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Zeilitzheim (Gemeinde
Kolitzheim, Kreis
Schweinfurt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Zeilitzheim bestand eine
jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17.
Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1588 (in einer Bierbraurechnung
der Stadt Gerolzhofen: "Judt zu Zeulitzheim" genannt) und 1607
Juden am Ort genannt, die von den reichsfreien Dorfherren von Zeilitzheim in
ihrem Herrschaftsbereich aufgenommen worden waren. Die jüdischen Familien
wohnten in der Folgezeit vor allem im Bereich der früher sogenannten
"Oberen und unteren Judengasse" (die "Obere Judengasse" ist
heute die "Gräsleinsgasse", die "Untere Judengasse" heißt
"An den Kirchgaden", im Volksmund noch heute "Jüdegass").
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1816 76 jüdische Einwohner (11,0 % von insgesamt 692
Einwohnern), 1837 70 (10,7 % von 655), 1867 37 (5,8 % von 640), 1880 46 (6,6 %
von 698), 1900 61 (9,9 % von 618), 1910 54 (8,1 % von 663).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 wurden in Zeilitzheim auf
insgesamt 15 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Moses Löb Bettmann
(Bettenhandel), David Faust Gottlieb (verschiedene Handelsschaft [Eisen, Zinn]),
Seligmann Jacob Selig (Viehhandel), Joseph Loeb Schlos (teils Schmuserei, teils
Warenhandel), Moses Pfeiffer Heinemann (verschiedene Handel), Hirsch Seligmann
Selig (Viehhandel), Wolf Seligmann Selig (Viehhandel), Jacob Seligmann Selig
(Viehhandel), Abraham Sandel Brodmann (Warenhandel und Viehschlachten), Idlein
Lob Freund (Schmuserei), Goeth Moses Grüne(n)wald (Betthandel), Mayer Abraham
Liebmann (Metzger, seit 1821), Mayer Jakob Maier (Bauer, seit 1821), Löb Selig
(Feldbau, seit 1822).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf den jüdischen
Friedhöfen in Gerolzhofen und Schwanfeld
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Besonders lange
wirkten in der Gemeinde Wolf Roßmann (1835 bis 1860) und Naftali
Hirsch (von 1884 bis 1923; siehe unten Berichte zum Tod seiner Frau und
seiner Eltern, vgl. Seite zu Traustadt). Außerdem
waren als Lehrer tätig: um 1875 Moritz Mai, um 1879/1881 S. Gutmann.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1869 Seligmann Selig, um
1892 A. Brodmann. um 1893/1898 Herr Frank. um 1899/1903 S. Selig.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moses Frank (geb.
12.5.1891 in Zeilitzheim, gef. 10.8.1914) und Siegfried Selig (geb. 20.9.1893 in
Zeilitzheim, gef. 24.10.1914). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal für die
Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Marktplatz in der Ortsmitte.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 42 Personen gehörten (6 % von
insgesamt etwa 700 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Simon
Gutmann und Samuel Frank. Als Lehrer, Kantor (Vorbeter) und Schochet
wirkte David Kahn (seit 1923 als Nachfolger von Naphtali Hirsch; Kahn war
zuvor in Mittelsinn). Er erteilte an der Religionsschule der Gemeinde zwei
Kindern den Religionsunterricht. Lehrer David Kahn ist 1926 vom Ort
verzogen, da die Gemeinde zu klein geworden war. Die Gemeinde gehörte zum
Distriktsrabbinat Kitzingen.
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Zeilitzheim. Auf Grund der
zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verzogen
nach 1935 elf dieser Personen in andere deutsche Orte (u.a. drei nach Würzburg,
einer nach Schwanfeld), einer starb noch in Zeilitzheim. Beim Novemberpogrom
1938 kamen 30 bis 40 SA-Leute aus Volkach nach Zeilitzheim. Sie schlugen in
den jüdischen Häusern die Fenster ein und durchsuchten die Wohnungen. Die jüdischen
Bewohner mussten sich auf dem Dorfplatz sammeln, wo ihnen der Kreisleiter
sinngemäß mitteilte: "Im Jahr 1933 ist Euch gekündigt worden, aber
Ihr habt die Kündigung nicht angenommen. Aufhängen tun wir Euch nicht, aber
verhungern müsst Ihr, wie Ihr da seid. Zu fressen kriegt Ihr nichts!"
