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Friedhöfe in der Region"
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Friedhöfe im Vogelsbergkreis"
Schotten (Vogelsbergkreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Schotten (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Schotten
besteht seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die älteren Gräber finden sich im
linken Friedhofsteil, die neueren rechts. Im älteren Bereich deuten zum Teil
nur noch Steinhaufen auf Grabstellen hin. Eine Feldsteinmauer umgibt den
Friedhof. Die Friedhofsfläche umfasst 27,44 ar.
Hinweis: Nach dem Verzeichnis der
durch die "Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen"
bearbeiteten hessischen Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in
Schotten die Zahl von 118 vorhandenen Grabsteinen
aus der festgestellten Belegzeit von
1695 bis 1937. Siehe landesgeschichtliches
Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden
in Hessen und Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde in
Marburg: Dokumentation
der jüdischen Friedhöfe in Hessen - Online zugänglich |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Westen der Stadt an der
Julie-Herold-Straße unterhalb des Wartweges.
Fotos im Sommer
(Fotos von H. Hausmann, Wächtersbach, Aufnahmedatum Juni 2005)
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Eingangstor mit Hinweistafeln |
Im Friedhof |
Teilansicht |
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Teilansicht |
Grabstein für
Sara Stern |
"Abgebrochene
Säule" für
einen jung Verstorbenen |
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Grabstein für Hugo Stern
(gest. 1927)
mit den "segnenden Händen" der Kohanim |
Zwei Grabsteine mit den
"segnenden Händen" der Kohanim |
Grabstein für Karoline
Brodreich
(gest. 1904) |
Fotos im Winter
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 24.3.2008)
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Das Eingangstor |
Die Hinweistafeln |
Blick über den im alten Teil
großenteils abgeräumten Friedhof |
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Alte
Grabsteine |
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Grabsteinfragment |
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Grabstein mit Krone auf dem
Grab
einer Person, die eine solche Auszeichnung
verdient hat |
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Grabstein für M. Frank
(1788-1852) |
Grabstein
für Samuel Bär Stern (1790-1852) mit den "segnenden Händen"
der Kohanim -
religiöser Name: Natanel Dow HaKohen Bar Schmuel |
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Teilansichten im neueren Teil |
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Teilansicht |
Grabstein
für Sarah Feuchtwanger geb. Bauer und Baruch Feuchtwanger
(Volksschullehrer i.R., gest. 1912) |
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"Segnende
Hände" der Kohanim |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Februar 2020:
Zu Fragen der Pflege eines
jüdischen Friedhofes
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Artikel von Holger Sauer
im "Kreisanzeiger" (lokal) vom 10. Juni 2018:
"Jüdische Friedhöfe: Wer für den Erhalt zuständig ist
Wer ist für die Pflege jüdischer Friedhöfe zuständig? Und wie hat die
eigentlich auszusehen? Wer sorgt dafür, dass der Erhalt der Anlagen
gesichert ist? Und wem gehören die Grabstätten überhaupt? Auch in Schotten
existiert ein jüdischer Friedhof. Er liegt seit mehr als 300 Jahren im
Westen der Kernstadt an der Julie-Herold-Straße. Ein ehemaliger Schottener
Bürger glaubt, dass es hier Versäumnisse gegeben hat.
