eine solche Anstalt (Präparandie und Seminar) besuchen, in welcher gründliches jüdisches Wissen, echte Religiosität in Verbindung mit wahrer, allgemeiner Bildung gelehrt und anerzogen wird.   
Da eine solche Lehranstalt in Württemberg vorerst nicht besteht, so sind die Zöglinge, welche aus Mitteln des Vereins unterstützt sein wollen, gehalten, ihre Vorbildung an der israelitischen Präparandenschule zu Burgpreppach in Bayern, welche den Charakter der Öffentlichkeit hat und die bekanntermaßen ihre Zöglinge in der oben bezeichneten Weise erzieht, zu genießen.   
Wir wünschen dem Verein das beste Gedeihen; sein Streben wird dazu beitragen, in religiöser Beziehung einen bessern Geist in die Württemberger Judenheit zu bringen."  

 
Anzeige des Vereins Doresch Tow (1890)  

Baisingen Israelit 19061890.jpg (34604 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1890: "Religiös erzogene Knaben, Kinder religiöser Eltern, welche sich als Elementarlehrer für Württemberg ausbilden willen, können vom Verein 'Doresch-Tow' materiell unterstützt werden. Nähere Auskunft über jede Anfrage erteilt 
der Vorstand Moses Kahn, Baisingen."
 

   
Anzeige des Vereins Doresch Tow (1891)  

Baisingen Israelit 05011891.jpg (93863 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1891: "Der Verein Doresch Tow hat den Zweck, Knaben, welche sich dem Lehrerstande widmen wollen, materiell zu unterstützen, auf dass sie in streng religiösen Präparandie-Anstalten und Seminarien ausgebildet werden können. Ein jeder religiös ausgebildeter Lehrer kann wieder mehrere hundert religiöse Kinder erziehen. Der Verein kann aber leider nicht viel leisten, da es ihm an Mitteln fehlt. Wir bitten jeden, dem die Förderung der Lehre und des religiösen Lebens am Herzen liegt, diesen Verein nach Kräften zu unterstützen und seinen ihm beliebigen jährlichen Beitrag dem Vorstande des Vereins dessen Vertreter Moses Kahn in Baisingen (Württemberg) anzuzeigen. 
Das Komitee: 
Dr. J. Hildesheimer, Rabbiner, Berlin. 
Moses Kahn, Baisingen. 
Louis Marx, Baisingen. 
Hirsch Kahn, israelitischer Kirchenvorsteher, Baisingen. 
Veit Kahn, israelitischer Kirchenvorsteher, Cannstatt. 
Heinrich Herz, israelitischer Kirchenvorsteher, Hall."

             
Über die Aktivitäten des Vereins Doresch Tow (1891)  

Baisingen Israelit 26031891.jpg (82978 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Baisingen in Württemberg, 15. März (1891). Der hiesige Verein Doresch Tow hat sich zur Aufgabe gemacht, Knaben, die sich als Elementar-Lehrer für Württemberg heranbilden wollen, durch ansehnliche Unterstützung zu veranlassen, dass sie hierzu die Präparandie Burgpreppach und das Seminar Köln oder Würzburg wählen, wo sie nebst dem profanen auch das jüdische Wissen besser als in dem württembergischen Seminar (sc. Esslingen) lernen und als gute Jehudim herangezogen werden. Wenn man bedenkt, wie in unserem Württemberg unsere heilige Religion im Zerfall ist, dagegen erwägt, wie schon ein einziger echt religiöser Lehrer hunderte von Kindern streng religiöse erziehen kann, so dürfte jeder, dem unsere Religion gleichgültig ist, diesem Verein beitreten. Beitrittserklärungen, wozu wir auch Nichtwürttemberger dringend einladen, sind mit Angabe eines beliebigen jährlichen Beitrags an den Doresch Tow Verein in Baisingen in Württemberg zu richten."

