Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sötern (Gemeinde Nohfelden, Kreis St. Wendel) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge 
  (bitte besuchen Sie auch die Website "Jüdisches Leben in der Gemeinde Nohfelden"  https://juedischeslebennohfelden.wordpress.com/)    

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur    

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Sötern bestand eine im 19. Jahrhundert relativ große jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück (der Friedhof wurde um 1650 angelegt). 1716 wurden 15 jüdische Familien am Ort gezählt. Die "Söterner Gemeinderechnung" von 1756 nennt folgende steuerpflichtige Juden: Aaron, Benjamin, Sander, Abraham, Mordgen, Gerschel, Mausche. 1791 lebten 44 jüdische Einwohner in Sötern. Von ihnen stammten einige aus Hunsrückgemeinden, wo sie ausgewiesen worden waren. 1799 hatte Sötern 400 Einwohner, die sich aus 54 evangelischen, 10 katholischen und 15 jüdischen Familien zusammensetzten.  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 95, 1817 107 jüdische Einwohner, 1846 233, 1849 225, 1890 99  jüdische Einwohner, 1900 107. 
  
1817 werden folgende Familienvorstände mit bereits neuen Familiennamen genannt: David Feis jun., Jacob Feis, Emanuel Feis, David Feis, David Sender und Schaut Sander (diese sechs waren Viehhändler), Samuel Stern (Krämer), Germann Wolf (Kleinhändler), Löb Sander (Kleinhändler), Isaak Kahn (Kleinhändler), Aron Kahn (Kleinhändler), Lion Baum (Seifensieder), Levy Sender (Viehtreiber), Seligmann Sender (Viehtreiber), Mattes Löb (Viehtreiber), Daniel Sender, Löb Kahn, Moses Sender, Jacob Löb, Hertz Raffael (die letztgenannten sechs waren ohne Gewerbe), Elias Stern (Seifensieder).   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (von 1831 bis 1910 zunächst private, dann öffentliche jüdische Volksschule; zur Auflösung siehe Bericht unten, danach private jüdische Volksschule, zuletzt noch Religionsschule; Schulhaus Weiherdamm 11), ein rituelles Bad (blieb erhalten im Haus Hauptstraße 13, wurde 1989 unter Denkmalschutz gestellt, doch trotzdem 2005 abgebrochen) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. In besonderer Erinnerung blieb aus dem 19. Jahrhundert Lehrer Michel Kohn, der 1882 nach einer 54-jährigen Tätigkeit am Ort in den Ruhestand trat (siehe Berichte unten). Nachfolger war Lehrer J. Bauer, der bis zur Auflösung der jüdischen Volksschule im Jahr 1910 - also 29 Jahre - in Sötern blieb (siehe Bericht unten). Die Gemeinde gehörte zum Landrabbinat Birkenfeld mit Sitz in Hoppstädten. Im jüdischen Landesgemeinderat Birkenfeld (gegründet 1831) saß auch ein Vertreter der jüdischen Gemeinde Sötern (1924 Hermann Sender).  
     
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Isidor Kahn (geb. 8.8.1888 in Sötern, gef. 26.10.1914), Gefreiter Samuel Kahn (geb. 9.7.1881 in Sötern, gef. 15.7.1915), Julius Lion (geb. 13.5.1871 in Sötern, gef. 13.6.1918) und Gustav Wolf (geb. 28.11.1894 in Sötern, gef. 29.4.1916).    
       
