Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schotten (Vogelsbergkreis) 
Jüdischer Friedhof

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
    
Siehe Seite zur Synagoge in Schotten (interner Link)  
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes             
    
Der jüdische Friedhof in Schotten besteht seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die älteren Gräber finden sich im linken Friedhofsteil, die neueren rechts. Im älteren Bereich deuten zum Teil nur noch Steinhaufen auf Grabstellen hin. Eine Feldsteinmauer umgibt den Friedhof. Die Friedhofsfläche umfasst 27,44 ar.   

Hinweis: Nach dem Verzeichnis der durch die "Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen" bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in Schotten die Zahl von 118 vorhandenen Grabsteinen aus der festgestellten Belegzeit von 1695 bis 1937. Siehe landesgeschichtliches Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen und Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg: Dokumentation der jüdischen Friedhöfe in Hessen - Online zugänglich

  
  
Lage des Friedhofes      

   
Der Friedhof liegt im Westen der Stadt an der Julie-Herold-Straße unterhalb des Wartweges.  
   
   
Fotos im Sommer 
(Fotos von H. Hausmann, Wächtersbach, Aufnahmedatum Juni 2005)   

Schotten Friedhof 102.jpg (100628 Byte) Schotten Friedhof 104.jpg (95771 Byte) Schotten Friedhof 100.jpg (103940 Byte)
Eingangstor mit Hinweistafeln  Im Friedhof  Teilansicht  
     
Schotten Friedhof 101.jpg (105339 Byte) Schotten Friedhof 105.jpg (49772 Byte) Schotten Friedhof 107.jpg (45082 Byte)
Teilansicht  Grabstein für 
Sara Stern  
"Abgebrochene Säule" für 
einen jung Verstorbenen  
  
     
 Schotten Friedhof 108.jpg (42922 Byte) Schotten Friedhof 103.jpg (116283 Byte) Schotten Friedhof 106.jpg (46727 Byte) 
 Grabstein für Hugo Stern (gest. 1927) 
mit den "segnenden Händen" der Kohanim 
Zwei Grabsteine mit den 
"segnenden Händen" der Kohanim 
Grabstein für Karoline Brodreich 
(gest. 1904)  

  
  
Fotos im Winter 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 24.3.2008)  

Schotten Friedhof 150.jpg (114365 Byte) Schotten Friedhof 151.jpg (85229 Byte) Schotten Friedhof 169.jpg (132792 Byte)
Das Eingangstor  Die Hinweistafeln  Blick über den im alten Teil 
großenteils abgeräumten Friedhof 
       
     
Schotten Friedhof 154.jpg (100009 Byte) Schotten Friedhof 172.jpg (75338 Byte) Schotten Friedhof 156.jpg (109368 Byte)
  Alte Grabsteine 
   
Schotten Friedhof 152.jpg (116222 Byte) Schotten Friedhof 157.jpg (85280 Byte) Schotten Friedhof 155.jpg (87554 Byte)
Grabsteinfragment          Grabstein mit Krone auf dem Grab 
einer Person, die eine solche Auszeichnung 
 verdient hat 
  
     
Schotten Friedhof 160.jpg (101658 Byte) Schotten Friedhof 158.jpg (97196 Byte) Schotten Friedhof 159.jpg (77214 Byte)
Grabstein für M. Frank 
(1788-1852) 
  Grabstein für Samuel Bär Stern (1790-1852) mit den "segnenden Händen" der Kohanim -
 religiöser Name: Natanel Dow HaKohen Bar Schmuel  
   
Schotten Friedhof 164.jpg (125057 Byte) Schotten Friedhof 168.jpg (130271 Byte) Schotten Friedhof 163.jpg (119325 Byte)
  Teilansichten im neueren Teil  
   
Schotten Friedhof 162.jpg (118778 Byte) Schotten Friedhof 166.jpg (117103 Byte) Schotten Friedhof 167.jpg (82035 Byte)
Teilansicht     Grabstein für Sarah Feuchtwanger geb. Bauer und Baruch Feuchtwanger 
(Volksschullehrer i.R., gest. 1912)  
  