             
Versammlung des "Verbandes der Sabbatfreunde" (1908)  

Baisingen Israelit 07051908.jpg (99791 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1908: "Baisingen, 4. Mai (1908). Am 2. Mai fand eine Versammlung des 'Verbandes der Sabbatfreunde' statt, die sehr stark besucht war. Die Versammlung wurde vom zweiten Vorsitzenden, Herrn Max Kahn, in Vertretung des verhinderten ersten Vorsitzenden, Herrn Lehrer Straßburger eröffnet und Herr Dr. Alfred Kahn, Baisingen, hielt ein belehrendes und mit großem Beifall aufgenommenes Referat über die Psalmen, in welchem er auf den kostbaren Schatz, den wir in Psalmen haben und auf die dringende Pflicht, sich mit unserem heiligen Schrifttum zu beschäftigen, hinwies. An der Diskussion beteiligten sich Herr L. Kahn und Rabbiner Dr. Kahn, Esslingen. Der letztere wies darauf hin, wie die Psalmen Gemeingut der ganzen zivilisierten Welt wurden und wie überall neues Leben die jüdischen Kreise durchdringe, das in den Organisationen wie 'Freie Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums', 'Verband der Sabbat-Freunde' etc. seinen Ausdruck findet, wie selbst in den der Orthodoxie fern stehenden kreisen, wie 'Hilfsverein der deutschen Juden', Logen etc. immer mehr die Tatsache zum Durchbruche kommt, dass nur durch die Rückkehr zum orthodoxen Judentum (?) das Judentum erhalten werden kann, und dass das Nichterfüllen der Gebote im Laufe der Generationen zum Abfall, zu Mischehen, zur Taufe führen würde. – Mit einem schönen Schlussworte endigte die glänzend verlaufene Versammlung."

       
Neubegründung des Jüdischen Jugendvereines (1927)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1928:          

                
Mitgliederversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1929)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. März 1929:         

        
Vortrag von Oberlehrer Adelsheimer über "Gegenwartsfragen der jüdischen Jugend" (1928)      

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1928:          

       
 Purimveranstaltung im "Gasthaus zum Löwen" (1929)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1929:         

          
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1930)           

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. März 1930:           

                
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Hauptlehrer Unikower (1931)         

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1931:           

       
Treffen der Frauenvereine von Horb und Baisingen mit einem Vortrag von Lehrer Unikower (1931)        
Hinweis intern: auch zu Horb einstellen     

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1931:           

                 
                
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Hirsch Kahn wird mit der Verdienstmedaille des Friedrich-Ordens ausgezeichnet (1884)   

Baisingen Israelit 06091894.jpg (84515 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1894: "Württemberg, 19. August (194). Der heutige 'Staatsanzeiger für Württemberg' meldet: 'Seine Königliche Majestät haben am 12. dieses Monats allergnädigst geruht, dem israelitischen Kirchenpfleger Hirsch Kahn in Baisingen die Verdienstmedaille des Friedrich-Ordens zu verleihen'. Herr Kahn führt schon seit fünfzig Jahren ununterbrochen das Amt des Gemeinderechners und es herrscht unter den Mitgliedern der israelitischen Gemeinde zu Baisingen einmütige Freude über die Auszeichnung, die dem alten Herrn widerfahren ist, der in früheren Jahren auch Mitglied des Kirchenvorsteheramtes war und in beiden Ämtern durch Treue und Gewissenhaftigkeit sich nicht nur die allgemeine Achtung und Beliebtheit bei seinen Gemeindegenossen, sondern auch bei den Orts- und Staatsbehörden erworben hat. Mögen dem Jubelgreise noch viele Jahre geschenkt sein, in denen er rüstig seines Amtes weiter walten und seiner Auszeichnung sich freuen kann!" 
  
Baisingen AZJ 07091884.jpg (40889 Byte)Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. September 1884: "Der 'Staatanzeiger für Württemberg' meldet: 'Seine Königliche Majestät haben am 12. August allergnädigst geruht, dem israelitischen Kirchenpfleger Hirsch Kahn in Baisingen die Verdienstmedaille des Friedrich-Ordens zu verleihen.'  Herr Kahn führt schon seit fünfzig Jahren ununterbrochen das Amt des Gemeinderechners."   