Um 1924, als zur Gemeinde noch 105 Personen gehörten (8 % von insgesamt etwa 1.300 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hermann Sender, Gustav Wolf und Julius Lion. Den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen erteilte für 19 Kinder der Gemeinde Rabbiner Dr. Lewin (Hoppstädten). An jüdischen Vereinen bestanden ein Wohltätigkeitsverein (Männer-Chevra, 1924 unter Leitung von Max Baum mit 21 Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen), ein Israelitischer Frauenverein (Frauen-Chevra, 1932 unter Leitung von Berta Lion; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen), ein Verein zur Unterstützung der Wanderarmen (1924 unter Leitung von B. Weil - Kirn) und ein Jugendverein (1924 unter Leitung von L. Sender). 1932 waren die Gemeindevorsteher Ludwig Sender (1. Vors.)), Moritz Lion (2. Vors.) und Julius Lion (3. Vors.). Als Kantor war Gustav Wolf tätig. Im Schuljahr 1931/32 erhielten 12 Kinder der Gemeinde Religionsunterricht.         
    
Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 90 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Gemeindeglieder gezwungen, die Einrichtung der Synagoge und auch den Leichenwagen zu zerstören. die jüdischen Geschäft (u.a. das Einkaufsgeschäft von Max Baum und die Textilhandlung Wolf) wurden verwüstet und geplündert. 12 der letzten jüdischen Einwohner wurden im April und Juli 1942 deportiert. 
  
In Sötern blieb nur noch Ernst Michel Hirsch (geb. 1907 in Sötern) zurück, der mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet war (sechs Kinder). Im Januar 1945 sollte er noch deportiert werden, doch wurde er gewarnt und konnte sich in der Kanalisation verstecken, bis die Gefahr vorüber war (Quelle: Landesarchiv des Saarlandes, Akten des Landesentschädigungsamtes LEA 11031, Akte von E. Hirsch und LEA 12109, Akte von Luise Hirsch geb. Barth; Hinweis von Dieter Raab, Landesarchiv, Saarbrücken vom 29.11.2017)
   
Von den in Sötern geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", überarbeitet und ergänzt durch Reiner Schmitt): Emma Baum (?), Henriette Baum geb. Blum (1873), Hermann Baum (1868), Jakob Baum (?), Johanna Baum (1904), Frieda Bloch geb. Lion verw. Blau (1903), Margot Blau (1929), Delfine Ermann geb. Lion (1875), Sophie Ermann geb. Lion (1880), Auguste Harf geb. Baum (1877), Isaak Heymann (1870), Renate (Reni) Heymann (1930), Rosa Heymann geb. Loring (1904), Walter Heymann (1903), Berta Hirsch (1863), Flora Vera Hirsch (1882), Hermann Hirsch (1870), Ludwig Hirsch (1903), Max Hirsch (1900), Raimund Hirsch (1934), Sara Hirsch geb. Wolf (1873), Sophie Hirsch (1881), Charlotte Kahn geb. Bach (1877), Else Kahn geb. Lion (1905), Josef Kahn (1870), Mathilde Kahn geb. Hirsch (1871), Johanna Hedwig Koschelnik geb. Kahn (1892), Friedrich Koschelnik (1928), Leonore Koschelnik (1925), Lotte Koschelnik (1929), Rosalie Levi geb. Hirsch (1873), Hermine (Helmine) Levy geb. Sender (1870), Sender Ruben Levy (1853), Bella Lion (1939), Berta Lion geb. Moses (1876), Berthold Lion (1892), Delphine Lion (1875), Emil Lion (1884), Felix Lion (1879), Hugo Hermann Lion (1902), Irma Lion geb. Simon (1899), Isidor Lion (1879), Josef Lion (1873), Moritz Lion (1873), Nanette (Nanetta) Lion geb. Thal (1877), Sara Lion (?), Sophie Lion (1880), Thekla Lion (1882), Wilhelm Erich Lion (1935), Gisela Mendel (1932), Luzia Mendel geb. Sender (1905), Adele Meyer geb. Kahn (1863), Johanna Meyer geb. Lion (1895), Barbara Oppenheimer geb. Baum (1873), Moritz (Moses) Rosenberg (1880), Delphine Schwarz geb. Wolf (1892), Arthur Sender (1885), Lina Sender (1864), Rosette Sender geb. Grunewald (1881), Betty Simon geb. Lion (1909), Ida Stern (1899), Rosa Stern (1889), Lina Weil geb. Sender (1864), Arthur Wolf (1894), Berta Wolf geb. Steinberger (1886), Emma Wolf geb. Baum (1879), Gustav Wolf (1871), Gustav Wolf (1877), Heinz Wolf (1928), Herbert Wolf (1925), Jakob Werner Wolf (1922), Johanna Wolf geb. Scholem (1857), Johanna Wolf geb. Baum (1904), Ludwig Erwin Wolf (1923), Markus Wolf (1885), Paula Wolf geb. Wendel (1885), Rosel Wolf (1920), Salomon Wolf (1884), Wilhelm (Willi) Wolf (1896).    
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1911

