Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neustrelitz (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) 
Jüdische Friedhöfe   
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde    
    
Zur jüdischen Geschichte siehe Seite bei juden-in-mecklenburg.de:   http://www.juden-in-mecklenburg.de/Orte/Neustrelitz     
Zur Synagoge siehe Seite bei juden-in-mecklenburg.de  http://www.juden-in-mecklenburg.de/Synagogen/Synagoge_Alt_Strelitz        
  
  
Zur Geschichte der Friedhöfe        
    
Der jüdische Friedhof in Altstrelitz wurde 1728 angelegt, nachdem der erste Hofjude Friedrich Adolfs II. das Grundstück erwerben konnte. Im Laufe der Jahre wurde es mehrfach vergrößert, sodass dieser Friedhof mit der Zeit einer der größten und bedeutendsten jüdischen Friedhof Mecklenburgs war. Die Friedhofsfläche umfasste ca. 45 ar. Die letzte Beisetzung war 1937.
  
In der NS-Zeit wurde der Friedhof verwüstet, die Friedhofshalle wurde zur Kückenaufzuchtanlage, später (und bis heute) zu einem Wohnhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof 1949 wieder hergerichtet. Die zahlreichen unzerstörten Steine wurden wieder aufgerichtet, das Gelände begradigt. 1956 verkaufte die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg das Gelände sowie die meisten Grabsteine bis auf einen schmalen Streifen von etwa einem Sechstel der bisherigen Fläche. 1957 wurden die Grabsteine entfernt und die Bäume abgeholzt: zerschlagene Grabstelen sind als Straßenbegrenzungen, für Pflasterungen und als Wegeinfassung zweckentfremdet worden. Andere Grabsteine wurden in das Hafenbecken von Neustrelitz gekippt. Das weitgehend leer gewordene Grundstück  wurde am 15. Mai 1961 als "Ehrenhain" eingeweiht. Es sind nur drei Steine erhalten: zwei Grabsteine (Rabbiner Dr. Jacob Hamburger und Prof. Daniel Sanders) und ein Gedenkstein. 
    
 
Einzelne Berichte zur Geschichte des Friedhofes       

November 1911: Zum Tod und zur Beisetzung von Rabbiner Dr. Jacob Hamburger        
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. November 1911: "Strelitz (Mecklenburg), 29. Oktober (1911). Am 24. dieses Monats starb in Neustrelitz der Großherzogliche Ober- und Landesrabbiner Dr. Jakob Hamburger im Alter von 87 Jahren. Mit ihm ist wohl der älteste deutsche Rabbiner dahingegangen. Geboren im Jahre 1824 in Oberschlesien besuchte er unter den größten Entbehrungen berühmte Talmudschulen in Böhmen und Ingarn. Mit 16 Jahren erhielt er das Rabbinatsdiplom von berühmten Rabbinern, unter denen sich auch Rappoport befand. Nachdem er in Breslau promoviert hatte, erhielt er die Stellung als Rabbiner in einer kleinen Gemeinde Posens. 1859 wurde er nach Strelitz berufen und wirkte hier 52 Jahre hindurch mit dem größten Segen. Bei Juden wie Christen war er in gleicher Weise geachtet und geehrt. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ist seine 'Realenzyklopädie für Bibel und Talmud' die bekannteste. Die Beerdigung fand am 29. Oktober von der Synagoge zu Alt-Strelitz aus statt. Nachdem Herr Kantor Behrend die Liturgie vorgetragen hatte, bestieg der Landesrabbiner von Mecklenburg-Schwerin, Herr Dr. Silberstein die Kanzel und zeichnete in trefflichen Worten die Verdienste seines verstorbenen Kollegen. Im Namen der Familie sprach darauf Herr Rabbinatskandidat Dr. Levin (Berlin). Unter zahlreichem Gefolge setzt sich der Trauerzug zum Friedhof in Bewegung, wo unter Gebet und Segen die Beisetzung stattfand." 