    
Zum Tod von Isak Kahn (1898) 

Baisingen Israelit 26051898.jpg (180697 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1898: "Aus Württemberg, 22. Mai (1898). Einen herben Verlust hat die Württembergische Judenheit zu beklagen. Samstag, 14. dieses Monats starb Herr Isak Kahn in Baisingen, in weiten Kreisen geschätzt und geachtet. Seine große Wohltätigkeit erstreckte sich nicht allein auf die jüdischen und christlichen Einwohner seines Heimatortes, ganz Deutschland sowie das Heilige Land besonders erfreuten sich ihrer. Aber auch die höhere Wohltätigkeit übte der Verstorbene in bedeutendem Maße. Er eilte zu Kranken, tröstete sie, ordnete an, was notwendig war, denn er verstand es und sorgte für alles, dessen sie bedurften. Die Pflicht von Gastfreundschaft übte er in idealer Weise; so milde und bescheiden, zuvorkommend und zartfühlend gegen Arme und Bedürftige wie er war, ist wohl nicht leicht jemand zu finden. Seine Fürsorge erstreckte sich nicht allein auf seine eigene Familie und die seiner Anverwandten, die zu ihm wie zu einem gütigen, hingebenden Vater verehrend emporblickten, sondern auf alle Menschen, die sich ihm näherten, wes Standes und Bekenntnisses sie waren. Und Alles ging zu Isak Kahn; er war Ratgeber für Alle. Er stiftete Frieden zwischen den Parteien, vermittelte in allen Streitigkeiten, sein Wort galt wie Richterspruch. 
Es war eine Wonne mit dem Manne zu verkehren. Seine ruhige Gelassenheit, die nie getrübte Heiterkeit, seine wohltuende aufrichtige Freundlichkeit taten jedermann wohl. Diese Eigenschaften waren von einer unermüdlichen Energie und Ausdauer begleitet, wo es galt, das Gute und Rechte zu erreichen. Seine Klugheit und Umsicht war von Allen gesucht.    
Diese seine Vorzüge kamen nicht allein den Baisingern, sondern allen württembergischen Juden zugute. Für das Judentum in Gemeinde und Land hat er viel getan. Selbst nahm er es mit der Beobachtung der Mizwaus (Gebote) sehr genau und scheute dabei keine Opfer irgendwelcher Art, die in Folge des mit einem Berufe verbundenen beschwerlichen Lebens sehr zahlreich waren; auf seine Familie und Gemeindegenossen wirkte er dadurch beispielgebend. Er war jahrzehntelang Mohel (Beschneider); lernte und lehrte soviel wie ihm möglich war, Tora und begeisterte andere dazu., Er war auch unter denjenigen, die eine mehr konservative Leitung der jüdischen Angelegenheiten in Württemberg und zwar mit Erfolg anstrebten.    
Dem angesehenen Manne gab eine stattliche Anzahl Einheimischer und Fremder das letzte Geleite, darunter viele Andersgläubige. War ja wegen des Leichenbegängnisses von dem toleranten Ortsgeistlichen die Abendkirche um eine Stunde hinausgeschoben worden, ein schönes Zeugnis des konfessionellen Zusammenlebens und der Achtung, die der Verstorbene genossen hat.     
'Ihre Zierde hätten die Familie und Gemeinde verloren' klagten die vier Herren, die am Sarge sprachen und sie haben Recht. Möge Gott die um ihn Trauernden trösten und viele seinesgleichen in Israel erstehen lassen."