Soetern Israelit 22061911.jpg (63157 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1911: "Die hiesige Lehrer- und Kantorstelle ist, da der jetzige Inhaber zum Militärdienste angeschrieben, anfangs Oktober dieses Jahres neu zu besetzen. Gehalt 1.200 Mark und ca. 150 Mark Nebeneinkünfte. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich baldigst melden bei dem Synagogen-Vorsteher Isaak Sender 
Sötern,
Fürstentum Birkenfeld."   

   
Lehrer Michel Kohn tritt in den Ruhestand (Lehrer in Sötern 1836 bis 1882)
(Anmerkung: die orthographischen Fehler im nachfolgenden Abschnitt wurden korrigiert)  

Soetern AZJ 03011882.JPG (182971 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Januar 1882: "Bonn, 25. Dezember (1882). Man schreibt uns aus dem Fürstentum Birkenfeld: Ein seltenes und schönes Fest wurde am 7. dieses Monats im Dorfe Sötern gefeiert. Dort war der israelitische Lehrer Kohn nach einer 54-jährigen Tätigkeit - er hatte in Sötern selbst 46 Jahre lang gewirkt - in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Seinen 76. Geburtstag nahmen seine zahlreichen früheren Schüler als Veranlassung, um ihrem Lehrer Dankbarkeit und Anerkennung zu beweisen. Am Vormittage des 7. dieses Monats versammelten sich im Schulhause die Schuljugend, die Festteilnehmer, der Ortspfarrer, die evangelischen Lehrer, der Ortsvorstand und die angesehensten Bürger. Vom Schulhause zog man zum Wohnhause des Jubilars, woselbst man den Gefeierten durch Lied und Wort begrüßte. Der Gemeindevorstand drückte die Gefühle der Dankbarkeit aus, die sich hier Kohn bei den Gemeindegliedern erworben, der derzeitige Lehrer Herr Bauer beleuchtete das Wirken des Emeriten in der Schule, ein früherer Schüler desselben, Herr Lehrer Sender aus Tholey sprach im Namen der früheren Schüler und überreichte die von denselben gestifteten wertvollen Geschenke: silbernen Pokal, Sessel, Stock, Album mit den Photographien der Geber - und schließlich sprach der evangelische Pfarrer des Ortes Worte der Anerkennung für das Leben und Wirken des Jubilars als Mensch und Mitbürger. - Ein Festessen, gewürzt mit Toasten auf Herrn Kohn und seine würdige Gattin, vereinigte die Gesellschaft bis zur späten Abendstunde. Möge der Jubilar sich noch recht lange der wohlverdienten Ruhe erfreuen! Zum Schluss sei bemerkt, dass Herr Kohn aus der Staatskasse einen Ruhegehalt von über 1.140 Mark bezieht. Wann wir aus unserem großen Nachbarstaate Ähnliches berichtet werden können."   