Zwei jüdische Frauen und zwei jüdische Männer wurden in das Gefängnis nach
Gerolzhofen gebracht. Die Frauen wurden tags darauf freigelassen, die Männer in
das KZ Dachau gebracht. Zwei Bauern des Ortes (Eck und Fackelmann), die mit den
Juden noch Handelsbeziehungen hatten und ihnen insgeheim Lebensmittel zukommen
ließen, wurden auf dem Marktplatz misshandelt, beschimpft und gleichfalls in
das Gefängnis in Gerolzhofen eingeliefert. Nach dem Pogrom mussten die jüdischen
Familien ihre Häuser und Felder zwangsweise verkaufen. Im Mai 1939
lebten noch 14 jüdische Personen in Zeilitzheim, darunter fünf Jugendliche
zwischen zwölf und 16 Jahren, denen der jüdische Lehrer von Prichsenstadt noch
Privatunterricht erteilen konnte. 1942 wurden die letzten neun jüdischen
Einwohner deportiert, sieben im April über Würzburg nach Izbica, zwei im
September über Würzburg in das Ghetto Theresienstadt.
Von den in Zeilitzheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hannelore (Hannchen)
Brodmann (1888),
Selma
Brodmann (1897), Sofie Brodmann geb. Selig (1856), Else (Ilse) Frank (1927),
Lotte Frank (1927), Margot Frank (1925), Martha Frank geb. Heidelberger (1895),
Rudolf Frank (1891), Samuel Frank (1890), Trude Frank (1926), Amalie Friedberg
geb. Selig (1882), Auguste Gerdzfed geb. Stein (1868), Tanni (Fanny) Gunz geb.
Frank (1865), Sofie Krebs geb. Gutmann (1894), Sofie Löwenthal geb. Selig
(1894), Elsa Rohrbach geb. Frank (1889), Dora Selig (1902), Frieda Selig (1897),
Marta Selig (1903), Bertha (Martha) Strauß geb. Brodmann (1888),
Siegfried Strauß (1888).
Im März 1950 wurden 12 der am Novemberpogrom 1938 Beteiligten in
Schweinfurt vor Gericht gestellt. Dabei wurde nur einer zu anderthalb Jahren Gefängnis
verurteilt, die übrigen freigesprochen.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Bericht über Wolf Rossmann, Lehrer, Vorbeter und Schächter
in Zeilitzheim von 1835-1860
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1875: "Obereuerheim (Unterfranken). Unsere wenige Familien zählende Gemeinde
hat einen großen Verlust erlitten Unser teurer, unvergesslicher Lehrer,
Herr Wolf Rossmann seligen Andenkens, ist nicht mehr unter den Lebenden, der Ewige hat ihn genommen, der Ewige hat ihn zu sich genommen.
Noch am verflossenen Neujahrsfeste leitete er den Gottesdienst zur größten
Zufriedenheit aller in der Synagoge Anwesenden und schon am Rüsttag des
Laubhüttenfestes wurde er durch den Tod uns entrissen. Wer den Verewigten
– er ruhe in Frieden – näher kannte, wird wohl begreifen, wie
gerecht der Schmerz ist, den wir durch den Verlust dieses edlen Mannes
empfinden. Es war ein berufstreuer, eifriger Lehrer, ein tugendhafter, für
unsere heilige Tora begeisterter Jude und ein Menschenfreund im wahren
Sinne des Wortes! Fünfundzwanzig Jahre hindurch war er als Lehrer in
Zeilitzheim tätig, von wo er in gleicher Eigenschaft hierher versetzt
wurde. Nachdem er in diesem Wirkungskreise ein 15jährige Praxis
entfaltete, in allen seinen Pflichten eine seltene Gewissenhaftigkeit und
Pünktlichkeit an den Tag legte, sahen wir ihn leider so früh scheiden.