      
Über die Verdienste des israelitischen Kirchenpflegers Hirsch Kahn (1891)
     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1891: "Baisingen. Die Spalten des 'Israelit' standen von jeher einem wohlgemeinten Vorschlage offen, wie wir ihn heute auf dem Herzen haben. Herr Hirsch P. Kahn hier versieht ununterbrochen schon seit mehr denn 48 Jahren und auch jetzt noch das unbesoldete Ehrenamt des Kirchenpflegers. (Vermögensverwalters der israelitischen Gemeinde.) Lange Zeit war er auch Vorsteher. Indem wir zunächst Wunsch und Hoffnung hegen, der Lenker der Geschicke möge dem hochbetagten Greise noch Jahre der Rüstigkeit und Frisch zulegen, möchten wir uns die Frage verstatten, ob es sich nicht wohlgeziemte, diesem alten Herrn für seine unverdrossene Pflichttreue einmal Dank und Anerkennung der Gemeinde durch Widmung einer Ehrengabe zu bezeugen? Es sollte uns freuen, als Antwort hierauf demnächst von berufener Stelle die Verwirklichung unserer Anregung in die Hand genommen zu sehen."        

      
Zum Tod von Hirsch Kahn (1904)    

Baisingen FrfIsrFambl 13051904.jpg (58961 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Mai 1904: "Rexingen (Württemberg). In der nächstgelegenen Gemeinde Baisingen ist vor einigen Tagen der bisherige israelitische Gemeinde- und Stiftungspfleger Hirsch Kahn im hohen Alter von 92 Jahren gestorben. Mit Ausdauer, Pflichttreue und Sorgfalt verwaltete er seinen Dienst ca. 60 Jahre und erhielt in wohlverdienter Anerkennung vom König die goldene Verdienstmedaille mit dem Friedrichs-Orden. Kahn war bis zu seinem Lebensende in ungetrübter Gesundheit."  
    
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1904: "Baisingen. (Hohes Alter). Gestern wurde hier der israelitische Kirchenpfleger H. Kahn beerdigt, der ein Alter von 94 Jahren erreichte und 49 Jahre lang das Amt des Kirchenpflegers verwaltete. In dieser Eigenschaft hatte er als Anerkennung die silberne Verdienstmedaille erhalten."     

     
Zum Soldatentod von Max Weinberger (1915)  
Max Weinberger war zum Zeitpunkt seines Todes noch jung verheiratet und hatte zwei Kinder, 2 und 4 Jahre alt (Irene später verheiratet Kahn und Leopold). Seine Frau und seine beiden Kinder wurden in Konzentrationslagern ermordet. 

Baisingen Israelit 11111915.jpg (109725 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1915: "Max Weinberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -. 
Baisingen, 6. November (1915). Eine schmerzliche Lücke riss der Weltkrieg in unsere Gemeinde. Max Weinberger, einer unserer besten jüngeren Gemeindeglieder, ist vor Ypern, 35 Jahre alt, auf dem Felde der Ehre gefallen. Hervorgegangen aus einer echt jüdischen Familie, erzogen von einer Mutter, die zu den frommen Frauen gehört, wurde Max Weinberger nach Verlassen der hiesigen Volksschule, trotzdem er für den Beruf eines Viehhändlers bestimmt war, auf längere Zeit auf die Präparandenschule nach Burgpreppach geschickt, um sein jüdisches Wissen zu vergrößern. Ein Beispiel, welches dann bei mehreren jungen Leuten hier Nachahmung fand und unbeschreiblichen Segen stiftete. Um das 'Lernen' unter den Gemeindemitgliedern zu erhalten, besteht hier eine Chewra, in welcher statutengemäß nur 'Laien' vorlernen dürfen. Hier hat Max Weinberger oft die verschiedenen Schiurim (Lernstunden), die je am Schabbat stattfinden, geleitet. Besondere Liebe hatte er für das Leinen (Vorbeten) und Chassanut (Vorsingen, Kantordienst) und wusste am Jom Kippur seine Gemeinde durch seine tiefe Stimme fortzureißen.  
Am letzten Jom Kippur, den er im Felde verbrachte, veranstaltete er in einem großen Saale einen eigenen Gottesdienst, an dem er sämtliche Gebete vorbetete und an dem über 100 Soldaten teilnahmen. Wie beglückt schrieb er nach Hause, dass es ihm möglich war, den Jom Kippur in echt jüdischer Weise zu feiern. Bis zum letzten Tage hat er trotz großer Entbehrungen streng koscher gelebt. Eine Gemeinde weint um ihrer Besten einen, der ihr in allen Zeiten unvergessen bleiben wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