   
Auszeichnung für Lehrer Michel Kohn (1882)  

Soetern AZJ 14031882.JPG (219698 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1882: Aus dem Fürstentum Birkenfeld, im Februar (1882). Dem Lehrer Kohn zu Sötern wurde von unserem Großherzog (von Oldenburg) das Allgemeine Ehrenzeichen II. Klasse verliehen, und heißt es u.a. in dem desfallsigen Diplom: 
'Wir Nicolaus Friedrich Peter von Gottes Gnaden Großherzog von Oldenburg, Erbe von Norwegen, Herzog von Schleswig-Holstein, Stormaare, der Dithmarschen und Oldenburg, Fürst von Lübeck und Birkenfeld, Herr von Jever und Kniphausen etc.   Wir usw. haben uns bewogen gefunden, dem israelitischen Lehrer außer Dienst Michel Kohn von Sötern ein Zeichen Unserer Anerkennung seiner langjährigen musterhaften und segensreichen Lehrtätigkeit in der Gemeinde Sötern zu geben, und verleihen ihm daher das mit Unserm Haus- und Verdienst-Orden verbundene Allgemeine Ehrenzeichen II. Klasse.'   
Das Ehrenzeichen trägt die Inschrift: Ein Gott, ein Recht, eine Wahrheit. Treu diesem Wahlspruche wird in unserem Lande gehandelt und haben wir Juden in keiner Hinsicht Ursache, zu klagen. Wir sind in jeder Hinsicht den übrigen Bürgern gleichgestellt. Unser Landrabbiner, der seinen Sitz in Birkenfeld hat, hat in jeder Beziehung die gleiche Stellung, wie jeder andere Geistliche. Unsere Schulen sind da, wo die gesetzliche Kinderzahl ist, öffentliche und sind die Lehrer an denselben vom Staate angestellt. Die israelitischen Lehrer haben dieselben Rechte, wie jeder andere Lehrer. Wie schon in Nr. 1 dieser Zeitung gemeldet, bezieht der pensionierte Lehrer Kohn 1140 Mark Pension aus der Staatskasse. Zwei israelitische Lehrer-Witwen beziehen aus der Staats- und Lehrer-Witwen-Kasse ihr Witwengehalt. Um so recht zu zeigen, dass man dem Wahlspruche: 'Ein Gott, ein Recht etc.' nach handelt, muss ich noch Folgendes anführen. Es besteht für das Fürstenfeld Birkenfeld eine Stiftung der weiland Großherzogin Cäcilie aus dem Jahre 1844, aus welcher laut § 2 die Zinsen des Kapitals an bedürftige Lehrer-Witwen beider Konfessionen zu verteilen sind. Trotz § erhalten auch jetzt zwei jüdische Witwen diese Unterstützung. Zu Synagogenbauten erhalten die israelitischen Gemeinden von der Regierung dieselbe Unterstützung, wie jede andere Konfession. So erhielt die israelitische Gemeinde Oberstein vor einigen Jahren zum Synagogenbau eine Unterstützung von 2.400 Mark und die Gemeinde Bosen hat vor wenigen Wochen als Unterstützung zu ihrer nun unter Dach stehenden neuen Synagoge 750 Mark ausgezahlt erhalten. Zahlen beweisen und Tatsachen sprechen."  

   
Auflösung der öffentlichen jüdischen Schule (Elementarschule, 1910)   

Soetern AZJ 06051910.jpg (30013 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1910: "Die einzige öffentliche jüdische Schule im Fürstentum Birkenfeld, in dem Dorfe Sötern, wurde mit Schluss des Schuljahres von der Großherzoglichen Regierung aufgehoben und der Lehrer J. Bauer nach 29-jähriger Dienstzeit zur Disposition gestellt."    