       
In
Neustrelitz soll es zwei jüdische Friedhöfe gegeben haben, von denen noch einer besteht. Der vermutlich ältere Friedhof soll südlich des Ortes gewesen sein (Beschreibung 1988: "an der Fernverkehrsstraße F 96, wo sich heute die Tankstelle befindet"). Dieser Friedhof soll - wahrscheinlich in der NS-Zeit - zerstört und eingeebnet worden sein. Der neuere Friedhof geht auf das 19. Jahrhundert zurück. In der NS-Zeit ist auch dieser Friedhof zerstört worden. Nach dem Krieg stellte man die Steine teilweise entlang der Mauer, teilweise im Halbkreis auf. Es sind 24 Grabsteine erhalten. Das Grundstück ist mit einer hohen Ziegelsteinmauer umgeben.  
  
Im März 2008 kam es zu einer Schändung des Friedhof. Nachstehend ein Pressebericht aus www.ad-hoc-news.de vom 17.3.2008
:  

Haftbefehl gegen 18-Jährigen nach Angriff auf Asylbewerber beantragt  
Neustrelitz (ddp-nrd). Nach der Schändung des jüdischen Friedhofs und einem Angriff auf einen Asylbewerber in Neustrelitz hat die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg am Montag Haftbefehl gegen einen der Tatverdächtigen beantragt. Der 18-jährige Neustrelitzer sei wegen Körperverletzung vorbestraft und nur zur Bewährung auf freiem Fuß gewesen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Gerd Zeisler. Es bestehe deswegen Fluchtgefahr. Ermittelt werde wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung, Störung der Totenruhe und versuchter gefährlicher Körperverletzung. Zwei andere Tatverdächtige im Alter von 14 und 16 Jahren haben den Angaben zufolge eine Beteiligung an den Taten bereits eingeräumt, ausländerfeindliche Äußerungen jedoch bestritten. Der 18-jährige habe die Aussage bisher verweigert, sagte Zeisler. Die Ermittlungen zum genauen Tatablauf seien noch nicht abgeschlossen. Die Tatverdächtigen sollen nach Polizeiangaben in der Nacht zum Sonntag das schmiedeeiserne Tor zum Friedhof aus den Angeln gerissen und Grabsteine umgestoßen haben. Sie werden außerdem verdächtigt, am Samstagnachmittag in Neustrelitz einen 30-jährigen Libanesen beschimpft, auf ihn eingeschlagen und ihr Opfer mit Steinen und Flaschen beworfen zu haben. Der Mann war unverletzt geblieben und hatte die Polizei informiert. 

  
  
Lage der Friedhöfe

  
Der Friedhof in Altstrelitz (bzw. Strelitz-Alt) liegt am Kalkhorstweg. Der (neuere) Friedhof Neustrelitz liegt beim Hauptbahnhof Neustrelitz am "Schwarzen Weg".   

  Lage des jüdischen Friedhofes in Neustrelitz auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes Neustrelitz an;
oder unter "Einrichtungen" weiterklicken zu "Friedhof, jüd., Neustrelitz"
   
.     Lage des jüdischen Friedhofes in Altstrelitz auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes in Altstrelitz an:
oder über "Einrichtungen"  weiterklicken zu "Friedhof, jüd., Siedlung Kalkhorst"

     
      
      
Fotos
 
(Hans-Peter Laqueur, Aufnahmen vom Juli 2020)  

   
 Das Eingangstor zum jüdischen Friedhof Neustrelitz  Der Friedhof präsentiert sich in verwahrlostem und völlig ungepflegtem Zustand  
     
     

    
    

Links und Literatur  

Links:  

bullet Website der Stadt Neustrelitz  
bullet Wikipedia-Artikel "Jüdischer Friedhof (Strelitz Alt)"   
bulletQuelle: Altstrelitz, cemetery register, photocopy, German and Hebrew 1740-1923, online zugänglich über die Jacob Jacobson Collection im Archiv des Leo Baeck Institutes New York  http://findingaids.cjh.org/?pID=147427           

Literatur:  

bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer. Berlin 1992. S. 41-44.    
bulletMichael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 226-229. 524-525. 
bulletMichael Buddrus / Sigrid Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845-1945. Lebenswege und Schicksale. Ein Gedenkbuch. Schwerin 2019. Band 1. Texte und Übersichten. Zu Neustrelitz S. 240-241. Zu Altstrelitz S. 270-272. 

    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020