     
Zum Unfalltod von Isak Kahn (1927)    
Anmerkung (Quelle: Joachim Hahn: Jüdisches Leben in Esslingen S. 276-277): Der Viehhändler Isaak Kahn (geboren am 2. August 1878 in Baisingen) war ein jüngerer Bruder des Mergentheimer Rabbiners Dr. Moses Kahn. Er war verheiratet mit der aus Hochberg stammenden Julie geb. Falk. Das Ehepaar lebte 1906/08 in Esslingen, danach in Baisingen, wo die Kinder Recha und Erwin geboren sind. Isaak Kahn starb am 5. Juli 1927 in Nebringen, wo er auf dem Bahnhof unter einen Zug geriet (vermutlich Suizid).    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1927:        
  
Baisingen Israelit 21071927.jpg (56793 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1927: "Danksagung. Für die überaus zahlreichen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange unseres in so tragischer Weise verunglückten Gatten, Vaters und Bruders 
Isak Kahn Baisingen
 
sagen wir hiermit unseren tief empfundenen Dank. 
Julie Kahn geb. Falk und Kinder - Rabbiner Dr. Kahn - Louis Kahn - Bertha Wolff geb. Kahn. 
Baisingen, Mergentheim, Frankfurt am Main, Nürnberg."  

               
Zum Tod von Moses Kahn (1927)
    

Baisingen Israelit 27101927.jpg (273833 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1927: "Moses Kahnseligen Andenkens. Baisingen, 20. Oktober (1927). Am Tage vor Erew Jaum Kippur kam in Baisingen Herr Moses Kahn, fast 78-jährig zur letzten Ruhe. Ein Mann von unwiderstehlicher Energie und Ausdauer, hat er in seinem Geschäfte, das er früher mit seinen ihm in den Tod vorausgegangenen ähnlich veranlagten Brüdern Isak und Veit Kahn – sie ruhen in Frieden – betrieben hat, dank seines unermüdlichen Fleißes und großer Umsicht und Klugheit viele Erfolge errungen und in der Geschäftswelt sich großes Ansehen und große Bedeutung erworben. Trotz seiner wohl ausgebildeten Verstandeskräfte war auch sein Empfindungs- und Gefühlsleben nicht verkümmert, im Gegenteil, ein ganz merkwürdiges feinfühliges Gemüt und eine geradezu kindliche Weichheit des Herzens war ihm eigen. Vor allem eine ungemein tiefe Religiosität lebte in ihm von frühester Kindheit bis zu seinem Tode, die sich nicht allein in Gedanken und Reden äußerte, sondern in einer peinlich gewissenhaften Erfüllung der Toragebote und –Verbote, unter meistenteils sehr schwierigen, Entbehrung und Opfer heischenden Verhältnissen auslebte. Aber nicht allein, dass er für seine eigene Person und seine Familienangehörigen und Kinder darauf bedacht war, dass sie den Mizwaus (Geboten) und der Tora gehorchten und treu blieben, auch auf die Mitglieder seiner Gemeinde, auf seine Standesgenossen, auf alle Juden, mit denen er zusammentraf, suchte er durch Ermahnung und Belehrung einzuwirken und sehr oft mit Erfolg und nicht allein vorübergehender, sondern sehr häufig mit dauernder und nachhaltiger Wirkung. An jedem Sabbat und Jaumtauw (Feiertag) sammelte er die Schuljugend und auch die Erwachsenen um sich und lernte mit ihnen Chumisch (Pentateuch) mit Raschi und Kizzur schulchan aruch, und redete ihnen zu Herzen. Seine Bemühungen machten aber nicht Halt bei den Grenzen seiner Gemeinde, auch auf die Bekämpfung der reformerischen und indifferenten Tendenzen in der württembergischen israelitischen Religionsgemeinschaft und auf die Erringung und Schaffung besserer, das heißt der Orthodoxie und Tradition entsprechenden Zustände und Maßnahmen suchte  er hinzuwirken und alle dahin zielenden Bestrebungen zu unterstützen. Und zwar persönlich und finanziell. War er ja persönlich außerordentlich anspruchs- und bedürfnislos und sehr sparsam, dort, wo es sich um Linderung von Not, Leid und Armut handelte, oder um einen guten Zweck menschenfreundlicher Art von geradezu großzügiger Freigebigkeit. So hat er auch durch persönliche Bemühungen durch Schrift und Werbung und auch durch Geldmittel die Friedensbewegung vielfach unterstützt, da seinem weichen und humanen Gefühl Krieg und Kriegsvorbereitung ein Gräuel war. – Seinem weiteren Familienkreis, seinen Orts- und Standesgenossen, war er infolge seines weiten Blickes, seiner Klugheit und seines sicheren Instinktes ein vortrefflicher Ratgeber und mehr als ein vortrefflicher Ratgeber und mehr als einen Mann haben seine weisen, einen juristisch geschulten Fachmann übertreffenden Angaben vor bösen und schlimmen Dingen behütet. Denn er war hilfsbereit und gefällig und oft widmete er seine gemessene Arbeitszeit rat- und hilfesuchenden Leuten von nah und fern. Dass an seinem Tische und in seinem Hause Gastfreundschaft an Arm und Reich geübt wurde, versteht sich von selbst. 
Seinem Leichenbegängnis wohnte nicht nur eine große Anzahl von Glaubensgenossen von nah und fern an, sondern auch der Bürgermeister und Gemeinderat von Baisingen und viele Ortsbürger. Am Grabe sprachen der zuständige Bezirksrabbiner, Herr Rabbiner Dr. Schweizer - Horb, der Sohn des Verstorbenen Dr. Alfred Kahn - Fürth, der Neffe Rabbiner Dr. M. Kahn - Mergentheim und der Schwiegersohn Louis Kahn - Frankfurt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