  
Staatlicher Zuschuss für die private israelitische Volksschule in Sötern (1912)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1912: "Hoppstädten an der Nahe, 7. Februar (1911). Wie das Herzogtum Oldenburg, so wurde auch unser Fürstentum bei der letzten Landtagssitzung mit einer Unterstützung der jüdischen Institutionen bedacht. Während bisher der Staat 1600 Mark nur gewährte, erhält das Fürstentum nun als Beitrag zu dem Rabbinatsgehalt und als Unterstützung der im Fürstentum bestehenden israelitischen Privatvolksschulen 2230 Mark. Es wurde dies umso mehr begrüßt, als gerade durch Gründung der israelitischen Privatvolksschulen den einzelnen Gemeinden bedeutenden Kultuslasten aufgeladen waren. Bis zum 1. Januar 1909 bestand in Hoppstädten, bis zum 1. April 1910 auch in Sötern eine öffentliche israelitische Volksschule. Diese Schulen, die bis dahin von den bürgerlichen Gemeinden unterhalten wurden, sind aufgehoben, weil die Schülerzahl dauernd unter 25 betrug. Dadurch haben wir im Fürstentum Kultuslasten, wie sie sonst kaum irgendwo zu finden sind. Zurzeit muss Sötern 101 Prozent, Hoppstädten 98 Prozent, Bosen 152 Prozent der Gesamtsteuern an Kultuslasten aufbringen. Die Verhältnisse der jüdischen Gemeinden im Fürstentum sind recht befriedigende. In drei Orten haben wir Privatvolksschulen, an zwei Orten wird Religionsunterricht erteilt, sodass im ganzen Fürstentum jedes israelitische Kind seinen geregelten Religionsunterricht erhält und auch von keiner Seite dagegen je Einsprache erhoben wurde, trotzdem ein Zwang zum Religionsunterricht von Seiten des Gesetzes nicht besteht. - Ein Beweis für das intensiv-jüdische Leben im Fürstentum sind die Literaturvereine, die sich allgemeiner Sympathie erfreuen."      

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Emanuel Sender (1899)   

Soetern Israelit 26101899.jpg (58873 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1899: "Haushälterin
Zur selbstständigen Führung meines kleinen Haushalts, auf dem Lande, dem die Hausfrau fehlt, suche geeignete Persönlichkeit - Dienstmädchen vorhanden. 
Offerten mit Bild, Gehaltsansprüchen und wann Eintritt erfolgen kann, nebst Zeugnisabschriften erbeten.
Emanuel Sender, 
Sötern, Fürstentum Birkenfeld". 

 
 
 
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge       
    
1822 wird eine - vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammende - Synagoge genannt, die in einem früheren Wohnhaus eingerichtet worden war. 
   
In den 1830er-Jahren wurde der Neubau einer Synagoge am Ort geplant. Dazu nahm die Gemeinde Regierungsanleihen auf. Zum Bau kam es jedoch nicht. 1841 und 1851 ist von Instandsetzungs- und Umbauarbeiten an der alten Synagoge die Rede. Auch 1906 stand eine große Renovierung an.
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Gemeindeglieder gezwungen, die Inneneinrichtung der Synagoge zu zerstören. Sie mussten alles auf die Straße werfen und anzünden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Unterkunft für Fremdarbeiter und als Pferdestall zweckentfremdet. 
  
Nach 1945
wurde das Gebäude zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut (in den 1960er-Jahren Tankstelle, jetzt Volksbankfiliale und Wohnhaus).         
    
    
Standort der Synagoge:   Hauptstraße 30 
      
     

Fotos   
(Quelle: Publikation von M. Landau s.u. S. 193) 

 Historisches    Soetern Synagoge 152.jpg (77994 Byte) Soetern Synagoge 151.jpg (69914 Byte) 
   Skizze über die Einteilung der Plätze in der
 Männer-Synagoge zu Sötern (1888) -
  Original im LHA Koblenz Best. 393A 
Nr. 2738 fol.19
 Beim Novemberpogrom 1938 zerstört: 
die Kriegergedenktafel in der Synagoge
 Sötern mit der Nennung der drei 
jüdischen Gefallenen 
     
