Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Messel (Kreis Darmstadt-Dieburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)           
    
In Messel bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Ein erster Hinweis auf Jüdische Einwohner ist der Bericht über die Taufe eines jüdischen Mannes aus Messel 1723, der sich nach seiner Taufe Johann Matthäus Gutmann nannte. In der evangelischen Kirchenchronik finden sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch Eintragungen über Juden des Orts, um 1790 werden u.a. "der Schuhjude", "der Brillenjude" usw. genannt (Hinweise auf die Berufe der Personen).  1815 wurden 16 jüdische Familien am Ort gezählt. 
 
Aus der Zeit um 1800 ist folgende Legende überliefert: Es gab eine Zeitlang besonders unter den jungen Leute viele Todesfälle, die man sich nicht erklären konnte. Man ging daraufhin zu dem Michelstädter "Baalschem" Seckel Löb Wormser. Dieser sagte der Abordnung, in Messel seien die Torarollen nicht in Ordnung. Bei der Rückkehr stellten die Messeler fest, dass dies stimmte. Die Fehler wurden behoben, und danach hörten die Todesfälle auf.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 84 jüdische Einwohner, 1861 77 (11,3 % von insgesamt 683 Einwohnern), 1880 70 (10,2 % von 684), 1895 37, 1900 31 (3,3 % von 928), 1910 32 (3,1 % von 1.004). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Messeler Schutzjuden bedeutende Kriegslieferanten des Großherzogs. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war es zu einer starken Abwanderung in die Städte gekommen, u.a. nach Langen oder nach Darmstadt. 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.) sowie eine Religionsschule und ein rituelles Bad, die sich beide im Synagogengebäude befanden. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dieburg beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde dürfte zeitweise im 19. Jahrhundert ein Lehrer angestellt gewesen sein, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Der Bericht von 1872 über den "Koscherwein" aus Messel (s.u.) redet noch von einem Lehrer der Gemeinde. Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Rabbinatsbezirk Darmstadt II. 
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Isidor Markus (geb. 7.2.1891 in Messel, gef. 14.6.1916).       
 
Um 1924, als noch 27 jüdische Einwohner gezählt wurden (2,4 % von 1.129), waren die Vorsteher der Gemeinde Jakob Neu und Adolf Neu. Rechner der Gemeinde war Fritz Klingelhöfer (vermutlich nichtjüdisch). Die damals fünf schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer Kaufmann aus Sprendlingen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Adolf Neu (1. Vors.), Hermann Markus (2. Vors.) und Emil Wertheimer (3. Vorsitzender, zugleich Kantor der Gemeinde).        

1933 lebten noch 21 jüdische Personen am Ort (1,9 % von 1.180 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Ausgewandert sind: die Familien Adolf Neu und Ferdinand Neu (Hanauer Straße 20); die Familie von Emil Wertheimer (Wohnhaus Holzhäusergasse/Ecke Langgasse; Emil Wertheimer war der letzte Gemeindevorsteher), die Familie Jakob Neu (Langgasse 12) und die Familie Gottfried Neu (Germanstraße/Ecke Holzhäusergasse). 1939 wurden noch sieben jüdische Einwohner gezählt. Im April 1940 wurde das Ehepaar Berta und Eduard Neu (Darmstädter Straße) nach Darmstadt ins Altersheim "abgemeldet". Die letzten zwei jüdischen Einwohner (Arthur Neu) und sein Sohn Herbert Neu wurden im März 1942 von Messel deportiert. Sie sind "in Polen verschollen".    
  
Von den in Messel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Marta Berg geb. Markus (1894), Leopold Hofmann (1879), Isidor Merkel (1889), Ferdinand Merkel (1880), Arthur Neu (1882), Arthur Neu (1903), Babette Neu (1860), Eduard Neu (1875), Herbert Neu (1930), Siegmund Neu (1876).     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle eines Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 
wurden noch nicht gefunden, nur die Ausschreibung der Stelle eines Hilfsvorbeters 1921  

Messel Israelit 15091921.jpg (31882 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "Hilfsvorbeter 
für Jomkippur gegen hohes Honorar gesucht. Offerten an den 
Vorstand der israelitischen Gemeinde   J. Neu, Messel bei Darmstadt."   

