Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Waldgirmes (Gemeinde Lahnau, Lahn-Dill-Kreis)
Jüdische Geschichte 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte des Betraumes   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
    
In Waldgirmes gab es im 19. Jahrhundert eine kleine - vermutlich jedoch immer unselbständige - jüdische Gemeinde. 1616 wird erstmals ein jüdischer Einwohner am Ort genannt: es war Jud Abraham, der in diesem Jahr der Schutz in Waldgirmes erhalten hatte, aber zu arm war, um das volle Schutzgeld zu zahlen. Er konnte zunächst bei Bezahlung des halben Betrages oder noch weniger am Ort bleiben. Erst 1619 hat er den vollen Betrag bezahlen können. Wie lange Abraham - vermutlich mit Familie - in Waldgirmes blieb, ist nicht bekannt.    
  
1812 werden als "Beisassen" am Ort Josef und Nathan Hirsch genannt.   

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1840 14 jüdische Einwohner, 1857 32, 1879/80 25. Die jüdischen Familien lebten bereits im 19. Jahrhundert vom Viehhandel.  
  
Auf Grund einer Regierungsverordnung wählten die jüdischen Familien 1842 zum Vorstand der kleinen Gemeinde: Nathan Hirsch, Heimann, Hirsch und Löb Löwenstein. Drei Jahre später waren im Vorstand Löb Löwenstein, Salomon und Kiebe Hirsch. Seit 1840 war die Familie des Lazarus Grünewald aus Naunheim am Ort. Der Sohn Heimann Grünewald blieb auch in der nächsten Generation mit Familie am Ort. 

An Einrichtungen gab es zeitweise einen Betraum im Haus des Heimann Grünewald und einen Friedhof. Zum Religionsunterricht der jüdischen Kinder dürfte zeitweise ein jüdischer Lehrer einer umliegenden Gemeinde regelmäßig nach Waldgirmes gekommen sein.   
 
Im Ersten Weltkrieg waren vier der jüdischen Männer Kriegsteilnehmer. 
   
In den 1920er-Jahren lebten die jüdischen Familien weiterhin vom Viehhandel. Johanette (Jenny) Hirsch, die Frau von Siegmund Hirsch, hatte einen Textilhandel.      

1933 lebten noch etwa 20 jüdische Personen in Waldgirmes. In den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zwei Familien (Sally Grünewald, Sally Hirsch II.) und die Kinder einer anderen Familie (Sally Hirsch I.) konnten in die USA emigrieren. Die letzten jüdischen Einwohner von Waldgirmes wurden im Juni 1942 nach Wetzlar gebracht und von dort aus deportiert.
        
Von den in Waldgirmes geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Borngässer geb. Hirsch (1873), Berta Edelmuth geb. Borngässer (1897), Max Grünewald (1891), Sally Grünewald (1887), Karl Grünewald (1889), Emma Hirsch geb. Bach (1885), Johanette (Jenny) Hirsch geb. Stern (1880), Salomon (Sally) Hirsch (1878), Edith Lamm (1936), Gerda (Hertha) Lamm geb. Hirsch (1908), Helene Löwenstein geb. Sichel (1870), Leopold Löwenstein (1871), Rosa Schönberg geb. Goldschmidt (1887).  
  
Mitte Juni 2013 wurden zur Erinnerung an drei der genannten Personen durch den Künstler Gunter Demnig "Stolpersteine" verlegt: in der Schulstraße 1 für Johanette Hirsch geb. Stern, Gerda Lamm geb. Hirsch und Edith Lamm. Für zwei weitere nichtjüdische Personen wurden gleichfalls "Stolpersteine" verlegt: für Rudolf Heinrich Schmidt (1902, ermordet in Hadamar 1942) und am Kirchplatz 1 für Heinrich Falling (1910). Vgl. Pressebericht unten.   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Waldgirmes gefunden.   

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales        
   
Ein Betraum befand sich zeitweise im Haus des (1935 gestorbenen) Heimann Grünewald.  
   
   
   
Adresse/Standort des Betraumes    nicht bekannt   

Fotos 

Das Denkmal beim Gemeinschaftshaus: "Den Lebenden zur Mahnung"  

 
Waldgirmes Denkmal 156.jpg (111200 Byte) Waldgirmes Denkmal 155.jpg (109319 Byte) Waldgirmes Denkmal 151.jpg (108116 Byte)
Das Denkmal beim Gemeinschaftshaus (an der Schellerstraße am Rande der Parkanlage des Gemeinschaftshauses) erinnert an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege sowie (seit 1988) an die "Ermordeten" 1942 und 1943: genannt werden Leopold Löwenstein, Helene Löwenstein, Johannette Hirsch, Hertha Lamm, Edith Lamm, Salomon Hirsch und Emma Hirsch.  

    

Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Juni 2013: Verlegung von "Stolpersteinen" in Waldgirmes  
Artikel im "Gießener Anzeiger" vom 15. Juni 2013: "Lahnau. Fünf 'Stolpersteine' in Waldgirmes verlegt..."  
Link zum Artikel  -  auch eingestellt als pdf-Datei      
 


   


Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Lahnau   

Seite zum jüdischen Friedhof in Waldgirmes (interner Link)  

Literatur:  

Germania Judaica Teil IV (1520-1650) Band 2 (Landgrafschaft Hessen-Marburg) S. 44.146 (zu Jud Abraham nach 1618). 
Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 336-337. 
keine Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 oder dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994.  
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Darmstadt. 1995 S. 117-118. 
kein Artikel in Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch). 
    
Anmerkung: Waldgirmes gehörte bis 1933 zum Kreis Biedenkopf, erst seit 1933 zum Kreis Wetzlar (seit den 1970er-Jahren mit diesem zum Lahn-Dill-Kreis). Auf Grund dieser früheren Zugehörigkeit wird Waldgirmes u.a. nicht bei der Einteilung des Kreises Wetzlar in Synagogenbezirke 1853 genannt.. Nicht genannt wird Waldgirmes in der Darstellung von Jürgen Runzheimer: Abgemeldet zur Auswanderung. Die Geschichte der Juden im ehemaligen Landkreis Biedenkopf (1992), da sich diese Darstellung an den Grenzen des Kreises Biedenkopf bis vor 1974 orientiert.    

 n.e.

  

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Juni 2013