–
Möge er in den lichten Höhen den Lohn empfangen für all das Gute, das
er hienieden geübt, und möge der Allgütige, der allen Trauernden Trost
verleiht, lindernden Balsam in die Herzen der tief gebeugten
Hinterbliebenen träufeln.
Das Andenken des Heimgegangenen wird bei uns ein unvergessliches sein. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Simon Hirsch, Vater des Lehrers Naftali
Hirsch (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903: "Gerolzhofen,
24. August (1903). Vorigen Donnerstag Jom Kippur Katan, am Erew
Rosch-Chodesch Elul (sc. der Erew Rosch Chodesch Elul war am Sonntag,
23. August 1903), wurden hier von der Chebra Kadischa, welche gerade
vollzählig versammelt war, die irdischen Überreste des Herrn Simon
Hirsch von Traustadt, der ein
Alter von 87 Jahren erreicht hatte, zu Grabe getragen. Der Verlebte hatte
seine letzten Ruhetage bei seinem Sohne, Herrn Lehrer Hirsch in Zeilitzheim,
beschlossen. Obwohl seines Standes Kaufmann, bekleidete er doch ein
Menschenalter hindurch das wichtige Amt der Schechita mit größter
Gewissenhaftigkeit und zur Ehre von Gottes Gebot (ehrenamtlich) fungierte
er auch als Baal Tokea (Schofarbläser). Mit ihm ist ein seltener Schatz
wertvoller Erfahrung begraben, eine Fülle lichtvoller Klugheit, ein Leben
voll köstlichen Humors, verbunden mit eisernem Fleiße und Entsagung, die
er sich selbst auflegte, sodass wir wie letzthin in unserem
Wochenabschnitte sagen: 'ein Land, dessen Steine Eisen' (5. Mose
8,9). Sein Erdreich, wo er sich sanft zur Ruhe gebettet, birgt Edelsteine
des eisernen Fleißes, des eisernen Willens und der eisernen Tatkraft, 'und
aus seinen Gebirgen wirst du Kupfer hauen' (ebd.) und aus seinem
Grabeshügel leuchtet das funkelnde Metall des Verstandes und der Einsicht
hervor! Unsere Weisen sagen: Lese nicht 'Steine', sondern ihre 'Erbauer';
das sind die Guten und Frommen, die den sittlichen Aufbau der Welt
fördern und 'von ihren Bergen leuchtet es wie Eisen' und die sich
gegenseitig schärfen, anfeuern und begeistern in allem Guten und
Edlen.
Am Grabe dankte des Verstorbenen Sohn, Herr Lehrer Hirsch, im Namen
der Familie und nahm den letzten Abschied von seinem teuren Toten,
während Herr Lehrer Kissinger, Frankenwinheim,
schon im Sterbehause des Verblichenen ehrend gedachte. Das Andenken an
den Frommen ist zum Segen. L.G." |
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Naftali Hirsch (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1909: "Zeilitzheim, 30. August (1909). In diesem Monate beging Lehrer Hirsch
dahier sein 25 jähriges Dienstjubiläum, aus welchem Anlasse ein Festakt
stattfand und dem Jubilar sowohl von der Kultusgemeinde als von der
Schuljugend ansehnliche Geschenke übergeben wurden." |
Zum 70. Geburtstag und zum 50jährigen Dienstjubiläum von
Lehrer Naftali Hirsch (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1922: "Zeilitzheim,
