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Thun (Kanton
Bern, CH)
Jüdische Geschichte
(erstellt unter Mitarbeit von Louis
Bloch)
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Thun
In Thun bestand zu keiner Zeit eine selbständige
jüdische Gemeinde. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind
einige jüdische Familien / Personen in der Stadt zugezogen. Ihre Zahl blieb
jedoch - auch im Vergleich zu anderen Städten des Kantons Bern - gering:
während 1917 in Bern 1052 jüdische
Einwohner gezählt wurden, in Biel (Bienne) 413,
in Delsberg (Delémont) 75, Burgdorf
50, Langenthal 32, waren es in Thun - wie auch in Laufen (jetzt Kanton
BL) - nur 27 Personen.
1918 wurden acht jüdische Familien mit zusammen 37 Personen in der Stadt
gezählt. Sie hatten sich als Gemeinschaft organisiert und einen Präsidenten
gewählt: den Pferdehändler A. Weil; ihm zur Seite stand als
"Sekretär" Jakob Hirschel. Alljährlich auf die hohen Feiertage wurde
ein Gottesdienst arrangiert in einem speziell hierfür hergerichteten Betsaal.
Der Betsaal war (seit wann?) im Restaurant "Blaues Kreuz" in der Gewerbestraße
3. Dieses Hotel wurde um 1861 zunächst als Hotel Bächler erbaut, 1895
aufgestockt und als "Hotel Schweizerhof" betrieben, später als Hotel "Blaues
Kreuz", das 1947 abgebrochen wurde (heute auf dem Grundstück Firma
Landesprodukte Jenni). Der Betsaal wurde gleichfalls 1947 aufgelöst (durch
Rabbiner Dr. Eugen Messinger aus Bern und Henry Bloch-Geismar aus Luzern); das Inventar (Torarolle, Schofar und anderes mehr)
kam in die jüdische Gemeinde nach Bern.
In den 1920er- und 1930er-Jahren erhielten die jüdischen Kinder in Thun
Religionsunterricht von Rabbiner Dr. Moritz Mordechai Donath aus
Yverdon. Rabbiner Dr. Donath
unterrichtete zahlreiche Kinder von Kleingemeinden. Er war - zusätzlich zu
seinen Rabbiner-Aufgaben in Yverdon - als sogenannter "Wanderrabbiner" tätig.
Unter den Gewerbebetrieben, die in Thun jüdischen Familien/Personen gehörten, war von
besonderer Bedeutung von 1913 bis 1963 das Kaufhaus der Gebrüder
Lucien und Edmond Geismar (Kaufhaus "Stadt Paris", s.u.).
In den 1990er-Jahren lebten in der Region Thun etwa zwei Dutzend Personen
jüdischen Glaubens, die zur jüdischen Gemeinde nach Bern gehörten.
Zum 31. Dezember 2019 wurden nur noch neun jüdische Personen in Thun
gezählt (Quelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Thun#Bevölkerungszusammensetzung).
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Thun
Die jüdischen Einwohner im Kanton Bern (1917)
Links:
Zusammenstellung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1917
S. 220. |
Beschreibung des jüdischen Lebens in Thun
(1918)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1918
S. 260-261: "Thun. In Thun existiert keine jüdische Gemeinde.
Daselbst wohnen zur Zeit 8 jüdische Familien mit 37 Seelen. Alljährlich
auf die hohen Feiertage hin wird ein Gottesdienst arrangiert in einem
speziell hierfür hergerichteten Betsaal (Präsident: A. Weil,
Pferdehändler; Sekretär: Jakob Hirschel)." |
Zu den Gebrüdern Geismar und das Kaufhaus "Stadt
Paris"
(Informationen und Abbildungen erhalten von Louis und Monique Bloch)
Die aus dem elsässischen Grussenheim
stammenden Gebrüder Lucien, Edmond, Jonas und Léon Geismar
hatten 1904 zunächst ein Warenhaus "zur Stadt Paris" in Interlaken
eröffnet.
Jonas und Léon Geismar erwarben 1908 an der Unteren Hauptgasse
in Thun das bisherige Tuchgeschäft Matthäi und das danebengehende
Gasthaus "Rebstöckli". Sie brachen die Gebäude ab und
errichteten an ihrer Stelle das Warenhaus "Zur Stadt Paris", das am 13. Dezember
1913 eröffnet wurde. Dieses war bis 1963 im Besitz der Familie
Geismar; danach kam es an die Firma Tschui (Herren-, Knabenkonfektion
und "Trachtenstübli"). |
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Jonas und Léon Geismar wurden am 9. Oktober 1916 in die
Burgergemeinde der Stadt aufgenommen.