     
  Schotten Friedhof 170.jpg (83651 Byte)   
    "Segnende Hände" der Kohanim  

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2020: Zu Fragen der Pflege eines jüdischen Friedhofes 
Artikel von Holger Sauer im "Kreisanzeiger" (lokal) vom 10. Juni 2018: "Jüdische Friedhöfe: Wer für den Erhalt zuständig ist
Wer ist für die Pflege jüdischer Friedhöfe zuständig? Und wie hat die eigentlich auszusehen? Wer sorgt dafür, dass der Erhalt der Anlagen gesichert ist? Und wem gehören die Grabstätten überhaupt? Auch in Schotten existiert ein jüdischer Friedhof. Er liegt seit mehr als 300 Jahren im Westen der Kernstadt an der Julie-Herold-Straße. Ein ehemaliger Schottener Bürger glaubt, dass es hier Versäumnisse gegeben hat.
SCHOTTEN
- Wer ist für die Pflege jüdischer Friedhöfe zuständig? Und wie hat die eigentlich auszusehen? Wer sorgt dafür, dass der Erhalt der Anlagen gesichert ist? Und wem gehören die Grabstätten überhaupt? Die Stätten sind oft die einzigen noch sichtbaren Zeugnisse der einstmals reichen, in der NS-Zeit untergegangenen jüdischen Kultur in Deutschland. Trotz mancher Zerstörungen und Verluste sind in Hessen nahezu 350 jüdische Friedhöfe mit vielen Tausend Steinen erhalten. Auch in Schotten existiert ein jüdischer Friedhof. Er liegt seit mehr als 300 Jahren im Westen der Kernstadt an der Julie-Herold-Straße. Ein ehemaliger Schottener Bürger glaubt, dass es hier Versäumnisse gegeben hat: Der Zustand des jüdischen Friedhofs sei wenig erfreulich, meint er nach einem Besuch im April. Die Stadt stehe in der Erinnerung ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger in der Verantwortung und habe dafür zu sorgen, 'dass deren Gräber würdig und gepflegt bleiben', schreibt Dr. Harald Reich. Schottens Bürgermeisterin bewertet die Sachlage allerdings ganz anders. Aber nicht nur sie. Dabei ist das keine Frage von Sichtweisen. Berührt wird hier die sensible Thematik Friedhofskultur, die offenbar wenig bekannt zu sein scheint. Um sich dem Komplex zu nähern, bedarf es eigentlich nicht viel. Umfangreiche Literatur ist auch nicht zu wälzen, will man sich ein zutreffendes Bild machen. Ein jüdischer Friedhof ist eine Anlage mit Besonderheiten, die sich aus den Gesetzen des Judentums ergeben. Die dauerhafte Totenruhe gilt als verbindlich und steht einer begrenzten Ruhefrist, wie sie auf sonstigen kommunalen Friedhöfen gängig ist, entgegen. Die Besucher legen statt Blumen in der Regel kleine Steine aufs Grab. Eine Bepflanzung der Gräber ist in der jüdischen Tradition ebenfalls nicht üblich. Und: Die Gräber lässt man mit Efeu und Gras überwachsen. Betrachtet man sich Aufnahmen jüdischer Friedhöfe, ob im Norden, Süden oder eben in der Mitte des Landes wie in Schotten, so ist genau dieses Bild an vielen Orten üblich. Eine ausgezeichnete Charakterisierung solcher Anlagen findet sich auf der Homepage des Regierungspräsidiums (RP) Kassel, das ebenso wie das für Schotten zuständige Gießener RP Aufsichtsbehörde des Landes ist. Hier heißt es: 'Jüdische Friedhöfe lassen vielfach den überaus gepflegten, fast parkartigen Eindruck christlicher Begräbnisstätten vermissen. Bodendecker überwachsen die Gräber, Grabsteine werden selten nur restauriert und lassen - mit Absicht - den Gang der Zeit erkennen. Doch unbeaufsichtigt und ungepflegt sind jüdische Friedhöfe keineswegs, sondern Zeichen der besonderen jüdischen Friedhofskultur als ein ,Haus des Lebens''.