SCHOTTEN - Wer ist für die Pflege jüdischer Friedhöfe zuständig? Und wie
hat die eigentlich auszusehen? Wer sorgt dafür, dass der Erhalt der Anlagen
gesichert ist? Und wem gehören die Grabstätten überhaupt? Die Stätten sind
oft die einzigen noch sichtbaren Zeugnisse der einstmals reichen, in der
NS-Zeit untergegangenen jüdischen Kultur in Deutschland. Trotz mancher
Zerstörungen und Verluste sind in Hessen nahezu 350 jüdische Friedhöfe mit
vielen Tausend Steinen erhalten. Auch in Schotten existiert ein jüdischer
Friedhof. Er liegt seit mehr als 300 Jahren im Westen der Kernstadt an der
Julie-Herold-Straße. Ein ehemaliger Schottener Bürger glaubt, dass es hier
Versäumnisse gegeben hat: Der Zustand des jüdischen Friedhofs sei wenig
erfreulich, meint er nach einem Besuch im April. Die Stadt stehe in der
Erinnerung ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger in der Verantwortung und
habe dafür zu sorgen, 'dass deren Gräber würdig und gepflegt bleiben',
schreibt Dr. Harald Reich. Schottens Bürgermeisterin bewertet die Sachlage
allerdings ganz anders. Aber nicht nur sie. Dabei ist das keine Frage von
Sichtweisen. Berührt wird hier die sensible Thematik Friedhofskultur, die
offenbar wenig bekannt zu sein scheint. Um sich dem Komplex zu nähern,
bedarf es eigentlich nicht viel. Umfangreiche Literatur ist auch nicht zu
wälzen, will man sich ein zutreffendes Bild machen. Ein jüdischer Friedhof
ist eine Anlage mit Besonderheiten, die sich aus den Gesetzen des Judentums
ergeben. Die dauerhafte Totenruhe gilt als verbindlich und steht einer
begrenzten Ruhefrist, wie sie auf sonstigen kommunalen Friedhöfen gängig
ist, entgegen. Die Besucher legen statt Blumen in der Regel kleine Steine
aufs Grab. Eine Bepflanzung der Gräber ist in der jüdischen Tradition
ebenfalls nicht üblich. Und: Die Gräber lässt man mit Efeu und Gras
überwachsen. Betrachtet man sich Aufnahmen jüdischer Friedhöfe, ob im
Norden, Süden oder eben in der Mitte des Landes wie in Schotten, so ist
genau dieses Bild an vielen Orten üblich. Eine ausgezeichnete
Charakterisierung solcher Anlagen findet sich auf der Homepage des
Regierungspräsidiums (RP) Kassel, das ebenso wie das für Schotten zuständige
Gießener RP Aufsichtsbehörde des Landes ist. Hier heißt es: 'Jüdische
Friedhöfe lassen vielfach den überaus gepflegten, fast parkartigen Eindruck
christlicher Begräbnisstätten vermissen. Bodendecker überwachsen die Gräber,
Grabsteine werden selten nur restauriert und lassen - mit Absicht - den Gang
der Zeit erkennen. Doch unbeaufsichtigt und ungepflegt sind jüdische
Friedhöfe keineswegs, sondern Zeichen der besonderen jüdischen
Friedhofskultur als ein ,Haus des Lebens''.
HINTERGRUND. Im Vogelsbergkreis gibt es 16 jüdische Friedhöfe. So in
Alsfeld und im dortigen Stadtteil Angenrod, in Feldatal-Kestrich,
Gemünden-Rülfenrod, Grebenau und Crainfeld, in Homberg/Ohm, in Kirtorf, in
Lauterbach, Mücke/Nieder-Ohmen, in Schlitz, in Schwalmtal-Storndorf, in
Ulrichstein und in Bobenhausen II, in Schotten und in Einartshausen. Der
jüdische Friedhof in Schotten besteht seit dem Ende des 17. Jahrhunderts.
Die älteren Gräber finden sich im linken Friedhofteil, die neueren rechts.
Im älteren Bereich deuten zum Teil nur noch Steinhaufen auf Grabstellen hin.
Eine Feldsteinmauer umgibt den Friedhof. Nach dem Verzeichnis der durch die
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen bearbeiteten hessischen
Friedhöfe ergibt sich für den Friedhof in Schotten die Zahl von 118
Grabsteinen aus der Zeit von 1695 bis 1937. Das Alter des Friedhofes in
Einartshausen ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass er Anfang des 18.
Jahrhunderts angelegt worden ist. 1886 wurde er vergrößert. Viele der
Grabsteine wurden in der NS-Zeit gewaltsam zerstört. 35 Grabsteine hat die
Kommission für die festgestellte Belegzeit von 1742 bis 1936 hier
dokumentiert (Quelle: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die
Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum).