7. April. Am 25. März feierte Herr Lehrer N. Hirsch dahier, mit seinem 70.
Geburtstag zugleich sein 50jähriges Dienstjubiläum. Die in der festlich
geschmückten Synagoge abgehaltene Doppelfeier, an welcher außer der
Kultusgemeinde auch die beiden Geistlichen, die Lehrer und der Bürgermeister
des Ores sich beteiligten, gestaltete sich zu einer eindrucksvollen und sehr
erhebenden Feier, die Zeugnis ablegte von der außerordentlichen Beliebtheit
und Wertschätzung, welche der Jubilar seitens der Gesamteinwohnerschaft
seines Wirkungsortes genießt. Ihrer besonderen Verehrung und treuen
Anhänglichkeit auch äußerlich Ausdruck verleihend, brachten Gemeinde, sowie
alle ehemaligen Schüler ihrem Lehrer sehr wertvolle Jubiläumsgaben dar. Möge
der Jubilar, der sich der besten Rüstigkeit erfreut, noch recht lange seiner
Berufstätigkeit und seiner Gemeinde erhalten bleiben." |
Zum Tod von Lehrer Naftali Hirsch (1923)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1923:
"Zeilitzheim (Unterfranken), 6. Juni (1923). Unter einer in unserem
Dorf geradezu beispiellosen Beteiligung seitens aller Konfessionen wurde
heute unser allverehrter Lehrer Naphtali Hirsch, der 39 Jahre in unserer
Gemeinde als Lehrer, Kantor und Schochet gewirkt hat, zu Grabe getragen.
Im Vorjahre hatte es sich die dankbare Gemeinde nicht nehmen lassen, die
Feier des 50-jährigen Dienstjubiläums zusammen mit dem 70. Geburtstag
festlich zu begehen, wiewohl der allzeit schlichte, bescheidene,
anspruchslose Mann sich lieber derselben entzogen hätte. Bei dieser
Gelegenheit zeichnete Herr Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth den Jubilar
mit dem Chobertitel (= "Ehrenrabbiner") aus. Er hat diese Ehre wohl
verdient. Denn mit der Tora sich zu beschäftigen, war sein unermüdliches
Streben und, um nicht gestört zu werden, lernte er fast immer an einem
reinen und heiligen Ort im Gotteshause. Mit Recht hob darum Herr
Rabbiner Dr. Stein - Schweinfurt, der in Vertretung des am Erscheinen
gehinderten Herrn Dr. Wohlgemuth auf dem Friedhof in Gerolzhofen sprach,
hervor, dass wer wie der Verblichene, stets als Mensch, Jehudi und Lehrer
in Israeli sich der Keduschoh befleißigt habe, nach diesen drei Seiten
auf der Höhe der Pflichterfüllung gestanden, Anspruch auf den Namen
eines Heiligen habe. Der Sohn des Verblichenen, Lehrer Hirsch in Berolzheim, hatte bereits in der Synagoge in Anwesenheit einer großen
Zahl von Teilnehmenden, auch der Geistlichen und Lehrer beider
Konfessionen, seinem Schmerz Worte der Dankbarkeit und Verehrung
abgerungen und am Dorfende vor der Trennung von dem Verblichenen war die
verwaiste Gemeinde durch den Mund ihres Vorstandes, Herrn Lazarus Gutmann,
zum Worte gekommen. Aus allen Reden in gleicher Weise sprach Anerkennung,
Verehrung, Liebe, Dankbarkeit. Die wackere Gemeinde möge nun aber auch bestrebt
sein, ohne Opfer zu scheuen, einen würdigen Nachfolger für Naphtali
Hirsch zu bestellen; das wäre die beste Anerkennung und der beste Dank
für den Verblichenen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1923: "Nachruf!
Die israelitische Kultusgemeinde Zeilitzheim betrauert den am 4. Juni
erfolgten Heimgang ihres hoch verehrten Lehrers, des Herrn Naftali
Hirsch s.A. Mehr als 5 Jahrzehnte übte er seinen heiligen Beruf aus,
davon ca. 40 Jahre in unserer Gemeinde. Von tiefster Religiosität
beseelt, von peinlicher Gewissenhaftigkeit und seltener Friedensliebe
erfüllt, mit reichen Geistesgaben und vorzüglichem Lehrgeschick
ausgestattet, hat er überaus segensreich seines heiligen Amtes gewaltet.