HINTERGRUND. Im Vogelsbergkreis gibt es 16 jüdische Friedhöfe. So in Alsfeld und im dortigen Stadtteil Angenrod, in Feldatal-Kestrich, Gemünden-Rülfenrod, Grebenau und Crainfeld, in Homberg/Ohm, in Kirtorf, in Lauterbach, Mücke/Nieder-Ohmen, in Schlitz, in Schwalmtal-Storndorf, in Ulrichstein und in Bobenhausen II, in Schotten und in Einartshausen. Der jüdische Friedhof in Schotten besteht seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die älteren Gräber finden sich im linken Friedhofteil, die neueren rechts. Im älteren Bereich deuten zum Teil nur noch Steinhaufen auf Grabstellen hin. Eine Feldsteinmauer umgibt den Friedhof. Nach dem Verzeichnis der durch die Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in Schotten die Zahl von 118 Grabsteinen aus der Zeit von 1695 bis 1937. Das Alter des Friedhofes in Einartshausen ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass er Anfang des 18. Jahrhunderts angelegt worden ist. 1886 wurde er vergrößert. Viele der Grabsteine wurden in der NS-Zeit gewaltsam zerstört. 35 Grabsteine hat die Kommission für die festgestellte Belegzeit von 1742 bis 1936 hier dokumentiert (Quelle: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum). (hks)
Harald Reich, der inzwischen im süddeutschen Raum beheimatet ist, hat offenbar einen anderen Blick auf die Dinge. Er gehört der Abiturklasse 1963 Schotten/Nidda an, die sich nach seinen Angaben regelmäßig in der Heimatstadt trifft. Nach der letzten Zusammenkunft hat Reich an Bürgermeisterin Schaab geschrieben. Und von einem Besuch des jüdischen Friedhofs berichtet. Eine Gruppe von Ehemaligen habe einen im Andenken der verstorbenen und dort begrabenen ehemaligen jüdischen Mitbürger gepflegten Friedhof erwartet. 'Der Anblick hat uns eines besseren belehrt. Das passte nicht zu der Erinnerung durch die verlegten Stolpersteine, über die wir sehr erfreut waren. Gerade die Grabstätten haben im Talmud eine wichtige Bedeutung und sie so zu vergammeln zu lassen, ist traurig anzusehen.' Reich fügte der Korrespondenz noch Aufnahmen des Friedhofs bei. Sie zeigen Gräber, die von reichlich Grün überdeckt sind - was gerade in der Wachstumsperiode April/Mai aber nicht sonderlich verwundert. Bürgermeisterin Schaab sagt, dass die Lage des jüdischen Friedhofs in Schotten am Stadtrand und neben einer Waldfläche Vor- und Nachteile habe. Ein Vorteil sei, 'dass sich dort an Gräsern und Blühpflanzen eine Artenvielfalt entwickelt hat, die wir schützen wollen'. Die Fläche werde daher zweimal pro Jahr händisch durch eine beauftragte Firma gemäht. Damit die Frühblüher aussamen können, erfolge die erste Mahd Ende Mai/Anfang Juni und eine zweite Mahd im Herbst. Ein engerer Mähintervall würde das Aussamen im Frühjahr und im Sommer verhindern. Dazu gibt es Insekten, die sich dann nicht mehr ansiedeln, weil eine zu frühe Mahd ihren Lebensraum zerstört. 'Es würde ein normaler Rasen entstehen, wie er in jedem Garten zu sehen ist. Ob man diesen Anblick der Ordnung halber bevorzugt, ist Geschmackssache. Das jüdische Friedhofsverständnis lässt beides zu', sagt Susanne Schaab. Weder zur Amtszeit ihres Vorgängers Hans Otto Zimmermann noch während ihrer eigenen Amtszeit habe es Beschwerden oder Anregungen gegeben. 'Auch mein Amtsvorgänger hat in einem Gespräch mit mir darauf hingewiesen, dass die bisherige Übung in Einklang steht mit dem jüdischen Friedhofsverständnis.' Und auch in der Vergangenheit die Zustimmung der Behörden gefunden habe. Die Pflege erfolgt nämlich in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium in Gießen und dem Vogelsbergkreis, die in Hessen für die Kontrolle der jüdischen Friedhöfe zuständig sind, sagt Schaab. Das fotografierte Erscheinungsbild habe 'somit mitnichten den Hintergrund des Vergammelns'. Ein 'Vergammeln' kann auch das Gießener Regierungspräsidium keineswegs ausmachen. Schwerpunkt des Aufgabenfeldes 'Sicherung und Betreuung der jüdischen Friedhöfe' ist die Verwaltung der Haushaltsmittel, die jährlich, getrennt nach 82 verwaisten und 16 nicht verwaisten Friedhöfen, vonseiten des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration zugewiesen werden, sagt Thorsten Haas, stellvertretender Pressesprecher. Die Gelder