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Alten-Buseck (Gemeinde
Buseck, Kreis Gießen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Altenbuseck bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16.-18. Jahrhunderts
zurück, als die Ortsherrschaft (Familie Buseck) gegen Zahlung der üblichen
"Schutzgelder" jüdische Familien am Ort aufnahm.
Alten-Buseck
gehörte mit anderen Orten der Umgebung im Busecker Tal auf Grund der hohen Zahl
jüdischer Bewohner zu einem auch als "Klein Palästina"
bezeichneten Gebiet (nach einem Bericht von 1778).
Bereits um 1600 lebten Juden am Ort: 1575 zog Löw von Staufenberg ins
Busecker Tal, wo er für einige Jahre in Alten-Buseck lebte, bevor er 1602 wieder nach Staufenberg
zog, wo er noch bis mindestens 1620 gelebt hat. 1620 lebte mit Samuel Schmuel
wieder ein Jude in Alten-Buseck.
Nachweise: Elke Noppes: Juden im Busecker Tal
https://buseckertal.de/israeliten/
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1831 61 jüdische Einwohner, 1861 57 (4,7 % von insgesamt 1.223
Einwohnern), 1880 42 (3,3 % von 1.253), 1900 28 (2,3 % von 1.216), 1910 25 (2,1
% von 1.209).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule,
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Die
Gemeinde gehörte zum Liberalen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen.
Nachdem es bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts schwierig geworden war,
regelmäßig einen Minjan für die Synagogengottesdienste zu erhalten, besuchten
die in Alten-Buseck lebenden jüdischen Personen zunehmen die Gottesdienste in
der Synagoge in Großen-Buseck.
Um 1924, als noch (nach anderen Angaben noch 36) jüdische Einwohner
gezählt wurden, waren die Vorsteher der Gemeinde Simon Löber, Nathanael
Grünewald und Salomon Blondheim. Als Rechner fungierte Meyer Löber. Damals gab
es zwei schulpflichtige jüdische Kinder am Ort, die ihren Religionsunterricht
durch Lehrer Max Goldschmidt aus Nieder-Weisel
in der Synagoge in Großen-Buseck
erhielten. 1932 war Gemeindevorsteher weiterhin Simon Löber (1. Vors.),
dazu Abraham Blondheim (2. Vors.). Weiterhin unterrichtete Lehrer Goldschmidt
aus Nieder-Weisel die Kinder der Gemeinde. Für die Wohlfahrtspflege in der
jüdischen Gemeinde gab es die Ephraim-Goldschmidt'sche Stiftung (Zweck:
Unterstützung Hilfsbedürftiger).
1933 lebten noch 19 jüdische Personen in Alten-Buseck (1,4 % von
1.341). In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Acht Personen sind nach
Nord- beziehungsweise Südamerika ausgewandert, 4 Personen verzogen innerhalb
von Deutschland. 1939 wurden noch fünf jüdische Personen gezählt. Die
letzten drei jüdischen Einwohner wurden 1942 in das Ghetto Theresienstadt
verschleppt.
Von den in Alten-Buseck geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Abraham
Blondheim (1855), Johanna Frank geb. Klipstein (1884), Meier Grünewald (1873),
Emma Hirsch geb. Kaufmann (1885), Berta Katz geb. Kaufmann (1886), Julius
Klipstein (1857), Hannchen Löber (1876), Simon Löber (1876), Berta Müller
geb. Blondheim (1882), Leopold Wallenstein (1888), Lina (Zibora) Wendel geb.
Grünewald (1869).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ausschreibung der Vorbeterstelle zu den hohen Feiertagen 1890
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1890: "Ein
Vorbeter auf Neujahr und Versöhnungstag gesucht. Gehalt 40 Mark, freie
Kost und Logis. Reflektanten wollen sich schriftlich wenden an den
israelitischen Vorstand in Alten-Buseck bei Gießen." |
Berichte zu
einzelnen Personen / Familien aus der Gemeinde
Über die jüdische Familie Friedewald / Friedenwald aus Alten-Buseck
1830 wanderte der 1803 geborene Jonas Friedewald mit seiner Frau
Merle, seinem Stiefsohn und drei Kindern sowie seinem Vater Chayim (1762-1848)
aus Alten-Buseck nach Nordamerika aus. In Amerika nannte sich die Familie Friedenwald.
Jonas Friedenwald war zuerst in Baltimore als Schirmmacher tätig. Das 5. Kind
von Jonas und Merle war Aaron Friedenwald (1836-1902), der nach seinem
Medizinstudium als bedeutender Augenarzt tätig war. Noch bekannter wurde der
Sohn Aaron: Harry Friedenwald:
Harry
Friedenwald (1864-1950, Foto links) studierte Medizin mit Schwerpunkt
Augenheilkunde am College of Physicians and Surgeons in Baltimore, seit
1887 auch eine Zeitlang in Berlin (an der Charité). 1889 kehrte er nach
Amerika zurück, wo er in Baltimore als Professor der Augenheilkunde und
als praktischer Arzt an einer Klinik tätig war. Bedeutende Forschungen,
u.a. zu medizin-historischen Themen. Seit 1900 war er aktiv in der
zionistischen Bewegung (Präsident der Federation of American Zionists).
Ein Sohn von ihm: Jonas S. Friedenwald:
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Jonas
Friedenwald (1897-1955) studierte nach 1916 an der John
Hopkins-University, nach 1922 an der Harvard-University. Er spezialisierte
sich wie sein Vater im Bereich der Augenheilkunde und wurde zu einem der
hervorragendsten augenärztlichen Pathologen in den USA. Zahlreiche
Publikationen im Bereich der Histochemie, der augenärztlichen Biochemie
u.a.m. Er wurde für seine Arbeit mehrfach hoch
ausgezeichnet. |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge beziehungsweise ein Haus mit dem Betsaal der
Gemeinde war in der Hofburgstraße vorhanden. Das Gebäude wurde bereits 1935
abgebrochen, nachdem schon viele Jahre keine regelmäßigen Gottesdienste mehr
abgehalten wurden.
Adresse/Standort der Synagoge: Hofburgstraße
Fotos
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Fotos oder
Darstellungen sind nicht bekannt; über Hinweise oder Zusendungen freut
sich
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 34-35. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 29-30. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 65-66. |
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Hanno Müller, Friedrich Damrath,
Andreas Schmidt:
Juden im Busecker Tal.
Alten-Buseck, Beuern, Großen-Buseck, Burkhardsfelden, Reiskirchen und
Rödgen.
Teil I: Hanno Müller: Familien
Teil II: Friedrich Damrath, Andreas Schmidt:
Grabsteine und ihre Inschriften.
Insgesamt 525 S., 557 Abbildungen. Beide Bände
zusammen € 15,00.
Erhältlich: Kauflädchen, Kaiserstraße 14 in
Großen-Buseck und in der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Buseck im
Schloss, beim Heimatkundlichen Arbeitskreis
Buseck e.V. und bei Hanno Müller
(Tel. 06404/5768; E-Mail:
hanno.mueller[et]fambu-oberhessen.de). |
Zur Buchvorstellung siehe
Pressebericht:
Artikel in der "Gießener Allgemeinen" vom 26. September
2013: "250 Jahre jüdisches Leben im Busecker Tal
dokumentiert..."
Link
zum Artikel |
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Alten-Buseck
Hesse. The nobles of Buseck took so many Jews into their eight villages that the
area became known as "Little Palestine" (1776). Numbering over 60 in
1831, the community dwindled to five (0,4 % of the total) in 1839. The last
three Jews were deported in 1942.
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