In unermüdlichem Fleiße hat er die Samenkörner jüdischen Wissens,
echter Gottesfurcht und heiliger Begeisterung für das Vätererbe in die
Herzen der Jugend und der Erwachsenen gestreut. Er hatte auch die
Genugtuung, sein Wirken von Erfolg gekrönt zu sehen. Aufrichtig ist der
Schmerz seiner jetzigen und früheren Schüler sowie der ganzen Gemeinde
und des Rabbinatsbezirks um den Verlust dieses edlen und warmherzigen Menschen.
Sein Andenken wir unvergessen bleiben. Das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen. Das Distriktsrabbinat Kitzingen: Dr. Wohlgemuth.
Israelitische Kultusgemeinde, Zeilitzheim, L. Gutmann,
Kultusvorstand." |
|
Artikel
in "Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern" vom 29. Juli
1923: "In Zeilitzheim starb im Alter von 71 Jahren Lehrer Naphtali Hirsch.
Viele Jahre hat er seiner Gemeinde gedient und auf weltverlorenem Posten die
Ideale des Lehrerberufes hochgehalten." |
Lehrer Daniel Kahn kommt nach Zeilitzheim (1923)
Mitteilung
in den "Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern" vom 3.
August 1923: "Nach Zeilitzheim wurde Lehrer Daniel Kahn aus
Mittelsinn berufen". |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Kollekte zur Unterstützung von Glasermeister Feist
Gottlieb von Zeilitzheim (1849)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 25. Mai 1849: "21. Mai 1849. An sämtliche
Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg.
(Das Gesuch des Glasermeisters Feist Gottlieb von Zeilitzheim um Bewilligung
einer Kollekte zur Reparatur seines Wohnhauses betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Die unterfertigte königliche Stelle hat sich bewogen gefunden, dem in sehr
bedrängten Verhältnissen sich befindenden israelitischen Glasermeister
Feist Gottlieb von Zeilitzheim, königlichen Landgerichts Volkach, zur
baulichen Wiederherstellung seines Reparatur bedürftigen Wohnhäuschens eine
Hauskollekte bei seinen Glaubensgenossen im Regierungsbezirke zu
bewilligen.
Die Distrikts-Polizeibehörden werden beauftragt, diese Sammlung binnen 14
Tagen durch die Lokal-Polizeibehörden zum vollzuge bringen zu lassen,
die sich ergebenden Beträge an das königliche Landgericht Volkach
einzusenden und zugleich Anzeigebericht anher zu erstatten.
Würzburg, den 16. Mai 1849. Königliche Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger. Mees ."
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Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des
Königreichs Bayern vom 30. August 1849: "Im Namen Seiner Majestät des
Königs. Das Resultat der in rubriziertem Betreffe unterm 16. Mai 1849
bewilligten Kollekte, Intelligenz-Blatt S. 327, wird nachstehend zur
öffentlichen Kenntnis gebracht.
Würzburg, den 13. August 1849. Königliche Regierung von Unterfranken und
Aschaffenburg. Kammer des Innern. Freiherr von Zu Rhein.
Hübner"
Nachstehend werden die Ergebnisse aus den einzelnen Ämtern und Behörden
Unterfrankens aufgeführt. Das Ergebnis der Kollekte waren 104 fl. 47
Kr.
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Zum Tod von Rosa Hirsch, Frau des Lehrers Hirsch (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: Nachruf.
Zeilitzheim, 19. Dezember 1892.
Am ersten Tag
Rosch Chodesch Tewet verschied nach langem Leiden in frommer Hingebung
Frau Rosa Hirsch, Lehrer-Gattin dahier. Trotz der Aufopferung ihres tief
betrübten Gatten und der liebevollen Pflege einer braven Schwägerin
musste die Verblichene aus unserer Mitte scheiden. Mit ihr wurde eine
fromme Frau zu Grabe geleitet.
Wo es galt Gutes zu tun, stand sie an der Spitze, regelmäßig sammelte
sie die Challa-Gelder für die Agudat
Israel. Selbst bei ihrem schweren leiden fastete sie mit eisernem
Willen die gebotenen Fasttage, und alle Gebote,
die von jüdischen Frauen gefordert werden, erfüllte sie stets in größter
Pünktlichkeit.