für die verwaisten Friedhöfe werden anteilig von Bund und Land getragen, während die Finanzmittel für die nicht verwaisten Friedhöfe allein aus dem Landeshaushalt stammen. Ein Teil dieser Mittel dient der Auszahlung der Pflegepauschale an die Kommunen. Der Restbetrag werde für Instandsetzungen, insbesondere für den Erhalt der Grabsteine und der Einfriedung der Friedhöfe, verwendet. Die jüdischen Friedhöfe stehen größtenteils im Eigentum des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen, einige seien in kommunalem Eigentum. In der Regel, so Haas, werden entsprechend bestehender Vorgaben die jüdischen Friedhöfe jährlich durch die Landkreise besichtigt. Dazu muss auch ein Protokoll erstellt werden. Das Regierungspräsidium könne auch eigene Stichproben vornehmen. 'Der Vogelsbergkreis kommt seiner Verpflichtung zu Besichtigungen und Hinweiserteilungen jedoch in verlässlicher Form nach. Seitens des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen werden ebenfalls Besichtigungen durchgeführt, wobei insbesondere durch den vom Landesverband beauftragten Steinmetz Hinweise zur Behandlung der Grabsteine gegeben werden', sagt Haas. Die Pauschale, die Städte und Gemeinden für die Pflege der jüdischen Friedhöfe erhalten, liegt derzeit bei 60 Cent pro Quadratmeter Friedhofsfläche. Für den jüdischen Friedhof in Schotten liegt der Betrag angesichts einer Fläche von 3258 Quadratmetern bei 1954,80 Euro im Jahr. Gibt es aus Sicht der Aufsichtsbehörde Hinweise darauf, dass die Anlage in Schotten in einem - wie behauptet - wenig erfreulichen Zustand ist? Dazu sagt Haas: 'Wie dargelegt, erfolgen die Besichtigungen durch einen Mitarbeiter des Vogelsbergkreises, der diese Besuche in der Regel jährlich durchführt und gegebenenfalls von einem Vertreter des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen begleitet wird.' Festgestellte Mängel, hierbei insbesondere lose Grabsteine, würden gemeldet, um notwendige Instandsetzungsarbeiten in die Wege zu leiten. 'Aufgrund solcher Hinweise sind im vergangenen Jahr auf dem jüdischen Friedhof in Schotten elf Grabsteine wieder aufgestellt und befestigt worden.' Joachim Simon vom Amt für Aufsichts- und Ordnungsangelegenheiten des Vogelsbergkreises ist für die Besichtigungen der Friedhöfe zuständig. Seine Erfahrung sagt, dass die Anlagen allgemein in einem 'guten Zustand' seien. Beschwerden oder Anregungen habe es in seiner Zeit, bis auf ein einziges Mal, bisher nie gegeben. Und bei diesem einen Mal habe es sich auch noch um einen umgekehrten Fall gehandelt: Eine Frau, die in der Botanik bewandert ist, habe die zu radikale Mähpraxis in einer Kommune kritisiert, durch die sie seltene Pflanzen gefährdet sah. Grundsätzlich könne man sagen, so Simon, dass die Pflege der Anlagen, wie sie auch in Schotten funktioniert, die Regel sei. Wobei in Schotten in der Tat die Besonderheit der Topografie und der Lage am Wald eine Rolle spielt. Dort könne man nur mit Motorsensen arbeiten. Ein normales Mähen sei da überhaupt nicht möglich. "  
Link zum Artikel  

    
   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Schotten  
bullet Website des "Vereins zur Förderung der Geschichte des Judentums im Vogelsberg e.V.": hier anklicken  
bulletZur Seite über die Synagoge in Schotten (interner Link)    

Literatur:    

bullet Arnsberg II,283-285. 
bullet Schotten Einartshausen Lit 2016M.jpg (107770 Byte)Hanno Müller, Monica Kingreen, Frank Eckhardt: Juden in Schotten 1629-1945 und Einartshausen 1800-1942. ISBN 978-3-96049-003-6. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2016. 
bullet Hanno Müller: Juden in Schotten Einartshausen. Nachträge Erweiterung Einartshausen. ISBN 978-3-96049-106-4. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2022.  

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020