(hks)
Harald Reich, der inzwischen im süddeutschen Raum beheimatet ist, hat
offenbar einen anderen Blick auf die Dinge. Er gehört der Abiturklasse 1963
Schotten/Nidda an, die sich nach seinen Angaben regelmäßig in der
Heimatstadt trifft. Nach der letzten Zusammenkunft hat Reich an
Bürgermeisterin Schaab geschrieben. Und von einem Besuch des jüdischen
Friedhofs berichtet. Eine Gruppe von Ehemaligen habe einen im Andenken der
verstorbenen und dort begrabenen ehemaligen jüdischen Mitbürger gepflegten
Friedhof erwartet. 'Der Anblick hat uns eines besseren belehrt. Das passte
nicht zu der Erinnerung durch die verlegten Stolpersteine, über die wir sehr
erfreut waren. Gerade die Grabstätten haben im Talmud eine wichtige
Bedeutung und sie so zu vergammeln zu lassen, ist traurig anzusehen.' Reich
fügte der Korrespondenz noch Aufnahmen des Friedhofs bei. Sie zeigen Gräber,
die von reichlich Grün überdeckt sind - was gerade in der Wachstumsperiode
April/Mai aber nicht sonderlich verwundert. Bürgermeisterin Schaab sagt,
dass die Lage des jüdischen Friedhofs in Schotten am Stadtrand und neben
einer Waldfläche Vor- und Nachteile habe. Ein Vorteil sei, 'dass sich dort
an Gräsern und Blühpflanzen eine Artenvielfalt entwickelt hat, die wir
schützen wollen'. Die Fläche werde daher zweimal pro Jahr händisch durch
eine beauftragte Firma gemäht. Damit die Frühblüher aussamen können, erfolge
die erste Mahd Ende Mai/Anfang Juni und eine zweite Mahd im Herbst. Ein
engerer Mähintervall würde das Aussamen im Frühjahr und im Sommer
verhindern. Dazu gibt es Insekten, die sich dann nicht mehr ansiedeln, weil
eine zu frühe Mahd ihren Lebensraum zerstört. 'Es würde ein normaler Rasen
entstehen, wie er in jedem Garten zu sehen ist. Ob man diesen Anblick der
Ordnung halber bevorzugt, ist Geschmackssache. Das jüdische
Friedhofsverständnis lässt beides zu', sagt Susanne Schaab. Weder zur
Amtszeit ihres Vorgängers Hans Otto Zimmermann noch während ihrer eigenen
Amtszeit habe es Beschwerden oder Anregungen gegeben. 'Auch mein
Amtsvorgänger hat in einem Gespräch mit mir darauf hingewiesen, dass die
bisherige Übung in Einklang steht mit dem jüdischen Friedhofsverständnis.'