Das Gebäude der Synagoge nach 1945 
(Quelle: Website 
"Jüdisches Leben in der Gemeinde Nohfelden"
 Soetern Synagoge 022.png (117738 Byte)  Soetern Synagoge 021.jpg (22578 Byte)
  In den 1960er-Jahren wurde die ehemalige Synagoge 
als Tankstelle verwendet  
Das Synagogengebäude Sötern in der Gegenwart: 
Bankgebäude und Wohnhaus   
     
     
Andernorts entdeckt: 
im jüdischen Friedhof in Luxemburg   
Louxemburg Friedhof Soetern 12121.jpg (167931 Byte)
  Grabstein für Minna Levy geb. Sender 
(geb. in Sötern am 12. Februar 1859, gest. in Mersch am 13. März 1940)  
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

November 1993: Presseartikel zur jüdischen Geschichte in Sötern, Bosen und Gonnesweiler   
Soetern PA 120.jpg (587191 Byte)Der Artikel von F. Glutting erschien im November 1993 in der "Saarbrücker Zeitung" (erhalten von Reiner Schmitt); abgebildet ist das Haus der früheren Mikwe in Sötern. 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.    
  
November 2012: In Nohfelden werden "Stolpersteine" verlegt     
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 17. November 2012 (auszugsweise zitiert): "Steine wider das Vergessen. Schüler unterstützen das Kunstprojekt
Nohfelden
. Am Montag, 19. November, ab 15.30 Uhr verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig in Bosen, Gonnesweiler und Sötern die ersten Stolpersteine in Gedenken an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Auftakt erfolgt vor dem ehemaligen Haus Lion, Nohfelden-Bosen, Bostalstraße 62. Mit der Aktion "Stolpersteine" möchten die Veranstalter, die Gemeinde Nohfelden, die Gesamtschule/Gemeinschaftsschule Türkismühle und das Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel, ein Zeichen wider das Vergessen setzen...
Eine 14-köpfige Schülergruppe der Gesamtschule/Gemeinschaftsschule Türkismühle recherchierte gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe im Adolf-Bender-Zentrum jüdische Schicksale aus ihren Heimatorten, die während der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden. Besonders bewegt hat die Gruppe die Geschichte der Kinder, zum Beispiel die der Lotte Koschelnik. Ihrer Nachbarin gab sie vor der Deportation eine Puppe in Obhut. Dies war das letzte Mal, dass sie ihre Freundin gesehen hat. Lotte, damals 13 Jahre alt, wurde mit ihrer Mutter Johanna Hedwig Koschelnik und ihrem Bruder Friedrich 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet. Die Spur ihrer Schwester Leonore verlor sich bereits ein Jahr zuvor im Konzentrationslager Riga. Insgesamt werden für vier Familien in Bosen, Gonnesweiler und Sötern Stolpersteine in den Gehweg eingelassen.
Um 17.30 Uhr ist Gedenkfeier mit Vorstellung des Projektes durch die Schülergruppe, Lesung und Theaterstück in der Gesamtschule/Gemeinschaftsschule Türkismühle. Die Bevölkerung ist eingeladen, an der Verlegung der Stolpersteine in der Gemeinde Nohfelden teilzunehmen. red
Informationen beim Adolf-Bender-Zentrum, Telefon (0 68 51) 8 08 27 90...
Die Stolpersteine in der Gemeinde Nohfelden werden am Montag verlegt und zwar: 15.30 Uhr, Bostalstraße 62, Bosen, vier Stolpersteine für die Familie Lion; 15.55 Uhr, Nahetalstraße 31 bis 32, Gonnesweiler, fünf Stolpersteine für die Familien Hirsch/Kahn; 16.20 Uhr, Hauptstraße 47, Sötern, sechs Stolpersteine für die Familie Wolf; 16.45 Uhr, Hauptstraße 55, Sötern, vier Stolpersteine für die Familie Koschelnik. Anschließend findet gegen 17.30 Uhr eine Gedenkfeier in der Gesamtschule statt." 
Link zum Artikel     
  