Möge die Verblichene nun aus jenen lichten Höhen verklärt auf ihren
schwergeprüften Gatten und das fünfjährige Söhnchen herabschauen und möge
ihr die Erde leicht sein." |
Zum Tod von Gedolja Selig (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1900: "Zeilitzheim,
16. Tebet. Heute verschied in seinem 80. Lebensjahr unser ältestes
Kultusmitglied, Gedolja Selig. Derselbe war noch ein religiöser Jehudi
alten Schlages. Er fungierte als Chasan
(Vorsänger) an den
ehrfurchtgebietenden Tagen und war ein gewandter Baal
Kore (Tora-Vorleser). Seinen Kindern gab er eine religiöse Erziehung.
Mögen diese stets in treuem Sinne wandeln." |
Zum Tod von Jette Hirsch, Mutter von Lehrer Naftali
Hirsch in Zeilitzheim (1902)
Anmerkung: zum Tod des Vaters von Lehrer Hirsch siehe auf der Seite
von Traustadt.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. Oktober 1902: "Gerolzhofen, 6. Oktober (1902). Am Sabbat ki
Sowau verstarb plötzlich in dem nahen Zeilitzheim, die hochgeehrte
Frau Jette Hirsch seligen Andenkens, im Alter von 86 Jahren. Die
Verschiedene war erst vor kurzem mit ihrem Manne von Traustadt
zu ihrem Sohne, Herrn Lehrer Hirsch, übergesiedelt, um daselbst ihren
Lebensabend zu beschließen. Dieselbe erfreute sich bis zu ihrem
Lebensende einer körperlichen und staunenswerten geistigen Frische. Durch
ihren fröhlichen Humor und durch ihre trefflichen weiblichen
Eigenschaften war sie bei Jedermann sehr beliebt. Auch diejenigen Vorzüge,
die eine wackere Frau schmücken, waren bei der Heimgegangenen
vereinigt. Ihre Hand bricht Brot dem Armen, und ihre Hände streckt sie
aus dem Dürftigen. Mit ihrem Manne führte sie ein mustergültiges,
uneigennütziges Eheleben - Gutes und nicht Böses alle Tage ihres
Lebens und ihren Kindern war sie eine zärtliche, aufopfernde Mutter. Und
milde Lehre ist auf ihrer Zunge.
Möge die Verblichene für die Hinterbliebenen und für uns Alle ein rechter
Fürsprecher sein vor dem Throne des richtenden Königs, sodass wir
eingeschrieben werden: im Buch des Lebens, des Segens und des
Friedens.".
|
Zum Tod von Seligmann Selig (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1904: "Zeilitzheim.
Am 22. Ab verschied unser Gemeindeältester, Herr Seligmann Selig, welcher
auch das älteste Mitglied der Chewra
Kadischa schäl Beit HaChaiim (Beerdigungs- und Friedhofsverein) war.
Er fungierte viele Jahre als Baal
Tokea (Schofarbläser an den Hohen Feiertagen) und war von
Glaubenstreue und Gottvertrauen erfüllt. Derselbe versäumte keinen
Gottesdienst und wurden besonders die Gebote der Sabbatweihe und der
Gastfreundschaft in mustergültiger Weise von ihm geübt. Außer seiner
tiefgebeugten Gattin und seinen Verwandten, trauern seine zahlreichen
Freunde, sowie die Gemeinde. Seine Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Hanna Selig (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1911: "Zeilitzheim,
14. August (1911). In unserer Gemeinde verschied Frau Hanna Selig,
Witwe,
im 79. Lebensjahre. Von streng religiösem Hause stammend, hat sie der
Eltern Sitte getreulich bewahrt. Ihr Haus war der Gastfreundschaft geöffnet,
und waren besonders Toragelehrte eines begeisterten Empfanges sicher. Die
allgemeine Beliebtheit, deren sich die Dahingeschiedene erfreue, kam
sowohl während ihrer Krankheit, als beim Leichenbegängnisse zu
erhebendem Ausdruck." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe / Privatpersonen
Anzeige von Benedik Frank - Lehrlingssuche für seinen
Sohn (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1904:
"Suche
für meinen 13jährigen Sohn, der bessere Schule besuchte,
Lehrstelle
in
einem Manufaktur- oder Kurzwarengeschäft, welches Samstage und
israelitische Feiertage geschlossen ist, am liebsten, wo Kost und Logis im
Hause.