       
87. Geburtstag von Rebekka Marx (1928)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1928:        

               
Zum Tod des Viehhändlers Siegmund Kahn (1928)           

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Mai 1928: " Baisingen. Hier wurde am Tage nach Pessach der in weiten Kreisen des Landes bekannte Viehhändler Siegmund Kahn zu Grabe getragen. Nach langjähriger Leidenszeit erlag er den Verwundungen, die er sich als Stoßtruppführer im Kriege zugezogen hatte. Die Beliebtheit, deren sich der nunmehr Entschlafene allerwärts erfreute, bekundete sich in der herzlichen Teilnahme der Ortsbewohner wie der auswärtigen Freunde. Ein Trauergefolge von hier nur selten zu verzeichnender Stattlichkeit zeugte von der Wertschätzung des Dahingegangenen. Der hiesige Kriegerverein erwies ihm die üblichen militärischen Ehren, obgleich der Kamerad seit einiger Zeit in Böblingen wohnte und, wie immer an den religiösen Festtagen, mit seiner Familie die Pessachtage hier verbrachte. Rabbiner Dr. Schweizer, Horb, Hauptlehrer Unikower, Baisingen, Oberlehrer Kahn, Laupheim, als Bruder, sowie ein Vertreter eines Böblinger Freundeskreises widmeten dem Verstorbenen herzliche Gedenkworte."      

            
Louis Marx wird Ehrenvorsitzender der Gemeinde (1930) 
       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1930: "Baisingen, 12. Mai (1930). Bei der letzten Vorsteherwahl hat der Vorsitzende der letzten Wahlperiode, Herr Louis Marx, sich zur Annahme einer Wiederwahl nicht entschließen können. Da er 27 Jahre als Mitglied beziehungsweise Vorsitzender des Vorsteheramts für die Gemeinde verdienstvoll gewirkt hatte, beschloss das Vorsteheramt einstimmig, Herrn Louis Marx zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen und bat ihn, auch fernerhin mit beratender Stimme an den Sitzungen teilzunehmen, sodass die Gemeinde auch in Zukunft seinen Schatz an Erfahrungen und seinen von tiefer Religiosität erfüllen Sinn nciht entbehren müsse. In der Herrn Marx durch das Vorsteheramt überreichten Ehrenurkunde heißt es ferner, dass sein ruhig abwägende Urteil bei allem Jugendeifer für die heilige Sache des überlieferungstreuen Judentums, ihm in der Gemeinde diesen Ehrenplatz erwirkt habe."    
 