  

     
    

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Nohfelden  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Sötern (interner Link)  
bulletWebsite https://juedischeslebennohfelden.wordpress.com/     

Literatur:    

bulletSt Wendel Synagoge 101.jpg (37750 Byte)Michael Landau (Hg.): Damit es nicht vergessen wird. Beiträge zur Geschichte der Synagogengemeinden des Kreises St. Wendel. Veröffentlichungen des Adolf-Bender-Zentrums e.V., St. Wendel 1988.
darin u.a.: Hans Eckert: Bericht über die Juden in Sötern S. 168-175.  
bulletEva Tigmann: "Was geschah am 9. November 1938?" - Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. 1998.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 461-462 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletAxel Redmer: Staatenlos und vogelfrei. Widerstand, Verweigerung und Verfolgung von Menschen aus dem Bereich der oberen Nahe 1933 bis 1945. 1. Teil. Die Ausgebürgerten. 132 S. Birkenfeld 1993.    
bulletTigmann Landau Lit 010.jpg (44617 Byte)Eva Tigmann / Michael Landau: Unsere vergessenen Nachbarn. Jüdisches Gemeindeleben auf dem Land. Familien und ihre Schicksale am Beispiel der Synagogengemeinden der Gemeinde Nohfelden (Sötern und Bosen). 2010. Gebunden 408 S., zahlr. Abb. ISBN 978-86110-477-3. 38.- €.
Reihe: Geschichte, Politik & Gesellschaft. Schriftenreihe der Stiftung Demokratie Saarland Band 12.
Informationen auf einer Seite des Röhrig Universitätsverlages   
Weitere Informationen siehe eingestellte pdf-Datei.     
bulletSoetern Lit 201210.jpg (32299 Byte) Reiner Schmitt: Die Synagoge in Sötern. 1817-1938. 79 S.  2012.   
bulletders.: Gedenkbuch - Die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung aus den Orten des Birkenfelder Landes 1933-1945 (Abentheuer, Baumholder, Birkenfeld, Bosen, Gonnesweiler, Grumbach, Hoppstädten, Hottenbach, Idar-Oberstein, Nahbollenbach, Niedereisenbach, Oberreidenbach, Offenbach, Rhaunen, Ruthweiler, Sensweiler, Sien, Sötern, Stipshausen, Thallichtenberg, Weierbach). 332 S. 2011. 
Hinweis: die genannten Beiträge von Reiner Schmitt sind in der Stadtbibliothek Trier und im Landeshauptarchiv Koblenz zugänglich. Sie sind nicht im Druck erschienen. Über Fernleihe können die Publikation aus der Stadtbibliothek Trier ausgeliehen werden.
bulletEdgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band 12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online zugänglich: eingestellt als pdf-Datei.    

       
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Soetern, Oldenburg. The Jewish community in Soetern, which existed prior to the Thirty Years War (1618-48), numbered only 44 in 1791. In 1846, the Jewish population was 233 but dropped to 107 in 1900. The community maintained a synagogue from 1838, a school (1831-1909), and a cemetery dating back to 1650. In 1933, there were 90 Jews living in Soetern. A Jew waa arrested in March 1933 for 'Communist agitation', and, as a Polish citizen, deported to Poland. In Kristallnacht (9-10 November 1938), the Nazis smashed the synagogue windows, then assembled the Jews of Soetern and forced them to wreck the synagogue. The cemetery was desecrated and both Jewish businesses and homes were looted and wrecked. Some Jews were maltreated and a least one was taken to the Dachau concentration camp, were he probably perished. By 1939, 36 Jews from Soetern had moved elsewhere in Germany. Although 27 managed to emigrate, some fell into Nazi hands in the localities were they had hoped to find shelter. The remaining Jews, at least 12, were deported in April and July 1942.  
   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020