      
      
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
  
"Koscherer" Wein aus Messel - die orthodoxe jüdische Zeitschrift "Der Israelit" kritisiert die falsche Etikettierung (1872)  

Messel Israelit 27111872.jpg (120431 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1872: "Darmstadt, 12. November (1872). Vor einigen Tagen erfuhr ich, dass in der Gemeinde Messel ein Nichtjude, der Gastwirt J. German, Koscherwein verkaufe und auf nähere Erkundigung ward mir zu meinem Erstaunen mitgeteilt, dass die Fabrikation des Koscherweines auf folgende Weise vor sich gehe: der Gastwirt German kauft, wo immer auch, den Most oder Wein, bringt ihn nach Messel und ruft den Lehrer, der zugleich der Koscher-Siegelbewahrer ist und letzterer sieht zu, wie der Küfer den Wein ablässt etc., und hierauf wird das Faß versiegelt. So oft nun Wein abgezapft wird, ist der Herr Lehrer dabei. Nun, dieser Wein wird für Koscher verkauft, und die Leute glauben, er sei koscher!!! Wir wissen nicht, worüber wir mehr lachen sollen, über die plumpe Art, wie Herr Herman die Juden düpiert oder über den Herrn Lehrer, der - leider aus Leichtsinn oder Unwissenheit - sich zum 'Macher' gebrauchen lässt. Letzterem haben wir den Standpunkt klar gemacht, und er wird sich hüten, in Zukunft die Hand zu solchem Handel zu bieten. Wir haben wohl nicht noch nötig, besonders hervorzuheben, dass der Wein nie und nimmer koscher ist. Diese Zeilen haben bloß den Zweck, die Jehudim der Umgegend, die vielleicht den Sachverhalt nicht kannten, darauf aufmerksam zu machen, dass Germans Wein wohl reiner Wein sein kann, aber doch kein Koscherwein ist."

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
90. Geburtstag von Löb Merkel (1903) 

Messel Israelit 16101903.jpg (95187 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1903: "Messel, 9. Oktober (1903). Das 'Darmstädter Tagblatt' schreibt: Am 15. Oktober dieses Jahres begeht der älteste Einwohner hiesiger Gemeinde und das älteste Glied der israelitischen Religionsgemeinde, Herr Löb Merkel, seinen 90. Geburtstag. Derselbe ist geboren am 15. Oktober 1813 zu Messel, trat am 1. April 1834 in den hessischen Militärdienst und war 22 Jahre 7 Monate ununterbrochen in demselben; er machte den Feldzug 1848/49 in Baden mit, schied am 24. Oktober 1856 aus dem Militärdienste aus und wurde als Bahnwärter in Großen-Linden bei Gießen angestellt, welchen Dienst er zur größten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten versah. Am 1. Januar 1871 wurde er als Weichensteller nach Vilbel bei Frankfurt versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung am 1. Mai 1878 verblieb und dann wieder hierher zurückkehrte. Herr Merkel erfreut sich trotz seines hohen Alters noch ziemlich guter Gesundheit.   Wir empfehlen diese Notiz der 'Staatsbürger-Zeitung' zum freundlichen Abdruck."  
 
Derselbe Bericht erschien im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Oktober 1903 (links) und in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. November 1903. Messel FrfIsrFambl 16101903.jpg (107924 Byte) Messel AZJ 06111903.jpg (98485 Byte)

  
Über den Schochet G. Mayer in Messel (1921)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. Juni 1921: "Kreis Offenbach. Zum Rabbinatsbezirk Offenbach werden immer noch 12 jüdische Gemeinden zählen, wovon Dietzenbach und Dreieichenhain die kleinsten Gemeinden sind. Wenngleich dieselben keinen Lehrer mehr haben, so ist doch für Religionsunterricht von auswärts genügend gesorgt. Größere Gemeinden bilden Bürgel, Seligenstadt, Steinheim und Sprendlingen. - Einer der ältesten Glaubensgenossen unserer Umgegend ist der 86-jährige G. Mayer in Messel. Derselbe wurde noch von dem verstorbenen Rabbiner Dr. Formstecker - Offenbach zum Schochet autorisiert."        