Benedik Frank, Zeilitzheim (Bayern)." |
Dokument
Todeserklärung für fünf aus
Zeilitzheim deportierte jüdische Personen (1950)
Die Anzeige erschien im Lokalblatt des "Steigerwald-Boten" im Mai 1950: Für
tot erklärt wurden Sophie Brodmann geb. Selig (geb. 1856 in
Bischwind), Hannelore Brodmann (geb.
1883 in Zeilitzheim), Selma Brodmann (geb. 1897 in Zeilitzheim), Berta
Strauß geb. Brodmann (geb. 1888 in Zeilitzheim) sowie Siegfried Strauß (geb.
1888 in Hörstein). Alle lebten zuletzt
in Zeilitzheim und wurden am 22. April 1942 von hier deportiert. |
Zur Geschichte der Synagoge
Im Bereich der "Judengasse" befand sich bereits im 17.
Jahrhundert eine Synagoge beziehungsweise ein Betsaal, da 1660 erstmals ein
"Judenschulmeister und Schultheiß" (der jüdischen Gemeinde) genannt
wird. 1672 wird von der Judenschaft in der Bachnähe ein Grundstück mit Scheune
von der Wolfsthalschen Dorfherrschaft gekauft, in dem eine Synagoge eingerichtet
wurde.
1833 erscheint auf dem Grundriss des Dorfes neben der Synagoge ein
jüdisches Wohnhaus, welches die Kultusgemeinde als Lehrerwohnung mit Schule
eingerichtet hat. 1835 wurde die Synagoge in ihrem Inneren durch Eisenstangen
verstrebt. Danach war die Synagoge weitere 100 Jahre Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Zeilitzheim.
Nachdem nach 1920 und vollends in der NS-Zeit die Zahl der
jüdischen Gemeindeglieder so zurückgegangen war, dass keine regelmäßigen
Gottesdienste mehr abgehalten werden konnten, wurde die Synagoge im Dezember
1937 geräumt und an Nichtjuden verkauft. Der letzte Gottesdienst war 1936
im Rahmen einer "Bar-Mizwa-Feier" abgehalten worden. Die Ritualien wurden nach München
gebracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938 vernichtet wurden.
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge wurde 1948/49 abgebrochen. Heute befindet sich
auf dem Synagogengrundstück ein Gemüsegarten.
An die jüdische Gemeinde erinnern heute ein sogenannter "Judensteg"
(Übergang am Bach, 1843/44 erstmals erwähnt), das Lehrerwohnhaus, die
ehemalige "Judengasse", eine erhaltene Mesusa, verschiedene
Religionsbücher und eine 1992 im Rathaus angebrachte Gedenktafel für die
ehemaligen jüdischen Mitbürger des Dorfes.
Adresse/Standort der Synagoge: Grundstück Am Steg 2
(heute: Adresse des ehemaligen Schulhauses und der Lehrerwohnung)
Fotos
(neueres Foto von 2004: Jürgen Hanke, Kronach aus www.synagogen.info)
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Die Synagoge stand auf dem
Grundstück
links des Gebäudes |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 449-450. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 138. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 541-542.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 239. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Zeilitzheim Lower
Franconia. Jews are mentioned in 1607 and a synagogue is known from 1672. A new
synagogue was built in 1836 when the Jewish population was 80 (total 655),
subsequently declining to 23 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November
1938), Jewish homes were vandalized and soon afterwards Jews were forced to sell
their houses and fields. Eleven left for other German cities in 1935-39; seven
were deported to Izbica district (Poland) via Wuerzburg on 25 April 1942 and two
to the Theresienstadt ghetto on 23 September 1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|