Und auch in der Vergangenheit die Zustimmung der Behörden gefunden habe. Die
Pflege erfolgt nämlich in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium in Gießen
und dem Vogelsbergkreis, die in Hessen für die Kontrolle der jüdischen
Friedhöfe zuständig sind, sagt Schaab. Das fotografierte Erscheinungsbild
habe 'somit mitnichten den Hintergrund des Vergammelns'. Ein 'Vergammeln'
kann auch das Gießener Regierungspräsidium keineswegs ausmachen. Schwerpunkt
des Aufgabenfeldes 'Sicherung und Betreuung der jüdischen Friedhöfe' ist die
Verwaltung der Haushaltsmittel, die jährlich, getrennt nach 82 verwaisten
und 16 nicht verwaisten Friedhöfen, vonseiten des Hessischen Ministeriums
für Soziales und Integration zugewiesen werden, sagt Thorsten Haas,
stellvertretender Pressesprecher. Die Gelder für die verwaisten Friedhöfe
werden anteilig von Bund und Land getragen, während die Finanzmittel für die
nicht verwaisten Friedhöfe allein aus dem Landeshaushalt stammen. Ein Teil
dieser Mittel dient der Auszahlung der Pflegepauschale an die Kommunen. Der
Restbetrag werde für Instandsetzungen, insbesondere für den Erhalt der
Grabsteine und der Einfriedung der Friedhöfe, verwendet. Die jüdischen
Friedhöfe stehen größtenteils im Eigentum des Landesverbandes der jüdischen
Gemeinden in Hessen, einige seien in kommunalem Eigentum. In der Regel, so
Haas, werden entsprechend bestehender Vorgaben die jüdischen Friedhöfe
jährlich durch die Landkreise besichtigt. Dazu muss auch ein Protokoll
erstellt werden. Das Regierungspräsidium könne auch eigene Stichproben
vornehmen. 'Der Vogelsbergkreis kommt seiner Verpflichtung zu Besichtigungen
und Hinweiserteilungen jedoch in verlässlicher Form nach. Seitens des
Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen werden ebenfalls
Besichtigungen durchgeführt, wobei insbesondere durch den vom Landesverband
beauftragten Steinmetz Hinweise zur Behandlung der Grabsteine gegeben
werden', sagt Haas. Die Pauschale, die Städte und Gemeinden für die Pflege
der jüdischen Friedhöfe erhalten, liegt derzeit bei 60 Cent pro Quadratmeter
Friedhofsfläche. Für den jüdischen Friedhof in Schotten liegt der Betrag
angesichts einer Fläche von 3258 Quadratmetern bei 1954,80 Euro im Jahr.
Gibt es aus Sicht der Aufsichtsbehörde Hinweise darauf, dass die Anlage in
Schotten in einem - wie behauptet - wenig erfreulichen Zustand ist? Dazu
sagt Haas: 'Wie dargelegt, erfolgen die Besichtigungen durch einen
Mitarbeiter des Vogelsbergkreises, der diese Besuche in der Regel jährlich
durchführt und gegebenenfalls von einem Vertreter des Landesverbandes der
jüdischen Gemeinden in Hessen begleitet wird.' Festgestellte Mängel, hierbei
insbesondere lose Grabsteine, würden gemeldet, um notwendige
Instandsetzungsarbeiten in die Wege zu leiten. 'Aufgrund solcher Hinweise
sind im vergangenen Jahr auf dem jüdischen Friedhof in Schotten elf
Grabsteine wieder aufgestellt und befestigt worden.' Joachim Simon vom Amt
für Aufsichts- und Ordnungsangelegenheiten des Vogelsbergkreises ist für die
Besichtigungen der Friedhöfe zuständig. Seine Erfahrung sagt, dass die
Anlagen allgemein in einem 'guten Zustand' seien. Beschwerden oder
Anregungen habe es in seiner Zeit, bis auf ein einziges Mal, bisher nie
gegeben. Und bei diesem einen Mal habe es sich auch noch um einen
umgekehrten Fall gehandelt: Eine Frau, die in der Botanik bewandert ist,
habe die zu radikale Mähpraxis in einer Kommune kritisiert, durch die sie
seltene Pflanzen gefährdet sah. Grundsätzlich könne man sagen, so Simon,
dass die Pflege der Anlagen, wie sie auch in Schotten funktioniert, die
Regel sei. Wobei in Schotten in der Tat die Besonderheit der Topografie und
der Lage am Wald eine Rolle spielt. Dort könne man nur mit Motorsensen
arbeiten. Ein normales Mähen sei da überhaupt nicht möglich. "
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Arnsberg II,283-285. |
|
Hanno
Müller, Monica Kingreen, Frank Eckhardt: Juden in
Schotten 1629-1945 und Einartshausen 1800-1942. ISBN 978-3-96049-003-6.
Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré Stiftung in Lich. 2016. |
|
Hanno
Müller: Juden in Schotten Einartshausen. Nachträge Erweiterung
Einartshausen. ISBN 978-3-96049-106-4. Hrsg. von der Ernst-Ludwig Chambré
Stiftung in Lich. 2022. |
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