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge    
   
1739/40 wurde - nach der unten abgebildeten Hinweistafel - im Messeler Gerichtsbuch protokolliert, dass die 'Gemeind-Judenschaft zu Messel zu Erbauung einer Synagog'  ein Stück Garten, fünf Messeler Ruthen und 7,5 Schuh groß (ca. 177 qm) und einen Platz für ein Frauenbad (Mikwe) erworben hat. Wenig später wurde die Synagoge ("Judenschule") erbaut. Es handelte sich beim Synagogengebäude um einen Fachwerkbau mit Satteldach und Vorhof zur Straße und einer gemauerten Einfriedung. Im Gebäude waren auch die Schule und das rituelle Bad. Die Synagoge in Messel war eine der ältesten Dorfsynagogen im Großherzogtum Hessen.   
    
Weitere Informationen zur Synagogengeschichte liegen bislang nicht vor. 
  
Wie lange Gottesdienste in dem Gebäude abgehalten wurden, ist nicht bekannt. Im August 1938 wurde das Synagogengebäude an einen Nachbarn verkauft, der es als Scheune verwendete. Dadurch blieb die ehemalige Synagoge beim Novemberpogrom 1938 verschont. Kultusgegenstände wurden bis Kriegsende auf dem Speicher der alten Schule in der Langgasse aufgewahrt. Das Synagogengebäude blieb bis 1965 in Privatbesitz erhalten. 1972 ließ der Besitzer das Gebäude abbrechen. Auf dem Grundstück wurde 1980/81 ein neues Wohnhaus erstellt.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:    Holzhäuser Gasse 20   
    
 
  
Fotos   

     
Historische Fotos zur jüdischen Geschichte oder zur Synagoge in Messel sind 
noch nicht vorhanden; Hinweise und Zusendungen bitte an den Webmaster 
der "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite.  
 
     
 Das Synagogengrundstück 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.3.2009)
      
 Messel Synagoge 902.jpg (74703 Byte)  Messel Synagoge 901.jpg (65566 Byte) Messel Synagoge 900.jpg (93953 Byte) 
Synagogengrundstück mit dem 1980/81
 erbauten Gebäude (linkes Haus)  
Hinweistafel zur Geschichte der Synagoge in Messel  
  
     
       

   
  
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Oktober 2015: Erste Verlegung von Stolpersteinen in Messel   
2015 wurden in Messel die ersten 12 Stolpersteinen verlegt Am 16. Oktober 2015 wurden 12 Stolpersteine verlegt: In der Hanauer Straße 20 für Adolf Neu, Karoline Neu, Salomon Neu, Ferdinand Neu, Settchen Neu, Ludwig Neu und Albert Neu; in der Holzhäusergasse 22 für Arthur Neu, Herbert Neu und Rosa Neu; in der Darmstädter Str. 25 für Eduard Neu und Bertha Neu. 
 