Links eine Bescheinigung von 1946 für Jonas Geismar: "Es wird
hiermit bescheinigt, dass Herr Jonas Geismar, Jakobs und der Sophia Bertha
geb. Weill, geb. 25. Juni 1880, seit 15. Oktober 1918 Ehemann der Suzanna
geb. Weill, geb. 12. März 1895, Mitinhaber des Kaufhauses Gebr. Geismar
in Thun, am 9. Oktober 1916 das Burgerrecht der Stadt Thun erworben hat.
Herr Jonas Geismar ist Thunerburger und somit Schweizerbürger". |
Da es in Thun eine wichtige Militär-Kaserne
gab, waren während der Rekrutenschule und während dem Zweiten Weltkrieg stationierte
jüdische Soldaten oft Gäste bei der Familie Geismar. |
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Weitere Abbildungen
zum Geschäft der Gebr. Geismar |
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Metzgerei Lüthi und
Tuchgeschäft Matthäi (1907) |
Kaufhaus "Zur Stadt
Paris" mit dem Gasthaus "Rebstöckli" |
Anzeige für
Damen-Konfektion im Kaufhaus "Zur Stadt Paris" |
Anzeige für Herren- und
Knabenkleider im Kaufhaus |
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Die jüdischen Einwohner in der Region Thun (1996)
Artikel
im "Thuner Tagblatt" vom 5. Juni 1996: "Nur wenige Juden leben in Thun.
In der Region Thun leben heute nur rund zwei Dutzend Personen jüdischen
Glaubens. Die genaue Zahl lässt sich nicht eruieren, da die Juden in der
Stadt Thun in keiner Statistik auftauchen. In der Stadt Bern leben heute 403
Menschen, die bei ihrer Anmeldung die jüdische Religionszugehörigkeit
angaben. Im Jahr 1949 waren es noch fast doppelt so viele. Die meisten
Berner Juden sind aus dem Elsass in die Schweiz eingewandert. Die einzige
Synagoge im Berner Oberland ist im Hotel Silberstein in Grindelwald..." |
Fotos
Das Hotel
"Schweizerhof", in dem sich der Betsaal
der Jüdischen Familien in Thun befand |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Franziska
Streun: Die Baronin im Tresor. Betty Lambert - von
Goldschmidt-Rothschild - von Bonstetten. Romanbiografie. 3. Auflage 2020.
350 S. zahlr. Abb. ISBN 978-3-7296-5041-1 Zytglogge-Verlag
https://www.zytglogge.ch/ Zum
Buch: https://www.zytglogge.ch/9783729650411/die-baronin-im-tresor 32
CHF 29 € oder als Download Kindle 23 €.
Zu diesem Buch: Das Leben der aus dem Pariser Zweig der
Rothschild-Dynastie stammenden Baronin Betty Lambert, geschiedene von
Bonstetten, geschiedene von Goldschmidt-Rothschild, spiegelt die Geschichte
des 20. Jahrhunderts wider. Die jüdische Adlige floh nach dem Ersten
Weltkrieg aus ihrer arrangierten ersten Ehe von Frankfurt am Main in die
Schweiz und lebte während Jahrzehnten auf dem Bonstettengut in Thun/Gwatt.
Dort hielt sie Hof, empfing das internationale Geistesleben, half Verfolgten
auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus, fungierte als informelle
nachrichtendienstliche Anlaufstelle und wurde ihrerseits vom Schweizer
Geheimdienst kritisch beobachtet.
Das Gästebuch der Grande Dame vom Thunersee liest sich wie ein ‹Who is Who›
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Marc Chagall, Greta Garbo, Carl
Zuckmayer, Alexander von Stauffenberg oder US-Geheimdienstchef Allen Welsh
Dulles.
Leseproben auf Google Books
Hinweis: die Autorin Franziska Streun bietet Führungen und
Lesungen durch das Bonstettengut inklusive Bonstettenpark (Gwatt/Thun)
an ("Unterwegs mit der Baronin"; ca. 90-minütige Rundgänge mit exklusiven
Informationen aus rund sechs Jahren Recherche-Arbeit;
Weiteres siehe eingestellte pdf-Datei
- Kontakt zur Autorin
info@franziskastreun.ch. |
 | Franziska Streun: Jüdisches Leben in Thun.
Bonusmaterial "Die Baronin im Tresor". März 2020.
Eingestellt als pdf-Datei. |
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Angela
Bhend: Triumph der Moderne. Jüdische Gründer von Warenhäusern in der
Schweiz, 1890-1945. Verlag Chronos 2021. Beiträge zur Geschichte und Kultur
der Juden in der Schweiz Bd. 19. ISBN 978-3-0340-1585-1 CHF 58.00 / € 58.00 S.
73: "Die Gebrüder Geismar und das Kaufhaus Zur Stadt Paris".
Presseartikel zum Buch im "Oberländer Tagblatt" vom 8. Dezember 2021:
eingestellt
als jpg-Datei.
Informationen auf Verlagsseite:
https://www.chronos-verlag.ch/node/28038 mit Link zu E-Book (PDF)
kostenlos. |

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