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Mai 1930:      

              
Zum Tod von Rebekka Marx geb. Levi (1930)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Januar 1931:            

         
87. Geburtstag von Hirsch Benedikt (1932)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Oktober 1932:             

        
Zum Tod von Auguste Wolf geb. Wolf (1934)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juni 1934:            

    
Zum Tod von Abraham Erlebacher (1936)    

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Januar 1936:         

       
       
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Schuhmacher Simon Rödelheimer (1878)  

Baisingen Israelit 18091878.jpg (30609 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1878: "Ich suche einen braven Jungen in die Lehre zu nehmen. Samstag und Feiertage geschlossen. Kost und Wohnung im Hause.
Simon Rödelheimer, Schuhmacher, Baisingen (Württemberg)."   

       
Benedikt Kahn sucht Lehrstelle für seinen Sohn (1902)  

Baisingen Israelit 03021902.jpg (41905 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1902: "Suche für meinen 14 Jahre alten Jungen, in einem größeren Kolonialwaren-Geschäft, womöglich mit Kost und Logis im Hause, Lehrstelle, und sehe gefälligen Offerten mit Bedingungen entgegen. 
Benedikt Kahn
, Baisingen bei Horb, Württemberg". 

     
Anzeige von Julius Erlebacher (1921)  

Baisingen Israelit 26051921.jpg (39907 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Enthaarungspulver Ia. per kg 30 Mark Netto nicht unter 1 kg versendet an Unbekannte unter Nachnahme 
Julius Erlebacher
Baisingen, Württemberg."  

     
Verlobungsanzeige von Erna Kahn und Salomon Grünwald (1934)  
Anmerkung: Erna Kahn ist als Tochter des Isaak Kahn und der Julie geb. Falk (siehe oben Todesanzeige zu Isak Kahn, 1927) am 14. Oktober 1910 in Baisingen geboren. Nach ihrer Verlobung (siehe Anzeige) hat sie am 30. November 1934 in Luzern Salomon Grünwald (aus Sopron/Ungarn) geheiratet und wohnte zunächst in Basel, dann in Luzern, später (noch 1992) in Zürich. 1992 konnte Erna Grünwald von fünf Kindern, zwanzig Enkeln und einigen Urenkeln berichten (Quelle: Joachim Hahn, Jüdisches Leben in Esslingen. 1994. S. 277).   

Baisingen Israelit 16081934.jpg (27056 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1934: "Statt Karten - Gott sei gepriesen
Erna Kahn - Salomon Grünwald. Verlobte. 
Baisingen (Württemberg) / Basel - Luzern. Gibraltarstraße 11. 8. Elul 5694 (= 19. August 1934)"  

  
 Verlobungsanzeige von Sara Kahn und Ludwig Adler (1936)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1936:  
"Gott sei gepriesen.  
Sara Kahn - Ludwig Adler. Verlobte.  
Bad Mergentheim / Baisingen  -  Markelsheim bei Bad Mergentheim".       

   
Nach der Emigration: Hochzeitsanzeige von Moritz Manasse und Leoni geb. Marx (USA, 1942)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 30. Januar 1942: "Statt Karten. 
Zu unserer am 1. Februar 1942 stattfindenden Trauung laden herzlich ein 
Moritz Manasse  Leoni Manasse geb. Marx
   
früher Talheim - früher Baisingen    650 W. 177. Str., Apt. 43, N.Y.C.  
Trauung Sonntag, 1. Febr., 1:00 Uhr 
K'HALL ADATH JESHURUN
  90 Bennett Ave., zw. 185. u. 186. Str."       

   
     

     

     

     

     

     

     

     

 

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Stand: 30. Juni 2020