Februar 2017: Verlegung von weiteren Stolpersteinen in Messel geplant    
Anmerkung: Am 3. März 2017 wurden weitere 14 Stolpersteine und eine Stolperschwelle in Grube Messel verlegt: in der Germannstr. 2 für Lazarus Marx, Fanny Marx, Gottfried Marx, Mathilde Marx, Erich Siegmund Marx und Edith Fanny Marx; in der Holzhäusergasse 37 für Emil Wertheimer, Adelheid "Ida" Wertheimer, Simon Wertheimer, Sophie Wertheimer, Fritz Wertheimer und Bertha Wertheimer; in der Bruchgasse 21 für (nichtjüdisch) Marie Wenchel geb. Bäcker.
Außerdem wurde in Grube Messel eine Stolperschwelle zum Gedenken an etwa 300 Zwangsarbeiter der Fabrik Grube Messel verlegt.
Artikel von Janka Holitzka in "echo-online.de" vom 7. Februar 2017: "Stolpersteine für zwei emigrierte jüdische Familien aus Messel
MESSEL -
Mit dem Erinnern ist es so eine Sache in Messel. Zumindest, wenn es die dunkelsten zwölf Jahre der Dorfgeschichte betrifft. Doch einer, der sich nicht nur erinnert, sondern sogar aufschreibt, ist Karl Wenchel (Jahrgang 1929). Vielen schmeckt das offenbar nicht, und sie grüßen den Messeler Querkopf auf der Straße längst nicht mehr, sagt Wenchel, der der Geschichte der Juden in der von ihm verfassten Ortschronik ein eigenes Kapitel gewidmet hat. Und auch 2003 gab es schon mal richtig Ärger im Dorf, als Wenchel sich für eine Gedenktafel für Messeler Opfer des Dritten Reichs stark gemacht hat. Schon nach der ersten Nacht waren drei von vier Schrauben weg. Ein Statement, und zwar kein gutes. Doch mittlerweile wird es besser mit der Erinnerungskultur in Messel: Im Oktober 2015 sind zwölf Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Messel verlegt worden. Schon damals war klar: Weitere 14 Mahnzeichen für die Familie Marx, die Familie Wertheimer sowie Marie Wenchel – Karl Wenchels Tante, ein Opfer der Euthanasie – sollen folgen. Im März ist es nun soweit; Initiator Karl Wenchel und die Gemeinde Messel sind mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Dann wird jeder Messeler Jude einen Stolperstein haben.
Doch auch wenn es diesmal keine Diskussionen um das Erinnern gibt, wohl ist Wenchel nicht: 'Wenn ich an die Zukunft denke, wird mir bange', sagt der 88-Jährige, der glaubt, dass das Interesse an der Dorfgeschichte immer weiter abnimmt. 'Gerade deshalb sind die Stolpersteine so wichtig. Dass immer etwas da ist, was ins Auge fällt.'
SPENDEN GESUCHT. Die Aktion 'Stolpersteine' wird rein durch Spenden finanziert. Für die 14 Messeler Mahnzeichen sowie die Stolperschwelle ist laut Auskunft der Gemeinde das Geld noch nicht zusammen. Weitere Informationen gibt Karl Wenchel unter der Nummer 06159-2 76. (jah)
Die Recherche, die einer jeden Stolpersteinverlegung vorangehen soll, war in diesem Fall dank Wenchel und seiner Ortschronik bereits getan: Der siebenköpfigen Familie Wertheimer gelang in den Jahren 1935 bis 1939 die Flucht in die USA. Die Geschwister Fritz (*1920), Sophie Rotschild (*1910) und Julius (*1913) reisten zuerst aus und holten später die Eltern Emil (*1873) und Adelheid 'Ida' geborene Mayer (*1878) sowie ihre Tante Bertha (*1861) nach. Als Metzger fand Fritz Wertheimer schnell Arbeit in Amerika, weiß Wenchel. Denn die Wertheimers waren die Nachbarn der Wenchels, und als Bub war er 'Schabbes Goi', der am Sabbath das Herdfeuer für die jüdischen Nachbarn entzündete und dafür Matzen bekam. Lange nach dem Krieg, 1967, reiste Wenchel zu seinen ehemaligen Nachbarn in die USA – die ihn dort in schönstem Messeler Platt begrüßten, wie sich der Ortshistoriker heute lächelnd erinnert. Vorher in der Heimat war Vater Emil Wertheimer der Vorsteher der Messeler Juden, außerdem Kantor in der Synagoge. Er war Händler von Beruf und bediente dank eines Pferdewagens auch Kunden in den umliegenden Dörfern.
Von der zweiten Familie, an die im März mit Stolpersteinen gedacht wird, konnten nur Gottfried (*1907) und Mathilde Marx (*1908, geborene Metzler) mit den Kindern Erich Sigmund (*1931) und Edith Fanny (*1935) rechtzeitig über England in die USA emigrieren. Ihnen gelang 1938 die Flucht. Die ältere Generation aber überlebte die Nazis nicht: Lazarus Marx (*1873) wurde 1943 in Theresienstadt ermordet. Fanny Marx (*1870, geborene Merkel) starb nach Demütigungen 1934. Neben den 14 Stolpersteinen wird im März zudem eine sogenannte Stolperschwelle in Grube Messel verlegt. Sie erinnert an rund 300 Zwangsarbeiter, die zwischen 1940 bis 1945 in der Fabrik Grube Messel interniert waren. Geologe Franz-Jürgen Harms hat die Geschichte des Mineralöl-Werks aufgearbeitet. "  
Link zum Artikel  
Gemeinde Messel: "Stolpersteine in Messel" 2015 und 2017 - eingestellt als pdf-Datei  
 

    
     

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Messel     

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 73-74.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 131.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 113 (ohne neue Informationen).  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 39. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 258-259.  

        
          


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Messel  Hesse. Jews settled at the beginning of the 18th century. According to popular tradition, a phenomenally high death rate among the local Jews was curtailed in 1800 when R. Seckel Wormser, the 'Ba'al Shem of Michelstadt', urged them to repair their Torah scrolls. Numbering 84 in 1830, the community declined to 21 by 1933 and most of the remaining Jews emigrated before Worldwar II.           
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020